Zeneggen besteht aus verschiedenen Weilern, die im Südosten an sonnigen Abhängen verstreut liegen. Drei dieser Weiler gaben ihren Namen alten Geschlechtern weiter, die teilweise noch heute bestehen. Aus dem Dörfchen «Esch» beispielsweise stammen die Imesch.
Visper Familie Im Eich aus Zenenggen
Der Weiler «Eich» gab den Namen einer Familie, die im 16. Jahrhundert in Visp und im damaligen Wallis einen glänzenden politischen Aufstieg schaffte, inzwischen jedoch erloschen ist. Ihr Andenken lebt noch dunkel fort; als Zeuge dieser Zeit ist jenseits der Landbrücke am Weg nach Zeneggen ein altes Holzhaus mit gewaltigen Deckenbalken erhalten; es soll einst «Im Eich droben» gestanden haben. Früher hätten dort mächtige Herren gewohnt, heisst es. In Visp habe man an Sonn- und Feiertagen nicht zum Gottesdienst läuten dürfen, bis die Potentaten aus dem Eich in sichtbare Nähe gerückt waren.
Der Urvater, ein wilder Geselle
Die Geschichte der Im Eich soll zur Zeit der Schlacht bei Visp mit einer Untat begonnen haben, die Johann Im Eich zur Last gelegt wurde. Er muss ein wilder Geselle gewesen sein und soll 1389 im Zorn einen Bürger von Visperterminen namens Anton auf dem Stalden erschlagen haben.
Zur Zeit von Kardinal Schiner muss das Geschlecht in Zeneggen schon zahlreich gewesen sein. In weniger als elf Jahren kauften sich gleich drei Im Eich aus Zeneggen in Visp als Burger ein: 1507 etwa Heinrich Im Eich, der 1513 noch lebte, und 1516 Peter, der noch 1531 erwähnt wurde.
Begründer wurde Visper Burgermeister
Zum Begründer des Hauses Im Eich in Visp wurde Nikolaus. Der Taufname Nikolaus herrschte in der Familie vor, sodass es bisweilen schwierig ist, die einzelnen Träger dieses Namens scharf auseinanderzuhalten. In den vier Nikolaus spiegelt sich der Aufstieg, die Machtfülle und das Erlöschen der Familie.
Nikolaus I. bürgerte sich 1518 um den Preis von zehn Mörsiger Pfund in Visp ein. Dies setzt voraus, dass er damals schon einige Jahre in Visp ansässig war. Im Lauf der Jahre erwachte bei ihm der politische Ehrgeiz; er verstand sich mit Erfolg, um Ämter zu bewerben. So wurde er 1534 Visper Burgermeister, Abgesandter im Landrat und etwas später auch Grosskastlan von Lötschen und Niedergesteln.
Ermordung von Nikolaus I.
1539 soll Nikolaus Im Eich vom gewalttätigen Peter Funtiner umgebracht worden sein, wobei es heisst, Im Eich sei an diesem traurigen Vorkommnis nicht ganz unschuldig gewesen. Der Mörder kam mit dem Leben davon, musste aber für die Seelenruhe des Opfers eine Hängelampe stiften, die in der St. Martinskirche in Visp brennen sollte.
Auf den soliden Grundlagen, die sein Vater gelegt hatte, sollte sich die Laufbahn von Nikolaus II. verheissungsvoll entfalten: er wurde später Landeshauptmann.
Leidenschaftlicher Bauer als Landeshauptmann
Ob Nikolaus II. noch in Zeneggen oder bereits in Visp geboren wurde, lässt sich nicht mehr feststellen. Auch über seine Jugend ist nichts bekannt, ebenso über seinen Bildungsstand. Es scheint, dass er weder ausnehmend begabt noch ausserordentlich wohlhabend war. Was ihm die politische Laufbahn erleichterte, waren drei Eigenheiten: Ihm wurde eine ausgesprochene Leidenschaft für die kleine und die grosse Landespolitik in die Wiege gelegt, verbunden mit einer natürlichen Schlauheit und einer soliden Liebe zur Landwirtschaft und zum Viehstand.
Religiöse Streitigkeiten prägten die Zeit
Die Jugend von Nikolaus fiel in jene Jahre, die in der ganzen Schweiz durch religiöse Streitigkeiten vergiftet wurden. 1536 machte der junge Mann eine schwere Krankheit durch und ernährte sich deswegen mit Fleischspeisen. Weil dies während der Fastenzeit verboten war, verklagten ihn Glaubenseiferer beim Landrat. Dieser begnügte sich damit, mit geistlichen Strafen gegen ihn einzuschreiten.

Das Haus beim Blauen Stein, vor dem noch ein Brunnen steht, gehörte Landeshauptmann Nikolaus Im Eich. Vermutlich wurde es in dem halben Jahrtausend, seitdem es steht, mehrmals umgebaut. Um 1920 war im Erdgeschoss des Im-Eich-Gebäudes ein Lebensmittelgeschäft untergebracht, im Zurkirchen-Haus (links) eine Bäckerei.
Ohne Datum, Fotograf unbekannt, abgebildet in Fux 1996
Visp in der Zeit der Im Eich
In der Mitte des 16. Jahrhunderts war Visp eine Burgschaft von bescheidener Grösse. Malerisch, aber unordentlich dürfte es mit seinen hohen Kirchtürmen und stattlichen Häusern, mit seinen bunt durcheinander gewürfelten Scheunen, Ställen und vereinzelten Susten ausgesehen haben. An den Felsen vorbei floss die Vispa, die man durch Mauern und Wehren in Schach zu halten versuchte.
Um die untere Kirche herum lag noch ein Friedhof, der von einer Ulme beschattet war. Gleich daneben stand am Gräfinbiel das Haus des Simon In Albon. Im hochgiebeligen Pfarrhaus nördlich der St. Martinskirche wohnte der berühmt-berüchtigte Pfarrer Peter Kaufmann. Neben ihm gab es in Visp noch mehrere Kapläne und Altaristen an beiden Kirchen. Ein junger Geistlicher, Peter Brantschen, später Historiker, war seit 1558 als Frühmessner in Visp angestellt. Über ihn hielt ein Schreiber mit Bedauern fest: «Ach, hätte er uns doch nur seine damaligen Eindrücke schriftlich hinterlassen.»
Das Herz der Burgschaft bildete der Platz beim Blauen Stein mit der Gerichtsbank, wo der Grosskastlan zu Gericht sass. Mehrere Schenken und Wirtshäuser waren da, um die Durstigen zu stärken und die Müssigen zu unterhalten. Moriz Zerbriggen aus Zermatt und Thomas Schuoler hiessen die Wirte; deren Familien hatten keinen Bestand.
In einigen Häusern lebten Abkömmlinge der alten, einst noblen Familien, aber die Gewalt und das Regiment lagen bei den «fürsichtigen und schaubaren» Herren, bei Nikolaus II. Im Eich, bei Bannerherr Johannes zum Felach, der aus Törbel stammte, und bei Jodok Kalbermatter.
Zur zweiten Garnitur gehörten Ammann Theodul Krytzer, die Notare Egid Wyestiner, Caspar Albertin und Heinrich In Albon, der Landvogt Riedin und der Kaufherr Maffei. Diese Leute wurden wohl oft angefeindet und vielfach beneidet, aber sie gaben den Ton an.
In diesem Visp stand und steht südwestlich des Blauen Steins Nikolaus Im Eichs Haus – kein palastähnlicher Bau, wie ihn später die Burgener errichteten, doch es verfügte über eine geräumige Laube. Hier machte Franz Schuhmacher, der weiter oben in der Burgschaft sein stattliches Haus erstellt hatte, 1548 sein Testament vor Im Eich und dem Notar Albertin.
Im Zenden fehlte es an Persönlichkeiten
Nikolaus II. gehörte schon um 1544 herum, als sein Vater nicht mehr lebte, zu den «vornehmen Herren» von Visp. Ende 1543 war er Grosskastlan von Visp und Abgeordneter im Landrat geworden.
Noch wichtiger war aber vielleicht, dass Im Eich die Chance hatte in einer Zeit zu leben, als es im Zenden Visp an bedeutenden Persönlichkeiten fehlte. Der alte Adel der Vespia Nobilis, unter anderem die Ulrici, Werra, de Emda, de Platea waren verschwunden oder am Aussterben, der Stamm des grossen Simon In Albon grösstenteils nach Sitten verpflanzt.
Die Burgener und Blatter waren noch nicht nach Visp gezogen. Das Nikolaital war seit dem Tod des weisen Georg Majoris zur Bedeutungslosigkeit herabgesunken. Die Summermatter, welche Stalden und die umliegenden Höhen besetzt hielten, hatten durch das vorzeitige Ende «ihres» Landeshauptmanns ihren wichtigsten Mann verloren. Zudem war der gewesene Landeshauptmann Jodok Kalbermatter, mehr Krieger als Politiker, schon alt. So konnte Nikolaus im Eich im Zenden Visp und vielfach auch im Wallis fast zwanzig Jahre lang die erste Geige spielen.
Als die Reihe, die 1476 erworbene Landvogtei Monthey zu verwalten, an den Zenden Visp kam, wurde Nikolaus II. für dieses vornehme Amt erkoren; er hatte es 1545 und 1546 inne. 1540 war mit Georg Summermatter erstmals ein Visper Landvogt von Evian gewesen. Während die Landvögte im Unterwallis nicht zu Unrecht einen schlechten Ruf hatten und einer masslosen Habsucht beschuldigt wurden, sind gegen Im Eich keine solchen Klagen bekannt.
Ruffiner baute Zenden-Rathaus
Für seine regelmässigen Sitzungen benötigte der Zendenrat des Zenden Visp entsprechende Räume am Hauptort. Um 1544 erhielt Baumeister Ulrich Ruffiner vom Zenden Visp den Auftrag, am Martiniplatz in Visp das Zenden-Rathaus zu erbauen. Staffelgiebel, Türfassungen und Fenstergesimse waren aus Tuffstein. Mit einem Tuffsteinbrunnen mit Jahrzahl und Meisterzeichen verewigte er sich. Als das Gebäude 1953 abgebrochen wurde, um der Erweiterung der Kirche Platz zu machen, wurden diese Bauteile im Carnotzet des neuen Rathauses eingebaut.
Organisator des Landesschützenfests
Im Jahr 1548 fand in Visp das Landesschützenfest statt, für das Nikolaus II. Im Eich zusammen mit dem Landvogt zum Felach «Spis und Trank» zu besorgen hatte.
Nach Summermatters Tod Landesstatthalter
Zwei Jahre nach seiner Rückkehr von Monthey trat jenes Ereignis ein, das Nikolaus II. Im Eich den Zugang zu den höchsten Würden erleichterte: der politische Führer und Exponent des Zenden Visp, Landeshauptmann Georg Summermatter, starb.
Summermatters Nachfolger wurde der Sittener Johannes Kalbermatter. Im Eich übernahm gleichzeitig das Amt des Landesstatthalters beziehungsweise Vize-Landeshauptmanns, wobei seine Wahl nicht klanglos über die Bühne ging. Sie rief im Gegenteil einen heftigen Protest der Abgesandten von Sitten hervor. Das Amt des Landesstatthalters hatten bis dahin nämlich immer Bürger von Sitten besetzt.
Im Eich blieb dennoch im Amt. Für ihn begann damit eine reiche politische und richterliche Tätigkeit. Obwohl seine Amtszeit als Landesstatthalter noch nicht abgelaufen war, wählten ihn die Zendenleute von Visp erneut zu ihrem Grosskastlan.
Kalt liess Im Eich das religiöse Gezänk der von Bern und Zürich inspirierten Neuerer. In diesem Zusammenhang schenkte er im Oktober 1556 im Landrat, an der Spitze der Visper Abgeordneten, dem anrüchigen Thomas von Schalen den Anteil der auferlegten Busse für eingeschmuggelte zwinglianische Bibeln.
Höhepunkt der politischen Laufbahn
Höhepunkt in Im Eichs politischem Leben war sicher seine Wahl zum Landeshauptmann im Dezember 1555. Gemäss Protokoll des Landrats wehrte er sich dagegen wie schon manch anderer vor ihm; er habe grosse Abrede getan. Diese Kanzleiformel wurde aber auch diesmal nicht ernst genommen. Im Eich war nun in den Jahren 1556 und 1557 Inhaber dieser höchsten Würde im Land. Ihm zur Seite stand als Landesstatthalter der reiche und habsüchtige Melchior Ambühl, der in Sitten wohnte. Einer der drei Sekretäre und Kanzler war ein weiterer Visper, Casper Albertin.
Ein Beispiel aus dieser Amtszeit: Als sich die Bewohner des Eifischtals eigenbrötlerisch weigerten, mit den anderen Zendenleuten von Siders mitzumachen, wurden sie von Im Eich und dem Landrat im Dezember 1557 dazu verpflichtet, an der Wahl des Bannerherrn von Siders teilzunehmen. Noch im gleichen Monat gab Im Eich sein Amt in die Hände des Landrats zurück, womit die erste Periode seiner Hauptmannschaft ihren Abschluss fand.
In der allgemeinen Politik stellte man eine von «äusserer Sattheit», Uneinigkeit und «sittlichem Niedergang» geprägte Zeit fest.
Landeshauptmann und Burgermeister zugleich
Neben dem Amt des Landeshauptmanns war Im Eich damals gleichzeitig Burgermeister von Visp. Er nahm das schöne Geschenk dankend entgegen.
Es ist unwahrscheinlich, dass Im Eich wie viele seiner Zeitgenossen in den Krieg zog. Er begnügte sich während dieser Zeit mit dem Amt des Zendenhauptmanns von Visp.
Im Eichs Ehefrau hiess Christina, sie stammte aus der Familie Schauben in Niedergesteln. 1572 erscheint sie als Eigentümerin eines Gutes am Bach «Yolun» (Jolli-Bach). Das Paar hatte mehrere Kinder, so Nikolaus III., der 1554 Ammann von Gehren war, Peter, der 1570 erwähnt ist, und die Töchter Elisabeth, Isabella und Francisca, letztere vermählt mit Moriz Riedin aus einem anderen angesehenen Visper Geschlecht.
Güter und Alpwirtschaft
Im Eich besass noch als Landeshauptmann Reben am Berg von Zeneggen, «im Eich zum Gibiun» gelegen, und unbebautes Land ebenda. Im «Winchenried uf Erb» gehörte ihm noch 1566 ein Viertel eines Hauses mit Scheune und Stallung, das einst Eigentum von Peter Imesch gewesen war. So gut wie nichts ist ausgerechnet über seine Güter in Visp bekannt, wohl aber, dass seine Töchter in Lalden und in Mund begütert waren.
Sein Vieh sömmerte er im Baltschiedertal, wo die Alpe «zer Grippen» sein Eigentum war. Gemäss den angegebenen Grenzen muss es sich um die Alpe handeln, die heute «Lipa» genannt wird. Offenbar fand Im Eich dieses sehr steile, schwer zugängliche Gelände zu gefährlich, weshalb er es 1554 einem gewissen Hans am Grund verkaufte.
Wohl in dieser Zeit erwarb er dann Alprechte im Goms, wo er schon zuvor begütert gewesen war. Auf den Blasen (Ulrichen) weideten nun seine Kühe und Rinder. Ein gewisser Anton Amsattel diente ihm während 18 Jahren als treuer Küher. Jedes Jahr schenkte Im Eich den Armen im Goms von seinen «Molchen» zwei Käse und Ziger an Almosen, um Gottes Segen auf seine Herde herabzuziehen. Die Alpe im Goms sollte unter seinem Enkel Nikolaus IV. im 17. Jahrhundert den Höhepunkt ihrer Nutzung erreichen.
Burger erhielten Gattligo-Wald
Die in Visp burgerberechtigte Familie Gattlen, die am Aussterben war, schenkte der Burgerschaft Visp am 17. Juni 1557 den Gattligo-Wald in der unteren Hellolun. Der damalige Visper Burgermeister Im Eich nahm das schöne Geschenk dankend entgegen.
Zweite Amtszeit in den unruhigen 60er-Jahren
Am 3. Oktober 1560 setzte Im Eich zusammen mit anderen Notabeln die Grenze zwischen Täsch und Zermatt fest und als Statthalter des Grosskastlans Peter Anthamatten schlichtete er am 1. Juli 1561 einen Grenzstreit zwischen Saas-Grund und Saas-Almagell.
Im Dezember 1561 erkoren ihn die Boten des Landes zum zweiten Mal zum Landeshauptmann. Dazu schworen ihm die Boten des Zenden Sitten in der Domkirche Gehorsam, während Im Eich seinerseits die Freiheiten der Stadt Sitten bestätigte. Diese zwei Jahre, 1562 und 1563, in denen Im Eich erneut dem Land vorstand, waren unruhig, ja stürmisch. Streitigkeiten und Parteiungen, ausgelöst durch den sogenannten Zug nach Lyon, bei dem Walliser Soldaten den französischen Reformierten zu Hilfe eilten, sowie die schwächliche Haltung einzelner Zenden gegenüber den Neuerern, wollten kein Ende nehmen.
Im Eich hielt mit den Landesvätern manchen ausserordentlichen Ratstag in Leuk, in Brig und in Visp. Zusammen mit dem Landrat erliess er im Januar 1563 das Edikt, das die Bilderstürmerei und Schmähungen gegen die Gottesmutter unter strengen Strafen verbot. Als er im Dezember des gleichen Jahres sein Amt niederlegte, konnte er mit Genugtuung feststellen, dass die Einheit im Land wiederhergestellt war.
Die letzten politischen Ämter
Dass Im Eich im folgenden Jahr an den öffentlichen Geschäften keinen Anteil mehr nahm, könnte bedeuten, dass er die Händel und die Politik satthatte. Sein politischer Sinn liess ihn jedoch nicht lange abseitsstehen: Ende 1565 versammelte sich der Landrat wegen der Pest in Siders und wählte Im Eich nochmals zum Landesstatthalter. In dieser Eigenschaft regelte er am 27. Juni 1566 durch Dekret in Raron den Lauf des Bietschbachs, da sich die Rarner darüber nicht einigen konnten.
Am 17. April 1567 trat Im Eich das letzte Mal in Angelegenheiten des Landes auf, als er in Sitten an der Spitze der 16 Abgeordneten des Zenden Visp das Bündnis mit den katholischen Orten erneuerte und beschwor.

Etwas spitz geraten ist das sogenannte «Im-Eich-Haus» an der Kreuzung Schützenhausgasse/Junkergasse. Es ist ein Ausläufer des Hauses von Niklaus IV. Im Eich, das dieser an der Südspitze des Kaufplatzes rechts an das Haus von Sebastian Zuber angebaut hatte. Niklaus IV. Im Eich (1575–1644) war ein Enkel von Landeshauptmann Im Eich.
© Peter Salzmann
Im Eich macht Johann In Albon Platz
Inzwischen war am politischen Himmel von Visp und des Wallis ein neues Gestirn aufgegangen: Johann In Albon, den Im Eich oft als Sekretär eingesetzt hatte – ein junger Mann von ausgeprägtem Ehrgeiz. Er verdrängte Im Eich, der nun schon älter war, völlig und stellte ihn in den Schatten.
In den Im Eich verbleibenden Lebensjahren war von ihm nur noch wenig zu hören. 1569 schlichtete er zusammen mit anderen Visper Herren einen privaten Erbschaftsstreit zwischen den Familien Graffen und Maffei in Visp. Am 10. Juni desselben Jahres traf ihn der Domherr und Weinhändler Lambien anlässlich eines Festmahls in Visp. Lambien lieferte dem alten Mann auffällig viel Wein, womit sich dieser über die langen Tage hinweggetröstet haben dürfte.
Zum letzten Mal wird er in einer Urkunde als Ratgeber genannt: Am 30. März 1574 wurde der Landvogt Johann Ruffiner der Gemeinde Steinhaus als Vogt bestellt; als Ratgeber teilte man der Gemeinde den «grossmächtigen Nikolaus Im Eich», den gewesenen Landeshauptmann, zu.
Nicht lange danach, jedoch vor dem 16. Juli 1575 – man kennt den Todestag nicht genau – verliess Im Eich diese Welt; auch über seine Grabstätte ist nichts überliefert.
Der Domherr besass auch eine Weinkellerei
Um 1569 war der mächtige Nikolaus Im Eich, Landeshauptmann aus Visp, der beste und zahlungsfähigste Kunde von Domherr Martin Lambien, der zusätzlich zu seinen vielen anderen Geschäften mit Erfolg den Verkauf von Wein aus seinen eigenen Reben und Pfrundgütern betrieb. Der Visper Magistrat übernahm von ihm jährlich bedeutende Mengen, besonders von rotem Wein.
Mit Nikolaus IV. erlosch der Stamm
Während Sohn Nikolaus III., gemessen am Vater, dem Landeshauptmann, eine bescheidene Figur blieb – ohne Ehrgeiz, von Beruf Notar und 1577 Grosskastlan von Visp –, lebte bei Nikolaus IV. (1575–1644) das politische Talent seines Grossvaters wieder auf.
Der vierte Nikolaus Im Eich war, vor allem dank Erbschaft, reich und angesehen. Im Goms besass er am Blasen bei Ulrichen das vom Grossvater erstellte Gut und die erwähnte Alpe, was den Neid der Ulricher herausforderte und ihn in einen Prozess mit der Gemeinde Ulrichen verwickelte.
An der «Bine» baute er zusätzlich für sich und seine Freunde ein Landhaus für die heisse Sommerzeit. Seine Ehefrau war die Visperin Christina Kreuzer aus reichem Visper Geschlecht, das auch im Gehrental begütert war. 1597 war er Notar, zehn Jahre später bischöflicher Fiskal. Um 1611 zog Nikolaus IV. als Hauptmann in den französischen Kriegsdienst ins Piemont und wurde 1616/17 Landvogt von Saint-Maurice, wo er im Schlosshof angeblich den Brunnen erstellen liess. Im Zenden Visp war er lange Jahre Bannerherr und Kastlan. Reich an irdischen Gütern, aber kinderlos, starb er 1644. Mit ihm erlosch der Stamm der Herren Im Eich in Visp.
Derselbe Nikolaus IV. Im Eich hat auch im Anbau Nord des Zuber-Hauses eine herrliche getäferte Stube herrichten lassen. Nebst einer Inschrift sind dort die Wappen der beiden Eheleute Im Eich und Kreuzer zu sehen.
Visper als «böser Mann» in Ulrichen
Der «Blasen» ist die schönste Alpe der Ulricher. Sie dehnt sich auf einem hohen Bergrücken zwischen dem «Geren» und dem Eginental aus. In der Chronik von Ulrichen erscheint Nikolaus Im Eich von Vispach, der in den Prozessschriften «Hauptmann, Bannerherr, Landvogt und auch Landeshauptmann» genannt wird, als der «letzte Feind», der ihnen den «Blasen» entreissen wollte.
Man warf ihm ein raubgieriges Auge auf den «Blasen» vor, er scheue kein Mittel, um sich in dessen Besitz zu setzen. Da ihm aber die «Purenzunft» von Ulrichen entgegenstand, soll er den Weg der List eingeschlagen haben; es ist die Rede von seiner ausserordentlichen Glattheit und Verschmitztheit.
In diesem Zusammenhang sei ergänzt, dass nach der Schlacht von 1419, bei der die oberen Dörfer abgebrannt wurden, der «Geren» an die Briger, Visper und Rarner verkauft wurde. Dies war wohl der Grund dafür, dass Im Eich sowohl durch Erbe als auch durch Kauf ein Geteile dieser Alpe werden konnte.
Da der «Geren» an den «Blasen» stösst, ist es durchaus möglich, dass Im Eich auch hier Alprechte besass. Weil der «Blasen» von Bewohnern von sechs Dörfern benutzt wurde, ist es erklärlich, dass Im Eich nach und nach einen grossen Teil der Alpe eignen konnte.