Mit Schöpfspritze und Hydranten zur organisierten Visper Ortsfeuerwehr
Es bedurfte des Grossbrands vom 16. April 1518, um den Vispern die Risiken des Feuers vor Augen zu führen. Fortan fürchteten sie Brände in den engen Gassen der Burgschaft ebenso wie das zerstörerische Hochwasser von Rotten und Vispa auf den Feldern.
Die Häuser waren vielfach aus Holz gebaut und standen auf engstem Raum. Daher pflegte man dem Feuerschutz schon früh allergrösste Bedeutung zuzumessen.
1650 erging das Verbot, nachts mit offenem Feuer in Scheunen, Ställe oder Städel zu gehen, dies unter Busse von einem Pfund, das der Kaminvogt einzuziehen hatte. Offenes Feuer war ungeschütztes Feuer und daher besonders gefährlich. 1662 sah sich der Burgerrat erneut verpflichtet den Leuten einzuschärfen, ja nicht «bei nächtlicher Weil» mit offenem Feuer an den gefährlichen Orten herumzuschweifen.
Mit Ledereimer gegen Feuer
Die Burgerstatuten von 1531 sahen vor, dass wer Burger zu werden begehrte, der Burgerschaft auch zwei rheinische Gulden für den Ankauf eines Ledereimers bezahlen solle.
Wichtig: Feuereimer-Vogt
1623 wurde der Eimer- und Feuerleitern-Vogt beauftragt, Feuerhaken machen zu lassen.
Besondere Aufmerksamkeit für die Kamine
In den Satzungen der Visper Burger vom 2. Juni 1727 findet der Feuerschutz gleich in drei Artikeln gebührend Erwähnung. Dabei galt das Augenmerk besonders den Kaminen.
Gemäss Artikel 20 war es verboten mit Holzlicht oder anderem offenem Feuer ohne Laternenschutz über Strassen und Gassen oder sonst gefährliche Orte zu gehen; vorbehalten blieb, eine brennende Kerze in der Hand zu tragen.
Artikel 21 sah vor, dass alle Kamine zu der von den Kaminvögten bestimmten Zeit gesäubert und geputzt wurden. Wurde in einem Kamin ein Mangel aufgedeckt, sollte der Eigentümer diesen innerhalb eines Monats beheben. Bis dahin wurde ihm das Feuer verboten.
In Artikel 22 untersagte man schliesslich bei Strafe, ohne Erlaubnis die Feuerleiter wegzunehmen.
Vom Stundenrufer zum Polizisten
Der «Stundriefer» hatte die Aufgabe, nachts die geraden Stunden laut auszurufen. Das war unerlässlich, weil private Uhren äusserst selten waren. Als man diesen 1710 durch eine «heimliche Wacht» ersetzen wollte, wehrte sich die Mehrheit: Kein Jahr später wurde der Stundenrufer wieder eingestellt.
Spätestens 1865 ging eine romantisch anmutende Institution zu Ende. Weder Stundenrufer noch Nachtwächter wurden irgendwo erwähnt.
Sperrstunde für Kinder und Dienstboten
Gemäss einer Vorschrift von 1756 sollten Hausväter und Mütter ihre Kinder und Dienstboten abends um 9 Uhr bei sich zu Hause haben, widrigenfalls drohte eine Busse.
Leitern durften nicht zu schwer sein
Die Feuerleitern dienten sowohl zu Löschzwecken als auch zur Rettung von bedrohten Menschen. Bald genügte eine einzige Leiter nicht mehr; denn im Brandfall wäre zu viel Zeit verstrichen, um sie von einem Ende der Burgschaft zum anderen zu tragen.
Zur Verhütung von Bränden und zu deren besserer Bekämpfung wurde 1749 für jeden Ortsdrittel je eine Leiter angeschafft – eine leichte, um sie im Notfall geschwind zur Hand zu haben und sofort einsetzen zu können.
1782 erste Feuerwehrspritze
1769 fehlte offenbar das Geld an allen Ecken und Enden; die Visper befassten sich erstmals mit der Anschaffung einer Feuerspritze. Angesichts der hohen Kosten mussten sie jedoch schweren Herzens davon absehen, denn der Wiederaufbau des Kaplaneihauses und die Reparatur der Mühle hatten nämlich bereits bedeutende Ausgaben verursacht. Die Anschaffung wurde auf später verschoben.
Dafür verpflichteten sich die Visper selbst mehr als bisher. 1781 verlangte von man von jeder Haushaltung, selbst etwas zur Brandbekämpfung vorzusehen und sich mit einem «währschaften Geschirr» auszurüsten, um bei Brandausbruch selbst «erste Hilfe» leisten zu können. Bei der Kaminvisitaz musste dieser Eimer jeweils vorgewiesen werden.
1782 wurde der Wunsch, eine Feuerspritze anzuschaffen, zum Beschluss. Es sollte aber ein Gerät von Qualität sein, währschaft, gut und dauerhaft. Bis dies jedoch konkret wurde, vergingen noch fast weitere 40 Jahre.
Zwei Jahre später wurde es dem Zendenhauptmann überlassen, ob die Feuerspritze angekauft werden sollte oder nicht. Er fällte keinen Entscheid.
Offizielle Gemeindefeuerwehr mit einheitlicher Bekleidung
1815 wurden Private einmal mehr intensiver in die allgemeine Feuerbekämpfung einbezogen: Jeder Bürger sollte einen Feuereimer mit zwei «Reifen und Zinnen» samt einem Feuerhaken anschaffen; die Privatausrüstung wurde damit umfangreicher und effizienter.
Damit die ausgebildeten Feuerwehrmänner bei einem Brand im Menschengewimmel leichter als solche erkannt werden konnten, rüstete die Gemeinde ihre Feuerwehr noch besser aus: Sie schaffte eine komplette Mannschaftsausrüstung mit einheitlicher Bekleidung an.
1830 wurde offiziell eine Visper Gemeindefeuerwehr gebildet. Der Visper Burgerrat erarbeitete ein neues Feuerwehrreglement, bestehend aus 32 Artikeln. Bis und mit 1838 fungierte Donat Andenmatten als Burgermeister.

Anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Visper Ortsfeuerwehr bezeichnete Kommandant Josef Bittel (auf dem Foto links) dieses Zeugnis aus den Anfängen des Korps mit Stolz als guten und zuverlässigen Feuerschutz – auch noch nach einem Jahrhundert: Die erste, vierrädrige, auf Holzachsen gebaute Schöpfspritze.
Abgebildet in Bittel 1930
Die Schöpfspritze von 1830
Das Jahr 1830 brachte mehr Ordnung in die Feuerbekämpfung im Dorf. Es wurde endlich die erste Schöpfspritze angeschafft: Alois Walpen baute 1830 in seiner Werkstatt in Sitten eine grosse vierrädrige Schöpfspritze auf Holzachsen für die Burgerschaft Visp, dies zum Preis von 1 300 Franken. Schon aus den damals angefertigten Protokollen ist ersichtlich, dass in Visp eine gut funktionierende Feuerspritze vorhanden war.
In den Jahren 1888/89 revidierte Viktor Walpen, Sohn des vorgenannten Alois, die Schöpfspritze in Reckingen gründlich. 1921 reparierte und revidierte sie der Visper Feuerwehrmechaniker Alfred Ruppen. Beim 100-jährigen Jubiläum der organisierten Feuerwehr 1930 sollte dieses Gerät noch immer einen guten und zuverlässigen Feuerschutz für den Ort Visp bieten.
Auch Feuerwehr ging an Munizipalgemeinde
Dass bei der Visper Feuerwehr bereits eine gut funktionierende Spritze vorhanden war, geht auch aus Protokollen von 1838 hervor, als Donat Andenmatten Burgermeister war. Die Spritzenvögte hiessen Klemenz und Hans Lang. Vier Jahre später wurde anstelle von Adolf Burgener Peter Wyer Spritzenvogt.
1848, als die Feuerwehr von Gesetzes wegen von der Burgerschaft zur Munizipalgemeinde überging, wurde Franz Indermatten Feuerspritzenhauptmann. Der Brandrufer erhielt damals eine Jahresentlöhnung von 38 Kronen.
Einsatz beim grossen Erdbeben
1855 war bekanntlich das grosse Schicksalsjahr für die Visper Bevölkerung: Angesichts des gewaltigen Erdbebens, das am 25. Juli nachmittags um ein Uhr eingesetzt hatte, sah sich die Feuerkommission in Verbindung mit sämtlichen Behörden veranlasst, sich in der Remise von Frau Patienz Zimmermann, Gattin des Burgermeisters Peter Josef Wyer, zu versammeln, um der entstandenen grossen Not entgegenzutreten und erste Massnahmen zu ergreifen. In einem alten Stadel an der Wichelgasse wurde das Krankenhaus eingerichtet. Die enormen, durch das Erdbeben verursachten Schäden zu beheben, nahm mehrere Monate in Anspruch.
Inspektion der Feuerpolizei
Am 20. Mai 1856 führte die Feuerpolizei Inspektionen durch, vor allem bei feuergefährlichen Einrichtungen.
1861, als erneut Joseph Anton Clemenz als Gemeindepräsident amtete, waren Franz Indermatten und Peter Wyer Sohn Feuerkommissionsmitglieder.
Wasserwehr bei Überschwemmungen
Die Überschwemmungen um die Mitte des 19. Jahrhunderts, insbesondere die grossen Vispaeinbrüche vom August 1868, setzten einen beträchtlichen Teil der Burgschaft unter Wasser. Diese Katastrophen waren für die Feuerwehr eine Warnung; zur Aufrechterhaltung der eigenen, staatlich anerkannten Wasserwehr wollte man grösste Sorgfalt walten lassen.
1890 wurde das Feuerwehrreglement erstmals gründlich umgeschrieben. Ausserdem gründete man eine Sektion für Kettenbildung und Wasserversorgung. Die Reorganisation der Feuerwehr erfolgte unter dem Kommando von Medard Weissen, der 1912 zum kantonalen Feuerinspektor ernannt wurde.
Am 12. August 1899 beschloss der Gemeinderat unter Präsident Pierre-Marie Wyer, für die Feuerwehr eine moderne Schiebeleiter sowie eine zweite Tragspritze anzuschaffen. Bereits am 20. Januar 1863 war die Anschaffung der kleinen tragbaren Feuerspritze beschlossen worden, die im Albenried bereitgestellt wurde.
Die Visper Feuerwehr trat nun auch dem Schweizerischen Feuerwehrverband bei.
Visper Feuerwehrkommandanten seit 1890
Ab 1890 führten folgende Mitbürger die Visper Ortsfeuerwehr, die inzwischen zur regionalen Stützpunktfeuerwehr avanciert war:
- 1890: Medard Weissen
- 1897: Josef Summermatter, Sohn
- 1899: Josef Burgener
Feuerwehrkurse nun auch im Oberwallis
Um die Jahrhundertwende stellte der Grosse Rat mit Verwunderung fest, dass die im Budget für 1899 vorgesehenen 300 Franken keine Verwendung gefunden hatten. In der Folge sah man es als angezeigt, endlich auch im Oberwallis einen Kurs für Feuerwehrmänner abzuhalten, nachdem solche Veranstaltungen im Mittel- und im Unterwallis bereits stattgefunden hatten.
Lot Wyer modernisierte das Instruktorwesen
1905 wurde das Feuerwehrkommando Lot Wyer übertragen. Während seiner Amtstätigkeit trat eine wesentliche Änderung im Feuerwehrinstruktorwesen ein. Das Feuerwehrreglement wurde 1908 gründlich revidiert und von Gemeindepräsident Peter-Marie Wyer und Schreiber Ignaz Mengis unterzeichnet.
Ab 1912 wechselten die Feuerwehrkommandanten fleissig ab: Edgar Müller (1912), Louis Heinzmann (1913) und Stefan Bellwald (1914 bis 1916).
1912 ernannte der Hohe Staatsrat den damaligen Feuerwehrkommandanten von Visp, Lot Wyer, zum ersten kantonalen Feuerinspektor, ein Amt, das er zur vollen Zufriedenheit seiner Auftraggeber während 23 Jahren ausübte. Als solcher hatte er die nicht leichte Aufgabe, die Organisation der Walliser Feuerwehren und des Feuerschutzes im ganzen Kanton an die Hand zu nehmen. Bei all seinen Entscheiden lebte er immer nach dem Grundsatz, dass vor der Anschaffung von teurem Feuerwehrmaterial immer der Ausbildung eines leistungsfähigen Kaders und des Instruktionspersonals die nötige Aufmerksamkeit zu schenken sei. Unter seiner Leitung wurde im Lauf der Zeit das noch lange bestehende Instruktionskorps geschaffen.
Geldmangel hatte zur Folge, dass der Aufbau unter denkbar schwierigen Verhältnissen zu geschehen hatte. Zu Beginn von Wyers fruchtbarer Tätigkeit standen pro Jahr gerade einmal 5 000 Franken zu Instruktionszwecken und zur Entlöhnung des Inspektorats zur Verfügung. Bei seinem Rücktritt 1935 war dies zu einem namhaften Betrag von 100 000 Franken angewachsen.
Politisch führte er ab 1929 im Sinne seines Vaters Pierre-Marie, der die Munizipalgemeinde um die Jahrhundertwende ins Industriezeitalter geführt hatte, als Gemeindepräsident ab 1925 einen Entwicklungsplan ein.
Seit 1912 kantonale Gesetzgebung
1912 trat die kantonale Gesetzgebung betreffend die Feuerpolizei und das Feuerwehrwesen in den Gemeinden in Kraft. Damit wurde den Gemeinden die Erstellung eines neuen Feuerwehrreglements auferlegt. In einem Zeitraum von 100 Jahren erfuhr das Feuerwehrreglement der Gemeinde Visp nicht weniger als vier Anpassungen.
Ab 1913 Löschwasser ab Hydranten
Zu Bränden kam es damals öfter als heute. Im frühen 20. Jahrhundert hatte man mehrere grössere Einsätze zu verzeichnen: Im Februar 1902 brannte es im Hofji südlich der Pfarrkirche. Im Februar 1905 war der Brand des heutigen Hauses Furger nebst den angebauten Scheunen und dem Haus H. Müller zu löschen. Im Februar 1913 gab es einen Grossbrand der Scheunen und Ställe an der Überbielstrasse bis ans Café Post, Pöschtli genannt, am Kaufplatz. Beim Haus Lorenz Della Bianca ereignete sich 1921 eine heftige Explosion infolge Benzingasentwicklung im Keller.
80 Rappen Feuerwehrsold!
1917 beschloss der Gemeinderat den Feuerwehrmännern 1918 einen Tagessold von 80 Rappen auszurichten. Er knüpfte dies an die Bedingung, den Mannschaftsbestand zu reduzieren.
Kredit für Mannschaftsausrüstung
Im November 1919 beschloss der Gemeinderat, der Feuerwehr einen Kredit von 1 200 Franken zur Anschaffung einer kompletten Mannschaftsausrüstung zu eröffnen.
Abteilung Wasserwehr gegründet
Am 12. August 1923 gründete die Ortsfeuerwehr Visp eine Abteilung Wasserwehr, dies nachdem ein Jahr vorher, am 30. August 1922, erneut eine Hochwasserkatastrophe die Gemeinde Visp ereilt und die ganze Landschaft vom Rottendamm aufwärts bis zu den Lonzawerken unter Wasser gesetzt hatte. Auch der Gebidemsee oberhalb von Visperterminen war ausgebrochen, was zu einer Überflutung der Gegend beim Stundhaus geführt hatte.
Nachbarschaftshilfe statt Urversammlung
An der Urversammlung vom 13. April 1924 fehlten die Feuerwehrmänner und weitere Personen, weil sie in Niederhäusern unterhalb des Dorfs Visperterminen halfen, einen Brand zu löschen.
Der Grossbrand in der Albe
An der Gemeinderatssitzung vom 28. Juli 1924 wurde ein einziges Thema behandelt, die Brandkatastrophe, die sich zwei Tage zuvor in der unteren Albe ereignet hatte. Sechs Firsten, darunter sechs Wohnungen, waren dem Feuer zum Opfer gefallen. Die vorläufige Schadensumme betrug 74 000 Franken, gar nichts davon war versichert.
Angesichts dessen, dass die Geschädigten jetzt bedürftige Familien waren, beschloss der Gemeinderat, eine Kollekte zugunsten der Brandgeschädigten zu starten und dafür beim Staatsrat die Bewilligung einzuholen. Für die Durchführung der Sammlung wurde eine Kommission bestimmt; sie bestand aus Carlo Anthamatten, Präsident, Josef Ambiel, Josef Bittel, Feuerwehrkommandant, Lot Wyer und Hans Meyer als Kassier.
Lonza-Werksfeuerwehr seit 1925
Die Inbetriebnahme der Lonzawerke hatte auch Entwicklungen auf dem Gebiet des Feuerwehrwesens zur Folge. Die erste Fabrikationsanlage der Lonzawerke ging 1909 in Betrieb. Grössere Brandfälle ereigneten sich 1909 im Kohlenlager und 1929 in mehreren Fabrikationsanlagen.
Mit der Entwicklung des Visper Industriewerks auf dem Gebiet der Chemie drängte sich die Gründung einer Lonza-Werksfeuerwehr auf. Auslöser für deren Gründung im Jahr 1925 war ein Grossbrand im Lonzawerk in Waldshut im gleichen Jahr gewesen. Dieser hätte verhindert werden können, wenn eine Werksfeuerwehr, mit den nötigen Geräten ausgerüstet und entsprechend ausgebildet, zur Stelle gewesen wäre.
Zur Gründungsversammlung am 3. September 1925 im Hotel des Alpes hatte der damalige Werksdirektor Alfred Müller alle Werkmeister und Beamten eingeladen. Hier wurden 43 Mann in die neue Werksfeuerwehr eingeteilt. Es wurde beschlossen, alle 14 Tage, jeweils am Samstagnachmittag, eine Übung abzuhalten. Später führte man nur noch vier Übungen pro Jahr durch. Den Auftrag zum Aufbau des Korps und dessen Ausbildung erhielt Josef Bittel, der Kommandant der Visper Ortsfeuerwehr.
Schon im darauffolgenden Jahr war der erste Einsatz im Ernstfall nötig, als sich am 5. November 1926 im «Azol» eine Explosion mit nachfolgendem Brand ereignete. Sukzessive wurde das Korps nun mit Material ausgerüstet. 1927 erhielt die Mannschaft sogar Waffenröcke.
Der Grossbrand von 1929, das bisher grösste Schadenereignis, das die Lonza zu bewältigen hatte, zeigte alarmierende Mängel in der Ausrüstung auf. Diesem Brand fielen die Betriebe Hydrol, Azol (bereits zum zweiten Mal), Lösungsmittel und Meta roh zum Opfer. Trotz der Unterstützung durch die Ortsfeuerwehr konnte die Werksfeuerwehr nichts gegen den Grossbrand ausrichten.
Kurz nach dem Brand wurde dann die erste Vogt-Motorspritze angeschafft, was die Werksfeuerwehr unabhängig vom damals noch nicht sehr leistungsfähigen Hydrantennetz einsatzfähig machte.
Bei Grossereignissen konnte die Lonza-Feuerwehr auch die Nachbarn unterstützen. Im Auftrag des Kantons nahm sie sich aller Chemieereignisse im deutschsprachigen Teil des Kantons an. Die Zusammenarbeit mit den verschiedenen involvierten Stellen wird regelmässig geübt.

Werksfeuerwehr der Lonza: Oberste Reihe: Georg Fux, Roger Müller, Walter Furrer, Erwin Schmidt, Louis Müller, Ernest Roten, Kaspar Pfaffen. – Mittlere Reihe stehend: Franz Stöpfer, Werner Lambrigger, Albert Heinen. – Reihe stehend: Erwin Nellen, Willy Kinzler, René Albrecht, Walter Pfaffen, Leander Imboden, Richard Imhof, Ernest Mazotti, Othmar Seematter, Jules Zeiter, Gottfried Brunner (Kommandant), Hans Seematter, Theodor Providoli, Erwin Bieri, Pius Heldner, Paul Williner, Elias Meichtry, Charly Berchtold, Ernst Dirren, Josef Hildbrand, Marcel Biffiger, Franz Zmilacher, Max Vicentini, Marius Nater, René Nellen, Emanuel Valsecchi, Alex Guntern, Anton Henzen, Peter Gemmet, Felix Zuber, Hans Balmer, Felix Zuber, Hermann Schmidt, Alfred Jordan, Josef Schmidt. – Reihe kniend: Leonhard Fellmann, Hans Marbot, Otto Loretan, [drei nicht identifizierbar], Ernest Schmidt, René Hutter, Sebald Venetz, Basil Werlen, Josef Gretz, Kurt Friedrich, Alois Müller, Walter Summermatter, Florian Andenmatten, Siegfried Müller. Nicht gefunden: Paul Millius, Eduard Lehner, Hermann Rüegg, Antonio Chenet, Kamil Hischier, Xaver Berchtold.
Nicht datiert, Fotograf unbekannt, zVg/Heinz Studer
Gediegene Jubiläumsfeier zum 100-jährigen Bestehen
1930, an St. Agatha, dem Ehrentag der Schutzpatronin der Feuerwehren, konnte die Visper Feuerwehr das 100-jährige Bestehen feiern. Zum Jubiläum fanden sich 60 Feuerwehrmänner, Priester und Volk bei der Ritikapelle in Eyholz ein. Dem Gottesdienst daselbst folgten die Übungen für das Korps. Um vier Uhr nachmittags begann der offizielle Teil mit den Inspektoren der Feuerwehr, den Behörden und Geladenen, die das Lokal und die verschiedenen Geräte besichtigten.
Nach einer Angriffsübung wurde die Jubiläumsspritze demonstriert, alles unter dem Kommando von Feuerwehrkommandant Josef Bittel. Dann defilierte man zum Festsaal im Hotel Post, wo die «Vispe» für die musikalische Unterhaltung sorgte. Berichterstatter Charly Imboden wünschte der Feuerwehr zum «200-jährigen Jubiläum» – das wäre 2030 – ein ebenso saftiges Menü.
Gemeindepräsident Karl Anthamatten entbot den Gruss der Gemeinde, Josef Bittel verlas den 20-minütigen Jubiläumsbericht. Burgermeister Francis Burgener fand ernste Worte für die Bedeutung und die Ziele der Gemeindefeuerwehr. Ferner sprach Adolf Imboden, Präsident des Kantonsgerichts. Der Briger Gemeinderat Hermann Karlen überbrachte den Gruss des Oberwalliser Feuerwehrverbands und Dr. Lichtenhahn dankte im Namen der Lonzawerke.

Dem Visper Feuerwehrkommandanten Josef Bittel, hier in einer Aufnahme aus den 1920er-Jahren, ist der Jubiläumsbericht zu verdanken, der zum hundertjährigen Bestehen der Gemeindefeuerwehr erschien. Josef Bittel war Major und präsidierte auch das Organisationskomitee der 550-Jahr-Feier der Schlacht bei Visp 1938.
Fotograf unbekannt, zVg/Elisabeth Bittel
Die 76 Feuerwehrmänner und ihre Ausrüstung
Die Ortsfeuerwehr zählte nun einen Bestand von 76 Mann. Sie verfügte über die erwähnte Schöpfspritze auf vier Rädern aus dem Jahr 1830, 1 Saugspritze – ebenfalls auf vier Rädern – aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, 2 kleine Tragspritzen, 2 Hydrantenwagen komplett mit je 180 Metern Schlauch, 4 Schlauchkisten mit je 70 Metern Schlauch, 1 Leiterwagen mit 2 Strebeleitern, 1 strebelose Schiebeleiter sowie Anstellleiter, 1 Sprungtuch, 1 Heustocksonde.
Die gefährlichen und halsbrecherischen Stockleitern
Der Feuerwehrkommandant stellte am Jubiläum fest, die Löscharbeiten, welche die Feuerwehr Visp bei Feuerausbruch im Innern der Ortschaft und auch ausserhalb des Dorfes geleistet hatte, seien stets gut gewesen. Das Löschen von Bränden habe in den früheren Zeiten eine grosse und aufopfernde Arbeit bedeutet; so mussten beim Schöpfspritzensystem mitunter mehrere hundert Meter lange Wasserketten gebildet werden.
Es habe auch Rettungsaktionen gegeben, für die kein technisches Material zur Verfügung stand. Später hätten sich die Feuerwehrleute mit den gefährlichen und halsbrecherischen Stockleitern abgeben müssen. Heute, so der Kommandant 1930, sei es bedeutend leichter, Feuerwehrdienst zu leisten, «Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr!», denn man sei mit Hydrantenleitungen versehen. Zwei Mann könnten innert kürzester Zeit die grösste Leitung erstellen, es stehe modernes Rettungsmaterial zur Verfügung und man sei technisch ausgerüstet.
Mit der rasanten wirtschaftlichen Entwicklung der Gemeinde, vor allem der Lonza wegen, müsse auch auf dem Gebiet des Feuerschutzes Schritt gehalten werden: Je mehr Wissenschaft betrieben werde, desto grösser die Gefahren und Aufgaben für die Feuerwehren. Die Zukunft werde lehren, dass auf chemischem Gebiet die grösste Entwicklung zu machen sei.
Er erwähnte die chemischen Nass- und Trocken-Feuerlöscher, die in keiner Gemeinde mit industrieller Entwicklung fehlen sollten. Dem chemischen Schaumverfahren, das anno 1902 in St. Petersburg erfunden worden sei, werde noch immer grösste Aufmerksamkeit geschenkt.
Noch in den 30er-Jahren fand das gemeinsame Nachtessen der Feuerwehr anlässlich von St. Agatha in der Schützenlaube statt.
Die Visper Feuerwehr feiert noch heute an St. Agatha in der Ritikapelle einen feierlichen Gottesdienst. Begann der Tag früher zu Fuss mit der Prozession nach Eyholz, so fährt man heute mit dem Auto dorthin.
Rauch- und Gasmasken für Feuerwehrleute
Rauch- und Gasmasken waren 1930 ein unentbehrlicher Feuerschutz für den Feuerwehrmann geworden.
1930 gab es 57 Hydrantenstöcke
1930 gab es in der Ortschaft Visp 35 Hydrantenstöcke mit einem durchschnittlichen Druck von sieben Atmosphären. Die Reservoirs fassten insgesamt 410 Kubikmeter.
Gleichzeitig standen auf dem Werksareal der Lonza 22 Hydrantenstöcke. Zusätzlich gab es, in den Betrieben verteilt, über 100 Feuerlöschapparate sowie Schlauchkästen mit kompletter Ausrüstung.
Entrümpeln der Dachböden
1939 gab die Visper Feuerwehrkommission offiziell bekannt, dass eine Kontrolle betreffend Entrümpelung der Dachböden durchgeführt werde.
Nein zur obligatorischen Feuerversicherung
1917 war das Dorf Euseigne im Mittelwallis ein Raub der Flammen geworden. Innert weniger Stunden erlitten zahlreiche Eigentümer einen riesigen unversicherten Schaden: Von den 107 zerstörten Gebäulichkeiten war nur ein einziges durch Versicherung gedeckt! Diese Feuersbrunst änderte im Wallis nichts an der Haltung zur obligatorischen Feuerversicherung.
Ende 1930 befasste sich die Walliser Öffentlichkeit mit der Frage, ob eine obligatorische Versicherung gegen Feuer und Naturschäden gesetzlich eingeführt werden solle. Vorgesehen waren ein «Versicherungszwang» und ein «Versicherungsmonopol» des Staats.
Am 21. Dezember 1930 wurde das vom Grossen Rat beinahe einstimmig angenommene Gesetz zur Einführung der obligatorischen Feuerversicherung vom Walliser Stimmvolk – einmal mehr – mit 8 328 Ja gegen 16 664 Nein wuchtig verworfen.
Der Zustand mit vielen nicht Versicherten, vor allem Leuten, welche bei einem Brand auf Sammlungen bei der übrigen Bevölkerung angewiesen waren, blieb weiterhin bestehen.
Sorge tragen zu den Schläuchen
1933 erachtete der Gemeinderat die Anschaffung einer Motorspritze für nicht notwendig; er erteilte der Feuerwehr eine Absage.
Der Gemeinderat beauftragte den Feuerwehrkommandanten Josef Bittel 1936, zur Schonung des Schlauchmaterials die Errichtung einer Trocknungsanlage ins Auge zu fassen. Sie wurde anschliessend gegenüber dem WC-Trakt auf der «Mädchenseite» des Schulhauses realisiert.
Kaminfeger sprang ins Sprungtuch
Das Rettungswesen hat sich in den letzten Jahrzehnten verbessert. Heute kann man ohne Risiko aus dem 2. Stock auf eine zwei Meter hohe Luftmatratze springen. Das war noch während des Zweiten Weltkriegs ganz anders: An St. Agatha bedurfte es jeweils des wagemutigen Kaminfegers Paul Lerjen, der von der obersten Luke des Primarschulhauses ins Sprungtuch sprang, das von einem Dutzend Kameraden einzig mit der Körperkraft gespannt wurde. Der mutige Fall ins Sprungtuch stellte im Rettungswesen der Visper Feuerwehr ein bedeutendes Element dar.
Oberwallis gab mehr auf Feuerwehr
Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg hielt der Visper Chef-Feuerwehrinstruktor Josef Bittel fest, das Feuerwehrwesen im Wallis habe in den vergangenen zehn Jahren einen erfreulichen Aufschwung erlebt. Die Walliser Feuerwehren hätten mit der Entwicklung der modernen Technik auf dem Gebiet der Feuerbekämpfung Schritt gehalten und der Einsatzbereitschaft zum Schutz von Hab und Gut alle Ehre eingelegt. Im welschen Kantonsteil seien an die 27 Motorspritzen in Bereitschaft, während im sonst bescheideneren Oberwallis von diesen modernen Motorpumpen an die 31 Geräte im Betrieb stünden.
Geboren 1897 in Visp, war Josef Bittel ein mannigfach interessierter Bürger, der das gesellschaftliche Leben in der Burgschaft über Jahrzehnte wesentlich mitprägte. Markante Spuren hinterliess er über lange Zeit als Visper Feuerwehrkommandant. 1925 wurde er Präsident des neu gegründeten Oberwalliser Feuerwehrverbandes. Volle 28 Jahre stellte er sein grosses Wissen auf diesem Posten den Oberwalliser Feuerwehren zur Verfügung und prägte wesentlich die Entwicklung des Feuerschutzes im deutschsprachigen Kantonsteil.
Zusammen mit Alex Mengis war Bittel aktiver Gründer von mehreren Ortsvereinen verschiedener Bereiche. Er leitete mehrfach mit Bravour die Organisationskomitees von Grossanlässen in Visp, eine Tätigkeit, der er 1938 mit der Leitung der Jubiläumsfeier «550 Jahre Schlacht bei Visp» wohl die Krone aufsetzte. Im Militär brachte er es zum Major. Er wurde verschiedentlich für die Christlich-Sozialen in den Grossen Rat gewählt und war auch Vizepräfekt des Bezirks Visp.
1951 gehörten dem Korps 92 Mann an
Am 16. Mai 1951, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, konnte die Visper Gemeindefeuerwehr ein kleines Jubiläum zum 120-jährigen Bestehen feiern. Um auf die enge Verbindung der Visper Feuerwehr mit der Bevölkerung hinzuweisen, sei hier stellvertretend für die unzähligen Korps während bald 200 Jahren die Mannschaft von 1951 aufgeführt; das Korps setzte sich wie folgt zusammen:
- Feuerwehrkommission: Josef Bittel, Präsident, Adolf Fux, Gemeindepräsident, Josef Blatter, Gemeinderat
- Stab: Major Josef Bittel (Jahrgang 1897), Oblt. und Kdt-Stellvertreter Oskar Studer (09), Oblt. Sigismund Schnidrig (13), Lt. Yvo Jenelten (20), Quartiermeister, Wm Markus Andenmatten (24), Materialverwalter, Sdt Longinus Andenmatten (04), Wasseraufseher
- Leiter- und Rettungskorps: Lt. Josef Zurbriggen (10), Sdt Jean-Pierre Della Bianca (31), Sdt Anton Ceppi (28), Sdt Luzian Clemenz (31), Sdt Bernhard Dura (15), Sdt Karl Elsig (08), Sdt Walter Heinzmann (15), Wm Jules Imboden (14), Sdt Walter Imesch (21), Sdt Wilhelm Müller (15), Sdt Hermann Schmid (03), Sdt Albert Studer (27), Sdt Cäsar Studer (21), Sdt Martin Studer (31)
- Löscheinheit I: Oblt. Gustav Eder (12)
- Hydrantenkorps I: Lt. Erwin Bodenmüller (20), Wm Heinrich Eder (05), Sdt Lorenz Della Bianca (29), Sdt Arthur Domig (20), Sdt Simon Imhof (07), Sdt Karl Jenelten (25), Sdt Max Lagger (16), Sdt Hermann Schnidrig (27), Sdt Emil Studer (13), Sdt Leo Zenhäusern (02), Sdt Hans Zurbriggen (26)
- Motorspritzenkorps I: Lt. Adolf Müller (09), Wm Josef Vomsattel (17), Wm Erwin Ruppen (22), Sdt Ernst Gsponer (30), Sdt Kamil Hosennen (13), Sdt Moritz Jossen (18), Sdt Odilo Nellen (16), Sdt Pirmin Stöpfer (31), Sdt Alexander Studer (23), Sdt Ludwig Studer (31), Sdt Raymund Studer (23), Sdt Josef Zurbriggen (24), Sdt Heinrich Zeiter (19)
- Löscheinheit II: Oblt. Paul Imseng (09)
- Hydrantenkorps II: Lt. Josef Bürcher (10), Wm Paul Andenmatten (18), Sdt Gottfried Bischoff (05), Sdt Basil Bittel (10), Sdt Severin Bittel (13), Sdt Paul Martig (25), Sdt Hermann Roten (14), Sdt Ernst Schwery (13), Sdt Otto Schumacher (31), Sdt Stefan Studer (02), Sdt Ulrich Truffer (13), Sdt Leo Zurbriggen (21)
- Motorspritzenkorps II: Lt. Rudolf Escher (14), Wm Edmund Albrecht (10), Wm Heinrich Zenhäusern (21), Sdt Otto Andenmatten (19), Sdt Jules Albrecht (16), Sdt Raymund Domig (27), Sdt Heinrich Hertli (26), Sdt Georg Lerjen (29), Sdt Ernst Stocker (19), Sdt Armand Studer (23), Sdt Hugo Studer (28), Sdt Walter Studer (26), Sdt Oswald Schnidrig (15)
- Gasschutz & Reserve: Wm Josef Truffer (10), Wm Josef Holzer (17), Sdt Rudolf Anthamatten (20), Sdt Walter Gempeler (24), Sdt Ernest Salina (08), Sdt Richard Studer (20)
- Sanitätstruppe: Wm Felix Zuber (04), Sdt Richard Biffiger (24), Sdt Gabriel In Albon (10)
- Elektrikertruppe: Wm Albert Zürcher (14), Sdt Marinus Fux (02), Sdt Robert Fux (14), Sdt Hans Schaller (22)
- Wache & Polizei: Wm Anton In Albon (11), Sdt Jules Andenmatten (14), Sdt Konstantin Bellwald (10), Sdt Josef Clausen (14), Sdt Arthur Marty (12)
Wechsel im Präsidium des Feuerwehrverbands
An der Delegiertenversammlung des Oberwalliser Feuerwehrverbandes von Anfang Oktober 1955 liess sich der langjährige und verdiente Verbandspräsident Josef Bittel aus Visp nicht mehr dazu bewegen, dieses Amt noch einmal anzunehmen. An seiner Stelle wurde Oswald Venetz aus Naters erkoren. Neu in den Vorstand kam für Visp Oskar Studer.
Professionelle Lonza-Feuerwehr
Die Werksfeuerwehr der Lonza ist eine gut ausgerüstete und ausgebildete Organisation, die im Ereignisfall sehr schnell reagieren kann. Seit 1962 betreut ein Feuerwehrkommandant vollamtlich die vielseitigen Belange der Werksfeuerwehr mit dem durchschnittlichen Bestand von 80 Personen, darunter auch Frauen. Sie setzt sich hauptsächlich aus freiwilligen Mitarbeitenden und aus einer professionellen Gruppe von Berufsfeuerwehrleuten zusammen.
In erster Linie ist die Werksfeuerwehr der Lonza für die akute Ereignisbewältigung im Werk Visp zuständig. Zusätzlich werden weitere Aufgaben wahrgenommen. Im Vordergrund stehen Einsätze bei der Brandbekämpfung, Chemie- und Ölwehreinsätze, verschiedene technische Hilfeleistungen, Wasserwehreinsätze und Ambulanzeinsätze.
Bestand der Werksfeuerwehr
Ende 1968 stand die Werksfeuerwehr der Lonza unter der Leitung von Gottfried Brunner; der Bestand betrug 82 Mann.
1974 brachte neues Feuerwehrgebäude
1974 kam es an St. Agatha insofern zu einem Höhepunkt in der Geschichte der Feuerwehr Visp, als das östlich des Werkhofs neu erbaute Feuerwehr- und Zivilschutzgebäude bezogen werden konnte. Am 9./10. Februar fand ein Tag der offenen Tür statt: Die Visper Bevölkerung durfte die neuen Räumlichkeiten, die insgesamt 1,5 Millionen Franken gekostet hatten, besichtigen. Gleichzeitig konnten auch eine Pumpstation und ein Hochreservoir eingeweiht werden, welche die Wasserversorgung erweiterten.
Nach dem Besuch des St. Agatha-Gottesdienstes in Eyholz und der Einweihung erfolgte eine Übung, der «Hauptangriff» am neuen Spital. Dabei waren nicht weniger als 145 Mann im Einsatz. Die Feier mit dem offiziellen Teil ging anschliessend im La Poste über die Bühne.
Bei der Einweihung des neuen Feuerwehrgebäudes in der Litterna erhielt die Visper Stützpunktfeuerwehr als Ausrüstung ein Tanklöschfahrzeug mit eingebauter Motorspritze und einem Wassertank von 2 400 Liter Inhalt, ein Pikettfahrzeug «Pronto F» und ein Ölwehrfahrzeug (VW-Bus). Zur Vervollständigung sollte dann noch ein Staublöschfahrzeug hinzukommen.
Ein Jahr später führte der Oberwalliser Feuerwehrverband die Jubiläumsfeier zu seinem 50-jährigen Bestehen in Visp durch. 1976 wurde Visp zur Stützpunktfeuerwehr A für das westliche Oberwallis mit den Bezirken Visp, Raron und Leuk erhoben. Anfang 1979 ernannte der Kanton den früheren Visper Feuerwehrkommandanten Louis Studer zum Chefinstruktor der Oberwalliser Feuerwehren.
Übung zur Waldbrandbekämpfung
Die Frühjahrsübung der Stützpunktfeuerwehr Visp wurde 1979 als Waldübung organisiert, dies angesichts der Waldbrandgefahr in der Region. Die Feuerwehrleute erhielten einen guten Einblick in die besonderen Methoden der Feuerbekämpfung bei einem Waldbrand.
Die übliche Brandtaktik, die speziell in Gebäuden und bei Bränden generell angewendet wird, hilft dabei wenig, da das Wasser im steilen Gelände meistens weitgehend fehlt. Dafür standen in Visp nun erstmals Helikopter zur Verfügung. Förster Jakob Kalbermatten instruierte seine Feuerwehrkameraden auch, einen Baum fachgerecht zu fällen.
150 Jahre Visper Feuerwehr
Am 22. November 1980 feierten die Gemeindefeuerwehr und die Stützpunktfeuerwehr ihr 150-jähriges Bestehen. Auf eine Besichtigung der Feuerwehranlagen in den Seewjinen folgten ein «Hauptangriff» der gesamten Feuerwehr in der Burgschaft, ein Gedenkgottesdienst in der unteren Kirche und abschliessend die eigentliche Jubiläumsfeier mit Nachtessen im Saal zur Alten Post.
Vier Jahre später, 1984, wurden in Visp 196 Hydranten gezählt, die auf sechs Quartiere verteilt waren.
Einsatz beim Unwetter in Brig und im Saastal
Noch bevor am 23. September 1993 in Visp die Hochwassergefahr eindeutig gebannt war – bereits in der folgenden Nacht – fuhr der Visper Feuerwehrkommandant mit 30 Leuten und etwa 20 Zivilschützern ins schwer getroffene Brig, wo sofort Absperr- und Überwachungsfunktionen übernommen wurden.
Eine Ölwehrgruppe aus Visp war im Saastal im Einsatz, wo in allen Dörfern Keller und Untergeschosse reihenweise überflutet worden waren.
Grossbrand mit Millionen-Schaden
Im November 2000 brach bei der Schreinerei Schnydrig beim Dreispitz ein Feuer aus, das sich sehr schnell und vernichtend auf die Werkstatt und das Holzlager ausdehnte.
130 Feuerwehrleute mit fünf Tanklösch-Fahrzeugen standen im Einsatz. Es handelte sich um einen Grossbrand, der einen ausserordentlich hohen Wasserverbrauch erheischte. Aus dem Trinkwassernetz wurden vier Millionen Liter Wasser bezogen. Um die Wasserwerfer wirkungsvoll einsetzen zu können, wurde mit einer 110er-Leitung über die Kantonsstrasse Löschwasser aus der Vispa eingespeist.
Die Wasserversorgung war auch bei dieser umfassendsten Brandbekämpfung, die Visp je erlebt hatte, in keinem Moment infrage gestellt. Übrigens: In Visp wurde die Löschreserve noch nie angetastet.

Grosseinsatz der Visper Feuerwehr: Einer der grössten Waldbrände, die je im Wallis wüteten, zerstörte am 26. April 2011 im nördlichen Thelwald am Feetschuggen mehr als 100 Hektaren Schutzwald. Im Bild Löscheinsatz in der Nähe des Brandherds bei einem Carrosserie-Betrieb an der Kantonsstrasse.
© Peter Salzmann
Einer der grössten Walliser Waldbrände
Am 26. April 2011 zerstörte im nördlichen Thelwald am Feetschuggen ein Waldbrand mehr als 100 Hektaren Visper Schutzwald. Der Walliser Bote schrieb 10 Jahre später, dieses Ereignis gehe als einer der grössten Waldbrände in die Walliser Geschichte ein.
Das Feuer drang innert Sekunden von den Werkhallen zwischen Wald und Kantonsstrasse in den Seewjinen hinüber in den Lärchenwald. Es bahnte sich seinen Weg explosionsartig weiter in Richtung Grat. Aufgrund der grossen Trockenheit frass es sich in nur 28 Minuten – kaum zu glauben – eine breite Schneise durch den Wald bis ganz nach oben.
In Glutnestern brannte es noch mehrere Wochen weiter, gut versteckt in dem von Asche überdeckten Erdreich. Erst nach 3½ Wochen konnte die Visper Regionsfeuerwehr die Löscharbeiten einstellen.
Die Feuerwehr wurde auch noch des zu späten Einschreitens bezichtigt; es wurde vermutet, sie sei zu zögerlich aktiv geworden – unbegründete Vorwürfe, denn nachweislich war die Feuerwehr fünf (!) Minuten nach dem Auslösen des Alarms vor Ort gewesen. Viel schneller geht es doch wohl kaum! Mit der Unterstützung des starken Westwinds war aber der Brand in atemberaubendem Tempo vorangeschritten, während die Feuerwehr nur von der Kantonsstrasse hinauf wirken konnte. [Siehe auch Kapitel 25.10 «Der sechstgrösste Waldbrand im Wallis seit 1900».]
Der Visper Feuerwehrkommandant wird Profi
Nach zweijähriger Zusammenarbeit der Feuerwehren von Ausserberg, Baltschieder, Eggerberg und Visp drängte sich 2015 unter anderem die Schaffung des Postens eines professionellen Stabsoffiziers auf. Zu diesem Zeitpunkt musste die Feuerwehr Region Visp als Stützpunktfeuerwehr einen 24-Stunden-Pikettdienst gewährleisten. Bei einem Bestand von 120 Angehörigen wurde die Bewältigung der verschiedenen Arbeiten im Milizsystem immer schwieriger und die Aufgaben wurden immer vielfältiger und komplexer. Ein Stabsoffizier sollte nun für die Gewährleistung der Feuerwehrdienste in den verschiedenen Pikettabteilungen sorgen.

Aufstellung des Kaders der Feuerwehr an St. Agatha 2018: von links nach rechts: Major Guido Imboden, Kommandant, Wachtmeister Thomas Schnidrig, Wachtmeister Sebastian Blatter, Wachtmeister Patrick Kalbermatten, Wachtmeister Philipp Nellen, Wachtmeister Michael Stocker, Oberleutnant Simon Schmid, Hauptmann Andreas Kalbermatter, Wachtmeister Dieter Margelist (25 Jahre) und Michael Kreuzer, Kommissionspräsident.
zVg/Feuerwehr Visp