Kapitel Nr.
Kapitel 20.09

Etwas mehr Komfort, Konsum und Vergnügen – Freizeiteinrichtungen, Sportanlagen

Hotel machte Apotheke Platz

1945 ging das kleine Hotel Tourist mitten in der damaligen Burgschaft ein. Die Kriegsjahre waren diesem Wirtschaftszweig in Visp alles andere als zuträglich gewesen. Ziemlich genau bei Kriegsende verkaufte die Besitzerin Angelina Müller-Ambord, Witwe des Alfred, die Liegenschaft mit einer Grundstückfläche von 164 Quadratmetern zum Preis von 25 000 Franken an Hans Fux, der hier seine neue Apotheke einrichtete. Apotheker Fux war an einer zentralen Lage seines Geschäfts interessiert; vorher war er an der Kantonsstrasse etabliert gewesen, ziemlich genau dort, wo heute das Sportgeschäft Ochsner steht.

Das Hotel Touriste wurde von der Apotheke Fux abgelöst. Heute befindet sich dort ein Kleiderladen.

Aus dem Fundus der ehemaligen Druckerei Mengis

Neue Zuversicht nach Kriegsende

1946, kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs, wurden in Visp eine Reihe von neuen Geschäften eröffnet: Jules Zerzuben, der zuvor das Hotel Touriste geleitet hatte, übernahm den Gemüseladen Margorotto hinter dem Cafe Zenklusen (heute Napoleon). Theo Imesch eröffnete in seinem Neubau an der Kreuzung Napoleonstrasse/Hannigstrasse einen Schuhverkauf. Rudolf Bodenmüller eröffnete eine Schneiderei an der Wichelgasse. Walter Furrer und Edelbert Ghezzi eröffneten im Haus Casetti, in den Räumen der ehemaligen Veloreparaturwerkstätte Albert Paci einen Metzgerladen.

Kegeln im «Terrasse»

1948 bewilligte der Gemeinderat dem Jodelchörli die Durchführung eines Preiskegelns auf der Freiluft-Ladenbahn des Café Terrasse.

Kegeln auch im Winter

Paul Imseng, Besitzer des Café Commerce, reichte 1949 das Gesuch zum Bau einer beheizbaren Kegelbahn ein.

Boxen im La Poste

Robert Poltera, Gerant des La-Poste-Saals, erhielt 1948 die Bewilligung für die Durchführung eines Box-Meetings.

Neuer Tierarzt

1949 meldete Roman Aufdenblatten aus Täsch, er habe in Visp eine tierärztliche Praxis eröffnet.

Wasserleitung zum Berieseln der Eisbahn

1946 entschied der Gemeinderat, zur Berieselung der Eisbahn westlich der Garage Blatter eine Wasserleitung zu erstellen und die Kosten dafür zu übernehmen, um den Eishockeyclub zu entlasten.

Hockey dominierte Kalender

Vor Weihnachten 1948 ersuchte der Gemeinderat den Eishockeyclub, keine Veranstaltung anzusetzen, während die Schulkinder ihr Theater aufführten.

Geschenkeausstellung

Der Gemeinderat entsprach im September 1948 dem Begehren des Gewerbevereins, Ende November in der Turnhalle eine vorweihnächtliche Geschenkeausstellung durchzuführen.

Animierter Martinimarkt

Dem Café Billard am Kaufplatz (im 1. Stock des späteren Restaurants Wiwanni) wurde für den Martinimarkt von 1948 Musik mit Tanz bis 23 Uhr gestattet.

Bäckerei am Blauen Stein

Etienne Perren zeigte dem Gemeinderat 1949 an, er habe die Bäckerei Perren beim Blauen Stein übernommen.

Zu nahe an Weihnachten

Anfangs 1951 stellte man fest, dass der Dreikönigsmarkt vom 6. Januar schwach besucht war. Es wurden lediglich 22 Kühe, 11 Rinder, 11 Kälber, 21 Schafe, 12 Ziegen, 12 grosse und 239 kleine Schweine aufgeführt. Der Markt lag offenbar zu nahe an den Festtagen, die das Geld der Leute bereits absorbiert hatten. Kurze Zeit später wurde der Markt aufgehoben.

Duschen in der Turnhalle

1951 wurde an der Urversammlung angeregt, die Duschen in der Turnhalle nach einem gewissen Stundenplan der Bevölkerung zur Verfügung zu stellen.

Das Bad im Haushalt war noch keine Selbstverständlichkeit. Noch 1960 waren im Wallis gemäss Volkszählung nur 55 Prozent aller Wohnungen mit Bad oder Dusche und 70 Prozent mit einem elektrischen Kochherd ausgestattet.

Unerlaubtes Tanzen

Der Gemeinderat hatte 1950 davon Kenntnis zu nehmen, dass Schulpflichtige anlässlich der Bälle des Turnvereins und des Veloclubs getanzt hatten. Er forderte die Polizei auf, diesbezüglich in der Haushaltungs- und in der Sekundarschule zu ermitteln.

Rottenbund in Visp gegründet

Am 21. Oktober 1948 fand in Visp die Gründungsversammlung des Rottenbunds statt. Der Rottenbund ist eine Vereinigung zur Pflege und zum Schutz der deutschen Muttersprache und Kultur im Wallis.

Visp erhielt ersten Lift

Unter dem Kürzel «– tt –» veröffentlichte der Korrespondent des «Walliser Boten» – es handelte sich um den Briefträger Heinrich Blatter – 1956 eine Standortbestimmung zu Visp als modernem Einkaufszentrum. Dem Beitrag lässt sich auch entnehmen, dass Visp im gleichen Jahr seinen ersten Personenlift erhielt.

Eine Überbauung mit Erdgeschoss und drei Wohngeschossen bezeichnete der Korrespondent als «Miniatur-Wolkenkratzer». Er hoffte auch, dass die damals fieberhafte Bautätigkeit im Ort endlich die bis dahin herrschende Wohnungsnot im Ort beenden konnte.

Die legendäre Visper Eishockeymannschaft, die 1962 Schweizermeister wurde, trainierte und spielte zunächst im Freien auf einer Freiluft-Kunsteisbahn.

Foto aus dem Fundus der ehemaligen Druckerei Mengis

Eröffnung der Kunsteisbahn mit siebenfachem Schweizermeister

Am 5. November 1956 weihte der EHC Visp seine Kunsteisbahn in der Litterna ein. Dazu fand sich der siebenfache Schweizermeister Arosa ein. Nach einem Festzug der beiden Mannschaften vom Bahnhof über den Kaufplatz zum längst erwarteten Eisstadion, angeführt von der Musikgesellschaft Vispe, trennten sich diese nach den Feierlichkeiten 5:5. [Siehe auch «Visper Geist», Band 2.]

Ab 1956 verfügte Visp über eine Freiluft-Kunsteisbahn in der Litterna. In den späten 70er-Jahren wurde die Anlage überdacht.

Foto aus dem Fundus der ehemaligen Druckerei Mengis

Besserer Radioempfang

Der Radioempfang in Visp wurde ab 1. Juni 1958 erheblich besser, denn seit diesem Datum war oberhalb von Brig ein neuer Ultrakurzwellen-Sender in Betrieb, dessen Versorgungsbereich das Gebiet zwischen Visp und Mörel umfasste.

Schwimmbad für Visp

1958 arbeitete die Schwimmbad-Genossenschaft Visp unter dem Vorsitz ihres Präsidenten Christoph Zinsstag unablässig an der Verwirklichung ihres Vorhabens, der Erstellung eines Schwimmbads für die Ortschaft Visp.

Nachdem ein Teil des benötigten Bodens gesichert war und weitere Käufe in Aussicht standen, hing man auch mit der Projektierung nicht mehr in der Luft. Ein baureifes, ansprechendes Projekt samt Modell und Kostenvoranschlag lag vor und erlaubte, einen von Optimismus getragenen Gedankenaustausch zu pflegen.

So konnte der Hauptteil des Bads ausgeschrieben werden. Man konnte mit einem Baubeginn im Herbst und der Eröffnung der Anlage im darauffolgenden Sommer rechnen, ohne dass der Gesamtaufwand die zur Verfügung stehenden Mittel überschritt. Bis dahin sollte es jedoch noch drei Jahre länger dauern.

Am Sonntag, 2. Juni 1962, wurde bei schönem, aber kaltem Wetter nach 1 1⁄4 Jahren Bauzeit und insgesamt mehr als 2 000 Stunden Fronarbeit das Schwimmbad Visp am Übergang von der Mühleye zu den «Neuen Erben» eingeweiht.

Das Schwimmbad heute.

© Daniel Reust

Erste Walliser Aschenrundbahn in Visp

Mit der Durchführung des 18. Walliser Kantonalturnfests konnten die Aktiven im Juni 1958 den Sportplatz Mühleye mit der ersten 400-Meter-Aschenrundbahn des ganzen Wallis einweihen.

Die Gemeinde hatte für 206 000 Franken den Boden erworben und ihn den Vereinen zur Verfügung gestellt. Die drei Vereine Fussballclub, ETV und KTV hatten auf dem Boden ein Fussballfeld mit internationalen Massen und darum herum die Aschenrundbahn angelegt. Jeder von ihnen musste über 75 000 Franken oder entsprechende Fronarbeit erbringen. Es war dies eine Leistung der Vereine, die man nicht genug würdigen kann. Die Gemeinde hatte damals knapp eine Million Franken Einnahmen im Jahr und der Durchschnittslohn betrug zwischen 700 und 800 Franken.

Mit dieser Anlage stand Visp im ganzen Kanton einzig da. Sogar St.Gallen mit bald 100 000 Einwohnern verfügte nicht über einen derartigen Sportplatz.

Die Asche bestand wie damals üblich aus Aachener Roter Erde. Das einzige Gebäude weit und breit war die Garderobe mit den Toiletten.

[Siehe «Visper Geist», Band 2, Seiten 660/661.]

Der Sportplatz aus dem Jahr 1958, der 2009 umgebaut wurde.

© Josef Salzmann

Visp war während Jahrhunderten der Marktplatz

Noch im 20. Jahrhundert, in den 30er-Jahren, waren die Visper Jahrmärkte typische Bauernmärkte gewesen. Schweinehändler aus dem Bernbiet und auch der einheimische Rudolf Gentinetta warteten mit einer bedeutenden Zahl Ferkel auf. Schweine waren sehr begehrt, um sich nach der Sommermast bei der Hausschlachtung im November mit eigenem Schweinefleisch einzudecken. Am St. Martinimarkt boten die Bauern das überzählige Vieh zum Kauf an. Auf dem Marktplatz zwischen Kantonsstrasse und Turnhalle wurden jeweils insgesamt über 1 000 Tiere aufgeführt. Noch 1951 zählte man am St. Martinimarkt 106 Kühe, 48 Rinder, 102 Kälber, 8 Stiere, 443 Schafe, 37 Ziegen, 313 kleinere und 22 grosse Schweine und 3 Maultiere.

Mit dem Rückgang der landwirtschaftlichen Tätigkeit verschwanden auch die Haustiere, sodass aus dem Marktplatz ein Parkplatz wurde. Der Markt fand nun in den Strassen statt. Die Besucher aus den umliegenden Gemeinden holten sich hier nicht mehr das zum Überleben Notwendige, sondern kamen eher zu einer Chilbi, aber ohne Tanz.

Mit grossem Aufwand und Erfolg organisierten nun auch andere Gemeinden Jahrmärkte, sodass sich Visp diesbezüglich bald etwas einfallen lassen musste. Seit 1971 findet hier jeweils im März der «Widdrimärt» mit über 600 Schwarznasen statt.

Der Kaufplatz, bevor an seiner Nordseite ein Neubau errichtet wurde.

zVg

Migros Visp seit 1959

«Freitag, 30. Oktober 1959, 8 Uhr, Eröffnung des Migros-Selbstbedienungsladens an der Kantonsstrasse», verkündeten die Oberwalliser Gazetten. Und die Botschaft kam an. Das Volk strömte in den Laden, dem noch das Schulgebäude der Landwirtschaftlichen Schule gegenüberstand.

Für die Detaillisten am Ort, die bis dahin die Bevölkerung mit Lebensmitteln versorgt hatten, war das natürlich ein harter Schlag, konnten sie doch nicht mit einer so grossen Auswahl aufwarten. Für die Lebensmittelgeschäfte war dies der Anfang vom Ende. Im Verlauf der folgenden Jahre mussten die meisten von ihnen schliessen.

Zweiter Verkehrsverein

1960 wurde in Visp ein Verkehrsverein gegründet, nachdem ein Vorgänger aus den 30er- Jahren offenbar eingegangen war.