Kapitel Nr.
Kapitel 25.11

Weinbau am Fuss des höchsten Weinbergs Europas

2003 stellte die Gemeindeverwaltung fest, dass auf dem Territorium der Gemeinde Visp, zu der seit 30 Jahren Eyholz gehörte, auf einer Fläche von 14,5 Hektaren Rebberge bearbeitet wurden. Diese befanden sich linksufrig der Vispa und ennet der Brücke, in der Hell, im Bergji, im Leimgraben, im Türrli und vor allem im bedeutendsten örtlichen Rebberg, den Schlüsselachern. Rechtsufrig der Vispa wurden genannt: Burgerreben, Erb, Hubel, Kropfji, im Kehr, Sonnenmatte, Toppi mit Pfarreireben, in Eyholz im Lengacher und im Dorf. 

Verhältnismässig viele Rebbesitzerinnen und -besitzer wohnten in den Nachbargemeinden Zeneggen, Visperterminen und Lalden. Umgekehrt pflegten auch Visperinnen und Visper ihre Rebberge in der Nachbarschaft, insbesondere auf Terbiner Boden. Die Ernte diente vorwiegend der Selbstversorgung. Einige grössere Erträge gelangten über eigene Kellereien oder Genossenschaften in den Handel.

«Visper Archäologe des Schweizer Weins» 

Die Fachzeitung «Wein extra» bezeichnete den Visper Josef-Marie Chanton (Josy) angesichts seiner Pionierleistungen als «Visper Archäologen des Schweizer Weins», denn er hatte sich mit grossem Engagement für alte, beinahe vergessene Walliser Rebsorten eingesetzt. 

So rief er unter anderem den «Lafnetscha» sowie die in Vergessenheit geratenen «Gwäss» und «Plantscher» wieder ins Leben zurück. Chanton gilt auch als Vater des Heida, der eigentlichen Perle der Alpenweine; so kann man ihn gut und gerne als Glücksfall für die Schweizer Weinwirtschaft bezeichnen. Inzwischen ist der immer ruhig und bedacht wirkende Winzer längst in Pension gegangen. In seinem Betrieb in Visp, in dem 2008 der Nachwuchs das Zepter übernahm, legt er jedoch immer noch Hand an.

Der Visper Winzer Josef-Marie Chanton gilt aufgrund seiner Verdienste um alte, beinahe vergessene Walliser Rebsorten als «Visper Archäologe des Schweizer Weins».

zVg

Chanton rettete alte einheimische Reben

Joseph-Marie Chanton hatte die Visper Weinhandlung seines Vaters Oskar übernommen, der diese zusammen mit Hermann Weissen an der Junkergasse geführt hatte, und sich an der Weinbauschule in Wädenswil zum Profi ausbilden lassen. 

Er «ggorte» immer wieder in alten Sorten: Seit 1965 kultiviert Chanton alteingesessene und fast ausgestorbene Schweizer Reben, allen voran den Heida (Savagnin blanc). Er hat damit nicht nur einen Schweizer Kulturschatz gerettet, sondern er füllte in der Folge den besten Heida der Schweiz ab. 

Bis 1974 zurückdatierte Weine ergaben ein grossartiges Resultat. Chanton erwarb sich grosse Verdienste beim Wiederaufkommen des Heidaweins, der seit jeher mit dem Rebbaudorf Visperterminen verbunden war. Heute zählt der leicht süsse Heidawein wohl zu den erlesensten Erzeugnissen des Walliser Bodens. Von der «Himbertscha» gibt es in Chantons Rebbergen in Visp und Visperterminen noch einzelne kleine Rebbestände.

Historische Aufnahme von den «Heidenreben» unterhalb von Visperterminen.

ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv, Fotograf Ernst Meyer, Hs_1360-0022 / CC BY-SA 4.0

Gwäss, Lafnetscha und Himbertscha anfangs des 20. Jh.

Friedrich Gottlieb Stebler, der Visperterminen und seiner Umgebung anfangs des 20. Jahrhunderts einen ausgedehnten Besuch abstattete, schrieb über die in der Gegend um Visp angepflanzten Weine: «Neben dem ‚Heiden‘ werden aber in den ‚Rieben‘ noch viele andere Sorten gebaut, nach dem Grundsatze, dass man nicht alles auf eine Karte setzen soll. Man findet zum Beispiel häufig den Muskateller, ziemlich viel Raisé, Gros-Rhin, Fendant, wenig Lafnetscha, ferner roten Walliser. In guten Jahren gibt diese letztere Traube den allerbesten Wein und bekommt eine so kräftig dunkle Farbe, dass man damit wie mit Tinte schreiben könne. Eine saure Sorte ist das ‚Gwäs‘, ein Weisswein, der zwar sehr viel abwirft, aber einen schwächeren Wein liefert. In Bezug auf den Säuregehalt wird der ‚Gwäs‘ noch übertroffen durch die ‚Himbertscha‘, eine Weinsorte von einer Traube mit länglichen weissen Beeren.»

Lafnetscha, in Visp angebaute Rebsorte

Die Lafnetscha-Rebe ist im östlichen Teil des Deutschwalliser Weinbaugebiets heimisch und wird in Visp und Umgebung angebaut. Er ist vermutlich die vielseitigste aller Rebsorten, eignet sie sich doch für Stickelbau mit Bogenschnitt, als Weinlaube oder als Baumrebe. Die wüchsige Sorte bringt grosse, schwere Trauben hervor. Der Wein der Lafnetscha-Rebe erlangt seinen charakteristischen Geschmack erst nach einigen Monaten der Lagerung.

Weltweite Zusammenarbeit im Rebbau

Josef-Marie Chanton bleibt auch im Ruhestand nicht untätig. 2009 wurde er in das «Swiss Contact Senior Expert Corps» aufgenommen, das die wirtschaftliche, soziale und ökologische Entwicklung fördert: In verschiedenen Ländern unterstützt es Menschen, die sich keine professionelle Beratung und Unterstützung leisten können, sich erfolgreich in das lokale Wirtschaftsleben zu integrieren. Damit eröffnet ihnen die Organisation die Möglichkeit, ihre Lebensbedingungen aus eigener Kraft zu verbessern. 

Chantons erster Einsatz erfolgte im Mai 2012 in Honduras, wo er Gelegenheit hatte, seine immensen Kenntnisse weiterzugeben. Umgekehrt bildete er sich selbst in der Zubereitung von Fruchtsäften weiter.

Pinot noir aus Bolivien, Heida aus Nepal

Fünf Reisen führten Josef-Marie Chanton nach Bolivien in eine Landstadt im Übergangsbereich zwischen der Anden-Gebirgskette und den Kordilleren im Westen. Zu Beginn war es vor allem darum gegangen, den Weinberg zu bepflanzen und den Leuten zu zeigen, wie man die Reben richtig schneidet. Für den Bau der Kellerei hatte man dort mit einem Architekten Pläne erarbeitet, die das Visper Architekturbüro Vomsattel Wagner überarbeitete. Bis 2015 die erste Ernte eingebracht werden konnte, musste Chanton noch einiges praktisch anwendbar machen. Mit etwa 1 000 Kilogramm fiel diese Ernte sehr klein aus. Der Mehltau war schon von Anfang an dabei, geregnet hatte es wenig, sodass viele Jungreben verdorrten, weil sie nicht bewässert wurden. Angebaut werden dort die Rotweinsorten Cabernet, Sauvignon, Merlot, Pinot noir, Tempranillo, Tannat sowie einheimische Sorten. Dazu gesellten sich die weissen Sorten Chardonnay, Sauvignon Blanc und Semillon. Der Verkauf muss noch organisiert werden. Da die Besitzer finanziell gut dotiert sind, präsentiert sich die Zukunft nicht allzu schlecht. 

Bei seinem ersten Einsatz in Nepal auf rund 1 600 Meter über Meer traf Chanton einen Hotelier und Pionier für Rebpflanzungen, der sich voll und ganz dem Rebbau widmete. Chanton war ihm dabei eine wertvolle Hilfe. Noch im gleichen Jahr wurde erstmals Wein abgefüllt. Heute pflegt man dort rund fünf Hektaren Reben. Chanton traf hier auf Rebsorten wie Yamabudo, Koshu, Fujiminori und Pione, welche aus Japan eingeführt worden waren. Neu kamen 20 000 Rebsetzlinge aus der Rebschule Andreas Meier in Würenlingen. Neben Chardonnay, Gewürztraminer, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Solaris und Merlot war auch der Heida mit 500 Setzlingen vertreten; aus diesen wuchsen im Juli 2018 die ersten Heida-«Tribel», doch hatten sie weniger Kraft und höhere Säure als im Wallis. 

Josef-Marie Chanton hat zusammen mit seiner Frau Marlies und Sohn Mario in den letzten Jahren vorzügliche Arbeit geleistet. Man sehe sich als Landschaftsgärtner, die verlassene landwirtschaftliche Böden wieder ihrer Bestimmung zuführten. Chanton dazu: «Wunderbar, wenn ich das, was ich ein Leben lang gelernt und gelebt habe, interessierten Leuten weitergeben kann.»

Kein Bedarf mehr nach Absinth

2006 wurden Verkauf und Ausschank von Absinth wieder freigegeben. Absinth war in der Schweiz aufgrund einer Volksinitiative seit 1910 verboten gewesen. Dennoch produzierten geschätzte 50 bis 200 Schwarzbrenner jährlich zwischen 50 000 und 100 000 Liter Absinth. 

Auch in Visp gab es mehrere Wirtschaften, die während der Zeit des Verbots wohl darum gute Geschäfte machten. Die Polizei musste oft beide Augen zudrücken. Dass die «Fee» hier oder dort konsumiert wurde, war nämlich leicht feststellbar: Das durchdringende Aroma, das aus einem verborgenen Nebenstübchen kam, entging auch den übrigen Gästen nicht.

Bereits ein Jahr nach der Freigabe des Absinths liess sich ein Rückgang des Verkaufs feststellen: spannend ist es nur, wenn es verboten ist.

Wein als Abgabe

Schon im Mittelalter war der Weinbau im Wallis bedeutend. Der Wein bildete häufig eine Abgabe, die dem Grundherrn zu entrichten war.

Abgabe auf Wein

1711 mussten Einwohner, die Wein verkauften, der Burgerschaft von jedem «Saum» (drei Wein-Lagel) zwei Batzen entrichten.

Vortrag über die Reblaus

Am 1. August 1880 hielt der Siderser Apotheker Jean-Marie de Chastonay im Rathaus von Visp einen Vortrag über die Reblaus. Es erschienen 48 Interessierte aus den Bezirken Visp, Raron und Brig. 

De Chastonay wurde später Staatsrat (Inneres und Landwirtschaft). Auf seine Initiative wurde 1892 die Landwirtschaftsschule Ecône gegründet. 1901–06 setzte er sich als Ständerat vehement für die Walliser Landwirtschaft ein.

Kataster-Steuerwert für Reben

1927 betrug der Kataster-Steuerwert pro Hektar im Wallis 8 800 Franken für Wiesen und 12 700 Franken für Rebland. 

Der Schlüsselacher, der stattliche Visper Weinberg westlich der Vispa, an der Bürchnerstrasse. Er wird noch heute von vielen Privaten, mehr und mehr auch von professionellen Weinproduzenten bearbeitet.

© Daniel Reust

Visper Anbaugebiete Schlüsselacher und Toppi

Der Weinbau in den Schlüsselackern und in der Toppi spielt schon seit Jahrhunderten eine Rolle. Mit den Schlüsselachern und der Toppi besass und besitzt Visp ein ausgedehntes Rebgelände. 1625 wurde der Weinberg in der Toppy erweitert.

Es wurde auch geraten, die Arbeit im Frühling an einem «gmeinen Tag» auszuführen. Als Obmänner amteten Bannerherr Im Eich und Stephan Abgottspon. Der Burgerschaft wurden regelmässig «Trüche» von auswärts spendiert. Den hierzu notwendigen Wein immer zu kaufen, wäre die Bürger zu teuer zu stehen gekommen. So sollte «ein Erdreich gewonnen werden, um darauf einen eigenen Weinberg anzulegen». 

Neben der vielen Arbeit war vor allem in der Neuzeit auch ein ständiger Kampf gegen Schädlinge zu führen. 1889 machte sich der Mehltau bemerkbar. Anfänglich besorgte die Gemeinde selbst das Bespritzen sämtlicher Rebberge. 1892 übernahm dies eine Gemeinschaft, die Josef Bodenmüller mit dem Vollzug beauftragte. Schliesslich mussten die Eigentümer das Spritzen übernehmen.

Weinernte in den Rebbergen von Visp.

zVg/Klaus Summermatter

Dreimal mehr Reben in 40 Jahren

1920 war festzustellen, dass sich die Anbaufläche für Reben in 40 Jahren verdreifacht hatte. Dennoch kam die Produktion infolge der klimatischen Bedingungen, Krankheiten und Schädlinge nicht vom Fleck. Bei den weit verbreiteten Sorten hatten die Walliser keine Chance. Ab 1960 wurde erneut erweitert. Die Produktion nahm diesmal stark zu, bevor man ab 1990 wieder auf lokale Spezialitäten wie Syrah, Cornalin, Petite Arvine und Amigne setzte.

Das Fresko am Schuhmacher-Haus an der St.-Martinistrasse aus dem 16. Jahrhundert (1588) erinnert an den Gwäss. Dieser weisse Landwein, der damals in der Gegend am weitesten verbreitet war, wurde oft zur Feldarbeit getrunken. Schwere Fröste zerstörten die Erträge der Jahre 1740 und 1787. Im Gegensatz dazu brachte das Jahr 1760 eine ungeheuer reiche Weinernte.

1865 übergab die Burgerschaft zusammen mit dem Schützenhaus am Gräfinbiel auch Schützenreben ins Eigentum der Zunft. Als die Zunft Geld benötigte, versteigerte sie im Jahr 1907 etwa 70 Klafter Reben für 150 Franken.

Die Burgerschaft kam erst 1972 durch die Fusion mit Eyholz wieder zu eigenen Reben in den Pergolen in unmittelbarer Nähe des Burgerhauses in Eyholz, wo der «Eyholzer Rote» beachtenswert ist.

Wiwanni für die Prognose

Wenn die Visper früher im Spätsommer wissen wollten, wie wohl der Wein gedeihen werde, schauten sie zum Wiwanni, der Bergwanne, die dem Bietschhorn vorgelagert ist, und holten einen alten Bauernspruch hervor: 
«Wenn im Herbscht soll gratu der Wii, müess d’s Wiwanni im Eugstu schneefri si.»

Weinetikette – der Inhalt war Johannisberg – aus dem «Keller in der Junkergasse» von H. & J. Weissen aus dem Jahr 1945.

Keine Reblaus in Eyholz, Lalden, Brigerbad und Embd

1964 stellte man in «Rebe und Wein im Deutschwallis» fest, dass auch rund 100 Jahre nach dem ersten Auftauchen der Reblaus in der Schweiz einige wenige Oberwalliser Weinbaugemeinden – Eyholz, Lalden, Brigerbad und Embd – davon bisher völlig verschont geblieben waren und das Reblaus-Problem nur vom Hörensagen kannten.

Die Reblaus tauchte im Raum Visp erst spät auf.

Aus Egli 1982

Mit der Reblaus kam die Wende im Weinbau

In den letzten Jahrhunderten gab es wohl wenige Veränderungen im Walliser beziehungsweise im Visper Weinbau. Für die Rebvermehrung wurde die Technik des «Vergrubens» angewandt, bei dem ein Rebbreg Reihe für Reihe erneuert wird. Bei der Weinbereitung liess man die Maische im hier üblichen runden Lerchholzfass vergären.

Die folgenden Ausführungen verdanken sich Aufzeichnungen des Fachmann Klaus Summermatter, die dieser zur Verfügung gestellt hat: Demnach trat die Wende erst beim Auftreten neuer Schädlinge und besonders der Reblaus anfangs des 20. Jahrhunderts ein. Da wurde die Umstellung und Anpassung auch im Visper Weinberg gezwungenermassen notwendig. Obwohl sich die Reblaus in Visp und Umgebung erst in den 50er-Jahren bemerkbar machte, gab es hier weitsichtige Rebbergbesitzer, die sich schon Ende 20er-, anfangs 30er-Jahre mit der Anpflanzung der Walliser Sorten auf amerikanischen Unterlagen, die gegen die Reblaus widerstandsfähig waren, befassten. 

Es waren dies unter anderem: für die Pfarrei Pfarrer Leander Stoffel mit seiner Haushälterin Cathrine aus Savièse, die Rebarbeiten gewohnt war, die Juristen-Brüder Hermann und Jules Weissen, Dr. chem. Siegfried Zen-Ruffinen, der damalige Staatsrat Karl Anthamatten, Landwirt und Gastwirt Alexander Abgottspon, für die Landwirtschaftliche Schule Direktor Hans Bloetzer mit den Werkmeistern Albert Gsponer und Alfred Imhasly, Gastwirt Karl Bodenmüller, Lonza-Chemiker Meinrad Vomsattel, Bäckereibesitzer Adolf Perren, Paul Theler, Agronom Remo Providoli, um nur die wichtigsten zu nennen. Diese waren zum Teil Einkellerer und zum Teil Genossenschaftsmitglieder der ersten Stunde bei Provins in Siders. Als Beispiel dieser Zeit sei auf das Wirken von Meinrad Vomsattel hingewiesen. Meinrad Vomsattel (1884–1964), seit 1910 als Chemiker in den Lonzawerken in Visp tätig und unter anderem auch für die Herstellung von Kunstdünger verantwortlich, hatte dem für die damalige Zeit revolutionären neuen Produkt Kunstdünger den Stempel aufgesetzt. Er war in den 30er-Jahren in vielen Oberwalliser Gemeinden ein gern gehörter Referent für Düngerfragen. Aus dem Bericht vom 10. Januar 1933 über die 20 durchgeführten Düngerversuche im Walliser Rebgebiet von Martigny bis Visp von Ing. Agr. J. Stoeckli geht hervor: «Herr Vomsattel hat uns auch bei einer Reihe von Kontrollbesuchen begleitet und die Bodenanalysen durchgeführt, wofür wir ihm unseren besten Dank aussprechen.» Aus demselben Bericht in den Schlussbemerkungen: «Es konnte im allgemeinen festgestellt werden, dass die Weinbauern sich sehr für die Frage der rationellen Düngerverwendung interessieren und dass Aufklärung in dieser Hinsicht dringend nötig ist.» Enthalten ist auch ein ausdrücklicher Dank an die Lonzawerke in Visp für die verständnisvolle Unterstützung dieser Versuche. Vomsattel pflegte gute Beziehungen zu ETH-Professor Dr. H. Wuilloud sowie mit der Eidgenössischen Versuchsanstalt Wädenswil. Dies half ihm bei der Suche nach neuen, geeigneten Rebsorten. Was ihm anfangs der 40er-Jahre mit dem Anbau des Riesling-Sylvaners (für späte Lagen) gelang. Mitte der 30er-Jahre gab er dem ersten Oberwalliser-Rebschulisten Leo Meyer von Turtmann den Auftrag, auf 250 Quadratmetern Landroten (Cornalin) zu veredeln. Ebenfalls in diese Zeit hat sein Drahtbau am westlichen Hubelhang in Visp, bestockt mit einem Chasselas-Cordon fix, für Aufsehen gesorgt. 

Die Anschaffung einer Rebbergseilwinde (Ruedin) war für ihn eine Selbstverständlichkeit, es war die zweite im Kanton Wallis. Die freundschaftliche Beziehung zu Dr. Josef Gattlen, dem bekannten Physiklehrer am Kollegium in Brig, und dessen Idee, die Pflanzen durch Gefrieren gegen Erfrieren zu schützen, hatten Vomsattel begeistert. So ist aus Dr. Josef Gattlens im Februar 1944veröffentlichter wissenschaftlicher Arbeit zu diesem Thema zu lesen: «Vomsattel zeigte sich bereit, die Bewässerung eines Rebberges so einrichten zu lassen, dass sich die Anlage zum Studium der Frostbekämpfung auf grösserem Rebgebiet eignet. Er willigte zu diesem Zwecke in erhebliche Mehrkosten ein.» Die Anlage musste mehrmals im Ernstfall in Betrieb gesetzt werden. So ist es nicht übertrieben, Meinrad Vomsattel für den Visper und Oberwalliser Weinbau als Pionier zu bezeichnen.»

Mit dem Um- und Neubau des Visper Rebberges der 30er-Jahre schritt auch die Weinbereitung einher. Da ein grosser Teil Weissweine waren, wurde auf die Maischengärung verzichtet. Es wurde süss gepresst. Man nahm Abschied vom Harzgeschmack bildenden Lerchholzfass und wandte sich dem Eichenholz zu. Hiezu hat der ortseigene Küfermeister Leo Zenhäusern (1902–1993) gute Dienste geleistet. In den 50er- und 60er-Jahren gab es auch Zementfässer. Offen verkaufter Wein wurde damals in den Visper Gasthäusern im Fass angeliefert. Das «Raisin», das heutige Restaurant zur Traube, stellte als letztes Gasthaus anfangs der 60er-Jahre den Offenausschank auf Literflaschen um. Vom Herbst bis zur Fasnacht war «Neuer Wein», natürlich trüb vom Fass, sehr gefragt. 

Der Neuwein war zur Hauptsache Heida. Als die Reblaus in den 50er-Jahren die Heida-Erträge ausfallen liess, war der säurearme, aromareiche Riesling-Sylvaner als Ersatz sehr willkommen.

Im Herbst 1934 «wimdeten» Visperinnen und Visper in den südlichen Schlüsselachern, dem Rebberg der Visper am «Bergji» westlich der Vispa, und füllten die Ernte der Weinlese in die bereitstehenden «Bränte» ab. Jenseits der Vispa, ganz rechts oben auf dem Foto, hatte das Spital Visp seinen Betrieb aufgenommen. 

© Emile Gos, Mediathek Wallis, Martinach, 019ph-01631

Ein von «Iischers Visp» aufwendig restauriertes Wirtshausschild über dem Portal erinnert an die Gaststätte der Familie Schumacher an der Martinistrasse.

© Peter Salzmann