Kapitel Nr.
Kapitel 25.09

Visp als «Energiestadt» – eine von vieren im Wallis

2001 erhielt die Gemeinde Visp in Sitten das Label «Energiestadt», dies gleichzeitig mit Brig-Glis. Dieser Leistungsausweis des Bundesamts für Energie – ein geschütztes Warenzeichen – wird Gemeinden verliehen, die eine nachhaltige kommunale Energiepolitik vorleben und umsetzen. Energiestädte fördern erneuerbare Energien, umweltverträgliche Mobilität und setzen auf eine effiziente Nutzung der Ressourcen.

Mit Brig-Glis, Sitten und Leuk

Visp gehörte zu den 47 Städten, die dieses Gütezeichen bis Ende 2010 für sich beanspruchen konnten. Darunter befanden sich auch vier aus dem Wallis, die bei den umgesetzten möglichen Massnahmen fast gleichauf waren; ausgezeichnet werden Gemeinden, die mehr als die Hälfte ihrer möglichen Energieaktivitäten nachweislich und vorbildlich erfüllen: Beim Erhalt des Labels hatte Visp 54,05 Prozent der möglichen Massnahmen realisiert oder in die Wege geleitet, Brig-Glis 53,75 Prozent, Sitten 53,25 Prozent und Leuk-Susten 53,05 Prozent. In den 47 Energiestädten lebten 1,4 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner.

Energiestadt werden kann jede Schweizer Gemeinde, die in der Energiepolitik Überdurchschnittliches leistet. Mit zielgerichteten Massnahmen senken sie einerseits den Energieverbrauch und die Kosten und investieren anderseits in erneuerbare Energien. 

Mit derartigen Energieaktivitäten kann eine Gemeinde gegenüber Einwohnerschaft und Nachbarorten als Vorbild auftreten. Im Energiesparumfeld spielen die Gemeinden eine wichtige Rolle.

Das Label «Energiestadt» bot die Chance, die bisherigen diesbezüglichen Aktivitäten der Gemeinde genauer zu betrachten und zusammenzufassen, mögliche Schwachpunkte und Defizite aufzuzeigen und allfällige Verbesserungen in die Wege zu leiten. Es wurde ein eigenes Energieleitbild geschaffen und darauf aufbauend ein energiepolitisches Aktionsprogramm für die kommenden Jahre erarbeitet.

Industrielle Abwärme als Fernwärme

Die Fernwärme war das Herzstück des Label-Projekts: Zehn Jahre zuvor hatte die Nutzung der Fernwärme zusammen mit der Lonza AG realisiert werden können, dies dank der industriellen Abwärme des Unternehmens. Gemeinde und Lonza AG waren zu gleichen Teilen beteiligt. Die Fernwärme ging 1990 ans Netz. Ihr Verbraucherpreis wurde an den Ölpreis angebunden. Nahezu sämtliche gemeindeeigenen Bauten sowie private Nutzer wurden daran angeschlossen. Die AG zählte 124 Kunden, vom Spital über drei Hochhäuser bis zum Einfamilienhaus. Auch das Schwimmbad wurde mit der Abwärme der Lonza aufgeheizt. Die Infrastruktur war nach 10 Jahren noch völlig intakt. 

Es wurde beschlossen, sämtliche kommunalen Bauten mit dem Minergie-Standard zu versehen.

Zudem wurden Schulhäuser isoliert und Dächer saniert, alles energiesparende und umweltfreundliche Massnahmen. 

Nach wenigen Jahren liess sich auch bei der Wasserversorgung Energie sparen. Es gab nämlich Zeiten, in denen man mit Quellwasser allein auskam und somit das – weichere – Wasser ohne den Umweg über die Aufbereitungsanlage erhielt; das ermöglichte eine jährliche Einsparung von bis zu 50 000 Franken. 

Der Fussgänger- und Veloverkehr in der Ortschaft wurde aktiv gefördert. Im neuen Quartier Visp West wurden die Energieaspekte gebührend berücksichtigt. Bei der energiepolitischen Öffentlichkeitsarbeit hatte man den wesentlichen Handlungsbedarf erkannt.

Auf der Grundlage des Erarbeiteten wollte man in den nächsten Jahren konsequent an der Umsetzung der beschlossenen Massnahmen arbeiten, neue Wege beschreiten und Ideen in der kommunalen Energiepolitik verwirklichen. Die Verantwortlichen waren überzeugt, mit dem Label «Energiestadt» einen wichtigen Beitrag für eine nachhaltige Entwicklung von Visp geleistet zu haben.

Weniger CO₂ dank Fernwärmenetz

 

In der Heizperiode 2014/15 sparte das Fernwärmenetz Visp rund 5 200 Tonnen CO₂-Emissionen ein.

Gemeinde Visp kaufte Stromnetz zurück

Am 25. November 2003 stimmte die Urversammlung dem Rückkauf des Stromnetzes durch die Gemeinde und der anschliessenden Bildung einer Energieversorgungsgesellschaft zu.

Der Gemeinderat begründete seinen Antrag damit, dass die Gemeinde Visp so die Energiepolitik an vorderster Front selbst mitbestimmen könne. Mit diesem Vorgehen sei sie eine der letzten Gemeinden des Bezirks, die in den Besitz eines eigenen Versorgungsnetzes gelange. Als Vorteile wurden genannt, dass die Gemeinde mit dem Zusammengehen mit der EnAlpin AG mit 65 Prozent die Mehrheit an der neuen Firma, der Visp Energie Dienste AG, behalte. Es biete sich die Möglichkeit, die Strompreise selbst zu gestalten. Man könne günstige Rahmenbedingungen schaffen und damit die lokale Wirtschaft fördern. 

Der künftige Partner EnAlpin AG besitze die erforderlichen Kompetenzen zur Unterstützung der Gemeinde, habe seinen Sitz in Visp, sei der zweitgrösste Steuerzahler der Gemeinde und besitze eigene Kraftwerke und Kraftwerkbeteiligungen im Oberwallis.

Solarstrom von Lonza-Dächern

Gemeinsam mit EnAlpin installierte Lonza 2020 auf den Dächern der fast gigantisch anmutenden Gebäude ihres vielversprechenden Projekts Ibex Solutions die zu diesem Zeitpunkt grösste Photovoltaikanlage im Oberwallis.

Auf den Dächern der Gebäude des Projekts Ibex Solutions betreibt die Lonza seit 2020 zusammen mit EnAlpin die grösste Photovoltaikanlage im Oberwallis.

© Silvia Salzmann

Max Stalder betreibt auf seinem Gutshof eine Biogasanlage.

zVg