Die Lage von Eyholz unterhalb von teilweise steilem Gelände erfordert einen intakten Bannwald und Schutzbauten wie Geschiebesammler als Schutz vor Rutschen.

Die besondere Lage des Dorfs Eyholz unterhalb steiler Hänge zeigt, welche Bedeutung der Wald für den Schutz der Siedlung hat. Die Aufnahme entstand 2004, sieben Jahre vor dem verhängnisvollen Waldbrand.
ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv, Fotograf Richard Ziebold, AIC_02-0V-741021-003 / CC BY-SA 4.0
Auch Eyholzer Chi im Bann
1824 beschlossen die Burger von Visp, auch den Wald im Eyholzer Chi in Bann zu schlagen. Mit einer Ausnahme: Zu Bauzwecken wurde den Burgern dort der Holzschlag erlaubt. Wenn man weiss, wie der Transport durch das wilde Gelände die Stämme regelrecht zerfetzte, kann man dieses Angebot wohl nur als Danaergeschenk bezeichnen.
Visper frevelten im Eyholzer Bannwald
Trotz aller Verbote waren die Bannwälder alles andere als frei von Frevel. So musste sich der Eyholzer Vorsteher Albrecht 1845 beim Burgermeister von Visp beklagen, ein Visper Burger habe wider ihren Willen in ihrem Eyholzer Bannwald eine grosse Menge Lärchenholz gefällt.
Von Visper Seite beteuerte man dem Vorsteher der östlichen Nachbargemeinde, man wolle die diesbezüglichen Urkunden ausfindig machen und diese dann mit jenen von Eyholz vergleichen. Auf diese Weise wolle man sich «im Freundschaftlichen verständigen». Mit diesem Vorschlag konnten sich die Eyholzer einverstanden erklären.
Eyholz lieferte Holz für Bahnschwellen
Obwohl das Oberwallis selbst noch fast 20 Jahre auf das Eintreffen der Bahn warten musste, verkaufte die Gemeinde Eyholz dem Kanton am 28. August 1857 Holz im Lindwald oberhalb der Wasserleite. Dieses war für die Herstellung von Eisenbahnschwellen bestimmt.
Fällbares Holz für Visper Hoteliers
Am 30. November 1865 kam es in Eyholz zu einem Tausch zwischen der Gemeinde und Visper Privaten. Die Gemeinde trat den Visper Hoteliers Franz Stampfer und Severin Lagger das fällbare Holz im Lindwald für 10 Jahre ab. Dafür übergaben diese der Gemeinde Eyholz ihren Anteil im Lindwald und im Zügenwald, der aus einem Kauf von der Familie Blatter stammte. Stampfer und Lagger wurde jedoch erlaubt, auch in diesem Teil während 10 Jahren das Holz auszubeuten.
11 Jahre später, am 19. Januar 1876, wurden Burgerpräsident Johann Truffer und Abraham Walker vor den Richter in Visp zitiert, dies wegen Waldrechten in den Zügen beim Huetertschuggen und im Gorberwald unter den Zügen. Gestützt auf den erwähnten Waldabtausch in den Zügen beanspruchten Gastwirt Franz Stampfer und sein Schwager Severin Lagger alles fällbare Holz im Lindwald für zwölf Jahre.
Der Staatsrat lehnte aber jeden Schlag im Lindwald ab. Für die Burgerschaft war der Tausch plötzlich zu einem sehr schlechten Geschäft geworden. Sie musste nämlich die beiden Kläger entschädigen.
Am 26. Mai 1894 erlaubte der Staatsrat der Gemeinde Eyholz, die Teilung des «Ziegenwaldes» mit dem Visper Hotelier Franz Stampfer vorzunehmen. Ein entsprechendes Schreiben des Kreisförsters datiert vom 17. November desselben Jahres.
Der erwähnte Tauschvertrag ging 1907 vom inzwischen verstorbenen Franz Stampfer an seinen Rechtsnachfolger und La Poste-Hotelier Ludwig Providoli über.
1918 verkauften der Visper Revierförster Josef Bodenmüller und der Holzhändler Jakob Zanella aus Steg der Burgergemeinde Eyholz einen Sechstel des Zügen- und Lindwalds auf Territorium Visperterminen, nachdem es wegen eines Holzschlags in diesen beiden Wäldern zu einer Gerichtsverhandlung gekommen war.
Eyholzer Wald als Grundpfand
Als sich die Munizipalgemeinde Eyholz 1934 einer Hypothekenforderung der Walliser Kantonalbank gegenübersah, stellte die Burgergemeinde Eyholz dafür ihre Wälder als Grundpfänder.
Waldbrand 1883
Im Eyholzer Chi wütete vom 7. bis 15. November 1883 ein Waldbrand, der grossen Schaden anrichtete.
Burgerwälder vermarcht
Am 8. August 1891 wurden die Visper Burgerwälder «Eyholz Chi» und «Tälwald» vermarcht.
1923 wurden die Burgerwaldungen in Eyholz erneut vermarcht.
Gemeinde führte Prozess
1934 führte die Gemeinde gegen die Erben Andreas Cathrein und Maria Josepha Heinzmann einen Prozess wegen der Entschhöhe und dem Gorberwald.
35 Hektaren Wald gekauft
Die Burgerversammlung 1987 genehmigte den Kauf des von der Erbengemeinschaft Dr. Ernst Eugster – ehemaliger Kreisförster von Brig – angebotenen Waldes in der Grössenordnung von 34,8 Hektaren in Eyholz, und zwar zum Katasterpreis. Dieser Wald grenzt an den Oberbordwald, welcher bereits der Burgerschaft gehört hatte und einen qualitativ guten Bestand aufwies.
Gefährlicher Waldbrand am Steilhang
Am Nachmittag des 26. April 2011 entstand südlich der Kantonsstrasse in einem Holzschuppen hinter der Carrosserie Vispa ein Schadenfeuer. Es zerstörte zuerst die Garage Alba und breitete sich in der Folge rasch auf den nahen Wald aus. Der Wind trug dazu bei, dass der Brand Minuten später auf den überaus steilen Hang übergriff, in unglaublichem Tempo nach oben schnellte, schliesslich die Krete erreichte und dort sogar den Wald auf der südlichen Seite ergriff. Die harzhaltigen Nadelbäume entzündeten sich in rascher Folge und explodierten regelrecht, was am Himmel immer wieder braune Nebel von beachtlicher Ausdehnung erzeugte. Es war furchterregend und gefährlich, was sich da abspielte.
Dank dem raschen Eingreifen der Feuerwehren – zeitweise waren bis zu 350 Mann im Einsatz –, der Polizei, der Air Zermatt, der Air Glaciers und der Armee gelang es schliesslich doch, das Feuer einigermassen unter Kontrolle zu bringen, obwohl dies bis in die Nacht hinein dauerte. Lange noch moderte die Glut in den Wurzeln; die Herde konnten allerdings dank einer Wärmebildkamera ermittelt und gelöscht werden. Obwohl die Arbeiten unter schwierigen Bedingungen erfolgen mussten, gab es glücklicherweise keine Unfälle zu beklagen.

Trotz gelungener Wiederaufforstung ist der Schaden, den der Waldbrand von 2011 im Steilhang oberhalb von Eyholz angerichtet hat, auch nach Jahren immer noch gut sichtbar. Tausende von Neupflanzen haben sich inzwischen erfreulich schnell entwickelt; es wird behauptet, dass die Bäumchen im schattigen Eyholzerwald etwa doppelt so schnell wachsen wie diejenigen im Brandgebiet oberhalb von Leuk-Stadt, das der Sonne stärker ausgesetzt ist und wo es 2003 brannte.
© Madeleine Salzmann
Gefährliche Murgänge im Eyholzer Chi
Der Starkregen in der Nacht zum 10. Januar 2018 löste im Gebiet Eyholzer Chi mehrere Murgänge aus. Innert kurzer Zeit wurden die beiden Geschiebesammler mit Schutt, Geröll und Baumstämmen aufgefüllt. Dies führte zu einer Schlammlawine von bis zu einem halben Meter Höhe, die sich in Richtung des Wohngebiets Lengacher bewegte. Vorübergehend wurden 20 Personen aus ihren Häusern evakuiert, weil neben feinem Schlamm auch viel Wasser bis in den Talgrund floss. Beim Kreisel im Westen von Eyholz, an der Abzweigung nach Lalden, kam es zu Überflutungen. Die Einsatzkräfte waren in dieser Nacht einer erheblichen Gefährdung ausgesetzt. Zwar hörten sie immer wieder herabstürzendes Geröll, konnten aber in der Dunkelheit die Anrissstellen nicht lokalisieren. Das Ausmass der Murgänge liess sich daher nicht einschätzen.
Das Ereignis machte verschiedene Sicherheitsmassnahmen nötig. Die beiden Geschiebesammler mussten so rasch wie möglich ausgebaggert werden; dort lagen circa 6 000 bis 7 000 Kubikmeter Material. Dabei konnte festgestellt werden, dass die 2012 und 2014 realisierten Schutzbauten sehr gut funktioniert und die Dorfschaft Eyholz vor gröberen Unwetterschäden geschützt hatten.
Dennoch zeigte das Ereignis einige kleinere Schwachstellen auf. Unter anderem wurde auf dem Damm des oberen Geschiebesammlers eine Überwachungskamera installiert. Man positionierte sie so, dass der Füllstand der beiden Rückhaltebecken überwacht werden kann. Die Videokamera soll in erster Linie die Sicherheit der Einsatzkräfte in der Gefahrenzone verbessern.
Optimierung des Sicherheitskonzepts
Die Gefahrenkarte von Eyholz, die erst nach dem Waldbrand im Jahr 2011 erstellt worden war, erfuhr eine entsprechende Anpassung. Ebenso flossen nach dem Unwetterereignis neue Erkenntnisse ins Schutzkonzept ein, das ebenfalls nach dem Waldbrand erstellt worden war und das unter anderem die beiden inzwischen eingebauten Geschiebesammler vorsah. Dank dem Überwachungssystem werden Gefahrensituationen im Eyholzer Chi künftig auch nachts zu erkennen sein.
Die darunter liegenden Bauparzellen blieben mit entsprechenden Objektschutzanlagen weiterhin bebaubar und mussten nicht ausgezont werden. Um die weiter unten stehenden Einfamilienhäuser zu schützen, wurde auf der Nordseite der vorgesehenen Erschliessungsstrasse eine neue Schutzmauer mit einer Höhe von circa einem Meter erstellt.
Zwischen 2012 und 2014 realisierte Schutzbauten stellten ihre Funktion unter Beweis; das Dorf Eyholz war vor grösseren Unwetterschäden geschützt.
[Siehe auch Kapitel 25.10 «Der sechstgrösste Waldbrand im Wallis seit 1900»
und Kapitel 23.18 «’Forstrevier’ der Burgerschaften bekämpft Schädlinge und Waldsterben im Schutzwald».]