Gewerbeschule, Haushaltungsschule, Turnhalle und Schulhausplatz
Unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg begann man sich in Visp ernsthaft mit den örtlichen Schulen zu befassen. Zu diesem Umdenken dürfte nicht zuletzt die Lonza beigetragen haben, die ihre Fachkräfte fast ausschliesslich aus der übrigen Schweiz rekrutieren musste, weil Qualifizierte im Land am Rotten fehlten. Die Walliser im Werk – auch die fähigsten unter ihnen – arbeiteten meistens als Hilfskräfte. Für anspruchsvollere Anstellungen fehlten ihnen die schulischen Voraussetzungen. Zudem wurde nun in der Bevölkerung die Qualität der hiesigen Primarschulen heftig infrage gestellt – entgegen der Meinung der Schulbehörden. Und als der Kanton 1920 die kantonale Landwirtschaftliche Schule für das Oberwallis erstellte – auf Boden, den die Gemeinde grosszügigerweise zur Verfügung gestellt hatte –, waren die Wünsche der konservativ denkenden, nach wie vor eher bäuerlichen Führungskräfte am Ort offensichtlich erfüllt.
Kurz davor, 1919, hatte in Visp die erste Berufsschule des Oberwallis eröffnet werden können. In den Zwanzigerjahren, 1924, gab es auch ein Bildungsangebot für die jungen Frauen, die noch bis in die frühen Sechzigerjahre von der Sekundarschule ausgeschlossen bleiben sollten: die industriell-hauswirtschaftliche Fortbildungsschule für junge Frauen. Die Sekundarschule eröffnete 1935. [Siehe Kapitel 19.07 «Der leidige und lange Weg bis zur Einführung der Visper Sekundarschule»]
Auch Anlagen wurden geschaffen: 1935 baute man die Turnhalle, 1937/38 erhielten die Visper Schüler ihren Schulhausplatz.
Erste Gewerbeschule des Oberwallis
Als der Gemeinnützige Verein dem Gemeinderat den Antrag stellte, eine Gewerbeschule zu eröffnen, wollte dieser am 8. Juli 1916 darauf nicht eintreten. Die Begründung: ein Teil des in Aussicht genommenen «Schülermaterials» (!) biete nicht Gewähr für den Bestand der Schule. In Anbetracht der schwierigen Zeit und auch des bevorstehenden Wechsels im Gemeinderat finde man eine solche Einrichtung zu diesem Zeitpunkt nicht passend.
Gemeinde finanzierte Gewerbeschule
Dennoch wurde in Visp 1919 die erste Berufsschule des Oberwallis eröffnet. Da die Gemeinde die Lonza ersuchte, auch Lehrlinge aufzunehmen, konnte sie diesem Unterfangen nicht negativ gegenüberstehen.
Die Schule stand unter der Leitung von Gemeindeschreiber Oskar Clausen, der Initiant war und als Lehrkraft wirkte. Die Gemeinde Visp finanzierte die Gewerbeschule aus eigenen Mitteln, und zwar bis zur Neuregelung der Berufsbildung durch Bund und Staat. Für den Unterricht konnten Räume im Primarschulhaus benutzt werden; solange diese zur Verfügung standen, erwies sich die finanzielle Belastung für die Gemeinde als verkraftbar.
Als sich der Eigenbedarf der Primarschule auf das ganze Schulhaus ausdehnte und die Zahl der Lehrlinge zunahm, wurde dieser Zustand für die Gemeinde unerträglich. Ein Neubau drängte sich daher auf; er sollte aber erst 1959 Tatsache werden.
Gesetz über die Berufsbildung
Erst nachdem das Volk das Gesetz über die berufliche Ausbildung von 1930 gutgeheissen hatte, nahm sich der Staat des Lehrlingswesens an. Bislang hatte nur eine Minderheit von Lehrlingen ihre praktische Ausbildung durch den Besuch der Gewerbeschule ergänzt.
Nur klassisch, kaum naturwissenschaftlich
Bei der Lonza stellte man 1926 fest, dass die Zuständigkeit des Kollegiums Brig nicht dazu angetan war, industrielle Unternehmen ins Wallis zu ziehen. Diese Schule war auf die humanistische Bildung eingeschworen. Die klassischen Programme eigneten sich kaum, sich den naturwissenschaftlichen und technischen Disziplinen zuzuwenden.
Lehrwerkstätte der Lonza
1927 eröffneten die Lonzawerke in Visp eine eigene Lehrwerkstätte, aus der im Verlauf der Zeit ein ganzes Heer an Berufshandwerkern hervorging. Auf Begehren der Gemeinde hin erklärte sich die Lonza 1929 bereit, auch Elektrikerlehrlinge einzustellen und für diese eigens Lehrmeister zu engagieren.
Erstmals Laborantenlehrlinge
Im August 1940 orientierte die Lonza AG die Gemeindeverwaltung, dass sie jetzt beabsichtige, Laborantenlehrlinge auszubilden.
Neuer Förster
1928 war die Ausbildung zum Förster wieder ein ernsthaftes Anliegen. Deshalb wurde Adolf Fux zum Besuch des Försterkurses abgeordnet.

Die Haushaltungsschule St. Maria in Visp, die «industriell-hauswirtschaftliche Fortbildungsschule», welche die Schwestern des Briger Klosters St. Ursula führten, fand 1923 zuerst Unterkunft im Schulhaus und ab Winter 1926/1927 in einem Neubau in der Nähe der Pflanzetta. In den Dreissigerjahren nahm dort das Spital Sta. Maria seinen Betrieb auf.
Fotograf unbekannt, zVg
Haushaltungsschule für junge Frauen
An der Urversammlung vom 11. März 1923 wurde der Gemeinderat eingeladen, mit dem Ursulinen-Kloster in Brig Verhandlungen betreffend die Einrichtung einer höheren Mädchenschule beziehungsweise von Haushaltungskursen in Visp fortzusetzen. Das Kloster führte in Brig bereits seit 1853 eine Mädchenschule.
Auf Wunsch der kirchlichen Behörden und der Gemeinde Visp richteten die Schwestern des Briger Klosters St. Ursula diese Schule ein. 1924 wurde im Visper Rathaus die «industriell-hauswirtschaftliche Fortbildungsschule» für Töchter eröffnet.
Um die industriell-hauswirtschaftliche Fortbildung zu fördern, beschloss der Gemeinderat im September 1925, eine rege Propaganda dafür zu betreiben; mit Publikationen, einer Umfrage bei den Familien sowie der Mithilfe durch den Frauenverein.
Im gleichen Jahr sah der Gemeinderat eine Neuerung vor: Ein Pflanzgarten sollte den Schülerinnen der Haushaltungsschule und den obersten Klassen der Mädchenschule Gelegenheit bieten, sich in Gemüse- und Gartenbau zu betätigen. Ebenso sollte der Pflanzgarten ermöglichen, den Knaben praktischen Unterricht in Obstbau und Spargelzucht zu erteilen. Die Burgerschaft hatte sich in entgegenkommender Weise bereit erklärt, das hierfür begehrte Terrain zur Verfügung zu stellen. Der Gemeinderat zeigte sich bereit, die Haushaltungs- und die Gewerbeschule weiter auszubauen.
Am 22. Dezember 1925 erteilte das Kloster St. Ursula seine Zusage für die Gründung der «Haushaltungsschule» und die Erstellung der notwendigen Gebäude.
Am 5. Januar 1926 dankte der Visper Gemeinderat dem Kloster St. Ursula in Brig für die Absicht, die bestehende Schule östlich der Pflanzetta auszubauen und dafür einen Bau zu errichten. Leider würden es die gegenwärtigen finanziellen Verhältnisse der Gemeinde nicht erlauben, grössere Leistungen zu übernehmen. Immerhin sei man gerne bereit, die notwendigen Zufahrtsstrassen, Wasserleitungen und Abwasserkanäle bis zum Eigentum des Klosters gratis zu erstellen und das Vorhaben moralisch zu unterstützen.
Das Kloster St. Ursula, eröffnete auf den Winter 1926/27 in Visp – am Standort des heutigen Spitals Sta. Maria – ein Institut für Mädchen. In diesem Neubau wurde kurz darauf das Spital Sta. Maria untergebracht. [Siehe auch Kapitel 19.08 «Spital Sta. Maria wurde zum Bezirksspital mit Pflegeschule».]
Der Gemeinderat beschloss 1942, auf den folgenden Winter die Haushaltungsschule für Mädchen wieder zu eröffnen. Das Kloster St. Ursula stellte die Lehrperson zur Verfügung. Als Schülerinnen wurden Absolventinnen der Primarschule aufgenommen, die sich für ein freiwilliges 9. Schuljahr verpflichtet hatten.
«Jungfrau, sei fromm und wachsam!»
Unter diesem Titel veröffentlichte der «Walliser Bote» 1929 Folgendes: «Sei eine bescheidene Jungfrau in deinem ganzen Benehmen, in Haltung, Gang, besonders Kleidung. Kleide dich standesgemäss einfach. Sei eine wachsame Jungfrau über deine Augen. Ein allzu freier Blick hat schon viele zu Fall gebracht. Wache über deine Ohren und deinen Mund, verschliesse sie allen bösen Reden. Wache über dein Herz, widerstehe der Versuchung gleich am Anfang.»
Visper früh für Frauenstimmrecht
Bei der eidgenössischen Volksabstimmung über die Einführung des Frauenstimmrechts vom 7. Februar 1931 sprachen die Visper Männer mit 503 Ja zu 156 Nein den Frauen klar das Stimmrecht zu. Auf schweizerischer Ebene gab es eine klare Ablehnung. Erst 40 Jahre später kam das Frauenstimmrecht.
Bau einer Turnhalle
An der Urnenabstimmung vom 24. Februar 1935 beschlossen die Visper nicht nur die Schaffung einer Sekundarschule, sondern auch den Bau einer Turnhalle am nördlichen Ende des Schulhausplatzes, gegenüber der Schützenlaube – dies nachdem allzu lange die Bremser im Ort praktisch jeglichen Verbesserungsvorschlag sabotiert hatten. Dieser Beschluss zugunsten der körperlichen Ertüchtigung mit 205 gegen 167 Stimmen war sensationell.
Die Turnhalle konnte noch im gleichen Jahr, am 3. November 1935, eingeweiht werden. Nicht nur zeitlich hielten sich die Bauleute an die Vorgaben, auch der Kostenvoranschlag wurde vorbildlich eingehalten.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte der Turnunterricht im östlichen Erdgeschoss des 1907 erbauten Schulhauses stattgefunden, im Saal, der aus zwei zusammengelegten Schulzimmern bestand. Der Bezug der neuen Turnhalle ermöglichte die Benutzung des Saals als Schulzimmer für die Sekundarschule. Seit der letzten Jahrhundertwende finden im ursprünglichen Saal mit seiner beachtlichen Grösse erneut Schulanlässe verschiedenster Art statt.
Schulhausplatz 30 Jahre nach dem Schulhausbau
Der Schulhausplatz wurde in den Jahren 1937/38, also 30 Jahre nach dem Bau des Schulhauses, mit einem Aufwand von 20 957 Franken hergerichtet.
Die Arbeiten zur Anlage des Schulhausplatzes hatte der Gemeinderat an Adolf Stocker übergeben, dies aufgrund seiner Eingabe. Advokat Rovina stellte sich als Bürge für ihn.
1938 beschloss der Gemeinderat auf Begehren des Organisationskomitees für das kantonale Sängerfest 1939, zwecks Verschönerung den Schulhausplatz einzäunen zu lassen. Für die Nivellierung wurde ein Betrag von 1000 Franken ins Budget aufgenommen, für die Umzäunung 1800 Franken.
Erstmals ein Profi-Turnlehrer
Am 5. Oktober 1948 wurde Hans Kalbermatten für die Erteilung des Turnunterrichts in der Sekundarschule für eine Entlöhnung von 600 Franken pro Schuljahr eingestellt. Der Staat hatte hierfür 50 Prozent Subsidien in Aussicht gestellt.
Schulspaziergang an die Grenze
Der Visper Schulspaziergang 1943 führte über Martigny mit der Martigny-Châtelard-Bahn bis an die Grenze nach Châtelard. Weiter führte die Bahn damals nicht. Die Schulkinder wurden dort mit den Gewehrläufen der deutschen Besatzungsarmee konfrontiert. So direkt mit dem rundherum wütenden Krieg persönlich in Kontakt gekommen zu sein, dürfte bei ihnen einen tiefen, nachhaltigen Eindruck hinterlassen haben.
Rangverkündigung in der Kirche
Noch in den 20er-Jahren fand Ende Mai, an einem Sonntagnachmittag am Ende des Schuljahrs, nach der Vesper, in der Pfarrkirche die Rangverkündigung und Preisverteilung statt: Die besten Schülerinnen und Schüler erhielten als Preise Bücher, besonders Andachtsbücher und Heiligenlegenden.
So wurde man zum «Straf- und Wiederholungsschüler»
Noch bis tief in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein mussten sich die Knaben, die nicht die Sekundarschule besuchten, nach Absolvierung des obligatorischen 8. Schuljahrs vor dem Schulinspektor, einem geistlichen Herrn, einer «Entlassungsprüfung» unterziehen, um aus der Schulpflicht entlassen zu werden. Geprüft wurden Rechnen, Schreiben, Geschichte und Religion. Wer nicht bestand, mussten ein weiteres Jahr oder wenigstens noch ein paar Monate die Schule besuchen. Die Betroffenen wurden dann despektierlich als «Strafschüler» bezeichnet, zuweilen blieb ihnen dieser Ruf das ganze Leben lang erhalten.
Schüler, die keine weitere Schule mehr besuchten und auch keine Lehre absolvieren konnten – es war damals sehr schwierig, eine Lehrstelle zu finden – mussten nach der Entlassung aus der Primarschule noch während vier Wintern je hundert Stunden in die «Wiederholungsschule» gehen. Und weil diese zumeist am Abend stattfand, hiess sie im Alltag spöttisch «Abendtechnikum».
Zur Schaffung dieser Schule hatte sich das kantonale Erziehungsdepartement veranlasst gesehen, weil bei früheren Rekrutenprüfungen die Walliser immer schlecht abgeschnitten hatten.
Hilfsklassen für Schulkinder, die schon in früheren Klassen dem Unterricht schlecht folgen konnten und Förderbedarf hatten gab es noch keine. Visp führte anfangs der 60er-Jahre als erste Oberwalliser Gemeinde eine Förderklasse ein. Später ist man von solchen Klassen wieder abgekommen.
Schuldauer nicht ganz eingehalten
Obwohl 1925 in Visp eine Schuldauer von acht Monaten galt, wurde diese damals nicht vollständig eingehalten. Der Schulbeginn erfolgte meistens nicht vor dem 10. Oktober und Schulschluss war meist schon am 20. Mai.
Gemäss den Weisungen des kantonalen Erziehungsdepartements wollte man aber im darauffolgenden Herbst und in Zukunft die achtmonatige Schuldauer einhalten. Künftig sollte die Schule immer am 1. Oktober beginnen.
Als Lehrer noch ein Halbjahres-Job war
1930 brachte eine materielle Besserstellung der Lehrpersonen, denn der Staat übernahm den Hauptteil der Entlöhnung , doch immer noch nur für das halbe Jahr – der Lohn für die sechs Monate betrug 192 Franken. So waren die Lehrer und Lehrerinnen weniger abhängig von der Gemeinde und damit oft auch von örtlichen Schikanen.
Nach wie vor waren sie gezwungen, während der schulfreien Hälfte des Jahres eine andere Tätigkeit auszuüben, sei es als Büroaushilfe, Kondukteur, Bergführer, Hotelangestellter oder dann in der Landwirtschaft – dies noch bis anfangs der 60er-Jahre des letzten Jahrhunderts.
Das Kloster hatte Vorrang vor den Visperinnen
Die Klosterfrauen aus dem Briger St. Ursula besetzten sämtliche Lehrerinnenstellen in den Visper Mädchenklassen. Am 7. April 1925 bewarb sich Paula Stäuble – nachmalige Frau von Hans Meyer – bei den Visper Schulen um eine Anstellung als Lehrerin. Die von Pfarrer Wirthner geführte Schulkommission und der Gemeinderat erteilten der jungen Visperin jedoch eine Absage, denn sie wollten ihre guten Beziehungen zum Kloster St. Ursula nicht beeinträchtigen.
Zimmer für Lehrer gesucht
1926 wurde der 18-jährige Peter Imhasly als Primarlehrer verpflichtet. Da im Schulhaus keine weitere Wohnung zur Verfügung stand, betrachtete es der Gemeinderat als seine Pflicht, ihm ein Zimmer zu beschaffen.
Keine Zeit für Schüler-Zahnpflege
Im Herbst 1928 befasste sich der Gemeinderat mit der Zahnpflege der Schulkinder; er war sich bewusst, dass etwas getan werden musste. Da sich aber die Amtsperiode ihrem Ende näherte, hatte man keine Zeit etwas zu unternehmen.

Ehrung für «Barifrak»
1937 wurde der abtretende Oberlehrer Albert Pfammatter mit einem gediegenen Geschenk verabschiedet. Der populäre Schulmann trug den Übernamen «Barifrak» und war Vater von Amanda Rothen-Pfammatter, Hermann Pfammatter und Therese Lehner, geborene Pfammatter.
Erinnerungsbild, zVg
Höflichkeit war gefragt
Im Zusammenhang mit den Schulen stellte der Gemeinderat 1938 fest, dass das Grüssen der Kinder noch zu wünschen übrig liess.
Die Bremer Stadtmusikanten
Das Theaterstück, das die Visper Jungmannschaft 1932 unter der Regie von Advokat Charly Imboden aufführte, hiess «Die Bremer Stadtmusikanten».
Italienisch bei Don Bergamo
In Visp gab es im Frühjahr 1932 gratis Italienischunterricht. Diesen erteilte Professor Don Bergamo.
Lateinische Schrift statt deutsche
Der Schulrat der Gemeinde Visp beschloss 1933, in der mittleren Knabenklasse mit der Einführung der Lateinschrift zu beginnen. Sie ersetzte die deutsche Schreibschrift aus dem Jahr 1834. In der obersten Knabenklasse sollte ab sofort nur noch diese neue Schrift angewendet werden.
Schulgeld und Krankenkasse
Für die Kinder aus anderen Gemeinden setzte der Gemeinderat das Schulgeld 1933 auf 40 Franken pro Kind fest. Bereits 1922 hatte er diesen Tarif für das Schulgeld für die Kinder des Gebiets Visperterminen verlangt.
Der Beitrag pro Kind für die Schüler-Krankenkasse wurde 1933 auf 6 Franken pro Jahr festgelegt. Davon übernahm die Gemeinde 60 Rappen pro Kind.
Neues Schulreglement
«Geleitet von der Sorge für die Wohlfahrt unserer Schuljugend» und getragen vom Vertrauen und der tatkräftigen Mithilfe der Eltern erliess der Schulrat von Visp am 23. April 1941 ein neues Reglement für die Volksschulen der Gemeinde.
Schule wichtiger als Kirche
An der Urversammlung vom 20. Mai 1941 hielt Lot Wyer fest, der Bau eines neuen Schulhauses beziehungsweise die Erweiterung des bisherigen Gebäudes sei für die Jugend von grosser Wichtigkeit. Es herrsche heute die Meinung vor, dass ein neues, in sehr sonniger Lage zu erstellendes Schulgebäude für Visp dringender sei als der Bau einer neuen Kirche. Visp besitze ja zwei schöne und in den Jahren davor mit viel Geld renovierte Gotteshäuser.
Stand des Schulwesens in Visp
In einer Bilanz über den Stand des Schulwesens in Visp stellte der Gemeinderat 1942 fest, dass der Primarschulbetrieb auf einer erfreulichen Stufe stand.
Auch in der Fortbildungsschule (Wiederholungsschule) seien Disziplin und Leistung besser geworden. Die Sekundarschule sei auf einer neuen Grundlage aufgebaut worden und umfasse nun drei Klassen.
Für den Gesangsunterricht habe man Direktor Kaufmann aus Brig gewinnen können.
Französisch für Mädchen
Für Mädchen solle der Französischunterricht beibehalten werden; man wolle prüfen, ob Französisch an den Knabenschulen eingeführt werden solle – dies der Beschluss des Gemeinderats 1946. Ein Jahr später beschloss dieser, in den Mädchenschulen die französische Sprache vom 8. auf das 9. Schuljahr zu verlegen. Der Besuch der kaufmännischen Abendkurse wurde den Schulmädchen nicht gestattet; dagegen solle Gelegenheit für einen Spezialkurs am Dienstagnachmittag geschaffen werden, eventuell durch Fräulein Margrith Le Comte.
Schuldauer neu 9 Monate?
Der Gemeinderat wurde an der Urversammlung 1947 ersucht zu prüfen, ob es nicht angezeigt wäre, die Dauer der Primarschule von 8 auf 9 Monate heraufzusetzen.
Schichtbetrieb in der Kleinkinderschule
Eine «Kinderschule» gab es in Visp bereits im Herbst 1926. Weil die Kleinkinderschule überlastet war, beschloss der Gemeinderat im Herbst 1940, dass die eine Hälfte der Kinder am Vormittag, die andere am Nachmittag zur Schule gehen solle. 1941 musste die Kleinkinderschule infolge Platzmangels im St. Jodernheim untergebracht werden.