Kapitel Nr.
Kapitel 23.11

Visp erhielt einen Gemeinde-Anzeiger

Am 10. Dezember 1982 erschien erstmals der «Visper Anzeiger» mit den amtlichen Mitteilungen der Gemeinde Visp. Wie war dies zustande gekommen?

Kurz zuvor hatte mit Dr. Roland Brönnimann ein neuer Werksdirektor der Lonza Visp seine Stelle angetreten. Er meldete sich beim damaligen Gemeindepräsidenten Peter Bloetzer, um sich über den Ort zu informieren und das wichtigste Wissenswerte zu erfahren. Nach dem Gespräch bedankte er sich beim Gemeindevorsteher und fügte abschliessend bei: «Das Übrige werde ich ja aus dem ‚Anzeiger‘ erfahren.» Sprachs und verabschiedete sich.

Der zurückbleibende Präsident Bloetzer erschrak kurz und stellte fest: «Wir haben ja gar keinen Anzeiger.» Solche Gemeinde-Anzeiger waren schon in vielen, auch kleinen Gemeinden in der übrigen Schweiz eine Selbstverständlichkeit. Ein Telefonanruf an alt Gemeinderat Josef Salzmann, der drei Jahre zuvor ein PR-Unternehmen gegründet hatte, behob das plötzlich entstandene Problem. Zehn Tage später erschien in allen Haushaltungen von Visp der erste «Visper Anzeiger». Klein, bescheiden, vier Seiten A4, aber ein Anzeiger.

Ende 1982 erschien der erste Visper Anzeiger, heute Visper allgemeine Zeitung (vaz). Diese enthält unter anderem die amtlichen Publikationen der Gemeinde Visp. Heute wird sie monatlich an alle Haushaltungen verteilt.

Verbesserung der Kommunikation

Der Gemeindepräsident begleitete die Premiere mit folgendem Text:

«Liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger,
das Misstrauen, das der Bürger vielerorts der öffentlichen Verwaltung entgegenbringt, scheint sich auszudehnen. Wenn auch die Verwaltungsarbeit in den Gemeinden für den Bürger leichter überblickbar ist als beim Bund und den Kantonen, so ist doch auch hier eine ähnliche Tendenz festzustellen.

Der Gemeinderat glaubt, dass dieses wachsende Unbehagen weitgehend auf ein Kommunikationsproblem zurückzuführen ist. Mit einer vermehrten Öffnung und Transparenz der Verwaltungsarbeit, mit einer Verbesserung der Kommunikation zwischen Verwaltung und Bürger kann sicher viel vom angestauten Unbehagen abgebaut werden.

Aus dieser Erkenntnis heraus hat der Gemeinderat nach einer Lösung gesucht, welche die wesentlichen Voraussetzungen erfüllt, um einen echten Informationsfluss zwischen Verwaltung und Bürger herzustellen, nämlich die Kontinuität der gelieferten Information und die Attraktivität des Informationsträgers.

Die gewählte Form ist eine Schrift, welche alle 14 Tage erscheint. Neben Ratsbeschlüssen und weiteren Informationen enthält sie auch Mitteilungen der Vereine und Ortsparteien sowie in beschränktem Masse Inserate.

Der Gemeinderat hofft, dass diese Schrift bei Ihnen, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, ankommt und damit mithilft, unsere Verwaltung transparenter zu gestalten. Ihre Vorschläge zur Verbesserung dieser Schrift nimmt der Gemeinderat gerne entgegen.

Peter Bloetzer, Gemeindepräsident»

1987, als diese Aufnahme entstand, war das La Poste im Bau. Anfang der Achtzigerjahre war die Gemeindeverwaltung zum Schluss gelangt, dass sie die Bevölkerung regelmässig über ihre Projekte informieren musste.

ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv, Photoramacolor AG, AIC_02-0C-741020-004 CC BY-SA 4.0

Veröffentlichung von Gemeindegeschäften

Bereits 45 Jahre früher, 1937, hatte der Visper Gemeinderat beschlossen, künftig Protokollauszüge der Gemeinderatssitzungen zu veröffentlichen. Dem Gewerbeverein Visp hatte er mitgeteilt, dass die Verwaltung das Begehren betreffend Veröffentlichung wichtiger Geschäfte durch die Zeitung zur Kenntnis genommen habe und hierüber von Fall zu Fall Stellung nehmen werde.

Bis zur regelmässigen Veröffentlichung musste die Bevölkerung jedoch warten. Erst 1982 wurde dieser Beschluss mit der Herausgabe des «Visper Anzeigers» umgesetzt.

Gelegentlich erscheinen auch Sonderausgaben der Visper Allgemeinen Zeitung, von der es mittlerweile über 500 Ausgaben gibt.

Publikationskasten

1939 beschloss der Gemeinderat, für sämtliche Veröffentlichungen wie Aufgebotsplakate, Abstimmungen, Anschläge des Zivilstandsamts an der östlichen Seite des Gemeindehauses einen Publikationskasten anzubringen.

Vorgänger des Visper Anzeigers

Max Studer, der während vielen Jahren die öffentlichen Publikationen der Gemeinde besorgte und jeweils auf verschiedenen Plätzen mit der Trompete auf sich aufmerksam machte, demissionierte Ende 1947 altershalber.

Schweizer Lexikon in Visp gedruckt

Die Druckerei Mengis druckte im Herbst 1991 das «Schweizer Lexikon». Ferdinand Mengis verlegte die sechs Bände mit 5 112 Seiten, für die 27,5 Tonnen Papier benötigt wurden. Das letzte Schweizer Lexikon war 46 Jahre zuvor erschienen. Die «Visper Ausgabe» dürfte endgültig die letzte gewesen sein, denn wenige Jahre später riss «Google» diesen Markt an sich.

Weitere Inhalte des Kapitels 23, 1973–1997

Kultur- und Kongresszentrum «La Poste» auch national beachtet

Kapitel Nr.
Kapitel 23
Zeithorizont
1973–1997