Kapitel Nr.
Kapitel 22.10

Rohrberg, Rotwein, Marroni und mehr über Eyholz

Eyholz als Dorf der politischen Gemeinde Visp verfügt nach wie vor über ein intensives eigenes Vereins- und Freizeitleben.

Der Rohrberg, Maiensäss der Eyholzer

Das älteste Dokument, das über den Rohrberg berichtet, soll eine Pergamentrolle aus dem Jahr 1270 im Archiv des Domkapitels zu Sitten sein. Auch wenn der Weiler, 1 280 Meter über Meer gelegen, seit dem 16. Jahrhundert zu Brig-Glis gehört, ist er bei den Eyholzern als Maiensäss geschätzt, sind sie doch die direkten Nachbarn am Hangfuss. Der Rohrberg ist nicht während des ganzen Jahres bewohnt.

Am 18. August 1945 kaufte die Burgerschaft Eyholz dort Grundgüter.

1963 gründeten die Ferienwohnungsbesitzer in Eyholz die heutige Bodenverbesserungsgenossenschaft mit dem Zweck, im Rohrberg Verbesserungen vorzunehmen und Trinkwasser zu beschaffen. Im Vorstandsregister der Genossenschaft spielen die Eyholzer eine dominierende Rolle.

Welcher Beliebtheit sich der Weiler bei den Eyholzern erfreut, zeigt ihre dortige Bautätigkeit.

Groshüs in Eyholz, die offizielle Oberwalliser Sprachgrenze zwischen «Chäs» (Osten) und «Chees» (Westen). Aufnahme von 2005.

© Peter Salzmann

Östlichster Anbauort für Wein

Bekanntlich ist Visp der östlichste Weinbauort der weitläufigen Walliser Reben. Streng genommen kann Eyholz als östlichster Anbauort angesehen werden, da es über einen kleinen Rebberg für den bekannten Eyholzer Roten verfügt.

Das Rebareal auf dem Territorium der Gemeinde Eyholz umfasste 1934 noch 2,8 Hektaren, ein Vierteljahrhundert später nur noch eine einzige Hektare.

Das Burgerhaus verfügt über einen kleinen Rebberg für den bekannten «Eyholzer Roten». Eyholz und damit Visp ist der östlichste nennenswerte Anbauort für Wein.

© Peter Salzmann

Der «Eyholzer Rote» aus dem Süden?

Die Rebsorte «Eyholzer Rote» wird im Beitrag «Rebe und Wein im Oberwallis» folgendermassen beschrieben: «Die einzige alte Rebsorte, welcher die neueste Entwicklung des Weinbaues kaum etwas anzuhaben vermochte, ist der ‚Eyholzer Rote‘, der wahrscheinlich mit dem in Stalden und Staldenried gezogenen ‚Grossroten‘ identisch ist. Sowohl in Eyholz als auch im Vispertal wird die noch durchaus ungemein wüchsige, noch durchwegs unveredelte Pflanze als Reblaube formiert. Die Früchte, meist schwere, grossbeerige Trauben, verraten keinerlei Verwandtschaft mit einer anderen im Wallis kultivierten Sorte. Hingegen besteht eine auffallende Ähnlichkeit mit den Nostrano-Varietäten des Tessins, sodass die Vermutung nicht von der Hand zu weisen ist, die fremdartige Rebe sei vom Südfuss der Alpen her ins Wallis ‚eingewandert‘.»

Der Eyholzer Rote ist eine von nur 21 rein autochthonen Rebsorten der Schweiz, wie sie der weltweit anerkannte Reb-Gen-Spezialist José Vouillamoz in seinem Buch «Cépages Suisses» erwähnt.

© Sedrik Nemeth in Cepages Suisses, Favre 2017

Burgerschaft erwarb 1745 Reben

Magdalena Dietzig, Tochter des verstorbenen Christian Dietzig, verkaufte der Burgergemeinde Eyholz am 7. November 1745 24 Klafter Reben im «Grundacher» in Eyholz.

Terbiner Keller für «Chleferinu-Wein»

Der Wein aus der Chleferna, einem Rebberg in Eyholz, der den Terbinern gehörte, wurde 1820 in Visperterminen im «Chleferinu-Chäller» eingekellert und gepflegt.

Reben in den «Kläfferen»

Am 11. April 1870 beschloss der Gemeinderat den Anbau von Reben in den «Kläfferen» – vermutlich eine andere Schreibweise von Chleferna – durch die Gemeinde Eyholz.

Reben am Rotschleif

Am «Rotschleif» in Eyholz wurden am 29. März 1942 Reben der Burgerschaft im Ausmass von 173 Quadratmetern für 260 Franken versteigert.

Schützenzunft nach 60 Jahren reaktiviert

Die erste Eyholzer Schützenzunft hatte von 1888 bis 1937 Bestand. Hermann Heldner war der letzte Blumenmann. 1997 reaktivierte Mathis Ruffiner die Zunft.

Dorfschaft Eyholz mit intensivem Vereinsleben

Eine ausführliche Darstellung des intensiven Vereinslebens von Eyholz findet sich im Buch «Visper Geist» (2012). Darin sind zum Beispiel auch die Karrieren von Richard Truffer, der während vielen Jahren im Eishockey und im Wehrsport national absolute Spitze war, oder der Sängerin Stefanie Heinzmann, die mit ihrer kräftigen und klaren Stimme sogar auf dem internationalen Parkett die Herzen der Zuhörer eroberte, festgehalten. Siehe «Visper Geist», Band 2, S. 457 ff. im Artikel über Eishockey und Band 1, Seiten 332 bis 348.

Wie vor der Gemeindefusion pflegt Eyholz auch heute seine Dorfkultur. Im Bild der Fänner Johann Heldner, der auch Burgermeister war, mit Trachtenfrauen an einem Umzug.

zVg/Mathis Ruffiner

Mit Dorffest Identität stärken

Am Wochenende des 8. September 1996 führten die Eyholzer Vereine ihr erstes Dorffest durch. Sie wollten damit die Verbundenheit zwischen Jung und Alt in der Dorfschaft stärken und den Kontakt mit den auswärts wohnenden Eyholzerinnen und Eyholzern aufrechterhalten. Auch aus dem westlichen Visp kamen Besucherinnen und Besucher in Scharen, um den Mitbürgerinnen und Mitbürgern ein Vierteljahrhundert nach der Fusion ihre Sympathie und ihr Wohlwollen zu bekunden.

Die Stiftung Kastanienselve verkauft an einem Samstag im Herbst auf dem Kaufplatz in Visp Brisolée mit feinen Marroni.

© Pascal Gertschen, Visp Tourismus

Marroni aus Eyholz

Um eine lange Eyholzer Tradition, jene des Kastanienanbaus, neu aufleben zu lassen, wurde 2012 die Stiftung Kastanienselve Visp-Eyholz gegründet. Sie verfolgt den Zweck, Kastanienbäume zu erhalten und neue zu setzen. Die Burgerschaft Visp erwarb als Initiantin dieser Stiftung rund 7 000 Quadratmeter Boden für die Neuanpflanzung. Der Stiftung wurde der Ertrag der Bäume zugesprochen, während der Boden, auf dem sie stehen, den Eigentümern zur freien Verfügung verbleibt. Die Einwohnergemeinde unterstützt die Stiftung.

Früher sollen die Früchte des Kastanienbaums ein Armeleute-Essen gewesen sein, weshalb er auch «Brotbaum» genannt wurde. Inzwischen sind die Kastanien zunehmend in Vergessenheit geraten, sowohl als Lebensmittel als auch kulturell. Dem will man nun entgegenwirken, sei es mit Strassenverkauf als «heissi Marroni» im Winter, sei es mit saisonalem Genuss in Form von Vermicelles.

Nanztal mit Gamsagletscher, Sengchuppa und Fletschhorn (3935 Meter über Meer).

© Heinz Stoffel

Visper alpten ihr Vieh im Nanztal

Auf der Alp Nanz hatte es Platz für 90 Kühe. Die Alprechte verteilten sich auf Visp, Eyholz, Lalden, Baltschieder, Stalden, Eisten und Eggerberg. Mit der Zeit kauften die Terminer immer mehr Alprechte auf. Die Burgergemeinde Visp beanspruchte einige dieser Rechte und verpachtete sie jeweils.

Der Käsekeller und die Stallungen lagen rechts, im «Bististafol». Von dort geht es hinauf zum Bistinenpass, der zum Simplonhospiz führt. An seinem Zickzackweg lagen die besten Weideplätze.

Der Bistinenpass war früher ein wichtiger Saumweg. Waren aus Italien, die in grosser Menge besonders zu den Zeiten der de Biandrate in Visp über den Simplon kamen, wurden zumeist von Terminern mit Maultieren über diesen Pass geführt. Vor allem war es das begehrte Salz. Der Bististafol war Umschlagplatz.

Mit der Zeit verlor der Pass seine frühere Bedeutung. Heute dient er noch für Bergwanderungen, Märsche des Militärs, Mountain Biking – und für kleinere Viehauftriebe.