Kapitel Nr.
Kapitel 19.03

Visp–Mund, die mehrmals verhinderte Strassenverbindung

Schon 1927 bot im Dorf Mund eine Strassenverbindung ins Tal hinunter Gesprächsstoff. Die Bürger entschlossen sich am 11. September mit 56 zu 30 Stimmen für eine solche.

Nach diesem Grundsatzentscheid der Gemeinde Mund, eine Strasse zur Talsohle zu bauen, wurden zwei Varianten ins Auge gefasst: eine über Birgisch nach Brig und eine über Lalden nach Visp. Nachdem der Gemeinderat sowohl die Verbindung nach Naters als auch die nach Lalden geprüft hatte, empfahl er dem Stimmvolk diejenige nach Naters.

Lonza-Mitarbeiter wollten Arbeitsweg verkürzen

Der Variante nach Naters erwuchs in der Bevölkerung grosser Widerstand. Besonders jene Männer, die in der Lonza für sich und ihre Familien das Auskommen hatten und die an Arbeitstagen zweimal diesen langen und überaus beschwerlichen Weg unter die Füsse nehmen mussten, wehrten sich. An der Abstimmung kam dies dann überaus deutlich zum Ausdruck. 9 Bürger stimmten für die Verbindung nach Naters, 65 für die Strasse nach Lalden.

Da dieser Entscheid nicht nach dem Gusto der Gemeindebehörde war, geschah vorderhand nichts. Da dürften wohl auch handfeste Bezirksinteressen im Weg gestanden haben. Aber anfangs der 30er-Jahre, zur Zeit der grossen Arbeitslosigkeit, empfand man die Isolation im Safrandorf immer schmerzlicher. Die Verwaltung unter Präsident Stefan Jeitziner bemühte sich daher erneut ernsthaft um die Verwirklichung eines Strassenprojekts.

Wer bietet mehr?

Die Gemeinde Brig stellte den Mundern eine Beitragsleistung von 10 000 Franken in Aussicht, wenn die Strasse gegen Brig hin erbaut wurde.

Bei einem «Aufsteigern» und Wetteifern in der Beitragsleistung wollte die Gemeinde Visp nicht mitmachen. Hingegen wollte sie sich in vernünftiger Weise an einem Strassenbau nach Visp beteiligen.

Der Präsident der Gemeinde Lalden war ebenfalls bereit, die Frage dieser Strassenprojektierung zu prüfen, hielt aber fest, dass die Finanzlage der Gemeinde zu diesem Zeitpunkt etwas gedrückt sei.

Bund, Kanton und Gemeinderat wollten eine Strasse Naters–Mund.

Nein zu Variante Naters

An der Urversammlung vom 10. April 1932 erteilten die Bürger von Mund der Strasse nach Naters aber mit 57 Nein gegen 39 Ja erneut eine deutliche Absage. Dem klaren Mehrheitswunsch wurde allerdings erneut nicht Rechnung getragen. Der Druck des Bezirks Brig war offensichtlich. Mit dem Argument, die Strasse nach Lalden wäre mehr als 100 000 Franken teurer als die Verbindung nach Naters, kam es im Dorf zu einem Stimmungswechsel.

Zwischenlösung Luftseilbahn nach Gamsen

Der Visper Gemeinderat beschloss 1941, eine Aussprache mit der Gemeindeverwaltung von Mund anzustreben, um sich über ein eventuelles Strassenbauprojekt zu verständigen. Doch in Mund hatte inzwischen der Wind gedreht. Am 4. April 1943 stimmten an der Urversammlung 122 für Naters und nur noch 16 für Lalden. 

Die Strasse über Birgisch nach Naters konnte erst 1970 benutzt werden. Inzwischen hatte eine Luftseilbahn nach Gamsen längst einen besseren Kontakt zum Tal hergestellt.

Siehe auch Kapitel 19.02 «Endlich Strassen nach Bürchen, Zeneggen und Visperterminen» und Kapitel 21.03 «Letzte Nachbardörfer mit Verkehrsverbindungen erschlossen».

Blick auf Visp.

© Madeleine Salzmann