Heirat mit Visperin begründete Visper Zweig der Urner Familie von Silenen
Ein Zweig des illustren Urner Geschlechts von Silenen verpflanzte sich im 14. Jahrhundert durch Heirat nach Visp; Bräutigam war der Sohn von Arnold von Silenen, der zu den Mitbegründern der Eidgenossenschaft zählt und Landammann von Uri war. [Siehe auch Kapitel 06.02 «Schlacht bei Visp und Talsperre in Gamsen – gibt es einen Zusammenhang?»]
Schwäger de Platea verkauften ihm Boden in Visp
Arnolds Sohn Konrad heiratete um 1309 die Visperin Aymonetta de Platea. Deren Verwandte, die Söhne von Ludwig de Platea von Visp, verkauften ihm am 25. Oktober 1309 für 10 Mörsiger Pfund die Hälfte ihrer Besitzungen in Visp, im Ort zu den «Wieweyden» (Viehweiden). Die neue Familie war fortan in Visp ansässig. Damit begann die Geschichte des Zweigs der von Silenen in Visp, die sich rasch emporschwangen.
Konrad trat 1348 als Vertreter der Gemeinde Visp auf und bekräftigte eidlich einen Vertrag zwischen Sitten und dem Grafen von Savoyen. Konrads Sohn Arnold (1331–1378), in den Walliser Urkunden Erlinus genannt, heiratete ebenfalls eine Visperin, Margaretha Longus.
In Wyfredus oder Wyfried von Silenen stellte die Familie 1349 den ersten bekannten Konsul oder Gunsel der Gemeinde Visp. Ihm zur Seite stand Peter de Werra als Mit-Konsul. Dass sie dieses Amt innehatten, zeigt, dass es auch Dorfadel gab, welcher der Gemeindebildung freundlich gegenüberstand. Unabhängig von diesen Berührungen mit der Innerschweiz zeigte die Communitas de Vespia ein erstaunliches Eigenleben.
Ein Visper Landeshauptmann und ein Visper Bischof von Silenen
Aus der Familie ging später der erste Visper Landeshauptmann Heinzmann von Silenen hervor, der dieses Amt zwischen 1426 und 1441 mehrmals innehatte. Josef Anton, auch Jost genannt, von Silenen, stammte aus demselben Visper Zweig der Familie; er war 1482–1496 Walliser Bischof.
[Siehe Kapitel 07.01 «Erster Visper Landeshauptmann Heinzmann von Silenen aus Urner Familie» und Kapitel 07.05 «Der kunstsinnige Bischof Jost von Silenen hatte Visper Vorfahren».]
Familie de Platea – ein Dienstleistungsbetrieb
Die aus Visp stammende, alte, weitverzweigte Junkerfamilie am Hengart stellte erst bischöfliche Dienstleute. Später war sie eine reiche Beamtenfamilie, die in allen sieben oberen Zenden ihre Vertreter stellte. Als erste sind 1226 die Brüder Anselm und Walter Hengarten erwähnt. Als Stammvater der Familie gilt der Visper Peter, bekannt seit 1248. Sohn Ludwig hatte mehrere Kinder, von denen Aymonetta Konrad von Silenen aus dem Urnerland heiratete. Deren Nachkommen führten bald den Namen von Silenen, bald de Platea oder am Hengart. Die Familie verzweigte sich ab dem 13. Jahrhundert nach Ernen, Mörel, Selkingen, Obergesteln, Venthen (Venthône), Siders und Sitten. Johann von Visp wurde 1329 als erster Junker der Familie genannt. Er war 1335 Bote von Visp, Kastlan von Goms, Meier ob Deisch und 1348 Kastlan des Schlosses auf der Flüe in Naters. Walter war 1336 Kaplan von Visp. Peter von Visp war von 1351 bis 1361 Bote des Zenden, 1356 Meier und Bannerherr von Visp.
Hildbrand, Sohn des Vorgenannten, war ab 1392 Notar. Er heiratete Antonia von Anchette, die ihm den Posten des Boten von Siders in die Ehe brachte. 1418 war er Vermittler zwischen dem Wallis und Savoyen. Anton von Visp war ab 1396 Notar und wurde 1417 Burgermeister von Sitten.
Johann Stefan wurde 1690 als Burger von Visp aufgenommen. Die Familie am Hengart ist anfangs des 18. Jahrhunderts in Visp erloschen.
Voll von Herrenfamilien
Beim Walliser Geschichtsforscher Pater Sigismund Furrer aus Unterbäch heisst es über die Zeit am Ende des 13. Jahrhunderts: «Das winzige Städtchen Visp von damals scheint laut diesen Urkunden beinahe 'pumpenvoll' von Herrenfamilien aus verschiedenen Gegenden gewesen zu sein.»