Altersheim St. Martin wird «Martinsheim Visp, Pflegeheim für Betagte»
Die Geschichte des Martinsheims beginnt im Februar 1965, als Visper Rotarier die Idee hatten, im Oberwallis Altersheime oder Alterssiedlungen zu bauen. Im Mai 1965 wurde der Gemeinnützige Verein Altersheim Oberwallis gegründet, Präsident war Dr. Karl Weissen.
Damals dachte wohl kaum jemand in Visp an ein Altersheim östlich der Mühle Nussbaum. Als sich die Initianten für den Bau einer solchen Einrichtung auf Reisen in die übrige Schweiz begaben, um sich diesbezüglich zu orientieren, hatten sie als Standort nur eine ruhige Lage im Kopf, am Rand der Siedlung oder noch weiter von der aktiven Bevölkerung entfernt. Sie mussten aber auf ihrer Erkundungstour zur Kenntnis nehmen, dass alte Leute nicht unbedingt absolute Ruhe wünschen, sondern den Alltag der aktiven Bevölkerung so weit wie möglich mitverfolgen möchten; diese Erfahrung hatten ihre Gesprächspartner gemacht.
Ausserdem liessen die Initianten von der Vereinigung der Oberwalliser Volkswirtschafter eine Studie erarbeiten; diese bestätigte die dringende Notwendigkeit zum Bau von Altersheimen und Alterssiedlungen.
Günstiges Grundstück nördlich des Bahngeleises
In Visp fanden die Initianten im früheren Gemeinderat und Müller Arnold Nussbaum jemanden, der für das Vorhaben 1969 östlich seiner Mühle, nördlich des Bahnhofs, Boden zu günstigen Bedingungen abtrat. Zur Arrondierung traten auch Hermann Truffer, Markus Meichtry und die Familie Johann Ruppen-Viotti Boden zu einem Vorzugspreis ab. Am 9. Juli 1969 kaufte die Gemeinde Visp den Boden und stellte ihn dem Gemeinnützigen Verein im Baurecht zur Verfügung. Das spätere Martinsheim konnte so seinen Anfang nehmen.
1972 ging auf der Gemeinde das Baugesuch für ein Altersheim im Gurtengrund ein.
Nachdem 1975 die Stiftung Altersheim St. Martin als Trägerschaft gegründet worden war, erfolgte am 3. Mai 1976 der erste Spatenstich für den Bau des Heims; dieser wurde im Rahmen des Kostenvoranschlags von 6 Millionen Franken realisiert.
Das Heim empfing seine Bewohnerinnen und Bewohner mit Pflegezimmern und angrenzender Siedlung: Am 6. Februar 1978 trat die Schneiderin Martha Gentinetta aus Visp als Erste ein. Erste Heimleiterin war Ursulinen-Schwester Theodula Schmidt, eine gebürtige Visperin.
Die Eröffnung fand am 9. September 1978 in Anwesenheit von Bischof Schwery und Staatsrat Bender statt.
106-jährige Visperin
Emily Häuser-von Wyl, aus der DDR gekommen, starb 1975 im hohen Alter von 106 Jahren in Visp.
Zweites Visper Burgschaftsfest
Im Juni 1984 wurde in den vielen Kellern der Burgschaft Visp zum zweiten Mal ein tolles und sehr gut besuchtes dreitägiges Burgschaftsfest durchgeführt. Der Erlös ging an das Altersheim St. Martin, wie bereits 1977, und das Kinderheim Bethania.
Pensionspreis: 56 Franken
1993 betrug der durchschnittliche Pensionspreis im Altersheim St. Martin 56 Franken im Tag.
Cafeteria, Mehrzwecksaal und eigene Küche kamen dazu
1986 erhielt das Alters- und Pflegeheim St. Martin im Erdgeschoss eine Cafeteria, gestiftet vom Gemeinnützigen Verein. Sie wurde in einem bis dahin leerstehenden Zimmer im Erdgeschoss eingerichtet und vom Verein betrieben.
Waren im Vorjahr noch 10 525 Pflegetage registriert worden, waren es 1987 schon 13 596. Mit 64 Bewohnerinnen und Bewohnern waren Altersheim und Siedlung voll besetzt; davon galten 39 als Pflegefälle. 1988 hatte das Martinsheim schon 10 Jahre auf dem Buckel.
Schon beim Bau 1978 war ein Mehrzwecksaal vorgesehen gewesen, doch hatte damals die Kapelle Vorrang. 1990 wurde dies nachgeholt: Der Gemeinnützige Verein half beim Bau eines Mehrzwecksaals mit einer Fläche von 133 Quadratmetern im Süden des Gebäudes; dieser bot 110 Personen einen Sitzplatz.
Seit 1997 verfügt das Heim über eine eigene Küche, davor war der Mahlzeitendienst des Spitals für die Verpflegung besorgt gewesen.
Treue Präsidenten
Gründungspräsident Dr. Peter Z’Brun trat 1997 nach 22-jähriger Präsidentschaft zurück. Seinen Platz nahm Dr. Donat Jäger ein, der das Amt seinerseits 15 Jahre innehatte; als Mitglied des Rotary-Clubs spielte er beim Bau und beim Betrieb des Martinsheims eine wichtige Rolle und war während Jahrzehnten dessen Hausarzt.
Stiftungsratspräsident Dr. Franz Schmid war dann während 12 Jahren auch Vorsitzender der Baukommission und als solcher mit dem Ausbau des Martinsheims über Jahre voll ausgelastet; in seine Amtszeit fiel der Erweiterungsbau mit seinen vielfältigen Schwierigkeiten. Auf Schmid folgte 2023 der Visper Gemeinderat Flavio Schmid, der seit 2015 als Fachmann die Finanzkommission betreute und damit die besten Voraussetzungen für sein neues Amt mitbrachte.
Neuer Name, neues Logo zum Jubiläum
Ab 2003, anlässlich des 25-jährigen Jubiläums, nannte sich das Altersheim St. Martin neu «Martinsheim Visp, Pflegeheim für Betagte».
Im gleichen Jahr eröffnete das Heim eine Demenzstation – eine Massnahme, die sich immer mehr aufgedrängt hatte. 2003 waren die 73 Plätze restlos besetzt, wie seit Jahren. Das Durchschnittsalter betrug 83,73 Jahre.

Der Ersatzneubau des zeitgemäss eingerichteten Martinsheims konnte im November 2022 mit 65 zusätzlichen Zimmern für Bewohnerinnen und Bewohner eröffnet werden. Seit Anfang 2023 stehen auch 13 Wohneinheiten für betreutes Wohnen zur Verfügung. Aus dem Altersheim St. Martin war das «Martinsheim Visp, Pflegeheim für Betagte» geworden. Das Haus steht unter der Leitung von Markus Lehner.
© Silvia Salzmann
Erweiterung in mehreren Etappen
Mit Um- und Ausbauten hatte sich die Einrichtung den immer wieder verändernden Bedürfnissen angepasst. Im September 2013 konnte ein Erweiterungsbau mit 40 neuen Zimmern eröffnet werden.
Im November 2022 wurde der zweite Teil des Ersatz-Neubaus in Betrieb genommen.
2023 konnte bei zahlreicher Teilnahme von Behörden, Baufachleuten, Besucherinnen und Besuchern und natürlich Bewohnenden der bedeutende Erweiterungsbau eingeweiht werden. Dieser hatte mehr als 30 Mio. Franken gekostet. Gleichzeitig konnte das Heim sein 45-jähriges Bestehen feiern.
Inzwischen bietet das Martinsheim 105 Bewohnerinnen und Bewohnern ein Zuhause; das Angebot umfasst 98 Langzeit- und 7 Kurzaufenthaltsbetten. Tagesbetreuung, Mittagstisch und Betreutes Alterswohnen sind ebenfalls möglich. Die Leitung und die 150 Mitarbeitenden stellen Wohn- und Lebensqualität der Betagten in den Vordergrund, entsprechend den individuellen Bedürfnissen und Wünschen.
Die Trägerschaft bilden die Stifter, nämlich die Gemeinde Visp, der Gemeinnützige Verein Martinsheim Visp und die Burgergemeinde Visp. Mitstiftergemeinden sind heute Ausserberg, Baltschieder, Bürchen, Eggerberg, Lalden, Stalden, Staldenried, Törbel und Zeneggen.
Wohnheim «Fux campagna» in den Kleegärten
Die Stiftung für ein Wohnheim mit Beschäftigungsstätte für schwer körperlich und mehrfach Behinderte Oberwallis in Visp drängte sich auf, weil bisher im Oberwallis Beschäftigungsstätten und Wohnmöglichkeiten für Menschen mit diesen Beeinträchtigungen fehlten.
Auf einer Parzelle von rund 3 000 Quadratmetern entstand in den Kleegärten das Wohnheim, das «Fux campagna» genannt wurde, weil die Familie Fux bereit war, die Parzelle dafür abzutreten.
Am 13. Juli 1993 erfolgte der erste Spatenstich. Zwei Jahre später fanden 23 schwer körperbehinderte Frauen und Männer ab 18 Jahren, die auf Hilfe von Dritten angewiesen waren, hier ein angenehmes und lebendiges Zuhause.
Am 11. Mai 1996 weihte Pfarrer Walter Zurwerra das Wohnheim ein; anlässlich der feierlichen Eröffnung des Neubaus sprachen Stiftungsratspräsident Paul Halter, Staatsrat Serge Sierro und Gemeindepräsidentin Ruth Kalbermatten.
Die Institution verdankt sich vor allem Subventionen von Bund und Kanton; es wurde aber auch in erfreulichem Ausmass gespendet. Hierbei nahm und nimmt der Visper Weihnachtsmarkt einen ganz besonderen Platz ein. Er findet jeweils am Wochenende vor dem ersten Advent statt und bringt jeweils um die 60 000 Franken Reinerlös ein. Inzwischen wird dieser Erlös aber an praktisch alle ähnlich gelagerten Institutionen im Oberwallis verteilt. Den Löwenanteil an konsumierenden Besuchern stellen jedoch nach wie vor Visperinnen und Visper.
Dr. Peter Z’Brun: Ehrenburger
Die Burger ernannten Dr. Peter Z’Brun am 15. Mai 1991 einstimmig zum Ehrenburger von Visp – dies für seine zahlreichen Verdienste im Spitalwesen der Region Visp/Westlich Raron, als Rotarier und erster Verwaltungsratspräsident des Gemeinnützigen Vereins Altersheim St. Martin sowie als Befürworter und erster Verwaltungsratspräsident des Radio Rottu Oberwallis
Dr. Z’Brun war ein vielseitiger und international bekannter Chefarzt des Visper Spitals. Als tüchtiger Chirurg und regsamer Direktor setzte er sich für die Entwicklung des Hauses mit allen Kräften ein.
Daneben stand er in kulturellen und gemeinnützigen Organisationen stets in vollem Einsatz. Während längerer Zeit war er im Verwaltungsrat des Rottenverlags und Präsident der Adolf Fux-Stiftung.
Helena Mooser Theler: engagiert im Sozialbereich
Helena Mooser Theler (1958) gehörte während elf Jahren dem Gemeinderat von Visp an. Sie war umsichtige Schulpräsidentin und stand während sieben Jahren dem Ressort Soziales vor. Auf ihre Initiative hin kam dort Bleibendes und Ausbaufähiges ins Rollen. Auch im Walliser Grossen Rat leistete sie während acht Jahren Wertvolles in Sitten.
«Spillchischta», wie die Kindertagesstätte in Visp heisst, gründete Mooser zusammen mit anderen Frauen; man ehrte sie für ihr Engagement als Gründungs- und Ehrenmitglied der Kita. Angesichts der massiven Zunahme der Lonza-Mitarbeitenden war diese Institution notwendig geworden; sie entwickelte sich erfreulich und beanspruchte immer grössere Räumlichkeiten – Wünsche, für die Helena Mooser bei der jeweiligen Gemeindeverwaltung stets offene Ohren fand.
Als Pflegefachfrau und in der Folge als Lehrerin für diesen anspruchsvollen Beruf entwickelte sie auch den lokalen Sozialmedizinischen Dienst weiter. Dieser nahm rasch eine regionale Dimension an und wurde seither so ausgebaut, dass er sowohl von Visp wie von Brig aus das gesamte Oberwallis umfassend betreut.
Als im September 1993 in Brig die Saltina, aber auch andernorts Flüsse und Bäche über die Ufer traten und die Umgebung massiv beeinträchtigten, wurde in Visp auf Helena Moosers Initiative hin und mit ihr als Präsidentin der Verein «Nachbar in Not» gegründet und eifrig Geld gesammelt. In wenigen Wochen kamen 1,36 Millionen Franken zusammen. Dies gestattete dem Verein, auf Weihnachten hin bei besonders betroffenen Personen, die durch den materiellen Schaden in finanzielle Not geraten waren, Hilfe zu leisten oder für ungedeckte Restkosten Privater aufzukommen. Im Vierteljahrhundert seit dem denkwürdigen Hochwasser wurden unter Helena Moosers Ägide nicht weniger als acht Millionen Franken gesammelt und Bedürftigen, in Not Geratenen aus dem ganzen Oberwallis zielgerecht geholfen – immer noch unter ihrem Präsidium.
Sozialmedizinisches Zentrum
Im Jahr 1977 wurde der Verein Sozialmedizinisches Regionalzentrum Visp-Westlich Raron geschaffen. Mitglieder waren alle Gemeinden der Schulregion Visp und der TBC-Liga des Bezirks Visp sowie das subregionale Zentrum Steg. Dieser Verein richtete seine Büros und Arbeitsräume im Untergeschoss des Visper Rathauses ein.
Lotto für Paulusheim
1972 wurde zugunsten des Paulusheims ein Lotto durchgeführt.
Im Alters- und Pflegeheim St. Paul in den Kleegärten kümmern sich heute fast 90 Personen um 50 Bewohnerinnen und Bewohner.
Carl Zuckmayer über das Saaser Titsch
«Die vom Althochdeutschen geprägte Sprache erschien mir wie ein Gedicht» sagte Carl Zuckmayer, der berühmte deutsche Dichter (27. Dezember 1896–18. Januar 1977), der seinen Lebensabend in Saas-Fee verbrachte, dort Ehrenburger wurde und seine Tage im Visper Spital Sta. Maria beschloss.
Johann Ruppen starb im 105. Lebensjahr
Im Alter von 105 Jahren starb in Visp dessen ältester Mitbürger Johann Ruppen. Neben seiner Familie und seiner Arbeit in der Lonza bedeutete ihm das Schiessen sehr viel. Ein Jahr zuvor hatte er mit seiner – zweiten – Frau 75 Jahren Ehe feiern können.