Auch Heinrich In Albon häufte neben vielen Ämtern ein Vermögen an
Im Dezember-Landrat von 1659 wählten die Abgeordneten des Walliser Parlaments den Visper Heinrich In Albon zum neuen Landeshauptmann des Wallis. Er war der dritte der drei Landeshauptmänner namens In Albon aus Visp. In Albon, bis dahin Bannerherr des Zenden Visp, trat damit die Nachfolge seines Schwagers Johannes Roten von Raron an, der zuvor während 21 Jahren ohne Unterbruch das Land regiert hatte. Wohl als Folge dieser enorm langen Amtszeit seines Vorgängers legten die Abgeordneten zusätzlich fest, das höchste Amt solle von nun an alle zwei Jahre alternierend besetzt werden. Wie sich später zeigen sollte, fiel diese gut gemeinte Verordnung nur allzu bald dem Ehrgeiz führender Männer zum Opfer.
Geboren im heutigen Haus der Burger
Heinrich In Albon war der jüngste Sohn des mächtigen Visper Landeshauptmanns Johannes In Albon und der Katharina Kalbermatter. Er wurde um 1601 geboren, wahrscheinlich im Haus, das sein Vater 1584 erbaut hatte, im heutigen «Alten Spittel».
Erst 7-jährig, verlor Heinrich seinen Vater. So amtete sein Onkel Nikolaus Kalbermatter, der spätere Landeshauptmann, als sein Vormund. 1613 wurde Heinrich als Student in Luzern gesichtet, wo er bei einem Arzt logierte. 1617/18 studierte er in Freiburg im Breisgau; dort war ein braver und galanter Herr und Rechtskenner sein Kostgeber.
Von seinen sechs Brüdern starben nicht weniger als vier im Kindesalter. Sein ältester Bruder Johannes war Bannerherr von Visp; er starb schon 1619. Der andere Bruder Peter beschrieb den Verstorbenen wie folgt: «Er war von mittlerer Statur, sein Haar war kastanienbraun. Bart hatte er nur wenig oder gar keinen. Sein Urteil war langsam, aber zuverlässig, sein Leben und Gewissen unbescholten. Gegen die Kirche war er freigebig, wie dies die geschenkte Orgel und andere kleine Zierden bezeugen.» Bruder Peter nahm in Sitten Wohnsitz, wo die In Albon schon lange das Burgerrecht besassen und wo er sogar Syndicus der Stadt wurde. Papst Paul V. erhob ihn später zum Ritter des «Goldenen Sporns»; 1626 fiel Peter als Hauptmann im Veltliner Krieg.
Haupt des Hauses In Albon im Zenden
Nachdem sein Bruder Peter sich in Sitten niedergelassen hatte, wurde Heinrich zum Haupt des Hauses In Albon im Zenden Visp. In der Folge ging sein Lebenslauf gradlinig weiter, wie der seines Vaters.
Ein Beweis mehr dafür, dass die hohen Kreise konsequent darauf achteten, unter sich zu bleiben, war, dass sich Heinrich am 24. Februar 1622 mit Maria, Tochter des damals regierenden Landeshauptmanns Sebastian Zuber aus Visp, vermählte. Schon im darauffolgenden Dezember war Heinrich Grosskastlan des Zenden Visp und Abgeordneter auf dem Landrat. In Savoyen und im Piemont bekleidete er eine Zeit lang eine Hauptmannsstelle. Wie lange er deswegen vom Land abwesend war, ist nicht bekannt. Am 5. Februar 1623 wurde In Albon vom sterbenden Zendenhauptmann Michael Owlig in Mörel zum Vogt seiner Kinder ernannt.
In den Jahren 1629 bis 1631 hatte er die Landvogtei Monthey inne, 1637 amtete er für den Bischof Hildebrand Jost als Grossmeier von Ardon-Chamoson. 1643 war er als Gesandter des Zenden Visp für den Bundesschwur in Bern. Anschliessend wurde auch er Ritter vom Goldenen Sporn. Vogt der St. Martinskirche in Visp, die kurz darauf einem Neubau Platz machen musste, wurde er 1644. Gleichzeitig wurde ihm auch die heiss begehrte Würde eines Bannerherrn des Zenden übergeben, welche ihrem Träger jeweils unvergleichliches Ansehen verlieh. Als solcher hielt er am 21. November 1655 zu Visp in seinem Haus einen Zendenrat.
Visper als Mineralienkenner
Ein Adrian In Albon wirkte um 1615 als Gastwirt in Visp. Sein gleichnamiger Sohn wurde 1648 wegen seiner vortrefflichen Kenntnisse von Bischof Adrian IV. von Riedmatten zum bischöflichen Verwalter aller Mineralien und deren Nachforschung ernannt.
Saftlose Korrespondenz
Von Heinrich In Albon sind eine Reihe von Briefen an den Bruder und den Neffen erhalten geblieben, in denen Nachrichten über Land und Leute fast vollständig fehlen; die Ereignisse jener Zeit scheinen ihn nicht stark beeindruckt zu haben und seiner Schreibart wurde das Prädikat «ohne Geist und Saft» und «trostlos» ausgestellt. 1629 bat er seinen Neffen, ihm das Buch «Politica» des Gelehrten Justus Lipsius zu beschaffen. In einem Brief vom 17. Dezember 1636 berichtete er, er lese mit Vergnügen das Leben des Bruders Klaus, und fügte bei: «Nehmen wir ihn als Beschützer an.»
Ofenbauer und Gastwirt
Um 1643 war Anton Melber aus Prismell in Visp Maurer und Ofenbauer, aber auch Gastwirt.
Landeshauptmann entschied Erbschaftsprozess
Die Wahl Heinrich In Albons zum Landeshauptmann erfolgte im Dezember-Landrat 1659. Unter ihm blieben Kaspar von Stockalper Staatskanzler und Stephan Kalbermatter Landesstatthalter. Die zweieinhalb Jahre dauernde Amtszeit verlief friedlich und ruhig.
Am 16. Februar 1661 entschied Heinrich als Landeshauptmann auf dem Rat von Sitten den grossen, langwierigen Erbschaftsprozess der Nachkommen und Erben des berühmten Mageran in Leuk, der schon lange die Gerichte beschäftigt hatte.
Standort Leuk für das Kollegium
In seine Amtszeit fiel auch die Gründung des Ursulinen-Klosters in Brig und jene des Kollegiums Spiritus Sanctus, beide von Stockalper auf das Höchste gefördert. Auf dem Landrat vom Dezember 1661 erklärte In Albon, für seine Person und als Richter des Zenden Visp sei er wie die Leuker der Meinung, die Väter Jesuiten sollten in Leuk bleiben und das Kollegium dort bauen.
Nach seinem Rücktritt als Landeshauptmann im Mai 1662 erschien In Albon noch regelmässig im Landrat, wo er als gewesenes «Staatsoberhaupt» stets an der Spitze der Abordnung des Zenden Visp figurierte. Als Statthalter des Grosskastlans schlichtete er am 27. Hornung 1663 einen Streit zwischen der Gemeinde Staldenried und dem Grossdekan Georg Summermatter. Sein Hunger nach Ämtern war noch nicht befriedigt. So wurde er 1663 zum Landes-Säckelmeister gewählt und drei Jahre später als solcher bestätigt.
Er starb 65-jährig in Visp
Allein seine Tage waren gezählt. Nach Visp zurückgekehrt, starb er nach wenigen Wochen am 22. Juni 1666. Sein Leichnam wurde in der kurz zuvor neu erbauten Pfarrkirche vor dem St. Margarethen- und Antoniusaltar beigesetzt.
Er hatte das Grabmal seines Vaters Johannes laut Inschrift zuvor aussen am Chor der neuen Kirche übertragen lassen. Heinrichs Witwe starb im darauffolgenden Jahr und wurde an der Seite ihres Ehemanns beigesetzt.
Auch er hinterliess Güter in Mengen
Die zeitlichen Güter, die Heinrich In Albon sein Eigen nannte, bestanden vorwiegend aus Ererbtem. Ausführlich orientiert ist man darüber dank der Schrift über die Teilung des bekanntlich sehr bedeutenden, aber zerstückelten Vermögens, das sein Vater Johannes In Albon seinen drei Söhnen 1608 hinterlassen hatte. Bei dessen Verteilung am 18. November 1619 hatte Heinrich folgende Güter erhalten:
- Im Zenden Siders: vier Weinberge mit Haus, Scheune und Stall zu Siders und ausgedehnte, schöne Matten und Gärten.
- In Sitten und Umgebung: drei Weinberge, ein halbes Haus und Wiesland in Champsec.
- Der Hauptteil seines Erbteils lag in Visp und Umgebung; den Mittelpunkt und das Herzstück bildete hier das Gut genannt «Pflanzetten» oberhalb der Burgschaft Visp. Dieses bestand aus dem Wohnhaus, das gut 260 Jahre zuvor als Suste erbaut worden war, Gebäude, Scheune, Stallungen, Baumgärten, Wiesen und Gärten. Hier in diesem edlen Sitz, der im Verlauf der Jahrhunderte immer wieder saniert und restauriert wurde, darf man sich In Albon als glücklichen Besitzer und auch Bewohner vorstellen. Dazu kamen in Visp neben Gärten und wilden Matten ein kleines Haus im mittleren Drittel der Burgschaft und im obersten Drittel «ein Häuschen, ein Turm, Stallungen nebst kleinem Baumgarten, gelegen neben und hinter dem Hause des Fähnrichs Johann Schuoler».
- Auch in Stalden, dem früheren Stammsitz der In Albon, erhielt er ein Haus und eine Wiese in der sogenannten Bielmatte.
- Von besonderem Wert war ein Landgut in Gamsen, genannt die «Schedien», oberhalb der Landmauer gelegen, auf dem Mühlen standen, sowie
- ein Gut in Eyholz, genannt «die Kläffrinen» oder «Chleferna».
Sein Besitz erstreckte sich auch bergaufwärts: Da waren eine Voralpe in Eischoll, der «Spitzstein», dann 16 Kuh-Alprechte im Ganter und ein Alprecht im Gehren im oberen Goms. Unter den drei Brüdern unverteilt blieben weitere Alprechte im Ganter, an «Rigi und Steinen» im Binntal, im Welchigo-Senthumb im Augstbord, im Turtmanntal, zu Bluomatt, im Baltschiedertal und der Wald in der oberen Hellela oberhalb Zeneggen.
All diese Güter konnte In Albon in seinen späteren Jahren noch mehren und austauschen. Er besass nämlich später, um 1658, mehr als 18 Alprechte in der Alpe Nanz östlich von Visperterminen.
Söhne reichten dem Vater nicht das Wasser
Landeshauptmann Heinrich In Albon war Vater einer Tochter und dreier Söhne, die allerdings nicht an die Erfolge ihres Vaters anknüpfen konnten.
Johann Nikolaus war 1658 Familiaris des Landeshauptmanns und Gerichtsschreiber zu Visp. 1672 war er Kastlan der kleinen Gerichtsbarkeit Baltschieder-Gründen, welche der Burgerschaft Visp gehörte. Er starb 1681. Sein Sohn Joseph bekleidete keine Ämter mehr und starb als Soldat im venezianischen Dienst auf dem Peloponnes in Griechenland.
Sohn Peter liess sich in Sitten nieder. Tochter Anna Maria wurde 1649 Gattin des Zendenhauptmanns Jodok Venetz aus Visp. Anna Barbara heiratete Stefan Udret aus vornehmem Sittener Geschlecht. Christina starb 1663 als Gemahlin des Landvogts und Obersten Johannes Burgener von Visp. Maria Katharina wurde Ehefrau des Junkers Stephan Preux, was jedoch nicht belegt ist.
Anna Barbara war bereits 1671 Witwe und verkaufte ihrem Schwager Joder Venetz die meisten ihrer Güter in Eggerberg und in Visp, darunter den Drittel des «grossen Turms» und den Drittel des «Hengartero-Turms».
Gegen die Türken gefallen
Joseph In Albon, Sohn des Johann Niklaus, fiel 1689 im venezianischen Kriegsdienst gegen die Türken auf Morea.
Stockalper gab ihm seine Tochter nicht zur Frau
Adrian, der jüngere der beiden Söhne von Johann Hildebrand In Albon und Grossneffe von Landeshauptmann Heinrich In Albon, war ein initiativer Mann von feuriger und heftiger Lebensart; ihm schien eine glänzende politische Laufbahn bevorzustehen. Er liess sich in Visp nieder, wo er Grosskastlan und Bannerherr wurde.
Bekannt ist seine erbitterte Feindschaft zum grossen Stockalper, laut Überlieferung darauf zurückzuführen, dass ihm dieser die Hand seiner Tochter verweigert hatte: «Wir vernahmen aus dem Munde des Barons von Stockalper, Landratspräsident, zurzeit auch Landvogt von Saint-Maurice, dass ein Grund dieser Ungnade von Kaspar von Stockalper war, dass er dem Bannerherrn von Visp, In Albon, sowie anderen Herren seine Töchter verweigert hatte.»
Nach dem Sturz Stockalpers wurde Adrian 1678 Vize-Landeshauptmann, starb aber schon 1682. Als Ort für sein Grab wählte er die Visper St. Martinskirche; vor dem Altar der heiligen Margaretha und Karl Borromäus, also im Erbbegräbnis der Familie In Albon; dort waren auch sein Grossonkel Heinrich und dessen Gattin beigesetzt. Vier Geistliche aus dem Zenden Visp und vier Jesuiten-Patres sollen beim Begräbnis die Heilige Messe gefeiert und 12 Arme, in Landtuch gekleidet, dabei Fackeln getragen haben.
Letzter In Albon in Visp
Mit dem Tod des Kastlans Johann Gabriel In Albon 1708 starb die Familie In Albon wenige Jahrzehnte nach dem Tod des Landeshauptmanns Heinrich In Albon in Visp aus. Ihren Einfluss und ihre Macht erbten die aus Zermatt gekommenen Blatter und besonders das Haus Burgener, bis dann die alte Zendenherrlichkeit des Wallis 1799 in den verwüsteten Flecken und Dörfern ein bitteres Ende finden sollte.
Der Löwe im Wappen der In Albon
Den Löwen im Wappen des Geschlechts der In Albon erklärt ein Bericht aus dem 16. Jahrhundert: Bei der Schlacht bei Ulrichen von 1419 soll sich Walter In Albon als Bannerherr der Zuzüger von Visp im Kampf so ausgezeichnet haben, dass ihm der Zenden Visp das Recht verlieh, in seinem Wappenschild einen der beiden Löwen zu führen, die bekanntlich auch das Zenden- und das Gemeindewappen zieren.
Auf diesen Walter soll das Haus In Albon zurückgehen. Ihr Stammsitz war das Gut Alben (Albe) im grossen Wald zwischen Visp und Bürchen.