Anfangs 1982 fragte die Munizipalgemeinde bei der Burgerschaft an, ob sie bereit wäre, ihre Stube im Rathaus für die zivilen Trauungen in der Gemeinde zur Verfügung zu stellen. Es würden etwa 100 Trauungen im Jahr stattfinden, jeweils zwischen 16 und 18 Uhr.
Der Burgerrat zeigte sich damit einverstanden, dem Zivilstandsbeamten, Gemeindeschreiber Yvo Jenelten, die Burgerstube für Trauungen zur Verfügung zu stellen. Allerdings solle nur er die Stube benutzen und nur für Trauungen. Seither haben einige tausend zivile Trauungen in diesem Raum stattgefunden.
Verwaltung erhielt Büroraum im Rathaus
Nach dem Auszug der Gerichte aus dem Rathaus konnte die Burgerschaft mit der Munizipalgemeinde grundsätzlich vereinbaren, dort einen Büroraum zu benutzen. Dies entsprach einem dringenden Bedürfnis der Burgerverwaltung. Burgermeister Gattlen teilte dem Rat am 15. Januar 1987 mit, dass Gemeindepräsident Bloetzer der Burgerschaft die Vermietung von Büroräumlichkeiten zugesagt habe.

Carnotzet im Burgerhaus
Im November 1987 weihte die Burgerschaft Visp ihr neues Carnotzet im Untergeschoss des kurz zuvor restaurierten Burgener-Hauses ein. Sie hatte diese Räumlichkeiten von der Stiftung Burgener-Haus mietweise übernommen und ausbauen lassen. Der Raum kann auch von Nicht-Burgern gemietet werden.
zVg/Burgerschaft Visp
1 Million Franken Vermögen
Am 31. Dezember 1982 wies die Burgerschaft Visp 1 048 691.70 Franken Vermögen aus.
Burgerrat auf sieben Mitglieder erweitert
Bei den Wahlen vom Dezember 1972, den ersten nach der Fusion mit Eyholz, wurden folgende Mitglieder in den Burgerrat gewählt: Walter Gsponer, Burgermeister, Peter Anthamatten, Vize, Albert Schaller, Louis Studer, Franz Bodenmüller, Martin Heldner und Hubert Albrecht.
Die Ratsmitglieder wurden für die nächste Amtsperiode bis 1980 bestätigt, wobei Hubert Albrecht durch Kurt Albrecht ersetzt wurde.
1977 kam es beim Burgerrat zu Ersatzwahlen: Francis Gattlen ersetzte Franz Bodenmüller.
Burgermeister Francis Gattlen
Bei den Wahlen für die Amtsperiode 1981 bis 1984 trat Walter Gsponer nach 10 Jahren als Burgermeister zurück. Francis Gattlen wurde neuer Burgermeister. Die übrigen Mitglieder wurden wie folgt bestellt: Albert Schaller, Vize, Louis Studer, Erwin Albrecht, Martin Heldner, Bernhard Kalbermatten, Georg Wyer.
Bei den Burgerratswahlen von 1984 kam es zu einer stillen Wahl, in der alle sieben Bisherigen für die Amtsperiode 1985 bis 1988 bestätigt wurden.
Louis Studer folgte Francis Gattlen
Bei den Wahlen für 1989 bis 1992 trat Burgermeister Francis Gattlen nach acht Jahren zurück, ebenso gaben Vize Albert Schaller und Kurt Albrecht ihren Rücktritt bekannt.
Bei der Wahl von 1988 wurde Louis Studer Burgermeister. Der neue Rat setzte sich wie folgt zusammen: Martin Heldner, Vize-Burgermeister, Bernhard Kalbermatten, Niklaus Furger, Christoph Ruppen, Georg Wyer und Dr. Theo Wyer.
Burgermeister Ehrenburger
Wenn die Bedingungen erfüllt waren, ermöglichte das Burgerreglement auch eigenen Kräften die Ehrenburgerschaft, was 1997 beim Elektrofachmann Louis Studer, Burgermeister 1989–1996, der Fall war. So förderte dieser die Gründung des regionalen Forstbetriebs, um zu einer rationelleren Bewirtschaftung der lebenswichtigen Wälder zu gelangen. Gleichzeitig verstand er es, mit langjährigen Baurechten in der Pomona das lokale Gewerbe und die Industrie anzukurbeln und auf diesem Weg in Visp zahlreiche Arbeitsplätze zu schaffen. Die Baurechte in der Gewerbezone bilden die grössten Einnahmen der Burgerschaft Visp.
Auch Bürchen dankte
1988 wurde der Visper Burgermeister Louis Studer angesichts seiner Verdienste um die touristische Entwicklung des Dorfs Bürchen zu dessen Ehrenburger ernannt.
Neue Burgerfamilien
Am Burgertrüch vom 26. November 1988 nahm die Burgerschaft die Familien Hugo Bringhen, Jean-Pierre Bringhen, Michel Bringhen und Jakob Kalbermatter als neue Visper Burger auf.
Nach mehr als 100 Jahren nutzungsberechtigt
Mit Beschluss der Burgerversammlung vom 6. April 1982 wurden Familien, die aufgrund des Bundesgesetzes von 1850 und des Kantonsgesetzes von 1876 eingebürgert worden waren und bisher nicht nutzungsberechtigt gewesen waren, in den Burgernutzen aufgenommen. Die Bedingungen waren: Einkaufsgebühr von 1 000 Franken pro Familienstamm plus Burgertrüch.
Waldbearbeitung wurde professioneller
1977 war die Burgerschaft Visp im Besitz von 503 Hektaren Wald. Die Nutzungsmöglichkeit lag bei 1 300 Kubikmetern im Jahr. Von dieser Möglichkeit wurde abgestuft Gebrauch gemacht: Es gab Jahre, da waren es 500 Kubikmeter, die genutzt wurden, in anderen 1 500 Kubikmeter. Bis anfangs der 70er-Jahre hatte die Burgerschaft eine eigene Holzermannschaft aus Nebenberuflichen im Einsatz gehabt. Fortan wurden diese Arbeiten im Akkord einem Holzhändler übergeben.
Neu sah die Forstgesetzgebung allerdings vor, dass vollamtliche und ausgebildete Förster eingesetzt wurden. Das bedingte eine Reorganisation auf regionaler Ebene, die einige Probleme aufgab. Damit ging ein Stück Eigenständigkeit verloren. Anders war die Betreuung der Wälder jedoch nicht mehr zu lösen.
[Siehe auch Kapitel 23.18 «Forstrevier der Burgerschaften bekämpft Schädlinge und Waldsterben im Schutzwald».]
Nach 55 Jahren neue Waldwirtschaftsplanung
Beim Kostenvoranschlag 1983 der Burgerschaft waren gegenüber dem Vorjahr Mindereinnahmen von 26 000 Franken vorgesehen. Diese resultierten aus der Waldwirtschaft, denn der Holzpreis war kurz zuvor um mehr als 20 Prozent gesunken, während die Ausgaben für den Holzschlag in der bisherigen Höhe verblieben.
An der Burgerversammlung des gleichen Jahrs wurde festgestellt, dass man dem Wald in den folgenden Jahren grösste Aufmerksamkeit schenken musste. Die gültige Waldwirtschaftsplanung von 1927 entspreche in keiner Weise mehr der Wirklichkeit, hiess es. Eine solche Planung sei aber als Arbeitsinstrument für die Waldverantwortlichen dringend notwendig. Sie solle nämlich Aufschluss über die Qualität des Waldes geben und aufzeigen, ob und wo zur rationellen Bewirtschaftung Strassen, Seilerschliessungen oder gar Helikoptereinsätze nötig waren, welche sich bis dahin noch nicht als wirtschaftlich erwiesen hatten.
Mit der Aufgabe einer neuen Waldwirtschaftsplanung wurde Siegfried Bellwald, Forstingenieur ETH in Visp, beauftragt.
Erstmals Löser- statt Waldbegehung
Im September 1989 führte die Burgerschaft erstmals eine sogenannte Burgerlöser-Begehung mit insgesamt 80 Teilnehmenden durch. Nachdem man bisher stets Waldbegehungen organisiert hatte, ging es diesmal um die Besitztümer der Visper Burgerschaft in der Talebene. Der Burgerrat wollte damit zeigen, welche Grundgüter wie genutzt wurden, aber auch, was in Zukunft damit geplant war. Die Neuerung stiess auf ein positives Echo.
Vom Güterbahnhof aus führte die Wanderung durch die Kleegärten zum Ausserlos, zu den Baltschiederbrücken, in die Pomona, die geplante, völlig neue Industrie- und Gewerbezone in der unteren Wehreye, zum Betriebsgebäude des regionalen Forstbetriebs und dann quer durch die Grosseye zum neu geeigneten Gutsbetrieb. Schliesslich führte die Besichtigung zu den Rottenlösern von Eyholz, wo der gelungene Anlass im Burgerhaus seinen Ausklang fand.
Unternehmen «Pomona»: Industrie- und Gewerbezone
1989 wurde der Prozess in Gang gesetzt, die «Pomona», den Dreispitz nördlich der Bahnlinie sowie die Wehreye südlich davon, in eine gut erschlossene Industrie- und Gewerbezone umzuwandeln. Es wurden total circa 60 000 Quadratmeter bereitgestellt.
Mit dem Spatenstich vom 15. März 1991 starteten Burgermeister Louis Studer und Gemeinderat Walter Salzmann das Unternehmen «Pomona». Die Burgerschaft stellte den Interessenten Boden im Baurecht zur Verfügung, die Gemeinde sorgte mit beachtlichen Mitteln für die notwendige Infrastruktur. Bereits im folgenden Herbst sollte der erste Baurechtnehmer seinen Betrieb aufnehmen können.

Pächter des Gutsbetriebs blieb
Durch den Bodentausch mit der Lonza wurde die Burgerschaft zur Besitzerin eines Landwirtschaftlichen Betriebs.
Für den von der Lonza übernommenen Gutsbetrieb in der Grosseye konnte die Burgerschaft 1988 mit dem bisherigen Pächter Peter Stalder einen Vertrag abschliessen.
© Peter Salzmann
Heldner für Heldner, Wyer für Wyer
Die Burgerratswahlen von 1992 ergaben in der Zusammensetzung des Rats für die Amtsperiode 1993 bis 1996 nur eine Mutation: Für den zurücktretenden Vize-Burgermeister Martin Heldner wurde Reinhard Heldner in die Behörde gewählt. Neuer Vize-Burgermeister wurde Theo Wyer.
Theo Wyer Visper Burgermeister
Der früheren Burgerschaft Eyholz kam die Ehre, den Visper Burgermeister zu stellen, für zwei Amtsperioden zu, dies in der Person von Dr. Theo Wyer, der als Chemiker am Kollegium Brig als Mittelschullehrer gewirkt hatte und in der Folge die Fachbibliothek der Lonza AG betreute.
Die Burgerratswahlen 1996 ergaben folgende Ergebnisse: Theo Wyer, Burgermeister, Christoph Ruppen, Vize-Burgermeister, Marc Wyer, Christine Domig, Stefan Gsponer, Reinhard Heldner, Willy Tenisch.
Das Ergebnis der Ersatzwahlen 1998–2000 lautete: Burgermeister Theo Wyer, Vize Christoph Ruppen, Christine Domig, Stefan Gsponer, Reinhard Heldner, Willy Tenisch, Romaine Mengis.
Neue Fahne der Burgerschaft
Die Mannenmittwoch-Feier 1993 war mit der Weihe der neuen Burgerfahne verbunden. Nach dem Gottesdienst mit Fahnenweihe und dem Manifest beim Blauen Stein unter dem Titel «Auf in den Kampf», vorgetragen von Schülerinnen und Schülern der Orientierungsschule Visp, führte der Festzug bei Flockenwirbel ins La Poste, zum zweiten Teil der Feier.
Nach OK-Präsident Andreas Hermann Weissen, Gemeindepräsidentin Ruth Kalbermatten und Burgerpräsident Louis Studer ging dann dessen Vorgänger und Fahnengetti Dr. Francis Gattlen auf die neue Fahne ein.
Die Visper Burgermeister ab 1901
- Josef Perren (1901–1904)
- Oswald Burgener (1905–1928)
- Francis Burgener (1929–1932)
- Lot Wyer (1933–1936)
- Ernest Bodenmüller (1937–1956)
- Paul Studer (1957–1970)
- Walter Gsponer (1971–1980)
- Francis Gattlen (1981–1988)
- Louis Studer (1989–1996)
- Theo Wyer (1997–2004)
- Stefan Gsponer (2005–2012)
- Georges Schmid (2013–2020)
- Sacha Hildbrand (2021–