Planung von Visp West, entscheidend für die Entwicklung der Gemeinde
Als 1988 in Visp West Bautätigkeit einsetzte, rückte das Gebiet zwischen Vispa, SBB-Linie, neuer Unterführung, Strasse in die Wehreya und dem Lonza-Kanal in den Fokus: Es bestand nämlich Gefahr, dass hier ein unkontrolliertes Bauen einsetzte und dass Fehler gemacht wurden, die nachträglich nicht mehr korrigiert werden konnten.

Das Bild zeigt ein praktisch noch unberührtes Visp West im Jahr 1979. Einzig die Sportanlagen – Sportplatz Mühleye und Schwimmbad – standen bereits seit anfangs der Sechzigerjahre. Dazu kamen das Zeughaus auf der Höhe des Bockbart sowie wenige Wohnhäuser.
ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv, Comet Photo AG Zürich, Com_FC22-3930-004 CC BY-SA 4.0
Visper gewann Wettbewerb Visp West
Um eine befriedigende Planung realisieren zu können, die auch in Zukunft Bestand hatte, beschloss die Gemeinde, einen Ideenwettbewerb für die Planung des Wohngebiets Visp West schweizweit auszuschreiben. 33 Architekturbüros holten die Wettbewerbsunterlagen nach der Ausschreibung 1988 ab.
Die Jury hatte aber lediglich über zwölf Projekte zu befinden, die aus den verschiedensten Gebieten der Schweiz eingetroffen waren. Fachleute führten dieses mangelnde Interesse auf zwei Ursachen zurück: Zum einen stellte man ganz allgemein fest, dass die Branche überlastet war, zum anderen handelte es sich um eine nicht leicht zu lösende Aufgabe. Die Projekte enthielten viele interessante Ideen, so die Juroren, wenn auch darunter keine «tipptoppe» Lösung zu finden sei. Mit Luigi Nicolazzi setzte sich ein Visper gegen beachtliche, auch ausserkantonale Konkurrenz durch; sein Projekt trug den Titel «Winnetou». Der erste Rang war mit 45 000 Franken dotiert.

Anfangs der 90er-Jahre hielt der Gemeinderat fest, Visp West sei das einzige grössere und in sich zusammenhängende Gebiet, in dem eine wesentliche Ausdehnung der bestehenden Visper Wohnsiedlung überhaupt noch möglich sei. Inzwischen steht das neue Wohnquartier Visp West und es wächst noch weiter.
© Daniel Reust
Martin Steiger, engagierter Planer
Vor allem in den ersten Jahren nach 1988, in denen die Gestaltung des Wohngebiets Visp West in den wesentlichen Zügen festgelegt wurde, trug der Zürcher Planer Martin Steiger mit seinem Engagement wesentlich zu einem soliden Fundament der Planung bei. Mit seinen hohen fachlichen Qualitäten, aber auch mit seiner Fähigkeit, das politisch Machbare nicht nur zu erkennen, sondern seine Gesprächspartner davon zu überzeugen, hatte er grossen Anteil am Erfolg dieses Vorhabens. Am 25. März 1995 starb er unerwartet mitten in seiner Arbeit.
Detailnutzungsplan für Visp West
Anfangs der 90er-Jahre hielt der Gemeinderat fest, Visp West sei das einzige grössere und in sich zusammenhängende Gebiet, in dem eine wesentliche Ausdehnung der bestehenden Visper Wohnsiedlung überhaupt noch möglich sei. Dieses Gebiet befand sich zum Teil bereits seit anfangs der 60er-Jahre, zum Teil seit Mitte der 70er-Jahre in der Bauzone. Aufgrund der neueren Raumplanungs- und Umweltschutzgesetzgebung des Bundes war die Gemeinde verpflichtet, diese Zonenordnung samt Bauvorschriften zu überarbeiten.
Für Visp West geschah dies mit dem Detailnutzungsplan. 1990 wurde der Vorentwurf für die Planung Visp West öffentlich aufgelegt. Nachdem der ursprüngliche Entwurf und das dazugehörige Reglement aufgrund der Wünsche verschiedener Grundeigentümer im Verlauf des Verfahrens in wesentlichen Punkten angepasst worden waren, nahm die Vorlage, als sie dem Volk unterbreitet wurde, sowohl auf die Interessen der Grundeigentümer als auch auf diejenigen der Steuerzahler weitgehend Rücksicht. Sie konnte so insgesamt als ausgewogen betrachtet werden. Zuvor hatten die Grundeigentümer anlässlich einer von der Gemeinde durchgeführten Befragung grossmehrheitlich Ja zum Detailnutzungsplan und zum dazugehörigen Reglement gesagt. Für die Steuerzahler sollte der Detailnutzungsplan keine finanziellen Auswirkungen haben. Die Kredite, die für die weitere Erschliessung notwendig wurden, mussten ja in jedem Fall der Urversammlung unterbreitet werden.
1993 äusserte sich auch der Staatsrat im Rahmen des Vorprüfungsverfahrens positiv zum Detailnutzungsplan. Die Urversammlung vom 30. August 1994 stimmte der Vorlage zu; die wenigen Abänderungsanträge lehnte sie ab.
Aus diesen Gründen empfahl der Gemeinderat, dem Detailnutzungsplan Visp West mit Reglement zuzustimmen. Aber offenbar waren auch die nach wie vor unzufriedenen Eigentümer nicht untätig geblieben und hatten die Gegenpropaganda angeheizt.
Wenig Interesse für bedeutende Gemeindevorlage
Als die Visperinnen und Visper am 23. September 1994 an der Urne über die Zukunft des Projekts Visp West zu befinden hatten, wurde ihnen – einmal mehr – klar vor Augen gehalten, wie begrenzt die Ausdehnungsmöglichkeiten der Siedlung Visp waren. Der Ausgang dieser Urnenabstimmung würde mitentscheidend über die Frage sein, wie sich Visp in den nächsten Jahren und Jahrzehnten entwickeln würde. Visp West sei das einzige grössere Gebiet, das wohl eingezont, aber noch nicht überbaut sei. Damit gelte es also sorgfältig und weitsichtig umzugehen: mit einem Ja zu einer zweckmässigen Nutzung des Bodens, einer städtebaulich und architektonisch gut gestalteten Überbauung mit hoher Wohnqualität und überdurchschnittlicher Aussenraumgestaltung, mit einem Nein zu einer ungeordneten Bauerei, schlechter Erschliessung, geringerer Wohnqualität. Im Vorfeld wurde vor allem an die jüngere Generation appelliert, da mit der Vorlage die Weichen für die künftige Entwicklung von Visp gestellt wurden.
Die meisten Stimmberechtigten scheinen die Tragweite dieses Urnengangs nicht erkannt zu haben: Nur gerade gut ein Drittel von ihnen (35 Prozent) bemühte sich, an diesem Entscheid mitzuwirken. Mit 789 Ja gegen 688 Nein, also 53,5 gegen 46,5 Prozent, wurde die vorgelegte Planung schliesslich recht knapp angenommen, was grünes Licht bedeutete.
Bundesgericht schützte Planung Visp West
Verschiedene Eigentümer fochten den Sondernutzungsplan Visp West zuerst beim Staatsrat, dann beim Kantonsgericht und schliesslich beim Bundesgericht an. Am 30. September 1996 schützte das Bundesgericht den Detailnutzungsplan Visp West und wies die Beschwerden der verbleibenden zwölf Beschwerdeführer in letzter Instanz ab. Damit war die Gemeinde Visp bei der Gesamtplanung des Wohngebiets Visp West einen entscheidenden Schritt weitergekommen; diese umfasste neben dem vom Bundesgericht beurteilten Detailnutzungsplan auch die Gestaltung der einzelnen Quartiere, die Erschliessung und eine Baulandumlegung.
10 Prozent weniger Nutzfläche
Ende 1998 wurde festgestellt, dass die landwirtschaftliche Nutzfläche in den 10 Jahren zuvor um 10 Prozent abgenommen hatte, das heisst von 250 auf 224 Hektaren. Die bestockten Flächen (Wald) nahmen um 0,3 Prozent zu, von 787 auf 789 Hektaren. Die Gesamtfläche des Territoriums Visp betrug – und beträgt nach wie vor – 1 322 Hektaren.
Busspur bis Visp
Das kantonale Baudepartement gab im März 1995 seine Zustimmung, dass die Busspur, die anfänglich nur bis zur Abzweigung nach Lalden vorgesehen war, auf Intervention der Gemeinde Visp bis zum Kreisel Bristol weitergezogen wurde.
Güterhalle weg!
Die Güterhalle der SBB in Visp wurde 1984 trotz Einsprache der Gemeinde aufgehoben. Visp wurde in der Folge im Haus-zu-Haus-Service vom Regionalzentrum Brig aus bedient.
Anfang des Ortsbusses?
Der Gemeinderat stellte im Herbst 1997 in Aussicht, ab Ende Mai 1998 den Postautokurs Visp–St. German retour über die Flurstrasse Visp West statt über die Kleegärten zu führen. Es wurden folgende Haltestellen vorgesehen: Sportplatz, Abzweigung Lengacher-Tscherrig, Abzweigung Schwimmbad-Camping, Einfahrt Umfahrungsstrasse Pomona.
Bauindustrie in den Kleegärten?
Mitte 1993 wurden bei der Gemeinde Gesuche zur Erstellung einer Asphaltaufbereitungsanlage, einer Restbeton-Auswaschanlage sowie zur Erweiterung einer bestehenden Elementefabrik samt dazugehörigem Betriebsgebäude im Gebiet Ausserlos in den unteren Kleegärten eingereicht.
Dieses Begehren, das immissionsträchtige Betriebe gebracht hätte, war aber weder zonenkonform noch umweltverträglich, sodass die Einsprachen der Kleegärtenbewohner, die um ihre Wohnqualität besorgt waren, schliesslich Erfolg hatten.
Nach eingehenden Beratungen und Erwägungen sowohl bezüglich Planungszone, Verkehr Kleegärtenstrasse/Umfahrungsstrasse als auch Nationalstrasse A9 beschloss der Gemeinderat 1995 einstimmig, an der Planungszone Ausserlos festzuhalten und das Baugesuch der Hebag AG für den Bau einer Betonanlage abzulehnen.
In 20 Jahren Wohnungszahl verdoppelt
1994, als die Stimmberechtigten grünes Licht für Visp West gaben, zählte Visp bei 5 887 Einwohnern total 2 479 Wohnungen. Davon waren 1 192 von den Eigentümern bewohnt. Von den Wohnungen stammten 168 noch aus dem 19. Jahrhundert. Nur gerade 63 Wohnungen waren in den ersten 20 Jahren des vergangenen Jahrhunderts erbaut worden, als trotz Inbetriebnahme der Lonzawerke die Wohnbevölkerung nur gerade um 117 zunahm.
Mehr als die Hälfte – 1 293 Wohnungen – stammt aus den Jahren 1961 bis 1980.