Auf einer Baustelle der Autobahn A9 stellte man 2010 aufgrund von Analysen eine schwerwiegende Quecksilberbelastung fest. Es handelte sich gemäss Fachleuten um die gravierendste Verschmutzung dieser Art, die je in der Schweiz festgestellt wurde. Wie war es dazu gekommen?
Quecksilber aus der Zeit zwischen 1930 und 1970
Die Lonza hatte zwischen 1930 und 1970 eine nicht mehr bestimmbare Menge an Quecksilber in den Grossgrundkanal geleitet. Im Zuge der Ableitung der Abwässer des Werks gelangten diese damals ungereinigt in die Umwelt. So reicherte sich das Quecksilber im Lauf der Zeit in den Ablagerungen des Grossgrundkanals an. Kleinlandwirte legten den vermeintlich fruchtbaren Lehm aus dem Kanal auf ihre Felder aus und brachten mit dieser «Litta» (Schwemmsand) das Gift aus, welches bei dieser Verwendung auch in die häuslichen Gärten gelangte.
2010 wurden erste Analysen durchgeführt; zu diesem Zeitpunkt wurde die Verschmutzung bekannt. Lonza geriet unter Druck. Was das Ausmass der Verschmutzung und die Folgen angeht, gingen die Expertenmeinungen auseinander. Offenbar hatten die Haus- und Gartenbesitzer keine Gesundheitsschäden erlitten, aber ihr Obst und Gemüse durfte vorerst nicht mehr gegessen werden. Und in Visp wie in Raron hatten die betroffenen Parzellen viel von ihrem Wert verloren.
Aufteilung der Sanierungskosten
Der Kanton Wallis, die Lonza AG, die Nationalstrassen (Kanton und Bund) und die betroffenen Gemeinden Visp, Raron, Baltschieder und Niedergesteln einigten sich 2017 auf die Aufteilung der Kosten der Quecksilbersanierungen.
Die Kosten für die Sanierung des Bodens in den Siedlungs- und Landwirtschaftsgebieten wurden auf rund 51 Millionen Franken geschätzt, im Siedlungsgebiet auf rund 40 Millionen Franken und in der Landwirtschaftszone auf rund 11 Millionen Franken.
Gemäss der Vereinbarung der Partner über die Kostenverteilung übernahm die Lonza AG den grössten Teil. Der Kanton beteiligte sich mit maximal 2 Millionen Franken und die Gemeinden mit maximal 1.5 Millionen Franken (Visp 950 000 Franken, Raron 410 000 Franken, Niedergesteln und Baltschieder je 70 000 Franken). Die privaten Eigentümer von sanierungsbedürftigen Parzellen waren von einer Kostenbeteiligung ausgeschlossen. Zwischen Raron und Visp mussten sich die Grundeigentümer nicht an den Kosten beteiligen.
Altlasten im Werkareal in Visp
Wie alle älteren Industriestandorte hatte auch Lonza Visp Altlasten im Werkareal; Kenntnisse, Gesetzgebung und Umweltbewusstsein von früher sind mit der heutigen Zeit nicht vergleichbar. Neben Quecksilberbelastungen gab es auf dem Werkgelände weitere Schadstoffe wie Aniline, Lösungsmittel und Substanzen aus Löschschäumen für die Brandbekämpfung.
Diese Altlasten befanden sich teilweise unter Gebäuden und gingen bis ins Jahr 1907 zurück. Aus diesem Grund war der Industriestandort bereits Ende der 1990er-Jahre in den kantonalen Kataster der belasteten Standorte eingetragen worden. Es wurden laufend weitere technische Untersuchungen durchgeführt. Die Belastungen wurden fortlaufend überwacht und wo nötig gesichert beziehungsweise saniert. Bei jedem Neu- oder Umbauprojekt wird der Projektperimeter saniert.
Die mit Quecksilber belasteten Böden im Westen des Werkareals in Visp wurden vor Baubeginn der Ibex-Gebäude 2016 erfolgreich saniert. Mithilfe von zwei spezialisierten Ingenieurbüros und in Absprache mit der Behörde plante Lonza die Sanierung ihres ehemaligen Brandübungsplatzes. Auch innerhalb des heutigen Werkareals wurden bereits Pilotsanierungen durchgeführt.
Alte Deponie Gamsenried sanierungsbedürftig
2011 beurteilte die Dienststelle für Umwelt des Kantons Wallis die alte Deponie Gamsenried als sanierungsbedürftigen Standort. Das Bundesamt für Umwelt Bafu beschreibt die Sanierung auf seiner Website. Demnach wurden zahlreiche Untersuchungen durchgeführt, um die Schadstoffe im Deponiekörper zu lokalisieren und die Gefährdungen für die Umwelt zu identifizieren.
Die Lonza hatte zwischen 1918 und 1978 rund 1,5 Millionen Kubikmeter Produktionsabfälle auf der alten Deponie Gamsenried abgelagert. Bei den abgelagerten Abfällen handelt es sich mehrheitlich um Calciumhydroxid («gelöschter Kalk»), ein Nebenprodukt der Acetylenherstellung. Ab 1941 wurden auch quecksilberhaltige Abfälle abgelagert, und von den 1960er-Jahren an gelangten während rund 15 Jahren auch Materialien aus der Herstellung von Aminen auf die Deponie Gamsenried. Quecksilber, Anilin, Benzidin sowie Benzol sind die bedeutendsten Schadstoffe.
Eine erste Evaluation der Sanierungsvarianten durch die Lonza ergab, dass ein Teil der abgelagerten Abfälle ausgehoben und entsorgt werden musste. Ausserdem wurden Massnahmen in-situ geprüft.
Parallel dazu wurden Massnahmen zur Sicherung des Standorts durchgeführt. Es wurde eine Behandlung der festgestellten «Schadstofffahne» vorgesehen, um die Auswirkungen der alten Deponie auf die Umwelt rasch zu vermindern.
Ab 1990 hatte man das Grundwasser am Rand der Deponie gepumpt und in der Kläranlage der Lonza behandelt. Ab 2014 verstärkte Lonza die hydraulische Sicherungsbarriere der Deponie und intensivierte die Überwachung möglicher Grundwasserschäden. Es war möglich, den grössten Teil der Schadstoffe aus dem abfliessenden Grundwasser zu entfernen. Dennoch ist das Grundwasser im Abstrom der Deponie über eine Distanz von rund drei Kilometern mit der erwähnten «Schadstofffahne» belastet.
Kontrollen der Luftimmissionen wurden ebenfalls durchgeführt. Diese ermöglichten es, einen Einfluss auf die Luftqualität auszuschliessen.
Im Jahr 1992 wurden zwei geordnete Deponien am Standort Gamsenried genehmigt. Eine davon ist nach wie vor in Betrieb; dort werden Schlacke und Asche aus der Kehrichtverbrennungsanlage Oberwallis abgelagert. Die andere Deponie, die für Inertstoffabfälle bestimmt war, wurde inzwischen geschlossen.
Nach Abschluss der Sanierungsarbeiten muss sichergestellt sein, dass vom Standort Gamsenried keinerlei Gefahren für die Umwelt mehr ausgehen, auch ohne aktive Massnahmen wie z.B. Pumpen von Grundwasser.

Der Kanton Wallis, das Bundesamt für Umwelt und die Lonza informieren offen über den Prozess der Sanierung der Deponie Gamsenried bei Gamsen, wo im 20. Jahrhundert Chemieabfälle des Werks Visp ablagert wurden.
Erschienen auf vs.ch, Medienmitteilung der Dienststelle für Umwelt, 21. 02. 2022. © Lonza
Fortführung der Untersuchungen
Im Herbst 2018 führte die Lonza die notwendigen Untersuchungen und Arbeiten zur Sanierung aller belasteten Standorte fort, die auf ihre industrielle Tätigkeit im Oberwallis zurückzuführen waren. Die Bodensanierungen verliefen planmässig. In der Landwirtschaftszone zwischen Visp und Raron wurde eine Methode getestet, die es ermöglichen sollte, verschmutzte Zonen zu identifizieren und wirksam abzugrenzen.
Auch innerhalb des Werkgeländes und entlang des Grossgrundkanals liefen detaillierte Untersuchungen. Schliesslich wurden im Zusammenhang mit der ehemaligen Deponie Gamsenried besonders komplexe Untersuchungen im Hinblick auf ein Sanierungsprojekt durchgeführt.