Die Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei mit dem Kürzel BGB gründete 1929 Bundesrat Rudolf Minger, ein Bauer aus dem Berner Mittelland, bis anhin den Freisinnigen zugehörig. Anfangs der 70er-Jahre schloss sich diese vor allem mit den Demokraten von Zürich, Glarus und Graubünden zur Schweizerischen Volkspartei (SVP) zusammen.
Bald hatten die Zürcher das Sagen und ergriffen mit dem Nationalrat, Fabrikanten und Milliardär Christoph Blocher an der Spitze die Leitseile. Blocher mit seinen stark rechts von der Mitte anzusiedelnden und alles andere als ausländerfreundlichen Parolen fand immer mehr Anhang in immer weiteren Kreisen des Landes. Viel später entdeckte die SVP auch das etwas abgelegene Wallis, wo der frühere CVP-Gemeinderat von Savièse, Mittelschullehrer und spätere Staatsrat Oskar Freysinger zuerst im untersten Teil des Kantons erfolgreich wirkte.
Bei den Nationalratswahlen von 2011 war dann auch das Oberwallis an der Reihe und der Wahlerfolg sogleich bedeutend. In Visp, wo man damals noch keine Partei und auch keinen Kandidaten auf der Nationalratsliste der SVP hatte, erreichte der Jurist Franz Ruppen aus Naters gleich über 1000 Stimmen. Nun war also auch das Terrain Visp abgesteckt.
Die Botschaften der SVP kamen vor allem bei der Arbeiterschaft gut an, aber auch in touristischen Kreisen, obwohl diese von Gästen aus dem Ausland leben und zu deren Bedienung Mitarbeitende vor allem aus der übrigen Welt benötigen.
Ein Natischer sprang ein
So wollte die neue Partei, die in Visp kurz zuvor gegründet worden war, die Gemeinderatswahlen 2012 nicht verpassen. In Visp war eine Wahlbeteiligung allerdings nicht einfach. Es gab hier schlicht keine Kandidierenden, obwohl die Chancen, in den Rat gewählt zu werden, sich recht gut präsentierten. So wurde der junge Natischer Michael Kreuzer von seinem bisherigen Wohnort sehr kurzfristig nach Visp «beordert». Mangels einer Visperin, eines Vispers schaffte er – allein auf der Liste – den Sitzgewinn, was legitim war. Es konnten nämlich auch ausserhalb von Visp wohnende, hier nicht stimmberechtigte Personen gewählt werden.
Das ging auf Kosten der Sozialdemokraten, die damit erstmals seit den 70er-Jahren im Visper Rat nicht mehr vertreten waren. Bei den National- und Ständeratswahlen von 2015 konnte der Stimmenerfolg der SVP von vier Jahren zuvor in Visp noch gesteigert werden.
Siehe auch Kapitel 18.00 «Am neuen Industrieort formierten sich politische Parteien».