Für ein Randgebiet wie das Wallis war die Erschliessung des Tals mit der Eisenbahn keine Selbstverständlichkeit. Wie in anderen Bereichen verzeichnete das Wallis auch im Bahnverkehr einen Rückstand: Während in den meisten Ländern Westeuropas und in anderen Schweizer Kantonen schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Eisenbahnen gebaut wurden, musste das Oberwallis bis in die späten 70er-Jahre warten, bis es endlich eine Verbindung bis Brig erhielt. Die Bahn erreichte Visp 1876.
Der Bau der Eisenbahn war für das Wallis von grosser, kaum abschätzbarer wirtschaftlicher Bedeutung. Sie förderte den Tourismus, den Personen- und Güterverkehr und brachte schliesslich Industrien ins Tal. Zusammen haben die Rottenkorrektion, der Neubau von Strassen und der Bau der Eisenbahnlinie dem Gebirgskanton den Schritt aus der geografisch bedingten Isolation ermöglicht, weg vom reinen Agrarstaat mit seinem Selbstversorgungssystem, hinein in die Anfänge eines Industrie- und Tourismuskantons. Diese Werke ermöglichten neue Perspektiven.
Konkurs, als die Bahn bis Sitten führte
Am 5. Mai 1860 erreichte die Eisenbahn Sitten. Ihr wurde dort ein begeisterter Empfang bereitet. Dann aber geriet die Gesellschaft – einmal mehr – in finanzielle Schwierigkeiten. Die Fortsetzung der Linie nach Siders verzögerte sich.
Als die «Simplonbahn» nämlich in Sitten Endstation hatte, fiel sie in Liquidation, statt dass die Besitzerin die Strecke selber bis nach Visp weiterführte, wie sie sich verpflichtet hatte. Alle Stationsgebäude und sämtliches Rollmaterial wurden durch das Bundesgericht amtlich versteigert, jedoch unter der Bedingung, dass die neue Gesellschaft den Bau bis Visp weiterführe.
Über den Plan, den Simplon zu durchstechen, bestand keine Einigkeit. Es war sogar die Rede davon, mit der Bahn über Visp und dann oberhalb von Glis ins Gantertal zu fahren, um so einen kürzeren Tunnel bauen zu können. Mit einem Betrag von 60 000 Franken konnten Brig, Mörel und die Gommer sich am anfänglich vorgesehenen und später auch gebauten Simplontunnel beteiligen.

Um 1880, vier Jahre nach der Ankunft der Eisenbahn und zwei Jahre nach dem Bau des ersten Bahnhofgebäudes führte dieser Weg ins südlich gelegene Städtchen hinein. Im Osten kamen die Liegenschaften des Hotels La Poste und des Gitz-, später Le Comte-Hauses mit Türmchen besonders gut zur Geltung. Auffallend der Turm der St. Martinskirche mit dem provisorischen Satteldach, ganz rechts an der Kreuzung obere Bahnhofstrasse/Kantonsstrasse das Haus der Hufschmiede Eberhardt.
ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv, Foto Frères Charnaux, Ans_07205, Public Domain Mark
Der abenteuerliche Walliser Eisenbahnbau
Die sogenannte Italien-Linie, also das Bahn-Trassee im Tal des Rottens, wurde in Sitten versteigert. Um den Verkauf an Abenteurer zu verhindern, musste jeder Bieter vorgängig vom Bundesrat zugelassen sein und eine Garantiesumme von 500 000 Franken hinterlegen. Es handelte sich um eine Versteigerung «à rabais successif» zum Viertel (par quart), ab einem Gebot mit Preisangabe. Gemäss gültigem Gesetz erfolgte der Zuschlag durch Schreien. Beim Erlöschen einer Kerze wurden die Gebote angenommen – ein Vorgehen, wie es im 21. Jahrhundert noch zur Anwendung kommt, zum Beispiel bei Weinversteigerungen.
Bei der Versteigerung vom 16. März 1874 erschien ein einziger Bieter, ein Konsortium, zusammengesetzt aus der Société Financière Vaudoise und der Gesellschaft der Ostschweiz. Der Präsident eröffnete die Versteigerung mit einem Preis von 3,83 Millionen Franken. Die Kerze erlosch, ohne dass ein einziges Gebot erfolgt war. Man zündete eine zweite Kerze an und reduzierte den Preis um die Hälfte, und dann noch eine dritte für 957 000 Franken. Bei der vierten Versteigerung endlich entschloss sich nicht einmal bei minimalen 10 000 Franken jemand zu einem Angebot.
Darauf wurde die Italien-Linie dem vorerwähnten Konsortium für 10 000 Franken zugesprochen.
Die neue Gesellschaft nannte sich fortan «Compagnie du Chemin de Fer du Simplon». Ihr Verwaltungsrat konstituierte sich am 3. Juli 1875 und wählte den Unterwalliser Joseph Hyacinthe Barman zum Präsidenten. So konnte er die Verhandlungen, die er schon 1852 als Geschäftsträger der Eidgenossenschaft in Paris mit Industriellen und Finanzleuten geführt hatte, zu Ende bringen. Der zurückgetretene Bundesrat Paul Ceresole übernahm ab 1876, Jahr des Eintreffens der Bahn in Visp, die Direktion der Gesellschaft.
So war das sicher ein gutes Geschäft, aber es brachte eine Reihe von Verpflichtungen mit sich. Ziel war die Fortsetzung des Betriebs der Linie Bouveret-Siders und deren Verlängerung bis Leuk für Mai 1875, ein Jahr später bis nach Visp, um 1878 Brig zu erreichen.
Auf die neuen Besitzer wartete eine noch weitergehende Herausforderung: die Verantwortung für den technischen Plan des späteren Simplon-Durchstichs.
Am 19. April 1900 kaufte der Bund von der Jura-Simplon-Gesellschaft die Bahnstrecke Bouveret-Brig ab und wurde so deren Rechtsnachfolger als Schweizerische Bundesbahnen (SBB). Am 1. Mai 1903 ging die Bahnlinie mit den Visper Bahnanlagen von der privaten Aktiengesellschaft an die Bundesbahnen über.
Verzögerungen beim Bahnbau Sitten-Brig
Die Planung hatte vorgesehen, dass man Leuk-Susten 1864, Visp 1867 und Brig 1868 erreichen würde. Schliesslich wurde dies aber erst 10 Jahre später möglich.
Nach längerem Unterbruch wurde der Bau des Schienenstrangs wieder aufgenommen.
Im September 1868 konnte die Einfahrt des ersten Zugs in Siders gefeiert werden. 150 Journalisten nahmen an den dreitägigen Festivitäten teil. Das Wallis rückte dem übrigen Europa näher, doch das Oberwallis musste erneut warten.
Rottenkorrektion 1875 ermöglichte Eisenbahn
Voraussetzung für den Bau der Eisenbahn, d.h. für das Aufschütten und Anlegen des Eisenbahn-Trassees zwischen Leuk und Visp, war die Trockenlegung des Geländes im Rahmen der Rottenkorrektion gewesen. [Siehe auch Kapitel 15.03 «Erste Rottenkorrektion – ein Werk öffentlichen Nutzens, welches Entwicklung ermöglichte».]
Schon um 1860 war es dem Bahningenieur Franz Venetz dank einem finanziellen Beitrag gelungen, die Arbeit an den Bahndämmen mit denjenigen der ersten Rottenkorrektion zu koordinieren.
Die Rottenkorrektion begann mit einer einschneidenden Massnahme: Das für den Bau der Eisenbahnlinie vorgesehene Trassee verlangte natürlich eine Überquerung der Vispa, welche dazumal noch der Strasse nach Raron entlang führte und bis in den Schwarzen Graben hinunter viel Land beanspruchte. Mit dem neuen Flussbett, das von der Landbrücke praktisch – wie heute noch – in direkter Linie in den Rotten führte, konnten zwei Fliegen auf einen Schlag getroffen werden: In den verschiedenen Eyen wurden beachtliche Flächen allmählich urbar und die vorgängige Rottenkorrektion ermöglichte den Bau des Trassees.
Die Fertigstellung geschah ausschliesslich in mühsamer Handarbeit, im wahrsten Sinn Schwerarbeit, die jedoch zügig vorankam. Einzig die Fundation der Brücke über die Vispa bot technische Probleme.
Inklusive Infrastruktur kostete die Arbeit 1,8 Millionen Franken, knapp 100 000 Franken pro Kilometer.
Burgerböden für Bahntrassee
1876 wurde der Landerwerb auf der Strecke Leuk-Visp gütlich und ohne Eingreifen der eidgenössischen Expertenkommission geregelt.
Die Eisenbahn benötigte natürlich auch von der Burgerschaft Grund und Boden. So verkaufte diese 1876 mit Rücksicht auf das zu erstellende Bahntrassee Burgerboden in den Lösern der unteren Wehreye. Für das Klafter erhielt sie 2 Franken, in der Mühleye 3,35 Franken. Es gab Überbleibsel bei Lösern, die wegen der Eisenbahn durchschnitten wurden. Diese kamen zur Versteigerung, wobei die Burger als Käufer den Vorzug hatten.
Für die 1876 erfolgten Expropriationen der Eyen und Sande überwies die Staatskasse 1881 den Betrag von 1 858.50 Franken zugunsten der Bahn-Gesellschaft, die sie an die Burgerschaft zahlte.
Der Burgerrat beschloss, die von der Eisenbahn expropriierten Löser zu ersetzen. Diese sollten vom Bockbart an längs der Vispa – damals noch im alten Bett – und in der Wehreye abgegrenzt und gemessen werden, jedes zu 650 Klafter.

Das erste Bahnhofgebäude von Visp begrüsste die Reisenden im Jahr 1878 mit der Stationsbezeichnung «Viège Zermatt». Der Bahnhof wurde auch auf Deutsch «Gare» genannt, der Bahnsteig «Perron» und die Hotels hiessen «Mont Cervin», «Soleil», «Des Alpes» – Französisch war damals die Sprache des Tourismus.
© «Place de la Gare, Viège, 1878», Fotograph unbekannt, Mediathek Wallis, Martigny, 001phD009-001
1876 erreichte die Bahn die Station Visp
Nach raschen Baufortschritten fuhr 1876 der erste Zug von Raron her in den Bahnhof Visp ein. Das erste Bahnhofgebäude war von sehr einfacher Natur und sah praktisch gleich aus wie jene auf anderen Stationen. Die erste Bahnhofstrasse, die nun zur neuen «Gare» führte, diente lediglich Fuhrwerken und Kutschen. Das Auto kam erst ein Vierteljahrhundert später. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war der Bahnbau ein Thema, das die damalige Bevölkerung in Atem hielt. Nicht ohne Grund wurde vom «Bahnfieber» gesprochen.
Vispa-Korrektion taleinwärts
1886 wurde die Vispa-Korrektion von der Landbrücke taleinwärts rechtsseitig durch die Visp-Zermatt-Bahn-Gesellschaft ausgeführt, als diese den Eisenbahndamm anlegte.
Die Gemeinde gewann dadurch das Terrain, auf dem sie 20 Jahre später den Schulhausplatz anlegte.

Neben der Schützenlaube hatte die Visper Schützenzunft einen soliden Schützenstand installiert. Von dort schossen die Schützen über den Schulhausplatz, die neue Talstrasse und die Vispa, um das Ziel, den Scheibenstand westlich der Vispa, zu treffen. Als die Visp-Zermatt-Bahn Ende der 20er-Jahre ihren Betrieb von Dampf auf Strom umstellte, musste der Schiessstand hinter den Friedhof verlegt werden, von wo aus deutlich höher über die Vispa geschossen werden konnte. Im Vordergrund des Bildes die Märtmatte mit den Vorrichtungen zum Anbinden des Viehs.
Nicht datiert, Fotograf unbekannt, zVg
Anspruchsvolle «Avenue de la gare»
1899 wurde die Forderung an den Visper Gemeinderat gestellt, in der «Avenue da la gare» solle ein Trottoir angelegt werden.
Ein Jahr später wurde verlangt, in der gleichen Strasse solle ein Kanal ausgehoben werden.

Die Bahnhofstrasse wenige Jahre nach dem Bau des Bahnhofs. Sie lag noch völlig isoliert im Feld, weder hüben noch drüben stand ein einziges Gebäude, es gab nur Gärten und Wiesen. Die Kantonsstrasse, von der Landbrücke her führend, bog bereits bei der Hufschmiede Eberhardt ab und führte in die heutige Napoleonstrasse.
Fotograf unbekannt, erschienen in Fux 1996
Bahn Monthey-Brig nach Fahrplan
Das Initiativkomitee für die Bahnstrecke Visp–Brig einigte sich rasch mit der Direktion der Compagnie du Simplon. Bereits im Juni 1878 wurde die Eisenbahnstrecke zwischen Leuk und Brig eröffnet.
Täglich verkehrten nun drei Züge zwischen Brig und Lausanne. Der Zug Visp ab 7.38 Uhr erreichte die Waadtländer Hauptstadt um 13.03 Uhr.
Fernziel der Bahnbauer war jedoch von Anfang an die Verbindung nach Italien. Diese konnte erst 30 Jahre später mit der Eröffnung des Simplon-Tunnels realisiert werden. In der Konzession war die Fortsetzung der Strecke nach Brig zeitlich nicht festgelegt, aber die Briger drängten darauf.
1888 erreichte das Oberwallis bei der Bundesbahn, dass auch in den Wintermonaten zwischen Brig und Sitten pro Tag vier statt wie bisher nur drei Züge in jeder Richtung verkehrten.
Enorme Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung
Als nach jahrelanger Ungewissheit die Eisenbahnlinie St. Maurice–Brig 1878 endlich fertiggestellt war, bedeutete dies wohl endgültig den Startschuss für die erhebliche Verbesserung der sozialen und wirtschaftlichen Struktur im Bergkanton. Die Verbindung schloss nämlich das Rhonetal an das Westschweizer Eisenbahnnetz an. Mit der Erweiterung der Eisenbahnlinie ins Oberwallis fand das Wallis Anschluss an die übrige Eidgenossenschaft. Damit war der Kanton nicht mehr von der Aussenwelt abgeschnitten.
Das konnte nicht ohne Auswirkungen auf die Produktionsverhältnisse bleiben. Die traditionelle Bedarfsdeckung mit handwerklicher Einzelanfertigung musste vermehrt der industriellen Produktion weichen. Diese neue Entwicklung im Tal lockte bald auch grössere Unternehmungen der übrigen Schweiz ins Wallis.
Visp sollte Talstrasse berappen
Gemäss den «Streiflichtern zur Hotel- und Tourismusgeschichte von Zermatt» von Roland Flückiger-Seiler stand 1884 in der Neuen Zürcher Zeitung: «Wenn nur der Zugang vom Rhonethal her besser wäre. Es ist jammerschade, dass die Visper ihr eigenes Interesse so schlecht verstehen und sich nicht entschliessen können, eine Strasse bis St. Niklaus zu bauen. Der fast fünf Stunden lange Weg bis dahin ist äusserst mühsam, während von St. Niklaus bis Zermatt eine hübsche Fahrstrasse letzteres sehr bequem erreichen lässt.» Erst 40 Jahre später, 1925, begann der Kanton – nicht Visp –, mit dem Bau der Talstrasse Visp-Stalden. Weiter hinten im Tal musste man noch viel länger auf die Strasse warten.

Aufnahme von 1910, im Vordergrund der Damm mit dem Bahngleis ins Mattertal. In Visp hatten 1888 die Arbeiten für die Schmalspurbahn Visp-Zermatt (VZ) begonnen, nachdem die Bundesbehörden 1886 die Konzession für den Bau erteilt hatten. Das rechte, östliche Ufer der Vispa gegen die Siedlung hin wurde durch den Bau des Damms für die Visp-Zermatt-Bahn wesentlich sicherer. 1890 fuhr der erste Zug nach Stalden, 1891 wurde Zermatt erreicht. Zunächst beschränkte sich der Betrieb auf den Sommer.
ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv, Fotograf unbekannt, Ans_13074, Public Domain Mark
Die Visp-Zermatt-Bahn öffnete die Vispertäler
Als die ersten Züge der Simplon-Bahn in Visp hielten, entstanden rasch Projekte für eine Schmalspurbahn nach Zermatt. 1886 erteilten die Bundesbehörden den Gesuchstellern, dem Bankhaus Masson, Chavannes & Co, Lausanne, und der Handelsbank in Basel die Konzession für den Bau der Schmalspurbahn Visp-Zermatt (VZ) mit einem Meter Spurweite. Vorgesehen war ein reiner Sommerbetrieb. Für Einheimische wurde ein erheblich reduzierter Tarif vorgeschrieben. Anfang 1888 begannen die Arbeiten dafür in Visp. 1890 fuhr der erste Zug nach Stalden und 1891 nach Zermatt.
Mit der 1929 abgeschlossenen Elektrifizierung erfuhr die BVZ eine wichtige Entwicklung. Die Dampflokomotiven vor den Zügen verschwanden. Neue Schutzbauten, vor allem zwischen Täsch und Zermatt, sicherten ab 1933 den Ganzjahresbetrieb. Die Umstellung kostete 1,7 Millionen Franken.
Visper gegen Endstation Lalden der BLS
Nachdem zuvor (1897) Pläne für eine Bahn Lauterbrunnen–Visp bestanden hatten, gab es 1907 gemäss Adolf Fux ein neues Bahnprojekt: eine Verbindung Visp–Lalden, also eine Verbindung mit der Lötschberg-Bahn. Damit hätte die BLS nach dem Durchstich des Lötschbergs praktisch bei Visp in die Simplonlinie münden sollen.
Der Visper Gemeinderat lehnte dieses Vorhaben jedoch ab und schrieb an das Baudepartement: «Durch die Verlängerung der Bahnlinie VZ von Visp nach Lalden (Rohrli) verliert Visp seinen Platz als ‘tête de ligne’ der VZ-Bahn. Die Reisenden, mit der Lötschberg-Bahn herreisend, können dann direkt von Lalden nach Zermatt reisen ohne Aufenthalt und Umstieg in Visp, was nun nicht im Interesse der Hotel-Industrie von Visp ist und damit nicht in dasjenige der anderen Industrien.» Genau hundert Jahre später wurde der internationale Vollknoten-Bahnhof doch noch Realität.

Das Zugpersonal der Visp-Zermatt-Bahn zwischen 1891 und Ende der Zwanzigerjahre vor der Dampflokomotive «Gornergrat». Als die Lokomotiven mit Dampf betrieben wurden, beanspruchten sie mehr Personal; so benötigte der Lokomotivführer einen Heizer. Nach der Elektrifizierung 1929 lösten moderne Lokomotiven die Dampflok ab.
Nicht datiert, Fotograf unbekannt, zVg/Margrit Truffer
Mit der BLS nach Visp?
Noch 1889 schossen die Eisenbahnprojekte wie Pilze aus dem Boden. So stand das Projekt einer Lötschbergbahn von alt Regierungsrat W. Teuscher zur Diskussion. Sie war als Zufahrtslinie zum Simplon und als direkte Verbindung Berns mit dem Wallis gedacht. Diese Bahn hätte nach dem Durchstich des Lötschbergs bei ... Visp in die Simplon-Linie münden sollen.
Wildstrubel oder Lötschberg?
Für die Linienführung der künftigen Unterquerung der Berner Alpen gab es schliesslich noch zwei Bahnprojekte. Die Berner waren in dieser Sache federführend und auch Zahler. 1906 entschied der Bernische Grosse Rat mit grosser Mehrheit für eine elektrische Bahn mit einem 13,7 Kilometer langen Tunnel im Kandertal bzw. Lötschberg und stimmte gegen das Projekt Wildstrubel, das im Interesse des Mittelwallis gewesen wäre. Für das Oberwallis und auch für Visp war diese Entscheidung von grosser Bedeutung.
Von Zermatt aus Visp umfahren?
1892 bestand theoretisch die Gefahr, dass Visp auf dem Weg nach Zermatt umgangen wurde. Da war nämlich eine Verbindung vom Dorf Zermatt nach Siders in Planung, was mittels eines Tunnels unter dem Obergabelhorn über Zinal und durch das Val d’Anniviers hinunter erreicht werden sollte. 1899 wurde ein Konzessionsgesuch für eine Bahnlinie durch das Val d‘Anniviers nach Zermatt eingereicht. Gebaut wurde sie jedoch nicht.
Auch Strassen wurden gebaut
Nachdem 1805 die Simplonstrasse eingeweiht worden war, die Napoleon von seinem Ingenieur Céard als Militärstrasse durch das ganze Tal bis hinauf auf den Simplonpass hatte erbauen lassen, folgte die Furkastrasse als zweite Passstrasse. Sie konnte 1867 eingeweiht werden.
Diese Strassenverbindungen waren eine absolute Notwendigkeit, damit sich später die chemische Industrie der Lonza AG hier niederlassen und zukunftsgerecht entwickeln konnte. Sie sollte der Bevölkerung des Dorfs und der Umgebung endlich bessere Verdienstmöglichkeiten bringen. Voraussetzung für das Funktionieren des Werks war aber das wilde und bis dahin fast nur als schädlich erlebte Wasser der Vispa, die vom Saastal her den Strom über Ackersand zu liefern imstande war.
Ein Brunnen bei der Bahnstation
1894 besass Visp fünf öffentliche Brunnen. Der Rat war bereit – sofern das Wasser reichte – einen sechsten bei der Eisenbahnstation zu speisen. Es gab noch keine Wasserversorgung mit Trinkwasser im Haus.
Visp-Brig zweispurig
1918 – am Ende des Ersten Weltkriegs – wurde die SBB-Strecke Visp-Brig zweispurig, während die Strecke Visp-Siders damit bis in die 70er-Jahre warten musste.
Elender, holpriger Saumweg
Noch 1919 war im Walliser Bote zu lesen: «Das Vispertal hat doch seine Bahn, sagt man. Ja, aber nur für vier bis fünf Monate. Für den Rest des Jahres aber, und das Saastal gar für das ganze Jahr, bleiben wir auf den vielfach fast elenden, holperigen Saumweg angewiesen. Die Strasse – ab Visp – ist also absolut notwendig.»
Rund um Visp und Lötschbergbau
Anfangs des 20. Jahrhunderts wurde das Trassee der Lötschberg-Bahn gebaut. Das hatte zur Folge, dass sich die Bevölkerungszahl in den Dörfern rund um Visp – Raron, Ausserberg, Eggerberg, Baltschieder, Lalden, Gründen, Hohtenn – vorübergehend mehr als verdoppelte. In Ausserberg hatte es im Jahr 1900 398 Einwohner, zehn Jahre später 1020!
Simplon durchbohrt
Am 24. Februar 1905 wurde per Telegraf von Gondo und Iselle die mit Spannung erwartete Kunde in die Welt hinausgetragen, dass der Simplontunnel durchbohrt sei. Zum Durchstich des 19,77 Kilometer langen Tunnels waren rund 6½ Jahre aufgewendet worden.