Ignaz Venetz führte in den Dreissigerjahren des 19. Jahrhunderts erfolgreich die Entsumpfung der Ebene bei Visp durch. So wurde der ganze sumpfige Boden zwischen den beiden grossen Gewässern Vispa und Rotten wieder bepflanzbar. Venetz schuf damit eine solide Grundlage für die weitere Entwicklung der Ortschaft. Zweifellos kommen ihm grosse Verdienste um den Sprung der Burgschaft Vispach in die Neuzeit zu.

Die breite Vispa floss unterhalb der Landbrücke noch bis 1875 direkt dem Hohberg entlang und völlig frei bis zur Mündung in den Rotten, unterhalb des Schwarzen Grabens. So wurde bei den wiederkehrenden Hochwassern jeweils die gesamte Wehreye überschwemmt, was einen ungesunden Sumpf hinterliess. Maximilien de Meuron (Zeichner) und Johann Jakob Falkeisen (Graveur), publizierten diese Darstellung 1829 in «Le Rhône, Description historique et pittoresque de son cours depuis sa source jusqu'à la mer» von M. Sauvan.
© Mediathek Wallis, MVS RH 369
Das Ringen um die Ebene Vispa-Rotten-Ritikapelle
1825, ein Vierteljahrhundert nach dem unseligen und verheerenden Franzoseneinfall von 1799, hatte sich die Burgerschaft Visp von den Zerstörungen in der Siedlung, wo nach wie vor die Burger allein das Sagen hatten, etwas erholt. Der Ort stand an einem historischen Wendepunkt. Nicht nur war seit der Französischen Revolution der Handel mit Landesprodukten mit dem Ausland praktisch zum Erliegen gekommen, auch Transporte waren kaum mehr gefragt und die besondere geografische Lage von Visp stellte ein Problem dar: Die beiden Flüsse Vispa und Rotten traten allzu oft über die Ufer und schwemmten mit der Zeit auch mit viel Mühe urbar gemachten Boden ein, versumpften ihn und verwandelten ihn in Morast, sodass er sich mit Moos und Gestrüpp überzog. Wie in früheren Jahrhunderten kämpften die Visper zusammen mit ihren Nachbarn gegen die Überschwemmungen, soweit es in ihren Möglichkeiten stand. Sie erstellten immer wieder Mauern, unterhielten «Wehrinen» (Stauwehre) und bauten Brücken. Die eigentlichen Hochwasserkatastrophen bildeten nur die tragischen Höhepunkte einer jahrhundertelangen Leidensgeschichte, deren vielfältige Folgen die Bewohner der Siedlung zu tragen hatten.
Sumpf und Morast statt Kulturland
Der Zustand der Ebene zwischen Ritikapelle, Rotten und Dorf Visp war derart, dass der Boden für die Bepflanzung völlig ungeeignet war. Das hatte für die Bevölkerung zur Folge, dass ihr im Herbst bedeutende Teile ihrer Güter für die Selbstversorgung im Winter fehlten. Irgendwann hatte man es wohl aufgegeben, nach den wiederholten Überschwemmungen auf den Feldern immer wieder zum Rechten zu sehen und die Schäden zu beheben. Deshalb wurde die Lage von Jahr zu Jahr schlimmer. Die Gegend blieb versumpft. Die zahlreichen Arme der Flüsse umschlossen nichts als Sumpf und Heide.
Diese Bodenbeschaffenheit hatte auch andere negative und sehr unangenehme Auswirkungen für die Siedlung: Wenn die Hochwasser abgelaufen waren, sah man nicht nur Äcker, Wiesen und die Ernte vernichtet, es blieb auch Morast zurück, welcher üble Dünste verbreitete. Aus den vielen Pfützen und Tümpeln, in denen massenhaft Tiere aller Art lebten, stieg dauernd durchdringender Gestank auf, der die Lebensqualität in der Siedlung stark beeinträchtigte.
Die wegen der Hochwasser zunehmende Versumpfung von immer mehr nutzbarem Ackerland überstieg offenbar die Kräfte und auch das Wissen der Bevölkerung. Dieser Zustand wurde für die Visper langsam unerträglich und sie sannen auf eine wirkungsvolle Änderung für sich und ihre Nachkommen.
Kantonale Kommission zur Rottenebene
Eine vom Walliser Parlament eingesetzte Fachkommission analysierte anfangs der 20er-Jahre des 19. Jahrhunderts eingehend die Lage in Visp und mögliche Lösungen für die Ebene Vispa-Rotten-Riti.
Kommission schlug Kanal vor
In Visp drängte sich eine Verbesserung der Wohnqualität auf. Allerdings war dies nicht so leicht zu bewerkstelligen. Da von auswärts keine Unterstützung zu erwarten war, griff die Burgerschaft zur Selbsthilfe. Sie erteilte einer Kommission mit Vertretungen der verschiedenen Ortsbehörden den Auftrag, den Istzustand zu ermitteln und wenn möglich Massnahmen vorzuschlagen.
Diese gab am 4. April 1825 zuhanden des Burgerrats einen ausführlichen Bericht ab, der die Auswirkungen für die Landwirtschaft beschrieb und auch die gesundheitlichen Verhältnisse brandmarkte, welche der Visper Bevölkerung schwer zu schaffen machten. Die Versumpfungen zwischen den beiden grossen Gewässern Vispa und Rotten würden immer weiter um sich greifen und das Gebiet in einen einzigen Morast verwandeln. Je länger die Ursachen dieses Übels fortwirkten, desto furchtbarer würden diese. Wenn nicht durch Aufstockung des morastigen Bodens dem fleissigen Arbeiter «genügsames» Erdreich zurückgegeben werden könne und durch Vergrösserung des Ackerbaus und der Viehhabe neue Erhaltungsmittel zu finden seien, entstehe eine Notlage. Es lohnt sich, Auszüge aus diesem Bericht, der auch an die Kantonsregierung in Sitten ging, im Wortlaut zur Kenntnis zu nehmen: «Alle in dieser Versammlung gegenwärtigen Männer sehen mit eigenen Augen, wie von Jahr zu Jahr die ganze Ebene von Vispach sich verschlimmert und der sumpfige Boden und die Möser vergrössert werden, dass ein ungeheures Mass durch die immer mehr anwachsenden Möser und Lachen dem Ackerbau ganz entrissen werden. Unsere eigene Erfahrung beweist es, dass das Übel immer grösser wird, wenn nicht geholfen wird, so ist es sicher, dass die Versumpfungen zwischen den zwei grossen Gewässern immer weiter um sich greifen und in einen einzigen Morast verwandelt werden, je länger die Ursachen dieses Übels fortwirken, desto furchtbarer werden selbe.
Warten wollen, dass sich diese dereinst von selbst vermindern würden, wäre eine bejammerungswürdige Täuschung. Dies hiesse so viel als sagen: Wir haben nicht den Mut, uns und unsere Nachkommenschaft zu retten und die ehemals fruchtbare Gegend wieder urbar zu machen, damit wir und unsere Nachkommen den notwendigen Unterhalt finden.
Betrachten wir einen Augenblick den ehemaligen Zustand dieser Burgschaft, ihre Unterhaltsmittel und die jetzigen. Damals war eine grosse Fläche urbar gemacht und fruchtbar; jetzt ist der grösste Teil derselben so versenkt und morastig, dass sie ohne jegliche Benutzung da liegt. Ehemals brachte der Handel mit dem Ausland einigen Gewinn; nur der Verdienst mit Fuhren fremder Waren trug der Burgschaft jährlich eine verhältnismässig grosse Summe ein; jetzt seit der (Französischen) Revolution und den daraus entstandenen Kriegen leidet der Handel alle denkbaren Bedrückungen.
Jede diesbezügliche Quelle des Verdienstes ist verstopft, wenn nicht durch Auftröcknung unseres morastigen Bodens den Händen des fleissigen Arbeiters genugsames Erdreich zurückgegeben werden kann und durch Vergrösserung des Ackerbaus und der Viehhabe neue Erhaltungsmittel zu finden sind.
Zu dieser Notwendigkeit kommen auch noch andere sehr wichtige Betrachtungen, die mit der Gesundheit und physischen Entwicklung der Menschen in engster Verbindung stehen. Es besteht kein Zweifel darüber, dass ein versumpfter Ort, auf vielen Seiten mit verfaulten Gewässern umgeben, allem Ungeziefer preisgegeben ist und der ‚lächne’, verpestende Hauch der Gesundheit des Menschen und seinen natürlichen Kräften sehr nachteilig ist.»
Flammender Appell zum Handeln
Die Kommission rief zum Handeln auf: «Von diesem Gefühl durchdrungen ruft euch eure Kommission mit einmütiger Stimme zu: Mut! Lieber Burger und Einwohner von Vispach! Mut! Ohne Mühe und Anstrengung geschieht nichts Gutes und Grosses, aber wie schwerer der Kampf, desto lohnender wird dereinst der Sieg sein, und umso grösser die Hindernisse, durch welche das edle Unternehmen sich durchwinden muss, desto notwendiger ist vereinte Kraft und ausharrender Mut.
Geht mit jedem möglichen Opfer ruhmwürdig voran, dann dürfen wir auch mit aller Hoffnung und Zuversicht von unserer hohen Regierung eine tätige Unterstützung erwarten; ihr wahrheitsgetreu zurufen: Väter des Vaterlandes, in einem Teil desselben lebt eine ziemliche Anzahl Menschen, deren ehemals fruchtbarer Boden ungeachtet aller Anstrengungen zwischen zwei wütenden Gewässern (Rotten, Vispa) dem gänzlichen Untergang sich naht und samt seiner Nachkommenschaft in tiefes Elend versetzt wird.
Auch wir gehören dem Vaterland an; wir bitten um eure Hilfe; stosst unsere Bitte nicht zurück, damit auch wir gerettet werden und mit allen übrigen ein Vaterland segnen, das Gottes allmächtige Hilfe so gnädig bewahrt hat.»
Vorschläge: Kanal und Auswaschung der Moraste
Zu den konkreten Vorschlägen der Kommission zur Behebung des Übels gehörte die Erstellung eines Kanals in der unteren Burgschaft, denn um Sümpfe klar zu legen und das Grund- und Sickerwasser abzuführen, mussten Kanäle angelegt werden. Weiter wurde vorgeschlagen, die Vispa in das versumpfte Gebiet einzuleiten, um damit die Moraste auszuwaschen. Als weitere Variante wurde die Einlassung des Rottens in den Sumpf vorgeschlagen, um so die «toten» Gewässer wegzuspülen. (Ein entsumpftes Gebiet, das man urbar machen will, muss regelmässig bewässert und kolmatiert, also aufgeschlämmt werden, damit es nicht austrocknet).
Der Bericht wurde auch den kantonalen Stellen zugeleitet. Der Staat reagierte auf den Appell an die noch junge Kantonsregierung und sprach einen Beitrag für die Entsumpfung dieser Gebiete. Daraufhin reichte die Kommission das Programm ein, welches sie erarbeitet hatte.
Visp zur Kasse gebeten
Die Erstellung des neuen Rottenbetts im Geblätt durch Eigentum der Gemeinde Baltschieder stand anfangs 1823 an. Auch die Burgerschaft Visp war an diesen Kosten beteiligt. Sie unterbreitete bei Landesstatthalter Dufour ein diesbezügliches Angebot von 300 Franken. Dufour war aber damit nicht einverstanden. Wenn man nämlich die Vorteile betrachte, die durch diese Arbeit entstünden, die Verbesserung der Moorgegenden, die Luftreinigung, die Entsumpfung von Vispaböden, die Hebung des Rottenbetts und die Umleitung der Baltschiedneri, sei der Beitrag von 300 Franken völlig ungenügend. Eine Verdoppelung auf 600 Franken sei für ihn daher nur recht und billig.

Dieser Kartenausschnitt zeigt die Hochwasserzone zwischen Vispa und Rotten in der Ebene nördlich von Visp vor der Korrektion der beiden grössten Walliser Flüsse. Mit der Entsumpfung der Ebene bei Visp in den Dreissigerjahren des 19. Jahrhunderts wurde der ganze sumpfige Boden zwischen den beiden grossen Gewässern Vispa und Rotten bepflanzbar. Venetz schuf damit eine solide Grundlage für die weitere Entwicklung der Ortschaft.
© Swisstopo 1842, Raum Visp/Vispa
Alternativvorschlag von Kantonsingenieur Venetz
Doch Kantonsingenieur Ignaz Venetz taxierte die konkreten Vorschläge der Visper Kommission als nicht brauchbar und reichte seinerseits eine Variante der Entsumpfung mit Offerte ein.
Er war 1816 zum ersten Walliser Kantonsingenieur gewählt worden und hatte bereits davor verschiedene Aufträge für die provisorische Walliser Regierung ausgeführt. Offenbar übte Venetz seine Funktion zunächst nur teilzeitlich aus. Dies erlaubte es ihm, auch in seinem privaten Ingenieurbüro Mandate von Gemeinden entgegenzunehmen.
Dass gerade Visp zu seinen ersten Kunden gehörte, hat möglicherweise auch damit zu tun, dass er, in Visperterminen geboren und aufgewachsen, das leidige Problem der Gemeinde während Jahrzehnten aus eigener Anschauung hatte beobachten und studieren können. So schickte er denn am 1. Oktober 1825 in bester Kenntnis der Aufgabe ein diesbezügliches Bewerbungsschreiben an den Visper Burgerrat.
In diesem Vorschlag bot er sich an, die ganze vermooste, zwischen der Vispa, dem Rotten und der Ritikapelle gelegene Ebene aufzutrocknen. Dabei erteilte er als Fachmann der Meinung des Burgerrats zum Problem eine deutliche Absage. Der Burgerrat sah nämlich die Lösung darin, das Rottenbett beim sogenannten «Sarbach» zu öffnen und den Fluss in die «Möser» zu schlagen.
Am 17. April 1825 hatte der Burgerrat beschlossen, den Rotten in den Seewjinen zwecks Kolmatierung (Aufschlämmung) auf die Güter der Burgerschaft zu leiten.
Er zweifle nicht daran, so Venetz, dass viele Bürger die üblen Folgen gut voraussehen würden, die ein solches Unterfangen nach sich ziehen würde. Dieses würde unter anderem folgende fatale Resultate bewirken: Die Binen (Äcker), die sich am linken Rottennufer zwischen dem Ein- und Auslauf des freigelassenen Wassers befänden, würden über mehrere Jahre nichts mehr eintragen, denn es wäre zu befürchten, dass das Rottenwasser die lockere Erde wegspülen würde. Das Rottenwasser würde alle toten Gewässer oberhalb der Baltschiedner-Brücke, das heisst beim Ausfluss aus den Mösern, wo der Boden etwas höher liegt, «hinterschwellen» und so den Wasserstand in der ganzen Ebene erhöhen und die gesamte untere Burgschaft in einen stinkenden Morast verwandeln. Wegen der erwähnten Hinterschwellung würden noch viele Gärten und Binen und ein grosser Teil der unter der Burgermühle gelegenen Wiesen in Moräste verwandelt werden.
Aus all diesen Folgen waren grässliche Krankheiten und beinahe der gänzliche Untergang der Gegend zu erwarten. Die alte Sage könnte da wohl wahr werden, die da hiess, Vispach könnte einmal Wüstbach heissen. Aus all diesen Gründen sah sich Venetz veranlasst, seinen Vorschlag zu unterbreiten. Ziel seiner Bemühungen seien nur die «Auströcknung» der Moraste und das Wohl der Gegend wie auch die Ehre des Vaterlands.
Netz von Kanälen, Wasserleitungen und Abzugkanälen
Wie Venetz die Austrockung der Ebene bewerkstelligen wollte, kann dem Vertrag entnommen werden. Daraus geht hervor, dass für die angestrebte Entsumpfung ein weitverzweigtes Netz von Kanälen, Wasserleitungen und Abzugkanälen anzulegen war. Es hiess dort: «Nach Vollendung der 6 Jahre wird der Unterhalt der Kanäle, Wasserleitungen und anderer Arbeiten, die im besagten Bezirk zum Auströcknen der Möser gemacht werden, den interessierten Parteien zufallen.»
Venetz schlug entgegen der Meinung der Burgerschaft vor, bei der Entsumpfung der Ebene zwischen Rotten und Ritikapelle für die «Kolmatierung» (Methode zur Verbesserung des Bodens) das Wasser der Vispa statt jenes des Rottens zu verwenden. Bei seinem «Gemisch von Vorschlägen» sei keine Rede von einer Galerie durch den Felsen, keine Rede davon, die «Stapfe» zu öffnen oder anderswo den grössten Teil der Vispa einzulassen. Auch dem Rhodan werde er keine Freiheit zu dieser Gegend verschaffen. Kein gewaltsames Mittel solle zu seinem Ziel führen. Der Hauptvorteil, den er der Burgerschaft mit seinem Unternehmen verschaffen könne, sei der, dass er keinen Besitzer der Binen und Gärten an der Anpflanzung und «Raubung» (Ernte) stören würde, dass also niemand an seinem Unterhalt zu leiden hätte. Falls er seinen Zweck verfehle, so werde der Schaden ihm und seinen Assoziierten zufallen. Für sein Kopfzerbrechen verlange er nur 1/20 des Gewinns, der in den sechs Jahren erreicht werden könne.
Bedeutender Vertrag für die Entwicklung von Visp
Das überzeugte die Burger, sodass der anerkannte Entwässerungsexperte Venetz den Auftrag zur Entsumpfung des Überschwemmungsgebiets erhielt. Burgerrat und Urversammlung schenkten dem Fachmann volles Vertrauen.
Am 21. Tag des Wintermonats 1825 schlossen die Burgerschaft Visp und Ingenieur Ignaz Venetz den Vertrag ab, der für die Entwicklung der Ortschaft Vispach von entscheidender Bedeutung sein sollte. Venetz verpflichtete sich darin, innerhalb von sechs Jahren, nämlich vom ersten Jenner 1826 bis zum 1. Jenner 1832 den ganzen sumpfigen Boden der Burgerschaft Vispach, zwischen den zwei grossen Wassern, dem Rotten und der Vispa gelegen, vom Einfluss der Vispa in den Rotten bis an die sogenannte Seewjigasse an der Riti auszutrocknen und in urbaren Stand zu versetzen. In diesem Gebiet seien auch alle Moraste, Plätze und versumpften Gärten im Innern der Burgschaft inbegriffen – dies so, dass man auf derselben überall ohne ausserordentliche Arbeiten wieder anpflanzen könne. Ausgenommen seien einzig die sogenannten Laiche in der unteren Kuheye. Für die Burgerschaft Vispach schlossen diesen Vertrag Burgermeister Peter Indermitten und Ratsschreiber Donat Andenmatten ab.
Finanzierung der Sanierung der Schwemmböden
Die Burgerschaft verpflichtete sich im Vertrag mit Venetz, an dieses Werk 18 000 Franken zu bezahlen. Davon würden 13 000 Franken etappenweise bis Ende 1829 ausbezahlt, wenn bis dahin drei Viertel der genannten Gegend urbar sei und die gesamte Heerstrasse wenigstens «zum halben Theil verfertigt seye». Der Rest würde nach Beendigung sämtlicher Arbeiten fällig.
Es wurde auch gefordert, dass der Staat im Hinblick auf die neue Heerstrasse 6 000 Franken an dieses Werk beisteuere. Zur Enttäuschung der Visper reduzierte der Staat seinen Beitrag auf 5 000 Franken. Die restlichen 1 000 Franken sollte der Zenden Visp bezahlen, der ja von der neuen Strasse ebenfalls profitieren konnte.
Venetz wurde berechtigt, sich aus den nicht in Bann geschlagenen Wäldern und auf dem Boden der Burgerschaft unentgeltlich das für sein Unternehmen notwendige Holz zu beschaffen, ebenso Steine und andere Materialien.
Arbeitskräfte für Entsumpfung
Venetz wurde vorgeschrieben, vor anderen Arbeitskräften vorzugsweise jene einzusetzen, die als Eigentümer Boden für die Realisierung der Austrocknungsarbeiten zur Verfügung stellen mussten. Das zeigt, dass Arbeitsplätze damals nicht in rauen Mengen vorhanden waren. Seine Wasserfuhren, Abzugsgräben oder Kanäle solle der Ingenieur an jenen Plätzen anlegen, die ihm als die notwendigsten und schicklichsten erschienen.
An der Sitzung des Burgerrats und zwei Notablen vom 3. Mai 1827 wurde festgelegt, welche Böden zu erhöhen und welche zum Austrocknen bestimmt waren. «Die Ebene zwischen Seewji-Gasse und der sogenannten Putzergasse gegen Mittag, an die Landstrasse, beim Seewji, dieser nach hinunter bis an die Berggüter von Millacheren und von da dem Berg nach hinunter bis an die Winkelgasse, gegen Mittnacht dem Rotten.» «Nicht unterworfen wurden: 1. Eingezäunte Gärten zwischen Sage und Löschgraben bei den Lanternen unter der Landstrasse unter Herrn Fux gegen Herr Clemenz-Haus. 2. Ein kleiner Bezirk gelegen zuvorderst im Beret, z’Mittag und Abend.» Mit der Aufsicht wurden Kommissionspräsident Joseph Burgener und der Burgerschreiber Franz Indermatten bestimmt.
Der kaufmännische Wert der Ebene von Vispach sei um mehr als 100 000 Franken gestiegen. Die ganze ehemals versumpfte Ebene erfordere die Bewässerung.
Meinungsverschiedenheiten mit der Burgerschaft
Schon zu diesem Zeitpunkt gab es Meinungsverschiedenheiten zwischen der Burgerschaft und Venetz darüber, was «urbar machen» des Bodens im Rahmen der Entsumpfung bedeute.
1829 vertrat die lokale Kommission die Meinung, dass vom Anwesen des Anton Zurkirchen bis in das Bäret hinunter auf der sogenannten Wichelgasse ein Erddamm aufgelegt werden solle, welcher bis ans Ende der Gebäude, grösstenteils an Mauern und Gebüsch angelehnt werden könne. Der Auswurf für den Bau sei für den Erddamm zu verwenden. Auf einer Seite des Erddamms solle eventuell ebenfalls ein Graben entstehen, um den toten Wässern Abfluss zu verschaffen. Lüftung im Innern erfolgte durch Anlegen eines Kanals bei der Stapfe.
Der Plan solle das Anlegen einer provisorischen Landstrasse nicht verhindern. Die neu anzulegende Strasse solle um 2½ Schuh über die wirkliche Bodenhöhe angehoben werden, beim Kreuzgarten ihren Anfang nehmen und bis zum Fuss des Berges, zum sogenannten Hasensprung führen. Die alte Strasse solle bis zur Errichtung der neuen in fahrbarem Zustand gehalten werden.
Parallele Projekte brachten Venetz in Verzug
Unter Venetz als Kantonsingenieur wurde 1825/26 die Landstrasse auf der ganzen Strecke zwischen der Visper Landbrücke und der Ritikapelle in Eyholz begradigt. Am 13. November 1825 hatte sich der Staatsingenieur in einem Vertrag mit dem Staatsrat verpflichtet, der Landstrasse den Verlauf zu geben, der noch heute, 200 Jahre später, der Kantonsstrasse entspricht. Venetz war mit dem Staat übereingekommen, die Strasse neu anzulegen, ein Unternehmen, das er teils auf eigene Rechnung, teils im Auftrag des Staats übernommen hatte. Bis zur Eröffnung der neuen Strasse musste Venetz die alte unterhalten. Allerdings sollte diese dann in seinen Besitz übergehen. Unglaublich!
Gleichzeitig Bau der Kantonsstrasse Visp–Eyholz
Die neu zu errichtende Strasse führte von der Wagner-Werkstätte des Alois Supersaxo, gelegen am Ort Unterbiel, in gerader Linie bis an den Ort St. Anthenien, dort, wo die bestehende Strasse bis zu diesem Zeitpunkt am Berg entlangführte. Sie sollte 27 Schuh (circa 8,10 Meter) breit werden und hoch genug, um allzeit über dem Wasser zu stehen. Die Strasse sollte mindestens zwei Meter höher liegen als die alte, um in Zukunft gegen Überflutungen gesichert zu sein. Ausserdem sollte sie gepflästert und bekiest werden, wie es für andere neue Strassen vorgeschrieben war. Die Landstrasse hatte eine Länge von 350 Klaftern. Der Strassenbau-Auftrag war wohl auch der Grund, warum die Walliser Regierung am bedeutenden Unternehmen Entsumpfung lebhaften Anteil nahm.
Familie Venetz nahm Wohnsitz in Visp
Dieses doppelte Mandat veranlasste Venetz, den Wohnsitz seiner Familie zeitweise, spätestens 1831, nach Visp zu verlegen, was ihm aber kein Glück gebracht haben soll. Anfänglich ging noch alles auf. Venetz hatte Zeit, sich der Entsumpfung anzunehmen. Die Burgerschaft stellte ihm vorerst sogar die Burgerstube als Arbeits- und Wohnraum zur Verfügung. Nur für Burgerversammlungen musste er diese räumen.
Seine Arbeit als Kantonsingenieur blieb weiterhin vorrangig und nahm ihn fast voll in Anspruch. So widmete sich Venetz 1828 den Nebenstrassen ins Vispertal und anderen Projekten, die im Oberwallis verteilt waren. Doch schon bald begannen die Schwierigkeiten. Venetz war anderweitig zu sehr in Anspruch genommen und konnte sich so zu wenig um sein Visper Unternehmen kümmern. Da sich die Burgerschaft zu Recht weigerte, Geld vorzustrecken, solange keine sichtbaren Fortschritte erzielt wurden, und Venetz ohne Geld keine Arbeiter einsetzen konnte, geriet er bald stark in Verzug.
Besteller nicht zufrieden mit dem «Retter von Vispach»
1831 gab es zwischen Venetz und der Burgergemeinde eine Differenz betreffend die Austrocknung der Ebene von Vispach, die in einen Schiedsgerichtsfall ausartete. Beim Streit ging es um die Frage, was als «entsumpft» gelte und was als «urbar». Unter «urbar machen» des Bodens verstanden «die contrahierenden Parteyen», dass die der «Auströcknung» unterworfene Gegend in solchem Zustand zu hinterlassen sei, dass man auf derselben überall wieder anpflanzen könne, sei es für Gärten, Äcker und Matten.
Der Ingenieur betrachtete das Aufbrechen des Bodens nicht als seine Arbeit. Unter urbarem Zustand verstehe man weiter nichts, als dass der sumpfige Boden so aufgetrocknet werde, dass man wieder anfangen könne, ihn zu bearbeiten, ihn zu pflügen, zu bestellen. Fazit: die ganze Ebene von Vispach stehe noch hoch genug über dem Wasser, um im Sinne der Accordschrift urbar zu sein. Überläufe des Rottens zu hindern und auch das Bewässern gingen ihn nichts an. Folglich sei sein ganzes Unternehmen beendet. Die ausgetrockneten Gegenden, die nicht mit Sand oder «Litta» (Schwemmsand) überzogen seien, könnten ohne ausserordentliche Arbeiten nicht in Matten verwandelt werden.
Venetz verteidigte sich
In einer zündenden Verteidigungsschrift wandte sich Venetz an die Burgerschaft und entwarf ein drastisches Bild der Zustände in Visp vor der Entsumpfung: «Hochwohlgeborene, hochgeachtetste, hochweise Herren! Es scheint, die Mehrheit der Bürger habe dem Retter von Vispach, dem Wiederhersteller seines Wohlstandes, dem Beförderer der Gesundheit, zum Danke den Untergang geschworen, von welchem ihn nur noch ein Schiedsgericht retten kann.» Venetz wies in die triste Vergangenheit zurück, in der in Visp noch andere Verhältnisse geherrscht hatten als jetzt nach der Austrocknung, und fuhr fort: «Wer sollte sich nicht noch an die Moräste erinnern? An die traurig versumpfte Ebene mit ihren schwankenden Rohren, an die verknüppelten, ganz oder halb ertränkten Holzarten? Das muss jedem noch lebhaft vor Augen stehen. Im Traume muss er immer noch das unerträgliche Quaken unzähliger Frösche hören, welches von allen Seiten her, sogar vom Innern der Burgschaft und aus den Gebäuden, hervortönte. Wie widerlich muss ihm jetzt die Empfindung sein, wenn er sich an die Schwachheit verursachende Luft erinnert, die sich in diesem garstigen Morast entwickelte und sich über die Gegend und die Nachbarschaft verbreitete? Und die Millionen hässlicher Insekten und kriechender Tiere, die in der Burgschaft die Oberhand einnahmen, welche die Menschen und Haustiere aufs äusserste quälten, die wegen ihrer Übermenge die Reisenden verscheuchten und dem Ort den so berüchtigten Namen ‚das Glingenloch‘, gaben.»
Seine Rechtfertigung lautete: «Mit Ausnahme einiger unbedeutender Plätze ist nach meiner Meinung die ganze ehemals versumpfte Ebene von Vispach urbar, wenn das trübe Wasser nur mehr insoweit eingelassen wird, als es zum Bewässern notwendig ist ... Die Gegend aufzutröcknen, habe ich versprochen, aber nicht das Rohr (wohl Schilfrohr) und den sogenannten Katzenschwanz mit Umarbeiten zu vertilgen, nicht umzuackern, nicht aufzubrechen, nicht anzupflanzen, nicht die Ebene in gutem und fruchtbarem Stand zu hinterlassen, nein, nur in jenem, dass man wieder anfangen könne anzupflanzen ... Was würde wohl bei einer stets zunehmenden Versandung das Rhodaneinlassen genützt haben? Weiter sehr wenig, als dass es die Burgschaft gänzlich ertränkt hätte, dass es die Ebene oberhalb der Seewjigasse bis zur Ritikapelle zu einem See oder Morast verwandelt hätte, und dass Vispach die Besitzer dieser Gegend noch hätte entschädigen müssen ... Vispach, den 22. August 1831. Der untertänigst, gehorsamste Diener Venetz, Ingenieur en chef.»
Einmal mehr Hochwasser
1830 traten Vispa und Rotten wieder einmal über die Ufer.
Entsumpfung im Landrat
Am 23. Mai 1833 wurde das Gesetz über Dämmung des Rhodans, der Ströme und Bäche sowie Austrocknung der Sümpfe vom Landrat verabschiedet. Das Parlament zeigte sich mit den Grundideen im vorliegenden Bericht völlig einverstanden und sprach verdientes Lob. Dieses gehörte zweifellos Kantonsingenieur Ignaz Venetz, der den Löwenanteil dafür geleistet hatte.
Bewahre uns vor dem Visper Grund!
Von Dr. Adrian de Courten, zwischen 1791 und 1820 zweimal Pfarrer von Visp, Rechtskenner und Theologe, soll folgendes Gebet stammen: «Allmächtiger und ewiger Gott, Du erbarmst Dich aller und erhörst Wünsche, die gerecht sind, schaue gnädig auf die Wünsche Deiner Diener, wende ab die Strafen, die wir wegen unseren Sünden verdienen. Besonders bewahre uns vor Sittner Advokaten, vor Sidner Äckern, vor den Leuker Frauen, vom Rarner Wein, vor dem Visper Grund, vor den Briger Rossen, vor den Gommer Dienstmädchen.»
Der «Visper Grund» spielt auf den Zustand des Bodens vor der Entsumpfung durch Ingenieur Ignaz Venetz 1826–1832 an.
Überschwemmung 1834
1834 notierte ein Chronist: «Zwischen Visp, wo die Strassen überschwemmt sind, und Leuk hat sich die Ebene in einen See verwandelt, der alle Ernten zerstört. Es ist ein Elend, den armen Bauern zuzusehen, wie sie klägliche Überbleibsel zu retten versuchen. Immerhin sind keine Opfer zu beklagen, es ertranken aber viele Tiere.
Die Not im Alpenraum weckt die eidgenössische Solidarität. Es trafen viele Hilfsgüter im Wallis ein.»
Rückschlag wegen neuer Überschwemmung
Als im Sommer 1834 – die Trockenlegung hätte längst abgeschlossen sein müssen – sich auch in Visp die Naturgewalten gegen Venetz verschworen hatten und «grosse Überschwemmungen, wie sie sich in Jahrhunderten kaum einmal ereignen» seiner Aufgabe arg zusetzten, war er sogar drauf und dran, in Visp alles aufzugeben. Jedenfalls geht dies aus einem Briefentwurf an die Burgerschaft hervor.
Voller Bitterkeit beklagte er sich am 5. Januar 1835 über den «unter der Asche verborgenen Hass», den die Arbeiter seines Unternehmens von Visp gegen ihn erregt hätten. Beim Ereignis vom 27. August sei bei der Landbrücke «eine helle Flamme» ausgebrochen. «Den künftigen Folgen dieses Hasses zu entgehen, entschloss ich mich, Vispach zu verlassen, wo ich nichts weniger als reich und glücklich geworden bin. Der Plan zur Herstellung der Ebene von Vispach ist entwickelt und leicht fortzusetzen. Er wird nicht steckenbleiben. Auch hoffe ich, dass man nach Jahrhunderten meiner Asche ein Dankgefühl schenken werde, welches die Mehrheit der Burgerschaft mir jetzt zu versagen scheint», schrieb der Ingenieur verbittert.
So schnell wurde er diese Bürde aber nicht los: Da die Visper Burgerschaft auf die Einhaltung des Vertrags pochte und beim Staatsrat Klage einreichte, zog der Ingenieur nun auch dessen Unwillen auf sich. Staatsrat Mauritz Stockalper, zuständig für Brücken und Strassen, schrieb ihm am 26. April 1836: «Der Staatsrat war jedes Mal missvergnügt, wenn Sie Unternehmungen über sich genommen haben, indem diese immer minder oder mehr das Interesse des Staates beeinträchtigen, weil dadurch die öffentlichen Arbeiten zum Teil vernachlässigt wurden. Und überdrüssig wird er noch, wenn ihm zugleich Klagen gegen die Nichterfüllung der eingegangenen Verträge einkommen.» Der Staatsrat empfahl ihm, sich mit Visp unverzüglich zu einigen und so einen Prozess zu verhindern.
Abschluss von Entsumpfung und Strasse
So einfach war das aber nicht. Die Lage war zu verfahren. Auch ein Schiedsgericht brachte keine Klärung. So anerbot sich Venetz im Januar 1838, kurz vor seinem Wegzug aus dem Wallis, die Arbeiten unter gewissen Bedingungen zu vollenden. Ob die Burgerschaft darauf einging, ist nicht bekannt. Venetz konnte die Entsumpfung schliesslich zu Ende bringen, parallel zur Neuanlegung des Trassees der Kantonsstrasse im selben Gebiet bis Eyholz.
Kritik an Burgerschaft nach Jahren
Nachdem Venetz während mehr als einem Jahrzehnt vorwiegend in der Waadt gelebt und gewirkt hatte, zog es ihn als Kantonsingenieur wieder in die Heimat zurück. Trotz dem für ihn nicht gerade idealen Abschluss der Entsumpfungsarbeiten in den 30er-Jahren befasste er sich nochmals mit der hiesigen Entsumpfung.
In einem Brief von 1852 an die Burgerschaft Visp kritisierte der Ingenieur die am Visper Damm angebrachten Korrektionen. Der Damm sei zu wenig hoch; man solle ihn erhöhen oder dahinter einen zweiten, kleineren anlegen. Zur Entsumpfung des Mischi schlug er vor, Vispawasser in einem unterirdischen Kanal durch die Burgschaft zu leiten, um es dann mittels Wasserleitungen über den sumpfigen Boden zu verteilen. Im Übrigen könne dem Kanal in der Burgschaft Wasser entnommen werden, weil der bisher einzige Brunnen Mensch und Tier zugleich dienen müsse.
Anerkennung für Massnahmen
Bei seinem zweiten Besuch in den Dreissigerjahren stellte der Waadtländer Pastor Philippe-Sirce Bridel aus Vevey lobend fest, dass es in Visp seit 1820 einige Verbesserungen gegeben habe, besonders was die Flussläufe um die Ortschaft herum betraf. Da sei einmal der starke Damm auf dem rechten Ufer der Vispe (diese floss noch immer im schwarzen Graben in den Rotten). Dann sei da die Austrocknung des Visper Grundes, was der Gesundheit und dem Nahrungsbedürfnis ungemein vorteilhaft sei. Auch die Obstbaum- und Weinkultur werde hier emsig betrieben. Visp werde noch mehr geziert durch die zwei Kirchen, vorzüglich die St. Martinskirche mit ihrem hohen Glockenturm, der terrassierten Treppe zu ihrem Eingang, der zugleich eine hohe Galerie bilde, unter welcher sich die Einsiedelei befinde.
Auch noch eine Heuschreckenplage!
Wenige Jahre nach der Entsumpfung durch Venetz glaubte man dem vielfältigen Ungeziefer in der Visper Talebene den Garaus gemacht zu haben. Da wurden Visp und seine unmittelbare Umgebung in den Jahren 1837 und 1838 von einer neuen, hartnäckigen Plage heimgesucht: Grosse Heuschrecken oder «Straffla» zogen über die Felder her und verbreiteten unter den Landwirten dauernden Schrecken. Der Burgerrat musste erneut nach Mitteln und Wegen suchen, um der Plage Herr zu werden. Am 15. Juli 1838 legte der Burgermeister der Burgerversammlung die bekannte und betrübliche Lage Vispachs und seiner Umgebung ans Herz. Der Burgerrat musste nach Mitteln und Wegen suchen, um der verheerenden Heuschrecken Herr zu werden. Die Burgerversammlung beschloss:
«1. Wir geloben einen jährlichen Bittgang, der noch zu bestimmen ist. 2. Die Halme und Überbleibsel dieser Plage sollen abgemäht und verbrannt werden, gerade dort, wo sich diese Tiere am meisten aufhalten. 3. Ein Kanal soll vom Rhodan her geöffnet werden, um dadurch die Heuschreckenbrut zu vernichten.» In Visp liess man das Ungeziefer auffangen und von jeder Haushaltung fischelweise einbringen. Sogar noch 1839 bereiteten die Heuschrecken Sorgen.
Burgergüter wurden vermessen
Zwischen 1826 und 1830 wurden in Visp die Wälder, Eyen, Länder und Plätze des Burgerbodens vermessen und die Güter bezeichnet, die Anspruch auf das Alpenrecht im Nanztal hatten.
Venetz führte Kataster ein
Trotz dem für Ingenieur Ignaz Venetz alles andere als befriedigenden Ende der Entsumpfung von Visp nahmen die Oberwalliser auch später – 1853 – seine Dienste in Anspruch: Der noch junge Munizipalrat beauftragte ihn, das geometrische Kataster der Visper Liegenschaften vorzunehmen.