Kapitel Nr.
Kapitel 16.05

Ortsleben im vorindustriellen Visp

Burgschaft erstmals gepflästert

1871 fasste die Urversammlung den mutigen Beschluss, den Platz und die Burgschaft zu pflästern.
Bis dahin war man in der Burgschaft noch über braune Erde gelaufen. Pferde und Wagen rieben Rillen aus, die sich mit Wasser füllten. Pfützen waren unvermeidlich. So fand man endlich, dies stehe der Vespia nobilis nicht gut an. Sämtliche Pfützen im Innern der Ortschaft sollten jeweils bis zum 1. Juni ausgefüllt sein.

Mit der Pflästerung der Plätze und der Hauptstrasse im Innern der Burgschaft wurde erst 1879 begonnen, und zwar beim Hälen Stein. Auch der Kaufplatz sollte «soweit als tunlich und schicklich» gepflästert werden. Der Unternehmer Ramoni aus Italien war noch 1880 ununterbrochen in der Burgschaft am Werk.

Im gleichen Jahr stellte der Gemeinderat für das Wischen der Strassen einen Gemeindearbeiter an. Er sollte dies während zwei Tagen in der Woche erledigen.

Strassenszene an der Visper Kantonsstrasse im frühen 20. Jahrhundert.

Nicht datiert, Fotograf unbekannt, zVg/Francis Gattlen

Beim Staatsrat abgeblitzt

1876 wurde einmal mehr die Verteilung des Burgervermögens beschlossen und eine Kommission ernannt, welche diesbezüglich mit dem Staatsrat verhandeln sollte.

Auch 1881 lehnte die Kantonsregierung das neue Burgerreglement ab.

Dürres Holz ausbeuten

Bannwart Peter Wyer von Visp verfügte am 20. November 1878, im Lindwald sollten circa 100 Klafter und mehr dürres Holz zum Vorteil des Waldes ausgebeutet werden.

Pächter der Burger-Bäckerei

1878 wurde die Burger-Bäckerei für ein Jahr dem Bäcker Valentin Andenmatten verlehnt. Sieben Jahre später fiel der Betrieb einem Brand zum Opfer.

1903 war die Pfarrkirche bereits seit mehreren Jahren mit dem Zeltdach versehen, links der Bildmitte das Rathaus der Burgerschaft, links davon das Burgener-Haus, davor das Alte Spittel.

ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv, Fotograf Ernst Meyer, Hs_1360-0017, CC BY-SA 4.0

Wo blieb das Geld vom Zendenhaus-Verkauf?

Am 23. März 1879 erkundigte sich Franz Schaller, Gemeindepräsident von Törbel, beim Präfekten: «Wie viel unserer Gemeinde vom verkauften Rathaus in Visp zugut kommt, können wir nicht wissen, indem wir keine Rechnung erhalten haben.»

Freizeitbeschäftigung für die Schützen

Da die Schützenbrüder auch ausserhalb der Zunftstube die Kameradschaft pflegen wollten, bewilligte ihnen die Burgerschaft 1880 einen Stock «Dähle» zur Erstellung eines neuen Kegelladens.

Öffentliche Arbeiten versteigert

1880 trat anstelle der «Gmeiwärche» eine regelmässige Versteigerung der öffentlichen Arbeiten.

Visper wanderten trotz Schmalhans nicht aus

Als zwischen 1880 und 1890 pro Jahr durchschnittlich 321 Walliser nach Übersee auswandern mussten, blieben die Visper ihrer Heimat treu – dies, obwohl auch in Visp seit 1879 ein Agent der Basler Firma Bauer & Müller, der Einheimische Moritz Andenmatten, die Schiffsreise nach New York für 135 Franken anbot, die «beste, zuverlässigste Beförderung», wie es hiess.

Unter den 200 Personen, die 1883 im gleichen Schiff in Argentinien ankamen, stammten die meisten aus Visperterminen. Es gab auch Auswanderer aus Mund, Zeneggen, Embd, Brig, Eyholz, Eggerberg und Saas-Grund, jedoch keine aus Visp.

Visper Polizeigericht in Visperterminen

Am 15. September 1880 hielt das kantonale Justizdepartement die Gemeinde Visperterminen an, ein aus Visper Bürgern bestehendes, besonderes Polizeigericht zu bestellen, um Diebstähle an Früchten und Trauben usw. längs der Staldner Strasse zu ahnden, die Fremde begangen hatten. Das Sondergericht bestand aus Präfekt Adolf Burgener, Notar Zimmermann und Advokat Mangisch, alle in Visp.

Visp ohne Advokaten?

Bei der Volkszählung von 1880 zählte man im Bezirk Visp keinen einzigen Advokaten, aber 8 Notare, 1 Einzieher (Steuern), 4 Ärzte, 1 Apotheker, 16 Wirte, 38 Wein- und Schnapsschenken, 33 Tabakverkäufer, 176 Kutscher und Führer, 247 Gewerbler, Künstler und Handwerker.

Sennereigenossenschaft übernahm Sennerei

1880 wurde in Räumlichkeiten der Burgerschaft eine Sennerei eingerichtet und der Betrieb einer Sennereigenossenschaft übertragen. An deren Stelle trat später die Milchproduzentengenossenschaft Visp.

Referat über Reblaus

Der Weinbau – in den Schlüsselackern – spielte in Visp schon länger eine Rolle. Am Nachmittag des 1. August 1880 hielt der Siderser Apotheker Johann Marie du Chastonay im Rathaus von Visp einen Vortrag über die Reblaus. Dazu erschienen 48 Mann aus den Bezirken Visp, Raron und Brig.

Waldbrände östlich von Visp

Vom 7. bis 15. November 1883 verursachte ein Waldbrand im Eyholzer Chi grossen Schaden. Ein gutes Jahr später, am 16. Dezember 1884, entstand auch im Dählenwald eine Feuersbrunst. Das Feuer brach aus, weil zwei Männer das Feuer, das sie gelegt hatten, nicht löschten. Sie wurden denn auch für die Kosten verantwortlich erklärt. Wegen dieser beiden Brände wurde das Entfachen von Feuer in den Burgerwäldern verboten.

Beitrag an Neubau Gerberei

Die Gerberei hatte noch lange nicht ausgedient, obschon sie nicht mehr in den Händen der Burger war. 1883 wurden dem Gerber Probst 11 Stöcke zur Errichtung einer Gerberei bewilligt. Zu deren Vollendung und Ausstattung wurden später zusätzlich acht Stämme erlaubt.

330 Hektaren Burger-Wald

1884 sah sich die Burgerverwaltung veranlasst, wieder einmal die Grenzen ihrer Wälder festzustellen. Die Wälder erreichten eine Gesamtfläche von 330 Hektaren.

Das Burgervermögen bestand aus den Wäldern östlich und westlich der Vispa sowie dem Bergji-Wald. Die Wälder östlich der Vispa grenzten gegen Morgen an die Wälder von Lalden und die sogenannten Volkenwälder, gegen Mittag an die Gemeinde Visperterminen und an die Wiesen und Reben mehrerer Partikularen, gegen Abend an die Baumgärten und Reben von Visp und gegen Mitternacht an die Heerstrasse. Die Wälder westlich der Vispa grenzten gegen Morgen an Privatwälder von Visp, gegen Mittag an die Gemeinde Zeneggen, gegen Abend an den Trümmelschleif und gegen Mitternacht hinunter an den Grund. Der Bergjiwald grenzt gegen Morgen, Mittag und Mitternacht an die Güter von Partikularen und gegen Abend an die Eggentschuggen.

Auswärtige Burger wurden gleichgestellt

Im Burgerreglement von 1884 wurden die auswärts wohnhaften Burger in Fragen des Bauholzes den hier Wohnsässigen gleichgestellt. So heisst es im Artikel 7: «Inbetreff der Nutzungsrechte an dem für den Bau und Unterhalt von Gebäuden auf dem Gebiet der Gemeinde Visp bestimmten Holzes sind die auswärtigen Burger den Ansässigen gleichgestellt.»

Zweitwohnungen waren holzberechtigt

Auswärts wohnende Burger, die in Visp eine Zweitwohnung besassen, durften gemäss Burgerreglement von 1884 für die Dauer ihres Aufenthalts in Visp aus den Burgerwäldern Brennholz beziehen.

Angst vor der Cholera

1884 wurde in Visp eine Cholera-Kommission gegründet. 1885 wurden die Gemeinden vom Staat aufgefordert, die Vorschriften betreffend die Cholera-Bekämpfung einzuhalten, das heisst Vorräte an Desinfektionsmitteln anzulegen. Dr. Ferdinand Mengis und die Apotheken hatten darüber zu wachen. Am 24. Jänner 1885 meldete Präfekt Burgener dem Departement des Innern zuhanden des Bezirksarzts Dr. Mengis, im Magazin des Apothekers Weissen stünden noch circa 50 Zentner Stoffe gegen die Cholera zur Verfügung, von denen er einen Viertel gebrauche.

Benachteiligte Burgerinnen

Die Statuten von 1884 gaben die Nutzniessung der Burgergüter beiden Geschlechtern frei. Vorher waren die Burgertöchter und die Witwen ohne Rechte gewesen: Sie konnten das Los des dahingeschiedenen Vaters oder Ehemanns nicht antreten, sondern dieses fiel an die Burgerschaft zurück, wenn kein männlicher Leiberbe da war.

Einfach Visp zugeteilt

Die heimatlose Familie Ignaz Tichelli wurde am 30. Dezember 1884 der «Commune de Viège» zugeteilt. So wollte es ein bundesgerichtliches Urteil.

Burgerrat erbost

Zu erheblichen Differenzen zwischen Burgerrat und Förster kam es 1885. Mehrere Burger hatten mit Genehmigung des letzteren «malmes» Holz aus dem Thelwald entnommen. Das erboste den Burgerrat. 

Die reichsten Archive im deutschsprachigen Wallis

Im kantonalen Departement des Inneren hielt 1885 ein Mitarbeiter fest: «Besonders hinsichtlich der Landratsabschiede sind die (Visper) Archive die reichsten im deutschsprachigen Wallis, auch wenn viele alte Dokumente verschwunden sind. Sie sind in einem eigenen Lokal neben der Sakristei in der unteren Kirche untergebracht. Das Lokal ist für diesen Zweck geeignet und nur von der Sakristei her zugänglich. Es enthält genügend Schränke. Ich habe das Lokal vor drei Jahren besichtigt. Es war von der Sakristei her offen, die Fensterscheiben waren zerbrochen, der Boden mit Papier überdeckt, die Dokumente in einer vollständigen Unordnung. Trotz meiner Intervention wollte vor meiner Rückkehr niemand Hand anlegen. Im Herbst habe ich zusammen mit Vikar Lang, der von der Burgerschaft mit dieser Aufgabe betraut ist, während 10 Tagen die Akten eingesehen und geordnet.»

Am 21. Oktober 1888 verlangte der Burgerrat von Visp, das Burgerarchiv sei in guter Ordnung zu halten, da Pfarrer Schmid als Staatsdelegierter es jetzt durchforschen wolle.

1901 suchte die Burgerschaft nach einem feuersicheren Raum zur Aufbewahrung der Schriften. Sie war nämlich durch das kantonale Justiz- und Polizeidepartement aufgefordert worden, der Munizipalität zur Aufbewahrung der Protokolle der verstorbenen Notare in der Sakristei der Burgerkirche Platz für einen Schrank zur Verfügung zu stellen. Diesen sollte dann das «Sälchen» hinter dem St. Josefsaltar aufnehmen. Dies sei nämlich der feuersicherste Ort der ganzen Kirche.

Erneut wollte man das Burgervermögen verteilen

1886 wurde wieder einmal beschlossen, das Burgervermögen unter den Burgern zu verteilen. Die Burgerschaft ernannte eine Kommission, die diesbezüglich mit dem Staatsrat verhandeln sollte.

Burger mit Vergünstigung in Schützenzunft

1886 setzte die Burgerschaft die Schützenzunft Visp davon in Kenntnis, dass die Burger bei der Aufnahme in die Gesellschaft nur 80 statt 100 Franken zu berappen hätten. Grund dafür sei, dass das Gebäude ja Eigentum der Burgerschaft sei und diese dafür keinen Zins erhalte.

Löser wurden an Neuburger vergeben

1886 traten die Gebrüder Josef und Robert Bodenmüller als Neuburger folgende Löser an: ein Eyenlos zu 400 Klaftern, ein Wehreyenlos zu 225 Klaftern, ein Mühleyelos zu 150 Klaftern und ein Weidelos zu 500 Klaftern.
Dass ein Burger mehrere Löser zugeteilt erhielt, erachtete man mit der Zeit als nicht sehr wirtschaftlich. Die Burgerschaft beschloss daher eine Rationalisierungsmassnahme: Sie legte die Löser für den einzelnen Burger zusammen.

1886 alle Gebäude versichert

1886 fasste der Burgerrat den Beschluss, für circa 35 000 Franken sämtliche Gebäude der Burgerschaft bei der Helvetia-Versicherung gegen Feuer zu versichern.

«Mischi» versteigert

An der Gemeinderatssitzung vom 4. Februar 1887 wurde beschlossen, den Platz bei Eberhardts Haus und das «Mischi» zur Versteigerung zu bringen.

Kauf eines Gemeindestiers

Gemeinderat Weissen erhielt an der Sitzung vom 4. Februar 1887 den Auftrag, die vorläufigen Schritte für den Ankauf eines Stiers zu unternehmen und dann dem Rat einen Vorschlag zu unterbreiten.

1888 erreichte der Zuchtstier der Gemeinde Visp bei der kantonalen Prämierung in der 1. Kategorie den 10. Rang.

Klassen mit 36 Kindern

Noch 1887 betrug die Schülerzahl für einen einzelnen Lehrer durchschnittlich 36 Schüler. In grossen Klassen unterrichteten ältere, fortgeschrittene Schüler unter der Aufsicht des Lehrers jüngere Schüler.

Mini-Korrektion der Flüsse

1887 beschloss der Gemeinderat, die viertuntersten Sparren bei der Baltschiedner Brücke aufzunehmen und wiederherzustellen sowie das Steinsetzen auf dem rechten Ufer der Vispa bis auf die Höhe der Rasenkante zu vollenden. Diese Arbeit habe im Ermessen der Verwaltung innerhalb mehrerer Jahre zu geschehen.

Abzugkanäle und Wasserleiten

An der Gemeinderatssitzung vom 2. April 1887 diskutierte man darüber, ob die verschiedenen Abzugskanäle und örtlichen Wasserleiten in Versteigerung gegeben werden sollten oder ob man diese Arbeiten im Gemeinwerk ausführen wolle. Ein Entscheid war aber noch nicht spruchreif.

Lohn des Waldpersonals

1887 wurde der Lohn des Waldhüters Peter-Marie Wyer angesichts seiner gefährlichen Arbeit durch ein Kreisschreiben der Forstverwaltung auf jährlich 150 Franken angesetzt. Denselben Lohn erhielt 1891 Gemeindeförster Josef Bodenmüller. Auf diesen folgte 1910 mit Viktor Andenmatten der erste diplomierte Visper Förster.

Brennholz flössen

Noch im 19. Jahrhundert wurde der Wasserlauf der Vispa für den Holztransport genutzt. Beim Flössen wurden die Stämme zu einem Floss zusammengebunden und dann in den Fluss gesetzt.

Der Staatsrat ermächtigte Cäsar Gattlen 1888 in der Vispa 72 Klafter Brennholz von der Neubrücke bis nach Visp zu flössen.

Unter «Sandholzen» verstand man das Suchen und Sammeln von Holz, das bei hohem Wasserstand mitgeführt worden war, auch jenes, das beim Flössen verloren gegangen und im Flussbett stecken geblieben war. Besonders Leute, die keinen Zugang zum Burgerholz hatten, gingen bei Hochwasser, als weiter oben oft sogar grosse Stämme von den Fluten mitgerissen wurden, dieser Tätigkeit nach. Das war eine überaus gefährliche Arbeit, die nur von starken und wagemutigen Männern ausgeübt werden durfte – manchmal zu wagemutig, wie zum Beispiel 1948 in Visp, als ein bekannter Turner, Robert Zurbriggen, mit seinem circa 4 Meter langen Flösshaken an einem mächtigen Baumstamm kurz oberhalb der Landbrücke hängen blieb.

Holz für neuen Scheibenstand

1888 gelangte die Schützenzunft mit dem Gesuch für einen Beitrag an die Erstellung eines neuen Scheibenstandes an die Burgerschaft. Die Burger stellten der Zunft dafür das nötige Bauholz unentgeltlich zur Verfügung.

Hundeschilder

Hunde mussten schon 1888 stets ein Halsband mit einer Metallplatte tragen, auf der Name und Wohnort des Eigentümers standen. Sogenannte herrenlose Hunde, die nicht innert sechs Tagen zurückverlangt wurden, waren amtlich durch die Gesundheitspolizei und die Polizei zu töten.

Illegale Tierärzte

Am 6. Juni 1888 ging beim Präfekten des Bezirks Visp eine Klage gegen die Herren Barth Kummer aus Eyholz und Hübscher aus Visp ein, weil sie illegal die Kunst des Tierarztes ausgeübt hatten.

Vor der eigenen Türe wischen

Gemäss Verordnung der Munizipalgemeinde musste bis 1888 jeder vor seiner eigenen Tür wischen, danach sollte dies der Gemeindearbeiter tun, wobei dafür zwei Tage genügen sollten. Gleichzeitig wurde die Stelle eines Strassenkantoniers für zwei Wochentage geschaffen.

55 Burgerfamilien

1888 lebten 55 nutzungsberechtigte Burgerfamilien in Visp.

Bibliothek zunächst für den Nachwuchs

1888 empfahl der Kanton den Gemeinden, eine kleine Bibliothek zu gründen, zum Gebrauch sowohl der Kinder als auch der Lehrpersonen. Dieser Empfehlung kam auch die Gemeinde Visp nach. Die erwachsenen Visperinnen und Visper mussten warten.

Kakao aus der Apotheke

Die Visper Apotheke Schläpfer bot 1888 als «billigstes und bestes» Frühstücksgetränk leicht löslichen Kakao an.

Visper Epicier warb für Maggi

1899 warb der Visper Epicier Xaver Furger im «Walliser Boten» für seine Maggi-Suppen.

Xaver Furger betrieb einen Handel mit Mercerie und Quincaillerie an der Brunnengasse.

Nicht datiert, Fotograf unbekannt, erschienen in Fux 1996, zVg/Rosanna Lareida

Burger in der Fasnacht aktiv

Dem allgemeinen Wunsch entsprechend und um die Verbrüderung unter den Burgern zu festigen, beschloss der Burgerrat 1889, in der Fasnachtszeit einen Burgertüch zu geben.

Pflanzschule mit Schutzfunktion

Die Burgerschaft Visp nahm sich 1890 vor, eine Pflanzschule zu erstellen, um die Wiederbepflanzung des ausgerotteten Waldes «förderlichst zu erweitern».
Ihr Beschluss lautete: «Die vom Bund empfohlenen Schutzbänder aus lebendigem Holz sind anzulegen, um dadurch den heftigen Wind in der Rottenebene zu brechen.»

Kein Holz für Telegrafenlatten

Nicht jedem Holz-Gesuch konnte entsprochen werden, weil, wie es hiess, der Wald dadurch zu sehr geschwächt worden wäre. So ersuchte Leutnant Moritz Andenmatten 1890 um etwa 50 Stück für Telegrafenlatten. Die Burger aber verweigerten diesem Begehren die Zustimmung.

Für Wiederaufbau von Gampel

In der Nacht vom 15. zum 16. März 1890 brannten rund drei Viertel des Dorfs Gampel nieder. Zum Wiederaufbau schenkte die Burgerschaft Visp der Gemeinde Gampel 38 Baumstämme (Weisstannen) aus dem Alben- und Riederwald.

Bezüglich Eigentum herrschte Unklarheit

Am 16. Januar 1891 fragte man sich im Burgerrat, ob es schicklich sei, wegen dem Eigentum des Landes zwischen Pulverturm und St. Martinskirche einen Handel mit der Munizipalgemeinde vor Gericht anzustrengen. Die damalige Verwaltung hatte für 1846/47 dem Verkäufer des Sands 548 Franken bezahlt.

Zehn Tage später wurde beschlossen, mit der Munizipalität darüber friedlich zu verhandeln.

1894 beschloss die Burgerschaft Visp, Sand zwischen dem Pulverturm (beim heutigen Luftschutzkeller) und der St. Martinskirche zu verkaufen und dafür eine Versteigerung anzusetzen.

Der Gemeinderat machte dies aber rückgängig, weil er die Munizipalgemeinde als Eigentümerin dieses Bodens betrachtete. Die Munizipalgemeinde forderte die Burgerschaft auf, ihre diesbezüglichen Rechte geltend zu machen. Bei einem allfälligen Prozess sollte als Jurist Alfred Perrig aus Brig beigezogen werden.

Gemeinderat Weissen erhielt die Vollmacht, die Lösung dieser Frage auf gerichtlichem Weg anzugehen. Die gesamte Eigentumsfrage vom Pulverturm bis zur Landbrücke solle endlich geklärt werden.

Die Suppe wurde aber nicht so heiss gegessen, wie sie gekocht wurde. An einer gemeinsamen Sitzung vom 11. Februar 1895 kam es zur Vereinbarung, dass die Burgerschaft der Munizipalität den Boden dem Frieden zuliebe überliess.

Am 17. November 1900 wurde die Vermarchung beim alten Vispabett beschlossen. Es dauerte aber noch fünf weitere Jahre, bis an einer Sitzung der beiden Räte die Grenzen zwischen Gemeinde- und Burgerboden gezogen werden konnten.

Zuckerrüben? Nicht erwünscht!

Am 13. April 1891 erhielt Präfekt Adolf Burgener vom Departement des Innern in Sitten einen Brief, in dem der Wille bestätigt wurde, in Visp einen Versuch mit der Kultur von Zuckerrüben zu machen. Dem Schreiben lagen zwei Pakete Zuckerrüben-Samen bei. Das erste enthielt solchen der Sorte «Brabant», das andere solchen aus Deutschland. Die beiden durften nicht vermischt werden. Jede Sorte sollte auf je einem Feld von circa 500 Quadratmetern angepflanzt werden. Am 26. September 1891 erkundigte sich der Chef des Departements des Innern nach den Resultaten, die mit den Zuckerrüben-Bepflanzungen erreicht wurden. Die Antwort des Visper Präfekten liegt noch immer nicht vor.

Rückfall in die Zeit der Selbstversorgung

Als 1891 aufgrund der Eröffnung der Bahn nach Zermatt in Visp Verdienstmöglichkeiten weggefallen waren, wurde der Gemeinderat in einem anonymen Brief ersucht, jenen, die keine Arbeit mehr fanden, die Bewilligung zu erteilen, eine Schaf- oder Ziegenherde, eine sogenannte «Gaishut», zu halten. Man glaube, es gebe im Bezirk genügend Wälder und sonstige Allmend, um besagte Herde auf den Weidgang treiben zu dürfen.

Diesem Begehren wurde überraschenderweise entsprochen. Die Forstverwaltung bewilligte den Weidgang von Schafen und Geissen vom Geisstreyen unterhalb der Albengüter bis hinunter zur Grenze zu Raron. Nichtburger hatten pro Tier jährlich einen Franken zu entrichten.

Für Kanaltunnel unter Vispa

1892 ersuchten die Unternehmer Borter und Ramoni um 12 Weisstannen mit einem Durchmesser von je 50 bis 60 Zentimetern für circa 50 Piloten zur Erstellung eines Kanals unter dem Lauf der Vispa, das heisst, um daselbst den Graben des Entsumpfungskanals durchzuziehen. Angesichts der Nützlichkeit dieses Werks für Visp entsprach der Burgerrat diesem Gesuch.

Kleiderspesen für Fahnenträger

1892 verlangte Hauptmann Gustav Mengis von der Burgerschaft den Betrag von 130 Franken für eine neue, dem neuen Fähnrich Ferdinand Andenmatten abgegebene Offiziersausrüstung und Kleider.
Der Burgerrat war sich bewusst, «mit Herrn Mengis in dieser Sache keine Beziehungen gehabt» zu haben, da es ihm gleichgültig sei, woher der Fähnrich seine Kleider beziehe.

Immerhin wurde dem Fähnrich für dieses Jahr eine Entschädigung von 5 Franken bewilligt. Drei Jahre später wollte die Burgerschaft dann plötzlich die Uniform des Fähnrichs selber anschaffen und auch deren Eigentümerin bleiben.

Offenbar blieb dieser Beschluss Buchstabe. Erst anfangs des dritten Jahrtausends wurde er in die Tat umgesetzt. In der Zwischenzeit ersetzte die jeweilige Militäruniform des Fahnenträgers die vorgesehene Spezialuniform.

Wälder vermarcht

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Gemeindewaldungen der Burgerschaft Visp sukzessive vermarcht: 1892 der Engeboden und der Albenwald, das Eyholzer Chi und der Dählwald, 1893 der Bergji-Wald, die Geisstreyen und der Graubergwald sowie der Riederthalwald gegen Raron hin.

Pulver- und Eisenhandlung

Noch 1892 führte Luise Andenmatten in Visp eine Pulver- und Eisenhandlung. Davon zeugt ihre Jahresrechnung für das Vorjahr im Betrag von 138.76 Franken an den Präfekten des Zenden Visp.

Beholzen durch Einwohner nur im Winter

Die Burgerschaft Visp verfügte 1894, dass die Beholzung des Waldes durch die Einwohner künftig nur noch während den Wintermonaten Dezember, Januar und Februar gestattet sei, jeweils am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag, zudem dürfe das Abholz am Boden nicht zu dick sein.

Reinerlös unter Burgern aufgeteilt

Die Burgerschaft Visp verkaufte 1895 Bauholz für die entstehende Fabrik der Dynamit-Gesellschaft in Gamsen. Der Reinerlös dieses Handels wurde direkt an die Burger verteilt, was 20 Franken pro Haushaltung ausmachte. Die Begründung für diese Grosszügigkeit gegenüber den Eigenen liess sich nicht feststellen.

Burger rieten zu Steinhausbau

1895 begehrte Peter Marie Studer bei der Burgerschaft 17 Tannen zum Bau eines Holzhauses an. Dies wurde ihm nicht zugestanden. Der Burgerrat riet ihm, ein Steinhaus zu bauen. Dafür werde ihm das nötige Bauholz zugesprochen. Zur Begründung führte der Rat an: «Unsere Wälder sind sehr erschöpft.» Durch die Dürre in den Jahren 1893 und 1894 hätten sie stark gelitten. Im Dählenwald bzw. Thelwald entlang der Grossen Eye sei sogar ein grosser Teil des jungen Holzes verdorrt.»

Nutzen und Gefahren der Holzschleife

Förster Pierre-Marie Wyer stellte den Rat 1895 vor ein schwer zu lösendes Problem: Im Wald hinter dem Hohtee befinde sich noch ziemlich viel Bauholz. Beim «Ablassen» durch den bestehenden «Schleif» aber würde dieses bestimmt arg zerschmettert. Seiner Ansicht nach wäre es ein Vorteil, einen Querschleif zu erstellen, um zu verhindern, dass das Holz zerschmettert wurde.

Während Jahrhunderten war der Waldschleif, in dem Holz ins Tal befördert wurde, ein unverzichtbares Instrument in der Bewirtschaftung der Wälder, besonders in den steilen Wäldern rund um Visp. Meistens wurde das Holz durch diese Schleife zu Tal befördert und dort auf Fuhrwerke geladen oder in einen Flusslauf geworfen und so bis zu einem bestimmten Punkt geflösst. Wo möglich wurden von der Natur gegebene Schleife wie Gräben, Schluchten und Senken benutzt, andere wurden künstlich angelegt. Diese Holzwege durften nicht ohne Weiteres von jedem benutzt werden. Es war auch wichtig, dass die Baumstämme nicht vom Waldschleif in Wiesen abglitten und dort Schaden anrichteten. Aus diesem Grund wurde der Burgerrat eingeladen zu untersuchen, wie man die Holzableitung vom Thelwald her verbessern könne, ohne dabei in den Baumgärten Schaden zu verursachen.

Auch manch andere Holzschleife bereiteten der Burgerschaft Probleme, vor allem dort, wo das Holz in steile Felspartien geleitet wurde, wo die Stämme aufsplitterten.

1904 wurde oberhalb des Furrentschuggens in Eyholz ein Waldschleif erstellt.

Die Baltschiederbrücke

1897 wurde eine neue hölzerne obere Baltschiederbrücke gebaut, dies ohne finanzielle Beteiligung der Gemeinde Visp. Nach 15 Jahren hatte diese Brücke aber schon ausgedient, denn 1913 musste eine neue erstellt werden. Diesmal beteiligte sich Visp mit 4 321 Franken.

«Pflanzt Bäume, verschönert die Erde!»

Ignaz Zenklusen bot 1888 Hochstämme, Pyramiden- und Zwergbäume in allen Sorten aus seiner «Baumschule Vispach» neben der Pflanzetta an, und zwar unter dem Slogan «Oh, pflanzt Bäume und verschönert die Erde».

Das Wallis hatte die billigsten Schüler

1896 wendete das Wallis 14 Franken im Jahr pro Primarschüler auf, Uri 17, Tessin 24, Zürich 80 und Genf 84 Franken.

Markt trotz Seuche

Obwohl 1898 in Gampel die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen war, führte Visp seinen Markt dennoch unter bestimmten Vorsichtsmassnahmen durch.

Doppelspurigkeit im Armenwesen

1899 stellte die Munizipalität eine Armenpflege für die Gemeinde auf die Füsse. Für die Burgerschaft nahm sich der Spendenvogt der Armen an. Zwecks Koordination dieser verschiedenen Bemühungen wurde der Spendenvogt, Raphael Viotti, auch Mitglied der Armenpflege.

In Stein und ohne Schindeln bauen

1899 wurde beschlossen, dass im schwer brandgeschädigten Albenried der Wiederaufbau möglichst nur in Stein erfolgen sollte. Zudem sollte beim Decken der Dächer auf den Einsatz von Schindeln verzichtet werden.

Drei Visper starben am «Hiotertschuggo»

Vor dem «Wyss Grabo» auf Territorium Visperterminen, wo fast ständig Steine von oben herunterstürzen, muss man achtgeben, um niederstürzenden Felsstücken aus dem Weg zu gehen. An dieser steilen, etwa 100 Meter breite Halde trat noch um die vordere Jahrhundertwende die Wasserleitung wieder in die jäh abstürzenden schwarzen Felsen in die «Schwarz Heji». Auf dieser letzten Strecke, am «Hiotertschuggu», stürzten kurz vor Ende des 19. Jahrhunderts drei Visper Bürger ab und kamen ums Leben. Burgerrat Ruppen ging im Auftrag der Burgergemeinde mit einem Holzhändler in den Visper Burgerwald, nahm den Weg der Wasserleite entlang und stürzte vor den Augen seines Begleiters ab. Fast an derselben Stelle verunglückten zwei weitere Männer.

Kommando über Feuerwehr

1900 waren zwei frühere Gemeindepräsidenten und Burgermeister bereit, höhere Chargen zu übernehmen: Francis Burgener wurde Feuerwehrkommandant, Lot Wyer Sektionschef. Letzterer übernahm 1905 das Kommando. Während seiner Amtszeit trat eine wesentliche Änderung im kantonalen Feuerwehr-Instruktionswesen ein.

Burgerschaft kaufte Boden

Am 2. Dezember 1900 kaufte die Burgerschaft Visp von Ferdinand Karlen in der Wehreye 249 Klafter Boden (946,74 Quadratmeter) zu 1.50 Franken pro Klafter.

Vergehen publizieren!

1900 verlangte die Urversammlung, dass die Namen der Delinquenten schwerer Verbrechen beziehungsweise Diebstähle auf dem Ausrufungsplatz öffentlich bekannt gegeben wurden.

Jedes Los zu 1500 Quadratmeter

Im Herbst 1900 befand die Burgerschaft, die Praxis, einem Burger mehrere Löser in verschiedenen Gebieten des Gemeinde-Territoriums zuzusprechen, sei nicht sehr wirtschaftlich. Im Herbst 1900 wurden die Löser in der Wehreye zusammengelegt und neu verteilt. Jedem Burger wurde ein Los mit einer Fläche 1 500 Quadratmetern zugesprochen. Da gleichzeitig die Wagenleisen und Wasserleiten gerade gezogen wurden, bedingte diese Zusammenlegung verschiedene Bodenkäufe von Anstössern.

Gut bezahlte Arbeit

«Schwiderbeeren» (Berberitzen), die in Visperterminen gesammelt wurden, konnte man um 1900 in Visp für 10 Rappen das Pfund verkaufen. Aus den Früchten wurde Schwider-Wein hergestellt.

Im Hofji dominierte 1910 die Landwirtschaft; im Hintergrund das Gemäuer des historischen Meierturms.

ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv, Fotograf unbekannt, Ans_13053, Public Domain Mark

Telefon mit Handbetrieb

Just an der Jahrhundertwende, am 15. Juli 1900, nahm man das Visper Telefonnetz mit einer Handzentrale in Betrieb und richtete die ersten paar Telefonanschlüsse ein. Bald entstanden auf den Häusern grosse Isolatorenständer für die immer zahlreicher werdenden Telefonleitungen.

Waldschäden vor Weihnachten

Als die Gewohnheit einriss, bei grossen Feierlichkeiten auf Strassen und Plätzen zur Zierde der Burgschaft junge Waldbäume aufzustellen, wollte man diesem Übel einen Riegel schieben: Die Urversammlung von 1900 verbot das Fällen junger Bäume zu solchen Zwecken.

Die Sägematte im Vordergrund – von R. Dikenmann zwischen 1860 und 1870 festgehalten –, war während Jahrzehnten ein bedeutendes Kleinindustriequartier; der Mühlewuhr floss gedeckt durch das ganze Quartier. 

Erschienen in Fibicher

Sägematte, das Industrie- und Gewerbequartier

Der älteste Sohn von Alois Zurbriggen, Theodor, ging 15-jährig bei Meister Hermann Werlen in die Schreinerlehre, kam nach zwei Jahren mit solidem beruflichem Rüstzeug nach Visp zurück, arbeitete vorerst bei Schreinermeister Josef Perren als Geselle und half daneben im väterlichen Betrieb und auch in der ausgedehnten Landwirtschaft mit. 1888 beschloss er sich beruflich selbstständig zu machen, und zwar in Visp. Schon lange hatte er ein Auge auf eine Liegenschaft geworfen, die für ihn von besonderem Interesse war – dies, weil sich dort reichlich Wasserkraft anbot, die bis dahin nur zum Teil genutzt worden war. Es gelang ihm die Mittel zu organisieren, um einem Konsortium die Sägerei an der «Wuhr», auf der «Müra» abzukaufen. Jeder der angesehenen Familien Gentinetta, Seiler, Burgener und von Stockalper musste er die stattliche Summe von 5 000 Franken auszahlen, um in den ersehnten Besitz zu gelangen.

Theodor Zurbriggen verschrieb sich fortan auch dem Holzhandel und gliederte dem Betrieb sehr bald auch sein gelerntes Metier an, eine Schreinerei: Um 1900 führte er auf der Sägematte seine Sägerei und Schreinerei. Die Säge wurde von einem riesigen Wasserrad von 5,5 Meter Durchmesser und einer Dicke von 1,6 Metern angetrieben. Der Name der Schreinerei war bis nach Zermatt gedrungen, was zur Folge hatte, dass er jeweils für mehrere Monate im Jahr mit der ganzen Familie an den Fuss des Matterhorns zügelte, um den vielen Aufträgen besser nachkommen zu können. Sitz des Unternehmens aber blieb Visp. Hier war der Besitz, hier gingen auch die Kinder zur Schule.

Aus eigenem Interesse, wohl aber auch auf Druck von aussen, baute Zurbriggen die Sägerei wegen der zur Verfügung stehenden Wasserkraft auch auf andere Bereiche aus. So wurden zwei zusätzliche Räder ins Wasser gesenkt, was gestattete, zwei Mühlen anzubieten.

Von überall her kamen die Bauern, um ihr Korn oder ihren Mais mahlen zu lassen. Der spätere Einbau einer Drescherei, die noch im Zweiten Weltkrieg ihren Dienst leistete, war dann fast die logische Folge; es zeigte sich, dass grosser Bedarf danach bestand, und zwar weit über Visp hinaus.

Da dort auch eine Metzgerei und eine Bäckerei geschäfteten, war die Sägematte während Jahrzehnten und noch bis weit ins 20. Jahrhundert hinein neben der Lonza das Visper «Industrie- und Gewerbequartier».

Als Schreinermeister Theodor Zurbriggen 1902 endlich dazu kam, seiner Familie auf seinem Areal in der Sägematte an der Müra ein eigenes Heim zu bauen – zwischen Schreinerei und Sägerei – war das für Visp insofern ein seltenes Ereignis, als hier zuvor während mehr als 30 Jahren kein Haus von dieser Grösse mehr errichtet worden war. Bis in seine letzten Finessen dürfte es aber erst 1909 fertiggestellt worden sein. Dass die eigenen Bedürfnisse so lange zurückgestellt werden mussten, ist wohl auf die Hotellerie in Zermatt zurückzuführen, aber auch auf die Lonza AG. Diese errichtete nämlich in diesen Jahren ihre ersten Bauten im Gurtengrund und brachte dem einheimischen Handwerk immer wieder Beschäftigung.

Die ersten Klassen in Visp um die vordere Jahrhundertwende, kurz vor dem Bau des ersten Visper Schulhauses. Die Schülerinnen und Schüler stehen mit ihrer Lehrerin auf der Treppe zur St. Martinskirche. Als Schulzimmer diente noch das Erdgeschoss im rechts davon stehenden Pfarrhaus, obwohl es dafür schon zu wenig Platz bot.

Fotograf unbekannt, erschienen in Fux 1996, zVg/Christian Fux

Schützenzunft befreit von Steuern

An der Ratssitzung der Munizipalität Visp vom 18. Januar 1901 wurde beschlossen, die Kapitalien der Pfarrei, der Kaplanei, des Rektorats und der Schützenzunft der Besteuerung zu unterwerfen. Angesichts des obligatorischen Militärschiessens beschloss der Rat ein Jahr später, wenigstens die Schützenzunft von der Steuer zu befreien.

Messung der Niederschläge

Niederschläge werden in Visp seit 1901 gemessen. Das bestätigte Meteo Schweiz 2003 und führte dazu aus, dass in Visp bereits der dritte Standort der Niederschlag-Messstationen in Betrieb ist.
Von 1901 bis 1971 stand die Station im Zentrum östlich der Bahnhofstrasse. Sie wurde während vielen Jahren vom Apotheker Burlet betreut. Anschliessend wurden die Messungen bis 1982 von der Landwirtschaftlichen Schule in Hohbrunnen südlich des Friedhofs weitergeführt. Da umfassten die Berichte schon die täglichen Niederschlagsdaten und im Winter auch die Neuschnee- und Totalschneehöhen. 1980 wurde im Gutsbetrieb Stalder – früher Lonza, später Burgerschaft – im nördlichsten Teil die automatische ANETZ-Station Visp in Betrieb genommen.

Neu: Burgerrat als Fenner

1902 bestimmte der Burgerrat den Ankauf einer neuen Fahne und die Anschaffung eines feuersicheren Schranks für die Aufbewahrung der Wertschriften. Künftig wollten die Burgerräte selber das Fenneramt versehen. Es sollte von den Ratsmitgliedern abwechselnd bekleidet werden. Als erster trat Ludwig Wyer dieses Amt an.

1904 feierten Pauline Casetti-Eberhardt und Albert Casetti in Visp ihre Hochzeit, v. l. n. r. 1. Reihe: Josef Eberhardt, Jakob Perren, das Brautpaar Pauline Casetti-Eberhardt und Albert Casetti, eingerahmt von den beiden Blumenkindern Anneli Darioli (links) und Louis Pianzola, dann Margareta Eberhardt-Perren, nicht identifizierbar (n. i.), Maria Darioli. – 2. Reihe: n. i., Louis Della Bianca, Lorenz Della Bianca, Maria Della Bianca, Emmely Della Bianca-Pellanda, nicht identifizierbar, Casimir Darioli – 3. Reihe: n. i., Maria Studer-Eberhardt, Jean Studer, Eduard Eberhardt, Hufschmied Jean Eberhardt sowie zwei Angehörige der Familie Pianzola.

Fotograf unbekannt, zVg/Giovanna Gattlen-Pianzola

Reger Handel mit Waldparzellen

Anfangs des 20. Jahrhunderts betrieb die Burgerschaft Visp einen regen Handel mit Waldparzellen. 1902 wurde eine Parzelle im Ausmass von 16 950 Quadratmetern in den Geisstreyen zum Betrag von 337 Franken an Robert Bodenmüller veräussert. 1903 erwarb man von Peter-Joseph Furrer 2 894 Klafter (11 000 Quadratmeter) im oberen Krimeggenwald und 10 300 Quadratmeter im unteren für 971 Franken. Im Oberwald beim Albenwald kaufte man 1910 von J. Zanella eine Parzelle für 616 Franken. Bedeutender war 1912 der Erwerb von 91 600 Quadratmetern von Jakob Pini und Josef Bodenmüller im Krimeggenwald für 3 660 Franken.

Geschenk mit Bedingungen

Am 27. Mai 1905 beschloss der Gemeinderat die Vermarkung des alten Vispa-Betts im Schwarzen Graben bis an die Eisenbahnlinie. Damit trat die Munizipalgemeinde dieses an die Burgerschaft ab, unter der Bedingung, dass dort innert 10 Jahren ein Schutzband aus Bäumen erstellt wurde.

Luigi Casetti, geboren 1881 in Bognanco Dentro, war als junger Bursche über den Simplonpass nach Visp gekommen, wo er am Kaufplatz ein Tuchwarengeschäft eröffnete. Dem tüchtigen Kaufmann war keine lange Tätigkeit vergönnt: Im Alter von erst 37 Jahren starb Luigi Casetti 1918 und wurde in Visp beerdigt.

Fotograf unbekannt, erschienen in Fux 1996, zVg/Rudolf Ruppen

Burger wollten Aufsicht

Am 21. Juli 1905 bat die Burgerschaft die Munizipalgemeinde, bei den öffentlichen Arbeiten beispielsweise an Kanälen die Burgerschaft zu avisieren, damit Aufsicht gestellt werden könne.

Unterhaltungsverein unterbrach Dorfstille

In Visp war 1905 so wenig los, dass sich junge Männer und Frauen – etwa 25 an der Zahl – zu einem Unterhaltungsverein zusammenfanden. Dieser startete fulminant, verschwand aber schon ein knappes Jahr später.