Kultur- und Kongresszentrum «La Poste» auch national beachtet
Mit dem Bau des stattlichen Kultur- und Kongresszentrums La Poste schuf sich die Gemeinde Visp Anfang der Neunzigerjahre eine Einrichtung, die nicht nur das kulturelle Leben bereicherte, Visp zu einem geschätzten Tagungsort machte und der Bevölkerung für verschiedenste Anlässe diente, sondern auch ein Gebäude, mit dem sie architektonisch und städtebaulich Neues wagte. Am Standort des La Poste hatte hundert Jahre vorher das beste Hotel von Visp gestanden. In den Dreissigerjahren versah der damalige Besitzer das Haus mit einem grossen Saal, mit dem er sich zwar finanziell übernahm, aber einen Ort hinterliess, den die Bevölkerung vielfältig nutzte. Zeitweise gehörte das Gebäude der Lonza, bevor diese mit der Gemeinde Boden tauschte; so konnte sich Visp den geschichtsträchtigen Standort eines Raums für kulturelle und gesellschaftliche Anlässe sichern.
Die neue Litternahalle, die man über der früheren legendären Freiluft-Eisbahn errichtete, setzte ab 1979 mit Gewerbeausstellungen, Messen und anderen Veranstaltungen wirtschaftliche Impulse; der Sommerbetrieb war auf die kurze Zeit beschränkt, in der keine Sportler auf dem Eis trainierten oder spielten.
Das lokale Gewerbe konnte sich dank langjährigen Baurechten auf Boden der Burgerschaft entwickeln; auf 60 000 Quadratmetern im Gebiet Pomona entstand 1991 eine gut erschlossene Industrie- und Gewerbezone. Auf diesem Weg gelang es, in Visp zahlreiche Arbeitsplätze zu schaffen.
Das Gebiet «Visp West» war anfangs der 90er-Jahre das einzige grössere und in sich zusammenhängende Gebiet, in dem eine wesentliche Ausdehnung der bestehenden Visper Wohnsiedlung überhaupt noch möglich war. Da die Gefahr bestand, dass hier unkontrolliertes Bauen hätte einsetzen können und Fehler gemacht würden, die nachträglich nicht mehr hätten korrigiert werden können, nahm die Gemeinde die Planung rechtzeitig und sorgfältig in Angriff.
Umweltfragen und ökologische Anliegen rückten in den Vordergrund: 1968 hatte die Gemeinde Visp entscheidende Vorarbeit zum Bau einer Kehrichtverbrennungsanlage für das ganze Oberwallis in Gamsen geleistet. Gemeinsam mit der Lonza nahm sie die Abwasserreinigungsanlage in Angriff, sodass 1977 kommunale und industrielle Partner ihre Abwässer in das 30 Millionen Franken teure Werk einleiten konnten. Ein Grobkonzept erkundete 1985 die Möglichkeiten einer Fernwärmeversorgung der Gemeinde Visp einschliesslich der Nutzung der Industriewärme der Lonza. Der neue Forstbetrieb der Burgerschaften Visp und Umgebung musste gegen das ausgeprägte Waldsterben angehen, das im Schutzwald am steilen Hang hinter Visp festgestellt worden war. Die Bedeutung von Luftschadstoffen, die lange als hauptsächlicher Faktor des Waldsterbens galten, blieb weiterhin unklar; ein ursächlicher Zusammenhang mit Emissionen der Lonza liess sich nicht herstellen.
Die Lonza hatte unter verschiedenen Unsicherheiten zu leiden: Nach seinem 75-jährigen Jubiläum wurde das Unternehmen von der Alusuisse übernommen und war fortan deren Tochtergesellschaft. Nach dem 100-jährigen Jubiläum war Lonza dann wieder selbstständig. Damals veräusserte sie die Stromproduktion, was sich später als verhängnisvoll erweisen sollte. Lonza wandte sich der Feinchemie und später der Biotechnologie zu. Visper stiegen allmählich auch in die Top-Kaderpositionen der Firma auf.
Während der Umwelt mehr Sorge getragen wurde, fand in Visp auch das kulturelle Erbe vermehrt Aufmerksamkeit: 1972 bis 1975 wurde die untere Kirche auf dem Hügel der alten Burgschaft unter Aufsicht der eidgenössischen und kantonalen Denkmalpflege restauriert. Dem neuen Verein «Iischers Visp» gelang es unter anderem, Private bei der Restaurierung der früheren Suste Pflanzetta zu unterstützen und einen Pulverturm zu erhalten.
Die Bevölkerung von Visp sollte es schöner haben, sich in einer autofreien Burgschaft aufhalten und dort einkaufen können; die Inhaberinnen und Inhaber der angrenzenden Geschäfte ergriffen die Initiative und realisierten ihr Vorhaben in Kürze. Die Gemeinde schuf einen Erholungsraum jenseits der Vispa, wo sich die Einwohnerinnen und Einwohner in der Natur aufhalten konnten. In Visp entstanden Institutionen für Betagte und Menschen mit Beeinträchtigungen: 1978 bezogen die ersten Bewohnerinnen und Bewohner das neue Altersheim nördlich der Eisenbahn. In den Kleegärten eröffnete 1996 das Wohnheim «Fux campagna» für schwer körperlich und mehrfach Behinderte des Oberwallis. Im Bildungswesen gab es eine zukunftsträchtige Entwicklung: Visp wurde Standort einer höheren Bildungsanstalt, der Höheren Wirtschafts- und Verwaltungsschule Oberwallis (HWV), die sich gut entwickelte und später zur Fachhochschule mutierte – die der Kanton der Gemeinde Visp nach einem Jahrzehnt jedoch wieder nahm.