Die nachstehend in alphabetischer Reihenfolge erwähnten Visperinnen und Visper sind längst nicht alle, von denen berichtet werden müsste. Vielen gelang Besonderes, andere leisteten Beiträge im kleineren Kreis oder im Stillen, ausserhalb von Politik, Wissenschaft, Verwaltung, Medien und so weiter. Zahlreiche Beispiele aus dem Sport- und Kulturbereich, auch aus früheren Jahrzehnten, finden sich in den beiden Bänden des Buchs «Visper Geist, herausragende Leistungen in Sport, Musik, Theater und Literatur in einer Oberwalliser Gemeinde, Band 1 und Band 2.]
Markus Antonietti, Schweizer Botschafter
Der Visper Markus Antonietti (1958) vertrat während Jahren als Botschafter die Schweiz im Ausland. Nachdem er in Freiburg Recht und Journalistik studiert sowie verschiedene Studienaufenthalte absolviert hatte, trat er 1985 in den Diplomatischen Dienst ein. Unter anderem war er Schweizer Botschafter in Ecuador und Venezuela. Nach seiner Rückkehr nach Europa war er Geschäftsträger in Tschechien (bis 2017). Dann kehrte er nach Südamerika zurück, wo er die Schweiz als Missionschef in Peru vertrat. Seine Diplomatenkarriere schloss er in Portugal ab.
Fredy und Silvia Bayard, Unternehmerpaar im Modebereich
Fredy Bayard (1963) übernahm von seinen Eltern Alfred und Adele Bayard das Modehaus Bayard, das 1912 als Gemischtwarenladen begonnen hatte und 1947 zum reinen Bekleidungsunternehmen geworden war. Zusammen mit seiner Frau, der Theologin Silvia Bayard, entwickelt Fredy Bayard das Unternehmen weiter: Zwischen 1989 und 2003 eröffneten die beiden sowohl im Unter- als auch im Oberwallis 10 weitere Filialen und machten Bayard zum führenden Modeunternehmen im Wallis. Sodann entwickelte das initiative Paar eine der grössten Modeketten der Schweiz, von Aarau und Biel bis Volketswil und Zürich, indem es etablierte Textilhandlungen und Markenläden in der ganzen Schweiz übernahm. 2017 übertrug das Besitzerpaar seine Aktien der «Mode Bayard Group» den leitenden Mitarbeitenden des Unternehmens – zur langfristigen Sicherung der Kontinuität –, wobei Silvia Bayard weiterhin CEO ist. Das Imperium umfasst 87 Filialen, 56 Fachhandelsgeschäfte, 28 Monolabel Stores und drei Outlet-Geschäfte. [Siehe auch Kapitel 25.13 «Oberwalliser Medienhaus in Visp mit Zeitung, Online-Plattform, Lokalradio und Lokalfernsehen».]
Sepp Blatter, FIFA-Präsident, Ehrenburger
Am 24. November 2006 wurde der amtierende FIFA-Präsident Sepp Blatter zum Ehrenburger der Burgerschaft Visp ernannt. Beim Burgertrüch zu seinen Ehren war auch eine namhafte Delegation der Spitze des Weltfussballs vertreten.
2009 zeigte sich der Geehrte dafür erkenntlich: Er liess auf seine Kosten die unansehnlich gewordenen früheren Burgerfahnen von 1809, 1846 und 1902 restaurieren, um sie in einer schlichten Feier in der unteren Kirche der Burgerschaft zurückzugeben.
Sepp Blatter wurde fünfmal zum FIFA-Präsidenten gewählt, wobei seine letzte Amtszeit, die er 2019 mit 79 Jahren antrat, nur drei Tage dauerte. Dem ging ein einmalig turbulenter, von verschiedenen Ereignissen geprägter Wahlkampf voraus. Blatter wurde gegen den Willen des Verbands seines eigenen Kontinents, aber mit der praktisch einhelligen Unterstützung Afrikas und Asiens in seinem Amt bestätigt. Kurz davor trat er aber davon zurück.
Andrea Burgener Woeffray, Gemeinderätin Stadt Fribourg
Andrea Burgener Woeffray, in Visp aufgewachsen, war zwischen 2016 und 2023 Gemeinderätin der Stadt Fribourg und leitete das Baudepartement.
Davor hatte sie während 15 Jahren für die Sozialdemokraten im Freiburger Generalrat Einsitz gehabt. Die promovierte Heilpädagogin arbeitete vor ihrem Exekutivamt als Universitätsdozentin an Hochschulen in Fribourg und Zürich.
Christoph Burgener und Christine Schraner Burgener, Diplomaten-Duo
Christoph Burgener (Jahrgang 1962), in Visp aufgewachsen, ist heute Schweizer Botschafter in Zypern. Davor war er Berater des Chefs der Internen Revision im EDA in Bern. Christine Schraner Burgener, wie ihr Mann Visper Burgerin, übernahm 2022 die Leitung des Staatssekretariats für Migration. Das Paar hatte in der Diplomatie Neuland betreten, als es 2009 den Botschafter-Posten für Thailand, Laos, Kambodscha gemeinsam antrat. Nachdem Christine Schraner Burgener Schweizer Botschafterin in Deutschland war, ernannte UNO-Generalsekretär António Guterres sie 2018 zur Sondergesandten für Myanmar.
Philipp Egger, Versicherungsexperte, FINMA-Mitglied
Philipp Egger (1956), Sohn des Alfons und Bruder des nachmaligen Nationalrats, ist Versicherungsfachmann. Von 1985 bis 2002 war er bei der Genfer und der Basler Versicherung engagiert, wo sein Aufstieg begann. 2003 wechselte er zur Winterthur Group, wo er in der Konzernleitung Einsitz nahm und Geschäftsleiter Winterthur Schweiz war. 2006 wurde die damalige Winterthur Group vom französischen Versicherer Axa übernommen. 2007–2013 war Egger Mitglied des Axa Executive Committee in Paris und CEO von AXA Winterthur Schweiz.
Philippe Egger gehörte ab 2014 dem Verwaltungsrat der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht FINMA an. 2016 übernahm er das Vizepräsidium, auf Ende Januar 2018 legte er sein Mandat nieder.
Thomas Egger, Direktor für Berggebiete, Nationalrat
Seit 2001 ist der Visper Thomas Egger Direktor der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Berggebiete (SAB). Egger (1967) besuchte die Schulen in Visp und Brig, anschliessend studierte er in Zürich Geografie und Politikwissenschaften. In den Neunzigerjahren arbeitete er bei der ARW Dr. Peter Furger AG, danach bis 2001 als Leiter der Regionalstelle der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete in Visp. Als Roberto Schmidt in den Walliser Staatsrat gewählt wurde, rückte Egger 2017 für die Mitte (CSP/CVP) in den Nationalrat nach, wo er Mitglied der Finanzkommission und der Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen war. Die Wiederwahl verpasste er 2019 wie bereits sein Vorgänger Schmidt; beide hatten wohl sehr gute persönliche Ergebnisse erreicht, was angesichts des Parteiresultats nicht zum Mandat reichte. [Siehe auch Kapitel 18.09 «Visperinnen und Visper im Eidgenössischen Parlament».]
Peter Furger, Planer, Tourismus-Sanierer
Der promovierte Visper Wirtschaftswissenschaftler Peter Furger, Jahrgang 1946, ist seit 1989 Inhaber eines Büros für Beratung, Planung und Projektleitung. Furger war 1977–1988 Gemeinderat in Visp, ab 1993 im Walliser Grossrat, die CVP Oberwallis präsidierte er 1981–1988.
Statt Staatsrat wurde er der Tourismus-Sanierer der Schweiz: Peter Furger sprang als «Feuerwehrmann» in Leukerbad ein, in Zermatt, Crans-Montana, Gstaad, Lenzerheide, Sedrun, Grächen, Morgins und Alpes vaudoises; bei Sanierungsfällen hatte er das Vertrauen der Banken.
Die in Schieflage geratenen Bergbahnbetriebe von Zermatt beispielsweise brachte er zusammen und machte sie zu einem der florierendsten Unternehmen im Schweizer Tourismus. Schliesslich übernahm er im Auftrag von Samih Sawiris die Gesamtprojektleitung von Andermatt-Sedrun und verantwortete somit den Ausbau des Skigebiets, das so in die internationale Liga aufstieg.
Thomas Gsponer, Verbandsdirektor
Der promovierte Volkswirtschafter und diplomierte Verbandsmanager Thomas Gsponer war zunächst Verbandssekretär, ab 1991 amtete er als Direktor der Walliser Industrie- und Handelskammer, des Dachverbands der Walliser Wirtschaft.
2006 wurde der damals 48-jährige Visper zum Direktor des Schweizerischen Verbands für visuelle Kommunikation viscom gewählt. Er gebot fortan über rund 900 Mitglieder des führenden Unternehmerverbands der visuellen Kommunikation; der Berufs- und Arbeitgeberverband der schweizerischen grafischen Industrie umfasst Unternehmen, die in den Bereichen Konzeption, Gestaltung, Herstellung und Verbreitung tätig sind, und ist der führende Arbeitgeber- und Unternehmerverband der Schweiz.
Marcel Jullier, Experte bei der UNO
2017 wählte die UNO-Generalversammlung den Visper Marcel Jullier (1960) in den beratenden Ausschuss für Verwaltungs- und Haushaltsfragen der UNO. Marcel Jullier, Experte für Rechnungswesen und Controlling, ist der erste Schweizer in diesem Gremium. Er verfügt über langjährige internationale Erfahrung in den Bereichen Administration, Finanzen und Personalwesen in internationalen Organisationen. Unter anderem hat er beim Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK), beim Entwicklungsfonds der UNO für Frauen, bei UN Women sowie in der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) Führungspositionen bekleidet. Vor seiner Einsitznahme im erwähnten UNO-Ausschuss arbeitete er im Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA.
Josef Sarbach, Domherr, Archivar
Der Visper Geistliche Josef Sarbach wurde 1933 in Visp geboren, wo er aufwuchs und zur Schule ging. Er besuchte das Gymnasium in Brig und studierte dann Theologie in Sitten. 1961 hielt er Primiz in Visp und war von 1961 bis 1967 Rektor in Naters. Danach wirkte er sechs Jahre als Pfarrer in Ems, ab 1973 anderthalb Jahrzehnte als Pfarrer von Visperterminen, neun Jahre als Pfarrer von Leuk-Stadt und schliesslich versah er noch während 11 Jahren die Pfarrei von Simplon Dorf und Gondo. Seit 2007 betreut er das Archiv des Domkapitels Sitten. Der Bischof von Sitten ernannte den 75-jährigen anfangs 2008 zum Domherrn der Kathedrale Sitten.
Seine Freizeit widmet er der Astronomie. Als er Präsident des Oberwalliser Vereins für Astronomie war, gestaltete diese den Planetenweg vom Friedhof Visp bis nach Stalden. [Siehe Kapitel 23.04 «Erholungsraum Ennet der Vispa, Tennisplatz und Planetenweg».]
Georges Schmid, Präsident SVBK
Der Schweizerische Verband der Bürgergemeinden und Korporationen wählte den Visper Burgermeister Georges Schmid am 7./8. Juni 2018 zu ihrem Präsidenten. Schmid ist der erste Walliser, der dieses Amt bekleidet. Der Verband besteht seit 1945. Am 17. Februar 2019 fand in der Visper Burgerkirche ein offizieller Empfang zu seinen Ehren statt.
Thierry Schnyder, Kantonsrichter
Auf den 1. Januar 2018 trat der Visper Richter Thierry Schnyder das Amt als Kantonsrichter an. Am Neujahrsempfang wurde er vom Gemeindepräsidenten gebührend willkommen geheissen.
Philippe Spörri, Staatskanzler
Der promovierte Jurist Philipp Spörri (1958), in Visp aufgewachsen, wurde 2009 als Nachfolger von Heinrich von Roten zum Staatskanzler des Wallis gewählt. Ende Januar 2023 ging er in den Ruhestand.
Beda M. Stadler, Professor für Immunologie
Dr. Beda Stadler, 1950 in Visp geboren und hier aufgewachsen, hat Biologie studiert und sich auf Immunologie spezialisiert. Stadler wurde 1991 vom bernischen Regierungsrat zum ordentlichen Professor für Immunologie, Rheumathologie und Allergologie und zum Institutsdirektor ernannt. Er forschte unter anderem auf den Gebieten der Allergologie und der Antoimmunität, zu Antikörpern und Impfstoffen. Bis zu seiner Pensionierung 2014 war er Direktor des Instituts für Immunologie der Universität Bern. Er hat sich immer wieder mit pointierten Ansichten zu gesellschaftlichen Themen geäussert. Seit Stadler im Ruhestand ist, wohnt er in Zeneggen.
Raoul Stocker, Honorarprofessor für Steuerrecht
Raoul Stocker, 1971 in Visp geboren, verfügt über langjährige Berufserfahrung im Steuerrecht, bei der Eidgenössischen Steuerverwaltung und in der Privatwirtschaft; er berät Unternehmen und Privatpersonen in Steuerfragen und begleitet internationale Steuerstreitigkeiten im Rahmen von Verständigungsverfahren. Nachdem Stocker während Jahren an der Universität St.Gallen gelehrt hatte, ernannte man ihn 2020 zum Honorarprofessor für Steuerrecht; ausserdem ist er Direktor des dortigen Instituts für Law and Economics.
Jodok Wyer, Krankenkassenchef
Der Jurist Jodok Wyer, ehemaliger Gemeinderat von Visp, wurde 2011 zum Verwaltungsratspräsidenten der CSS-Versicherung in Luzern gewählt. Dieses Amt sollte er zwölf Jahre innehaben. Wyer hatte bereits seit 1999 im Verwaltungsrat Einsitz gehabt.
Ein Visper als Olympiasieger
Am Bahnhof in Visp kam es zu einem Blitzempfang mit den Staatsräten Roberto Schmidt und Frédéric Favre, als der Slalomfahrer Ramon Zenhäusern 2018 mit olympischen Medaillen in seine Heimat zurückkehrte. Der sympathische und bescheidene Slalomspezialist brachte das sportfreundliche Oberwallis regelrecht aus dem Häuschen. Zenhäusern hatte sich an den olympischen Spielen in Korea in glänzender Form präsentiert und Silber im Slalom gewonnen! Ein solcher Erfolg im Slalom, in dem die Schweizer zuvor während fast 40 Jahren nichts zu bestellen hatten, dürfte auch Zenhäusern selbst überrascht haben. Nun gab es für ihn aber kein Halten mehr. Nicht zuletzt dank seiner Bestzeit im Parallelslalom gab es im neuen Mannschaftswettbewerb sogar noch eine Goldmedaille für die Schweizer.
1992 in Bürchen geboren, inzwischen 2.02 Meter gross, fuhr Zenhäusern seit 2012 im Weltcup. Bereits in der Saison vor den olympischen Spielen hatte er die Slaloms in den Weltcup-Rängen immer besser beendet. In Stockholm entdeckte er bei sich eine neue Stärke: mit dem Parallelslalom gewann er sein erstes Weltcuprennen. Ramon Zenhäusern wurde mit den beiden Medaillen bester Schweizer Alpiner der Männer, ein Erfolg, welcher seine Karriere erst richtig lanciert haben dürfte.
Bei den Weltmeisterschaften 2019 in Åre gewann Ramon Zenhäusern eine weitere Goldmedaille im Mannschaftswettbewerb.
Jakob Zinsstag, Wissenschaftler auf dem Gebiet Zoonosen
Jakob Zinsstag, 1962 als zweitjüngstes von acht Kindern von Christoph und Rosi geboren, aufgewachsen in Visp, studierte Veterinärmedizin. Als Projektleiter in einem internationalen Forschungszentrum für Schlafkrankheit lebte er mit seiner Familie acht Jahre in Gambia, anschliessend in der Elfenbeinküste. Zurück in der Schweiz, baute er aus der Sicht der Veterinärmedizin ein Forschungsprogramm für die nomadische Bevölkerung im Tschad auf. Sein Interesse galt zoonotischen Krankheiten, also solchen, die in Menschen und Tieren vorkommen – eine grosse, globale Herausforderung. Impfdienste für Mensch und Tier auf die Beine zu stellen, war eine nächste Aufgabe. 2004 wurde der Epidemiologe Zinsstag Privatdozent der Universität Basel. Angebote für Professuren lehnte er ab, weil er die Arbeitsbedingungen beim Schweizerischen Tropen- und Public-Health-Institut (Swiss TPH)einmalig fand. 2012 und 2013 führte er mit seinem Team im Tschad eine Massenimpfaktion an 20 000 Hunden durch, was die Übertragung der Tollwut in der Hauptstadt zusammenbrechen liess. Jakob Zinsstag plädiert für «One Health»: Für eine bessere Gesundheitsversorgung sollen Human- und Tiermedizin, aber auch Lebensmittelproduktion und Umweltbedingungen berücksichtigt werden.