Kapitel Nr.
Kapitel 10.06

Grosskastlan Mangisch erbte das Lochmatter-Häuschen

Der Politiker Christian Mangisch, der im 18. Jahrhundert in Visp lebte, hatte Ämter im Zenden und im Landrat inne. Er wurde 1721 im Weiler «auf den Furren» in Visperterminen als Sohn des gleichnamigen Christian Mangisch und der Catharina Sattler geboren.

Seine Zukunft als Bauer an diesem Berg war bereits vorgezeichnet, denn er war der Sohn eines einfachen Landwirts und Lokalpolitikers. Doch Christian Mangisch junior schlug einen anderen Weg ein: Er trat als Söldner in fremde Kriegsdienste und stieg bis zum Hauptmann auf. Doch es kam der Zeitpunkt, da es ihn heimwärts zog.

Nach seiner Rückkehr aus Frankreich verheiratete sich der junge Offizier in Visp mit der Burgerin Maria Josepha Lochmatter aus einer alten Ämterfamilie von Visp. Mangischs Schwiegermutter Anna Maria Lochmatter-Furrer stammte aus Visperterminen, wo sie noch Güter besass. Bei der Bewirtschaftung dieser Güter hatten sich Christian und seine Braut schon im Kindesalter kennengelernt.

Die reichen Erfahrungen, die Mangisch im Ausland gesammelt und die Beziehungen, die er geknüpft hatte, ermöglichten ihm, in der Zendenpolitik Fuss zu fassen. So bekleidete er ab 1760 das Amt des Grosskastlans oder Richters des Zenden Visp und war 1759 und 1760 Abgeordneter im Landrat.

Das 1733 erbaute Haus im Hofji neben dem Meierturm (links) erbte Christian Mangischs Ehefrau Maria Josepha Lochmatter von ihrem Vater. Das Paar erhöhte es 1768 um ein weiteres Stockwerk, wovon ein Deckenbalken zeugt. Das Scheunen- und Stallgebäude rechts der Gasse brannte in den 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts und wurde vom Studio des Lokalradios und später der Mediathek abgelöst.

Nicht datiert, Fotograf unbekannt, erschienen in Fux 1996, zVg/Rudolf Ruppen

Das Haus Mangisch-Lochmatter am Hofji

Aus dem Erbteil ihres Vaters hatte Maria Josepha Lochmatter ein kleines Gebäude erhalten, das aus Keller und Backstube bestand. Laut Inschrift von 1733 hatten es ihre Eltern erbaut. Es handelte sich um ein einfaches Holzhaus nordöstlich des Meierturms, den wahrscheinlich Josephas Vorfahren bewohnt hatten, weshalb er fälschlicherweise auch Lochmatter-Turm genannt wird.

Das junge Ehepaar Mangisch-Lochmatter nahm in diesem Häuschen im Hofji Wohnsitz. 1768 erhöhten es die Besitzer um ein weiteres Stockwerk und versahen eine der zwei «Binnen» in der Stube mit der Inschrift: «DIESES HAVS HAT LASSEN BAVWEN HERR CHRISTIAN MANGISCH CAST (Ian) VND SEINE HAVS FRAVW MARIA IOSEPHA LOCHMATTER IM IAHR 1768 M(eister) IR».

Das Mangisch-Haus, das später von der Familie Adolf Stocker bewohnt wurde. Rechts die Gasse mit dem Eingangsbogen zum Hofji um die vordere Jahrhundertwende.

Nicht datiert, Fotograf unbekannt, zVg

Früher Tod des Ehepaars

Allzu lange konnten sie sich jedoch nicht an ihrem neuen Zuhause erfreuen. Christian Mangisch starb am 26. Mai 1768 erst 47-jährig und wurde in Visperterminen beerdigt. Seine Gattin Maria Josepha folgte ihm nur vier Tage später im Alter von erst 41 Jahren im Tode nach.

Der einzige Sohn Franz Christian, geboren 1754, verheiratete sich 1793 mit Maria Johanna Favre aus Monthey, wo er sich in der Folge auch niederliess. Die Familie des Grosskastlans Mangisch ist in Visp seit mehr als 200 Jahren nicht mehr ansässig.

Todesstrafe wegen Diebstahl

Im Juni 1779 verhängte Kastlan Christian Gattlen in Visp wegen Diebstahls das Todesurteil über den Rarner Johann Brägi. Der Bischof, dem das Urteil vorgelegt wurde, begnadigte den unglück- lichen Dieb zum Tod durch das Schwert anstelle des Strangs.

Im März 1794 wurde in Visp Anna Maria Mongand wegen Diebstahls hingerichtet und ihr Leichnam unter dem Galgen verscharrt. Ihr Ehemann wurde im Kerker tot aufgefunden.

Explosionen von Pulver und Munitionsdepot

1746 verursachte in Visp eine Pulverexplosion eine Feuersbrunst, wobei zwei Menschen den Tod fanden und 46 Personen bedeutende Verletzungen erlitten.

Am 13. Januar 1747 starb in Visp als Folge der Explosion eines Pulverlagers der Familiaris Johann Arnold Blatter, der in seinem Hause erschlagen wurde.

Grosskastlan Lochmatter

Johann Joseph Lochmatter war 1764 und 1767 Grosskastlan von Visp.

Ein anderer Familienzweig bürgerte sich 1736 in Visp ein.