Franz Joseph Burgener wurde 1697 in Visp als Sohn von alt Landvogt Johann Jodok Burgener, damals Zendenhauptmann von Visp und später Landeshauptmann, und der Cäcilia Lambien, der Erbauerin des Burgener Hauses, geboren. Die Wahl seiner Taufpaten zeigt, dass er in eine Familie hineingeboren wurde, die im damaligen Oberwalliser Macht-Clan bereits breit verankert war: sein Onkel Arnold Blatter, damals Vize-Landeshauptmann, Kaspar Schnidrig, Bannerherr des Zenden Brig, und Christina Zuber, Witwe des Vize-Ballivus Adrian In Albon. Franz Joseph war noch nicht drei Jahre alt, als er im März 1700 seine Mutter verlor. Bald darauf ging sein Vater mit Anna Maria Mannhaft, einer Enkelin des grossen Stockalper, eine neue Ehe ein.
Sohn des Landeshauptmanns
Darüber, wo und an welchen Kollegien Franz Joseph studierte, ist nichts bekannt; immerhin wies er sich als guter Kenner fremder Sprachen aus.
Als er 10 Jahre alt war, wurde sein Vater Johann Jodok zum Landeshauptmann gewählt; er sollte es 14 Jahre bleiben. Unter den Fittichen des Vaters begann dann auch Sohn Franz Joseph seine politische Laufbahn: Kaum 20 Jahre alt, wurde er im November 1717 zum Zendenkastlan gewählt. Noch im Dezember des gleichen Jahrs vertrat er zusammen mit Hauptmann Peter Wyss aus Törbel als Abgeordneter den Zenden Visp im Landrat.
Durch ihre Ehen mit den angesehenen und einflussreichen Häusern der Perrig, Schiner und Stockalper verhalfen seine Schwestern Franz Joseph zu weiteren nützlichen Verbindungen. So fand der junge Burgener als Politiker in den oberen Zenden rasch Hilfe und gewann Einfluss. An Ehrgeiz und Energie scheint es ihm auch nicht gefehlt zu haben.
Zwei Ehen
Noch nicht 20 Jahre alt, vermählte sich Franz Joseph am 29. Januar 1717 in Visp mit Maria Patientia Venetz, die 1696 als Tochter von Johann Bartholomäus Venetz und Anna Sara In Albon geboren worden war. Ihre Mutter war die Tochter des bekannten Bannerherrn und Vize-Ballivus Adrian In Albon, der ein heftiger Gegner des grossen Stockalper gewesen war und 1698 jung verstorben war, worauf seine Witwe den Unterwalliser Junker Johann Franz du Fay de Lavallaz ehelichte; dieser wurde 1700 in Visp Burger und liess sich hier nieder.
Franz Joseph und Maria Patientia hatten sechs Töchter und zwei Söhne, von denen nicht alle das Kindesalter überlebten.
17 Kinder
Als Maria Patientia am 16. Februar 1741 erst 45-jährig starb, pries sie der Visper Pfarrer Stephan Plaschy im Sterbebuch: «Eine tugendreiche Matrone: Mutter der Armen, Trösterin der Kranken, Zierde der Burgschaft Visp, grossmütige Beschützerin der Geistlichen, eine liebenswürdige Frau, welche im Leben von allen geliebt und im Tode von allen betrauert wurde.» Bestattet wurde sie in der St. Martinskirche beim Altar des hl. Antonius.
Ein Jahr nach ihrem Hinschied vermählte sich Burgener 1742 mit einer nahen Verwandten, Margareta Blatter, Nichte des Fürstbischofs. Sie sollte ihm vier Töchter und drei Söhne schenken, von denen drei früh starben. Die Taufbücher von Visp und Saint-Maurice verzeichnen insgesamt nicht weniger als 17 Kinder von Franz Joseph Burgener, davon 10 Mädchen.
Strassenkommissar oberhalb der Raspilly
Die Strassen, falls man die damaligen Verkehrswege so nennen kann, wurden zum ersten Gradmesser seiner Kompetenzen: Im Mai 1719 wurde der «edelfest Castlan Burgener» als Nachfolger des verstorbenen Philipp Jakob Venetz zum «Commissar der Strassen ob dem Raspilly» gewählt. Als solcher klagte er 1725 vor den Landesvätern gegen säumige Gemeinden: «Niemand will gehorsam sein und die Strassen zu unterhalten sich bequemen.»
Als 24-Jähriger Kommandant des Bezirks
Im Zenden Visp sollte Franz Joseph bald die dominierende Rolle seines Vaters übernehmen: Als dieser im September 1721 starb, folgte ihm Franz Joseph im begehrten Amt des Zendenhauptmanns. Der Onkel Arnold Blatter hatte schon seit Jahrzehnten das Zendenbanner verwahrt.
Am 5. November 1721 versammelten sich in Visp gegen 700 Männer, die Vorsteher aller Gemeinden, die Gewalthaber der Viertel und die Milizen beider Auszüge. Sie erkoren den 24-jährigen Burgener zum militärischen Hauptmann des Zenden Visp.
Nicht nur «Vetterli-Bonus»
Im Dezember 1726 erfolgte Burgeners Wahl zum Landvogt von Monthey für die Jahre 1727 bis 1729. Sein Onkel und Pate, Staatskanzler Arnold Blatter, vermerkte im Abscheid, dem Protokoll des Landrats, die Wahl sei «angesichts seiner vortrefflichen Gemütsgabe, Klugheit und in seiner Person hervortretenden schönen Eigenschaften neben dem hochwerten und aller Erkanntlichkeit würdigen Angedenken seines um das liebe Vaterland so hochverdienten Herrn Vaters ruhmseligen Gedächtnis» erfolgt.
Oberst der Oberwalliser Truppen
Im Herbst 1729 gab der französische Ambassador in Solothurn glänzende Feste, dies anlässlich der Geburt des Thronfolgers, des Dauphin, in Paris. Burgener war dort einer der drei Geladenen des Wallis, zusammen mit seinem Schwager Schiner.
Im Mai 1731 erhielt auch seine militärische Karriere einen kräftigen Schub: Er wurde zum Obersten der Oberwalliser Miliztruppen gewählt. 36 Jahre, bis 1767, war Franz Joseph Burgener Oberst und Kommandant der Truppen oberhalb der Morse, das heisst des ganzen Oberwallis, ab Sitten aufwärts.
Verhandlungen mit dem Königreich Sardinien
Mit Savoyen beziehungsweise dem Königreich Sardinien, wie es inzwischen hiess, hatte das Wallis mehrfach Grenzstreitigkeiten. Nach längeren vergeblichen Bemühungen in dieser Angelegenheit ordnete der Landrat 1735 Oberst Burgener und Bannerherr Wegener als Gesandte nach Turin, der Hauptstadt des neuen Königreichs, ab. Burgener ging noch ein zweites Mal dorthin, diesmal mit den Landvögten Blatter und de Sepibus. Am 26. Juli 1737 berichtete er auf einem Ratstag über diese zweite Reise nach Turin. Nach Audienzen beim König, beim Kronprinzen und beim Minister d‘Ormea hatten sie am 3. Juli einen Traktat unterbreitet, der offenbar den Walliser Anliegen Rechnung trug und nun von den Abgeordneten ratifiziert wurde.
19 Jahre Landeshauptmann
So war Franz Joseph Burgener, reichlich erfahren in allen Geschäften und Sorgen des Landes, der geeignete Mann, um 1742 das höchste Amt des Wallis zu übernehmen: Er folgte seinem Schwager Fabian Schiner als Landeshauptmann und blieb es 19 Jahre.
In der Zeit seiner Regierung gab es viele Zwiste, oft kleinliche Streitigkeiten und zahlreiche Unglücksfälle, die in jenen Jahren die Gemüter entzweiten und bedrückten. Der Krieg im Süden wie im Norden der Eidgenossenschaft dauerte nämlich an. Am 9. Oktober 1742 befasste sich ein Ratstag in Sitten mit der Sorge, dass in Savoyen spanische Truppen eingerückt waren. Es wurde beschlossen, die Soldaten des Untertanenlandes Unterwallis zu mustern, die Grenzen gegen Savoyen zu bewachen und die Wachtfeuer im Land bereitzuhalten.
Die Spannungen hielten an. Ein ausserordentlicher Ratstag in Sitten befasste sich am 23. Januar 1743 mit der von Bern und Freiburg vorgeschlagenen Neutralität. Die Umstände wurden von Tag zu Tag bedenklicher. Die Wacht bei St. Gingolph sollte verstärkt und alle Wachtfeuer im Lande sollten bereitgestellt und bewacht werden, damit kein falscher Alarm entstehe. Im Mai hiess es, die Kriegsgefahr sei vermindert, der Krieg aber dauerte an. 1745 eroberten die Franzosen die Lombardei, um sie im folgenden Jahr nach der Schlacht von Piacenza wieder an Österreich zu verlieren. Schon ein Jahr zuvor war das ans Wallis grenzende Ossolatal in die Hände von Savoyen-Piemont gekommen; nur zu bald sollten von dieser Seite Händel und Schwierigkeiten auf die Walliser zukommen.
Von Ex-Savoyern umgeben
Im Oktober 1748 kam es endlich zum Frieden von Aachen. Damit konnte Savoyen sein Gebiet bis an den Fluss Ticino ausdehnen, was für das Wallis nachteilige Folgen hatte. Novara, die direkt ans Wallis grenzenden Täler der Sesia, das Val d’Ossola und das Antigoriotal bis zum Gotthard kamen unter die Herrschaft des Hofes von Turin. So war das Wallis von St. Gingolph bis zum Griespass, das heisst im Westen, Süden und Osten, von diesem nun kräftigen sardinischen Staat umgeben, von dem die Walliser erfahrungsgemäss nicht viel Gutes zu erwarten hatten.
Schiedsspruch nach Kapuziner-Vertreibung
Zu den mannigfaltigen Streitereien, die es im Wallis um die Mitte des 18. Jahrhunderts gab, gehörten auch solche um die Religion. Im Mai 1744 waren die von Landeshauptmann Schiner gelenkten Kapuziner von Ernen nach Lax gezogen, was bei der dortigen Bevölkerung böses Blut verursachte: Am 14. Januar 1746 überfielen aufgehetzte Männer von Ernen und Umgebung das Haus der Ordensbrüder in Lax, plünderten es und vertrieben die Väter mitten im Winter aus dem Wallis. Grosskastlan Johann Imhof von Ernen erhob heftige Anklagen gegen die damaligen Erner Potentaten Jost, Schiner und Sigristen: «Das verdriessliche Capuziner-Geschäft im Gombs» wurde mit einem weisen Schiedsspruch von Landeshauptmann Burgener beigelegt.
Langwierige Händel gab es auch wegen des Hospizes vom Grossen St. Bernhard und einer Ernennung des Probstes durch den König in Turin. Am 12. April 1750 schrieb Landeshauptmann Burgener an den Prior Michellod: «Cette république ne reconnaîtra jamais un prévot nommé par le roi». So waren die Walliser Chorherren frei, durften selbst ihren Probst bestimmen und wählten 1753 den Oberwalliser Franz Joseph Bodmer.
Sieben Monate ohne Bischof
Anfang 1752 starb völlig unerwartet der Visper Fürstbischof Johann Joseph Blatter, ein Vetter des Landeshauptmanns. Bei der Bischofswahl gab es Meinungsverschiedenheiten zwischen den Wahlbehörden, zwischen Landrat und Domkapitel. Sieben Monate zähe Verhandlungen und Tagungen brauchte es, bis am 31. August die Domherren dem Landrat endlich vier Kandidaten zur Wahl präsentieren konnten. Vergeblich hatten sie auf die Wiederherstellung ihrer alten Rechte gedrängt. Landeshauptmann Burgener und die anderen weltlichen Gebieter drohten auf einer Tagung in der Suste, direkt von Rom einen Bischof zu postulieren. Der Nuntius, der in Luzern residierte, mahnte die Domherren zur Nachgiebigkeit. Gewählt wurde der 30-jährige Domherr Johann Hildebrand Roten, der Enkel des früheren Landeshauptmanns Johann Christian und Bruder von Burgeners Schwiegersohn Ignaz Roten. In einem Schreiben an den Nuntius, dem er Walliser Weine sandte und Wildbret versprach, behauptete Burgener, das lange Zögern des Domkapitels habe dem Land mehr als 1 000 Taler Unkosten und Schaden verursacht.
Konflikte mit dem Domkapitel
Schon im Jahr darauf entbrannte ein neuer Konflikt mit dem Domkapitel: Die Ernennung eines Pfarrers in Leuk führte zu einem Prozess zwischen dem Domkapitel und der Gemeinde. Landeshauptmann Franz Joseph Burgener schaltete sich in diesen Handel ein, indem er andere wichtige Gemeinden wie Naters, Ernen, Visp und so weiter aufforderte, mit den Leukern gemeinsame Sache zu machen und den Domherren die Patronatsrechte zu bestreiten. Dies trug Burgener, der sich schon 1734 mit Landvogt de Chastonay von Siders gegen die Forderungen der Domherren aufgelehnt hatte, wohl zu Unrecht in den Ruf eines antiklerikalen Magistraten ein.
Anne Joseph de Rivaz, selbst ein Zeitgenosse Burgeners, schrieb dazu: «Es war Landeshauptmann Burgener, der sich dieses Bündnis aller Gemeinden ausgedacht und ihnen geraten hat, mit Leuk gemeinsame Sache zu machen. Ich bin keineswegs überrascht, dass er dieses Komplott angezettelt hat, bin aber überrascht, dass Staatskanzler Blatter, der bei uns bis dahin die Reputation eines integren und gar religiösen Mannes genoss, da mitmachte. Aber, man muss mit den Wölfen heulen, besonders in einem demokratischen Land. Das war der letzte Landeshauptmann, der die Priester nicht liebte, der unseren Bischof mehr als notwendig schikanierte und der dreister als seine Vorgänger sich unter den Magistraten die Reputation eines grossen Politikers aneignete. Die Oberwalliser, die sich von Burgener belehren liessen, betrachten ihn als einen grossen Mann, weil er ein dreister Intrigant und ein schlauer Politiker ist.»
Unterlegener Bischof resignierte
Es wehte eben im 18. Jahrhundert von Frankreich und England her ein neuer Wind bis ins Wallis. Burgeners Differenzen mit den Klerikern gingen weiter. So ereignete sich im Mai-Landrat ein ernster Zusammenstoss zwischen dem Landeshauptmann und Fürstbischof Roten. Der Bischof beschwerte sich, dass er als Glied des Staates die sogenannten Circularbriefe nicht mehr erhalte. Trotz Beilegung des Konflikts scheint der Bischof in dieser politischen Frage unterlegen zu sein, und er soll sich dies sehr zu Herzen genommen haben. De Rivaz fasste den Zustand wie folgt zusammen: «Nachdem er bei Differenzen mit Landeshauptmann Burgener, was seine bischöflichen Rechte anbelangt, den Kürzeren gezogen hatte, gab er sich, um zu vergessen, mit Freunden, die dem Gott Bacchus nicht schlechter gesinnt waren als er selbst, dem Suff hin. Diese allzu oft wiederholten Exzesse verursachten beim Bischof eine Gallenkolik, die in seinem blühenden Alter zum Tod führte, dies nach einem Episkopat von nur gerade acht Jahren. Der frühe Tod des unglücklichen, gedemütigten erst 38-jährigen Prälaten mag dem mächtigen Landeshauptmann Burgener manche bisherige Sympathie entfremdet haben. Die letzten Jahre seiner Regierung brachten ihm auch sonst nicht wenige Bitterkeiten.»
Walliser Gesandte reisten nach Stans
Einen Höhepunkt seiner politischen Laufbahn bedeutete es für Burgener, als er im September 1756 als Haupt einer 17-köpfigen Walliser Gesandtschaft nach Stans reiste, um das alte Bündnis mit den sieben katholischen Orten der Eidgenossenschaft zu erneuern.
Todesfälle in der Familie
Am 16. Februar 1759 verschied im Haus Burgener in Visp seine älteste Tochter Anna Maria, Gattin des Landvogts Johann Ignaz Roten. Vier Tage später starb auch deren Sohn Johann Thadäus, der erst 20-jährige Enkel des Landeshauptmanns, ein junger Mann, der zu grossen Hoffnungen berechtigt hatte. Mutter und Sohn wurden im Grab der ersten Gemahlin Burgeners in der St. Martinskirche in Visp beigesetzt. Ein weiterer schwerer Schlag muss für ihn der Hinschied seines Vetters, des Staatskanzlers Johann Ignaz Blatter, ein Jahr später gewesen sein.
Denkschrift beschleunigte Rücktritt
Im Dezember 1760 las Burgener anlässlich der Wahl des Bischofs Franz Frederick Ambühl den Abgeordneten seine Denkschrift vor, welche «zu Staub herabsetzen sollte alle neuen Anmassungen des Klerus». Er führte dort auch aus, die Zenden hätten den Bischof nie als unumschränkten Herrscher anerkannt, sondern ihm nur ein Recht auf die Gerichtsbarkeit zuerkannt. Die Souveränität mit all ihren abgeleiteten Rechten sei an die sieben Zenden übergegangen. Der damalige Friede von Rijswijk (1697) zeige noch immer, dass der Kaiser die Souveränität der Heimat aufteilen wollte, weil alle Mächte das Wallis als eine freie Republik anerkannt hätten.
Die lange Denkschrift mit dem Titel «Beschützungsvorschlag», bei der es sich um eine Antwort auf eine Denkschrift des Domkapitels von 1735 handeln soll, scheint unter den damaligen Umständen bei vielen Wallisern keinen günstigen Eindruck hinterlassen zu haben. Der Kleriker de Rivaz konnte nicht abschätzig genug darüber schreiben; ein anderer urteilte, Burgener habe damit seinen Sturz selbst herbeigeführt. [Siehe auch Kapitel 10.04 «Wie Burgener die Souveränität der Zenden gegenüber dem Bischof verteidigte».]
Die Zeit für den Rücktritt war gekommen: Im Mai-Landrat 1761 trat Burgener in seinem 64. Lebensjahr als Landeshauptmann zurück – «wegen geschwächten Leibes- und Gemütskräften», wie es im Protokoll heisst. Sein Nachfolger als Walliser Landeshauptmann wurde der Onkel des verstorbenen Fürstbischofs.
Betreiber eines Eisenbergwerks
Neben der Politik war Burgener auch geschäftlich nicht untätig. Ab 1741 betrieb er im Tal von Zwischbergen ein Eisenbergwerk und arbeitete selbst in seiner Hammerschmiede in Baltschieder – dies, obwohl er 1742 Landeshauptmann wurde. Daneben gab es in Zwischbergen-Ruden auch Goldminen, welche der Landrat 1742 für acht Jahre an einen anderen Burgener – Joseph – verpachtete und an denen Franz Joseph ebenfalls beteiligt war.
Am 10. Januar 1723 kaufte Burgener von Adrian Kamer, Ammann der Herrschaft Gehren, «am Biel» oberhalb Visp ein Stück Ackerland samt darin befindlichem Turm. Dieses mittelalterliche Bauwerk mit dem Blick auf Visp wurde später abgetragen, um Weinbergen Platz zu machen.
In der Visper Burgschaft besass Burgener neben dem prächtigen väterlichen Haus am Martiniplatz wohl noch andere Häuser, so vermutlich das elegante Gebäude der früheren Suste in der Pflanzetta. Dort wohnte nämlich noch im 19. Jahrhundert sein Enkel Franz Burgener, der 1869 starb. [Siehe auch Kapitel 10.05 «Joseph Burgener, der fanatische Visper Metallschürfer».]
Verbleibende Ämter
Nach seinem Rücktritt als Landeshauptmann 1761 besuchte Burgener noch öfter den Landrat. Er war noch immer Oberst der Oberwalliser Miliz, Zendenhauptmann von Visp, Grosskastlan von Eifisch für den Bischof und Grosskastlan von Bagnes-Vollèges für den Abt von Saint-Maurice.
Genugtuung und Trost bedeutete für ihn, dass 1761 sein Schwiegersohn Moriz Fabian Wegener Staatskanzler des Wallis wurde. Dessen Frau, Burgeners Tochter Maria Cäcilia, starb zwei Jahre danach.
Am Nikolaustag 1762 gab der frühere Visper Landeshauptmann Franz Joseph Burgener zur politischen Lage der Landschaft Wallis in Visp folgende Erklärung ab: «Unterzeichneter bezeigt hiermit, in dem Wort der Wahrheit, wie das unser liebes Vaterland ganz und gar nicht aus dem Bund mit der Eidgenossenschaft der 13 löblichen Cantone ausgeschlossen sei, wie solches durch letzthin hereingekommenen.»
Als 1763, wohl als Folge der neuen mit Frankreich abgeschlossenen «Militärkapitulation» (Verpflichtung von Soldaten für den Dienst), wilde Gerüchte im Land Unruhe verbreiteten, erliess Burgener eine Erklärung über die politische Unabhängigkeit der Republik an seine Visper Zendenleute.
Leukerbad brachte keine Heilung
Bereits kränkelnd machte Burgener im Juli 1766, begleitet von seiner Tochter Margareta, eine letzte Badfahrt nach Leukerbad, die aber wenig zur Besserung seines Gesundheitszustands beitrug. Er berichtete seinem Neffen Stockalper: «Ayant bu les eaux pendant huit jours, elles m’ont tellement affaibli et empiré ma toux, qu’il me fallait les quitter.» (Nachdem ich während acht Tagen das Wasser getrunken hatte, war ich so geschwächt und mein Husten so verschlimmert, dass ich es verlassen musste).
Am 16. Januar 1767 beschloss Franz Joseph Burgener seine Tage. Seine Familiengruft vor dem St. Antoniusaltar in der Pfarrkirche St. Martin, wo er am 20. Januar beigesetzt wurde, hatte er nicht lange vor seinem Tod anlegen lassen.
Machtkonzentration in einer Familie
Franz Joseph Burgener war zwischen 1742 und 1761 Landeshauptmann, sein Vater Johann Jodok Burgener hatte das Amt von 1707 bis 1721 innegehabt. Die höchste Macht des Wallis lag somit lange in den Händen derselben Familie. Dies veranlasste den scharfen Kritiker de Rivaz zur Aussage: «Die Burgener hatten zwei Landeshauptmänner, Vater und Sohn, die es zusammen während fast 40 Jahren waren. Eine Tatsache, die Spitzenleute auszeichnet, weil man sie in einem Land, wo jedermann an diesem ersten Amt im Staat interessiert ist, es so lange in ihren Händen liess.»
Ämterkumulation
Johann Franz Anton Burgener (1750–1802) war 1774 Bannerherr von Visp, 1782 und 1783 Vogt von Monthey und dann Grosskastlan von Visp.
Burgener folgte auf Venetz
Am 16. Oktober 1774 wurde in Leuk der tief verschuldete Bannerherr des Zenden Visp Simon Hubert Venetz beerdigt. Sein Nachfolger wurde der Visper Anton Burgener, Sohn des Landeshauptmanns.
Gründer des Armenspittels
Franz Joseph Burgener gründete das sogenannte Armenspittel zu Visp. Dabei konnte er auf eine alte Stiftung zurückgreifen, die Theodul Lambien im 17. Jahrhundert zur unentgeltlichen Beherbergung bedürftiger Reisender geschaffen hatte. Burgener behielt sich und seiner Familie das Patronat dieser wohltätigen Stiftung vor. [Siehe auch Kapitel 09.07 «Theodul Lambien schuf Visper Fremdenspittel».]