Kapitel Nr.
Kapitel 16.03

Visper als Pioniere in der Hotellerie von Zermatt und Saas-Fee

Die Visper Hotellerie erlebte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ihre Blütezeit, bevor und gut 15 Jahre nachdem 1876 die Bahn von Westen her Visp erreicht hatte. Das Hotel Soleil, welches Besitzer Johann-Baptist Viotti von 1865 bis 1891 persönlich führte, warb 1870 mit einer Postkarte um Gäste. Diese zeigt, dass Viotti neben Unterkunft und Verpflegung noch anderes zu bieten hatte, das ab 1876 bedeutend mehr gefragt war als bisher und für halb Visp den Broterwerb bedeutete: Führer, Kutscher, Pferde und Maultiere – also alles, was es braucht, um die Gäste möglichst komfortabel bis zuhinterst in die beiden Vispertäler zu befördern.

Was Visper in der Hotellerie des «weissen Bezirks» im 19. Jahrhundert, vor allem vor der Wende zum 20. Jahrhundert, geleistet haben, kann und muss man als sehr respektable Pionierleistungen bezeichnen. Sowohl in Zermatt als auch in Saas-Fee und schliesslich in Stalden schufen sie mit Können und Weitsicht die Basis für diesen später lebensnotwendigen Wirtschaftszweig.

Hotellerie – einst Stolz des Visper Wirtschaftslebens

Als die Touristen per Bahn von der Westschweiz her eintrafen, erlebte Visp und vor allem sein Gastgewerbe mit allem, was man dazu zählte, einen beachtlichen Aufschwung.

In kurzer Zeit waren behäbige Hotels entstanden. Das Hotel «Soleil» an der Kantonsstrasse (später Landwirtschaftliche Schule, dann Postgebäude), das «Mont Cervin» und schliesslich das «des Alpes» mit einer mächtigen Linde, welche die Südfassade etwas auflockerte, gesellten sich zum schon bestehenden «La Poste». Die Namen zeigen, dass Französisch damals die Sprache des europäischen Tourismus war.

Die Visper Familien Lagger und Stampfer, die zu den erfolgreichsten Hoteliers des Tourismusbezirks Visp gehörten, konnten ihren Gästen gleich an drei Orten, in Visp, Stalden und Saas-Fee, in komfortabel eingerichteten Hotels von beachtlicher Grösse Aufenthalt und Unterkunft anbieten. 1904 hatte die Visper Familie Severin Lagger den Gästen in Saas-Fee nicht weniger als 410 Betten anzubieten.

Erschienen in Flückiger-Seiler, Roland, Berghotels zwischen Alpweide und Gipfelkreuz. Alpiner Tourismus und Hotelbau 1830–1920, Baden 2016

Vom «weissen Pferd» zum «weissen Rössl»

Vorgänger am Standort des La Poste war das Wirtshaus «zum weissen Pferd», 1805 vom Fähnrich Joseph Clemenz eröffnet, der es später «zum weissen Rössl» umtaufte.

Naturforscher Christian Moritz Engelhardt übernachtete verschiedentlich im «weissen Pferd» der Familie Clemenz, studierte aber auch die Vorteile der Konkurrenz: «Finden wir uns gedrungen die anständige, in Verhältnis billige Bewirthung, so wie die zuvorkommende Behandlung, in diesem, sich auch durch angenehme Lage empfehlenden Gasthof zu rühmen, so dürfen wir doch nicht verhehlen, dass sich in Rücksicht von Pferden und Fuhrwerk eine nicht zu verschmähende Konkurrenz bei einem Herrn Fuchs darbietet. Denn in dieser Hinsicht hält ersterer Gasthof auf gewissen, stehenden Preisen, wie denn überhaupt beim Fuhr- und Pferde-Artikel sich in den meisten Gasthöfen die schwache Seite – ein Stein des Anstosses – verräth. Auch Logis bietet der besagte Konkurrent, allein hierin verlockte uns weder das Lokal noch irgend sonst ein Umstand zu einer Probe.»

Das Hotel «de la Poste» zu seinen Glanzzeiten, als es der bedeutendste Treffpunkt der Visper war. 1861 hatten die Schwäger Franz Stampfer und Severin Lagger den Betrieb gekauft und zum bekannten und geschätzten «Hotel da la Poste» ausgebaut.

Nicht datiert, Fotograf unbekannt, zVg

La Poste, «Flaggschiff des Visper Tourismus»

Am 3. November 1861 wurde die Hotel-Pension «de la Poste», der älteste Gasthof in Visp, öffentlich versteigert. Severin Lagger und Franz Stampfer – sie gehörten zu den Grossen der jungen Oberwalliser Hotellerie – erwarben die Liegenschaft für 40 000 Franken. Die beiden Besitzer führten das «Flaggschiff des Visper Tourismus» gemeinsam.  

So wurde Visp den Reisenden 1897 im Baedeker-Reiseführer Schweiz beschrieben. 

Visp-Zermatt-Bahn beendete kurzen Boom

Schon 15 Jahre nach der Ankunft der Bahn erlitt der Aufschwung der Visper Hotellerie einen jähen Abbruch: Die Eröffnung der Visp-Zermatt-Bahn im Jahr 1891 liess die Rast in Visp praktisch überflüssig werden. Die neue Bahn brachte die Fremden in viel kürzerer Zeit an den Fuss des Matterhorns, womit sich die Übernachtung in Visp erübrigte. Die Hotels blieben nach der kurzen, vielversprechenden Blüte nun weitgehend leer. Eine Berufsgattung, die sich bis dahin eines erfreulichen Einkommens erfreut hatte, war von heute auf morgen arbeitslos. Der Fortschritt hatte sie um ihre Existenz gebracht.

Für Johann-Baptist Viotti brach eine Welt zusammen: Es liess sich nicht vermeiden, dass er schon ein Jahr später mit seinem Hotel «Soleil» offiziell den Konkurs anmelden musste. Doch kurz darauf leitete er das Bahnhof-Buffet und warb wieder mit einer Postkarte für seinen Betrieb.

Es war keine Überraschung, dass die Räumlichkeiten des Hotels «du Soleil» ab 1921 die kantonale Landwirtschaftliche Schule Oberwallis aufnahmen.

Von 1904 an hiess der Besitzer des La Poste Ludwig Providoli, der eine Tochter Stampfers heiratete. Ihm verdankt Visp den ersten grossen Theatersaal. Dessen Kosten trugen wahrscheinlich dazu bei, dass die Liegenschaft 1940 versteigert werden musste und an die Lonza überging.

Fotograf unbekannt, zVg/Elisabeth Bittel

La Poste überdauerte bis 1940

Die Tochter von Franz Stampfer, der 1902 starb, erbte das älteste Hotel, das «La Poste» und führte es zusammen mit ihrem Gatten Ludwig Providoli bis anfangs des Zweiten Weltkriegs. Das Haus bot auch gut betuchten Gästen in jeder Beziehung eine standesgemässe Unterkunft. Werbebriefen und Zeitungsinseraten kann entnommen werden, wie die Leitung des Gasthofs potenzielle Gäste ansprechen wollte. Das im Westen anschliessende Häuschen im weitläufigen, gut unterhaltenen Park, zu dem ein Pergola-Gang führte, zeugte davon, dass man den Wünschen der Gäste, besonders der Engländer, Rechnung trug.

Dann aber vermochten die beiden dem Druck der Zeit nicht mehr zu widerstehen – sie, die zehn Jahre zuvor mit dem Bau des grossen Saals das waghalsige Unternehmen gewagt hatten, von dem in der Folge das gesamte gesellschaftliche Leben in Visp profitieren sollte.

An der Zwangsversteigerung 1940 erwarb das Industrieunternehmen Lonza AG die gesamte beachtliche Liegenschaft, die von der Kantonsstrasse bis zur Wichelgasse reichte, zu äusserst günstigen Bedingungen.

Restaurant und Saal führte es auch im Interesse der Visper Bevölkerung weiter. Das Hotel wurde zu einem stattlichen Wohnblock umgebaut, um die Familien der Lonza-Mitarbeiter unterzubringen.

Die Visper Hotellerie erlebte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ihre Blütezeit. In kurzer Zeit entstanden behäbige Hotels. Das Hotel «Soleil» an der Kantonsstrasse (später Landwirtschaftliche Schule, dann Postgebäude), das «Mont Cervin» und schliesslich das «des Alpes» gesellten sich zum schon bestehenden «La Poste» – alles französische Bezeichnungen.

Nicht datiert, Fotograf unbekannt, erschienen in Fux 1996, zVg/Rudolf Ruppen

Was aus «Mont Cervin» und «des Alpes» wurde

Das ursprüngliche Hotel «Mont Cervin» wich 1965 dem Neubau, aus dem später das Hotel «Visperhof», heute «Baxter», wurde. Der längste Bestand, allerdings nur was das Gebäude anbelangt, war dem Hotel «des Alpes» beschieden, das 1887 zuunterst der Bahnhofstrasse erstellt worden war. Es wurde 1917 vom Elektrizitätswerk Lonza «in Bausch und Bogen» – wie es im Kaufakt hiess – übernommen. Zum Kaufobjekt gehörten auch die Ökonomiegebäude im Westen des Hotels wie Scheune, Stallungen, Lingerie, Waschhaus und Remise. Verkäufer waren die Erben der bekannten Hoteliers Anton und Prosper In Albon, die zuvor während gut 30 Jahren im Besitz dieser beachtlich grossen Liegenschaft gewesen waren. 1990 läutete das Sterbeglöcklein schliesslich auch für das ehemalige «des Alpes»; es machte einem modernen Geschäftshaus Platz.

Das «des Alpes» war einer der Visper Hotelbetriebe, die ihren Erfolg der touristischen Entwicklung im Matter- und im Saastal in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu verdanken hatten. Um die vordere Jahrhundertwende boten die Familien Lagger und Stampfer in Visp im Hotel des Alpes zuunterst der Bahnhofstrasse den Lunch für 2.50 Franken an.

Aus dem Fundus der ehemaligen Druckerei Mengis

Visper Hilfe beim Start der Hotels in Zermatt und Saas-Fee

Einzelne Visper Hoteliers, die ihr Hotel in Visp gebaut oder erworben hatten, sahen ihre Zukunft schon in der Mitte des 19. Jahrhunderts, spätestens nach der Betriebsaufnahme der Bahn und einer Zukunftsanalyse am Hauptort selbst, eher in den südlichen Tälern. So waren sie auch die Ersten, die merkten, dass die Dörfer zuhinterst in den beiden Visper Tälern je länger je mehr eine ergiebige Entwicklung des Tourismus und damit Erwerbsmöglichkeiten für die Bevölkerung garantierten.

Der Advokat und erfolgreiche Politiker Joseph Anton Clemenz war der erste, der in Zermatt den immer zahlreicheren Gästen die Leistungen eines Hotels anbot, das diesen Namen verdiente. Später, anfangs der 90er-Jahre, waren es die Besitzer des La Poste, die Schwäger Franz Stampfer und Severin Lagger, die auf der anderen Seite, im Gletscherdorf, eine bedeutende Pionierarbiet verrichteten.

Am Standort des Hotels Mont Cervin südlich des Bahnhofs wird auch heute noch ein Hotel betrieben.

Fotograf unbekannt, erschienen in Fux 1996

Joseph Anton Clemenz, der Hotel-Pionier in Zermatt

Joseph Anton Clemenz erlebte die Ankunft der Eisenbahn in Visp nicht mehr, er starb 1872. Doch leistete er nicht nur als Politiker in unzähligen Funktionen, sondern auch im Bereich Hotellerie Bemerkenswertes. [Siehe auch Kapitel 15.05 «Clemenz, der vielseitigste Oberwalliser Politiker des 19. Jahrhunderts».] Der spätere Unternehmer galt als einer der angesehensten Einwohner und natürlich Burger von Vispach und besass als Jurist gewisse Vorteile in seinem zweiten Metier; gleichzeitig war sein Bruder Visper Postmeister.

Schon als Clemenz 15 Jahre alt war, übernachtete am 24. August 1825 der Engländer William Brockedon, welcher ausgedehnte Wanderungen durch die europäischen Alpen unternahm, im Hotel «zum weissen Rössl» bei Familie Clemenz, wo auch die Post untergebracht war. Der Strassburger Forscher Christian Moritz Engelhardt, ebenfalls Gast des Hauses, brachte den einflussreichen Politiker Clemenz 1850 so weit, dass er sich ernsthaft mit dem alpinen Tourismus zu befassen anfing. Der Zustrom der reisenden Fremden wurde nämlich immer stärker.

Es ist durchaus möglich, dass der Visper Staats-, National- und Ständerat Joseph Anton Clemenz in Visp «übte», bevor er 1852 in Zermatt das allererste Hotel der Station erstellte.

Der deutsche Forscher und Gelehrte Christian Moritz Engelhardt (1775–1858), der in Visp verschiedentlich im Gasthof «Zum weissen Rössl» der Familie Clemenz abstieg, fertigte 1840 diese Panoramakarte der Vispertäler an und publizierte sie in Strassburg.

Österreichische Akademie der Wissenschaften, Digitale Sammlungen, AC16318925/1/

Die Clemenz wirteten seit 1727 in Visp

Peter Joseph Clemenz kam von Staldenried nach Visp. Als er 1732 in den Kreis der Visper Burger aufgenommen wurde, war er bereits seit fünf Jahren als Gastwirt tätig gewesen; er führte hier eine kleine Weinschenke. Auch sein gleichnamiger Sohn Peter Joseph (1730–1778) und dessen Sohn Joseph (1774–1843) führten die Wirte-Tradition der Familie Clemenz weiter. 1805 eröffnete Joseph Clemenz, Vater des nachmaligen bedeutenden Politikers und Hoteliers Joseph Anton Clemenz, das Wirtshaus zum «weissen Pferd» in Visp.

Visper Hotelier ebnete Seiler den Weg

Als Clemenz zu Beginn der 1850er-Jahre in Zermatt den Bau seines Hotels Mont Cervin mit 14 Betten in Angriff nahm, das allererste richtige «Hotel» am Fuss des Matterhorns, war er auf diesem Gebiet schon kein Neuling mehr. In Visp hatte er die Möglichkeiten, welche die Beherbergung von immer zahlreicheren Gästen bot, aus eigener Erfahrung zuvor über Jahre hinaus abschätzen können. Engelhardt schilderte die Baustelle im Sommer 1851: «Zu Zermatt zog gleich eingangs das Mauerwerk des neuen, die ganze Ortschaft beherrschenden, wohl aber erst künftiges Jahr fertigen, Clemenz’schen Gasthofs den Blick auf sich.» Es war der erste steinerne Hotelbau im Matterhorndorf.

Bereits beim Start wurde Clemenz vom Erfolg regelrecht überrannt. Am 3. Juli 1852 schrieben sich im Fremdenbuch des neuen Hotels du Mont Cervin die ersten Gäste ein. Der «Baedeker» machte noch im Eröffnungsjahr auf das neue Gasthaus aufmerksam. Schon die erste Saison, die sich damals auf die Sommermonate beschränkte, brachte ihm 310 Gäste. Joseph Anton Clemenz entpuppte sich als allseits beliebter Gastgeber, sodass ihm der rasche Ausbau keine Bedenken bereitete.

Die Aufzeichnungen des damaligen und für diese Zeit sehr fortschrittlich denkenden Ortspfarrers Moritz Tscheinen zeigen, dass der Visper Clemenz noch vor Alexander Seiler die Hotellerie in Zermatt, dem späteren Tourismusort von Weltruf, lanciert hatte. Er schrieb über Clemenz: «[...] erbaute er dort das ‘Mont Cervin’, das erste Hotel mit 14 Betten am Fusse des Matterhorns, das diesen Namen verdiente. [...] Jahre später baute er dieses mit viel Mut und Weitsicht zu einem Betrieb mit 68 Betten aus.» Clemenz betrieb es auch selber und wie die Aufzeichnungen beweisen, mit Erfolg.

Hohes Lob für «Mont Cervin»

Dass Clemenz, ohne je vorher in diesem Bereich tätig gewesen zu sein, auch von der Hotellerie einiges verstand und ihm das Wohl seiner Gäste sehr am Herzen lag, zeigt das Tagebuch des späteren Rarner Staatsrats Leo Luzian von Roten, auch Texter der Walliser Hymne «Nennt mir das Land», der 1854 zusammen mit Freunden, zu denen auch der Visper Arzt Dr. Andreas Weissen gehörte, in der neu erbauten Herberge Halt machte: «Wir waren nun bald im ‚Hotel du Mont Cervin‘ angelangt, wo wir einige Bekannte und eine äusserst gute Aufnahme fanden. Die Bewirtung ist prompt und vortrefflich, die Einrichtung und Bedienung sehr komfortabel, das Gebäude wunderhübsch gelegen und mit all diesen Vorzügen eines grossen Gasthauses kontrastieren die überraschend niedrigen Preise höchst angenehm.»

Alexander Seiler pachtete zuerst

Wundarzt Lauber, der in seinem Holzbau als erster Gäste beherbergt hatte, war inzwischen des Wirtens überdrüssig geworden, denn im Mont Cervin von Clemenz war ihm eine ernsthafte, ja klar überlegene Konkurrenz erwachsen. Deshalb suchte er einen Pächter für seine bescheidene Herberge und fand ihn 1853 im Gommer Alexander Seiler. Schon im darauffolgenden Jahr kaufte dieser Laubers Herberge zusammen mit seinen Brüdern, dem Geistlichen Joseph und dem Juristen Franz. Er baute sie aus und nannte den Betrieb fortan «Monte Rosa».

Somit teilten sich zwischen 1853 und 1866 zwei in Zermatt eingewanderte Hoteliers die Gasthäuser der aufstrebenden Bergregion am Matterhorn. Während 14 Sommersaisons waren die beiden Konkurrenten, wobei beide genug zu tun hatten.
Der für die damaligen Verhältnisse massive Zuwachs an Touristen, aber auch die bauliche Erweiterung des Hotels Monte Rosa durch die Gebrüder Seiler inspirierten Clemenz 1855 offensichtlich seinerseits zum Ausbau und zur Erweiterung seines Hotels von 14 auf 68 Betten. Der Ausbau auf ein vierstöckiges Gebäude war klug geplant und ermöglichte die Heizung der Gästezimmer und einzelner Aufenthaltsräume im Erdgeschoss. Das machte sich bezahlt, konnte doch die folgende Saison 1856 auf vier Monate bis 30. September verlängert werden. Mit dieser Erweiterung hatte Clemenz die Nase nach wie vor vorn.

«Erstes richtiges Hotel»

Als der «Walliser Bote» am 6. September 1955 das 100-jährige Bestehen der Seiler Hotels in Zermatt feierte, fand sich in der Firmengeschichte folgender Satz: «1867 kaufte die Familie Seiler das Hotel Mont Cervin, das Staatsrat Clemenz 1852 als erstes richtiges Hotel erbaut hatte.»

Clemenz beschäftigte Zermatter Bevölkerung

Im Oktober 1853 schrieb der Zermatter Pfarrer Tscheinen in sein Tagebuch: «Herr Clemenz, Wirt in Zermatt, braucht 70 Schafe. Mehrere Zermatter haben als Führer 400 Franken verdient.» 1857 soll man gemäss Tscheinen an einem Tag im August in Zermatt 50 Pferde und Maultiere gezählt haben, welche Gäste in grösserer Zahl das Mattertal heraufgezogen hatten. Rund 60 Klafter Heu sollen die Zermatter im Frühjahr für die Fütterung der fremden Tiere benötigt haben.

Tscheinen gab sich darüber Rechenschaft, dass der aufblühende Fremdenverkehr auch den anderen Talbewohnern zugutekam, weil sie «Herrn Clemenz» mit selbst produzierten Lebensmitteln belieferten, mit ihren Pferden und Maultieren (Mültini) «Herrschaften» das Tal hinaufführten oder im Sommer als Angestellte im Hotel tätig waren wie Katharina Lochmatter mit ihrer Tochter.

Clemenz übergab an Seiler

Nachdem Clemenz den Betrieb 15 Jahre erfolgreich geführt hatte, kaufte der spätere Zermatter Hotel-König Alexander Seiler dem Visper Staatsrat und Hotelier das Hotel Mont Cervin 1867 ab. Clemenz widmete sich nun wieder ganz intensiv der Politik, die er nie ausser Acht gelassen hatte. Als Alexander Seiler 1884 das Hotel Riffelalp baute, eines der schönsten und grössten Berghotels jener Zeit, liess er das Baumaterial dafür von Visp (651 Meter über Meer) bis auf die Riffelalp (2 227 Meter über Meer) hinaufsäumen.

Von der Zermatter Bevölkerung aus hätte die Hotellerie dort wohl kaum einen solchen Start hingelegt. Rein wirtschaftlich gesehen soll nämlich Zermatt in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine starke «Verbäuerlichung» erlebt haben – dies, obwohl das Wissen um den Ruf des Matterhorns zum Allgemeingut geworden war. Das Dorf war weitgehend zur Selbstversorgung zurückgekehrt, nachdem die jahrhundertealten Verkehrsverbindungen vergletschert waren und nicht zuletzt darum vergessen gingen. Besucher gab es erst wenige, höchstens den einen oder anderen Mineralogen, der, sofern es Platz hatte, im Haus von Pfarrer Joseph Ruden freundliche Aufnahme fand.

Stampfer und Lagger, Visper Hoteliers in Saas-Fee

In Saas-Fee war der erste Einheimische, der sich an die Realisierung eines Hotels wagte, der Bergführer Ambros Supersaxo. Der Bau kam jedoch infolge finanzieller Schwierigkeiten nicht voran. Da bot ihm der Hotelier Franz Lochmatter aus Macugnaga ennet dem Monte Moro, dem seit längerer Zeit schon das dortige Hotel Mattmark gehörte, Hilfe an. So gelang es denn auch, das neue Hotel im Sommer 1886 zu eröffnen. Aber schon drei Jahre später verkaufte Lochmatter diesen Konkurrenzbetrieb an den Visper Hotelier Franz Stampfer. Dieser verpasste dem Gastbetrieb mit «Grand Hotel Bellevue» gleich einen neuen Namen.

Mit dem Erwerb dieses Betriebs schufen die beiden zielstrebigen Visper Hoteliers Franz Stampfer und dessen Schwager Severin Lagger, die seit Jahren erfolgreich das Hotel Post in Visp geführt hatten, die Grundlage für ihr Hotelreich im Gletscherdorf. Ihre Dominanz in der zweitwichtigsten Oberwalliser Fremdenstation liess sich zu diesem Zeitpunkt fast mit derjenigen von Alexander Seiler in Zermatt vergleichen.

«Merkwürdig mässige Preise»

Ein kluger Schachzug der Burgergemeinde von Saas-Fee bestand darin, dass sie ihr Hotel «Dom», das die Burger 1881 in Fronarbeit erstellt hatten, an Franz Stampfer von Visp verpachteten, der es auch betrieb. Die Jahresmiete betrug 5 205 Franken.

Der Berner Lehrer Heinrich Dübi machte in einem Text von 1883 intensiv Werbung für das neu eröffnete Hotel, welches das erste im Gletscherdorf war: «Das neue Haus wird von Herrn Stampfer vortrefflich geführt und die Preise sind mässig, merkwürdig mässig.» Auch im Baedeker erhielt das Hotel sogleich gute Noten: «Pensione Dôme bei Stampfer, für längere Aufenthalte zu empfehlen.» Ob die beiden Visper Hotel-Pioniere Lagger gerade deshalb mit dem Bau eines weiteren Hotels begannen?

Visper Hoteliers bauten in Saas-Fee

1893 erstellten die beiden Visper Hoteliers in Saas-Fee das Grand Hotel. Für den Bau wurde der Kalk in Saas-Grund gebrannt und mit «Tschiffrä» nach Saas-Fee hinaufgetragen. Die Entlöhnung pro Gang betrug 50 Rappen. Durchschnittlich beförderte man vier Ladungen pro Tag.

Pächter Anton Andenmatten bot den Gästen ab 1894 eine Gaststätte mit dem Aushängeschild «Restaurant et logements» an. Nach dem Bau eines dritten Hotels 1895 bezahlte Franz Stampfer Steuern für drei Hotels.

Es erstaunt daher nicht, dass die beiden erfolgreichen Hoteliers nach Ablauf des Pachtvertrags mit der Burgergemeinde Saas-Fee das Hotel Dom an der freiwilligen öffentlichen Versteigerung vom 13. November 1896 für 120 000 Franken erwarben – im Hotel Soleil in Visp.

Dass die Burgerschaft das Hotel Dom veräusserte, war darauf zurückzuführen, dass sie zu diesem Zeitpunkt noch wichtigere Anliegen hatte. So wollte sie die Finanzierung der 1894 fertig gebauten Kirche selbstständig bestreiten und auch das 1897/98 erbaute Schulhaus in eigener Regie finanzieren. Zudem überwies man der Burgerfamilie in den folgenden Jahren jeweils einen festen, jährlich neu festgelegten Betrag in bar. Dank der Fronarbeit der Burger und dem anschliessenden Verkauf des Hotels konnte man offenbar ein gutes finanzielles Fundament für die folgenden Jahre legen.

Die neuen Besitzer traten in der Folge als Société Lagger & Stampfer auf, welche die Basis für die weitere Ausdehnung ihres Hotelreichs im Gletscherdorf bildete.

Worin bestand das «Quasi-Monopol» von Stampfer und Lagger? Um die Jahrhundertwende nannten die beiden Visper nicht weniger als das Hotel «La Poste» in Visp, das Hotel «Stalden» und das Bahnhofbuffet in Stalden sowie das «Grand Hotel», die Hotel-Pension «Bellevue» und die Hotel-Pension «Dom» in Saas-Fee ihr Eigen, die drei Grosshotels mit insgesamt 370 Betten in 200 Zimmern. Eine Werbekarte aus «Streiflichter zur Hotel- und Tourismusgeschichte im Saastal» von Roland Flückiger-Seiler zeugt vom Grossunternehmen. Franz Stampfer, der 1902 starb, war nach Alexander Seiler der zweitgrösste Steuerzahler der Walliser Hotellerie. Bis zu seinem Lebensende hatte er sich zum absoluten Hotelkönig von Saas-Fee emporgearbeitet.

Übernachten in Visp 1885

In seinem Buch «Die Visper Täler» von 1885 hielt Ferdinand Otto Wolf fest, der ansehnliche Flecken Visp zähle über 800 katholische Einwohner und besitze gute Gasthöfe; das Hotel de la Poste mit Filiale in Saas-Fee sowie «zur Sonne» (Soleil) am Bahnhof, das einfache Hotel «des Alpes» und das Restaurant «de la gare». Die meisten Touristen würden hier nur kurze Zeit verweilen, nur so lange wie nötig, um sich für die bevorstehende Reise zu stärken oder um sich Führer, Träger oder Saumtiere zu verschaffen. Selbst solche, die gegen Abend hier ankämen, würden noch nach Stalden eilen, um ihre Reise von dort in früher Morgenfrische fortsetzen zu können. Und doch biete auch Visp mit seiner Umgebung dem Naturfreund manche Gelegenheit zu kleinen und grösseren Ausflügen.

Konkurrenz von der Visper Hotelierfamilie In Albon

In diesen Jahren gab es in Saas-Fee doch neue Konkurrenz für Stampfer und Lagger: von einer Visper Familie In Albon, die in Visp schon seit einem Jahrzehnt das selbst gebaute Hotel «des Alpes» am westlichen Ende der Bahnhofstrasse erfolgreich geführt hatte. Anton In Albon von Visp, der mit Adelina Imseng von Saas-Fee verheiratet war, baute 1893 in Saas-Fee direkt am Eingang des Dorfs die Hotel-Pension «Saas-Fee», die einige Jahre später auf den Namen Hotel «Beau Site» umbenannt wurde.

Da Anton In Albon nicht das Burgerrecht von Saas-Fee besass, konnte er nach der damaligen Verordnung nicht das erforderliche Baumaterial wie Steine und Sand vom Burgerboden abtragen. Er wusste sich zu helfen, indem er im Weiler Wildi ein Privatgrundstück kaufte, das ziemlich felsig war. Dort liess er die Steine für den Hotelbau zubereiten. Für die Sandgewinnung stellte ihm die Pfarrei Saas-Fee ein Stück Land leihweise zur Verfügung.

Cäsar Gattlen, ein weiterer Visper Hotelier in Zermatt

Das Hotel «Post» an der Bahnhofstrasse in Zermatt ist einer der ältesten und bedeutendsten Gastbetriebe am Fuss des Matterhorns. Sein Erbauer ist nicht bekannt, auch nicht das Baujahr. Am 5. Oktober 1882 verkaufte der Zermatter Johann Lauber seinen Anteil am Hotel an seinen Geschäftspartner Alfons Zumtaugwald. Von diesem erwarben es neun Jahre später der Visper Lehrer Ferdinand Mathier-Fux und der Staldner Schulmeister und Gemeindepräsident Cäsar Gattlen-Venetz. Gemäss Akten bezahlten sie dafür den Betrag von 107 000 Franken.

Neben Lehrer Ferdinand gab es in Visp zwei weitere Mathier-Brüder, nämlich Edmund, Unternehmer und Kohlenhändler, sowie Arthur, der später als Koch wirkte – im Hotel Post in Zermatt.

Die zweite Generation während fast 40 Jahren

1891 übernahmen die Kinder der beiden neuen Besitzer, die knapp 20-jährige Berta Mathier, des Ferdinand, und Cäsar Gattlen, des Cäsar, den Hotelbetrieb. Die beiden wurden denn auch ein Paar und führten das Hotel, das nicht weniger als 80 Betten anbot, bis Berta 1930 starb, also während fast 40 Jahren. Der Betrieb war damals jeweils nur im Sommer offen.

Als Berta und Cäsar Gattlen-Mathier das Hotel übernahmen, bearbeiteten sie – noch vor der Jahrhundertwende – vor allem die potenziellen Gäste in der Westschweiz, in Frankreich, Belgien und Luxemburg mit gekonnter Werbung in Form von Postkarten, die in Paris gedruckt wurden!

Das Hotel «Soleil» in Visp gehörte ebenfalls ihnen; es stand unter der Leitung von Emma Mathier-Fux. Für Visp bot man sogar einen Gratis-Omnibus vom Bahnhof aus an.

Der Tod Bertas hatte in der Führung des Gastbetriebs einen Generationenwechsel zur Folge: Die beiden ledigen Geschwister Fernanda und Walter Gattlen, Kinder des Cäsar, ebenfalls aus Visp, verbrachten 1931 bis 1959, also 29 Jahre, in Zermatt, das von immer mehr Gästen besucht wurde. In der Länge des Mandats wurden sie jedoch noch vom Amerikaner Karl Ivarsson übertroffen, der das Hotel Post während nicht weniger als 42 Jahren in Pacht hatte.

Durch Erbschaftsteilung zwischen den Geschwistern Bertie und Francis, des Herbert aus Visp, wurde Bertie Perren-Gattlen, Gattin des Remo, des späteren Direktors der BVZ-Bahn, 1986 neue Eigentümerin. Seit 2001 führt deren Sohn Martin Perren als Besitzer den Familienbetrieb, das Hotel heisst nun «Unique».

Pfarrer Imseng, Tourismus-Pionier im Saastal

In Saas-Fee war es vor allem Pfarrer Johann Josef Imseng (1806–1869), der sich um den Tourismus verdient machte. Er beherbergte im Pfarrhaus fremde Gäste, die er als erfahrener Bergsteiger oft selbst auf die umliegenden Berge führte. Auf seine Initiative wurden im Saastal zwei Hotels eröffnet. 1856 liess er auf eigene Kosten das Gasthaus in Mattmark erbauen. Er ertrank 1869 im Mattmarksee.

Saaser deckten sich in Visp mit Bauholz ein

Ende des 19. Jahrhunderts war Holz aus Visp als Baustoff im Saastal besonders begehrt, weil man im Gletscherdorf, das sich stark entwickelt hatte, zuvor die eigenen Wälder gar strapaziert hatte. Für die Saaser wurde dies zu einem teuren Spass, weil das Holz von Visp auf dem Rücken von Maultieren ins Gletscherdorf hinauf transportiert werden musste. Gemäss Chronik kostete dieser Transport nämlich bereits horrende 50 bis 60 Franken pro Kubikmeter.

Visper Revisoren in Saaser Skiclub

Am 12. Februar 1908 wurde in der Wohnung des Augustin Supersaxo in Saas-Fee der Skiclub Allalin gegründet, der erste Skiclub im Oberwallis; sein Präsident war Ambros Supersaxo. Unter den 16 Gründern waren auch zwei Visper, nämlich Julius Weissen und Lot Wyer, die beide als Rechnungsrevisoren ernannt wurden. Sie beteiligten sich auch am ersten Skikurs, der 1908 in Saas-Fee abgehalten wurde.

30er-Jahre wurden Hotelierfamilie Lagger zum Verhängnis

1904 kaufte die Visper Hotelier-Familie Severin Lagger das Gasthaus Stalden in Stalden. Aus einem im gleichen Jahr erschienenen Prospekt ist ersichtlich, dass die Familie nicht nur dieses Hotel Stalden, das nur noch als Schlafstätte, also «Garni» benutzt wurde, sondern auch in Saas-Fee das Grand Hotel, das Hotel Bellevue und das Hotel Dom betrieb. Von 1895 bis 1918 betrieb die Familie ebenfalls das Bahnhofbuffet von Stalden.

Während der weltweiten, schweren Krise der 30er-Jahre gingen jedoch die Frequenzen immer mehr zurück und die Familie Lagger geriet dadurch in finanzielle Schwierigkeiten, sodass am Ende des Zweiten Weltkriegs die Gemeinde Stalden das Gebäude übernahm und darin Schulzimmer unterbrachte.

Zermatter Hotellerie benötigte Visper Schreiner

Bei der Beförderung von Gästen ins Nikolaital stellte einer der drei Visper Gebrüder Zurbriggen, Theodor, immer wieder fest, dass in Zermatt Berufsleute wie er sehr gefragt waren.

Er war einer der ersten Walliser Schreinermeister, die mit Maschinen arbeiteten. Als solcher hatte er sich in den Jahren zuvor in den touristischen Kreisen am Fuss des Matterhorns einen guten Namen gemacht. Während Jahren hatte er praktisch den ganzen Sommer über dort oben zu tun. So nahm er in der wärmeren Jahreszeit vorübergehend mit der ganzen Familie Wohnsitz in Zermatt. Dort wurde 1900 auch der einzige Sohn Viktor geboren.

Auftraggeber waren vor allem die Seiler Hotels mit ihren verschiedenen Betrieben und Gebäuden. Nach dem Feierabend war sein Tagwerk aber noch nicht beendet. Seine Frau Maria, geborene Briand, hatte nämlich während des Tages die Hemden der noblen Gäste gewaschen, gebügelt und gestärkt. An ihm war es nun, mit ausgebreiteten Armen das Ganze ins Hotel zurückzutragen. Die Arbeit wurde denn auch entsprechend grosszügig honoriert.

Hotelier Viktor Kuonen machte in Ägypten Karriere

Der international bekannteste und erfolgreichste Visper Hotelier war wahrscheinlich der am 4. Mai 1875 in Guttet geborene und in der Taleye westlich von Lalden aufgewachsene Viktor Kuonen.
Schon im Alter von 16 Jahren zog es ihn in die Fremde und so war er in den verschiedenen Bereichen der Hotellerie in den bedeutendsten Häusern in San Remo, Basel und Luzern tätig.

1897, im Alter von 22 Jahren, zog es ihn erstmals nach Ägypten, über Genua per Schiff nach Port Said. Bis 1923 war das Land am Nil seine zweite Heimat. Er arbeitete an führender Stelle in verschiedenen Erstklasshotels, so im «Shepheard’s Hotel» in Kairo und im «Winter Palace» in Luxor.

Zurück in der Schweiz, war er im Hotel Mont Cervin in Zermatt, im «Schweizerhof» in Luzern sowie im Hotel «Europäischer Hof» in Baden-Baden in Deutschland engagiert. Hier lernte er Sophie Moll kennen, die seine Frau wurde. Zurück im Wallis, erwarb das Paar 1941 von der Walliser Kantonalbank das Hotel «Mont Cervin» in Visp, welches sie bis zu Kuonens Tod 1949 führten.

Hoteliers wegen Holz vor Gericht

Am 3. Hornung 1865 hatten Franz Stampfer und Severin Lagger von der Familie Blatter Anteile an Wald im Lind und in den Zügen gekauft. Am 30. November gleichen Jahres kam es zu einem Tauschvertrag zwischen der Gemeinde Eyholz und den beiden Visper Hoteliers betreffend das fällbare Holz im Lindwald für 10 Jahre. Im Gegenzug traten diese ihren Anteil im Lindwald und im Zügenwald ab. Am 19. Januar 1876 erhielten Johann Truffer, Burgerpräsident von Eyholz und Abraham Walker ein «Gerichtsbot». Die Gastwirte Stampfer und Lagger wurden wegen Waldrechten in den Zügen beim Hüetertschuggen und im Gorbenwald in den Zügen vor den Richter von Visp zitiert. Die beiden Visper Hoteliers beanspruchten diese Rechte teilweise und bezogen sich dabei auf den Waldabtausch von 1865 betreffend alles fällbare Holz im Lindwald für 12 Jahre. Der Staatsrat lehnte jedoch jeden Schlag im Lindenwald ab. Deshalb hatte die Burgergemeinde die beiden Kläger zu entschädigen.

Preis einer Übernachtung in Visp

Um 1900 war der Besuch eines Visper Jahrmarkts für Auswärtige mit einer Übernachtung im Hauptort verbunden. Der Preis für die Unterkunft betrug 10 Rappen, wenn man ein Bett bevorzugte. Sofern man sich mit dem Schlafen auf der Diele begnügte, kostete es noch 5 Rappen.

Gemäss zuverlässigen Saaser Quellen sollen die Betten alle leer geblieben sein.

15 Kilometer langer Tunnel im Matterhorn?

Auch Franz Venetz, der Sohn des Ignaz, des «Entsumpfers» von Visp, war Ingenieur. Er hatte einen Teil seiner Jugend in Visp verbracht. Franz war der Urheber eines anonym veröffentlichten Projekts: Bau einer Strasse auf das Matterhorn. Es wurde 1859 mit einer Anzeige in Schweizer Zeitungen vorgestellt und es kam zur Gründung einer Aktiengesellschaft.

Die Strasse sollte im Inneren des Bergs mit einer Steigung von 5 bis 10 Prozent in Spiralen bis zum Gipfel geführt werden. Die Länge des Tunnels sollte 12 bis 15 Kilometer betragen, die Breite 1,50 Meter, die Höhe 2,40 Meter. Vorgesehen waren Ausweichstellen, Fenster und Gucklöcher. Die Bauzeit wurde mit vier Jahren angegeben, die Baukosten mit 840 000 bis 900 000 Franken, das heisst 60 Franken für jeden Meter. Die Aktien wurden für 40 Franken angeboten.

Der Plan fand jedoch wenig Beachtung. So wurde die Idee recht bald begraben.

Erstes Hotel in der Umgebung

Um die Wende zum 20. Jahrhundert gab es bereits ein Hotel im Naherholungsgebiet von Visp: das Hotel «zur Gebüdemalp» in Visperterminen, das von Ortsbürger Adolf Zimmermann geführt wurde. Der Pensionspreis bei Vollpension belief sich auf 4 Franken. Das Haus war jedoch nur während den drei Sommermonaten in Betrieb. Später wurde der Betrieb vorübergehend von der Visper Familie Hans Meyer-Stäuble geführt.

Weitere Inhalte des Kapitels 16, 1876–1906

Eisenbahnen brachten Höhen und Tiefen für Visper Tourismus

Kapitel Nr.
Kapitel 16
Zeithorizont
1876–1906

Ortsleben im vorindustriellen Visp

Kapitel Nr.
Kapitel 16.05