Visper Landeshauptmann Johannes In Albon wurde reichster Walliser
Johannes In Albon war wohl der mächtigste Politiker, den Visp je hervorbrachte. Kein Walliser Staatsmann hatte vor ihm so viele Ämter innegehabt und so zäh daran gehangen. Was er im Lauf seiner Karriere materiell geäufnet hatte, stellte wohl den bedeutendsten Grundbesitz dar, der sich im Oberwallis vor den Zeiten des grossen Stockalper jemals in Privathand befand – abgesehen von Kardinal Matthäus Schiner, der seine weltliche Macht im Wallis allerdings seiner Bischofswürde verdankte.
Erste Lebensjahre in Stalden
Geboren wurde Johannes In Albon um 1535 in Stalden. Sein Vater war Peter In Albon, Grosskastlan (1530 und 1539) und Bannerherr (1537–1540) des Zenden Visp, der damals noch in Stalden wohnhaft war. Name und Herkunft der Mutter sind nicht bekannt.
Die ersten Lebensjahre verbrachte Johannes im Brückendorf. Als sein Vater im Januar 1544 vorzeitig starb, war er noch ein Kind. Da bestellte der Grosskastlan Im Eich den verwaisten Kindern zwei Vögte, Peter uf den Staldun und Peter in der Albun, den Stammvater der In Albon von Eggerberg.
Die Brüder kümmerten sich um ihn
Es dürften aber wohl eher seine älteren Brüder Heinrich und Peter gewesen sein, die sich des jungen Johannes annahmen. Auch sie sollten später zu Amt und Würden gelangen.
Bekannt ist, dass der jüngste In Albon einen Teil seiner Jugend bei seinem Bruder Heinrich verbrachte, der sich in Visp niedergelassen hatte und 1550 zum Bannerherrn des Bezirks gewählt wurde.
Es wird vermutet, dass Johannes zu dieser Zeit von Bischof Johannes Jordan die Tonsur erhielt, dass also sein Kopf kreisförmig kahlgeschoren wurde wie bei den Priestern. Auch wenn seine Eltern möglicherweise die Laufbahn eines Geistlichen für ihn vorgesehen hatten, schlug er diesen Weg doch nicht ein. Es waren die ersten Jahre der Reformation; die Geistlichen waren in dieser Zeit bei den vornehmen Familien des Landes etwas in Misskredit geraten. Eine Urkunde von 1553 nennt «Johannes In Albon, Clericus» als Zeugen.
Beim Onkel entwickelte er Machtstreben
Der spätere Landeshauptmann Anton Kalbermatten, ein Verwandter der Familie, nahm den begabten Jüngling mit sich auf die Landvogtei Hochtal, zu deren Landvogt er ernannt worden war – dies nachdem feststand, dass Johannes klar eher der weltlichen als der geistlichen Macht zuneigte. Dort, in der Stille der Berge des Chablais, in der praktischen Schule des erfahrenen Juristen und Verwaltungsmanns Kalbermatten, wurde Johannes In Albon ins Recht und in die Staatsgeschäfte eingeführt. Der Landvogt hatte seine Residenz im alten Kloster Saint-Jean-d’Aulps. In Albon soll für den Landvogt bis nach Chambéry gereist sein.
Studium in Paris
In den folgenden zwei Jahren, 1555/1556, soll Johannes seine Ausbildung in Paris vervollständigt haben, zum Teil mit einem Stipendium des französischen Königs, das ihm der Landrat auf Vorschlag des Zenden Visp zugesprochen hatte.
Familiengründung in Visp
In seine Heimat Visp zurückgekehrt, vermählte sich Johannes In Albon mit Evelyn Zentriegen, der Tochter des Landvogts Johannes Zentriegen aus der angesehenen und einflussreichen Familie von Raron. Es scheint, dass er damals selber zeitweilig in Raron wohnte.
Ein unermüdlicher Notar
In der Heimat fand er seine erste Stelle: 1560 war er als Jurist Sekretär des bischöflichen Ehegerichts, das aus geistlichen und weltlichen Vertretern zusammengesetzt war. Er war ein unermüdlicher Notar; bis in seine letzten Jahre fasste er eigenhändig zahlreiche Urkunden ab.
Lyonerzug wurde ihm fast zum Verhängnis
Seine politische Laufbahn begann In Albon sehr auffällig und eher ungeschickt: Im Frühsommer 1562 verleiteten ihn möglicherweise finanzielle Gründe dazu, mit jenen Walliser Söldnern auszuziehen, die den französischen Protestanten, den Hugenotten, nach Lyon zu Hilfe eilten. Diese Truppen, zwei Fähnlein stark, wurden von Peter Ambühl aus Leuk und Johannes In Albons Bruder Heinrich angeführt. Es liegt nahe, dass diese Verwandten – Peter Ambühls erste Frau war ebenfalls eine Tochter des Landvogts Johannes Zentriegen – den jüngeren Johannes zur Teilnahme an diesem Feldzug hatten bewegen können.
Dieser Waffengang, der in der Geschichte als Lyonerzug bekannt ist, erregte im Wallis einen heftigen Sturm der Entrüstung, besonders im Zenden Goms. Nach Hause zurückgekehrt, mussten sich die Anführer – Ambühl und die Gebrüder In Albon – vor dem Landrat verantworten. Johannes wurde im Januar 1563 wegen seiner Teilnahme am Zug zu einer erheblichen Geldstrafe verurteilt.

Das stattliche Patrizierhaus, welches Landeshauptmann Johann In Albon 1586 am Felsen nördlich der St. Martinskirche, in der Senke zwischen den beiden Kirchen, erbaute. Von hier aus hatte er 1604 einen kurzen Weg zum Walliser Landrat in der unteren Kirche. Bekanntlich wurden an dieser Sitzung die Reformierten angewiesen, das Wallis zu verlassen. Später diente das Gebäude als «Altes Spittel», seit 2018 ist es das Haus der Visper Burger.
© Thomas Andenmatten
In Visp sesshaft geworden
Nach diesen Ereignissen in fremden Diensten zog sich In Albon wieder nach Visp zurück. Am 9. September 1564 erwarb er hier namens seiner Gattin Evelyn beim Friedhof nahe der oberen Kirche die Hälfte eines Hauses und weitere Güter. Der Kauf beanspruchte die bedeutende Summe von 775 Pfund.
In Visp diente er dem Landeshauptmann Nikolaus Im Eich als gewandter Schreiber. Er wusste den alten Im Eich aber bald zu überflügeln und gar in den Schatten zu stellen.
Konkurrenten ausgehebelt
Erstmals trat Johannes In Albon am 15. Oktober 1568 zusammen mit seinem Bruder Peter als Abgesandter seines Zenden auf einem Landrat in Leuk auf. Noch im gleichen Jahr wurde er zum Grosskastlan von Visp gewählt. Im Mai 1569 gelang es ihm, zum Vize-Landeshauptmann erkoren zu werden; dafür hatte er die beiden anderen Visper, Im Eich und Kritzer, übergangen.
Von diesem Zeitpunkt bis zu seinem Tod kettete er seine Person an alle Geschäfte und Sorgen des Landes Wallis; ein ausgeprägter Ehrgeiz, Raffgier und eine Sucht nach Ämtern und Gewalt erfüllten ihn.
Söldner führen und Vogt sein
Um 1570 legte In Albon das Amt des Vize-Landeshauptmanns nieder. Es scheint, dass er für kurze Zeit wieder als Söldnerführer und Kriegshauptmann in Frankreich weilte.
Im Dezember 1572 erfolgte seine Wahl zum Landvogt von Monthey. Gemäss Vogtei-Rechnung benützte er seine Regierungszeit im Untertanengebiet Monthey, um auf Kosten des Landes sein Residenzschloss mit schönen Möbeln aus Nussbaumholz zu schmücken.
Am 21. Juni 1574 ernannten ihn Bischof, Landeshauptmann und Landvogt zum Obersten unterhalb der Morge. Dieses wichtige Amt behielt er bis an sein Lebensende.
Generationenwechsel in der Politik
Langsam begann sich In Albons Aufstieg zu den höchsten Ämtern im Land abzuzeichnen. Die führenden Staatsmänner des Wallis waren innert weniger Jahre gestorben; 1569 Peter Allet, 1572 Anton Kalbermatter, 1574 Moritz Zum Brunnen. Weitere wie Nikolaus Im Eich, Martin Clausen und Fürstbischof Hildebrand waren alt geworden und hatten ihre Tatkraft verloren. So kam eine neue Generation ans Ruder: Anton Mayenzet, Johannes In Albon, Peter Ambühl und Martin Guntern – Männer, die das letzte Drittel des 16. Jahrhunderts besonders prägten.
Landstrasse in schlechtem Zustand
Im Mai-Landrat von 1569 kritisierten die Boten von Visp die schlechte Landstrasse im Goler mit Wassergüllen, «Pfitzen und anderen bösen Tritten». Dieses Teilstück trat wiederholt als Problemfall auf. 1575 war von einem konkreten Verbesserungsprojekt die Rede. Die Strasse «solle vom undren Stützlin in alle geredi geleit (begradigt) werden bis zum Stadel». Zu einem offenbar verbesserten Unterhalt dieser Strasse sollte es aber erst 20 Jahre später kommen, denn 1587 wurde nochmals deren schlechter Zustand kritisiert.
Konflikt im Aostatal
Am 16. Juli 1575 gelangte die Regierung des Wallis mit einer Klage an den Balivo von Aosta. Einige Männer aus Zermatt hatten wenige Tage zuvor im Augsttal, dem Aostatal, Wein geholt. Da sie sich in Chambave geweigert hatten, einen aus ihrer Sicht ungerechten Zoll zu entrichten, wurden ihnen zwölf Pferde, alle mit Wein beladen, dazu zwei Esel, mit Gewalt weggenommen.
Johannes In Albon bezog auch Zehntenleistungen
1599 stellte man in Visp fest, dass die Zehntenleistungen (Zinsen) nicht nur der Pfarrei Visp zugutekamen, sondern auch dem «würdigsten und weisen» Landeshauptmann Johann In Albon aus Visp. Das war offenbar ein weiterer Beitrag zu seinem enormen Vermögen.
Aufstieg zum Landeshauptmann
Ende Mai 1575 war es so weit: Johannes In Albon wurde zum Landeshauptmann des Wallis gewählt und bekleidete nun das höchste politische Amt im Land. Zwar dankte er am Landrat vom 25. Mai 1576 wieder ab, «wegen kleinfiege sines verstands, ouch libs schwachheit halber», wurde aber dennoch für ein weiteres Jahr im Amt bestätigt. Er sollte noch weitere sechs Mal wiedergewählt werden – 1579, 1585, 1591, 1597, 1603 und 1605 – und so das Amt des Landeshauptmanns während 14 Jahren innehaben.
In den Zwischenzeiten verschaffte er sich eine ganze Reihe weiterer wichtiger Ämter: 1578 und 1595 war er wiederum Grosskastlan von Visp, 1590 wurde er Kastenvogt und Protektor der Propstei des Grossen St. Bernhard und 1588 Grosskastlan von Bagnes für den Abt von Saint-Maurice.
Landrat beriet in Visp Probleme mit Lötschen
In Gegenwart von Landeshauptmann Johannes In Albon wurde am Mittwoch, 13. Februar 1577, im Haus von Hans Riedtgin in Visp ein Landrat durchgeführt. Dabei ging es vorwiegend um die Untertanengebiete Talschaft Lötschen und Niedergesteln. Anwesend waren auch die Boten aller fünf Zenden von Leuk aufwärts. Der Zenden Visp war vertreten durch Kastlan Niklaus Im Eich, alt Kastlan Peter Anthamatten, alt Landvogt Hans Riedtgin und alt Kastlan Peter Andenmatten von Niedergesteln.
Es erschienen die Gewalthaber der Talschaft Lötschen – Untertanen dieser fünf Zenden. Sie zeigten an, dass ihre Murmunden (Murmeltiere) durch Fremde, aber auch durch Männer aus den fünf Zenden, «mechtig» abgeschossen würden. Einerseits gereiche dies ihnen, den Lötschern, zum grossen Nachteil, anderseits hätten die schiessenden Herren davon wenig Nutzen. Deshalb baten sie den Landrat, «inen dieselben murmunden zu frien und schirmen zu lassen wellen, doch mit anbietung was buossen doruf gesetzt werden». Darauf beschlossen die Boten der fünf Zenden mit Willen ihres Amtsmanns die Erklärung, dass die Talleute von Lötschen fürderhin das Abschiessen ihrer Murmeltiere verbieten und Bussen erteilen durften, deren Höhe sie selbst bestimmen konnten.
Ferner verlangten die Gewalthaber der Talschaft, man möge ihnen den Ankauf von Lebensmitteln bewilligen. Sie wüssten nämlich nicht, wie weit der Kauf von Nahrungsmitteln verboten sei. Man solle sie diesbezüglich wie andere, freie Landsleute behandeln. Die Zenden beschlossen, dass ein jeder Talmann (Lötscher) zu seinem eigenen Haus «notdurft» wohl möge «essige» (essbare) Nahrung kaufen, soweit dieselbe «keines anderen Gremplers seie», sondern solches mit seinem «eigenen Geld kaufe».
Dem Amtsmann von Lötschen/Niedergesteln verboten die Zenden streng, «dass er gwicht und mäss keiner gstalt verendern (verändern) sondern so er etliche waagen zuo schwach befunde, soll er die mit probierten gwichtssteinen justificieren und uf 18 unschen das pfund».
Weiter wurde beschlossen, der Amtsmann solle die Untertanen der fünf Zenden anhalten, auf der Feste von Niedergesteln ein Gefängnis zu bauen, «ouch stein, armiesen, seil und ander notwendige sachen, so in der Tortun gebrucht werden» zu rüsten, damit jeder Amtsmann nötigenfalls damit versehen sei.
Es wurde zudem vorgebracht, dass sich einige Gemeinden zu Niedergesteln weigerten, die dortige Rottenbrücke, die Wehrinen und die Strassen zu unterhalten. Diese würden so zugrunde gehen und besonders im Sommer würden weder Fremde noch Einheimische sicher zur Kirche oder zum Gericht kommen. Man beschloss, die Sache untersuchen zu lassen.
Johann In Albon wollte Bergwerk
1586, am 30. Juni, bewarb sich der amtierende Visper Landeshauptmann Johann In Albon um das ausgeschriebene Bergwerk von Bagnes.
Opportunist durch und durch
Zu In Albons Zeit moderte und wütete der Religionsstreit; stets neigte sich In Albon jener Seite zu, von der ihm mehr Erfolg und Gewinn winkten. Er taktierte zwischen dem katholischen und dem protestantischen Glauben. Anfänglich soll er keineswegs protestantisch gesinnt gewesen sein, wobei er auch nicht als überzeugter Anhänger des alten Glaubens bezeichnet werden konnte.
Am 8. April 1578 stand In Albon an der Spitze der Walliser Delegation, die in Luzern den Bundesschwur mit den katholischen Orten erneuerte.
Am 20. August 1576 erschien er als Landeshauptmann mit «der ganzen Obrigkeit von Visp» in Sitten, um dem Bischof Hildebrand von Riedmatten den neuen Pfarrer Bartholomäus Venetz zu präsentieren. Ein weiteres Mal, am 6. März 1579, erschien der mächtige Mann in Sitten vor den versammelten Domherren; diesmal empfahl er ihnen seinen Freund Pfarrer Bartholomäus Venetz für eine vakante Domherrenpfründe. In der Tat wurde Venetz zum Mitglied des Domstifts gewählt, um dort während vielen Jahren eine unrühmliche Rolle zu spielen; nebenbei behielt er noch 35 Jahre lang seine ausgedehnte Pfarrei Visp.
In Albon war bei den Herren des Domkapitels sehr angesehen. Angesichts seiner Verdienste um das Stift vererbten ihm die Domherren im Jahr 1580 als Geschenk ein Haus in Sitten.
Lehenseid auf den Knien
Theodul Stoffel von der Nanz bekannte am 26. August 1595 in Visp im Namen aller Gutsbesitzer innerhalb der Grenzen des Territoriums von den oberen Stalden, Lehensmann des Pfarrers Bartholomäus von Visp zu sein. Er leistete den Lehenseid mit gebeugten Knien, mit entgürtetem Schwert und mit gefalteten Händen zwischen den Händen des Pfarrers und verpflichtete sich, am Fest des heiligen Martin ein Müt Korn zu bezahlen, als ewige Gilt.
Unerwünschter päpstlicher Nuntius
Dies hinderte ihn jedoch im Sommer 1579, als er erneut Landeshauptmann war, keineswegs daran, dem päpstlichen Nuntius Bonhomini die Visitation des Bistums Sitten rundweg abzuschlagen – mit einem Schreiben, das zugleich höflich und dreist war und in dem Historiker die Handschrift des calvinistisch gesinnten Staatskanzlers Martin Guntern zu erkennen glaubten.
Als sich der Nuntius im Dezember gleichen Jahres dennoch ins Wallis begab, erlaubten ihm die Sittener Magistraten inklusive Landeshauptmann nicht, die Stadt zu betreten. In St-Pierre-de-Clages musste der ungebetene Gast seine Dienstreise unterbrechen und der Bischof von Sitten musste sich damit begnügen, dem päpstlichen Vertreter im Dörfchen einen Höflichkeitsbesuch abzustatten.
Die weltliche Gewalt des Bischofs von Sitten war inzwischen so unscheinbar und unbedeutend geworden, dass er diesen Affront nicht verhindern konnte. Die Schäden des kirchlichen Lebens lagen in jener Zeit vor aller Augen: Die altgläubige Geistlichkeit des Wallis war weit davon entfernt, mit ihrer Lebensführung Achtung zu gewinnen.
In der Hauptstadt dominierten die Reformierten
Gegen Ende des 16. Jahrhunderts galt In Albon als Freund und Anhänger der neuen Lehre. So nahm ihn die Stadt Sitten, wo allmählich die protestantisch Gesinnten die Oberhand zu erlangen schienen, 1587 um den Preis von 50 wohlgerüsteten Musketen in die Reihe ihrer Burger auf.
Nicht zu unterschätzen ist der Einfluss, den der erwähnte begabte, protestantisch gesinnte Staatskanzler Martin Guntern auf Landeshauptmann In Albon und auf Bischof Hildebrand ausübte. Wie nahe sich der Landeshauptmann und der Staatskanzler waren, zeigte sich, als Guntern 1588 starb: In Albon nahm dessen Witwe Katharina Kalbermatter wenig später zur Ehefrau. Am 17. Oktober 1592 unterzeichnete diese in Visp einen Brief an In Albon, der gerade in Sitten weilte, mit «Deine allzeyt willige und untertänige Husfrow Katharina». Der Ehe entsprossen drei Söhne, nachdem die erste Ehe mit Evelyn Zentriegen offenbar kinderlos geblieben war.
Wohnsitz im späteren «Alten Spittel»
Johannes In Albon baute 1584 das Haus zwischen der oberen und der unteren Kirche, welches später das Alte Spittel der Familie Burgener aufnehmen sollte. Darauf lässt eine Inschrift im ersten Stock schliessen. Den Bauplatz, auf dem früher eine Säge, eine Mühle und eine Bäckerei gestanden hatten, soll er 1569 von der Burgerschaft erworben haben.
Trotz der etwas niedrigen Lage ist es ein Haus von stattlichem Ausmass. Oberhalb der rundbogigen Haustüre hängt ein winziger Erker oder eine Pechnase. Auf der Abendseite des Hauses lag noch 1586 ein Baumgarten mit Reben, die In Albon damals von den Kindeskindern des Landeshauptmanns Im Eich erworben hatte. In einer Kammer im zweiten Stock ist an der hölzernen Decke die einfache Inschrift «CATRIN KALBERMATTER ANNO DOMINI 1601» angebracht. Hier wird die zweite Gattin In Albons gelebt und gearbeitet haben.
Der angesehenste Staatsmann
In Albon war im ausgehenden 16. Jahrhundert der angesehenste und einflussreichste Staatsmann des Wallis. Aufgrund seines Verhandlungsgeschicks wurde er oft als Gesandter des Wallis zu fremden und befreundeten Staaten abgeordnet.
Die Zeiten waren unsicher und es konnten jederzeit kriegerische Verwicklungen eintreten. Im Mai 1589 besetzte In Albon an der Spitze der Walliser Truppen das Gebiet südlich des Genfersees, die ehemalige Landvogtei Evian. Am 28. Juli des gleichen Jahres ernannte ihn der Landrat zum Kommissär oder Vogt dieses Gebietes. Diese Aufgabe war nicht von langer Dauer, wurde das Gebiet doch bald wieder an Savoyen zurückgegeben.
Opposition mundtot gemacht
Der Anfang des 17. Jahrhunderts brachte den protestantischen Gesinnungsgenossen im Wallis zunächst neue Erfolge. Gilg Jossen-Bandmatter war Landeshauptmann, Fürstbischof Hildebrand war kränklich, furchtsam und ohne Energie. In Albon selbst bekleidete ab Sommer 1601 das Amt eines Vize-Landeshauptmanns «ob der Raspille». Dass der Landeshauptmann zwei Statthalter hatte – Martin Kuntschen in Sitten, In Albon in Visp – war ein neuer Zustand.
Gerade damals zeigte In Albon, wie mächtig er war. Er wusste jede Opposition im Keim zu ersticken. So hatten es vier Männer aus dem Vispertal und von Turtmann gewagt, In Albon des Verrates zu bezichtigen. Dieser liess die Beschimpfung von Anton im Raufgarten, Hans zum Brüggiltin, Nikolaus Fäliser und Christian Binder nicht ungesühnt: Die Männer wurden vor den Landrat nach Sitten zitiert, wo sie im Dezember 1601 mit hohen Geldstrafen belegt wurden. Die Angelegenheit wurde im Abscheid (Protokoll) festgehalten und folglich in allen grösseren Kirchen vorgelesen.
Dem Machterhalt alles untergeordnet
Am 18. Mai 1603 wurde In Albon erneut Landeshauptmann. Die stürmische Reaktion der oberen katholischen Zenden gegen die neue Lehre, welche von den Urkantonen unterstützt wurde, traf ihn nicht unvorbereitet. Mit bewundernswerter Wendigkeit wusste er sich der neuen Lage anzupassen.
Vorsitz am historischen Visper Landtag
Vom 15. bis 17. März 1604 fand in Visp der denkwürdige Sonder-Landrat statt, und zwar in der Liebfrauenkirche, der unteren Kirche, unweit von In Albons Wohnsitz. In Albon führte den Vorsitz zusammen mit Generalvikar Adrian von Riedmatten. Die Abgeordneten beschlossen, das Land solle beim alten Glauben bleiben; die katholische Partei hatte gesiegt. In der Folge wurden alt Landeshauptmann Gilg Jossen-Bandmatter und Landschreiber Jakob Guntern ihrer Ämter enthoben. Die Neugläubigen gingen aller öffentlichen Ämter verlustig und wurden für unfähig erklärt.
Nun musste auch In Albon Farbe bekennen. Hatte er 1581 noch wohlwollend geduldet, dass sein Verwandter Marx In Albon im reformierten Basel studierte und zu einem entschiedenen Anhänger des Protestantismus wurde, sandte er nun selbst im Juli 1604 seine Söhne Johann und Peter nach Freiburg zu den Jesuiten ins Kollegium.
Vom höchsten Amt konnte er nicht lassen
Obwohl seine zweijährige Regierungszeit 1605 zu Ende ging, verstand er es, sich im höchsten Amt, welches das Land zu vergeben hatte, erneut bestätigen zu lassen. Mit dieser Wahl kam eine Sitte auf, die sich mit der Zeit einbürgerte: Der Landeshauptmann blieb vier, acht, zehn oder noch mehr Jahre im Amt.
Sein Ableben zeichnete sich ab
Auf dem Mai-Landrat 1607, der erst Mitte Juni in Sitten stattfand, legte In Albon das Amt nieder, wahrscheinlich weil er schon nicht mehr bei bester Gesundheit war. Daraufhin wählten ihn die Visper im November wieder zu ihrem Grosskastlan. Als solcher nahm er im Dezember am Landrat teil.
Wenige Wochen später starb er in Visp, «reich gesegnet mit irdischen Gütern, Ämtern und Würden». Wörtlich hiess es: «den 26. Jänner 1608 ist der ervest und fürn, wys Herr Hans In Albon wyland Landeshauptmann zu Visp säliglich gestorben synes Alters».
Der langjährige Landeshauptmann Johannes In Albon fand seine letzte Ruhestätte in der Pfarrkirche St. Martin in Visp, deren Vogt er lange Jahre gewesen war.
Unglaublich grosses Vermögen hielt nur zwei Generationen
Die drei Söhne, die In Albon mit Katharina hatte, waren bei seinem Tod noch im Knabenalter: Johann, der 1619 als Bannerherr des Zenden Visp starb, Peter, Ritter des goldenen Sporns, der 1626 als Heerführer im Veltlin umkam, und Heinrich, der später wie sein Vater Landeshauptmann wurde.
Am 18. November 1619, also erst elf Jahre nach In Albons Tod, schritten seine Söhne und Enkel zur Teilung des väterlichen Erbes. Die Teilungsschrift zeugt vom gewaltigen Vermögen, das sich In Albon im Lauf der Jahre angeeignet hatte. Dieses stellte wohl den bedeutendsten Grundbesitz dar, der sich im Oberwallis vor der Zeit des grossen Stockalper jemals in Privathand befand.
In Albons Güter erstreckten sich von Mörel bis nach Martigny und sogar bis ins Entremont. Er besass Häuser in Eyholz, Siders und Sitten, in Visp selbst sieben Häuser und zwei Türme. Unter diesen Häusern befand sich das von ihm selbst gebaute Haus zwischen den beiden Kirchen, das nachmalige Alte Spittel, sowie die Überbauung Pflanzetta, die er sich offenbar ebenfalls zu eigen gemacht hatte.
Bedeutend war auch der Besitz an Weinbergen und Alprechten, was zudem auf einen ausgedehnten Viehbesitz schliessen lässt.
Er besass Alprechte im Gehren im Obergoms sowie das Weltschigen Senntum im Binntal, Rechte im Augstbord, im Ganter, im Baltschiedertal, im Mattwald-Sivinen, im Ginals und die Blumatt im Turtmanntal. Der Wert der Grundgüter wurde damals auf 21 380 Kronen, jener der Kapitalien und Schuldtitel auf 7 303 Kronen geschätzt.
Zwei Generationen später war von dem grossen Besitz aber nur noch wenig übriggeblieben.
Grabinschrift seit Kirchenneubau nicht mehr sichtbar
Johannes In Albon, seine zweite Gattin und der älteste Sohn wurden in der Pfarrkirche St. Martin in Visp beerdigt. Dies geht aus einer beinahe schmucklosen Inschrift hervor, die bis zum Jahr 1954, als die Kirche einem Neubau Platz machte, zu sehen war.
Die in Latein abgefasste Inschrift lautete sinngemäss: «Den hocherlauchten väterlichen Ahnen und dem durchlauchtigsten und adelichen Manne Johannes In Albon, der siebenmal wachsamer Landeshauptmann des Wallis und tapferer Oberst des Unterwallis war, der ausgezeichneten Matrone und süssesten Mutter Katharina Kalbermatter und deren Sohn Johannes, Bannerherr und Kastlan von Visp, haben diesen Stein gesetzt die Söhne Peter In Albon, Ritter, Heinrich Kastlan von Visp und der Enkel Johannes Gabriel, 1624».