Der allererste Visper Gemeinderat im bewegten Jahrzehnt vor dem Bundesstaat
In den Burgerbüchern, die bis anhin von «Burgerversammlung» und «Burgerrat» gesprochen hatten, war nun erstmals von «Urversammlung» und von «Gemeinderat» die Rede. Zum ersten Mal befasste man sich bei den Burgern 1834 mit dem Dualismus «Burgerschaft–Munizipalgemeinde».
Sitten bestätigte Burgerräte
Am 12. Januar 1840 fanden in Visp Burgerratswahlen statt. Der bisherige Amts-Burgermeister Peter Wyer war zurückgetreten, mit ihm auch andere Ratsmitglieder. Die verbliebenen Mitglieder wählten unter dem Vorsitz des Vize-Burgermeisters für das laufende Jahr Peter Indermatten zum Burgermeister. Offenbar musste die Wahl vom kantonalen Departement genehmigt werden, denn sie beantragten Indermatten mit einer Reihe von Beamten dem Grossen Rat zur Genehmigung.
Der allererste Visper Gemeinderat
Auf Gemeindeebene gab es erste Schritte in Richtung Munizipalgemeinde. In Übereinstimmung mit der kantonalen Verfassung von 1840, die 1841 in Kraft getreten war, wählte Visp seinen ersten Gemeinderat. An der Versammlung der Burgerschaft Vispach vom 1. März 1841 wies Burgermeister Peter Indermatten darauf hin, dass die Urversammlung gehalten sei, den Gemeinderat zu wählen. Die Wahl der neun Gemeinderäte, die sofort vorgenommen wurde, ergab folgende Zusammensetzung: Joseph Anton Clemenz, Präsident, Peter Indermatten, Vizepräsident, Adolf Burgener, Peter Wyer, Theodul Schaller, Josef Fux, Ignaz Lang, Franz Andenmatten und Peter-Josef Clemenz, Gemeinderäte. Ob der neue Gemeinderat bereits Kompetenzen des Burgerrats übernommen hatte, was 1848 bei der Gründung des Bundesstaats im Gesetz verankert wurde, oder ob er einfach das Terrain für die künftige Lösung vorbereitete, ist nicht bekannt.
Visper Gemeindepräsidenten des 19. Jahrhunderts
Die Liste der Präsidenten der Visper Munizipalgemeinde beginnt 1841: Erster Gemeindepräsident wurde wie erwähnt der Jurist Joseph Anton Clemenz für zwei Jahre. 1843/44 und dann wieder 1861/62 amtete Präfekt Adolf Burgener als Präsident, der auch 1847, 1850/51 und 1855/56 an der Spitze der Munizipalgemeinde stand. 1845 wurde Donat Andenmatten in das Amt gewählt, das er 1848/49 erneut bekleidete. Von 1852 bis 1854 hiess der Amtsträger Andreas Weissen. Ab 1857 war Franz Indermatten für vier Jahre Präsident. 1863–1866 war Moritz Andenmatten an der Reihe, die folgenden zwei Jahre Franz Zimmermann. Ab 1869 besetzte Jodok Burgener den Posten für volle 24 Jahre, gefolgt von Emanuel Burgener für vier Jahre ab 1894. Von 1899 an führte Peter Marie Wyer die Gemeinde ins 20. Jahrhundert, bis 1908.
Walliser Politik im Visper Burgerrat
An der Ratssitzung vom 9. Januar 1839 machte Burgermeister Donat Andenmatten auf die kritische Lage des Wallis aufmerksam. Das Begehren des Unterwallis gehe dahin, eine verhältnismässige Repräsentation des Volkes zu erreichen. Solche Regeln würden für das Oberwallis zum grössten Schaden sein.
Professor für Moral
Der gelehrte und beredte Visper Emanuel Kalbermatten war Professor für Moral und Zivilrecht. Er starb 1830.
Dr. Weissen, Arzt und Gemeindepräsident in Visp
Dr. Andreas Weissen aus Unterbäch liess sich als Arzt im Neubau an der Überbielstrasse nieder. 1838 verheiratete er sich mit Genovefa Clemenz, der Schwester des Spitzenpolitikers und Hoteliers Joseph Anton Clemenz. Weissen hatte zuvor einen Weg auf das Dreizendenhorn anlegen lassen und sich auch mit dem Gedanken getragen, im Ginalstal ein Gasthaus bauen zu lassen.1847 wurde er Vizepräsident des Zenden Visp. Später war er auch Visper Gemeindepräsident. Er starb am 6. Februar 1878 im Alter von 74 Jahren. Sein Enkel war der spätere Gerichtspräsident Julius Weissen, der über 100 Jahre alt wurde.
Protokoll überflüssig
Im März 1841 wurde Folgendes protokolliert: «Während dem Laufe des Jahres 1840 sind mehrere Ratsverhandlungen gehalten worden, welche aber wegen den unbedeutenden Gegenständen hier nicht aufgezeichnet worden sind.» Punkt!
Erstmals Schulkommission
An der Ratssitzung vom 19. Oktober 1841 wurde beschlossen: «Da der gemeine Unterricht für die Jugend die grösste Aufmerksamkeit des Rates verdient, wird in dieser Absicht eine Schulkommission bestellt, bestehend aus drei Gliedern: Supervigilant Stoffel, Gemeindepräsident Joseph Anton Clemenz und Präfekt Adolf Burgener.»
Allmähliche Änderung des Namens zu Visp
Am 28. Februar 1832 erhielt die Burgerschaft vom kantonalen Departement des Innern einen Brief mit Adresse «Fischbach». Der Ort wurde früher jeweils «Vispbach» oder auch «Fischbach» genannt. 1847, kurz nach dem Inkrafttreten der schweizerischen Bundesverfassung, hiess der Ort offiziell einfach kurz und bündig «Visp». 1870, als «Visp» bereits seit einiger Zeit die einzige offizielle Bezeichnung war, nannte der Staatsrat die Ortschaft in den Dokumenten an den Grossen Rat betreffend die Eisenbahn immer noch «Vispbach».