Landbrücke als Sicherheitsrisiko nach Hochwassern von 1993 und 2000
Die Erfahrungen mit den Hochwassern von 1993 und 2000 zeigten, dass der Zustand der Landbrücke ein Sicherheitsrisiko für die Gemeinde Visp darstellte. Im Rahmen des Hochwasserkonzepts vom September 2005 wurde vorgeschlagen, die Brücke zu ersetzen. Diese war nun ein halbes Jahrhundert alt und erfüllte nicht nur die Anforderungen des aktuellen Hochwasserschutzes nicht mehr, sondern auch jene des Verkehrs. Mit täglich durchschnittlich etwa 20 000 Fahrzeugen wies die Brücke damals sehr hohe Verkehrsfrequenzen auf. Bei der Projektierung der neuen Brücke wurde dem Verkehr denn auch besondere Aufmerksamkeit geschenkt.
Neues Jahrtausend, neue Brücke
Nach fast 60 Jahren liess der Kanton die Landbrücke nicht nur überholen, sondern am bisherigen Standort völlig neu nach den aktuellen Ansprüchen erstellen.
Im September 2012 begann man im Rahmen des Hochwasserprojekts Vispa mit dem Ersatz der bestehenden Landbrücke aus dem Jahr 1957. 2013 wurde die bisherige Konstruktion abgebrochen und durch eine neue, den Herausforderungen angepasste Brücke ersetzt.
Die neue Landbrücke wurde in den Jahren 2013 und 2014 als robuste, längs vorgespannte monolithische Rahmenkonstruktion gebaut. Diese ersetzte das bestehende Tragwerk, das im Zuge des Neubaus abgerissen wurde, wobei man die neue Brücke auf den bestehenden Widerlagern der alten Landbrücke errichtete.
Erschwerend fiel ins Gewicht, dass der Durchgang des Verkehrs zu jedem Zeitpunkt der Bauphase mit Hilfe von Bauprovisorien zu gewährleisten war. Dank der grosszügig aufgebauten Notbrücke konnte der Tagesverkehr mit rund 20 000 Fahrzeugen fast tadellos abgewickelt werden und die Bauarbeiten liessen sich praktisch ohne Hindernisse durchführen.
Die Baukosten beliefen sich auf 8,7 Millionen Franken, welche Bund, Kanton und Gemeinden übernahmen. Das neue Beton-Tragwerk soll während 100 Jahren benutzt werden können.
Im Extremfall wird Brücke überflutet
Bei einem Hochwasserereignis soll das Bauwerk als Druckbrücke funktionieren, die im Extremfall ohne gravierende Schäden überströmt werden kann.
Im Fall eines Hochwassers soll sich die Schlankheit des Tragwerks positiv auf das Abflussverhalten auswirken; die Brückengeländer sind auf dem Konsolenträger befestigt und demontierbar. Mit einschiebbaren Elementen ist entlang dem Fluss eine beidseitige Abschottung möglich.

Die heutige Landbrücke über die Vispa wurde 2014 erstellt. 2013 war die Basis für das künftige Werk bereits gelegt. Während der Bauzeit wurde der gesamte Verkehr über die eigens dafür erstellte Ersatzbrücke nördlich davon geleitet. So liessen sich der Tagesverkehr mit rund 20 000 Fahrzeugen und die Bauarbeiten praktisch ohne Hindernisse abwickeln.
© Josef Salzmann
Warum keine Hubbrücke?
Im Rahmen der Beurteilung der Projektideen waren alle Vor- und Nachteile einer Hubbrücke aufgezeigt worden. Das Eigengewicht einer Hubbrücke hätte über 1 000 Tonnen betragen, was technisch sehr anspruchsvoll gewesen wäre. Zum Beispiel hätte ein Versagen der Hubtechnik im entscheidenden Moment fatale Konsequenzen. Auch das BAFU sprach sich klar für ein robustes, nachhaltiges System aus, das heisst in diesem Fall für eine überflutbare Brücke.
Ausserdem sind die Erstellungskosten und vor allem die Unterhaltskosten bei einer Hubbrücke wesentlich höher als bei einer konventionellen Brücke.
Die neue Brücke ist fast 15 Meter breit; sie bietet einen Mittelstreifen von 2,50 Meter Breite, zwei Fahrstreifen à 3,35 Meter, zwei Radstreifen à 1 Meter und zwei Gehwege à 1,80 Meter Breite. Sie ist auf eine Geschwindigkeit von 65 Kilometern pro Stunde ausgerichtet. Die Landbrücke weist eine Spannweite von 40 Metern auf; zum Vergleich: bei der Saltina-Brücke beträgt die Spannweite 12 Meter.
Keine Werkleitungen mehr, die den Durchfluss behindern
Mit der Rahmenkonstruktion stellte man eine robuste Bauweise sicher, damit die Brücke gut zu unterhalten war. Anders als bei der bisherigen Brücke wurden keine Werkleitungen (Swisscom, EVWR, Gemeinde Visp) mehr in den Brückenkörper eingelegt oder an diesen angehängt. Diese Werkleitungen waren im Winter davor ins Flussbett umgelegt worden.

Beim Neubau der Landbrücke über die Vispa 2014 wurden Tore mit Schliesselementen montiert. Bei extremem Hochwasser kann die Brücke verschlossen werden. Wenn die Vorrichtung zum Einsatz kommt, werden die Portalteile in der Mitte der Fahrbahn zusammengeführt und hermetisch verschlossen. Damit soll das Territorium Visp vor einer Überschwemmung geschützt werden. Die Portale können in die Ufermauern versenkt werden.
© Silvia Salzmann
Entlastung durch die A9
Eine Entlastung für die Landbrücke dürfte die Betriebsaufnahme der A9 im Raum Visp bringen, da die Siedlung dann vom Schwarzen Graben bis und mit Eyholz umfahren wird.