1842 erreichte der Kulturkampf im Wallis einen Höhepunkt. Im März verbot der Bischof, den liberalen «Jungschweizern» die Sakramente zu spenden. Im August verbot er den Gläubigen, das «Echo des Alpes» der Liberalen zu lesen.
Zum Herrgottstag amtlich aufgeboten
Gemäss einer Burgerratsverordnung von 1842 hatte die Landwehr am Fronleichnamsfest in Uniform zu erscheinen.
Verpflichtungen gegenüber Domkapitel abgelöst
Schon lange störte man sich in Visp, dass die Pfarrei vom Zehntensegen reichlich an den Dekan von Valeria in Sitten weitergeben musste. Diese Zehntenlasten wurden mit der Zeit immer drückender, sodass man ins Auge fasste, sich von diesen loszukaufen.
1843 kauften sich Visp und Visperterminen von den jahrhundertealten Verpflichtungen gegenüber dem Domkapitel los. Es ging um den Loskauf des Weinzehnten von Visp (20 Sester) und Visperterminen (100 Sester), welcher dem Domdekan von Valeria als Kollator der Pfarrpfründe von Visp gehörte. Domkapitel und Bischof stimmten dem Ablösungspreis von 6 450 Pfund zu.
Pfarrer als Gesundheitsfachmann
Ein halber Doktor war der berühmte Pfarrer Moritz Tscheinen aus Törbel. Am 23. April 1843 verfasste er zuhanden des Visper Arztes Dr. Ferdinand Mengis für eine kranke Frau im Dorf einen fünfseitigen Gesundheitsbericht.
Kirchenrenovation, die nur 10 Jahre hielt
Am 5. Hornung 1845 beschloss der Pfarreirat die Reparatur der Pfarrkirche, der St. Martinskirche. Diese umfasste folgende Arbeiten:
- neue Fenster ausschlagen, neue Fensterscheiben
- Orgel vergrössern, Laube hinterwärts stufenweise erhöhen
- Sakristei erhöhen und neu einrichten
- Turm verbessern und befestigen
- Kreuzgang bei Seitenaltären, neue Platten legen.
Genau 10 Jahre später machte das furchtbare Erdbeben dies alles und noch viel mehr zunichte.
Mission mit Jesuiten
1845 beschloss die Pfarrei, unter der Leitung eines ehrwürdigen Jesuiten eine Mission abzuhalten, dies zur Aussöhnung der entzweiten Gemüter. Die Politik hatte nicht am wenigsten zu dieser Situation beigetragen.
Visper Dekane
Dekane des Dekanats Visp waren im 19. Jahrhundert Kaspar Ignaz Stoffel, 1839–56, und Josef Tantignoni, 1856 und 1874–95. Anfang des 20. Jahrhunderts war Theodul Wirthner Dekan (1907–34).
Blick des Naturforschers Engelhardt auf Visp
Der Strassburger Historiker und Naturforscher Christian Moritz Engelhardt kehrte in den Jahren 1835 bis 1839 alljährlich in Visp bei der Gastwirtefamilie Clemenz in der Herberge «zum weissen Pferd» ein – dort, wo heute das La Poste steht. Der Betrieb gehörte der Familie des Spitzenpolitikers Joseph Anton Clemenz.
Gelegenheit also für Engelhardt, sich auch näher mit dem Dorf, der Burgschaft zu befassen. Seine Beobachtungen nachstehend: «Wie die Visp[a] der engen Thalschlucht, etwas oberhalb Vispach, entronnen, tritt sie hart an der steilen westlichen Berglehne in’s Rhonethal. Sie durchströmt in mehreren Armen ihr weites, mit Gerölle besätes Bett. Der Boden erhebt sich, von ihrem Ufer an, ziemlich stark nach der östlichen Berglehne. Hier hat sich Vispach sicher vor ihren Verwüstungen angesiedelt, der Breite nach von der Landstrasse durchzogen, indessen die älteren Gebäude sich an den Weg thalaufwärts reihen. Auf dem hügeligen Boden, gleich über der Visp, stehen zuvörderst die Dreikönigskirche, thalaufwärts, fast am Ende der Ortschaft die St. Martinskirche, beide sehr geräumig. Letztere in einfach würdigem, italienischen Styl, etwa vor 150 bis 200 Jahren erbaut, zeichnet sich durch ihren ziemlich hohen, kunstreichen Kirchthurm aus. […| Zunächst der Dreikönigskirche besuchten wir ein uraltes, noch bewohntes Haus, der Gräfin Bühl genannt, weil es einst der Wohnsitz der Gräfin Blandra gewesen, derselben die 1365 an der Rhonebrücke, bei Naters, nebst ihrem Sohn, Anton, ermordet wurde, ein Mord, über dessen Ursache und Thäter die Nachrichten schweigen. Übrigens lag in den damaligen heftigen Partheiungen im Wallis des Anlasses genug zu Gewaltthaten. Der Saal, vermuthlich noch in seiner ursprünglichen Gestalt, hat in den tiefen Maueröffnungen der kleinen Fenster, wie in alten Bauten gewöhnlich, beiderseits steinerne Sitze; in der Vorderwand befindet sich eine kleine, mit Holzflügeln verschlossene Kapelle, daneben ein geringes Freskogemälde, Judith und Holofernus; Die Feuerstelle bestehet in einem ungeheuren steinernen, sogenannten französischen, Kamin mit Schnörkel-Verzierung.
Nur bei unserer längern Anwesenheit beschäftigten mich diese historischen Erinnerungen. Sonst richtete sich immer der erste Blick das Vispthal aufwärts. Obstgärten, Nussbäume auf Wiesen, stufen sich neben den Gebäuden zum Vorgrund auf, links östlich scheinen sich mehrere Bergabhänge über einander zu schieben. Über den vordersten, den unterhalb Reben, oberhalb Wald bekleiden, schaut hoch oben der Kirchthurm von Visp-Terminen, aus einer abermals mit Wald überlagerten Wiesenumgebung hervor. Die westliche, sehr steile Berglehne, durchfurchen Wasserrinnen, zwischen Waldparthien und magern Rasen. Im Hintergrund, nach Süd, teilt sich ein Felsgebirg, mit abentheuerlichen Zinken, auf; es ist der Gränchenberg, der zwischen Stalden und St. Nicolas die östliche Tallehne ausmacht.»