1945 zählte die Lonza Visp total 1 647 Mitarbeitende – 1 460 Arbeiter und 187 Angestellte. Die Mitarbeitenden kamen aus 26 verschiedenen Oberwalliser Gemeinden. Der Löwenanteil, 150 Angestellte und 230 Arbeiter, wohnte in der Standortgemeinde Visp. 130 kamen aus Gampel, 112 aus Steg, 85 aus Raron, 84 aus Glis, 83 aus Eyholz, 83 aus Naters, 82 aus Lalden, 63 aus Baltschieder, 60 aus Mund, 60 aus Eggerberg, 31 aus Visperterminen, 30 aus Bürchen und so weiter.
Baugesuch mit Relief
Der Gemeinderat nahm 1946 zur Kenntnis, dass die Lonza AG für ihre Bautätigkeit in der Gegend des Bäret und der Litterna einen Entwicklungsplan einreichen wollte.
Der Rat werde später Gelegenheit erhalten, dazu Stellung zu nehmen, und zwar auch auf der Grundlage eines Reliefs.
10 Doppelwohnhäuser in den Kleegärten
1946 reichte die Lonza AG bei der Gemeinde das Gesuch zum Bau von 10 Doppelwohnhäusern in der Mitte der Kleegärten ein. In der Folge wurden die Häuser denn auch gebaut, an der Kreuzung Kleegärtenstrasse/Birkenweg.
Auswärtige Lonzianer steuerten teilweise in Visp
Die auswärtigen Fabrikarbeiter zahlten in Visp noch 1947 eine besondere Kategorie Steuern. Anfänglich soll sich Visp die Steuern ihrer Lonzaarbeiter mit deren Wohngemeinde 50 zu 50 geteilt haben. Später ging dann offenbar der Anteil des Arbeitsorts auf 20 Prozent zurück, um schliesslich in den 50er-Jahren endgültig wegzufallen.
50 Jahre Lonza wurden in Visp gefeiert
Die bei Kriegsende auf den ersten Blick paradox erscheinende Vollbeschäftigung bei den Visper Industriewerken der Lonza AG hatte zur Folge, dass das Unternehmen als bedeutendster Arbeitgeber bereits zwei Jahre später in guter Verfassung das 50-jährige Bestehen feiern konnte.
Das Jubiläum feierte das Unternehmen mit Sitz in Basel am 9. Oktober 1947 in Visp, wo es seine grösste Produktionsstätte hatte. Nach dem Zweiten Weltkrieg war dies der bedeutendste Anlass, der in Visp über die Bühne ging: Ein Sonderzug ab Bern führte die geladenen Gäste aus der ganzen Schweiz durch den Lötschberg nach Visp. Die soeben erstmals uniformierte Musikgesellschaft «Vispe» führte den Festzug an.
In der Werkkantine wurden die Teilnehmer fürstlich bewirtet. Vor vollbesetztem Saal – darunter eine stattliche Delegation vom Mutterhaus in Basel und als illustrer Gast in Zivil der frühere General Guisan – sprach auch Bischof Viktor Bieler. Dieser hatte zuvor die neuen Anlagen im Werk eingesegnet.
Nach einer instruktiven Einführung in den Arbeitsgang im Werk durch Generaldirektor Schenker besuchten die Gäste die verschiedenen Betriebe. Schenker beschloss seine Rede mit der erfreulichen Ankündigung, dass Arbeiter und Angestellte der Lonza auf das Jubiläum hin eine überraschend hohe Gratifikation erhielten.
Nach einem Festbankett gab es einen Festzug durch die reich beflaggten Visper Strassen zur «alten Post». Der Saal war renoviert, nachdem die Lonza die gesamte Liegenschaft wenige Jahre zuvor erworben hatte, und festlich hergerichtet. Inmitten einer ungewohnt üppigen Blumenpracht setzten sich die rund 300 Gäste an die prächtig dekorierten Tische.
Für diesen besonderen Anlass hatte man einen ausgewiesenen Fachmann engagiert, Direktor Josef Seiler vom Bahnhofbuffet Basel, der zusammen mit seinem Stab mit einem gediegenen Essen aufwartete.
Es folgten Ansprachen, angefangen beim Verwaltungsratspräsidenten Golay aus Genf, der in einem meisterhaften Überblick das verflossene halbe Jahrhundert lebendig werden liess. Er dankte besonders der operativen Leitung des Unternehmens, Generaldirektor Schenker, und dem Visper Werksdirektor Alfred Müller sowie allen anderen, die unter deren kundiger Leitung oder bereits früher gute Arbeit geleistet hatten.
Der einheimische Staatsrat Karl Anthamatten dankte der Lonza im Namen der Kantonsregierung, die durch drei Magistraten vertreten war. Er lobte das einvernehmliche Verhältnis mit der Lonza und für die grosszügigen Jubiläumsgeschenke an soziale Werke wie zum Beispiel das Kinder-Sanatorium in Montana, das 10 000 Franken erhielt. Gemeindepräsident Adolf Fux entbot in gewählten Worten den Dank von Gemeinde und Burgerschaft Visp, wo die Lonza 40 Jahre zuvor ihre grössten Zelte aufgeschlagen hatte. Mit Freude stellte er fest, dass die Lonza nicht nur Arbeit und Verdienst für die Einheimischen gebracht hatte, sondern dass Männer der Wissenschaft und Technik, die zumeist von auswärts kamen, dem Ortsleben einen frischen Zug verschafft hatten. Unter anderem sang dann Dr. Laur, der damalige «König» der schweizerischen Landwirtschaft, ein Loblied auf die Verbundenheit von Industrie und Landwirtschaft.
Zum Schluss kam noch ein Vertreter von Gampel zu Wort, wo die Entwicklung der Lonza begonnen hatte, Nationalrat Oskar Schnyder. So endete die würdige Jubiläumsfeier.
Verschiebung der Leitung erweiterte Baugebiet
1947 stimmte der Gemeinderat der Verlegung einer Starkstromleitung vom Ackersand her durch die WKW Lonza AG zu. Die Leitung wurde aus dem Wohngebiet der Gemeinde Visp herausgenommen, womit mehrere Bauparzellen freigelegt wurden.
Die Abzweigung der Leitung begann beim damaligen Tunnel nördlich der Hohfluh, neben dem Staldbach, überquerte den alten Weg nach Visperterminen bei den Pfarreireben und die neue Terbinerstrasse oberhalb des Reservoirs Wasen und ging in gerader Richtung bis zum Boden der Burgerschaft, neben dem Holzschuppen, um dann rechtwinklig in Richtung Lonzaareal abzubiegen. Der Rat war damit einverstanden, zumal mehrere Bauparzellen frei wurden. Noch musste aber das Gesuch ausgeschrieben werden.
Ehrung auf Vorschlag des Gemeinderats
Am 8. Juni 1948 ersuchte der Gemeinderat die Burgerverwaltung, Alfred Müller anlässlich seines Rücktritts als Werksdirektor der Lonza Visp das Ehrenburgerrecht zu verleihen. Müller habe sich während der 30 Jahre, die er in Visp verbracht hatte, durch grosse Hilfsbereitschaft gegenüber Armen, den Arbeitern, die von Unglück betroffen waren, sowie der Bevölkerung ganz allgemein ausgezeichnet. Auch sein Verhalten gegenüber den örtlichen Behörden sei stets korrekt gewesen. Visp habe diesem ungemein populären Werksleiter viel zu verdanken.
Natürlich waren auch die Burger dieser Ansicht, nur fanden sie einen Zeitpunkt nach Müllers Pensionierung geeigneter dafür. So erreichte die erfreuliche Nachricht den nicht mehr amtierenden Werksdirektor am 30. Mai 1950 an seinem Alterssitz in Meggen (LU).
1948 erste Konjunkturbremse
Im Herbst 1948 geriet der wirtschaftliche Aufschwung nach dem Zweiten Weltkrieg etwas ins Stocken. Die Lonza musste ihre Produktion senken und eine Reihe von Arbeitern entlassen, auch aus Visp.
Die Gemeinde erhielt eine Eingabe mit nicht weniger als 187 Unterschriften; sie sollte beim Industrieunternehmen zugunsten der Visper Arbeitnehmer intervenieren. Der Gemeinderat prüfte das Begehren unter allen Aspekten, kam jedoch zum Schluss, dass leider keine Möglichkeit bestand, mit der Lonza einen Vertrag abzuschliessen, welcher den in Visp ansässigen Arbeitern eine dauerhafte Beschäftigung garantiert hätte. Gespräche mit den Direktoren ergaben, dass diese die Arbeiter auf Platz Visp nach Möglichkeit zu behalten trachteten. Dabei wollten sie speziell für die verheirateten Arbeiter eintreten und die Ledigen mit Unterstützungspflicht diesen gleichstellen.
Die Gemeinde intervenierte bei der Werksleitung, damit wenigstens Familienväter nach Möglichkeit weiter beschäftigt wurden, und sah sich ihrerseits nach Möglichkeiten der Arbeitsbeschaffung um. So sollte in der Wehreye eine Wasserleite in Angriff genommen werden. Die Gemeindebehörden hofften auch, einige Visper bei der anstehenden Korrektur des rechten Rottenufers zwischen Lalden und Baltschieder einsetzen zu können.
Bodentausch mit Lonza
Aus einem Bodentausch mit der Lonza löste die Burgerschaft Visp im Jahr 1950 den Betrag von 8 000 Franken.
Lonza zahlte für Waldschäden
Die Aufforstungen im Thelwald (Thela oder Teella, Bergkiefer oder -föhre) nach dem Krieg kosteten die Lonza 4 131 Franken, die Burgerschaft 1 500 Franken. Aufgrund des Expertenberichts für Waldschäden zahlte die Industrie 1953 den Betrag von 16 923 Franken an die Burgerschaft, 1958 erneut 1 475 Franken.
In den Jahrzehnten zuvor hatte die Lonza grosse Anstrengungen unternommen, um das Entweichen von Schadstoffen in die Luft zu vermindern. Man stellte aber auch fest, dass wohl immer ein Restrisiko bleiben würde.
Als erster Walliser
Im Juli 1954 war im «Walliser Boten» zu lesen: «Mit Dr. Raymond Perren hat zum ersten Mal ein Walliser im Industrieunternehmen Lonza AG die Prokura erhalten.»
Mit Niacin weltweit führend
1954 begann die Lonza AG im Werk Visp mit der Herstellung des Vitamins Niacin, das in der Ernährung von Menschen und Tieren eine bedeutende Rolle spielt. Niacin sollte in der Folge zu einem Starprodukt des Unternehmens werden. Noch anfangs der 90er-Jahre produzierte man rund 60 Prozent des Weltbedarfs.

Die Strassenbrücke, welche Visp und Lalden seit der Ausweitung des Lonzawerks nach Lalden werksintern verbindet, hat eine turbulente Geschichte: Am 2. Juli 1960 brach das Gerüst zusammen und riss die neue Brücke mit sich in die Tiefe; man hatte mitten im Sommer Beton gegossen.
Fotograf unbekannt, zVg
Paralleler Brückenschlag über den Rotten
Mitte der 50er-Jahre war die Lonza bestrebt, ihr Werk räumlich zu erweitern. Da man sich aber offensichtlich die im Westen an das bestehende Werk angrenzenden Böden für weitere Ausbauten für die Forschung und die Produktion reservieren wollte, schien eine weitere Ausdehnung jenseits des Rottens, auf Laldner Seite am vorteilhaftesten.
Im Januar 1957 kam es zu ersten Kontakten mit der Gemeinde Lalden, worauf man auf Laldner Territorium im Gebiet der Tscharrei und der Taleye die erforderlichen Terrains erwarb. Damit waren aber die Voraussetzungen für einen künftigen Betrieb nördlich des Rottens noch nicht erfüllt. Es musste die Verbindung mit dem aktuellen Standort der chemischen Fabrik auf Visper Seite hergestellt werden. Dies geschah mit einem kühnen Brückenschlag über den Rotten.
Mit dem Bau der Brücke begann man – offenbar, weil es eilte – im Frühjahr, als der Fluss begann, mehr Wasser zu führen. Auch die kantonale Dienststelle äusserte Bedenken, dass in dieser ungünstigen Zeit Pfeiler in den Fluss gesetzt wurden. Umgehend schlugen die Ingenieure eine neue Art eines selbstständig tragenden Gerüsts vor, das sich bereits bei anderer Gelegenheit bewährt hatte.
Die Arbeiten schritten planmässig voran und man begann mitten im Sommer, Beton auf das Gerüst zu giessen. Dieses hielt der ersten Belastung ziemlich genau 24 Stunden stand. Dann brach es am 2. Juli 1960 mit ohrenbetäubendem Krach zusammen und riss die neue Brücke mit sich in die Tiefe. Sie war teilweise in den Fluten des Rottens verschwunden, ragte aber noch gespensterhaft aus dem hochgehenden Wasser heraus. Der Schaden betrug mehrere hunderttausend Franken. Schon kurz darauf begann die Lonza mit Vorarbeiten auf dem Areal von Lalden. Bereits unmittelbar nach dem Brückeneinsturz war sie parallel zur ersten an die Planung der neuen Werkbrücke gegangen. So überspannte schon am 14. September 1961 eine 70,60 Meter lange und 8,10 Meter breite Strassenbrücke den Rotten und ein gutes Jahr später überquerte unmittelbar westlich davon eine ebenfalls 70,60 Meter lange und 7,90 Meter breite parallele Rohrbrücke den Rotten. Sorgfältig und solide gebaut, versehen sie seit mehr als 50 Jahren ihren Dienst und lassen so das durch den grössten Fluss des Kantons getrennte Lonzawerk eins werden.
Gründung der Mattmark AG
1959 wurde die Kraftwerke Mattmark AG gegründet. Die Lonza sicherte sich einen Anteil von 10 Prozent.