Burgermeister Peter Nicolaus Fux wurde zwangsweise Maire de Viège
Eine bedeutende Persönlichkeit des Wallis zur Zeit der Besetzung des Landes durch die Franzosen war Peter Nicolaus Fux (1743–1824). Der Grächner war angesehen und beliebt und bekleidete im Zenden Visp verschiedene hohe Ämter, weshalb er in den Zendenhauptort zog und dort später Burger wurde. Nicht weniger als viermal war er zwischen 1770 und 1790 Grosskastlan des Zenden Visp. Er stand somit an der Spitze der Bezirksverwaltung und des Bezirksgerichts, womit er über das «Richterschwert und die Bilanzen oder Waag» verfügte. Der Landrat des Wallis ernannte ihn auch zum Kastlan von Bouveret am Genfersee und zum Meier von Nendaz-Hérémence. Anschliessend kehrte er ins Oberwallis zurück, wo er zum Visper Burgermeister gewählt wurde.
Gediegen bezahltes Burgerrecht
Peter Nicolaus Fux erwarb 1790 das Burgerrecht in Visp. Dafür hatte er zu leisten: 500 Mörsiger Pfund (1 Pfund = 1.96 Franken), 2 silberne Becher, 2 silberne Löffel, 1 Dutzend Zwehlen (Servietten) und einen Trunk den «Herren Burgern und ihren Frowen». Bereits damals nahmen die Burger auch ihre Frauen zu «Trunk und Collaz» mit. Sie assen mit silbernem Besteck und tranken aus silbernen Bechern in der grossen Burgerstube im 1708 erbauten Burgerhaus.
Burgermeister, als die Franzosen kamen
1798 proklamierten die Franzosen den helvetischen Einheitsstaat, dem auch das Wallis angehörte. In der neuen helvetischen Republik bekleidete Peter Nicolaus Fux in der Gemeinde Visp das Amt des Konsuls, das heisst, er erhielt als Burgermeister (seit 1797) von Visp den Titel «Maire de Viège».
Als Gesandter des Zenden Visp erlebte er die Kehrseite seiner bisherigen Tätigkeit im Unterwallis. Nachdem die Franzosen bei der Eroberung des Wallis nicht mehr aufzuhalten waren, musste er am 22. Februar 1798 zusammen mit den anderen Abgeordneten des Oberwallis die Gleichstellung des Unterwallis mit dem oberen Landesteil unterschreiben – dies unter dem Druck der Franzosen, die im Anzug waren.
Ämter, die er nicht wollte
Der französische General Louis Marie Turreau ernannte ihn zum Richter und Vizepräfekten des «Bezirks Stalden und Visp» und betraute ihn mit der undankbaren, ja widerwärtigen Aufgabe, das Volk für die Franzosen zu gewinnen. Fux nahm diese Ämter nur widerwillig an. Statt dem Wunsch, ja Befehl der Franzosen gerecht zu werden, schweifte er lieber tagelang durch die Wälder von Grächen, wo er sich vor den Franzosen versteckte, und begab sich nachts zu geheimen Zusammenkünften der einheimischen Patrioten.
Fux schwer misshandelt
Als Peter Nicolaus Fux zwar in Visp wohnte, aber Unterstatthalter des Distrikts Stalden war, wurde er von Aufständischen äusserst schwer misshandelt. Zu Beginn des Aufruhrs floh er unter allen Gefahren. Die erlittenen Misshandlungen und ihre Straflosigkeit entmutigten Fux vollständig. Seine Aufgaben wurden übrigens illusorisch, weil es in seinem Distrikt Stalden keinen einzigen Agenten gab, der etwas zu tun wagte. Nicht einmal die Proklamationen und Gesetze wurden angeschlagen.
Das Haus von Fux wurde durch die Truppen von Xaintrailles beim Oberwalliser Aufstand im Mai 1799 vollständig verwüstet. Die Verluste, die er durch den Franzoseneinfall erlitt, wurden auf 6 868 Franken und 40 Batzen geschätzt.
In der Folge zwangen die Besetzer Peter Nicolaus Fux seine Amtstätigkeit wieder aufzunehmen – dies, obschon er wiederholt um seinen Rücktritt als Richter und Vizepräfekt nachgesucht hatte. Seine Ämter wurde er vorläufig nicht los.
Angesehen und beliebt in Visp
Vor seiner politischen Tätigkeit hatte der Grächner Peter Nicolaus Fux Recht studiert und für die Leute des Nikolaitals als Notarius publicus lateinische und deutsche Teilschriften, Verkaufsakte, Erbverträge und Testamente geschrieben. 1770 heiratete er die Tochter Johanna Maria des Grosskastlans Clemenz, der – von Staldenried hergekommen – bereits seit 1732 in Visp eingeburgert war. Das Paar hatte neun Kinder, fünf Söhne und vier Töchter. Mit 32 Jahren baute er das noch heute bestehende Grossmeierhaus in Grächen.
Obwohl Peter Nicolaus Fux an der Napoleonstrasse in Visp ein stattliches Wohnhaus mit grossem Umschwung besass, zog er sich für seinen Lebensabend nach Grächen zurück, wo er 1824 starb.
Sein 1772 erstgeborener Sohn Anton diente zuerst in Neapel als Soldat in einem Schweizer Regiment. Später wanderte er nach Amerika aus. Nach seinem Tod wurde von dort aus ein beträchtliches Vermögen gemeldet, das jedoch ... drüben blieb. Die Tochter Genoveva verheiratete sich mit dem Bannerherrn Johann Peter Clemenz in Visp.
Waldbrüder sollten sich selber durchbringen
Peter Nicolaus Fux, Burgerschreiber, hielt fest, 1795 hätten sich Johann Peter Andenmatten und Theodul Wyer als Waldbrüder in der Visper Clausura empfohlen, aber auch Joseph Metzler und Joseph Zurkinden und ein gewisser Altrapiste namens Bruder Lazarus. Die Burger wollten jedoch vorläufig keinen annehmen. Es solle angezeigt werden, dass sie nur einen nehmen wollten, der sein Brot selber verdienen könne. 1830 bewarb sich der Eremit Unterner als Waldbruder.
Wer für die Eroberer arbeitete, wurde schwer bestraft
Der Unterstatthalter für den Distrikt Visp, Ignaz Lang, wurde 1799 von den einheimischen Aufständischen ebenfalls äusserst schwer misshandelt. Dann wurde sein Haus von den Truppen des Generals Xaintrailles geplündert.
Er war davon so in Schrecken versetzt, dass er seine Aufgabe auf gar keinen Fall mehr wahrnehmen wollte. Doch es war niemand in der Lage, ihn zu ersetzen. Das zwang den Oberwalliser Kommissär Wild, den Bürger Jost, Kommandant des helvetischen Bataillons, einzusetzen, um Langs Aufgaben vorübergehend zu erfüllen. Ignaz Lang war 1798 auch Sekretär der Verwaltungskammer des Distrikts Visp und ab Juli Distriktsrichter. Nur wenige Tage später wurde ihm das Amt des Unterstatthalters übertragen, das ihm zum Verhängnis werden sollte. Seine Demission nahm man erst fast zwei Jahre später an, am 29. Juni 1801. Die von Lang angegebenen Verluste wurden auf 10 456 Franken geschätzt.
Ururgrossvater von Adolf Fux
Die Familie Fux kam aus Grächen. Erwiesen ist, dass sich bereits im 15. Jahrhundert Angehörige dieses Geschlechts in Visp und in Ering niederliessen. Im Burgerbuch von Visp ist dieses Geschlecht schon 1527 erwähnt. In den Zwistigkeiten zwischen Kardinal Schiner und der Landschaft Wallis trat 1517 ein Jakob Fux von Gasenried bei Grächen auf, und zwar als Abgeordneter des Zenden Visp. 1575 war ein Friedrich Lendo Fux Kastlan zu Brämis.