Kapitel Nr.
Kapitel 25.02

Gewinneinbruch, Aktien-Taucher, Restrukturierung und Stellenabbau bei der Lonza

Nach einem Auf und Ab in der Schlussphase des 20. Jahrhunderts, bei dem im Lonzawerk Visp auch immer wieder Arbeitsplätze in Gefahr waren, wendete sich die Sache nach dem Jahr 2000 zunächst zum Besseren. Eine neue Führung brachte das Unternehmen in ruhigere Bahnen und befasste sich dann zielgerecht mit bedeutenden Akquisitionen und kühnen Ausbaugedanken. All das war immer mit dem bedeutendsten Standort Visp verbunden, wo das Unternehmen seit mehr als 90 Jahren tätig war.

1999 eröffnete die Firma Bertschi im Südosten der Lonza einen Umschlagterminal für Container. In den ersten 20 Jahren der Zusammenarbeit beförderten Bertschi und Lonza 250 000 Container auf der Schiene. Der Terminal entlastet die Strasse und trägt dazu bei, den Ausstoss von Schadstoffen zu vermeiden.

© Peter Salzmann

300 000 Tonnen Produkte

Um die Jahrtausendwende wurden in der Lonza Visp jährlich 250 000 Tonnen Rohstoffe angeliefert und mehr als 300 000 Tonnen Produkte ausgeliefert – eine riesige Warenmenge, die, wie Lonza betonte, in Zukunft logistisch noch effizienter abgewickelt werden sollte.

Lonza blickte auf gutes Jahr 2000 zurück

Trotz stark gestiegenem Ölpreis und gegen Jahresende abflauender Konjunktur konnte die Lonza für das Jahr 2000 beachtliche Zahlen vorlegen. Der Umsatz wuchs um 12,6 Prozent auf 2,459 Milliarden Franken und der Betriebsgewinn konnte um 14,8 Prozent auf 411 Millionen Franken gesteigert werden, der Überschuss um 13,2 Prozent auf 309 Millionen Franken. Das erlaubte, die Dividende von 10 auf 15 Franken zu erhöhen.

Blick auf das Lonza-Areal 2004. 

© Thomas Andenmatten

Würde Blocher bald das Sagen haben?

Die Ankündigung von Martin Ebner, sich von seinem Aktienpaket von 19,8 Prozent zu trennen, und sein sofortiger Rücktritt als Verwaltungsratspräsident des Unternehmens brachte die Lonza 2002 erneut in die Schlagzeilen. Die Antwort auf die Frage, wohin dieser Fünftel des Aktienkapitals verkauft werden sollte, war für die Lonza von entscheidender Bedeutung; sie blieb weiterhin offen.

Wenn Blocher seine Beteiligung – inzwischen auf 20,1 Prozent angewachsen – auf maximal 33 Prozent ausbauen sollte, würde er eine Rückkehr in den Verwaltungsrat, den er im März 2001 verlassen hatte, nicht mehr ausschliessen.

Marchionne: vom CEO zum Verwaltungsratspräsidenten

«Lonza allein – nicht zu klein!», hatte der damalige Konzernleiter der Alusuisse Lonza (Algroup), Sergio Marchionne, unmittelbar vor der Jahrtausendwende behauptet. Ihm wurde nachgesagt, dass er Grösse an sich liebe – das bewies er später als erfolgreicher Konzernleiter der Fiat in Turin –, und dass das Tempo, das er vorlegte, phänomenal sei. 
Nachdem das Unternehmen 1994 von der Alusuisse Lonza (Algroup) übernommen worden war, hatte Marchionne verschiedene Positionen innegehabt und war ab 1997 CEO von Alusuisse. Als Alusuisse und Alcan zusammengelegt wurden, blieb er als CEO und Chairman der abgespalteten Lonza Group Ltd. tätig. 

Anfangs 2002 wurde Sergio Marchionne als Nachfolger von Martin Ebner Verwaltungsratspräsident von Lonza; er übernahm die Leitung der Genfer SGS (Société de Surveillance), der weltweit grössten Warenprüferin mit Filialen in 140 Ländern mit über 30 000 Mitarbeitenden.

An Marchionnes Stelle als CEO der Lonza trat mit dem 43-jährigen Markus Gemünd ein Mann, der schon seit 13 Jahren bei der Lonza war.

Ausschnitt des Lonzawerks im Jahr 2009. 

© Josef Salzmann

100 Millionen Franken, 100 Arbeitsplätze für Visp

Am 29. Mai 2002 verkündete Markus Gemünd, dass die Geschäftsleitung der Lonza Group AG für die Produktion der mikrobiellen Biopharmazeutika weder Kourim in Tschechien noch Portmouth in den USA, sondern den bewährten Standort Visp ausgewählt habe.

Das hiess, dass die Lonza bis ins Jahr 2005 zwei Produktionslinien aufbaute und damit rund 100 Millionen Franken investierte. Zu diesem Zweck baute sie westlich der bestehenden Produktionsanlagen ein neues Produktionsgebäude. Dazu kamen 20 Millionen Franken für die Einrichtung einer Kleinmengen-Produktionsanlage, die strikt nach Kundenwünschen ausgerichtete Produkte herstellte. Damit waren auch die Befürchtungen vom Tisch, die Forschungs- und Entwicklungstätigkeit der Lonza-Gruppe könnte «abwandern». Das hätte für den Standort Visp verheerende Folgen haben können. 

Schuldenabbau dank Verkauf von Lonza-Energie

«Chrischchindli» für die Gemeinde Visp! Mitten im Sommer 2002 wurden die Steuerverhandlungen zum Verkauf der Lonza-Energie abgeschlossen. Demnach erhielten die Gemeinde Visp und der Staat Wallis je einen hohen einstelligen Millionenbetrag; er wurde damals auf 5 bis 7 Millionen Franken beziffert. Das Geld sollte einzig für den Schuldenabbau verwendet werden. Das schaffte Luft für die seit Jahren angespannten Gemeindefinanzen. Für die definitive Veranlagung galt es allerdings das Jahr 2003 abzuwarten. 

Es war eine Art Pyrrhus-Sieg, denn die Lonza, die ihr Werk 1907 eigens wegen des Stroms in Visp angesiedelt hatte, brauchte nach wie vor Strom.

Lonza entliess 500 Mitarbeitende – wie viele in Visp?

Aufgrund der schwierigen Marktbedingungen erlitt der Chemiekonzern Lonza Group in den ersten Monaten des Jahres 2003 auf seinem ehrgeizigen Wachstumskurs Rückschläge. Aufträge stellten sich nicht im erwarteten Mass ein, sodass Überkapazitäten entstanden. Dies bewog die Konzernleitung zu einem Kostensenkungsprogramm, dem weltweit rund 500 Stellen zum Opfer fielen, davon 90 in der Schweiz. Da der grösste Teil in Visp beschäftigt war, würde auch das Walliser Werk von dieser Massnahme betroffen sein.

Hoher Besuch in der Lonza 2003: Bundesrat Joseph Deiss, Bundespräsident Pascal Couchepin, zweiter von links, Bundesrätin Ruth Metzler und Vize-Bundeskanzler Achille Casanova hören dem Visper Standortleiter Stéphane Mischler zu. Rechts aussen auf dem Bild Sergio Marchionne, Verwaltungsratspräsident.

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Landesregierung zu Besuch

2003 war der Walliser Bundesrat Pascal Couchepin Bundespräsident. Der Tradition entsprechend führte der Jahresausflug des Bundesratskollegiums in seinen Heimatkanton und so auch nach Visp. Grund dafür waren die Lonzawerke, die bei der Landesregierung auf grosses Interesse stiessen. 

Auf einem kleinen Rundgang erhielten die Magistraten einen Einblick in die neue, faszinierende Welt der Biotechnologie. Die Gäste wurden von der Lonza-Delegation mit Verwaltungsratspräsident Sergio Marchionne, Markus Gemünd, Beat In-Albon, René Imwinkelried, Stéphane Mischler und Hans-Peter Meyer empfangen und betreut, vorerst beim Apéro im eigens dafür erstellten Zelt in der Nähe des Bauplatzes des Biotechnologie-Gebäudes. Nach dem Rundgang durch das Bio-Gebäude, ausgerüstet mit Schutzhelm und Schutzbrille, hörten die Mitglieder der Landesregierung für einmal nur zu. Sie lauschten interessiert den Referaten der Gastgeber.

Bundespräsident Pascal Couchepin, mit Sergio Marchionne, Verwaltungsratspräsident.

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Erneuter Führungswechsel

Aufgrund der Kosten für Restrukturierungen und der schwierigen Lage der Spezialitätenchemie auf dem Weltmarkt sank der Reingewinn um fast 60 Prozent, sodass Konzernchef Markus Gemünd Anfang 2004 den Hut nahm. 

2004 begann Lonza mit der mikrobiellen Herstellung von Biopharmazeutika.

Dieses neue Rückhaltebecken in der nordwestlichen Ecke des Lonzaareals bietet die Möglichkeit, verunreinigtes Abwasser 100 bis 150 Minuten lang aufzuhalten und zweckmässig zu behandeln. Es hat ein Fassungsvermögen von circa 10 000 Kubikmetern. Aufnahme von 2009.

© Josef Salzmann

Grösste Niacin-Produktionsanlage der Welt

Eine chinesische Delegation besuchte Ende Oktober 2004 die weltgrösste Niacin-Produktionsanlage in den Visper Lonzawerken; diese besteht seit 1971. Rund 40 Mitarbeitende stellten pro Jahr rund 18 000 Tonnen dieses Produkts her, womit beispielsweise 2001 ein Netto-Umsatz von 115 Millionen Franken erwirtschaftet wurde. Seit vielen Jahren schon nimmt Lonza mit diesem Produkt die führende Stellung auf dem Weltmarkt ein. 

Lonza produzierte Niacin seit 1998 auch in der chinesischen Grossstadt Guangzhou, weshalb sich der Vize-Bürgermeister und die Mitglieder des Stadtparlaments für die Produktionsstätte Visp interessierten. Um der stark steigenden Niacin-Nachfrage der asiatischen Märkte gerecht zu werden und die eigene Position in diesem Markt zu stärken, entschloss sich Lonza zum Ausbau der Produktionskapazitäten in China. Für eine zweite Niacinamid-Produktionsanlage bot sich das Areal im neu entstehenden Industrie- und Technologie-Park Nansha am Rand der Stadt Guangzhou an. Lonza zählte zu den ersten Firmen, die in diesen riesigen Industriepark einzogen. Dort wurde Raum für Anlagen der Petro- und Feinchemie, Hafenanlagen, Werften, Maschinen- und Elektroindustrie ausgeschieden. Die neue Produktionsanlage sollte im Endausbau rund 9 000 Jahres-Tonnen Niacin produzieren. 

Der jährliche Verbrauch lag um die Jahrhundertwende bei etwa 33 000 Tonnen Niacin und Niacinamid, wobei je ein Drittel in den USA, in Europa und Asien zur Anwendung kam. Die Lonza produzierte mehr als 60 Prozent des Weltbedarfs und war und ist somit weltführend. Bereits im Jahr 2000 wurden in Guangzhou 4 500 Tonnen produziert. 

Niacin ist zu grosser Bedeutung gelangt. Der Anwendungsbereich ist breit. So gehen 70 Prozent in die Tierernährung, etwa 20 Prozent werden in Lebensmitteln und Sporternährung angewendet und 10 Prozent in Pharmazeutika und Kosmetikartikeln benutzt. Mit dem Zusatz von Niacin soll eine bedarfsgerechte Ernährung bei Nutz- und Haustieren erreicht werden.

Der Vize-Bürgermeister der chinesischen Grossstadt Guangzhou – im Bild mit dem Visper Geschäftsleitungsmitglied Beat In-Albon – besuchte das Werk Visp 2004 zusammen mit Mitgliedern des Stadtparlaments. Die Delegation interessierte sich für die Produktionsstätte Visp, weil die Lonza auch in ihrer Stadt Niacin produzierte. 

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Tiefpunkt, dann Erholung

Die Lonza-Aktien markierten 2005 ein neues Allzeit-Tief. Das wurde jedoch als eine Überreaktion der Anleger betrachtet. Lonza hatte zwei schwierige Jahre hinter sich.

Die Aussichten hätten sich aber verbessert, wurde bekanntgegeben. Im sensiblen Bereich Exklusiv-Synthese und Biotechnologie wurden wieder etwas höhere Margen erzielt. Stefan Borgas, der neue CEO, versicherte, dass Lonza von der Branchenkrise weniger getroffen worden sei als die Konkurrenz. Lonza sei wieder auf dem aufsteigenden Ast.

Blick auf die Lonza 2004. 

© Peter Salzmann

2006 liess Lonza 411 Millionen Franken im Wallis

Die grosse wirtschaftliche Bedeutung der Lonza nicht nur für Visp, sondern für das ganze Oberwallis geht aus den Zahlen des Jahres 2006 hervor: Der volkswirtschaftliche Input betrug da nicht weniger als 411 Millionen Franken. 299 Millionen Franken (72,9 Prozent) betrugen allein die Löhne, Gehälter und Renten. Für 23,5 Prozent, das sind 97 Millionen Franken, stellten einheimische Lieferanten Rechnung und 15 Millionen Franken (3,6 Prozent) bezahlte das Werk im Wallis an Steuern. 

Investiert wurden 149,5 Millionen Franken in die Produktion, 24,8 Millionen Franken in die Infrastruktur, 12,5 Millionen Franken in die Umwelt und 8,3 Millionen Franken in Forschung und Entwicklung. 2006 arbeiteten in der Lonza AG in Visp rund 2 600 Mitarbeitende.

2006 dehnte sich das Werk auf 90 Hektaren aus. In 29 Betrieben und 110 Anlagen wurden 250 Verkaufsprodukte hergestellt. Pro Jahr importierte man 224 522 Tonnen und führte 127 231 Tonnen Produkte aus. Der Energieverbrauch betrug insgesamt 1 529 Gigawattstunden. Das Reaktorvolumen betrug 850 Kubikmeter. Das Rohrstrassennetz umfasste 10 Kilometer, das elektrische Leistungsnetz 480 Kilometer, das Schienennetz 18,5 Kilometer. 

Das Personal der Lonza setzte sich folgendermassen zusammen: 225 Absolventinnen und Absolventen von universitären Hochschulen, 116 von Fachhochschulen, 863 technische, chemische und kaufmännische Sachbearbeiter und Sachbearbeiterinnen, 940 Schichtmitarbeitende, 479 Tagesmitarbeitende, Auftragsverantwortliche und 161 Lernende. Ausländerinnen und Ausländer machten rund 10 Prozent aus; sie waren vorwiegend im höheren Kader beschäftigt.

Der Visper Beat In-Albon hatte gleich zweimal Einsitz in der Geschäftsleitung der Lonza AG. Erstmals wurde er am 4. August 2006 in die Konzernleitung des weltweit tätigen Unternehmens gewählt.

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Beat In-Albon, Visper Mitglied der Lonza-Geschäftsleitung

Unter den drei «waschechten» Vispern, die es bei Lonza bis in die Geschäftsleitung des Unternehmens brachten, ist nach Raymond Perren und Leander Tenud der jüngste Beat In-Albon. Er hatte gleich zweimal Einsitz in der Geschäftsleitung des Unternehmens. Erstmals wurde er am 4. August 2006 in die Konzernleitung der weltweit tätigen Lonza AG gewählt. 

In-Albon, 1952 in Visp geboren und aufgewachsen, hatte am Kollegium Brig die Mittelschule besucht, anschliessend ein Studium in Wirtschaftswissenschaften in Freiburg absolviert und doktoriert. 1983 begann seine Laufbahn bei Lonza Basel, wo er während 20 Jahren erfolgreich Karriere machte: 1995 stieg er zum Vizedirektor auf, drei Jahre später wurde er Direktor und General Manager/Geschäftsführer der Division «Organic Fine Chemicals» und erstmals Mitglied der Lonza-Geschäftsleitung. 2003 übertrug man ihm die Geschäftsführung von «Organic Fine and Performance Chemicals»; er war weiterhin Mitglied der Geschäftsleitung der Lonza. 2007 wechselte er zum Warenprüfkonzern SGS in Genf. 

Bei In-Albons Wiedereintritt bei Lonza 2012 war das Unternehmen in einer ernsthaften Krise, der Aktienkurs auf circa 35 Franken gefallen. Auf den CEO Stefan Borgas folgte Richard Ridinger. In-Albon wurde als Mitglied der Geschäftsleitung Direktor und Chief Operating Officer «Specialty Ingredients». Eine besondere Aufgabe, die ihm dadurch zufiel, war unter anderem die Durchführung des Projekts «Visp Challenge» als Vorbereitung auf die spätere Expansion. 2016 erreichte er als Direktor und Leiter «Strategische Projekte» der Lonza Group AG einen weiteren Höhepunkt seiner beruflichen Karriere, bevor er 2018 in Pension ging; er lebt in Oberwil (BL) und in Visp.

Ems verkaufte Lonza-Paket

2007 verkaufte die Ems-Chemie AG der Familie Blocher den grössten Teil ihrer 18,4-Prozent-Beteiligung am Lonza-Kapital. Sie behielt lediglich 4,4 Prozent. Die NZZ vom 10. Februar 2007 titelte zum Jahresbericht der Ems Chemie «Gewinnsprung bei Ems dank Lonza-Verkauf» und stellte fest, die Bündner Firma habe sich damit eines «Klumpenrisikos» entledigt. Falls beim Ems-Chemie-Besitzer und Milliardär Christoph Blocher Übernahmegelüste bezüglich der Lonza bestanden haben sollten, waren diese damit erledigt.

Von 2006 bis 2009 leitete Klaus Kalbermatter das Werk Visp. Im Anschluss daran übernahm er den Ausbau der globalen Lonza Engineering Organisation.

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Luftzerlegungsanlage, höchstes Gebäude im Wallis

Ende 2009 wurde in den Lonzawerken die erste Luftzerlegungsanlage der Firma Messer AG eingeweiht, nachdem sie bereits in Betrieb gegangen war. Mit einer Gesamthöhe von 60 Metern ist der Luftzerleger das höchste Gebäude im Wallis.

Auf der neuen Produktionsanlage für Luftgase stellte der Gas-Spezialist fortan die Industriegase Sauerstoff, Stickstoff und Argon sowie medizinischen Sauerstoff her. Messer versorgt mit den hier hergestellten Gasen nicht nur die Lonza, sondern alle Kunden in der Schweiz und im benachbarten Ausland. 

In den Bau der Anlage wurden 27 Millionen Franken investiert. Damit erreichte Messer AG die nahezu vollständige Unabhängigkeit vom europäischen Markt und setzte damit auch ein Zeichen für den Werkplatz Schweiz.

Globale Wirtschaftskrise erreichte Visp

Die globale Wirtschaftskrise und strukturelle Veränderungen in der Pharmaindustrie hatten auch Lonza Visp und Basel erreicht: Anfangs 2010 orientierte das Unternehmen über Kostensenkungsmassnahmen am Standort Visp, wo 193 Stellen abgebaut werden sollten. 

Die Massnahmen wurden zur langfristigen Erhaltung des Standorts Schweiz als notwendig erachtet; dieser verursache jährliche Fixkosten von über einer halben Milliarde Franken. In den folgenden anderthalb Jahren müssten diese Kosten um 30 bis 40 Millionen Franken reduziert werden. 

2012 erfolgte in Visp eine Restrukturierung, bei der 400 Stellen abgebaut wurden, jede siebte.

Aufgrund grosser Unsicherheit in den Hauptabsatzmärkten Vitamine, Industrie und Pharma befand sich die Nachfrage auf einem tieferen Niveau. Verstärkter Kostendruck, unter anderem höhere Energie- und Transportkosten, und die Währungsentwicklung mit einem starken Schweizer Franken wurden als Gründe angeführt.

Es fand eine Verschiebung von ganzen Industriezweigen nach Asien statt. Die klassischen Vorteile des Standorts Schweiz – Ausbildung, Innovation, Anlagen, Umwelt – fielen weniger ins Gewicht. Anderseits wurden die klassischen Nachteile der Schweiz – hohe Löhne, Transportkosten, Energiekosten und Auflagen – ausgeprägter.

Antikörper für Krebsbehandlung

Am 8. Januar 2013 kündigte die Lonza ein Produktionswachstum an. Die Nachfrage auf dem Gebiet der Antikörper zur Krebsbehandlung war im Steigen begriffen. In der Folge wurden neue Stellen geschaffen.

«Historische Stätte der Chemie»

Im September 2013 zeichnete die Akademie der Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT) das Lonzawerk Visp als «Chemical Landmark 2013», als «Historische Stätte der Chemie» aus. Der Lonza-Standort Visp wurde für seinen Beitrag zur Entwicklung der chemischen Industrie und der Oberwalliser Wirtschaft gewürdigt. Die Akademie will mit den «Chemical Landmarks» auf das wissenschaftliche und technologische Erbe der inländischen Chemie aufmerksam machen. Das Werk Visp gehört zu den ältesten und gewichtigsten chemischen Industriegeländen in der Schweiz.