Kapitel Nr.
Kapitel 22.01

Als «Eychholz» noch zur Grosskirche und zum Zenden Naters gehörte

Der Name Eyholz könnte von Eya oder Eye (Aue) abstammen. Die Eye, also Brachland, das mit allerlei Stauden und Gehölz bewachsen ist, trifft möglicherweise auf den früher sumpfigen, oft vom Rotten überschwemmten Talgrund von Eyholz zu, aber ebenso wahrscheinlich ist eine andere Deutung:

Die Eiche gab dem Dorf den Namen

In alten Schriften ist immer wieder von Eichholz, Eichholtz oder Eychholtz die Rede. Deshalb kann es auch sein, dass der Name von früheren Eichenwäldern in der Gegend östlich von Visp stammt und dass Alemannen im 10. oder 11. Jahrhundert mitten in diesem Eichenwald, also am Hang, eine Siedlung errichteten und dieser so zutreffend den Namen «Eichholz» gaben.

Wie in Visp siedelte man zunächst am sicheren Berghang. Erst Jahrhunderte später sollte die Korrektion des Rottens die Nutzung des langgezogenen schmalen Talgrunds erlauben.

Ein früheres Wappen von Eyholz zeigt denn auch den Eichenbaum aus dem Dreiberg hervorwachsend, von zwei fünfzackigen Sternen flankiert und mit dem Monogramm «LGE» – löbliche Gemeinde Eyholz – versehen. Es dürfte um etwa 1275 entstanden sein, weshalb man annimmt, dass es das Wappen der Ritter von Eychholtz war, die damals die Siedlung verwalteten.

Dieses Eyholzer Wappen zeigt die zwei Visper Löwen an einem Baum mit Eichenblättern.

Eyholzer Fahne in New York

Das spätere Wappen von Eyholz, die am Eichenbaum stehenden Löwen aus dem Visper Wappen, erschien erstmals gegen Ende des 18. Jahrhunderts auf einer Fahne der Burgerschaft Eyholz. Diese Fahne wird heute im Metropolitan-Museum in New York (!) aufbewahrt.

Kirchlich und politisch bei Naters

Zunächst gehörte Eyholz vermutlich zu Naters und zur dortigen Grosspfarrei, von der man annimmt, dass sie bereits im ersten Jahrtausend bestand.

1203 umfasste die Parochia Naters alle Bewohner des heutigen Bezirks Brig, ausgenommen Ruden (Gondo-Zwischbergen) und Eggerberg, dazu aber den oberen Teil des Terminerberges und das Nanztal, dessen unterster Teil noch heute zum Bezirk Brig gehört. Ob Eyholz zu diesem Gebiet gezählt wurde, ist nicht klar.

Im Volksmund hiess es, der Pfarrgarten bei der Kirche von Naters sei der Friedhof der Terminer. Noch lange wurde im Gemeindehaus von Naters der Terminertisch gezeigt, an dem die Visperterminer nach Beerdigungen und bei Kirchenfesten assen und tranken. Ihr Kirchweg nach Naters soll über das Lauberweglein geführt haben, über das auch die Verstorbenen nach Naters transportiert wurden, was besonders im Winter gefährlich war.

Die drei Altäre der Ritikapelle in Eyholz. 1976–1979, kurz nach der Fusion mit Visp, wurden Kapelle und Kaplaneihaus sorgfältig restauriert.

© Peter Salzmann

Vorübergehend Visp zugehörig?

Nach dem Ausscheiden von Visperterminen aus der Pfarrei und dem Zenden Naters im Austausch gegen Eggerberg entwickelten sich am Terminerberg die vier Gemeinden, die alle ab 1221 zur Kerngemeinde und zur Mutterpfarrei von Visp gehörten. Allerdings musste Terminen oberhalb des Grossen Steins weiterhin einen Zehnten an die Kirche von Naters entrichten.

Die Eggerberger ihrerseits blieben über den langen neuen, schlecht unterhaltenen Weg mit Naters verbundenen statt mit der viel näher gelegenen Kirche von Visp. Das Nanztal war weiterhin nach Naters pfarrgenössig.

Anfangs des 13. Jahrhunderts soll Eyholz vorübergehend zu Visp gekommen sein. Zwischen 1280 und 1299 wurde es eine eigene Burgergemeinde. Welchem Zenden Eyholz angehörte, bleibt unklar. 

Dem Meier von Naters verpflichtet

Aus einer Urkunde vom 11. November 1305 schloss Dionys Imesch, der langjährige Präsident des Geschichtsforschenden Vereins Oberwallis, dass die Gemeinden Eyholz, Täsch und Randa vor 1300 zum Meiertum von Naters gehörten. Die Vertreter dieser drei Gemeinden bestätigten und bekräftigten darin eine früher beschlossene Verteilung aller Auslagen, die ihnen aus den Verpflichtungen gegenüber dem Meier von Naters erwuchsen. Sie verpflichteten sich, alle Leistungen, die sie aufgrund dieser Abhängigkeit zu erbringen hatten, so zu teilen, dass Eyholz die eine Hälfte und Täsch und Randa die andere entrichteten. Die dem Bischof geschuldeten Gefälle und «hubdiensta» habe wie bis anhin jede Partei selbst zu bezahlen. Zudem erklärten sie, dass sie der Gerichtsbarkeit und Gewalt des Meiertums Naters unterstanden.

Wann und wie diese Gemeinden mit dem Meiertum von Naters vereinigt wurden, ist ebenfalls ungeklärt. Sicher ist aber, dass dies vor 1300 geschah. Denn in der erwähnten Urkunde ist festgehalten, dass der Meier, der Junker Stephan de Saxo, den Inhalt gutgeheissen habe. De Saxo galt jedoch bereits am 11. Januar 1300 als verstorben. Man weiss auch nicht, wann und wie sich Eyholz vom Meiertum Naters löste.

1335 Vertretung durch Visp

Am 25. Juni 1335 gab Eyholz mit anderen Gemeinden des Zenden Visp mehreren Boten Gewalt, sie im Landrat zu vertreten. Das lässt den Schluss zu, dass Eyholz nun zum Zenden Visp gehörte.

Grenzstreitigkeiten mit Gamsen

Nachdem Eyholz eine selbstständige Gemeinde geworden war, wurde es notwendig, das eigene Territorium gegenüber den umliegenden Gemeinden abzugrenzen. Während dies gegenüber Visp, Terminen, Lalden und Brigerbad keine Schwierigkeiten bot, entstanden bei der Abgrenzung zur Gemeinde Gamsen Differenzen, die mehr als ein halbes Jahrhundert anhielten. Die beiden Gemeinden Eyholz und Gamsen waren nämlich nicht gleichzeitig entstanden, weshalb ihre Gebiete nicht der Zendenmarch, sondern derjenigen der Gemeinden entsprachen. Erst 1354 sollte dieser Konflikt durch ein Urteil bereinigt werden, das die Grenze festsetzte. Die vom Bischof eingesetzten Behörden unter dem Freiherrn Peter von Ollon und Grosskastlan von Naters setzten die Grenze so fest: vom Rotten «den teiffen Graben» hinauf bis auf die Bergspitze, das Gebidem. So kamen sowohl die obere als auch die untere Riti zu Eyholz statt zu Gamsen. Die Interessen von Eyholz vertraten dabei die Gewalthaber Johann Werra von Eichholtz, Johann zer Güfron und Johann ab Burgum.

Merkwürdig ist, dass der Grosskastlan des Zenden Visp bei diesem wichtigen Grenzentscheid nicht anwesend war und wohl auch nichts zu sagen gehabt hätte, obwohl sich die Zendengrenze bereits bei der Ritikapelle befand.

Täsch und Randa sollten sich erst am 18. Mai 1552 vom inzwischen Brig genannten Zenden trennen.

Siehe auch Kapitel 03.02 «Grosspfarrei Visp – eine der ältesten im Oberwallis».