Ein Paukenschlag weckte die Visper am Anfang des 20. Jahrhunderts aus ihrer Lethargie: die Ankunft des Unternehmens Lonza! Beat Kaufmann, der 1965 die Entwicklung des Wallis vom Agrar- zum Industriekanton untersuchte, sagte es drastisch: «Mit ungeheurer Wucht ist das industrielle Zeitalter in die Stille der Walliser Täler eingebrochen.» Doch muss zurückgeblendet werden, denn die Anfänge des Industrieunternehmens liegen weiter im Westen, in St. Maurice und Gampel.
Anfänglich wollte Gampel keine Industrie
Die Bevölkerung des Dorfs Gampel am Eingang zum Lötschental – dem Tal des Flusses Lonza, der später dem grössten Walliser Industrieunternehmen den Namen geben sollte – lebte noch 1896 offenbar zufrieden mit dem, was ihr Boden hergab.
Die Gemeinde war immer wieder schwer von Überschwemmungen und kurz zuvor von einer verheerenden Feuersbrunst heimgesucht worden. Deshalb war ihre finanzielle Lage zu diesem Zeitpunkt nicht gerade brillant. Dennoch sah die Gemeindebehörde der Zukunft mit Zuversicht entgegen. Damals stellte die Familie Lehner mit Johann den Gemeindepräsidenten, während dies zuvor eher Sache der alteingesessenen Familien Schnyder und Hildbrand gewesen war.
Der Fluss Lonza, dessen Quelle sich zuhinterst im Lötschental befindet, brachte und bringt die wilden Wasser ins Tal hinunter, wo er bis heute die Dörfer Gampel und Steg trennt. Ersteres ist am rechten Lonza-Ufer angesiedelt und gehört zum Bezirk Leuk, während Steg auf der linken Seite zum Bezirk Westlich Raron gehört und damals noch im Priorat, im benachbarten Niedergesteln, kirchengenössig war.
Die besondere topografische Lage des Tals mit seiner breiten, nach Süden exponierten Nordflanke und einem Einzugsgebiet von 160 Quadratkilometern bringen es mit sich, dass die Lonza eine der günstigsten Wasserführungen und zwischen Goppenstein und Gampel auch eines der konzentriertesten Gefälle aller Nebenflüsse des Rottens aufweist. Wohl deshalb zog dieses Bergwasser die Aufmerksamkeit der ersten Pioniere in der Nutzung von Wasserkräften auf sich.
Als 1896 der Ingenieur Louis Potterat aus Yverdon das Wallis auf der Suche nach nutzbaren Wasserkräften bereiste, konnte er sich von den diesbezüglichen Vorteilen des Flusses Lonza mit dessen idealem Gefälle und seinem ergiebigen Wasser überzeugen. Zu deren Nutzung beantragte er sofort bei beiden Gemeinden eine Konzession.
Der Gampjer Präsident Johann Lehner sah der Ankunft einer Industrie in seinem Dorf allerdings nicht gerade mit Begeisterung entgegen. Die Gegner dieser Entwicklung glaubten, die Einführung der Industrie könnte einen nachteiligen Einfluss auf die Bevölkerung haben. Es ist auch nicht überraschend, dass in der damaligen Zeit die Seelsorger von einer Fabrik negative Auswirkungen auf die Gesinnung der Bevölkerung befürchteten.
Die finanzielle Lage der Gemeinde, deren Schuldenlast mit dem Kirchenneubau und dem Bau eines neuen Schulhauses noch zusätzlich gewachsen war, brachte den Präsidenten und seine Kollegen dennoch zum Überlegen. Schliesslich stimmte Gampel dem Begehren der künftigen «Lonza» ebenso wie Steg am 2. März 1897 zu.

Der erste Standort der Lonza im Oberwallis war Gampel, hier in einer Aufnahme von 1918. Das neu gegründete Unternehmen baute dort 1897/98 eine Kraftwerkzentrale und eine Karbidfabrik und nahm diese ein Jahr später in Betrieb. Es handelte sich um die erste grössere Industrieanlage im Kanton. Der Fluss, der zwischen Gampel und Steg fliesst, gab dem Unternehmen den Namen.
ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv, Fotograf unbekannt, Fel_011400-RE, Public Domain Mark

Bevor die Lonza ihr Werk in Visp eröffnete, produzierte sie in Gampel und nutzte die Wasserkraft des Flusses Lonza. Die Aufnahme entstand zwischen 1918 und 1937; der weisse Rauch stammt von der Karbidfabrik.
ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv, Stiftung Luftbild Schweiz, Fotograf Walter Mittelholzer, LBS_MH03-1076, Public Domain Mark
Kraftwerkzentrale und Fabrik in Gampel
Der durch Wasserkraft erzeugte Strom, mit dem man chemische Produkte erzeugen konnte, war der Grund dafür, dass am 29. Oktober 1897 in St. Maurice unter dem Präsidium des Basler Bankiers Alfons Ehinger die Elektrizitätswerke Lonza AG als Aktiengesellschaft mit Sitz in Gampel gegründet wurde; das Aktienkapital belief sich auf 800 000 Franken. Das Unternehmen geht offenbar auf das Zusammenwirken von Basler Finanzkreisen und der Maschinenfabrik Schuckert aus Nürnberg zurück. Diese hatte Schweizer Finanzkreisen das Karbidverfahren angeboten und dafür die Zusicherung für die Lieferung der Maschinen beim Ausbau der Wasserkraft der Lonza bei Gampel erhalten. Der Zweck der Gesellschaft bestand darin, die Wasserkraft des Flusses Lonza bei Gampel und allenfalls auch anderer Gewässer zu erwerben und in den Dienst der Fabrikation elektrochemischer und elektrometallurgischer Produkte zu stellen.
So konnte das neu gegründete Unternehmen in Gampel 1897/98 eine Kraftwerkzentrale und eine Karbidfabrik bauen und diese schon ein Jahr später in Betrieb setzen. Es handelte sich um die erste grössere Industrieanlage im Kanton.

Der Karbidabstich in der Lonza auf einem Entwurf des Malers Otto Pfänder von 1941 für eine Wandmalerei. Pfänder (1909–1994), der in Brig wohnte, erhielt 1941 den Auftrag, in der Kantine der Visper Lonzawerke und in der Lonzastube im Restaurant La Poste, das dem Unternehmen damals gehörte, Wandmalereien anzubringen. Werke von Pfänder sind noch heute an Innenwänden des Restaurants Eyholz zu sehen. Gouache lackiert auf Papier, Höhe 14,3 Zentimeter, Länge 51 Zentimeter.
Walliser Geschichtsmuseum, 2009 erworben, MV 12444 © Kantonsmuseen Wallis, Sitten, Foto Jean Yves Glassey
Neuerung im Beleuchtungssektor
In der Fabrik wurde Acetylen zusammen mit Kalziumkarbid als Basis für öffentliche Beleuchtungen produziert. Im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts verbreitete sich in Europa die Acetylenbeleuchtung. Das Acetylenlicht, das durch die Zersetzung von Kalziumkarbid mit Wasser entsteht, stellte gegenüber der herkömmlichen Petroleumbeleuchtung einen grossen Fortschritt dar. So schnellte der Absatz von Karbid in die Höhe, und es wurden Karbidfabriken gegründet.
Der Start des Unternehmens in Gampel war zunächst alles andere als ideal. Die von der Lieferfirma der Maschinen und der Elektroöfen garantierten Mengen des Produkts Karbid wurden bei Weitem nicht erreicht. Die elektrischen Teile waren zu spät geliefert worden. Zudem explodierte die Mahlanlage für Kohle und Kalk und der Bruch der Druckleitung der Kraftanlage setzte das Maschinenhaus unter Wasser. Dennoch dachte man nicht ans Aufgeben. Die Techniker liessen sich in ihrem Optimismus nicht erschüttern. Die Anlage wurde rasch verbessert. So gelang es dank unermüdlichem Einsatz der Schwierigkeiten Herr zu werden.
Bedeutende Mengen Kalziumkarbid wurden nach Deutschland exportiert, wo es hauptsächlich der Beleuchtung deutscher Bahnhöfe und Eisenbahnzüge diente. Das Industriewerk von Gampel rentierte nach Überwindung von Startschwierigkeiten von Anfang an. Dieser Erfolg löste Ausbaugedanken aus. Aus Frankreich kam frisches Geld mit dem Ziel, das Werk zu entwickeln. Ein Franzose namens Cassalis übernahm die Leitung des Werks in Gampel. Er wurde durch einen Apotheker namens Ladriset aus Bex abgelöst, der eine bedeutende Rolle in der Entwicklung der Produktion spielen sollte. Und schliesslich schenkte der Verwaltungsrat einem jungen Walliser Chemiker, Dr. Georges Loretan aus Sitten, das Vertrauen für die Leitung des Werks an der Lonza.
Staatliche Bewilligung für Acetylen-Herstellung
Der Staatsrat sah sich genötigt, ein Gesetz zum Schutz der Bevölkerung zu erlassen: Er beschloss am 20. August 1897jegliche Acetylen-Herstellung einer Bewilligung des Justiz- und Polizeidepartements zu unterstellen. Das Gesetz regelte die Bauweise der Lampen, den maximalen Druck, die Fabrikation und die Lagerung von Karbid und verbot die Verwendung des flüssigen Acetylens. Damit sollte die oft ahnungslose Bevölkerung vor den Gefahren des Beleuchtungsstoffes geschützt werden.

Kalksteinförderung in Gampel für Lonza-Karbid zwischen 1918 und 1937. Zur Herstellung von Karbid benötigte man neben Kohle und elektrischem Strom auch Kalkstein. Die Lonza sicherte sich das Recht, in Gampel Kalkstein in einem Gebiet auszubeuten, das vom zuvor erstellten Kalkofen bis zum unteren Feldmätteli-Brunnen reichte.
ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv Stiftung Luftbild Schweiz, Fotograf Walter Mittelholzer, LBS_MH03-0142, Public Domain Mark
Kalkstein-Förderung in Gampel für Lonza-Karbid
Zur Herstellung von Karbid benötigte man neben Kohle und elektrischem Strom auch Kalkstein. Um sich die Beschaffung der notwendigen Kalksteine zu sichern, schloss die Lonza am 24. Juli 1898 mit der Burgergemeinde Gampel den sogenannten Kalkofenvertrag ab. Damit erhielt die Lonza das Recht, Kalksteine in einem Gebiet auszubeuten, das vom zuvor erstellten Kalkofen bis zum unteren Feldmätteli-Brunnen reichte. Als Entschädigung bezahlte sie pro Kubikmeter des ausgebeuteten «lebenden»Felsens 40 Rappen.
So konnten die Öfen in Gang gesetzt werden, wobei die Produktion bescheiden war und das Verfahren denkbar unwirtschaftlich. Um eine Tonne Handelskarbid zu erzeugen, wurden anfangs über 1 100 Kilogramm Kohle und fast ebenso viel Kalk benötigt. Man gelangte zur Überzeugung, dass dieses Verfahren im Sinne einer günstigeren Ausbeute verbessert werden musste, was denn auch gelang.
Parallel dazu erschütterten schwere Absatzkrisen den Karbid-Markt bereits in den Anfängen der elektrochemischen Industrie und stellten die junge Lonza auf eine harte Probe.
Gampel wurde der Lonza zu eng
In dieser Zeit gingen die Arbeiten zum Durchstich des Tunnels durch den Simplon ihrem Ende entgegen und es begannen die Bauarbeiten am Lötschberg, welche die langersehnte Öffnung nach Norden mit sich bringen sollten.
Die Lonza-Direktion gelangte zur Überzeugung, dass diese Verbindungen für ihre Zukunft im Wallis grosse Vorteile bringen würden. Die bescheidenen Kraftwerke und die im engen Eingang zum Lötschental eingekeilte Fabrik liessen die Grenzen der Entwicklungsmöglichkeiten der damaligen Lonza-Produktionsstätte bald erkennen.
Weil es ihr in Gampel platzmässig zu eng wurde, beschloss die Direktion, den künftigen Ausbau ihrer Aktivitäten in Visp vorzusehen. Im Gegensatz zu Gampel fand sich hier mehr Platz für weitere industrielle Bauten und somit für die Entfaltung der Fabrik und es sollte auch mehr Strom zur Verfügung stehen.
Konkret wurde die Gefahr für den Standort Gampel, als die Lonza im Jahr 1905 die Wasserrechtskonzession für die Saaser Vispa erwarb. Das war gar nicht nach dem Gusto der Gemeinden am Lonzastrand; sie beriefen sich auf ihre Verträge und bekämpften die Absicht des Industriewerks mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln.

1907 hiess die Urversammlung einstimmig den Bau von Fabrikanlagen der Lonza AG auf den Bodenreserven gut, die aus der ersten Rottenkorrektion gewonnen worden waren. Schon zwei Jahre später standen die ersten Bauten auf einer Parzelle an der Wolfgasse, welche der Pfarrei gehört hatte; sie dienten vor allem der Produktion von Karbid. Die erste Fabrikationsanlage in Visp ging 1909 in Betrieb. So präsentierte sich das Werk in der Startphase.
Fotograf unbekannt, in Bittel 1930
Strom aus Gampel für Visper Werk
Da die Lonza zu diesem Zeitpunkt noch nicht auf Strom aus dem Saastal zählen konnte, benötigte sie zum Start ihrer Tätigkeiten in Visp Strom aus Gampel. Das widersprach dem Vertrag, der vorsah, dass der in Gampel erzeugte Strom auf dem Territorium dieser Gemeinde genutzt werden musste. Die Gemeinden an der Lonza strengten in dieser Sache sogar einen Prozess gegen die Lonza an.
In Gampel unterbreitete der Gemeinderat die Frage schliesslich der Urversammlung; der Souverän bestätigte die Haltung seiner Behörde und bereitete dem Begehren der Lonza, den «Gampjer Strom» auch in Visp nutzen zu dürfen, eine klare Niederlage. Nur gerade zwölf Bürger stimmten für die Lonza, alle übrigen verweigerten dem Industrieunternehmen die Ausdehnung des Konzessionsvertrags. Die Sache schien für die Lonza verloren, womit gleichzeitig ihr Verbleib im Wallis infrage gestellt war.
Da griff der junge Werksdirektor Loretan, der selbst gebürtiger Oberwalliser war, ins Geschehen ein. Geschickt verhandelte er sowohl mit den weltlichen als auch den geistlichen Ortsbehörden und es gelang ihm allmählich, die Meinung am Ort zu ändern. Die folgende Urversammlung bestätigte die Kehrtwende und so wurde die Nutzung des Stroms auch ausserhalb des Territoriums Gampel/Steg schliesslich mit deutlicher Mehrheit bewilligt, was grünes Licht für die Zukunftspläne der Lonza bedeutete.

1905 erwarb der Waadtländer Ingenieur Anthelme Boucher aus Prilly Rechte zur Nutzung des Wassers aus dem Saaser- und dem Mattertal, die später auf die Lonza übertragen wurden. In den Jahren 1907 bis 1909 entstand die Kraftwerkzentrale Ackersand 1 zur Versorgung der neuen Visper Industrieanlagen der Lonza mit Energie, die aus dem Wasser der Saaser Vispa gewonnen wurde.
Fotograf Arlaud, Genf, Schweizerische Bauzeitung 1909
Urversammlung einstimmig für Lonza
Die Visper Behörden zeigten sich gegenüber den Wünschen der Lonza wohlgesinnt; offenbar hatte das Unternehmen hier mit weniger Widerständen zu kämpfen. Die Visper Gemeindebehörden mit Präsident Pierre-Marie Wyer an der Spitze empfahlen der Urversammlung vom 21. April 1907 die Niederlassung der Lonza AG mit ihren Chemie-Werken. Gleich im ersten Anlauf wurde dem Vertrag mit der Lonza einhellig zugestimmt.
Die Visper Verwaltung hatte offensichtlich die Zwischenzeit genutzt, um bei ihren Stimmbürgern für diesen Schritt in eine bessere Zukunft positive Stimmung zu machen – dies trotz dem Unbekannten, völlig Neuen, das da auf sie zukam. Ungeachtet ihrer sonst eher konservativen Haltung sahen sie ein, dass die Lonza Arbeit für viele hatte und damit der ganzen Region ein besseres Leben bringen konnte.
Die Gemeinden des Tals stimmten der Erteilung der Konzession ebenso einhellig zu wie die Gemeinde Visp. So standen weder dem Bau des Produktionswerks der Fabrik noch dem Bau der Zentrale im Ackersand Hindernisse im Weg.
Bodenreserven in zukunftsträchtiger Grösse
In Visp konnte für den Bau des Werks genügend Boden und auch noch Reserve für die Zukunft zur Verfügung gestellt werden, und zwar auf den früheren Schwemmböden des Rottens an der Wolfsgasse nördlich der Bahnlinie; Eigentümerin war die Pfarrei Visp. Am 27. September 1907 tauschte die Munizipalgemeinde Boden im Kreuzer-Grund.
Nachdem die Lonza den Boden käuflich erworben hatte, begann sie sofort mit der Planung der ersten Fabrikbauten und -anlagen. Schon am 14. August hatte die Gemeinde die Baupläne für die ersten Bauten bewilligt. Sofort setzten sich die Ingenieure und Chemiker an die Arbeit. Es ging dabei sowohl um den Bau des Werks Visp als auch um die Nutzung des Wassers aus den Vispertälern.
Auf den Schwemmböden des Rottens war plötzlich eine fieberhafte Tätigkeit festzustellen, die zum Ziel hatte, zwei Jahre später – 1909 – in den Fabrikanlagen der Lonza AG mit der Herstellung chemischer Produkte beginnen zu können.
Als die Lonza 1907 nach Visp kam, konnte sie schon auf 10 Jahre praktische Erfahrung im Oberwallis zurückblicken. Das Aktienkapital des Unternehmens, das seit 1897 800 000 Franken betragen hatte, wurde auf 24 Millionen Franken aufgestockt, was der beste Beweis für längerfristig geplante Investitionen war.
In der beschaulichen, noch stark bäuerlich geprägten Burgschaft Visp mit nicht einmal tausend Einwohnern war kurz nach der Jahrhundertwende ein neues Zeitalter angebrochen.
Dank Energie aus dem Saastal
Das Kraftwerk entstand ebenfalls zwischen 1907 und 1909: Standort der Zentrale war Ackersand bei Stalden, fünf Kilometer südlich von Visp. Im Saastal wurde das wilde Wasser der Vispa gefasst und im Kraftwerk Ackersand I erzeugte man dann den elektrischen Strom, der in Visp dem Betrieb der künftigen Chemieanlagen zugeführt wurde. Im Ackersand soll sich die damals grösste Turbine der Welt gedreht haben.
1905 hatte Ingenieur Anthelme Boucher aus Prilly (VD) im Namen des «Syndicat des forces de la Viège» beim Walliser Staatsrat Konzessionen zur Nutzung der Wasserkraft der Vispa aus dem Saaser- und dem Mattertal erworben. Diese Rechte waren wenig später auf die Lonza übergegangen.
Gemeinde und Lonza teilten sich Zufahrtskosten
Im Vertrag zwischen der Lonza und der Gemeinde aus dem Jahr 1907 wurde stipuliert: Die Gemeinde verpflichtet sich, im Rahmen des Gesetzes die nötigen Zufahrtswege anzulegen, gegen Bezahlung der ihr dadurch entstehenden Kosten; die Lonza sollte die Zufahrtswege bezeichnen. Den Unterhalt dieser Wege würde die Gemeinde besorgen, wobei die Lonza die Hälfte der Kosten trug. Bis dahin hatte die Lonza den Unterhalt auf ihre Kosten bestritten. Ausserdem hatte sie die Strasse von der Fabrik bis über die Garage hinaus auf ihre Kosten neu erstellt. Den restlichen Teil zur Unterführung an die Kleegärtenstrasse und die Rottenstrasse führte die Gemeinde aus. Die Lonza beteiligte sich mit 50 Prozent an den Kosten.
Eine Anfrage der Lonza betreffend eine Beitragsleistung an die Herstellung der Fabrikstrasse wurde 1916 dahingehend beantwortet, dass diese Arbeit nicht als dringend angesehen werde.
Der Gemeinderat erklärte sich 1920 einverstanden, an die Kosten der künftigen SBB-Unterführung zu den Lonzawerken hin einen Beitrag von 20 000 Franken zu leisten, vorausgesetzt, dass die Arbeiten sofort in Angriff genommen wurden. Diese liessen aber noch auf sich warten.
Lonza-Sitz nach Basel verlegt
1910 wurde der Sitz der Lonza-Geschäftsleitung von Gampel nach Basel verlegt, ins Zentrum der Schweizer Chemie.
Walliser Chemiker als Imker
Meinrad Vomsattel von Staldenried war einer der ersten Walliser, die im neuen Chemiewerk der Lonza in Visp Arbeit fanden. 1910 nahm der gelernte Chemiker in Visp Wohnsitz.
In seiner Freizeit betrieb er Bienenzucht, und zwar geradezu wissenschaftlich. Während vielen Jahren war er Quästor (Finanzchef) der Schweizer Imker, Redaktor der «blauen Schweizer Bienenzeitung» und Oberwalliser Bieneninspektor. In den 20er-Jahren erbaute er sich westlich des damaligen Friedhofs ein währschaftes Bienenhaus. Ende der 60er-Jahre musste dieses der Friedhoferweiterung weichen; heute steht es als Ferienhäuschen oberhalb von Bürchen.
Presseprozess wegen Aussage über Wasserkraft
1912 mahnte der «Walliser Bote» zur Vorsicht beim Verkauf von Wasserkräften und vor eigennützigen Unterhändlern. Damit handelte er sich einen Prozess ein, den er gewann.
Strom – Kompensation für Überschwemmungen
Die Entdeckung der Technik zur Nutzung des Gefälls in Bächen und Flüssen zur Produktion von elektrischer Energie sollte in Visp und in weiten Kreisen des Oberwallis eine epochale wirtschaftliche Entwicklung zur Folge haben. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war das Wallis mit seinem bedeutenden Wasserkraft-Potenzial für Industrie-Investoren nicht mehr zu übersehen gewesen; nicht zuletzt die beiden Vispertäler mit ihrem gigantischen Einzugsgebiet an Gletschern und grossen Mengen Schmelzwasser sowie mit hohem Gefälle boten ideale Voraussetzungen für die Produktion elektrischer Energie. Der Wechselstrom war noch nicht bekannt, der Transport grosser Mengen Gleichstrom über weite Distanzen führte zu erheblichen Verlusten. Deshalb wurden energieintensive Industrien in der Nähe dieser Kraftquellen angesiedelt. Dieser Tatsache verdankt das Wallis das Entstehen von Unternehmen wie Lonza, Alusuisse und Ciba.
Nun sollte, gewissermassen als Kompensation zu den Überschwemmungen, endlich auch etwas Positives aus den wilden Tälern herauskommen. Hatte das Wasser der Vispa bis dahin vor allem zum Wässern und zum Antrieb von Sägewerken, Mühlen und Hammerschmieden gedient, so konnte es jetzt in den Dienst der Industrialisierung gestellt und so einer viel einträglicheren Nutzung zugeführt werden.
Öffentliche Beleuchtung durch Lonza
Am 15. Dezember 1907 schlossen die Lonza AG und die Gemeinde Visp einen Vertrag für die öffentliche Beleuchtung. 1914 beschloss der Rat, wegen der mangelhaften Qualität des elektrischen Lichts erneut bei der Lonza vorstellig zu werden.
Lonza bezog 321 000 Kubikmeter Wasser
Der Wasserbezug der Lonzawerke aus der Gemeinde-Wasserversorgung betrug im Jahr 1914 321 000 Kubikmeter.
Acetylen-Anlage ab 1916
Der Gemeinderat nahm am 25. November 1916 von der Hinterlegung der Pläne für die Acetylen-Anlage Kenntnis. Der Kanton hatte diese bereits genehmigt. Lonza produzierte in Gampel und in Visp Acetylen. Es handelt sich um ein Gas, das gute Dienste als Beleuchtungsstoff leistete, aber bei falscher Handhabung auch tödliche Gefahren barg.
Man fand Acetylen-Lampen zum Beispiel in Tunneln oder in den Hütten der Maiensässe.
Boden verkaufen, Geld anlegen
Der Gemeinderat beschloss anfangs 1917, bei Privaten, die grössere Landverkäufe an die Lonza AG getätigt hatten, eine Umfrage durchzuführen. Er wollte sich erkundigen, ob diese geneigt wären, Anlagen in Gemeindeobligationen zu machen.
Lonza ging 1909 in Visp in Betrieb
Die Anlagen des Industriewerks Lonza, die 1907 und 1908 in Visp erbaut wurden, gingen 1909 in Betrieb. Für den baulichen Teil der Erstellung der Visper Fabrikanlagen war Ingenieur Gillieron verantwortlich gewesen, für den betrieblichen Teil neben Werksdirektor Loretan Dr. Tauss, Dr. Alfthan und Dr. Sulzer auch Ingenieur Schenker, der später Generaldirektor der gesamten Lonzawerke wurde.
Dr. Loretan hatte die Direktion in Gampel verlassen, um die Leitung in Visp zu übernehmen. Seine Nachfolge in Gampel übernahm Ingenieur Peter, der spätere Vorsitzende der Elektrizitätswerke der gesamten Lonzawerke. So ernannte man Alfred Müller zum neuen Chef der Lonza Gampel; er wurde später Direktor des Werks Visp und damit der gesamten Walliser Werke. So war das Werk Visp personell von Anfang an bestens gerüstet.
Lonza produzierte für Metallurgie
Die Verantwortlichen beschlossen, neben dem Kalziumkarbid nun auch Ferrosilizium für die Metallurgie zu produzieren sowie Siliziumkarbid oder Karborund, ein sehr hartes Material.
Das neue Produkt setzte grosse Quantitäten an Quarz voraus. Der umsichtige Direktor Loretan wurde diesbezüglich rasch fündig, und zwar in St. Leonhard im Mittelwallis, wo die Lonza ohne zu zögern einen ergiebigen Steinbruch erwarb. Daraufhin entwickelte sich die Produktion in der Lonza sofort beachtlich.
Rauchfänge, Kläranlage, Ableitung von Schadstoffen
1916 verlangte die Gemeindeverwaltung von der Werksleitung der Lonza, an den Neuanlagen Rauchfänge und Einrichtungen zur Absorption der Gase und Dünste zu montieren.
Der Lonza wurde am 26. Dezember 1916 bewilligt, Rohre der Kläranlage in den Rhonedamm zu verlegen.
«Meta» verhinderte wirtschaftlichen Zusammenbruch der Lonza
Als der Volkskundler Stebler um 1917 festhielt, dass die Lonza in Visp «in neuer Zeit» aus Kalziumkarbid synthetische Produkte herstellte, besonders Metaldehyd, einen Brennstoff, der als Ersatz für Sprit diente, betraf dies das Produkt mit dem Markennamen «Meta», das sich im Handel grosser Popularität erfreute und sich während Jahrzehnten behauptete.
1923 trug die Aufnahme der Fabrikation von Metaldehyd zur Erholung des Betriebs bei und verhinderte den wirtschaftlichen Zusammenbruch der Lonza.
Erst 1986 kam dann das Aus für «Meta»: Weil die Tabletten nach der Umteilung in die Giftklasse 3 nicht mehr in Selbstbedienungsläden verkauft werden durften, sah sich das Visper Unternehmen aus wirtschaftlichen Überlegungen gezwungen, deren Verkauf einzustellen.
Engpässe beim Boden
Am 19. Januar 1917 stimmte der Gemeinderat dem Begehren der Lonza AG zu, am Rottendamm Gemeindeboden zu 1 Franken pro Quadratmeter abzutreten, dies unter Vorbehalt einer freien Zufahrt für die Gemeinde. Am 23. September 1918 zahlte die Lonza AG der Burgergemeinde für 18 323,08 Kubikmeter Aushub bei der Hasenhöhe à 0.08 Franken den Betrag von 1 465.85 Franken.
Als das kantonale Departement des Innern 1917 eine Aufforderung an die Gemeinden erliess, vermehrt Kulturboden anzubauen, hiess es, angesichts der Bodenankäufe durch die Lonza, der Knappheit des Düngers und der Arbeitskräfte sei eine namhafte Vermehrung des anbaufähigen Landes nicht möglich; dieses sei bereits ziemlich vollständig ausgenützt.
Während 74 Jahren Wahrzeichen der Lonzawerke
Der Hochkamin bei der alten Dampfanlage, 45 Meter hoch, wurde 1917 als deren Bestandteil gebaut. Dieser Kamin war mit der viel Rauch produzierenden Karbid-Anlage während Jahrzehnten ein weithin sichtbares Zeichen der Industrialisierung im Wallis.
Ab 1969 war die Anlage nicht mehr in Betrieb und diente nur noch als Reserve-Anlage. 1991 wurde sie von einer Equipe aus Savoyen abgerissen; diese konnte so eine kleine «Revanche» für die 1388 bei der Schlacht bei Visp erlittene Niederlage nehmen.
Das Gebäude B10, rechts vom Werkstor, war 1917 ausdrücklich als Provisorium erstellt worden und diente dann während 75 Jahren als Bürotrakt.
Lonza musste Bauland vorbereiten
Das Fabrikareal der Lonza konnte nicht ohne Weiteres mit Werkhallen überbaut werden. Da es sich durchwegs um Schwemmböden des Rottens handelte, mussten diese bei Erweiterungen des Werksareals jeweils aufgefüllt werden. So bewilligte die Burgerschaft der Lonza im Jahr 1916, westlich des Pulverturms in den Seewjinen einige tausend Kubikmeter Erdreich auszuheben, um den Boden nördlich des SBB-Bahndammes aufzufüllen, dies für 3 Rappen pro Kubikmeter. In den Jahren 1917 und 1918 enthob die Lonza AG der Vispa insgesamt 36 514 Kubikmeter Gravier (Kies) à 70 Rappen der Kubikmeter.
Das erste Vierteljahrhundert im Zeichen Tommasis
Der Bau der Fabrikanlagen in Visp ist eng mit einem Mann verbunden, der als Generaldirektor der gesamten Lonza AG während vollen 27 Jahren an der Spitze des Unternehmens stand und die erste, entscheidende Phase dieser chemischen Industrie prägen sollte, dem italienischen Ingenieur Carlo Tommasi.
Tommasi schloss seine Studien in Karlsruhe ab, wo er sich in die Elektrotechnik, die sich zu dieser Zeit entwickelte, einarbeitete. Damals beschäftigte ihn die elektrische Grosstraktion; er war überzeugt, dass diese für die Schweiz von Bedeutung war. Bei der Firma Schuckert in Nürnberg brachte er das Karbidverfahren in Gang, das dieses Unternehmen entwickelt hatte und das zunächst Schwierigkeiten begegnet war. Tommasi erfüllte seine Aufgabe erfolgreich, indem er von der damaligen Anwendung feinkörnigen Rohmaterials zu grobkörnigem überging und so die Technik zur Erzeugung von Karbid entscheidend verbesserte. Für seine Aufgabe bei der jungen Lonza in Gampel war die Arbeit in Nürnberg die geeignete technische Vorbereitung. Zudem hatte er sich durch seine Tatkraft und Initiative als bauleitender und betriebsführender Ingenieur verschiedenster Werke Ansehen verschafft.
1908 übernahm er den Posten eines Generaldirektors des damals 11-jährigen Unternehmens Lonza mit Sitz in Gampel und Büro in Genf.
Tommasis nun einsetzende rastlose und erfolgreiche Tätigkeit brachte die Lonza voran. In rascher Folge wurde die Erzeugung der Produkte des elektrischen Ofens sowie der Ableitungsprodukte entwickelt. Die hierzu notwendigen Energiemengen wurden im Oberwallis durch Ausbauten an der Lonza und der Saaser Vispa bereitgestellt.
In den Anfängen führten Schwierigkeiten mit dem Karbid-Absatz dazu, dass in den Visper Karbidöfen zuerst Ferrolegierungen und Hartstoffe hergestellt wurden. Erst mit dem Karbid-Boom im Ersten Weltkrieg wurde 1917 die Karbid-Produktion als Basis für Dünger und Sprengstoff aufgenommen. Nach dem Ersten Weltkrieg führte der schwache Karbid-Absatz zu Überschüssen bei den Lonzawerken. Dies gab 1918 Anlass zum Bau der ersten, etwa 100 Kilometer langen Hochspannungsleitung zwischen dem Oberwallis und den Fabriken der befreundeten Gesellschaft für Chemische Industrie, später CIBA, in Monthey. Das Werk in Visp wurde 1918 weiter ausgebaut. Dies erlaubte die Aufnahme der Karbid-Fabrikation und die Weiterverarbeitung zu Essigsäure.
Unter grossem Aufwand an Geld und Arbeit entstand so ein respektables industrielles Werk, das 1935 schon über 1 500 Personen beschäftigte und 500 bis 600 Millionen Kilowattstunden an Strom benötigte.
Für diese Leistung des Unternehmens bedurfte es einer starken Persönlichkeit: Tommasi verfügte über eine ausgeprägte Intelligenz und einen beweglichen Geist; er erfasste rasch das Wesentliche einer Situation. Bei internationalen Verhandlungen, an denen er die Lonza vertrat, galt er als anerkannter und geschätzter Verhandlungspartner, der die Zusammenarbeit und den Ausgleich suchte.
Tommasi hat als Generaldirektor der Lonza Grosses für die Schweizer Volkswirtschaft geleistet; seine Werke, besonders im Oberwallis, legen Zeugnis davon ab.
Kunstdünger machte Lonza in der Schweiz populär
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs kam eine bedeutende Erweiterung hinzu: die erwähnte Fabrikation von Dünger. 1915 hatte die Lonza die Produktion von Kunstdünger aufgenommen, als neue Verwendungsmöglichkeiten für das Ausgangsprodukt Kalziumkarbid gefunden werden mussten, denn verschiedene Karbidkrisen – Überproduktion, Preiszerfall – und die Ablösung des Azetylen-Lichts durch elektrisches Licht hatten die lokale Industrie in harte Bedrängnis gebracht. Die Lösung war die Anlagerung von Stickstoff am Kalciumkarbid. Beim Einstieg in die Düngemittelproduktion hatte man aus den eigenen Rohstoffen Wasser und Strom den wertvollen Ammonsalpeter gewonnen. Die Kalkstickstoff-Produktion lief zuerst in Gampel, später in Visp an. Lonza war damit eine der ersten Chemiefirmen der Welt, die aus Luftstickstoff Mineraldünger für die Landwirtschaft herstellte.
Sachgerechte und wirtschaftliche Produktion prägten in der Folge die lange Zeit der Lonza-Düngerherstellung. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs produzierte die Schweizer Landwirtschaft knapp 20 Prozent des zur Ernährung der Bevölkerung notwendigen Getreides; Kunstdünger wurde nun lebensnotwendig. Plötzlich entsprach der Lonza-Dünger einem wachsenden Marktbedürfnis. In der Krisenzeit der 30er-Jahre ging die Nachfrage zurück. Das änderte sich schlagartig mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs: Die Mehranbauaktion «Anbauschlacht», welche der Selbstversorgung diente und die Ernährung der Bevölkerung sicherstellen sollte, nötigte zu einer Ausdehnung des Ackerbaus. Der Bedarf an Stickstoffdüngern stieg auf das Sechsfache der Vorkriegszeit. Durch Vergrösserung ihrer Anlagen vermochte Lonza diese massiv gestiegenen Bedürfnisse aber zu befriedigen. Mit zunehmendem Wohlstand wurde später auch eine reichliche Lebensmittelversorgung immer selbstverständlicher. Damit sank der Stellenwert der Grundnahrungsmittel und nach gut einem Dreivierteljahrhundert auch die Bedeutung der Düngemittel. [Siehe auch Kapitel 19.14 «Lonza lieferte in den Kriegsjahren Strom, Benzinersatz, Dünger».]
Grosse Arbeitslosigkeit nach dem Ersten Weltkrieg
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs war auch die Lage in der Grossindustrie keineswegs rosig. So sperrte das Ausland seine Märkte. Die Lonza verminderte ihre Produktion 1919 um die Hälfte und 1919 und 1920 kam es im Werk zu Entlassungen.
Im vorderen Vispertal gab es praktisch keine Arbeit. Man war daher dringend auf Verdienst angewiesen, dies vor allem angesichts des starken Geburtenüberschusses, der geringen definitiven Abwanderung und des knappen Fruchtbodens. Es war daher wichtig, dass die freien Arbeitskräfte in der Nähe Arbeit und Verdienst fanden.
Nicht genug damit, dass seit Kriegsausbruch viele Arbeiter bei der Visp-Zermatt-Bahn gar nicht mehr angestellt wurden. Auch die Arbeiten der Lonza im Riedji und Riedbach (Visperterminen) seien abgeschlossen oder eingestellt oder noch nicht wieder aufgenommen worden, hiess es. In der Fabrik in Visp wurden viele Leute entlassen. In der Zeit zuvor war auch der Abbau von Asbest («Bergflachs») in den Hängen von Zeneggen eingestellt worden. Da kam als Arbeitsbeschaffung der längst überfällige Strassenbau der Talstrasse von Visp nach Stalden gerade recht.
Nach dem Ersten Weltkrieg führte der wirtschaftliche Misserfolg bei der Alkoholherstellung bei Lonza zu Entmutigung. Wenn sich die Anlagen in einem schlechen Zustand befunden hätten, wäre es 1921 gar zu einem Verkauf der Lonza an einen deutschen Chemie-Konzern gekommen.
Grosse Arbeitslosigkeit herrschte bei den Lonzawerken auch anfangs der 30er-Jahre, also während der weltweiten Krisenzeit. So waren 1929 115 Mitarbeiter ohne Arbeit, 1930 deren 251, 1931:315, 1932: 282, 1933: 161.
Direktor Loretan verliess die Lonza
Direktor Loretan, der für die Bearbeitung der wichtigen Aussenangelegenheiten der Firma vorgesehen war, verliess das Unternehmen und liess sich in Sitten nieder. Sein Weggang wurde allgemein bedauert. Dr. Tauss wurde zu seinem Nachfolger ernannt, gefolgt von Alfred Müller, der die Lonza in den Krisenjahren leitete und sie vor allem während dem Zweiten Weltkrieg und in den Jahren danach zu beachtlichen Erfolgen führte. Er erfreute sich dank seiner guten Integration auch in der Bevölkerung grosser Popularität.
Wie der Lonza-Direktor den Staatsratssitz verpasste
Dr. Georges Loretan, Chemiker und Doktor der Naturwissenschaften, Direktor der Lonzawerke Gampel und Visp, war nach seiner Rückkehr nach Sitten von 1926 bis 1933 radikaler Abgeordneter im Kantonsparlament.
1925 bei den Wahlen in die Kantonsregierung schlug er den amtierenden Staatsrat Delacoste. Dieser hatte weniger Stimmen erhalten als der andere bisherige Sittener Staatsrat Kuntschen. Und da pro Bezirk nur ein Staatsrat zulässig war, musste Loretan – ebenfalls Sittener – das Feld dem Bisherigen überlassen.
Lonza brachte Bevölkerungszuwachs
Lebten um die Jahrhundertwende noch 934 Einwohner in Visp, so war deren Zahl – dank der Lonza – schon 10 Jahre später auf respektable 1366 gestiegen.
Lonza half beim Bau des Muttji-Stollens
1897 beschloss die Urversammlung von Visperterminen, das Gebidum mit dem 2,65 Kilometer langen Muttji-Stollen zu durchbohren. Nach kaum überwindbaren Problemen konnte das Bauwerk mithilfe der Lonza fertiggestellt und im August 1916 feierlich eingeweiht werden.
Konzession für Werkskantine
Mitte März 1919 erteilte die Gemeinde der Lonza AG die Konzession zur Führung einer Werkskantine.
Gemeinde wollte Stromverteilung nicht
1920 boten die Elektrizitätswerke der Lonza AG der Gemeinde an, die Stromverteilung im Ort in eigener Regie zu übernehmen.
Der Gemeinderat beschloss, auf den angebotenen Rückkauf der Lichtanlage der öffentlichen Beleuchtung für Visp nicht einzutreten.
Administration in Brig
Da die Visper Behörde dies abgelehnt hatte, übergab die Lonza AG die Administration der Lichtabgabe für das Dorf Visp am 7. April 1924 dem EWBN Brig.
Boden für Deponie im Gamsenried
1923 übernahm die Lonza AG in Gamsenried auf dem Gebiet der Gemeinde Glis Boden für die Deponie von Produktionsrückständen. Talaufwärts begrenzte der Schuttkegel der Gamsa die Deponie.
Ausrichtung auf den Inlandmarkt
1924 musste die Lonza ihr Aktienkapital herabsetzen. Sie richtete ihre Produktion in der Folge auf den Inlandmarkt aus und machte neue Verfahren der Kunstdüngerproduktion fabrikreif. So erholte sie sich allmählich vom Schock der Nachkriegsjahre.
Für Entleerung des Mattmarksees
Nach Kenntnisnahme der Berichte von Professor Buxtorf und Kulturingenieur Schnyder beschloss der Visper Gemeinderat im Oktober 1924, zur Prüfung des Projekts der Lonza AG zur Entleerung des Mattmarksees und der Ausschwemmung des Beckens eine Expertise vornehmen zu lassen. Auf Begehren der Lonza verlangte sie Visp eine Expertise über die Verbauungsmöglichkeiten am Mattmarksee. Der Staat Wallis bestimmte als Experten Uniprofessor Collet aus Genf. Diese Angelegenheit wäre für die Gemeinde Visp von grösster Tragweite gewesen, weil die Schaffung eines Staubeckens einerseits eine Neubelebung der Visper Industrie hätte bewirken können, anderseits, weil die Gemeinde Visp wie die meisten Gemeinden des Saastals bei einer katastrophalen Entleerung des Stausees dem sicheren Ruin ausgeliefert gewesen wäre.
Rauchschaden-Kommission gebildet
Mit dem Zweck, die Rauchschäden, welche die Lonzawerke den Privaten verursachten, so weit wie möglich einheitlich zu entschädigen und den Privaten die Einforderung ihrer Ansprüche zu erleichtern, beschloss die Gemeindeverwaltung 1925 im Einvernehmen mit der Lonza-Direktion eine ständige dreigliedrige Expertenkommission zu bilden. Diese wurde beauftragt, künftig an bestimmten Tagen – zu Beginn, in der Mitte und gegen Ende der Wachstumsperiode – die notwendigen Erhebungen vorzunehmen.
Lonza ermutigte hoffnungslose Bauern
1928 ging es den Bauern nicht besonders gut. Es fehlte ihnen an Geld, sie litten unter hohen Preisen der Grundgüter, unter der hohen Katasterschatzung, der Steuerlast und der schwierigen Bewirtschaftung sowie unter den schlechten Transportmöglichkeiten. Die Folge davon war die Abwanderung von jungen Leuten.
Da propagierte die Lonza das Düngemittel «Phosphatsalpeter Lonza» als Bindeglied zwischen Industrie und Bauernschaft. Wenn sich die Bauern verpflichteten, das Austragen von Dünger nach den Weisungen der Lonza AG auszuführen und das Gewicht des Ertrags der Ernte feststellen zu lassen, erhielten sie bis zu 50 Kilogramm Dünger gratis.
Ausbau in Visp zulasten von Gampel
Im Werk Gampel wurden die Tätigkeiten zusehends reduziert: In den Jahren 1928/29 ging dort die Zahl der Mitarbeitenden immer mehr zurück. Die Produktion verschiedener Produkte wurde sogar ganz eingestellt.
Da läuteten bei den Gemeindebehörden am Lonzastrand die Alarmglocken. Am 6. Juni 1929 wurde eine Behörden-Delegation von Gampel, Steg und Hohtenn diesbezüglich bei Generaldirektor Tommasi in Basel vorstellig, um den Industriestandort Gampel zu retten. Die Besprechung verlief aber alles andere als ermutigend: Die Lonza erklärte der Delegation aus Gampel, aus wirtschaftlichen Gründen, aber auch wegen der geografischen Lage sei sie leider gezwungen, das Werk in Visp auszubauen, was zulasten des Standorts Gampel gehe. Anderseits habe die Herstellung einzelner Produkte, die in Gampel fabriziert wurden, eingestellt werden müssen, da sie nicht mehr rentierte.
Der Entscheid war gefallen; die Lonza zog endgültig vollumfänglich nach Visp. Zum Ausgleich versprach die Lonza, den Arbeitern von Gampel, Steg und Hohtenn eine möglichst ständige Beschäftigung in Visp zu garantieren – mit Gratistransport – und die Gemeinde für den Steuerausfall möglichst schadlos zu halten. So wurde fortan ein Teil der Arbeiter von Gampel und Steg im werkseigenen Autobus in die Lonza-Fabrik von Visp und wieder zurück gefahren.
Lonza-Direktor wurde Ehrenburger
Die Burgerschaft Visp ernannte Tommasi 1935 einstimmig zum Ehrenburger. Dazu stellte die Verwaltung fest, «dass die Burgerschaft Visp nie in einem direkten Verkehrsverhältnis zur Lonza gestanden sei», dass aber Generaldirektor Tommasi als Vertreter der Lonza Visp gegenüber stets seine Sympathie kundgetan habe. Am 24. April 1935 erhielt Carlo Tommasi von der Burgerschaft Visp den Bericht, dass er von der Burgerversammlung einstimmig zu ihrem Ehrenburger ernannt worden war. Der Geehrte bedankte sich selbstlos: Die Kundgebung des Wohlwollens der Versammlung überrage weitaus persönliche Verdienste.
Sie gelte als Ehrung aller, die mit Fleiss und ehrlichem Willen an der Schaffung und Erhaltung des Unternehmens – auch in Visp – mitwirkten. Insbesondere schätze er diese Ernennung als eine Anerkennung des ethischen Wertes menschlicher Arbeit, weshalb er die Ehrung nicht nur mit dem Gefühl der Dankbarkeit, sondern auch mit tiefster Rührung entgegennehme.
Diese spontane Reaktion des Lonza-Direktors löste bei den Visper Burgern grosse Begeisterung aus und man machte sich mit Eifer an die Vorbereitung des Ehrenburgertrüchs.
Aufgrund einer schweren Krankheit konnte sich Carlo Tommasi jedoch nicht mehr persönlich für die wohlverdiente Anerkennung bedanken. Ende Mai meldete die Lonza-Direktion der Burgerschaft, der Direktor sei plötzlich verstorben. Carlo Tommasi musste so posthum in die Reihe der Visper Burger aufgenommen werden, dies ehrenhalber.
Lonza dankte ihrem Generaldirektor
Dank und Anerkennung zollte die Lonza AG ihrem Delegierten des Verwaltungsrats und Generaldirektor in der NZZ vom 30. Mai 1935. Dort hiess es: «Seit über 25 Jahren hat Carlo Tommasi di Vignano seine grosse Arbeitskraft in voller Hingabe unserer Unternehmung gewidmet. Wir verlieren in ihm einen Leiter von einzigartigen Fähigkeiten und seltener Intelligenz.»
Regelmässiges Einkommen für viele
Für weite Kreise des Oberwallis garantiert das für die Verhältnisse in der Region grosse Industrieunternehmen seit mehr als 100 Jahren das Auskommen. Als der Erste Weltkrieg begann, beschäftigte sie bereits mehr Arbeiter als alle übrigen Fabriken des Oberwallis zusammen. Die Lonza hat in bedeutendem Mass zur Verbesserung der wirtschaftlichen Situation im Oberwallis beigetragen und zahlreiche Tal- und Berggemeinden aus der Armut befreit. Visp ist zum Werkplatz des deutschsprachigen Wallis und zum «wirtschaftlichen Kräftepol» geworden. Mit der Zeit siedelte sich sogar eine einheimische Industrie an, welche später auch einer ganzen Reihe von grösseren Handels- und Gewerbebetrieben ermöglichte, sich sesshaft zu machen.
In den Lonzawerken in Visp herrschten offenbar bereits bedeutend bessere Bedingungen für die Arbeitnehmer als kurz zuvor beim Bau des ersten Simplontunnels. Lonza soll – sozial gesehen – ein besserer Arbeitgeber gewesen sein als die Tunnelbauer, die mit ihren vor allem italienischen Kumpels nicht gerade zimperlich umgingen. Ansprechpartner für die Lonza war – sogar noch in den 40er-Jahren – die Visper Gemeindeverwaltung, auch für Arbeiterfragen.
Dennoch gab es 1917, noch mitten im Krieg, einen Lohnkonflikt in der Lonza: Viktor Petrig, in Brig wohnhafter Grossrat des Bezirks Visp, begab sich in Gampel und in Visp in die Lonzawerke und versuchte dort, die Arbeiter in christlich-sozialem Sinn zu organisieren. 1920 reichte er im Grossen Rat eine Interpellation betreffend einen ausgebrochenen Lohnkonflikt zwischen Arbeitern und Direktion der Lonza in Visp ein.
Sonntagsarbeit in der Lonza
Am 8. September 1916beschloss der Gemeinderat, der Lonza für dringende Arbeiten an den Neubauten die Sonntagsarbeit zu gestatten, sofern solche Arbeiten hauptsächlich durch die hohen Wasserstände bedingt waren. Kontrolle und Rückzug der Bewilligung im Fall des Missbrauchs blieben vorbehalten.
Personal konnte Boccia spielen
Eine Bocciabahn der Lonza gab es anfangs der 20er-Jahresüdlich der Lonzawerke von Visp. Das Büropersonal machte nach Feierabend gerne davon Gebrauch.
Gute Steuerzahlerin
1917 zahlte das Unternehmen in Visp 22 000 Franken an Gemeindesteuern. Ein Jahr später waren es bereits 45 000 Franken.
Hochwasser gefährdete Lonza
1925 forderte die Lonza-Direktion von der Gemeinde Visp Massnahmen gegen die Überschwemmungen.

Zahlreiche Mitarbeitende der Lonza führten neben ihrer Arbeit in der Fabrik einen Landwirtschaftsbetrieb. Sie wurden «Arbeiterbauern» genannt.
«Schichtenwechsel in der Lonza», Photo-Agentur Venetz, in: Michelet, Cyrille/Fibicher, Arthur (Übersetzung), 75 Jahre Walliser Wirtschaft: 50 Jahre Walliser Milchproduzentenverband, Sitten 1969
Die Arbeiterbauern der Lonza
Zahlreiche Mitarbeitende der Lonza betrieben in ihrer Freizeit einen Landwirtschaftsbetrieb, sei es allein, sei es zusammen mit Familienangehörigen.
Karl Josef Landtwing spricht in seiner Doktorarbeit über «Die Arbeiterbauern des Lonza-Werkes Visp und ihre Kulturlandschaft» von einer «typischen Berufsgattung» und stellt in seiner Untersuchung von 1979 fest: «Einerseits verhalten sie [die Arbeiterbauern] sich – trotz der Anstellung in der LONZA – ausserordentlich traditionell; dies gilt in erster Linie für den Bereich der Grossviehhaltung. Andererseits orientieren sie sich – durch die Fabrikarbeit vom ‘Zwang zur Selbstversorgung’ befreit und in der verfügbaren Freizeit stark eingeschränkt – sehr ausgeprägt am Aufwand und am Ertrag der landwirtschaftlichen Arbeiten; der Rückgang des arbeitsintensiven Ackerbaus ist wesentlich darauf zurückzuführen. Wiederum im Gegensatz dazu steht die hobbymässig betriebene Schafhaltung, wo – dank dem Einkommen aus der Fabrikarbeit – wirtschaftliche Überlegungen oft völlig in den Hintergrund treten.»
Nicht wenige Arbeiterbauern bemühten sich darum, in der Schichtarbeit eingesetzt zu werden, um die Arbeit in der Lonza mit der Landwirtschaft besser verbinden zu können.
Lonza sollte Personalwohnungen bauen
Mit der Beschäftigung in der Industrie gab es Anfänge von Wohlstand. Das war nicht zuletzt der Grund für eine bescheidene Zunahme der Bautätigkeit auch in der Ebene des Dorfs.
Als erstes Wohnhaus des Industrieunternehmens errichtete die Lonza 1917 die Direktoren-Villa an der heutigen Kreuzung Kantonsstrasse-Balfrinstrasse. Erste Personalwohnungen der Lonzawerke entstanden 1917 in der Stockmatte. 1918 beschloss der Gemeinderat bei der Lonza bezüglich der Wohnungsfrage zu intervenieren und dahin zu wirken, dass das Industrieunternehmen die Schaffung von geeigneten Arbeiter- und Beamtenwohnungen nach einem seinerseits vorgelegten Programm an die Hand nehme. Mit diesem Begehren wandte sich der Gemeinderat 1919 an das Industriewerk.
Es gab auch Bedarf nach temporären Unterkünften: Am Ende des Ersten Weltkriegs benötigte die Lonza viele Arbeitskräfte, die sie nicht alle auf Platz fand. So fanden damals viele zugezogene Arbeiter von sich aus keinen nächtlichen Unterschlupf. Die Lonza richtete in der Theaterhalle in der Stockmatte (direkt am Werk) und in den Hotels «des Alpes» und «Soleil» Kantinenbetriebe ein. Der Gemeinderat beschloss im September 1918, kurz vor Kriegsende, dem Begehren der Lonza auf Aufhebung des Verbots der Neueinstellung auswärtiger Mitarbeiter in dem Sinne zu entsprechen, dass in die Einstellung einer gewissen Zahl von Arbeitern eingewilligt werde, unter der Bedingung, dass diese nicht aus verseuchten Gebieten (Grippe!), speziell nicht aus dem Tessin, kämen.
Ein Tram für den Transport des Personals?
Für den Transport der von auswärts kommenden Mitarbeiter erwies sich das Angebot der SBB als ungenügend. So reichten Alexander Seiler, der jüngere, und Ingenieur Jakob Peter im Jahr 1919 im Auftrag der Lonza AG ein Konzessionsgesuch für eine meterspurige elektrische Strassenbahn auf der Kantonsstrasse zwischen Visp und Brig mit insgesamt neun Haltestellen ein. Die SBB widersetzten sich diesem Ansinnen und versprachen in Eyholz, Lalden und Gamsen Haltestellen einzurichten.
Als diese 1925 immer noch fehlten, wurde das Konzessionsgesuch erneuert. Diesmal übernahm die Visp-Zermatt-Bahn das Projekt, noch ohne Verpflichtung für Haltestellen. 1928 erweiterten die eidgenössischen Räte die Konzession bis Brig. Am 6. Juni 1930 war die neue Schmalspurstrecke Visp–Brig der BVZ mit Haltestelle in Gamsen einsatzbereit. Damit war das «Projekt Tram» erledigt und Visp, wie Adolf Fux schrieb, «abgefahren und seine Hotelindustrie erledigt».
Zufahrten: Beitrag an Lonza-Unterführung
Bereits 1914 führte die Gemeinde Visp mit den SBB Verhandlungen betreffend eine Bahnunterführung östlich des Bahnhofs. Realisiert wurde diese aber erst mehr als 15 Jahre später: Der Gemeinderat erklärte sich am 8. Juni 1920 bereit, einen Beitrag von 20 000 Franken an die Kosten der SBB-Unterführung zu leisten, dies unter der Voraussetzung, dass die Arbeiten noch im folgenden Herbst in Angriff genommen wurden und so Beschäftigung schafften.

Blick auf die Anlagen der Lonza in Visp, zwischen 1918 und 1937. Innerhalb von zwei Jahrzehnten gelang es der Lonza, von einer bescheidenen Karbidfabrik zu einem bedeutenden Unternehmen der Elektrochemie aufzusteigen. Schon in den ersten Jahren ihres Bestehens kristallisierte sich die Lonza als wirtschaftlicher Kräftepol des Oberwallis heraus.
ETH-Bibliothek, Inlandflüge LBS_MH03-0997
Der Rotten als Abwasserkanal
Die Urversammlung vom 13. März 1921 beschloss die Lonza aufzufordern, den Schlamm und die schädlichen Stoffe in den Rotten abzuleiten, damit das Wasser des Entsumpfungskanals nicht vergiftet und die Fische vor dem Aussterben bewahrt wurden.
Lonza betrieb Fischzucht
1926 entstand durch eine Vereinbarung zwischen dem Staat und den Lonzawerken in Visp eine kleine Fischzuchtanstalt im Grossgrundkanal.
Werksfeuerwehr drängte sich auf
Mit der Zunahme von Produktionsanlagen besonders auf dem Gebiet der Chemie drängte sich 1925 in der Lonza die Gründung einer Werksfeuerwehr auf. [Siehe auch Kapitel 13.03 «Mit Schöpfspritze und Hydranten zur organisierten Visper Ortsfeuerwehr».]
22 Hydranten und 100 Feuerlöschapparate
1930 besass die kurz zuvor gegründete Werksfeuerwehr der Lonza 22 Hydrantenstöcke und in den Betrieben verteilt über 100 Feuerlöschapparate sowie Schlauchkästen mit kompletter Ausrüstung.
Ammoniakindustrie-Gesellschaft mit Sitz in Visp
Am 16. Oktober 1924 nahm der Gemeinderat Kenntnis davon, dass die Gründung der SAGE, der schweizerischen Gesellschaft der Ammoniakindustrie mit Sitz in Visp geplant sei. Diese erwartete von der Gemeinde ein Entgegenkommen in Steuerfragen.