Kapitel Nr.
Kapitel 01.02

In Albon-Höhle oberhalb von Visp wartet auf Archäologen

Archäologische Funde aus der Bronzezeit in Oberstalden, in Zeneggen und oberhalb von Visp, aber auch etwas tiefer auf dem Heidnischbiel oberhalb Raron lassen darauf schliessen, dass sich die ersten «Walliser» in der frühen Bronzezeit auf den Sonnenterrassen des Rhonetals und in den Seitentälern niederliessen. Überall dort machte man Gegenstände und Gräber aus, die zumeist an damaligen Verkehrswegen gelegen haben dürften. Auf der Höhe des späteren Visp allerdings, in tieferen Lagen, fehlen Siedlungsspuren aus früherer Zeit.

Das erste Zeugnis von dauerhafter Besiedlung in der unmittelbaren Umgebung des heutigen Visp dürfte eine Höhle beziehungsweise Grotte sein, die erst vor einem halben Jahrhundert entdeckt wurde. Sie enthält Funde unterschiedlicher Herkunft, was von Archäologen als aussergewöhnlich bezeichnet wird. Die Funde weisen in die Bronzezeit, also in die Zeit zwischen 2200 und 800 vor Christus.

Mit der Höhle verfügt man wohl über den markantesten und überzeugendsten Zeugen dafür, dass die Region Visp in der Bronzezeit besiedelt war. In diesem Zeitalter entdeckten die Menschen Kupfer und Zinn, aus deren Legierung sie Äxte, Schwerter, Hausrat und Schmuck herstellten.

Eingang zur In Albon-Höhle 300 Meter oberhalb von Visp. Zwei einheimische Knaben entdeckten die Höhle mit Funden aus der Spätbronzezeit im Jahr 1967. 1985 führten Archäologen der Universität Genf erste Grabungen durch; weitere sind nötig.

© Département d’anthropologie, Université de Genève

Standort bleibt geheim

Die Höhle soll etwa 300 Meter oberhalb von Visp liegen. Wo genau? Das wollten und konnten die Archäologen der Universität Genf nicht sagen. Der Fundort muss weiter erforscht werden; die Genfer Archäologen wollen ihre Forschungen an diesem Standort wieder aufnehmen, sobald der Kanton Wallis ihnen die hierfür benötigten finanziellen Mittel zur Verfügung stellen kann.

Wie von Fachleuten immer wieder betont wird, gibt es im Kanton Wallis wenig Geld für Ausgrabungen. Und dieses geht vorwiegend an «ergiebigere» Fundorte im Mittelwallis, nach Martigny, St. Maurice und Sitten. An den übrigen Fundorten reichen die Mittel fast nur noch für Notausgrabungen.

Zwei Buben namens In Albon

Gemäss der Übersichtsdarstellung «Ärchäologie im Oberwallis», das die Kantonsarchäologie Wallis 2015 herausgab, entdeckten zwei einheimische Brüder namens In-Albon 1967 im Wald irgendwo oberhalb von Visp, auf circa 950 Meter über Meer, eine schwer zugängliche Höhle mit verschiedenen Sälen, Gängen und Löchern mit mehreren Keramiktöpfen, darunter Graburnen aus der Spätbronzezeit.

Die Buben stiessen auf eine Halle, auf deren Boden Töpferwaren verstreut lagen. Die Entdecker lasen diese Objekte sorgfältig auf und nahmen sie mit nach Hause, nicht ohne zuvor den Boden etwas aufgekratzt zu haben, um noch andere Gegenstände zu finden.

Pfarrer Schmid gab der Uni Genf einen Tipp

Einige Jahre später erfuhr Pfarrer Ernst Schmid von der Existenz dieser Kollektion. Er fotografierte und beschrieb sie. Dank eines Hinweises von ihm gelangte die Forschungsgruppe PAVAC (Prospection archéologique du Valais et du Chablais) von der Universität Genf in den Besitz der gefundenen Objekte und erhielt Kenntnis vom Standort der Höhle, die sie beherbergt hatte. Im September 1985, 18 Jahre nach der Entdeckung der Grotte, wurden die Funde gezeichnet und restauriert.

Funde aus unterschiedlichen Räumen

Die Gruppe PAVAC fand bei systematischen Ausgrabungen weiteres Material, unter anderem Tonwaren, eine «Glättebürste» aus grünlichem Gestein, einen Schlagstein aus Granit, eine Bronzesichel. Die Teilausgrabungen im Raum 1 förderten einige Knochen zutage – Tierknochen von Rind, Schaf, Ziege, Schwein, Nagetieren, Vögeln –, verkohlte Getreidekörner, eine kleine Perle aus braunem Bernstein in unregelmässiger, zylindrischer Form sowie Bruchstücke von Töpferwaren.

Hohlräume, Schächte und Gänge

Die Höhle besteht aus verschiedenen Hohlräumen, Schächten und Gängen. Die Fundstücke stammen aus den Räumen 1 und 3.

Die Halle 1 liegt auf gleicher Höhe wie der Eingang, ungefähr 15 Meter weiter hinten; sie ist verhältnismässig hoch und weit; vermutlich diente sie Kindern zum Spielen. Die Oberfläche des Bodens – mit zeitgenössischen Objekten und Abfällen übersät – war offensichtlich gestört. Man geht davon aus, dass dieser Raum durchwühlt wurde.

Die von den Kindern aufgelesenen Tonwaren stammen wahrscheinlich aus dem engen und verlängerten Raum 3. Zu ihm führt ein komplizierter Eingang über einen Schacht, durch den man hinuntersteigen muss.

Zuflucht, Lager, Gräber, Riten?

Abgesehen von der chronologischen und kulturellen Zuteilung stellt sich die Frage nach der Art der Benützung dieser Räume. Es gibt vier Hypothesen: Zufluchtsort, Lagerräume, Grabgrotte oder ritueller Verwahrungsort.

Ein Saal scheint eine eigentliche Grabhöhle gewesen zu sein. Über den Fundort der In Albon-Höhle oberhalb von Visp heisst es in «Archäologie im Oberwallis»: «Das aussergewöhnliche und vielfältige Fundmaterial bezeugt Brandbestattungsrituale im 13. Jh. v. Chr. (aufgereihte Urnen auf einer Felsplatte.)»

Vorerst ungeklärt ist, ob die anderen Säle der Höhle Wohnstätten, Grabhöhlen, Ritual- oder Deponierungsorte waren.

Zeugen verschiedener Kulturen entdeckt

Was den Komplex bei Visp ausserordentlich interessant macht, ist die Präsenz von Material, das aus zwei ganz verschiedenen Kulturkreisen stammt, am gleichen Standort – der eine im Süden, der andere im Norden: Die Keramik, die in einem der Säle gefunden wurde, zeigt starke Parallelen zu Canegrate in Italien; ein ähnlicher Topf war auch auf dem Heidnischbiel in Raron entdeckt worden. Hingegen erinnern die Keramikfunde aus einem anderen Saal an Material aus den Nordalpen beziehungsweise Süddeutschland oder Österreich, das der Urnenfelderkultur zugeordnet wird.

Dass Keramikfunde aus zwei verschiedenen Kulturkreisen stammen, ist gemäss den Fachleuten aussergewöhnlich und schwierig zu interpretieren. Die Kontaktzonen zwischen den beiden Kulturen sind wenig bekannt. Ihre Überlagerung verleitet zu kontroversen Annahmen. Die Archäologen der Universität Genf vertreten die Ansicht, dass ihnen erst weiteres Erforschen klarere Antworten geben wird. Für den Moment halten sie fest, dass ganz am Anfang der Spätbronzezeit (1300 bis 800 vor Christus) eine kleine Gruppe Menschen hier, in einer Grotte im Oberwallis, im Tal des Rottens, Schutz fand und dass sie selbst oder auch andere hier wahrscheinlich ihre Toten beigesetzt haben.

Grabkeramik aus der In Albon-Höhle oberhalb von Visp. Die Funde werden auf die Spätbronzezeit (1400 bis 1300 v. Chr.) datiert. Bemerkenswert ist, dass sie aus zwei verschiedenen Kulturkreisen stammen.

© Département d’anthropologie, Université de Genève

Archäologische Bronzefunde im Handel

Gemäss Walther Staub sollen bei Ausgrabungen rund um Visp wohl 80 bis 90 Fundstücke aus Bronze zutage gefördert worden sein, welche hauptsächlich vom Eisenwarenhändler Della Bianca in Visp erworben wurden.

Zwei Fibeln, Spiralringe und das Bruchstück einer Armspange, welche Pfarrer Jossen in Zeneggen zum Teil von Herrn Della Bianca in Visp zurückerwerben konnte, wurden näher untersucht; sie stammten aus unterschiedlichen Zeiten.

Mehr Zufall als gezieltes Graben

Der Schriftsteller Maurice Zermatten schrieb: «Zwischen Fully und Brig haben der Zufall und – weit seltener – der Spaten der Archäologen eine Reihe von Funden freigelegt.»

Urgeschichtliches Leben in der Umgebung von Visp

Auch wenn darüber hinaus in Visp selbst keine wesentlichen urzeitlichen Siedlungsspuren gefunden wurden, so zeugen doch Funde und Ausgrabungen in der näheren Umgebung von Siedlungstätigkeit in der Region, zunächst in der Jungsteinzeit (in der Schweiz circa 6500–2200 vor Christus), dann in der Bronzezeit (circa 2200–800 v. Chr.) und schliesslich in der Eisenzeit (800–15 v. Chr.), als sich Kelten ansiedelten, im Oberwallis der Stamm der Uberer.

In Saas-Balen wurde ein Beil aus Stein gefunden, das aus der jüngeren Steinzeit stammt. Möglich ist eine Einwanderung des Besitzers über den Antrona- oder den Monte-Moro-Pass oder dann durch das Rottental herauf und von Visp über die Route des späteren Talwegs über Visperterminen, Saas-Balen und Saas-Grund; das war nur auf diesem Weg möglich, weil über die Schluchten des vorderen Saastals und des Mattertals noch keine Brücken führten.

Ein Unterschlupf beziehungsweise ein saisonales Lager in der Alpe Hermettji (2600 Meter) oberhalb von Zermatt soll ab der Jungsteinzeit bis in die Frühbronzezeit zeitweise bewohnt gewesen sein.

Ältester prähistorischer Fund im Wallis

Die mit ungefähr 35 000 Jahren ältesten Zeugnisse von steinzeitlichem Leben im Wallis wurden in der Region Tanay (Vouvry) auf 1800 Meter Höhe gefunden. Sie stammen aus dem Paläolithikum, der Altsteinzeit.

Prähistorischer Alpenverkehr

Marie Besse, Professorin für Archäologie an der Uni Genf, stellte 2016 fest, dass eindeutige Beweise für prähistorischen Verkehr durch die Alpen über gleich mehrere Pässe im Rhonetal vorliegen.

Die Alpenpässe sollen bereits bei der Ausbreitung der jungsteinzeitlichen Kultur im Wallis eine Schlüsselrolle gespielt haben.

Ein «Balkon» über der Rhoneebene: Heidnischbiel, Raron, um 3500 v. Chr.

© Kantonsmuseen Wallis, Sitten. Zeichnung André Houot, Farbgebung Jocelyne Charrance, Foto François Lambiel

Heidnischbiel bei Raron

Von der Jungsteinzeit bis zur jüngeren Eisenzeit (Latènezeit) war die Umgebung von Raron in zwei bis drei Phasen besiedelt. Ausgrabungen in den Jahren 1960 und 1961 auf dem Hügel Heidnischbiel (140 Meter über der Talebene), der sich knapp sechs Kilometer westlich von Visp zwischen St. German und dem Dorf Raron befindet, lassen darauf schliessen. Die Siedlung auf dem Heidnischbiel, ein Gräberfeld auf dem «Blatt» und verstreute Funde in den umliegenden Reben umspannen diesen grossen Zeitraum.

Der grosse Friedhof auf dem «Blatt» in Raron wurde im 19. Jahrhundert entdeckt und viele Gräber wurden ausgehoben. Darin lagen Funde aus der Bronze- und der Eisenzeit. Gefunden wurden unter anderem Spangen, Ringe und Töpferei aus der Hallstattkultur und der Latènezeit. Zur Zeit der Römer wurde die Siedlung offenbar verlassen.

Misox-Fibel aus Bronze von Oberstalden, Aus dem 3. bis 5. Jh. n. Chr.

© Büro TERA Sion

Die befestigte Siedlung Kasteltschuggen in Zeneggen, die von 1 500 bis 1 300 v. Chr. besiedelt war, liegt auf einem Felsvorsprung an der Mündung des Vispertals. Ein Trockenmauerwerk, ein Schikanentor und ein Turm schützten den kleinen Weiler mit wenigen Häusern. In der Nähe der Stätte gab es Kupfervorkommen, die wahrscheinlich schon zu dieser Zeit abgebaut wurden. Modell von Hugo Lienhard im kantonalen Geschichtsmuseum in Sitten.

© Peter Salzmann

Sisetsch und Kasteltschuggen Zeneggen

In Zeneggen weisen Gräberfunde darauf hin, dass Sisetsch gleichzeitig mit dem Heidnischbiel östlich von Raron besiedelt war.

Spätere Forschungen brachten Spuren von prähistorischen Keramikscherben zutage. Die Verzierungen der Randscheiben ermöglichten ihre Datierung in die mittlere und spätere Bronzezeit. Drei geöffnete Gräber stammen aus der vorrömischen Zeit und zum Teil aus dem 1. Jahrhundert nach Christi Geburt.

Der auf einem steilen Hügel um 1400 vor Christus errichtete Weiler Kasteltschuggen ist mit einem Trockensteinwall befestigt worden.

Über Zeneggen ins Mattertal

In seiner Arbeit «Zermatt und die Hochalpenpässe» spricht Alfred Lüthi von einer dichten Fundliste, vor allem aus der Eisenzeit, also aus den 600 bis 800 Jahren vor der römischen Eroberung. Die Funde lassen darauf schliessen, dass ein Weg von Visp über Zeneggen (mit seinen eisenzeitlichen Gräbern und einer grossen Wehranlage) führte, über Hofstetten (mit seinem eindrücklichen Schalenstein) nach Törbel und schliesslich nach Embd. Dann senkte sich der Weg langsam gegen die Talsohle und erreichte St. Niklaus.

Ausgrabung in Oberstalden im Jahr 2007.

© Büro TERA Sion

Oberstalden, ergiebig für Archäologen

Die Zeugen aus der Spätbronzezeit (von 1300 bis 800 vor Christus), die in den vergangenen Jahrzehnten und auch in neuerer Zeit – zuletzt 2007 – immer wieder auf dem Plateau von Oberstalden gefunden wurden, sind aus Sicht der Fachleute für den gesamten Alpenbogen bedeutend: Die Funde aus Oberstalden gelten als Beweis dafür, dass die Talflanken mit ihren Terrassenanlagen bereits in der Bronzezeit besiedelt waren, im Unterschied zu den Gebieten etwas tiefer im Tal. Allenfalls war Oberstalden schon in der Frühbronzezeit und bis in die ältere Eisenzeit besiedelt.

Der Bau eines neuen Hauses am Ort Giljo in Oberstalden oberhalb von Visp brachte 1998 Schichten mit archäologischen Funden aus der ausgehenden Bronzezeit, aber auch aus Zeitperioden jüngeren Datums hervor. So wurde hier eine Münze mit einem Jupiterkopf gefunden, die zwischen 211 und 150 vor Christus datiert wird. Diese Baugrube befindet sich am Nordrand der Siedlung, auf einem Plateau, circa 50 Meter vor einem leicht höher gelegenen Haus, wo bereits ein Jahr zuvor archäologische Grabungen vorgenommen worden waren. Diese förderten einen Erdwall aus der Bronzezeit zutage, mit verschiedenen Strukturen und keramischen Funden.

An der heutigen Grenze zwischen Visp und Visperterminen, etwas oberhalb von Visp, in den «Rieben», soll es Reben gegeben haben. Das Gebiet wird heute als höchster Weinberg des europäischen Festlands bezeichnet. Visperterminen ist neben Salgesch und Leuk der dritte Weinstandort im Oberwallis.

Auswahl an Gefässen aus Speckstein von den Ausgrabungen von Oberstalden im Jahr 2007, römische Zeit und frühes Mittelalter.

© Büro TERA Sion

Scheibenförmige Bronzefibel von Oberstalden, 1. Jh. n. Chr.

© Büro TERA Sion

Ein Beil im Baltschiedertal

Von einer Besiedlung der Region Visp in der Bronzezeit spricht auch ein oberständiges Lappenbeil aus Bronze, das um 1880 im Baltschiedertal gefunden wurde: Es wird ebenfalls in die Spätbronzezeit datiert.

Das Oberwallis in der Bronzezeit

Dem Werk «Archäologie im Oberwallis» ist zu entnehmen: «Die verstärkte Frequentierung der transalpinen Pässe und die Einrichtung von befestigten Höhensiedlungen, die diese Routen kontrollieren, zeigen ebenfalls auf, dass die Territorien der bronzezeitlichen Populationen sich nicht auf die ursprünglichen Siedlungsgebiete beschränken, sondern Teil eines grossen, überregionalen Tauschhandelsnetzes und Einflussgebietes sind. Sehr wahrscheinlich haben sich gleichzeitig auch die sozialen Strukturen verändert, hin zu einer Gesellschaft mit einer viel ausgeprägteren Hierarchisierung als zuvor im Neolithikum.

Die Zirkulation von Ideen, Gütern und Modestilen ist gut belegt. Das Oberwallis befindet sich an der Schnittstelle zweier Kulturen, einerseits derjenigen im Schweizer Mittelland sowie restlichen Zentraleuropa und andererseits derjenigen in Norditalien. Diese aussergewöhnliche Situation, das Zusammentreffen von äusseren Einflüssen und einem ausgeprägten indigenen Charakter, wird sich auch in der Eisenzeit halten und noch verstärken.»

Eisenzeitliche Fibel aus Visp

In der Eisenzeit soll der transalpine Handel über die Pässe stark gewachsen sein. Es gab Kontakte zwischen den Gemeinschaften im Wallis und solchen auf der Alpennordseite und auf der Alpensüdseite.

Aus der Eisenzeit werden als Visper Funde einzig eine Vase und eine Kleiderschliesse (Fibel) erwähnt. Die Kleiderschliesse, die man in Visp fand, stammt aus der Latène-Zeit, also 450 vor Christus bis Christi Geburt. Der Fund ist im Museum der Universität Genf zu besichtigen. Solche Kleiderschliessen folgten während circa 3 000 Jahren den verschiedenen Kleidermoden und wurden sowohl von Frauen als auch von Männern getragen. Häufig war die Fibel zusätzlich mit dekorativen Elementen aus Email versehen. Weiter erwähnt werden Silbermünzen und ein Grab.

Visper Gräber aus vorchristlicher Zeit?

Gemäss dem Berner Walther Staub (1886–1966), der nicht nur geologische, sondern auch historisch-archäologische Forschungen betrieb, wurden rund um Visp mehrfach «Heidengräber» gefunden, die aus der Eisenzeit, circa 500 vor Christus, stammten. Im Frühjahr 1914 sollen beim Aushub für den Bau des heutigen Visper Friedhofs im Kehr eine Reihe von Gräbern zum Vorschein gekommen sein. Der Oberwalliser Historiker Domherr Dionys Imesch datierte diese in die vorchristliche Zeit. Das Historische Lexikon der Schweiz (HLS) erwähnt im Zusammenhang mit Visper Funden neben einer Vase aus der Eisenzeit denn auch ein Grab und Silbermünzen. Nicht bestätigt ist, dass bei der Erstellung des Friedhofs beziehungsweise den vorgängigen Ausgrabungen Reste eines römischen Friedhofs gefunden wurden. Ein Steinplattengrab beim heutigen Friedhof liess sich mangels Beigaben archäologisch nicht datieren.

Einzigartig und bedeutsam für die Alpen

Dem Bau der Autobahn A9 verdankt sich die Entdeckung der Siedlung «Waldmatte» in Gamsen aus der Eisen- und der Römerzeit; das Dorf geht bis ins 7. Jahrhundert vor Christus zurück. Die ausgegrabenen Funde sollen einzigartig und für die Alpen bedeutsam sein.

Ein Modell der prähistorischen und antiken Siedlung Waldmatte Gamsen vermittelte an einer temporären Ausstellung in Gamsen einen Eindruck vom Leben in der Eisen- und Römerzeit in den Alpen. Ausführung Hugo Lienhard.

© Peter Salzmann

Ligurische Stämme von Römern abgelöst

Um 500 vor Christus war das Wallis von ligurischen Stämmen bewohnt. Die keltischen Stämme der Uberer (im oberen Wallis), Seduner (im Mittelwallis), Veragrer (in der Umgebung von Martigny) und Nantuaten (bis zum Genfersee) waren hier kurz vor Christi Geburt vorherrschend.

57 vor Christus versuchten die Römer vergeblich, sich das Wallis zu unterwerfen. Dies gelang erst um 15 vor Christus; zehn Jahre nachdem Rom die Salasser, die am südlichen Fuss des St. Bernhardberges lebten, unterjocht hatte.

Modell einer Alltagsszene in der Siedlung Waldmatte Gamsen im kantonalen historischen Museum in Sitten. Ausführung Hugo Lienhard.

© Peter Salzmann

Simplonstrasse seit mehr als 2 000 Jahren

Es heisst, Kaiser Claudius habe 56 vor Christus erstmals die Simplonstrasse ausbauen lassen.

Römische Herrschaft

Unmittelbar vor Christi Geburt bereiteten die Römer unter Kaiser Augustus ihre Fittiche endgültig über das Tal aus. In den vier Jahrhunderten ihrer Herrschaft verbreiteten sie ihre überlegene Kultur, wo bisher die einheimischen – keltischen – Sitten und Gebräuche geherrscht hatten. Vor allem gilt dies für das Unterwallis (Octodurum, heute Martigny) und das Mittelwallis (Sedunum, heute Sitten). Davon, dass sich im 1. Jahrhundert vor Christus die Römer vor allem im Bereich Martigny festsetzten, zeugen grössere Ausgrabungen; diese förderten neben einer ausgedehnten Siedlung auch eine Arena zutage, die der Nachwelt erhalten geblieben ist.

Weitere Inhalte des Kapitels 1, Vorchristliche Zeit

Die Urzeiten: Visp unter viel Eis, ein blauer Stein und eine Grotte

Kapitel Nr.
Kapitel 01
Zeithorizont
Vorchristliche Zeit