Um 1725 kamen die vier Brüder Johann, Heinrich, Jakob und Anton Lang ins Wallis. Die Familie Lang stammt ursprünglich aus Wolfetschwil am Baldeggersee (LU). Mit Ausnahme von Heinrich, der sich in Grächen ansiedelte, liessen sich die Brüder in Visp nieder. Heute erinnert nur noch die vom Kaufplatz auf die «Müra» führende Langgasse an die zugewanderte Familie, die während mehr als 200 Jahren hier ansässig war und deren Mitglieder wichtige Ämter innehatten.
Geschäft und Weinschenke am Kaufplatz
Der Älteste, Johann, war der Erfolgreichste der Gebrüder Lang. Nachdem er eine Tochter des verstorbenen Burgermeisters Matthias Ritter geheiratet hatte, erteilte ihm die Burgerschaft 1728 die Bewilligung, im kurz zuvor erworbenen Lang-Haus im Norden, am westlichen Rand des Kaufplatzes, eine «Stazune», ein Kaufwarengeschäft mit zugehöriger Weinschenke, zu eröffnen.
Vermutlich bewohnten der erfolgreiche Geschäftsmann Johann Lang und seine Gattin das Haus, wo die Weinschenke und der Kaufladen untergebracht waren.

Das Haus der Familie Lang aus dem Jahr 1727 schmiegte sich an seinen südlichen Nachbarn, das Von-Riedmatten-Haus aus dem 16. Jahrhundert. Die häufigen Überschwemmungen, die Geröll aus der Vispa herbeitrugen, liessen sein Erdgeschoss schliesslich fast bis zur Hälfte im Boden verschwinden. Der zugemauerte Bogen und die Kapitelle der Tragsäulen des früheren Laubenganges sind noch knapp über dem Boden zu erkennen.
Nicht datiert, Fotograf unbekannt, zVg
Das Lang-Haus überdauerte Generationen
Der Bau, wie er bis 1998 bestand, stammte aus dem 18. Jahrhundert; es ist möglich, dass die Jahrzahl 1727 – in Eisenlettern an der Nordfassade – mit dem Datum der Errichtung übereinstimmt. Vielleicht haben die Gebrüder das Haus erworben und umgebaut: ursprüngliche Teile des früheren Hauses könnten dem dreiteiligen Gebäudekomplex entsprochen haben, der auf dem Merian-Stich von 1642 zu sehen ist. Seine Hauptfassade war in den damals noch unverbauten Norden gerichtet.
Das Gebäude zeichnete sich durch eine bemerkenswerte Fassadengliederung aus. An der Nord- und Ostfassade waren noch Reste von vermauerten Arkaden zu sehen. Ähnlich wie beim Burgener-Haus auf dem Martiniplatz wies das Lang-Haus im Sockelgeschoss dreibögige Loggien beziehungsweise Bogengänge auf, die später zugemauert wurden. Bei wiederholten Überschwemmungen der Vispa im Lauf der letzten Jahrhunderte wurden der Kaufplatz und die auf gleicher Höhe stehenden Gebäude immer wieder eingeschwemmt. Mit Verzicht auf die Keller unterliessen es die damaligen Eigentümer, das angeschwemmte Geröll wegzuschaffen.

Das 1727 umgebaute Lang-Haus im Nordwesten des Kaufplatzes, verbunden mit dem Von-Riedmatten-Haus, gegenüber dem Haus des Restaurants «zur Traube» – fotografiert am Fronleichnamstag. Anfangs des dritten Jahrtausends machte das fast 300 Jahre alte Wohn- und Geschäftshaus einem Neubau Platz.
Nicht datiert, Fotograf unbekannt, abgebildet in Fux 1996
Höchste politische Ämter
Der erfolgreiche Geschäftsmann Johann Lang wurde 1741 ins Walliser Landesrecht und zwei Jahre später ins Visper Burgerrecht aufgenommen.
Die Nachkommen der Gebrüder Lang bekleideten höchste Ämter im Zenden Visp und sassen selbst in der Kantonsregierung. So war Joseph Ignaz II. Lang (1764–1824) Grosskastlan, Zendenpräsident und Visper Vizepräfekt, sein Bruder Kasimir (1767–1815), ab 1798 Mitglied des helvetischen Senats, 1805-08 Visper Zendenratspräsident und 1808–1810 gar Walliser Staatsrat; in dieser Funktion unterzeichnete er 1810 die Urkunde der Übergabe des Wallis an Frankreich.
Mit Domherr Lang starb das Geschlecht aus
Die Geschichte der Familie Lang in Visp endete 1922 mit dem Tod des 59-jährigen Domherrn Joseph-Marie Lang. Als Sohn des Richters Ignaz Lang war er am 1. Juli 1863 in Visp geboren worden. Er absolvierte das Priesterseminar in Innsbruck und wurde dort 1888 zum Priester geweiht.
Wegen eines Halsleidens weilte er dann während zwei Jahren in Jordanbad in Württemberg. Von 1891 bis 1893 war er Rektor in Herbriggen, ab 1892 Schulinspektor. Von 1894 bis 1916 betreute er das Rektorat St. Jakob und war deutscher Kaplan in Sitten, 1902 Religionslehrer am Lehrerseminar und ab 1916 Domherr.
Er starb 1922 als letzter Vertreter seines Geschlechts. Sein älterer Bruder Peter-Marie (1845–1894) war ebenfalls Priester gewesen.