Kapitel Nr.
Kapitel 20.05

Nur noch ein Sechstel der Einwohner waren Burger

1945 zählte Visp 2 309 Einwohner, davon waren 360 Burger, also noch nahezu ein Sechstel.

Die neue Landbrücke von 1957, die bis 2013 bestand.

© Albert Blatter

In Kriegszeiten überbeanspruchter Wald

1947 zog der Burgerrat Bilanz über die Nutzung des Thelwaldes in den Kriegsjahren 1939 bis 1945. Dabei machte er die ernüchternde Feststellung, dass der Wald in dieser Zeit stark überbeansprucht worden war, und rechnete daher für die nächsten Jahre mit reduziertem Holzschlag.

1949 machte der Burgerrat konkrete Vorschläge: Um eine weitere Überbeanspruchung zu verhindern, sah sich die Burgerschaft genötigt, die Holzausbeutung in wirtschaftlich weniger günstige Waldpartien zu verlegen. Solche Wälder gab es im Engiboden, bei der Bärengrube, im Kriegswald und so weiter. Günstig für den Wald war die Prognose, dass infolge vermehrter Nutzung der elektrischen Energie die Nachfrage nach Brennholz künftig abnehmen werde; hingegen hielt jene nach Bauholz weiter an.

Gemeinde übernahm Förster

Am 15. Dezember 1947 vereinbarten Gemeinde und Burgerschaft, die Gemeinde werde den Förster für 7 200 Franken im Jahr anstellen. Die Burgerschaft hatte einen Beitrag von 1 200 Franken zu leisten.

«Chorbini» und Bund, die «Kunden» der Burger

Nach dem Zweiten Weltkrieg, 1947, bestand eine andere Gefahr für den Wald: das vermehrte Campieren der Fahrenden, die man damals «Chorbini» nannte. Erfahrungsgemäss blieb nach ihrem Wegzug jeweils viel Abfall zurück. Im Seewjinenwald wurde das Kampieren deshalb verboten, auch wegen der Waldbrandgefahr.

Anderseits war man gegenüber dem Bund zuvorkommend. Ebenfalls in den Seewjinen durfte 1948 die eidgenössische Militärverwaltung an der Landstrasse jenen Boden käuflich erwerben, auf dem bereits zwei Munitionsbaracken standen.

Von noch grösserem Ausmass war der Verkauf von 1951 – erneut an den Bund. Es handelte sich um eine Waldparzelle oberhalb der bestehenden Militärmagazine in der Grosseye. Dieses Waldstück umfasste 55 190 Quadratmeter und brachte der Burgerschaft 7 000 Franken ein.

Im Gegenzug konnten die Burgerwaldungen im Gebiet zwischen Engiboden, Alben-Kapelle und Grubenschleif durch Waldkäufe von Privaten bedeutend arrondiert werden.

Der Burgerrat nach dem Krieg

Der Burgerrat setzte sich von 1945 bis 1948 wie folgt zusammen: Ernest Bodenmüller, Burgermeister, Viktor Zurbriggen, Vize, Otto Providoli, Armand Furger, Paul Studer.

Für die Jahre 1949 bis 1952 änderte sich nichts; der Burgerrat setzte sich wie in den vier Jahren zuvor zusammen. Auch die Burgerratswahlen für 1953 bis 1956 ergaben kein anderes Ergebnis.

Paul Studer wurde bei den Wahlen für 1957 bis 1960 neuer Burgermeister; Armand Furger war nun Vize-Burgermeister. Im Burgerrat waren ausserdem Hans Wyer, Walter Gsponer und der Bisherige Otto Providoli vertreten.

346 000 Franken Katasterwert für Burger

Die neuste Katasterschatzung ergab 1948 folgende Werte für die Burgerschaft: Grundgüter 121 381 Franken, Wälder 224 885 Franken.

Berieselung für Rottenlöser

1948 beschloss der Burgerrat, die Berieselungsanlage der Rottenlöser der «Flurgenossenschaft Rottenlöser» zu übergeben. Finanziert wurde die Anlage mit 13 000 Franken von der Burgerschaft. Ausserdem zahlte jeder, der die Anlage benutzte, im ersten Jahr 60 Rappen pro Kubikmeter.

Kein vollamtlicher Förster mehr

Auf Verlangen der Gemeindebehörde willigten die Burger ein, dass die vollamtliche Revierförsterstelle ab 1. Januar 1951 aufgehoben wurde. Dazu wurden die Holzschläge für das Losholz, die bisher unter Unternehmungen versteigert wurden, versuchsweise von eigenen Waldarbeitern im Stundenlohn ausgeführt – dies, um berechnen zu können, in welchem Rahmen sich die vormaligen Unternehmereingaben befanden.

Dreikönigsapéro abgeschafft

1951 schafften die Burger den traditionellen Dreikönigsapéro ab.

Erstmals Holztransport mit Kabel

Beim Holzschlag im Gebiet des Eyholzer Chi wurde das Holz 1955 erstmals mittels Kabel von der Grünegge zu Tal befördert. Der Einsatz des Kabels wirkte sich vorteilhaft aus: Der Schlag warf so circa 80 Prozent Nutzholz und nur gerade 20 Prozent Brennholz ab.

80 Kubikmeter Bauholz zu 116 Franken

Die Burgerschaft schrieb 1956 im Amtsblatt 80 Kubikmeter Bauholz zum Verkauf aus. Es ging ein einziges Angebot ein: Ein Briger Holzhändler offerierte einen Preis von 116 Franken pro Kubikmeter und erhielt dann auch den Zuschlag.

Öl verdrängte Brennholz

1957 löste die Burgerschaft aus dem Brennholzverkauf nur noch 11 708 Franken, aus dem Bauholzverkauf 20 273 Franken. Das Aufforstungskonto wurde auf 71 007 Franken geäufnet. Das Reinvermögen konnte auf 393 852 Franken gesteigert werden.

Im Jahr darauf, 1958, verkaufte die Burgerschaft für 20 337 Franken Papierholz.

Vier Kubikmeter Losholz pro Familie

1958 beschloss die Burgerschaft, dass jede Familie vier Kubikmeter Losholz erhalten solle. Wer auf diese Zuteilung verzichtete, erhielt pro Kubikmeter eine Entschädigung von 20 Franken, total 80 Franken.

Der Besitzstand der Burger

1958 gab die Burgerschaft Rechenschaft über die Höhe ihres Besitzes ab. Die Katasterschatzung der Wälder ergab einen Betrag von 209 458 Franken, die Grundgüter wurden mit 112 354 Franken taxiert.

Walter Gsponer beim Milchproduzenten-Verband

Walter Gsponer, der von 1971 bis 1980 der Burgerschaft Visp als Burgermeister vorstehen sollte, wurde 1958 in den Verwaltungsrat des Walliser Milchproduzenten-Verbandes gewählt. Dort trat er die Nachfolge des verstorbenen Staatsrats Karl Anthamatten als Vertreter von Visp an.

zVg