Kapitel Nr.
Kapitel 20.01

Bevölkerungszunahme, Wohnungen, öffentliche Bauten, Strassen – Gemeinde war gefordert

Nach Kriegsende, 1945, hatten die Gemeinderatswahlen in Visp ein bemerkenswertes Ergebnis: Die Konservativen, die seit jeher klar in der Mehrheit waren, wurden von den Demokraten verdrängt. Dabei stattete die abgewählte Regierung mit Gemeindepräsident Alex Mengis an der Spitze eine Bilanz über die bisherige Gemeindearbeit ab und orientierte über den aktuellen Stand der Geschäfte.

Das Erbe, das man hinterlasse, sei finanziell gesehen nicht schlecht, Visp sei sozusagen schuldenfrei, konnte ausgeführt werden. Es sei aber eigentlich nicht die Absicht des Rats gewesen, Gelder zurückzulegen; vielmehr sei die Situation durch die Umstände bedingt gewesen. An Bedürfnissen und Projekten hätte es nicht gefehlt. Bund und Kanton hätten seit Jahren immer wieder auf das drohende Gespenst der Arbeitslosigkeit in der Nachkriegszeit hingewiesen. Man solle dafür Projekte mit dem Ziel der Arbeitsbeschaffung aufstellen und bereithalten, hiess es. Im Gegenzug habe man dafür Subventionen in Aussicht gestellt. Bis dahin sei die Arbeitslosigkeit nicht eingetreten; für die Ausführung von grösseren Aufträgen würden sogar die erforderlichen Arbeitskräfte fehlen, es mangle am notwendigen Baumaterial und eben auch und vor allem an Subsidien. Es sei also nicht Zufall, nicht Absicht oder schlechter Wille gewesen, dass die Projekte, die im Budget vorgesehen waren, nicht zur Ausführung gelangt seien.

Was den Rat bei der Stabsübergabe beschäftigte

Die für die Zeit der Arbeitslosigkeit projektierten und bereitgestellten Arbeiten seien folgende:

  1. Kirchenbau. Er dränge sich auf. Über dieses Bedürfnis brauche man nicht zu diskutieren.
  2. Der Bau eines neuen Gemeindehauses. Das bisherige Rathaus müsse der Vergrösserung der Kirche weichen und dementsprechend abgebrochen werden. Weil aber dort noch Schulen untergebracht seien, müsse dafür vorgängig Ersatz geschaffen werden, aber wo?
  3. Ausführungsbereit sei im Sektor Strassen und Gassen im Innern die Korrektion der Junkergasse. Die Strasse vom Haus Karl Anthamatten bis zur Bahnunterführung (heutige untere Balfrinstrasse) bedürfe unbedingt einer definitiven Lösung. Der gegenwärtige provisorische Zustand sei den angrenzenden Bodeneigentümern nicht mehr zuzumuten.
  4. An der Terbinerstrasse vom Spital abwärts seien die Trottoirs auszubauen. Die Kanalstrasse und diejenige zur Mühle seien ausführungsbereit.
  5. Obwohl seit Jahren auf dem Tisch, bedürfe die Zufuhr von Wasser und dessen rationelle Verwertung dringend einer endgültigen Lösung. Die neuen Lonzahäuser in der Litterna würden gegenwärtig mit Wasser und Kanalisation versorgt.
  6. Der Bebauungsplan von 1926 und das Baureglement bedürften einer Aktualisierung.
  7. Zur Förderung der Landwirtschaft seien Bewässerungs- und Güterzusammenlegungen immer wieder verhandelt worden. Zur Realisierung hätte es einmal mehr an den notwendigen Subsidien gefehlt.
  8. In der Absicht, für die Gemeindeangestellten eine Personalversicherung einzuführen, habe man einen Fonds von 30 000 Franken errichtet. An der neuen Verwaltung werde es sein, eine definitive Lösung zu finden.
  9. Die Beziehungen zur Burgerschaft und zur Lonza seien bestens.

Gegen die Wohnungsnot

In Anbetracht der schweren Wohnungsnot in Visp beschloss der Gemeinderat per 1945, an die künftigen Bauten, die von Bund und Kanton subventioniert wurden, einen Beitrag von 7,5 Prozent auszuzahlen.

30 Rappen für Hebammen

Der Gemeinderat stellte 1946 gemäss kantonalem Reglement pro Kopf der Bevölkerung jährlich 30 Rappen für die Hebammen zur Verfügung. Die Summe war unter den drei amtierenden Hebammen Aline Vicentini, Marie Albrecht und Margrit Ruppen im Verhältnis zur Zahl der Geburten zu verteilen.

Die Scharlach-Epidemie

Kurz nach Kriegsende, 1946, kam es für den Samariterverein zu einem Grosseinsatz: In Visp brach eine Scharlach-Epidemie aus, die Kinder in grosser Zahl erfasste. Die Kranken wurden in die Turnhalle gebracht und dort gepflegt, betreut und in Quarantäne gehalten.

Eröffnung der Jugendherberge

Der Gemeinderat zeigte sich 1947 damit einverstanden, die Bestrebungen zur Eröffnung einer Jugendherberge in Visp zu unterstützen. Benötigt wurden zwei Schlafräume, je einer für «Jünglinge» und «Jungfrauen», ein Aufenthaltsraum und ein Wohnraum für die Leiterin. Der Betrieb der Jugendherberge war vom 20. Juni bis 20. August vorgesehen. Fündig wurde man im Schulhaus, wo versuchsweise die Räume der Haushaltungsschule plus zwei Zimmer der Lehrerwohnung als Herberge zur Verfügung standen.

Ende September wurde die Jugendherberge im Schulhaus geschlossen. Während der Sommermonate waren dort rund 1 200 Logiernächte verbracht worden.

Die Burgschaft 1955 ohne Balfrinstrasse.

ETH-Bibliothek, Werner Friedli 1955, LBS_H1-018987 (Ausschnitt)

Balfrinstrasse ausgeschrieben

Im Herbst 1947 wurde der Bau der Strasse von der Lonzaunterführung zur Kantonsstrasse (Haus Anthamatten), die spätere untere Balfrinstrasse, zur Bewerbung ausgeschrieben.

Neue Schreibmaschine für Kanzlei

Um den Bedürfnissen der Gemeindekanzlei zu genügen, musste 1947 eine neue Schreibmaschine angeschafft werden. Der Posten fand Aufnahme ins Budget 1948. Es wurde eine Underwood, Modell 14, offeriert von Josef Martin, geordert.

Unhandlicher Kehrichtwagen

1947 stellte der Gemeinderat fest, der Kehrichtwagen sei zu schwer und unhandlich. Er solle durch ein passenderes Modell ersetzt werden.

Im April 1948 gelangte ein Bürger mit der Anfrage an den Gemeinderat, ob nicht die Kehrichtabfuhr künftig dreimal pro Woche erfolgen könnte.

1945 zählte Visp 486 Schulkinder

Insgesamt zählte Visp 1945 bei Kriegsende 16 Schulklassen. 10 davon waren Primarklassen mit 320 Schulkindern, 162 Buben und 158 Mädchen. Es gab drei Sekundarklassen mit 39 Schülern und zwei Haushaltungsklassen mit 22 Schülerinnen. Die Kleinkinderschule zählte 105 Kinder, 38 Buben und 67 Mädchen.

192 Kühe, nur 32 Pferde

Die Viehzählung von 1945 ergab für Visp 61 Rindviehbesitzer. Diese hielten 243 Stück Rindvieh, davon 192 Kühe. Man zählte auch 329 Schweine, 141 Schafe, 91 Ziegen und 1 486 Hühner. Es gab 32 Pferde, während in Visp 100 Jahre zuvor noch 144 Pferde und Maultiere für den touristischen Transport eingetragen waren.

Das Erdbeben von 1946

Am 25. Januar 1946, an einem kalten Winterabend, begannen plötzlich die Häuser der Burgschaft zu wanken und die Fenster zu klirren. Ein unheimliches Grollen verbreitete Angst. Der erste Stoss des Erdbebens mag über 10 Sekunden gedauert haben. Das Observatorium in Neuenburg registrierte nach dem Hauptstoss weitere 41 Erdstösse. Schäden gab es vor allem im Mittelwallis, in Siders gar ein Todesopfer. In Visp blieb der Schaden gering.

Gemeindepolizist nahm Maikäfer entgegen

Der intensive Maikäferflug vom Frühjahr 1947 bewog den Gemeinderat dazu, die Bevölkerung aufzufordern, Maikäfer zu sammeln. Diese seien von morgens fünf Uhr an beim Luftschutzkeller dem Gemeindepolizisten Jakob Ghezzi gegen eine Entschädigung von einem Franken pro Kilo abzuliefern.

Unpässlicher Gemeindestier

1946 erteilte der Gemeinderat den Auftrag, festzustellen, wie es dem kranken Gemeindestier gehe.

Informationen für junge Leute

An der Jungbürgerfeier vom 13. November 1948 im Rathaussaal, an welcher der Briger Dr. Werner Kämpfen ein Referat hielt, waren auch erstmals die 17 «Jungfrauen» des Jahrgangs 1928 eingeladen. Ihnen wurden eine Broschüre und das «Haushaltungsbüchlein» überreicht, den 15 «Jünglingen» ein Büchlein und eine Broschüre.

Amtliche Mitteilungen: Max Studer, der jeweils auf verschiedenen Plätzen im Dorf mit der Trompete auf sich aufmerksam machte und dann die amtlichen Mitteilungen der Gemeinde verlas, trat Ende 1949 altershalber zurück. Zuletzt hatte er statt der Trompete eine Kuhglocke eingesetzt, um sich Gehör zu verschaffen.

© Fotograf unbekannt, zVg/Margrit Truffer

132 AHV-Renten

Nach der erfolgreichen Volksabstimmung 1947 stand die Einführung der AHV vor der Tür. In Visp war die Alters- und Hinterbliebenen-Versicherung mit 419 Ja gegen 51 Nein deutlich angenommen worden. Der Gemeinderat entschied: «Die provisorische Neuordnung der Alters- und Hinterbliebenen-Versicherung für die nächsten zwei Jahre sieht vor, dass in Visp in 50 Fällen die einfache Altersrente, in 40 Fällen die Ehepaar-Altersrente und in 42 Fällen die Witwen- und Waisenrente ausbezahlt wird. Die bisherigen Zuwendungen für Greise, Witwen und Waisen fallen dahin.»

Die Minimalrente für Einzelpersonen betrug 40 Franken pro Monat, für Ehepaare 60 Franken. Die AHV trat 1948 in Kraft.

50 Rappen mehr pro Tag

Ende Oktober 1947 erhöhte der Rat den Arbeitern im Stundenlohn die Teuerungszulagen um 50 Rappen pro Tag. Damit belief sich diese für Verheiratete auf 1.75 Franken und für Ledige auf 1.25 Franken pro Tag. Ferner wurde eine Schlechtwetterzulage von 5 Rappen pro Stunde ausgezahlt.

Für Tuberkulosekranke in Österreich

1947 sammelte die Jungfrauenkongregation 750 Franken für die Aktion «Die Schweiz hilft österreichischen Tuberkulosekranken». Die Gemeinde legte 100 Franken dazu. Zwei Jahre nach Kriegsende hatte das Nachbarland noch schwer unter den Folgen des Kriegs zu leiden.

25 Prozent Mehrwert

1948 verlangte der Gemeinderat von den Angrenzern 25 Prozent Mehrwert an den Baukosten der Balfrinstrasse.

Gemeinde zahlte einen Drittel an Arbeitslose

Am 23. November 1948 nahm der Gemeinderat zur Kenntnis, dass die Gemeinde gemäss den geltenden Bestimmungen einen Drittel der Leistungen des Kantons an das Arbeitslosenwesen zu übernehmen hatte.

Am 1. März 1949 erfuhr die Gemeindeverwaltung vom kantonalen Arbeitsamt, dass ab sofort nicht mehr «gestempelt» werden konnte. Gleichzeitig wurde bestimmt, dass Bewilligungen für die Einwanderung von Ausländern nur dann erteilt werden sollten, wenn Meister oder Betriebe sich vergeblich um die Anstellung von Personal bemüht hatten, sei es durch Anfrage bei Stellenvermittlungsbüros oder durch Inserate.

Steuern im Gastgewerbe

Angesichts der bestehenden Lohnverhältnisse zahlten Kellnerinnen, Zimmermädchen und so weiter 1949 eine Steuertaxe von 30 bis 50 Franken im Jahr. Dienstmädchen, Knechte und Taglöhner waren steuerfrei.

Arbeitslosigkeit bestimmte Projektausführung

Die Urversammlung von 1949 ermächtigte die Gemeindeverwaltung, im darauffolgenden Herbst je nach den vorliegenden Umständen und Finanzverhältnissen eine der nachfolgenden Arbeiten in Angriff zu nehmen: Lonzastrasse (Unterführung bis Fabriktor), linkes Vispaufer (Landbrücke bis zur Einmündung in den Rotten), Abbruch des alten Rathauses zwecks Bereitstellung des Bodens für den Kirchenneubau.

Geburtsstunde der Bäretstrasse

Nachdem 1949 die Wohnkolonie im Bäret mit 35 Familien stand und die Lonza die Nebenstrassen erstellt hatte, führte nun die Gemeinde die im Bebauungsplan vorgesehene Strasse von der Lonzaunterführung längs dem Bahndamm nach Osten und öffnete sie bis zu den obersten Lonzahäusern. Die Weiterführung bis zur Kantonsstrasse konnte dann je nach Bedürfnis später erfolgen. Die Gemeindeverwaltung musste in dieser Sache trotzdem eine Rüge entgegennehmen: Beim Bau der Bäretstrasse wurde ihr entgegengehalten, dass früher zuerst die Wohnhäuser und dann die Strassen gebaut wurden.

Armeedepot in Grosseye

1948 teilte das Militärdepartement der Gemeindeverwaltung mit, dass es in der Grosseye ein Materialmagazin und ein Munitionslager vorsah. Die Befürchtungen der Gemeinde seien unbegründet, da alle Vorkehrungen gegen eine Gefährdung der Umgebung getroffen würden.

Gebäude mussten ausgebessert werden

Gemäss den gesetzlichen Bestimmungen und den Vorschriften des Baureglements beschloss der Gemeinderat 1949, Gebäudefassaden, Dachtraufen usw. ausbessern zu lassen, und zwar, indem er die Gebäudeeigentümer dazu aufforderte. Er nahm hierfür eine Begehung der Ortschaft in Aussicht, um die Gebäude zu bestimmen, die einer dringenden Renovation bedurften.

Benachteiligte Visper Handwerker

Anlässlich der Bauarbeiten im Spital St. Maria beschwerten sich die Visper Handwerker 1951, dass der Architekt sie benachteilige.

Fliegenbekämpfung bei den «Fleigä»

Letztmals wurden die Visper ihrem Spitznamen «Fleigä» 1951 gerecht: In diesem Sommer erwies sich nämlich die Fliegenbekämpfung als ein Fehlschlag, denn es handelte sich um ein sogenanntes «Fliegen-Flugjahr»; das heisst, die Biester traten in solcher Zahl auf, dass auch die schärfsten Gegenmassnahmen nutzlos waren.

So verfügte der Gemeinderat im Herbst, bis zum 1. Dezember sämtliche Misthöfe im Bereich der Ortschaft zu räumen, um im Hinblick auf den nächsten Sommer die Quellen und Brutstätten rechtzeitig zu vernichten. Den Säumigen werde die Gemeinde «zu Hilfe» eilen.

Gemeindeeigener Schlachthof in der Litterna

Die Urversammlung vom 24. April 1955 beschloss, den öffentlichen Schlachthof der Gemeinde Visp in der Litterna zu errichten. Die Bevölkerung sollte nur mit Fleisch beliefert werden, das für gesund befunden wurde. Für das Schlachten der Tiere und die Behandlung des Fleisches sollten hygienisch einwandfreie Lokalitäten zur Verfügung stehen und Fleisch und Fleischwaren mit richtiger Deklaration in Verkehr gebracht werden. Man wollte Winkelmetzgereien unterdrücken und Tierquälereien vermeiden. Zudem ging es der Gemeinde darum, die Verschleppung von Tierseuchen durch Schlachtvieh zu vermeiden.

Der Gemeindeschlachthof wurde Ende der 50er-Jahre in der Litterna, westlich des Werkhofs erbaut.

Bereits 1941 hatte der Gemeinderat beschlossen, das Schlachten von Zicklein, Lämmern und Kleintieren, soweit dies Handelsware betraf, nur noch in Schlachthäusern zu gestatten. Damals gab es deren zwei, das eine unter dem damaligen Restaurant Marktplatz, das andere in der oberen Stapfengasse.

In den Zwanzigerjahren, am 13. Juni 1923, hatte der Gemeinderat zur Kenntnis zu nehmen, dass im öffentlichen Schlachthaus zu wenig Reinlichkeit herrschte, und beschlossen, dort keine Schlachtungen mehr vornehmen zu lassen, solange im Feuerkessel Futter für die Schweine bereitet wurde!

Das erste Gewerbeschulhaus

1956 stimmte die Urversammlung dem Bau eines Gewerbeschulhauses im Gurtengrund – heute Gewerbeschulstrasse – zu. Dieser Beschluss hatte zur Folge, dass die Gemeinde den Boden für das neue Schulhaus zur Verfügung zu stellen und zusätzlich 10 Prozent der Baukosten zu übernehmen hatte. Damals verzeichnete die Gemeinde Visp 926 000 Franken Schulden.

Am 5. Oktober 1958 stimmte das Walliser Volk einem Kredit von 10 Millionen Franken für den Bau und die Einrichtung von Gewerbeschulhäusern und Lehrwerkstätten zu. Der Staatsrat teilte die für das Oberwallis vorgesehene Berufsschule auf die Standorte Brig und Visp auf. Die beiden Gemeinden hatten den Bauplatz unentgeltlich zur Verfügung zu stellen – für Visp bedeutete dies einen Bedarf von circa 8 000 Quadratmetern – und einen Beitrag an die Baukosten zu leisten.

Letzter Visper Grossratspräsident

Für 1956/57 wurde der Visper Advokat Leo Stoffel zum Grossratspräsidenten gewählt. Auch bald 70 Jahre später zeichnet sich in Visp noch keine Nachfolge für den gebürtigen Terbiner ab. Stoffel war 1952–1967 auch im Nationalrat.

zVg/Herbert Roten

Unterstützung für Wohnsanierung

1958 schuf der Gemeinderat ein Reglement, um finanzschwachen Eigentümern eine notwendige Sanierung ihrer Wohnung zu ermöglichen. Die Gemeinde wollte damit solche Bestrebungen mit abgestuften Beiträgen von 20 bis 35 Prozent, in ausserordentlich schwierigen Fällen gar mit 50 Prozent der tatsächlichen Kosten unterstützen.

Erstmals Millionengrenze überschritten

Bei der Gemeinderechnung 1958 wurde erstmals bei den Einnahmen und den Ausgaben (1 007 414.55 Franken) die Millionengrenze überschritten.

Wohnungsnot hielt an

1959 stand in der «Feuille d’Avis» über Visp: «Visp ist das Oberwalliser Industriezentrum. Daher wohnen viele Arbeiter der Nachbargemeinden und der Berggemeinden in dieser Gemeinde. Das ist auch der Grund dafür, dass trotz verstärktem Wohnungsbau immer noch Wohnungsnot herrscht. Demnächst wird ein Wohnblock mit 24 Wohnungen fertiggestellt sein.

Aber die Mietpreise für eine 3-Zimmerwohnung von 140 Franken und für eine 4-Zimmerwohnung zwischen 165 und 170 Franken dürften nicht sehr hilfreich sein, weil die Arbeiter, deren Lohn nicht einmal 500 Franken im Monat erreicht, eine solche Miete nicht zahlen können. Die Wohnmiete sollte nicht über einen Fünftel des Einkommens des Mieters hinausgehen.»

Amt des Gemeindeschreibers aufgeteilt

Nach genau 40 Jahren Tätigkeit auf diesem Posten trat 1959 Oskar Clausen als erster Gemeindeschreiber zurück. Bei dieser Gelegenheit wurde die Stelle aufgeteilt: Gemeindeschreiber war fortan der bisherige Kanzlist Yvo Jenelten, während Heinrich Hertli der neugeschaffene Posten des Gemeindekassiers anvertraut wurde.

Nach 34 Jahren neues Baureglement

Die Entwicklung im Verkehr, die Verknappung des Bodens, die bautechnischen Fortschritte, die gesundheits- und feuerpolizeilichen Vorschriften und viele andere sich aufdrängende Überlegungen veranlassten die Gemeinde Ende der 50er-Jahre, die Visper Bauordnung neu zu studieren und schliesslich anzupassen. Die Bauordnung war veraltet und lückenhaft; gerechte und objektive Entscheide waren nur mühevoll zu treffen.

In der Gemeindeverwaltung nahmen nämlich die Baufragen an Zahl und Bedeutung einen immer grösseren Raum ein. Die Tragweite der Entscheide, die zu treffen waren, liess sich in wirtschaftlicher und finanzieller Hinsicht schwer abschätzen. Sie waren auch im Hinblick auf das Dorfbild von grosser Wichtigkeit.

Das neue Baureglement, das an der Urversammlung vom 27. März 1960 beraten und schliesslich mehrheitlich genehmigt wurde, enthielt die zur Anwendung der Bauordnung notwendigen Massnahmen und Bauvorschriften.

Wer sich zuvor die Mühe genommen hatte, das neue mit dem alten Reglement vom Jahr 1926 zu vergleichen, hatte feststellen können, dass im neuen keine Berge versetzt, sondern nur Lücken geschlossen und den Zeitumständen entsprechende Anpassungen vorgenommen wurden.

Vollständig neu im revidierten Baureglement waren nur die Zoneneinteilung, die Einführung der kleinen und grossen Grenzabstände – bis dahin gab es nur einen Grenzabstand – und die geschlossene Bauweise in der Kernzone.

In Visp standen 22 684 Obstbäume

1952 wurde in Visp eine Zählung der Obstbäume vorgenommen. Diese ergab das verblüffende Total von 22 684. Mit 11 079 hielten die Apfelbäume klar die Spitze. Birnenbäume gab es 6 051 und Aprikosenbäume 2 463. Nussbäume hatte es immerhin noch 156.

Tomaten-Aufstand im Unterwallis

1953 gab es in Saxon eine Rekordernte an Tomaten. Die Bauern konnten aber diesen Überschuss nicht absetzen, weil der Bundesrat zu viel Import aus Italien bewilligt hatte. So kam es am 7. August zu einem der grössten Aufstände, die das Wallis je erlebt hatte.

3 000 Einwohner, 700 Wohnungen

1956 zählte Visp erstmals über 3 000 Einwohner, nämlich 3 025. Diesen standen 713 Wohnungen zur Verfügung. Fünf Jahre zuvor waren es noch 618 Wohnungen und 2 731 Einwohner gewesen.

In acht Jahren 20 neue Klassen!

1960 zählte Visp insgesamt 22 Schulklassen, 1964 waren es schon 30 und 1968 gar 42 Klassen.

Vier Jahre später tat die Sekundarschule einen mächtigen Sprung von drei auf sieben Klassen.