Kapitel Nr.
Kapitel 08.05

Anton Venetz, als Landeshauptmann nach Naters verreist

Anton Venetz galt in den 20er-Jahren des 16. Jahrhunderts als die einflussreichste Persönlichkeit im Zenden Visp. Wo er aufwuchs, welche Schulen er besuchte, ist unbekannt. Er war auch nicht Notar und Rechtskenner wie seine Zendenleute Majoris, In Albon und Summermatter. Durch Erfahrung und Klugheit war er aber in den Geschäften wohl bewandert und besass dazu einen beachtlichen Ehrgeiz.

Das Türschloss am Eingang zum Haus des Simon In Albon am Gräfinbiel.

© Peter Salzmann

Mitarbeiter von Simon In Albon

1507 war Venetz Weibel und Beisitzer am Gerichtshof des Visper Grosskastlans Simon In Albon. Wie dieser war er 1510 ein Anhänger des Bündnisses mit Frankreich. Im Unterschied zu In Albon und von Schalen trat er aber in den Streitigkeiten zu Schiners Zeiten nicht hervor. Im Dezember 1517 wurde Anton Venetz von den fünf oberen Zenden zum Grosskastlan über ihre Landvogtei Lötschen-Niedergesteln eingesetzt, die er etwa ein Jahr lang verwaltete. Landeshauptmann Zentriegen nahm ihn 1521 in seinen Dienst.

Dominierende Figur im Zenden Visp

Im Jahr 1522, als Kardinal Schiner in Rom starb, war Venetz Grosskastlan von Visp und nahm als Haupt der Visper Abgeordneten an der Wahl des Philipp de Platea zum neuen Bischof teil. Als Nachfolger von Petermann von Riedmatten wurde er 1523 Bannerherr von Visp. Da Simon In Albon damals häufiger in Sitten als in Visp anzutreffen war, wurde Venetz in den 20er-Jahren zur dominierenden Figur im Zenden.

In dieser Zeit gedachte er zusammen mit Peter Owlig und Thomas von Schalen ein Bergwerk bei Barmili südlich von Visp auszubeuten. Über den Ausgang dieses Unternehmens ist nichts bekannt.

Venetz-Haus in der Burgschaft

Das Haus des längst verstorbenen Landeshauptmanns Anton Venetz in Visp wurde noch im Jahr 1655 erwähnt. Es befand sich im untersten Drittel der Burgschaft und gehörte damals den angesehenen Brüdern Jost und Bartholomäus Venetz.

Landeshauptmann zu Beginn der Reformation

Als der Landrat Anton Venetz Ende 1527 zum Landeshauptmann wählte, wurde er im Abscheid als «fürnem und wys» bezeichnet. Seine zweijährige Regierungszeit war reich an wichtigen Ereignissen. Bedeutsam für die spätere religiöse Entwicklung im Wallis war der Übertritt des Landes Bern, des mächtigen Nachbarn im Norden, zur neuen Lehre im Jahr 1528. In der Folge wurde manches kirchliche Kunstwerk über das Gebirge ins Wallis gebracht, so das Missale von Zweisimmen, die Reliquiare von Bern und nach Überlieferung auch der Altar von Frutigen.

Kurz vor dem Umschwung in Bern hatte der Walliser Landrat am 30. Januar 1528 eine ganze Reihe einschneidender Bestimmungen gegen Missstände im kirchlich-religiösen Leben und gegen gewisse Übergriffe der Geistlichen erlassen. Venetz sollte 1533 noch ein zweites Mal für zwei Jahre Landeshauptmann werden.

Visper jetzt gegen Supersaxo

Im Februar 1529 brach der Sturm gegen Georg Supersaxo los. Den Anlass dazu hatte der Visper Jakob Kalbermatter gegeben. Die Wut des Volkes fürchtend, floh Supersaxo ins Waadtland. In Sitten wurde er zu hohen Geldstrafen verurteilt. Wie weit Landeshauptmann Venetz persönlich dem geflohenen Supersaxo feindlich gesinnt war, ist nicht bekannt. Auf jeden Fall hat er sich auf dessen Kosten bereichert. Als Honorar für das Mitwirken im Strafgericht liess sich Venetz nämlich nicht weniger als 100 Kronen überweisen; er nahm dafür einige von Supersaxos Gütern in Martigny in Besitz.

Die Liebe zog ihn nach Naters

Noch während seiner Regierungszeit hatte sich Venetz mit einer reichen Tochter aus Naters, Anna Maffei de Rubenis, Tochter des Petermann und der Anna Sterren, vermählt und siedelte deswegen von Visp nach Naters über. Obwohl er schon in Naters wohnte, liess er sich 1530 in Visp samt seinem natürlichen Sohn Anton um 10 Pfund als Burger aufnehmen. Diese «Nacht- und Nebelaktion» wurde in Visp wenig goutiert. Es wurde ihm Eigennutz vorgeworfen, hatte er doch mit diesem Schritt nur die Zukunft seines Sohnes sichern wollen. Am 12. August 1530 vertrat Venetz auf dem Landrat bereits den Zenden Brig.