Kapitel Nr.
Kapitel 25.08

Noch mehr Burgerboden für das Gewerbe

Mit Genugtuung konnten die Visper Burgerinnen und Burger an der Urversammlung des Jahrs 2000 zur Kenntnis nehmen, dass die Burgerschaft nun schuldenfrei war. Sie stand finanziell auf gesunden Füssen, weshalb sie sich in die Lage versetzt sah, künftig eine aktive Bodenpolitik zu betreiben.

13 000 Quadratmeter mehr Gewerbefläche in Visp

Da praktisch der gesamte Boden, den die Burgerschaft in der Gewerbezone besass, mit Baurechten belegt war, ergab sich für den Burgerrat Handlungsbedarf; der Brand der Schreinerei Schnidrig verschärfte diesen noch. Es gelang dem Burgerrat, eine zusammenhängende Fläche von 13 000 Quadratmetern zu erwerben und damit den Boden der Burgerschaft in der Gewerbezone auf 130 000 Quadratmeter zu erweitern. Dies geschah in Verbindung mit einem Bodentausch von circa 1 000 Quadratmetern mit der Lonza in der Wehreye. 

Am 25. Mai 2001 nahmen 70 Burgerinnen und Burger an der Sitzung unter der Leitung von Burgerpräsident Theo Wyer teil. Die Burgerversammlung fasste einen für die wirtschaftliche Zukunft der Gemeinde erfreulichen Beschluss: Sie genehmigte diesen Kauf und den dafür notwendigen Kredit von 2,8 Millionen Franken einstimmig. Damit besass die Burgerschaft wieder eine optimale Baulandreserve, die es erlaubte, neue Unternehmen anzusiedeln. 

Aktive Bodenpolitik

2004 verfügte die Burgerschaft über fast 160 000 Quadratmeter Boden für Baurechte; im Ausserlos, in den Seewjini und in der Pomona waren Böden im Umfang von 130 000 Quadratmetern im Baurecht abgegeben. Zusätzlich verfügte die Burgerschaft auch über Terrain in der Wohnzone: über 8 000 Quadratmeter in den Kleegärten, 12 800 Quadratmeter in Visp West und 6 000 Quadratmeter im Lengacher in Eyholz. Darüber hinaus gehörten ihr über 230 000 Quadratmeter in der Landwirtschaftszone.

Die Burgerschaft besass 2001 auch rund 6 Millionen Quadratmeter Wald. 

Diese Situation war über Jahrhunderte gewachsen; dementsprechend war auch eine langfristige Sichtweise gefragt. Die Burgerschaft, zu deren wesentlichen Tätigkeiten eine aktive Bodenpolitik gehört, war sich bewusst, dass diesbezüglich eine gute Zusammenarbeit mit der Munizipalgemeinde entscheidend war, um der Öffentlichkeit einen grösstmöglichen Nutzen zu bringen.

86 Prozent des Waldes gehörten Burgerschaften

An der Wende zum 21. Jahrhundert gehörten im Wallis 86 Prozent der Wälder den Burgergemeinden. Der Privatwald betrug noch 8 Prozent. Den Rest teilten sich Geteilschaften und Munizipalgemeinden.

Gutsbetrieb verpachtet

Mit grossem Mehr beschloss die Burgerversammlung von 2000, ihren Gutsbetrieb in der Grosseye im Baurecht zu verpachten – dies, nachdem in den zwölf Jahren zuvor verschiedene Projekte und Studien durchgeführt und unzählige Varianten geprüft worden waren, die aber alle zu keinem befriedigenden Ergebnis geführt hatten.

© Josef Salzmann

Neuer Burgermeister Gsponer

Burgermeister Theo Wyer und Reinhard Heldner traten 2004 zurück. Bei den Neuwahlen kam es zu einer Verjüngung. Gewählt wurden: Stefan Gsponer, Burgermeister, Willy Tenisch, Vize, Christine Domig, Romaine Mengis, Marius Heldner, Damian In-Albon, Georges Schmid. 

2005–2012 führte Stefan Gsponer die nun mächtig aufstrebende Burgerschaft, deren Burgermeister 1970–1980 bereits sein Vater Walter Gsponer war. 

Die Burgerratswahlen für 2009 bis 2012 ergaben folgenden neuen Burgerrat: Stefan Gsponer, Burgermeister, Georges Schmid, Vize, Marius Heldner, Damian In-Albon, Willy Tenisch, Erna Lengacher, Ines Lidija Stalder.

Burgerrat verkleinert

Bei den Burgerratswahlen für 2013–2016 wurde der Rat von bisher sieben auf fünf Mitglieder verkleinert.

Nach dem Rücktritt von Burgermeister Stefan Gsponer, von Marius Heldner, Damian In-Albon und Willy Tenisch setzte sich der neue Rat wie folgt zusammen: Georges Schmid, Burgermeister, David Gruber, Vize, Ines Lidija Stalder, Erna Lengacher, Sacha Hildbrand. 

Die Burgerratswahlen für die Amtsperiode 2017 bis 2020 ergaben folgendes Resultat: Georges Schmid, Burgermeister, Sacha Hildbrand, Vize, Erna Lengacher, Tobias Wirthner, Nicole Hanselmann Wyer.

Der gegenwärtige Burgermeister Sacha Hildbrand.

zVg/Burgerschaft Visp

Wieder ein eigenes Haus für die Burgerschaft

2016 gelang es der Burgerverwaltung – inzwischen vor allem durch Baurechtszinsen zu recht soliden Finanzen gekommen – das Patrizierhaus zu erwerben, welches 1584 der damalige Landeshauptmann Johann In Albon erstellt hatte. Dieses hatte in der Zwischenzeit während mehr als 200 Jahren als «Altes Spittel» gedient. Damit konnte die Burgerschaft 2018 wieder ihr eigenes Haus beziehen, nachdem sie während 83 Jahren im neuen Rathaus der Gemeinde lediglich geduldet worden war. Ihr bisheriges Burgerhaus hatte sie 1935 an die Gemeinde verkauft.

2018 bezogen die Visper Burger ihr eigenes Rathaus im «Alten Spittel», das Landeshauptmann Johannes In Albon 1584 als Wohnhaus erbaut hatte. Seit 2016 gehört es der Burgerschaft Visp.

© Peter Salzmann

Im Zuge der Renovation des alten Spittels durch die Burgerschaft wurde 2017 der angesengte Dachstuhl abgebaut und erneuert.

zVg/Burgerschaft Visp

Nach dem Abbau des Dachstuhls des Alten Spittels.

zVg/Burgerschaft Visp

Das Architekturbüro von Gerold Vomsattel und Rita Wagner war zuständig für die Renovation des neuen Burgerhauses im «Alten Spittel» 2016–2018. 

zVg/Burgerschaft Visp

Das Haus am Martiniplatz, das seit mehr als 300 Jahren «Zum Alten Spittel» heisst, ist direkt an den mittleren der drei Visper Felsvorsprünge gebaut. 1584 hatte es der spätere Landeshauptmann Johannes In Albon als Wohnsitz für sich und seine Familie erbaut. Mitte des 18. Jahrhunderts erwarb es dann Franz Joseph Burgener, ebenfalls Landeshauptmann, zugunsten einer Stiftung; es wurde zum «Alten Spittel». Bis 2016 gehörte das Gebäude je zur Hälfte der Stiftung der Familie Burgener und der Rektoratspfründe der Pfarrei Visp. Dann erwarb es die Burgerschaft Visp.

© Thomas Andenmatten