Kapitel Nr.
Kapitel 18.03

Von der «Fortschrittspartei Visp» über die «Demokratische Partei» zur FDP

Mit der Inbetriebnahme der Visp-Zermatt-Bahn 1891 waren vor allem die Fuhrleute, die Säumer, aber auch das Gastgewerbe weitgehend ihres Einkommens verlustig gegangen. Visp fiel bei 950 Einwohnern wieder mehr oder weniger auf den Stand eines Bauerndorfs zurück. Sowohl Gemeinde als auch Burgerschaft verfügten über wenige Mittel. Der Gemeinderat handelte daher eher zögernd, ja ängstlich und – wie sich im Nachhinein zeigte – für Visp nicht immer förderlich. Ein Beispiel dafür war die Eisenbahnpolitik um die Jahrhundertwende, als die Visper wenig Risikofreude zeigten und eher kleinliche Entscheide trafen. 

So kam es nicht von ungefähr, dass sich bei der sich abzeichnenden Niederlassung eines Industrieunternehmens auch in diesen Kreisen das politische Leben zu regen begann. Mit Post und Bahn hatten vor allem Unterwalliser hier ihr Auskommen gefunden. Sie wollten diese geradezu lethargisch anmutende Politik der Alteingesessenen nicht mehr einfach als gottgegeben hinnehmen. 

Ein Bürger namens Charles-Louis Loretan gründete 1908 zusammen mit einer kleinen Gruppe die «Fortschrittspartei Visp». Dies war praktisch der Beginn des Streits der politischen Parteien in Visp überhaupt.

Erste lokale Gegner der Konservativen

Charles-Louis Loretan wurde Ende 1908 in einer Majorzwahl in den Gemeinderat gewählt. Dass die Fortschrittlichen kurz nach der Gründung ein Gemeinderatsmandat errangen, kam einer kleinen Sensation gleich, dürfte aber auch mit der Niederlassung der Lonza zu tun gehabt haben. 

1909 bis 1912 waren ausser Loretan im Rat: Francis Burgener, Präsident, Peter-Marie Wyer, Vizepräsident, Johann Müller, Julius Weissen, Ludwig Providoli (der nach einer vierjährigen Pause wieder dabei war) und Arthur Mathier.

Aus den Anfängen der Fortschrittspartei ist ansonsten wenig bekannt, ausser dass sie das Sammelbecken mit sozial-liberalem Einschlag für fast alle Visper Bürger war, die mit den Etablierten wenig am Hut hatten und Bestehendes als rückständig wahrnahmen. Da waren auch Sozialisten dabei, die in Visp sonst keine Heimat hatten, während im benachbarten Brig schon seit 1904 ein Vorgänger der späteren Sozialistischen Partei bestand; 10 Kilometer östlich von Visp spielten eben Bahn, Post, Zoll und Grenzwacht sowie der Bau des Simplontunnels eine bedeutende Rolle. Eine weitere Gruppe fand nur in der Fortschrittspartei die Möglichkeit, sich politisch zu äussern: Bürger, die der reformierten Konfession angehörten. Die Konservativen hatten nämlich ihrem Namen das Wort «katholisch» vorangestellt und damit Angehörige anderer Konfessionen ausgeschlossen. 

Bei der erdrückenden konservativen Mehrheit, die in den Burgern ihr mächtiges Wähler-Reservoir hatten, stiess die neue Partei wohl schnell an ihre Grenzen. 

Die für die Gemeinderatswahlen von 1912 eingereichte Initiative für die Einführung der Proporzwahl auf Gemeindeebene scheiterte. Bei den Wahlen wurde die Spitze des Rats bestätigt. Neu zog Dr. Leo Mengis ein, während bei den Fortschrittlichen der populäre, von Sitten her gekommene Wirt des Bahnhofbuffets, Guillaume Pfefferlé, den Pionier Charles-Louis Loretan ersetzte.

Freisinnige in Brig, jedoch nicht in Visp

In Brig wurde 1912 eine Freisinnige Partei gegründet. Diese beteiligte sich mit Erfolg erstmals an den Gemeinderatswahlen. Sie wollte ihren Wirkungskreis auch auf die anderen grösseren Gemeinden in der Talebene ausdehnen und organisierte Gründungsversammlungen. In Visp wurde eine solche am Mittwoch, 19. März, abends um 8 Uhr 15, im Restaurant de la Poste anberaumt. Eine Parteigründung kam aber nicht zustande. Wahrscheinlich beharrte Pfefferlé auf seiner wenige Jahre zuvor gegründeten oppositionellen Fortschrittspartei, die im Visper Gemeinderat vertreten war.

1916 gelang dem «Fortschritt» ein Durchbruch

1916 verbuchte die Fortschrittspartei einen zusätzlichen Erfolg, als es Guillaume Pfefferlé gelang, Vizepräsident zu werden, nachdem Peter-Marie Wyer zurückgetreten war. 

Aus nicht mehr zu eruierenden Gründen war die Partei der Fortschrittlichen vier Jahre später jedoch schon wieder nicht mehr in der Visper Exekutive vertreten. Hatte sie die notwendige Stimmenzahl nicht erreicht? Hatte sie keinen Kandidaten auf die Liste gebracht? Oder hatte Guillaume Pfefferlé, verärgert ob der Ohnmacht, im konservativen Rat etwas zu erreichen, freiwillig das Feld geräumt?

Visp um 1925.

ETH-Bildarchiv, Fotograf Walter Mittelholzer, LBS_MH01-004864-AL

Erstmals zwei Sitze im Gemeinderat

1924 gab es insofern ein Novum, als sich erstmals auch Einheimische, in Visp aufgewachsene Bürger auf die oppositionelle Liste wagten, was alles andere als selbstverständlich war. 

Mit Edgar Müller, dem Gründer und langjährigen Präsidenten der Musikgesellschaft «Vispe» (seit deren Gründung 1909), erschien ein überaus populärer, prominenter Visper auf der Liste der Fortschrittlichen. (Edgar Müllers Enkel war übrigens Peter Alexander Müller, der spätere Präsident des schweizerischen Bundesgerichts.) 

Prompt gelang der Fortschrittspartei nach vierjähriger Abwesenheit eine erfolgreiche Rückkehr: Sie eroberte am 7. Dezember zwei Sitze. Guillaume Pfefferlé reichte es erneut zum Vizepräsidenten. Den Konservativen verblieben nur noch vier Sitze; einen weiteren Sitz errang der Sozialist Heinrich Müller.

Für die Amtsperiode 1925 bis 1928 setzte sich der Rat aus vier Konservativen, zwei Fortschrittlern und einem Sozialisten zusammen: Lot Wyer, neuer Präsident, Guillaume Pféfferlé, erneut Vizepräsident, Julius Weissen, Karl Anthamatten, Robert Studer, Edgar Müller, Heinrich Müller.

An den Wahlen von 1928 nahmen nur noch die Katholische Volkspartei und die Fortschrittspartei mit je einer Liste teil. Der Auftritt der Sozialisten hatte nur vier Jahre gedauert. Als erneut einzige Oppositionspartei stellten die Fortschrittlichen wieder zwei Ratsmitglieder. Sie bedauerten den Wegzug von Edgar Müller, der nach nur gerade vier Jahren im Rat seinen Wohnsitz nach Sitten verlegte. Den Platz neben Pfefferlé nahm 1928 Mühle-Besitzer Arnold Nussbaum ein. Das Vizepräsidium musste Pfefferlé Karl Anthamatten überlassen. 

1932 blieb die Zusammensetzung der Behörde unverändert, auch wenn die Fortschrittspartei weiterhin Boden gut machte und einen guten Drittel des Potenzials erreichte. Die 1 064 Parteistimmen gegenüber den 2 062 der Katholischen Volkspartei reichten für die Beibehaltung der zwei Sitze. Diese wurden von Guillaume Pfefferlé, der schon 20 Jahre zuvor in den Rat gewählt worden war, und Arnold Nussbaum gehalten.

Ausgabe der oppositionellen Zeitung «Der Oberwalliser» vom 3. Januar 1930. Redaktor war Adolf Fux.

Demokratische «Oberwalliser Zeitung»

Am 23. März 1929 erschien in der Druckerei des Visper Rektors Josef Sterren im «Alten Spittel» erstmals ein oppositionelles Blatt: Adolf Fux hatte die unabhängige liberale «Oberwalliser Zeitung» ins Leben gerufen. Er redigierte das Blatt bis 1936. Dann musste er dessen Erscheinen mangels finanzieller Mittel einstellen. 

Der «Oberwalliser» war eine Alternative zum «Walliser Bote», dem Leibblatt der katholisch-konservativen Partei. Siehe auch Kapitel 19.11 «Die liberale ‘Oberwalliser Zeitung’ erschien in Visp, später auch der ‘Walliser Bote’».

Aus den «Fortschrittlichen» wurden die «Demokraten»

1936, als weltweit die Zeichen bereits auf Sturm standen, gab sich die Partei auf Antrag von Adolf Fux einen neuen Namen. Angesichts der immer mehr aufkommenden nationalsozialistischen Diktatur im benachbarten Deutschland wurde dort die Demokratie zu einer Farce. Vor diesem Hintergrund nannte sich die Fortschrittsbewegung fortan «Demokratische Partei Visp». 

Obwohl sie bei den Wahlen von 1936 ihre beiden Sitze – diesmal mit Arnold Nussbaum und Hermann Tschopp – zu halten vermochten, sprachen die Demokraten von einer Enttäuschung. Denn zuvor hatten sie während Jahren für die Einführung der Sekundarschule und den Bau einer Turnhalle gekämpft – gegen unglaublich rückständige Ansichten – und schliesslich den Stimmbürgern beide Anliegen zur Realisierung schmackhaft machen können. Deshalb hatten sie beim Stimmvolk eine Anerkennung in Form eines dritten Sitzes erwartet. Die Sitzverteilung blieb jedoch dieselbe wie in den acht Jahren davor: fünf zu zwei zugunsten der Katholischen Volkspartei. Guillaume Pfefferlé trat nach mehr als 20 Jahren nicht mehr an. Seinen Sitz übernahm Hermann Tschopp.

Historisch: Demokraten in der Mehrheit

1945 kam es zu einem regelrechten Umsturz, wie man ihn in Visp noch nie erlebt hatte: Die Demokraten, die seit fast 40 Jahren die Minderheiten vertraten, eroberten mit ihren Spitzenleuten Adolf Fux und Dr. Raymond Perren die Mehrheit. Sie vermochten vor allem die Jugend für sich zu gewinnen und errangen mit einer deutlichen Mehrheit einen sensationellen Erfolg. Vier Demokraten standen künftig nur noch drei Konservativen gegenüber. Die Katholisch-Konservativen mussten erstmals in der Geschichte die Mehrheit abgeben. Erst 16 Jahre später sollten sich die Mehrheitsverhältnisse wieder umkehren.

Bei der Wahl zum Gemeindepräsidenten schlug Adolf Fux den amtierenden Alex Mengis, worauf der Unterlegene auch als Gemeinderat zurücktrat. Seinen Platz nahm Oskar Studer ein. Das Vizepräsidium übernahm der 28-jährige Chemiker Dr. Raymond Perren von den Demokraten. 

Am darauffolgenden 27. Februar konnte die offizielle Amtsübergabe in Anwesenheit der beiden vollzähligen Räte, des bisherigen und des neuen, durchgeführt werden – ein Novum. 

Auf die neue Gemeinde-Regierung warteten zwei der bedeutendsten Bauaufgaben, welche die Gemeinde je zu bewältigen hatte, beide waren bereits eingefädelt: Zuerst musste das über 400-jährige Rathaus der Kirchenerweiterung weichen und nordöstlich vom Standort des bisherigen neu gebaut werden. Zwischen 1951 und 1955 wurde die St. Martinskirche, wie sie heute noch dasteht, erbaut und von 300 auf 900 Sitzplätze erweitert. 

Schon 1946 verlegte Vizepräsident Perren, der bei der Lonza tätig war, seinen Arbeitsort nach Basel. Alfred Lienhard rückte für ihn in den Gemeinderat nach. Vizepräsident wurde Viktor Ab-Egg. 

Trotz 30 Jahren in Basel blieb Perren Visper

Raymond Perren, Vertreter der Demokraten im Gemeinderat und ab 1945 zwei Jahre lang Vizepräsident, war während Jahren Präsident der Walliser Handelskammer. Schon zu Beginn seiner Tätigkeit in den Visper Lonzawerken hatte er in Visp eine Untersektion des SAC gegründet und war in den Anfängen des EHC dessen Kassier.

Seinen Lebensabend verbrachte Perren in Visp. Trotz 30 Jahren in Basel war er Visper geblieben. Er gehörte zu den Initianten des Vereins «Iischers Visp» und war deren erster innovativer Präsident. Als solcher sanierte er zusammen mit den Eigentümern die Pflanzetta und nahm auch ein Burgschaftsfest zugunsten des Vereins an die Hand.

1948: Demokraten auf dem Zenit

Die Konservativen hatten sich bei den Wahlen von 1948 noch nicht vom Schock erholt. Sie verloren gar ein weiteres Mandat, während die Demokraten ihre Mehrheit entsprechend ausbauten. Diesmal konnten sie nämlich zusätzlich auch auf die Unterstützung der Arbeiterschaft zählen, der sie auf ihrer Liste zwei Plätze eingeräumt hatten. Kurz darauf sollte sich dieser Triumph jedoch schon als ein Pyrrhussieg entpuppen: Die zwei Arbeitervertreter belegten auf der Liste die beiden letzten Ränge und waren damit als einzige nicht gewählt. Dem neuen Gemeinderat gehörten Adolf Fux, Präsident, Viktor Ab-Egg, Vizepräsident, Arnold Nussbaum, Josef Blatter und Alfred Lienhard von der Demokratischen Partei an. Die Konservativen waren nur noch durch zwei Leute vertreten, Oskar Studer und Gustav Eder. 

1953 starb Gemeinderat Viktor Ab-Egg im Alter von erst 49 Jahren. Seine Stelle nahm Josef Zurbriggen als erster Nichtgewählter auf der Liste der Demokratischen Partei ein. 

Unter nicht weniger als 21 Kandidaten konnten die 827 Stimmberechtigten bei den Wahlen 1956 auswählen. Jede der drei Parteien hatte eine volle Liste mit je sieben Kandidaten aufgestellt. Darunter trugen insgesamt sieben den Vornamen Josef. 

Es blieb aber alles beim Alten: vier Demokraten, zwei ABP (Arbeiter- und Bürgerpartei) und ein Konservativer. Einsitz nahmen von den Demokraten Adolf Fux, Präsident, Josef Blatter, Josef Zurbriggen, Alfred Ludi, von der ABP Gustav Eder, Vizepräsident, und Nationalrat Dr. Leo Stoffel, von der Katholischen Volkspartei Paul Eugen Burgener. 

1957 hatten die Demokraten erneut einen Hinschied zu beklagen: Der erst 47-jährige Josef Zurbriggen war gestorben. Er wurde vom nachrückenden Ernest Salina ersetzt. Und Ende 1959 trat Josef Blatter nach einem Herzinfarkt zurück; für ihn rückte bei den Demokraten Josef Salzmann nach.

Zwischen November 1957 und Oktober 1959 erschien in Visp der «Der Demokrat», das Mitteilungsblatt der Demokratischen Partei Visp.

1960 brachte Umsturz zugunsten der C-Parteien

Ungewöhnlich früh wurde in den Medien gegen Fux und die Demokraten «geschossen». Vor allem das Gewerbe und die studierte Jugend griffen vor den Wahlen von 1960 massiv an. Die Heilbringerin hiess «Volkspartei»; Konservative und Christlichsoziale, die ja ausserhalb der Gemeinde schon immer der gleichen Fraktion angehört hatten, legten ihre Listen zusammen. Nach einem äusserst harten Wahlkampf eroberte die Volkspartei als Zusammenschluss von Konservativen und Christlichsozialen 1960 mit vereinten Kräften wieder die Mehrheit. 16 Jahre lang waren sie in der Minderheit gewesen. Die C-Parteien stellten fortan die Mehrheit im Verhältnis von 4:3 und beanspruchten mit Hans Wyer nun auch das Präsidentenamt; Adolf Fux wurde nach 16 Jahren an der Spitze der Gemeinde abgewählt. Dennoch verblieb er zusammen mit den Demokraten Josef Salzmann und Alfred Ludi im Gemeinderat und übte dieses Amt während vier Jahren loyal aus, obwohl er bei der Ämterverteilung von der Mehrheit lediglich mit den Aufgaben des «Wasserleiten- und Raubstrassenvogts» betraut worden war. 

Vier Jahre später, als der Rat auf neun Mandate erhöht wurde, errang die Volkspartei einen überwältigenden Sieg, vergleichbar mit jenem der Demokraten 1945 und 1948. Adolf Fux beendete seine Amtszeit als Gemeinderat. Das bedeutete zugleich den Anfang vom Ende der Demokratischen Partei. Es rächte sich nun, dass sich diese nie einer kantonalen Partei angeschlossen hatte. Das zeigte sich schon bei den Grossratswahlen; das Erringen eines Sitzes im kantonalen Parlament war nur mit einer im ganzen Bezirk bestens bekannten und geachteten Persönlichkeit wie Adolf Fux möglich und dieser wollte nicht mehr. Bei nationalen Wahlen fühlten sich die Parteigänger sowieso weitgehend «heimatlos». Ohne ihren langjährigen Spitzenmann Fux büsste die Partei trotz Erhöhung der Zahl der Gemeinderäte bei diesen Gemeinderatswahlen ein weiteres Mandat ein. 

1968, als die «Gelben» auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs waren, schaffte bei den Demokraten Alfred Ludi zum fünften Mal den Einzug in den Gemeinderat. Ebenfalls wiedergewählt wurde Josef Salzmann.

Vier von fünf Vispern für das Frauenstimmrecht

Am 7. Februar 1971 stimmten die Männer der Schweiz, die bis dahin allein die politischen Rechte besessen hatten, dem Stimm- und Wahlrecht für die Frauen zu. Dies war bei Weitem nicht der erste Anlauf zur Korrektur dieser Ungerechtigkeit gewesen. Dabei stimmten vier von fünf Vispern für das Frauenstimmrecht. 

Im Dezember 1972 durften die Frauen anlässlich der Gemeinderatswahlen erstmals an die Urne gehen. Die Wählerschaft wurde damit gründlich erweitert. 

Auch die Eyholzerinnen und Eyholzer konnten nach der Fusion an der Visper Ausmarchung teilnehmen.

Elisabeth Schweizer, erste Visper Gemeinderätin. 

© Armin Karlen

Die erste Frau im Visper Gemeinderat

1972 traten bei der Demokratischen Partei die beiden bisherigen Gemeinderäte Alfred Ludi und Josef Salzmann zurück. So trat die Partei nur noch mit einer Zweierliste an und ihre Fraktion schrumpfte auf einen einzigen Sitz zusammen. Als erste Frau in der Geschichte der Visper Politik wurde Elisabeth Schweizer in den Gemeinderat gewählt. Mit ihrer Dossierfestigkeit, ihrer Kompetenz und ihrem Fleiss bereitete sie auf treffliche Weise das Terrain für Frauen vor, die Interesse an der Politik hatten und bereit waren, künftig Ämter zu übernehmen. 

1976 kam das definitive Aus für die Demokraten. Die Parteistimmen reichten nicht mehr, um bei der Sitzverteilung berücksichtigt zu werden. So wurde Elisabeth Schweizer trotz sehr gutem persönlichem Ergebnis nicht wieder gewählt. Mit ein Grund dafür dürfte die erstmalige Teilnahme der Sozialisten gewesen sein, die vor allem jugendliche Oppositionelle anzusprechen vermochten. Mit Norbert Eder eroberten sie den Sitz der Demokraten. 

Als 1979 die Freie Demokratische Partei Oberwallis (FDPO) gegründet wurde und als sich diese im gleichen Jahr mit einem beachtlichen Erfolg an den Nationalratswahlen beteiligte, waren auch die verbliebenen Visper Demokraten dabei; sie waren zu diesem Zeitpunkt an der Talsohle angelangt. So ging der Start der neuen Partei 1980 bei den Visper Gemeinderatswahlen gründlich daneben. Mangels Kandidaten gelang es der lokalen FDP nämlich nicht einmal, eine Liste einzureichen.

Rückkehr der FDP beendete absolute CSP-Mehrheit

Nach dem Fehlstart von 1980 war die FDP bei den Gemeinderatswahlen von 1984 allerdings dabei und gewann dank ihrem Spitzenmann, dem Mediziner Dr. Donat Jäger, auf Anhieb den verlorenen einzigen Sitz wieder zurück. Stimmenmässig überholte sie gar noch die SOPO, die mit Thomas Burgener den neuen Gemeinderat stellte, während die «Gelben» mit fünf Sitzen in der absoluten Mehrheit waren und die «Schwarzen» mit zwei Sitzen enttäuschend abschnitten. 

Da die beiden C-Parteien 1992 in die Präsidentenwahl involviert waren, verzichteten sie darauf, auch für das Vizepräsidium zu kandidieren. So wurde der FDP-Mann Dr. Donat Jäger ohne Gegenkandidatur mit einem sehr guten Resultat gewählt.

Konstanz und Verschiebung der Machtverhältnisse im Visper Gemeinderat, in Farben dargestellt, seit Ende des 19. Jahrhunderts.

© Josef und Peter Salzmann

Weitere Inhalte des Kapitels 18, 1908–1925

Am neuen Industrieort formierten sich politische Parteien

Kapitel Nr.
Kapitel 18
Zeithorizont
1908–1925

Visper im Walliser Staatsrat

Kapitel Nr.
Kapitel 18.08

Ein Pflanzgarten zur Baumaufzucht

Kapitel Nr.
Kapitel 18.20