Kapitel Nr.
Kapitel 07.06

Visper Landeshauptmann Georg Majoris präsidierte Schiners Wahl zum Bischof

Georg Majoris, auch Mayor oder Meyer (1440–1506), der in Visp lebte und dort Ämter innehatte, war unter anderem Walliser Landeshauptmann (1494/95, 1499–1501), Grosskastlan des Zenden Visp (1490, 1504), Burgermeister von Visp (1489, 1502) und Landvogt des Unterwallis (1493). Den Namen Majoris führte der Stamm, seit eine Linie des Hauses Venetz, eine der einflussreichsten Familien des Zenden Visp im 15. Jahrhundert, ab 1392 das Meiertum Gasen (St. Niklaus) innehatte.

Mächtig im Nikolaital

Georgs Vater Johannes, der schon reich und angesehen war und zeitweise in Sitten wohnte, war mit der Pomatterin Markisa Groel verheiratet. Zunächst lebte Georg in seiner Heimat, im engen und abgelegenen St. Niklaus. Ab 1465 war er dort als Notar tätig und verschrieb Käufe, erstellte Teilschriften, Testamente und Ähnliches. Angesichts der Herkunft seiner Mutter überrascht es nicht, dass der 25-Jährige in Sitten als Notar und Zeuge bei einem Handel auftrat, den Leute aus dem Pomatt führten.

Zweifellos war Georg Majoris schon damals der mächtigste Mann des Nikolaitals. Mit seinen Verwandten besass er ja die Gerichtsbarkeit im Meiertum Gasen und das ganze Tal von Täsch bis in die Kipfen war ihm und seinem Vetter Nikolaus Majoris seit 1473 zehntpflichtig.

1472 baute er sich ein Haus in St. Niklaus; an den Deckenbalken steht in gotischer Schrift «Hoc opus fieri fecit Georgius Majoris 1472».

Seine politische Laufbahn begann er erst zur Zeit der Burgunder-Kriege, als er Kanzler des Landes Wallis wurde. Beim damaligen Bündnis mit Bern, das 1475 feierlich in Leuk geschlossen wurde, vertrat Majoris seinen Zenden Visp.

Von da an beteiligte er sich rastlos an allen wichtigen Geschäften, hauptsächlich als Sekretär beziehungsweise Kanzler. Auf dem Landrat vom April 1476, der in Bagnes abgehalten wurde, erschien er beim älteren Petermann von Riedmatten als Sekretär. Zwei Jahre später stand er im Dienst des Landeshauptmanns de Cabanis. Zwischendurch trat er manchmal auch als Advokat an Gerichten auf.

Kanzlerwahl brachte ihn nach Visp

Nachdem Majoris Kanzler des Walliser Landrats geworden war, liess er sich etwa um 1478 in Visp nieder. Dieses Amt und seine zahlreichen Geschäfte hatten ihm den Aufenthalt im allzu abgelegenen St. Niklaus immer unbequemer gemacht, sodass er aus dem Tal fortzog. Sieben Jahre später war er Visper Burger und er wurde zweimal Burgermeister.

Eine nicht unwichtige Rolle spielte Majoris in den Wirren von Mailand, wenn er auch anfänglich neben den von Silenen, Supersaxo und Auf der Eggen stark zurücktrat. Auf den wichtigen Landräten von 1487 in Brig, bald nach der Niederlage von Crevola, als die weltlichen Rechte des Bischofs weiter beschnitten wurden, amtete er wiederum als Sekretär und Kanzler.

Niemand in Visp konnte sich mit ihm an Einfluss messen, ausser vielleicht Petermann von Riedmatten. Zusammen mit Grosskastlan Heinzmann de Platea war Majoris 1489 Urheber eines neuen Polizeireglements.

Auf Ende 1490 wurde Majoris Grosskastlan des Zenden Visp. Er handelte am 10. Mai 1491 als einer der vier Gewalthaber der Burgerschaft Visp in einem Prozess mit der Gemeinde Lalden.

Aegidius Tschudi, 1538. Vermutlich älteste bekannte Karte, auf der Vispach erkennbar ist. Das Wallis oben, mit dem als SEDUNI bezeichneten Rhonetal.

Original im Walliser Kantonsarchiv, Wikimedia Commons 

Landeshauptmann mit Georg Supersaxo als Schreiber

Dass Majoris 1494/95 endlich Landeshauptmann wurde, war nur der natürliche Abschluss seiner bisherigen Laufbahn. Als Landesschreiber, «cancellarius» (Kanzler) diente ihm Georg (Jörg) Supersaxo, der spätere Rivale Kardinal Schiners. In seinem ersten Jahr als Landeshauptmann konnte endlich Friede mit dem Herzog von Mailand geschlossen werden, als die letzten Zerwürfnisse ausgeräumt waren: Am 6. September desselben Jahres verlängerte er als Schiedsmann den Waffenstillstand zwischen dem Wallis und Mailand. Darauf folgte am 11. Januar 1495 der Friede, welcher ein wenig erfreuliches Kapitel der Walliser Geschichte abschloss.

An der Spitze des Landrats vom 11. April 1494 in Naters rekurrierte Majoris gegen ein Urteil, das in Rom zugunsten des Erzbischofs von Tarantaise ergangen war. In einer savoyischen Datensammlung ist ein seltsamer Drohbrief aufbewahrt, den Landeshauptmann Majoris am 3. Juni 1494 an den Prior von Chamonix und Herren dieses Tales gerichtet hatte. Darin wurde der Prior aufgefordert, zwei seiner Untertanen zu strafen, die einen Walliser aus Arbignon in einem Weinberg erschlagen hatten.

Von 1499 bis 1501 wurde Majoris das höchste Amt im Land erneut anvertraut. 1499 weilte er im September mit Georg Supersaxo und kleinem Gefolge in Luzern und verhandelte dort im Namen des Bischofs Nikolaus Schiner, Onkel des nachmaligen Kardinals.

Schiners Wahl vollendete Tatsache

Drei Monate später wurde Majoris für zwei weitere Jahre zum Landeshauptmann gewählt. Als solcher präsidierte er am Nikolaustag 1499 den denkwürdigen Landrat von Sitten, der die päpstliche Ernennung des späteren Kardinals Matthäus Schiner zum Bischof von Sitten als vollendete Tatsache hinnahm, unter Wahrung der Rechte der Landschaft und des Kapitels.

Als die Mazze dem Bischof nichts mehr nützte

Als Matthäus Schiner das Bischofsamt 1499 selber übernahm, liess er das götzenhafte Wesen der Mazze durch den Papst verbannen, um sich vor einem erneuten Aufstand zu schützen.

Zweimal Visper Burgermeister

Nach dem Ende der zwei Jahre an der Spitze des Wallis vermochte Majoris der Politik noch nicht zu entsagen. 1502 war er Burgermeister von Visp – ein Amt, das er schon 1489 innegehabt hatte – und 1504 wurde er erneut Grosskastlan des Zenden.

Auch als Abgesandter auf dem Landrat wirkte er wieder und wurde 1503 noch einmal als Bote zu einer Tagung mit den Eidgenossen abgeordnet. Das Alter schien ihm nichts anzuhaben.

Starb Majoris als Opfer der Pest?

Das letzte Mal wurde sein Name am 3. Juli 1505 genannt, als er in Glis im hoch gebauten Haus von Jörg Supersaxo die Interessen seines Verwandten Gilg Venetz vertrat, der in der Lombardei ermordet worden war. Wahrscheinlich starb Majoris Anfang 1506. Möglicherweise erlag er der Pest, die damals im Wallis viele Opfer forderte. Es ist nicht bekannt, ob er in Visp, in Sitten oder in St. Niklaus begraben liegt.

Majoris scheint zweimal verheiratet gewesen zu sein. Der Name der ersten Frau ist nicht bekannt. Seine zweite Frau, die er wohl auf der Höhe seiner Macht heiratete, war Franziska Esperlin, Tochter des Heinrich und der Antonia von Raron-Ulrici, Erbin zweier glorreicher Namen der Walliser Geschichte. Von seinen drei Töchtern aus erster Ehe gab er die eine Anton Hasen zur Gemahlin, die zweite Johann von Riedmatten von Visp und die dritte, die Egidia hiess, wurde die Ehefrau von Landeshauptmann Johannes von Werra (1524/25). Diese drei Herren teilten sich das Erbe des Verstorbenen; auch er konnte dieses nicht mitnehmen.

Freigericht für Visper Burgerschaft

Anfangs des 15. Jahrhunderts verkaufte Ulrich von Raron der Burgerschaft Visp das Freigericht Baltschieder und Gründen.

Prozess zwischen Visp und Baltschieder um Rotten

Landeshauptmann Kaspar Theiler von Brig schlichtete am 19. März 1465 einen Prozess zwischen dem Dorf Baltschieder und der Burgerschaft Visp betreffend die Rottenwehren.

Pfarrschule vermittelte Grundlagen

Im 15. Jahrhundert gab es in Visp eine sogenannte Pfarrschule. Priester und gelegentlich Laien brachten den Eleven Lesen, Schreiben und Rechnen bei.

Erfolgreicher Tuchhändler

Im 15. Jahrhundert war Johann Büdermatten in Visp mit Erfolg im Tuchgewerbe tätig.