Kapitel Nr.
Kapitel 23.14

Aus Brandruine «Hofji» wurde kein Musiklokal, sondern ein Radiostudio

Nach dem Brandfall im «Hofji» südlich der St. Martinskirche beschloss der Gemeinderat 1976, das Brandobjekt, das aus den Parzellen Nummer 449 bis 457 bestand, käuflich zu erwerben mit dem Ziel, das erworbene Grundstück einer geeigneten Verwendung zuzuführen.

Dazu wurden drei Varianten näher untersucht: Abbruch der Brandruine und Gestaltung der Parzellen zu einer Freifläche, Abbruch der Ruine, provisorische Instandstellung und Wiederaufbau zu einem späteren Zeitpunkt, sofortiger Ausbau des Grundstücks unter Verwendung der bestehenden Aussenmauern.

Das Hofji, von wo aus einst die bischöflichen Meier über Visp herrschten, hat sich eine dörfliche Atmosphäre bewahrt.

© Peter Salzmann

Die Brandruine der Scheune am Hofji blieb fast 20 Jahre lang stehen. Auf ihren Grundmauern entstand anfangs der 90er-Jahre das Studio von Radio Rottu. 2020 zog die Mediathek Visp in den länglichen Bau ein.

© Josef Salzmann

Entscheid für sofortigen Ausbau

Aus Gründen des Ortsbildschutzes und weil die Möglichkeit bestand, das Objekt unter Beibehaltung der ungefähren ursprünglichen Aussenmasse einem geeigneten Verwendungszweck zuzuführen, entschieden sich Gemeinderat und Urversammlung für die dritte Variante. Am 28. Februar 1977 ermächtigte die Urversammlung den Gemeinderat, das Grundstück «Hofji» auszubauen. Die Kosten wurden mit 640 000 Franken veranschlagt.

Beim darauffolgenden Architekturwettbewerb schwang das Projekt des Bauateliers Furrer & Jeiziner oben aus. Der Neubau sollte anfangs Winter 1978/79 bezugsbereit sein.

Das damalige Bauvorhaben enthielt auch ein Musiklokal. Eine Einsprache, die an das kantonale Verwaltungsgericht weitergezogen wurde, führte dann zu einer Verzögerung. Das Musiklokal konnte schliesslich nicht realisiert werden, weil gegen das Baubewilligungsverfahren mit Erfolg bis vor Bundesgericht protestiert wurde.

Der Wiederaufbau auf dem Grundstück «Hofji» wurde als Ausweichlösung für den neuen Sitz des Instruktionsgerichts zurückgestellt; dieses kam später jedoch im Burgener-Haus unter.

Das vorbildliche Probelokal der «Vispe»

Nachdem sich die Überbauung «Hofji» als Übungslokal für die Musikgesellschaft «Vispe» nicht eignete und nachdem eine weitere Variante in einem Neubau im Kehr diesen Anforderungen ebenfalls nicht entsprochen hatte, hob die Urversammlung den Baubeschluss für die Überbauung Hofji 1981 auf. So konnte der Kredit von 650 000 Franken für den Bau eines Probelokals für die Musikgesellschaft an einem anderen, geeigneteren Ort verwendet werden; dieser fand sich in der alten Turnhalle von 1935.

In Anbetracht der Bedürfnisse der Musikgesellschaft wurden im zweiten Obergeschoss neben Garderoben und Toiletten ein 16 mal 12 Meter grosses Musiklokal, ein Raum für die Instrumente und einer für Musikalien vorgesehen. Gleichzeitig mit der Aufstockung sollte die Turnhalle umfassend saniert werden.

Aus baulicher Sicht (Statik) gab das Vorhaben zu keinen Beanstandungen Anlass. Auch aus der Sicht des Ortsbildschutzes konnte der Gestaltung des Obergeschosses zugestimmt werden.

Für die Neubaukosten wurde ein Kredit von 1,3 Millionen Franken gesprochen, davon 710 000 Franken für die Einrichtung des Musiklokals im zusätzlichen Dachgeschoss. 1983 beliefen sich die Kosten für die Sanierung der Turnhalle und die Aufstockung mit der Einrichtung des Übungslokals auf insgesamt 1,5 Millionen Franken.

Damit gelangten die Visper Musici zu einem Probelokal, das man in Musikantenkreisen als einmalig im Kanton bezeichnete, dies auch noch vier Jahrzehnte später. In Fachkreisen gilt diese Anlage als das wohl zweckmässigste Übungslokal im Kanton.

Die Musikgesellschaft Vispe erhielt ein zweckmässiges Übungslokal in der aufgestockten Turnhalle.

© Josef Salzmann

Dornröschenschlaf im Hofji

Bezüglich der Ruine im Hofji führte der Gemeinderat 1984 Gespräche mit dem Oberwalliser Verein zur Förderung geistig behinderter Kinder und Jugendlicher, denn er wusste noch immer nicht, wofür der Boden am Hofji überbaut werden sollte. Der Gemeinderat erklärte sich einverstanden, dem Verein den Boden der Hofji-Ruine im Baurecht mit einem symbolischen Baurechtszins zur Verfügung zu stellen. Dieser «Märt» kam allerdings nicht zustande.

1988 hiess es: «ça bouge» im Hofji. Nach jahrelangem Dornröschenschlaf war das Hofji-Quartier endlich erwacht. Die Gemeinde reichte ein Baugesuch für die Erstellung eines Bürogebäudes auf dem Territorium der Brandruine ein.

Sergio Biaggi, der erste Leiter von Radio Rottu Oberwallis, moderierte ab November 1990 im Studio Hofji.

© Josef Salzmann

Lokalradio und Mediathek

Im Hofji wurde nach dem folgenden Programm geplant: Im Erdgeschoss sah man Büroräumlichkeiten und Nebenräume von insgesamt 161 Quadratmeter Nettofläche vor. Das Obergeschoss sollte als Bürogeschoss mit derselben Nutzfläche dienen, wobei ein Grossraum von rund 82 Quadratmeter Fläche vorgesehen war. Die Ausbaukosten wurden auf 890 000 Franken beziffert.

Auf den Grundmauern des Hofji entstand so anfangs der 90er-Jahre das Studio des Oberwalliser Lokalradios «Radio Rottu», das seit 11. November 1990 auf Sendung ist.

Seit dem Umzug des Radios in die Pomona 2020 ist die örtliche Mediathek in der Liegenschaft untergebracht.

[Siehe auch Kapitel 25.15 «Oberwalliser Medienhaus in Visp mit Zeitung, Online-Plattform, Lokalradio und Lokalfernsehen».]

 

In der einstigen Scheune war bis 2020 das Studio von Radio Rottu untergebracht, heute ist sie Standort der Mediathek.

© Josef Salzmann

Pittoresk der Torbogen hinter der Mediathek, der zum Hofji führt.

Aus dem Fundus der ehemaligen Druckerei Mengis

Matinee des Orchestervereins im Hofji hinter der Mediathek, in geschichtsträchtiger Umgebung.

© Peter Salzmann

Weitere Inhalte des Kapitels 23, 1973–1997

Kultur- und Kongresszentrum «La Poste» auch national beachtet

Kapitel Nr.
Kapitel 23
Zeithorizont
1973–1997

Visp erhielt einen Gemeinde-Anzeiger

Kapitel Nr.
Kapitel 23.11