Während eines Vierteljahrhunderts dominierte Sebastian Zuber die Walliser Politik
Sebastian Zuber wurde 1570 als Sohn einfacher Leute aus dem Gebiet von St. Niklaus geboren. Der Vater hiess Thomas, die Mutter war eine «von den Ruffinen». Die Wahl des Vornamens Sebastian könnte darin begründet sein, dass erst 1565 und 1568 die Pest wieder gewütet hatte; gegen diese Seuche wird der heilige Sebastian angerufen.
Studium an katholischer Universität
1586, als 16-Jähriger, studierte Sebastian Zuber – dem alten Glauben treu bleibend – an der katholischen Universität von Freiburg im Breisgau, während andere junge Walliser ihre Studien an den reformierten Hochschulen von Basel und Zürich absolvierten. Es war eine Zeit, in der das Volk durch die Reformation hin- und hergerissen wurde.
1589 wurde er als Student und auch als Zeuge im Haus des Notars Anton Lengmatter in Visp genannt, um schon zwei Jahre später, am 24. August 1591, als in Visp wohnhafter Notar aufzutreten. Als talentierter junger Notar und Rechtskenner mit «gutem Wort» und gewandter Feder blieb er dem damaligen mächtigen Landeshauptmann Johannes In Albon nicht verborgen. Schon 1593 erschien Zuber als dessen Sekretär und Curial und erwarb sich 1594 das Burgerrecht der Vespia Nobilis.
Im Juni 1597 nahm ihn der Landrat in die Kommission auf, die sich der Ausbesserung der Reichsstrasse im Oberwallis sowie zwischen der Siderser Brücke und St. Leonhard annehmen sollte – ein Mandat, das er 1601 wieder abgab.
Ehefrau aus einflussreicher Familie
Angesichts dieser materiellen Sicherheit gründete er einen eigenen Hausstand. Er ehelichte Christina, die junge Tochter des Rarner Bannerherrn Johannes Roten. Damit trat er in eine einflussreiche Familie ein. Christina war nämlich die Schwester des späteren Landeshauptmanns Roten und die Kleinnichte des damals regierenden Fürstbischofs Hildebrand von Riedmatten. Die Zugehörigkeit zu diesen führenden Familien, gepaart mit seiner eigenen Tüchtigkeit, ebneten Zuber nunmehr den Weg zu einer raschen, bemerkenswerten politischen Karriere. So wurde er bereits am 30. Januar 1600 als Abgeordneter des Zenden Visp an den Ratstag zu Leuk delegiert.
Keine zwei Jahre später, im Dezember 1601, wurde er in den Landrat und zum Landvogt des grössten Teils des Unterwallis mit Sitz in Saint-Maurice gewählt. Die zwei Jahre, während denen er dort residierte und regierte, waren vor allem für die religiöse Entwicklung des Unterwallis von Bedeutung; in dieser bisher «religiös vernachlässigten» Region unterstützte Zuber nämlich die Kapuziner in ihrer Predigt- und Missionstätigkeit. Die Jagd war ein weiteres Gebiet, in dem sich Sebastian Zuber in seiner Zeit im Unterwallis hervortat. In dieser Zeit sollen in seinem Amtsbereich 21 Wölfe und 33 Bären erlegt worden sein. Einen grossen Felsen, der sein Schloss bedrohte, liess er für teures Geld vom Steinmetz Peter Stander «abschüssen».
Start zur politischen Karriere in der unteren Kirche
Entscheidende Bedeutung für Sebastian Zubers politische Laufbahn hatte der berühmte Landrat von Visp vom März 1604 in der Liebfrauenkirche, der unteren Kirche: Er «beerbte» den Staatskanzler und Landesschreiber Jakob Guntern, nachdem dieser aufgrund seiner Neigung zum neuen Glauben abgesetzt worden war, und redigierte als neuer Landesschreiber die Beschlüsse der Tagung.
Als Staatskanzler redigierte Zuber im Jahr 1611 das scharfe Strafurteil gegen seinen Vorgänger Guntern. Dieser soll nämlich «die höchste Obrigkeit unseres Landes» den Fürstbischof Adrian von Riedmatten und den Landrat, geschmäht und beschimpft haben.
An der Seite des Bischofs und der bejahrten Landeshauptmänner In Albon, de Platea und Schiner war Zuber dann beinahe 20 Jahre lang die einflussreichste Persönlichkeit des Landes, denn nun gingen sämtliche Schreiben und Landesgeschäfte durch seine gewandten Hände.
Am 27. April 1604 nahm er als Vertreter des Wallis an einer Konferenz der katholischen Orte in Luzern teil. Das hatte zur Folge, dass in Visp bald der Luzerner Geistliche Augustin Meyer als Vikar und der Kapuzinerbruder Andreas aus Sursee für die Seelsorge eingesetzt wurden, weil hier Domherr Bartholomäus Venetz, der Gönner der Neugläubigen, nur noch dem Namen nach als Pfarrer amtete.
Visper Staatskanzler
Im 17. und 18. Jahrhundert waren folgende Visper Landschreiber beziehungsweise Staatskanzler der Landschaft Wallis:
- Sebastian Zuber: 1604 und 1622
- Johannes Jodok Burgener: 1699–1707
- Johann Ignaz Blatter: 1741–1760
Düsteres Kapitel mit Hexenprozess
Ein düsteres Kapitel im Leben des Sebastian Zuber, damals Grosskastlan von Visp, ist eine jener berüchtigten Inquisitionen gegen Hexen in den Jahren 1606 und 1607. Unter den Opfern dieser Verfolgung ist Eva Zerzuben zu finden, die Tochter des Peter aus Visperterminen. Das von Zuber geleitete Verfahren endete mit dem Todesurteil.
Jahre später, am 12. Februar 1623, fand im Rahmen eines Hexenprozesses in Visp ein Tauschakt statt, und zwar im Haus des damaligen Bannerherrn Johann In Albon: Landeshauptmann Sebastian Zuber trat dem Simon, Sohn des Stephan Zerzuben alias Zumofen von Terminen ein Gut im Bezirk von Niederhüsern, Matten und Äcker, genannt das Äbnet sowie einen Acker zum «warmen Brunngyn» (Brunnji) ab. Diese Güter hatte Zuber nach der Hinrichtung des Theodul Zerzuben alias Zumofen von den Vierteln der Kastlanei Visp-Stalden-Saas geeignet. Auch die andere Hälfte, von der Juliana Zerzuben stammend, die im Jahr zuvor ebenfalls hingerichtet worden war, wurde gekauft. Hier waren wohl zwei Geschwister hingerichtet worden, offenbar wegen Hexerei. Die eigentlichen Prozessakten blieben unauffindbar.
Die Güter der Hingerichteten waren gemäss Gesetz der Kastlanei Visp-Stalden-Saas zugefallen. Und von dieser hatte der Landeshauptmann sie erworben, um sie anschliessend mit dem Bruder (?) der Hingerichteten gegen andere Güter abzutauschen.
Wie German Studer im Buch «Visperterminen» festhält, scheint mit diesem Gütertausch etwas nicht in Ordnung gewesen zu sein, denn in Eyholz fand er einen Akt vom 31. Januar 1631, der besagte: «Die drei Viertel der Kastlanei Visp-Stalden-Saas verkaufen dem Altkastlan Johannes Venetz für 160 Pfund verschiedene Güter, welche durch die Hinrichtungen der Maria (?) und des Theodul, Zumofen von Terminen den drei Vierteln verfallen sind.» Dieses Beispiel zeigt, wie verlockend und zugleich gefährlich es war, dass die Güter der Hingerichteten jeweils dem Kastlan zufielen.
Gegen weltliches Regiment von Bischöfen und Geistlichen
Von seinem ehemaligen Gönner Johannes In Albon «erbte» Zuber 1608 das Amt des Kastenvogts über die Propstei des Grossen St. Bernhard. 1613 war Zuber am Ziel seiner ehrgeizigen Träume. Zuerst führte er bei der Erneuerung des Bündnisses mit den katholischen Orten in Zug die Walliser Delegation an. Als dann kurz nacheinander Bischof Adrian und Landeshauptmann Franz de Platea starben, war Zuber der erste Mann im Land. Es besteht kein Zweifel, dass er an den anschliessenden Ereignissen massgeblich beteiligt war: Als Statthalter und Verwalter der «Landeshauptmannschaft im Wallis» berief er auf den 7. Oktober jenen denkwürdigen Landrat nach Sitten ein, an dem man den alten Matthäus Schiner, den Neffen des berühmten Kardinals, noch einmal zum Landeshauptmann erkor. Die Würdenträger des Domstiftes aber – ein historisches Ereignis – zwang man zum Verzicht auf den karolingischen Titel. Anschliessend wurde der junge Domherr Hildebrand Jost zum Bischof von Sitten gewählt. Obwohl Zuber ein überzeugter Anhänger des katholischen Glaubens war, lehnte er ebenso überzeugt das weltliche Regiment der Geistlichen und Bischöfe ab. Die sieben Zenden des Wallis waren für ihn längst politisch reif und mündig geworden.
Gommer baten auf den Knien um Verzeihung
Im Januar 1617 führten Zuber als Landesstatthalter und Bischof Jost im Rathaus zu Visp eine zwei Wochen dauernde grosse allgemeine Tagsatzung durch, die der Beruhigung des Landes und der Abstrafung «matzistischer» (Mazze) Personen dienen sollte. Es ging dabei um die Niederwerfung der Gommer, die noch am Bündnis mit Mailand-Spanien festhalten wollten. Erst nachdem mehrere von ihnen gefoltert und zu hohen Strafen verurteilt worden waren, warfen sich mehr als 30 Landsleute aus dem Goms vor dem Bischof und Sebastian Zuber auf die Knie und baten mit erhobenen Händen um Verzeihung.
Zuber drohte mit dem Schwert
Die immer wieder aufflackernden Streitigkeiten zwischen dem Bischof und den Zenden beschäftigten Zuber nach wie vor. 1616 musste er als Vize erneut die Würde des Landeshauptmanns gegen die Ansprüche des Bischofs verteidigen.
Im Januar 1617 kam es zu einem heftigen Auftritt, als der Bischof auf eine Frage des Landeshauptmanns erwiderte: «Die Antwort dem Papst und dem Konsistorium geben.» Da soll der spätere Landeshauptmann Zuber seinen Mantel zurückgeschlagen und die Hand auf den Griff seines Schwertes gelegt und drohend gerufen haben: «Hier ist das Konsistorium.» Der Frühmessner von Visp soll entsetzt gesagt haben, Zuber werde keines natürlichen Todes sterben. Die Auseinandersetzung wurde auch noch handgreiflich, als unzufriedene, von eifrigen Parteigängern des Bischofs aufgestachelte Gesellen das Haus Zubers und jenes des Bannerherrn Im Eich zu erstürmen drohten. Das war dann der Schwanengesang von Bischof Jost. Er musste den Kürzeren ziehen und für mehrere Jahre sein Bistum verlassen.
1619 erreichten die Streitigkeiten zwischen Bischof und Zenden einen weiteren Höhepunkt. Am Ratstag von Siders enthoben die Zenden alle Räte, Gemeinden, Amtsleute und Notare des Eides an den Bischof, dem sie kurzerhand alle weltliche Judikatur und Gerichtsbarkeit absprachen und verboten.
Endlich Landeshauptmann
Im Herbst 1621 starb der amtierende Landeshauptmann Nikolaus von Kalbermatter. Nun war endlich Zuber an der Reihe: Mit Rücksicht auf seine 18 Jahre als Landesschreiber und acht Jahre als Vize-Landeshauptmann wurde er am Weihnachtslandrat 1621 ins höchste Amt im Lande Wallis gewählt (1621–1623). Er stand nun auf der Höhe seiner Macht. Bezeichnend für seine Machtgier ist, dass er das Amt des Staatskanzlers ein volles Jahr noch nicht aus der Hand gab. Die zwei Jahre seiner Regierung bedeuteten aber für das Wallis eine eher ruhige Zeit.
Nach seinem Rücktritt als Landeshauptmann trat er in der grossen Politik nur noch vereinzelt hervor. Er blieb Zendenhauptmann von Visp und Grosskastlan von Eifisch.
1631 war Zuber Abgesandter des Wallis an der Eidgenössischen Tagsatzung zu Baden. Es bedeutete für ihn eine letzte Ehre, als ihm seine Mitbürger aus dem Vispertal 1638 das Amt eines Meiers der Talschaft St. Niklaus übertrugen.
In der Familie vom Pech verfolgt
Weniger Glück hatte er in der Familie. Sein Sohn, der in den Kirchendienst trat, wurde auf Begehren seines Vaters schon sehr jung Domherr und 1617 Pfarrer von Visp, bis 1620 an der Fasnacht in Sitten das Unheil geschah: Bei einem Spiel tötete er einen anderen Geistlichen, musste schwer büssen und starb kaum 30-jährig.
Bei Treppensturz ums Leben gekommen
Im Mai 1639 starb Sebastian Zuber in Sitten eines plötzlichen Todes, als er im Haus von Oberst Balthasar Ambühl kopfüber die Treppe hinunterstürzte. Ob es sich um einen gewaltsamen Tod handelte, ist unklar; immerhin waren entsprechende Vorahnungen geäussert worden.

Das Zuber-Haus aus dem 17. Jahrhundert am südlichsten Punkt des Kaufplatzes an der ansteigenden Martinistrasse mit seinem fünfgeschossigen Treppenturm, dem «Turli». Die Bogenfenster im 3. Stock wurden in der Mitte des 19. Jahrhunderts vom damaligen Besitzer, alt National- und Ständerat Joseph Anton Clemenz, angebracht.
© Peter Salzmann
Das Zuber-Haus am Kaufplatz
Zur Zeit, als Sebastian Zuber Landeshauptmann war, baute er sein stattliches Herrschaftswohnhaus zuoberst des Kaufplatzes, am Aufstieg zum Blauen Stein, unweit der Häuser seiner Vorgänger Im Eich und In Albon. Die farbige Tafel mit seinem Wappen ziert den Eingang ins hohe Treppenhaus des Zuber-Hauses. Mit den nördlich und südlich angebauten Wohnhäusern gehört es zu einem der baugeschichtlich interessantesten Baukomplexe in Visp. Wie alt die einzelnen Häuser sind, lässt sich kaum mehr feststellen. In ihrem Kern reichen sie vermutlich bis ins Mittelalter zurück.
In jüngerer Zeit zum Vorschein gekommene Inschriften im Zuber-Haus lassen erahnen, dass es sein heutiges Aussehen im Wesentlichen einem Um- oder Neubau aus den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts verdankt; als Baujahr wird 1622 vermutet. Bauherr war neben Sebastian Zuber Zenden-Bannerherr Nikolaus IV. Im Eich (1575–1644), Sohn des Nikolaus III. und Enkel des Landeshauptmanns Nikolaus II. Im Eich.
Im Eich hat im Anbau Nord, der schon anfangs des 17. Jahrhunderts bestand, im 2. Stockwerk im Norden gegen die Schützenhausgasse hin eine prächtig getäfelte Stube herrichten lassen. Bis zum Umbau von 1995/96 befand sich dort eine Inschrift: VS GOTTES GYETTIKEIT GUNST UND GNAD DER ERSAM NICLAS IM EICH MICH BAVWEN HAT IM IAR 1614 SINES ALTERS 39. Ausserdem sind dort die Wappen der beiden Eheleute Im Eich und Kreuzer zu sehen. Im Eichs Ehefrau war Christina Critzer aus Visp. Über dem Eingang in den Treppenturm weist eine farbige Wappentafel auf den «Ballivus» oder Landeshauptmann Sebastian Zuber.
Strasse zum Schutz vor der Pest
An der ersten Versammlung des Jahres 1629 beschlossen die Visper Burger, von der oberen Mühle weg eine neue Strasse anzulegen, um die Burgschaft in der Zeit der Pest vor Ansteckung zu schützen. Die grosse Eye wurde vom St. Johannistag (24. Juni) bis St. Bartholomäus (24. August) in Bann gesetzt.
Ansteckung durch Fremde
1636 meldete Bartholomäus Venetz dem Kastlan Stockalper in Brig mehrere Todesfälle in Visp, welche der Ansteckung durch einen Fremden zuzuschreiben seien.
Verwandtschaft mit Patrizierfamilien
Durch die Heirat von Sebastian Zubers Tochter Maria mit Heinrich In Albon, dem späteren Landeshauptmann, und der Tochter Ursula mit Bartholomäus II. Venetz entstanden Verbindungen zu den örtlichen Patrizierfamilien. Bei Marias Hochzeit vom 24. Februar 1622 ging es im Wohnhaus des Brautvaters Sebastian Zuber, der damals Landeshauptmann war, hoch zu und her. Neben Staatskanzler Angelin de Preux, der den Heiratskontrakt verschrieb, waren die vornehmsten Herren von St. Gingolph, Sitten, Siders, Leuk, Raron und Visp bei diesem rauschenden Fest anwesend.
Politischer Aufstieg der Familie Venetz
Die gesicherte Stammreihe der Visper Familie Venetz, die aus dem Saastal kam, beginnt mit dem Notar Johann Jodok I. (1575 bis 1632), mit dem auch der politische Aufstieg der Familie begann. Ob er mit dem damaligen Visper Pfarrer und späteren Domdekan Bartholomäus Venetz verwandt war, der 1618 starb, ist nicht bekannt.
1613 wurde er als Familiaris des Landeshauptmanns bezeichnet. Er war mehrmals Grosskastlan von Visp, 1614 Kastlan von Niedergesteln-Lötschen und 1620 Burgermeister von Visp. Eine Zeit lang kämpfte er auch in fremden Solddiensten und stieg bis zum Hauptmann auf. Seine Frau dürfte eine Tochter des in Leuk ansässigen Arztes Zacharias de Girardis gewesen sein, der um 1579 – wohl aus religiösen Gründen – aus dem Ossolatal ins Wallis geflüchtet war, sich mit der Leuker Burgerstochter Ursula Schinfrid verheiratete und das Leuker Burgerrecht erwarb. Mit seiner Familie gehörte er zur protestantischen Gemeinde von Leuk; sein Sohn wurde noch 1626 als Protestant bezeichnet.
Für die Strassen des Wallis zuständig
Sohn Bartholomäus II. Venetz (1600–1669), mit der erwähnten Ursula, Tochter von Landeshauptmann Sebastian Zuber von Visp verheiratet, war von Beruf Notar. Er diente zwei Jahre als Hauptmann in Frankreich; 1642 führte er die Visper Kompanie in französischen Diensten in die Schlacht von Lleida. Wie sein Vater und sein Bruder mischte auch er in der Zenden- und Landespolitik mit. Er war mehrmals Grosskastlan des Zenden Visp, war langjähriger Schreiber der Burgerschaft Visp und deren Burgermeister. Von 1657 bis 1659 verwaltete Bartholomäus die wichtige Landvogtei Monthey, die er vom Visper Jodok Venetz übernommen hatte, und war später Kommissar der Land- und Reichsstrassen des Wallis.
1741 starb die Nachkommenschaft von Bartholomäus mit dem Tod der 45-jährigen Maria Patienzia Venetz aus; sie war die Ehefrau von Landeshauptmann Franz Joseph Burgener gewesen. Der damalige Pfarrer von Visp, Stephan Plaschy, pries sie im Sterbebuch: «Eine tugendreiche Matrone: Mutter der Armen. Trösterin der Kranken, Zierde der Burgerschaft Visp, grossmütige Beschützerin der Geistlichen, eine liebenswürdige Frau, welche im Leben von allen geliebt und im Tode von allen betrauert wurde. Bestattet wurde sie am 18. Februar in der St. Martinskirche vor oder unterhalb des Altares des hl. Antonius.»
Mehrere Burgerrechte
Der zweite Sohn, Johann Jodok II. Venetz, geboren 1603, war Notar. Wie sein Bruder Bartholomäus diente auch er eine Zeit lang als Hauptmann in Frankreich. Ab 1632 war er während vier Jahren als «Camerier», Einzieher (Steuereinzieher), Fiscal oder Hofschreiber im Dienst von Bischof Hildebrand Jost. Aus dieser Tätigkeit brachte er 2 700 Pfund Verdienst nach Visp zurück. Johann Jodok durchlief die verschiedenen Ämter in der Burgerschaft und im Zenden Visp und wurde 1646 Zendenhauptmann. Später wurde er auch als Oberster Wachtmeister des Wallis bezeichnet. Er verstand es, seinen weltlichen Besitz, der sich vom Gerental im Goms bis nach Saint-Maurice hinunter erstreckte, zu mehren. Infolgedessen kam er im Wallis in den Genuss von Burgerrechten in Eyholz, Turtmann, Mund und Geren. In zweiter Ehe heiratete er 1648 Anna-Maria, Tochter des Landeshauptmanns Heinrich In Albon, aus Visp.
Die Venetz, einem mächtigen Baum gleich
Pfarrer Hans-Anton von Roten schrieb über die Familie Venetz: «Das Haus Venetz ist mit einem mächtigen Baume zu vergleichen, der im Saastale gepflanzt wurde, dessen verborgene Wurzeln angeblich bis nach Venedig reichen, dessen dicht belaubte Äste sich auf alle Seiten hin über fast alle Zenden des Wallis erstreckten und Früchte aller Art trugen: saftige Äpfel und Birnen, aber auch unnütze Tannenzapfen und schillernde Vogelbeeren. Eine Fülle tapferer und gescheiter Staatsmänner, Volksführer, tapfere Frauen, fromme Geistliche, aber auch Besserwisser und Weltverbesserer sind aus dem Geschlecht hervorgegangen, das seit Anfang des 14. Jahrhunderts im Saastal blühte.»
Immer wieder liessen sich im Lauf der Jahre Familien mit dem Namen Venetz aus dem Saas in Visp nieder. So sind Einburgerungen in Visp aus den Jahren 1491, 1517, 1530, 1565, 1570, 1577, 1635 und 1702 bekannt.
Todesstrafe sogar bei Diebstahl
Als Hauptlaster galten anfangs des 17. Jahrhunderts die vier Delikte Mord, Hexerei, Diebstahl und Unzucht (besonders Sodomie).
Hexen wurden auf dem Scheiterhaufen hingerichtet. Damit der Tod schneller eintrat, wurde – als Vergünstigung – dem Opfer eine Packung Schwarzpulver auf die Brust gebunden. Für die übrigen Vergehen wurde die verurteilte Person zum Galgen geführt. Visp besass dafür keinen festen Standort. Auch die Enthauptung mit dem Beil auf dem Pflock kam zur Anwendung, letztmals an der Gully Marie im Jahr 1824. Beim Ertränken im Rotten wurde die verurteilte Person in einen Sack gefasst, der mit Steinen beschwert wurde.
Kastlan von Vionnaz
1620 wurde der Visper Georg Zuber Kastlan von Vionnaz.