Kapitel Nr.
Kapitel 22.09

Das Oberwalliser Zentrum für Grossflächengeschäfte

Eyholz ist heute dank seiner zentralen Lage im deutschsprachigen Kantonsteil und der vielen Grossflächengeschäfte direkt an der Kantonsstrasse ein bedeutendes Einkaufszentrum für das Oberwallis. PAM, die Unterwalliser Lebensmittelkette, die inzwischen von der Bildfläche verschwunden ist, gehörte zu den ersten, welche die günstige Lage erkannten.

Nachdem in den frühen 90er-Jahren nicht weniger als drei Projekte für den Bau eines Einkaufszentrums den Gemeinderat, den Kanton und die Gerichte beschäftigt hatten, fiel der Entscheid: Visp erhielt ein Einkaufszentrum, und zwar nicht im Zentrum, sondern an der Peripherie: im Osten, just unterhalb der Ritikapelle, nördlich der Kantonsstrasse.

Der Jumbo-Grossmarkt, wie er sich heute präsentiert.

© Peter Salzmann

Jumbo-Grossmarkt, grösster Laden des Oberwallis

Der Grossverteiler, der sich hier niederlassen sollte, hiess Jumbo. Die Firma hatte in Eyholz bereits seit einigen Jahren mit Erfolg einen Bau- und Freizeitmarkt betrieben. 98 Arbeitsplätze sollten hier vor allem bei Jumbo entstehen.

Mit dem Jumbo-Grossmarkt Riti wurde am 20. Juni 1995 in Eyholz das grösste Verkaufsgeschäft des Oberwallis eröffnet. Der Selbstbedienungsgrossmarkt mit integriertem Bau- und Freizeitmarkt für Food und Non-Food bot über 60 000 Produkte an. Das neue Einkaufszentrum beschäftigte 130 Personen auf einer Verkaufsfläche von 5 000 Quadratmetern auf zwei Ebenen. Im Untergeschoss standen 300 Parkplätze zur Verfügung.

Die Zufahrt von der Kantonsstrasse her wurde durch einen neuen Kreisel geregelt. Für die Busbetriebe gab es eine Station direkt vor dem Gebäude. Zusätzlich wurde eine Haltestelle für Reisende der Brig-Visp-Zermatt-Bahn, heute MGB, gebaut. Ein Manora-Restaurant und eine BP-Tankstelle rundeten das grosse und vielfältige Angebot ab.

Die Filiale von Carrefour im Eyholz-Center im Jahr 2005.

© Peter Salzmann

Besitzer dieses Gebäudes von beachtlichem Umfang waren und sind Franz und Erich Heinzmann, die direkt gegenüber, südlich der Kantonsstrasse, die Kunststeinwerke betrieben. Dieser einzige Fabrikationsbetrieb ist inzwischen verschwunden; das Areal wartet auf eine andere Zweckbestimmung. Die Gebrüder Heinzmann ermöglichten später den Bau weiterer Grossflächengeschäfte und legten damit den Grundstein zum heutigen weitläufigen Einkaufszentrum Eyholz.

Die Eröffnung des «Jumbo» löste einen wahren Boom aus: Es folgten Geschäfte wie Carrefour und das heutige Eyholz-Center, wo Coop, Conforama und andere eine Bleibe gefunden haben.

Eine Momentaufnahme von Eyholz im Jahr 1987: Die Bebauung des Streifens Kantonsstrasse Nord von Eyholz begann im Westen. Im Osten, zwischen Rhone und Kantonsstrasse die Anlagen der Kunststeinwerke Heinzmann, die dem Jumbo-Carrefour gewichen sind.

ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv, Photoramacolor AG, AIC_02-0C-741021-002 CC BY-SA 4.0

Einkaufszentren in Konkurrenz zu Visp

Neben verschiedenen Dienstleistungsbetrieben wie Garagen und so weiter gab der Bau einiger grösserer Einkaufszentren der Eyholzer Talebene nach und nach ein völlig neues, modernes Gesicht. Das Verkaufsgewerbe machte sich sukzessive nördlich, später auch südlich der Kantonsstrasse breit. Es waren fast durchwegs Grossflächengeschäfte, die am laufenden Band eröffnet wurden. So wurde Eyholz zu einem stark frequentierten Einkaufszentrum und stellte nun eine beachtliche Konkurrenz für das bisherige Zentrum im Kern von Visp dar.

Die Ladenbesitzer im Zentrum der Burgschaft Visp befürchteten, dass ein Teil dieser Arbeitsplätze auf ihre Kosten ging und der Ortskern ausgehöhlt würde. Tatenlos sah man dieser Entwicklung vonseiten der bestehenden Ladengeschäfte nicht zu: Gerade zum richtigen Zeitpunkt kam aus ihren Reihen die Idee zur Umgestaltung der unteren Visper Bahnhofstrasse in eine autofreie und damit fussgängerfreundliche Zone; frühere Initiativen in diese Richtung waren noch gescheitert. Parallel dazu errichtete man in unmittelbarer Nähe der Bahnhofstrasse zwei Parkhäuser, das eine am neuen Bahnhofplatz, das andere am Überbiel zwischen La Poste und Kaufplatz.

Im Eyholz-Center, hier in einer Aufnahme von 2024, fand eine grosse Coop-Filiale eine Bleibe.

© Peter Salzmann

Ortskern oder Peripherie für Detailhandel?

Für eine Stärkung des Ortskerns von Visp wurde Ende 1991 die «IG Zentrum Visp» gegründet. Im Zentrum von Visp sollte eine attraktive Handels- und Dienstleistungsstruktur für die Konsumentinnen und Konsumenten gewährleistet werden.

Der Handwerker- und Gewerbeverein sah sich verpflichtet, die Interessen all seiner Mitglieder auf dem Gebiet der Gemeinde Visp zu wahren und zu vertreten. Der Verein hatte sich nicht gegen ein Einkaufszentrum in Visp ausgesprochen, gab aber – aus Sicht der Ladenbesitzer – einem Standort im Ortszentrum den Vorzug.

Dass gleich alle drei Projekte für Einkaufszentren, die anfangs 1994 über eine rechtskräftige Baubewilligung verfügten, realisiert würden, galt als eher unwahrscheinlich. So zerschlugen sich die Pläne der Valcrème in der Pomona. Kurzfristig wurde sogar deren bisherige Niederlassung an der Kantonsstrasse, in der Allmei, aufgehoben und nach Siders verlegt. Das ganze Oberwallis wurde fortan von Siders aus mit Milchprodukten bedient. Ebenfalls recht bald zurückgezogen wurde das Projekt in den Weidlösern im Norden von Visp.

Es verblieb das Baugesuch der Gebrüder Heinzmann in Eyholz für den Neubau eines Einkaufs- und Gewerbezentrums in den «Hohe Fällach». Dieses, das erwähnte Jumbo-Projekt, wurde denn auch realisiert und Mitte 1995 eröffnet. Der Staatsrat hatte nämlich die von rund 600 Visperinnen und Vispern eingereichte Initiative «Gegen Einkaufszentren im Grünen» abgelehnt und damit die Interessen der Promotoren der Einkaufszentren geschützt.

In der benachbarten Einkaufsmetropole Brig-Glis gab es ähnliche Bestrebungen wie in Visp, zeichnete sich doch ernsthafte Konkurrenz für sie ab.

Das Einzugsgebiet und damit der «Kuchen», den sich die beiden Talgemeinden allerdings auch schon bis dahin mit einer Reihe anderer Konkurrenten verschiedenster Art geteilt hatten, umfasste zu diesem Zeitpunkt circa 70 000 Personen, die erst noch zum Teil eher auswärts orientiert waren. Es war nicht davon auszugehen, dass dieses Potenzial in absehbarer Zeit grösser wurde. Alles deutete darauf hin, dass die Aufgabe der Detaillisten im Ortskern schwieriger wurde und dass sich diese vermehrt auf ihre Stärken besinnen mussten.

Was «Grosse»» alles vorkehren, um den potenziellen Käufern nicht nur Ware, sondern ein Einkaufserlebnis, ein Stück Freizeitgeschehen zu vermitteln, wurde westlich der Ritikapelle im neuen, grössten Shopping-Center des Oberwallis demonstriert. Was die Auswirkungen des Onlinehandels betrifft, steht wieder auf einem anderen Blatt.

Im Mai 2020 wurde gegenüber dem Eyholz Center das Gebäude für die Landi hochgezogen. Nachdem die Behörden in Sitten längere Zeit für die Behandlung des Baugesuchs für das grosse Landi-Verkaufscenter benötigt hatten, war im Herbst 2019 mit dem Aushub für den flächenmässig grössten Laden an der Kantonsstrasse begonnen worden.

© Silvia Salzmann

Jüngstes Grossflächengeschäft Landi

Seit 2020 ist auch die Landi, die Kette für landwirtschaftlichen Bedarf, in Eyholz vertreten, nachdem sie zunächst in Glis ansässig war. Sie hat unmittelbar an der Kantonsstrasse, gegenüber dem grossen Eyholz Center, auf 12 000 Quadratmetern – das entspricht der Fläche von zwei Fussballterrains – ein Geschäft eingerichtet.

Gesamtschweizerisch erarbeitete das Unternehmen im Jahr 2021 einen Umsatz von mehr als 1,5 Milliarden Franken. Das sind 5,1 Prozent mehr als im Vorjahr.

Die Eyholzer Grossflächengeschäfte 2020: vorne die Baustelle des Gebäudes für den jüngsten Anbieter Landi, gegenüber der mächtige Bau mit Coop und Conforama, auf der gleichen Strassenseite weiter östlich Jumbo, vorne schräg gegenüber Aldi.

© Silvia Salzmann