Kapitel Nr.
Kapitel 21.07

Visp vor der Fusion mit Eyholz

Als im Frühjahr 1971 die anstehende Fusion mit Eyholz die Gemeindepolitik dominierte, präsentierte sich Visp folgendermassen:

Die Gemeinde nahm gemeinsam mit der Industrie, der Lonza AG, die Planung einer Kläranlage in Angriff, die auch mehreren anderen Gemeinden der direkten Umgebung zu dienen hatte. Es waren zwei Varianten berechnet worden, eine rein kommunale für mehrere Gemeinden und eine, bei der zusätzlich die Ausrüstung für die chemischen Abfälle der Lonza vorgesehen war.

Die SBB hatten die Strecke Visp–Leuk auf Doppelspur ausgebaut und an der Eisenbahnbrücke die Fussgängerstege erweitert, welche den Weg verkürzten. Der Schulhausbau im Sand war in vollem Gang.

Die Gemeinderechnung wies einen Ertrag von 4,75 Millionen Franken aus. Dennoch wurden Abschreibungen, auch ausserordentliche, für 775 000 Franken getätigt.

Die neue Post mit dem Postautobahnhof war fertiggestellt.

Unmittelbar vor der Landbrücke war unter der Kantonsstrasse die Unterführung der VZ-Bahn gebaut worden.

Gegenüber der Litternahalle ragte nun das erste Hochhaus mit dem Namen «Vispa» empor.

Die Tirlerstrasse und die neue Bahnüberführung nach Lalden wurden angelegt.

Die evangelisch-reformierte Gemeinde hatte offiziell ihre Pfarrei Visp gegründet.

Um das Projekt für einen neuen Güterbahnhof westlich der Vispa, welches die SBB 1966 vorgelegt hatte, war es verdächtig still geworden.

Als die Fahrt von Visp nach Eyholz noch deutlich schneller zurückgelegt werden durfte als heute – das östliche Nachbardorf war noch nicht «innerorts».

© Philippe Schmid, Mediathek Wallis, Martinach, 144ph152b70x01-16

Der betagte Professor Högger, Präsident der Eidgenössischen Lufthygienekommission, wollte höchstpersönlich alle sechs Monate nach Visp kommen; er vereinbarte mit der Lonza, was jeweils im nächsten Halbjahr saniert werden sollte. Allerdings war der Industrieort Visp vor dieser Zeit stärker von Immissionen betroffen gewesen. Damals gab es weder in Bern noch in Sitten ein Amt zur Bekämpfung der Umweltverschmutzung.

Architekt Alex Wyer hatte das alte Restaurant Terrasse in das Speiserestaurant «Martinikeller» umgebaut.

Die Restauration der unteren Kirche stand bevor.

Ein Vorprojekt für den Bau einer Alterssiedlung Oberwallis im Gurtengrund war eingegeben worden.

Die Gemeinde hatte den längst pensionierten ersten Gemeindepolizisten Jakob Ghezzi wieder als Flurhüter eingestellt.

Bei der unteren Baltschiederbrücke war der Bahnübergang aufgehoben worden.

Die neu erbaute Spiel- und Sporthalle südlich des Schulhauses hatte sich in der Praxis als polyvalente Sportstätte sehr gut bewährt. Man war stolz darauf; damals war sie ein Vorzeigebau für das ganze Oberwallis.

Im «Katzenhaus» war eine Wasserpumpanlage entstanden.

Die Milchproduzentengenossenschaft hatte an der Kreuzung Bahnhofstrasse/Kantonsstrasse das Geschäfts- und Wohnhaus «Kristall» gebaut.

Die Terbinerstrasse war von sechs Metern auf 7.50 Meter verbreitert worden.

Die sogenannte Dezentralisierung des Feuerwehrlokals war gegen Widerstand durchgesetzt worden.

Musikgesellschaft, St. Martinschor, Männerchor und Orchesterverein hatten gemeinsam ein schriftliches Gesuch für den Bau eines Mehrzwecksaals eingereicht.

Der Bau einer Strasse zum Lehrlingsheim «La Résidence» (heute Paulusheim) war beschlossen worden.

Die Kreditbedürfnisse für die Erschliessung von neuen Gebieten in den Seewjinen, in Visp Süd, West und Nord waren mit 7,5 Millionen Franken beziffert worden.

Die Kommission für Sozialdienste hatte die Schaffung einer polyvalenten Basis-Fürsorgestelle vorgeschlagen; allerdings handelte es sich um eine regionale Lösung statt einer, bei der die Gemeinde alleinige Kostenträgerin gewesen wäre.

Einmal mehr intervenierte die Gemeinde bei den PTT (Telefon), weil diese im Innern der Ortschaft wiederholt Strassen aufgerissen hatte, die wenige Monate zuvor gerade neu «goudroniert» worden waren, um Kabel zu verlegen.

Die Gemeindeverwaltung gab an der Urversammlung Auskunft, sie sei nicht verpflichtet, einen Platz für die Ablagerung von Bauschutt zur Verfügung zu stellen.

Man zog den Kauf des sogenannten «alten Pfarrhauses» neben dem südlichen Aufgang zur St. Martinskirche, das in der Mitte des 16. Jahrhunderts vom umstrittenen Ortspfarrer Kaufmann erstellt worden war, ernsthaft in Erwägung.

Mit Bedauern nahm man zur Kenntnis, dass der EHC Visp nach 12-jähriger Zugehörigkeit zur obersten Spielklasse der Schweiz und nachdem er 1962 gar Schweizermeister aller Klassen geworden war, in die Nationalliga B absteigen musste.

Die Aktion «Junges Visp» unter der Leitung von Fredy Müller hatte sich zum Ziel gesetzt, im neuen Visp den Generalrat einzuführen, das heisst, die Urversammlung durch ein Gemeindeparlament mit 60 Mitgliedern abzulösen. Bei der Volksabstimmung kurz darauf erzielte sie damit ein ehrenvolles Resultat, doch wurde der Antrag vom Volk wie schon 1964 abgelehnt.

Zonenplan wurde erweitert

Im Jahr 1961 eingereichte Baugesuche am Rand und ausserhalb des gezonten Gebiets der Gemeinde brachten es mit sich, dass der bestehende Zonenplan einer Erweiterung und teilweiser Abänderung unterzogen werden musste. Diese Änderung lag in der Kompetenz der Urversammlung von 1962. Der Gemeinderat schlug folgende Änderungen vor: Die bestehende Zone W3 in den Kleegärten-Weidlösern wird Wohnzone W4. Das Gebiet zwischen der Zone Kleegärten-Weidlösern wie bestehend und dem Grossgrundkanal wird Wohnzone W3. Das Gebiet westlich der Vispa im Dreieck Eisenbahnbrücke-Bockbart-Schwimmbad wird Wohnzone W4. Die bestehende Wohnzone W4 Ennet der Brücke-Schlüsselacker wird je nach Überbauungsmöglichkeit aufgegliedert in Wohnzonen W4, W3 und W2. Die Urversammlung stimmte zu.

Erstmals über 400 000 Franken Burgervermögen

Ende 1961 betrug das Burgervermögen 402 316 Franken. Der Bauholzerlös stieg auf 63 955 Franken.

Der Mattmarksee bedrohte Visp während Jahrhunderten. Seit 1969 wird er vom höchsten Erdstaudamm Europas zurückgehalten. Die Maschinen für den Bau des Erddamms wurden über Visp transportiert. 

E. Brügger

Visp Umschlagplatz für Bau des Staudamms Mattmark

Ende der 50er-Jahre befasste man sich in Visp intensiv mit dem Bau des Staudamms Mattmark im Saastal. 1960 war der Bau der Kraftwerke Mattmark beschlossene Sache. Es war klar, dass dieses grösste je im Bezirk unternommene Bauwerk in den sieben bis acht darauffolgenden Jahren auch in Visp seine Spuren hinterlassen würde, bildete der Bezirkshauptort doch den Ausgangspunkt für sämtliche Lastwagentransporte nach Mattmark. Eine Unmenge Güter mussten während dieser Zeit auf dem Bahnhof Visp umgeschlagen werden. Nebst dem Zement für 40 Kilometer Stollen brauchte es noch andere Staubgüter zur Festigung der Dammmasse sowie eine grosse Menge Baumaschinen, -geräte und -materialien.

Um diesen immensen Verkehr bewältigen zu können, waren verschiedene Änderungen und Verbesserungen an den Anlagen des Bahnhofs notwendig. Es war vorgesehen, dass sich in den ersten Baujahren ein äusserst intensiver Lastwagenverkehr via Lonzastrasse, Bahnhofstrasse und Balfrinstrasse abwickeln würde. Die Abfahrt der meisten Camions würde über den Vispadamm direkt auf die Talstrasse führen.

Der Kostenvoranschlag für die gesamten Bauarbeiten betrug 380 Millionen Franken.

Das Hauptinteresse weckte der mächtige Erddamm mit seiner Höhe von 100 Metern, seiner Länge von 750 Metern und einer Basisbreite von 300 Metern. 100 Millionen Kubikmeter Wasser sollten hier gestaut werden, womit man jährlich 662 Millionen Kilowattstunden Strom produzieren wollte. Der 1967 fertiggestellte Staudamm am Mattmark bannte die Gefahr von Ausbrüchen des Sees und damit von Überschwemmungen der Vispa.

Beim Bau des Mattmarkstaudamms ereignete sich 1965 ein grosses Unglück, bei dem 88 Arbeiter ums Leben kamen. Die Zunge des Allalingletschers war abgebrochen. Die Baubaracken, Installationen und Arbeitsplätze hatten sich direkt in der Falllinie des Gletschers befunden.

© Fotoagentur Actualités Suisses, Lausanne (1954–1999)

Mattmark-Prozess fand in Visp statt

Kurz bevor der Erdstaudamm von Mattmark – damals der grösste in Europa – fertiggestellt war, brach am 30. August 1965 die Zunge des Allalingletschers ab. 88 Arbeiter, mehr als die Hälfte aus Italien, wurden unter 30 Metern Eis und Geröll begraben; die Baubaracken, Installationen und Arbeitsplätze hatten sich direkt in der Falllinie des Gletschers befunden. Deshalb wurden im Nachhinein die Sicherheitsvorkehrungen kritisiert; ebenso soll es Warnungen vor der Gefahr eines Gletscherabbruchs gegeben haben.

1972 fand in Visp der Prozess statt; der Kanton Wallis hatte den Fall erst sieben Jahre nach dem Unglück vor Gericht gebracht. 17 Verantwortliche der Elektrowatt AG, der Baufirmen, der Suva und des Kantons Wallis waren der fahrlässigen Tötung angeklagt. Die Walliser Justiz sprach alle Angeklagten frei, auch in zweiter Instanz. Das Urteil blieb umstritten und wurde als Fehlurteil bezeichnet. Den anklagenden Familien wurden sogar die Prozesskosten aufgeladen. Bis 2022 blieben die Dokumente unter Verschluss; danach wurde der Prozess in den Medien neu kritisch aufgerollt.

Der Prozess über das Mattmark-Unglück fand im Visper La Poste-Saal statt.

Screenshot aus einem Filmbeitrag des Schweizer Fernsehens

So finanzieren sich die Kirchen in Visp

Seit den 60er-Jahren geniesst die römisch-katholische Kirche öffentlich-rechtliche Anerkennung, ohne den Charakter einer eigentlichen Landeskirche zu haben. Der Staat hat nämlich alle Staatsaufgaben, die sich aus einer solchen Rechtsstellung ergeben, auf die Gemeinde übertragen.

Diese garantiert denn auch, soweit nicht durch kirchliche Stiftungen dafür gesorgt ist, für die Besoldung der Geistlichkeit und den Unterhalt der Gotteshäuser. Die Gemeinden bestreiten die Ausgaben aus den allgemeinen Steuereinnahmen, da es im Wallis keine separate Kultussteuer gibt.

Die evangelisch-reformierte Kirche ihrerseits ist im Wallis vom Staat nicht förmlich als öffentlich-rechtliche Institution anerkannt. Eine Teilanerkennung liegt aber insofern vor, als in einzelnen Gemeinden der Evangelisch-Reformierten ohne Weiteres der bei der Gemeindesteuer von ihren Glaubensgenossen einkassierte Betrag ausgehändigt wird.  

Wo keine eigentliche Kultussteuer erhoben wird, wie auch in Visp, ist die Gemeinde verpflichtet, an die evangelisch-reformierte Kirchgemeinde prozentual zum Bevölkerungsanteil gleich hohe Beiträge wie an die katholische Pfarrei zu entrichten oder gegebenenfalls einzelnen nicht katholischen Personen entsprechende Steuerabzüge zu gestatten.

Praktisch ist es bei diesem Vorgehen so, dass der Betrag, den die Evangelisch-Reformierten erhalten, jeweils von der Höhe des jährlichen Ausgabenüberschusses der römisch-katholischen Pfarrei abhängt. Da dieser in Visp seit der letzten Jahrhundertwende immer mehr als eine Million Franken beträgt, haben die Protestanten keinen Grund, sich zu beklagen.

Gustav Mengis, Pfarrer von Visp 1961–1980.

Erinnerungsbild, zVg

Gustav Mengis, Pfarrer in Visp

1961 wurde Gustav Mengis Pfarrer von Visp. Er trat die Nachfolge von Leander Stoffel an.

Geboren wurde Gustav Mengis 1916 in Visp als Sohn von Leo Mengis und Aline Varonier. Da die Familie umzog, weil der Vater in Leuk Gerichtspräsident wurde, besuchte er die Primarschule in Leuk. Er absolvierte das Kollegium in Brig und das Priesterseminar in Sitten. Seine Studien vervollständigte er in Innsbruck und in Rom, wo er sich mit Kirchenrecht befasste. Am 10. Juli 1941 hielt er in Visp Primiz und war bis 1946 Kaplan in Visperterminen, bis 1958 Pfarrer in Turtmann und bis 1961 Pfarrer von Visperterminen, bevor er nach Visp zog. Dort wirkte er bis zu seinem Tod als Pfarrer von Visp. Am 18. Juli 1980 starb Gustav Mengis auf einer Studienreise zu den Moldau-Klöstern von Rumänien in Mamaia.

Oberwalliser Soldaten sollten den Romands zugeteilt werden

Gemäss der neuen Militärorganisation von 1961 sollte das Oberwalliser Regiment administrativ entweder der 9., der Gotthard-Division oder der 10., der St. Bernhard-Division zugeteilt werden. Während die Gotthard-Division aus Regimenten des Berner Oberlands, der Innerschweiz und dem Tessin bestand, setzte sich die St. Bernhard-Division aus drei Unterwalliser Regimenten, Truppen aus dem Waadtland und Welsch-Freiburg zusammen.

Der Walliser Staatsrat mit seiner bekanntlich welschen Mehrheit war für die Zuteilung der Oberwalliser zu den «Welschen». Dem erwuchs aus dem Oberwallis heftige, breit abgestützte Opposition, denn die Zuteilung der deutschsprachigen Oberwalliser zu einer welschen Division wäre nicht dazu angetan gewesen, die deutsche Muttersprache zu festigen.

Der Visper Schriftsteller Adolf Fux gab dazu dem Berner «Bund» eine stark historisch geprägte Stellungnahme ab. Schliesslich siegte die Vernunft: Das Oberwalliser Regiment wurde zusammen mit den Berner Oberländern der 9. Division, der Gotthard-Division zugeteilt. Diesbezüglich herrschte fortan Ruhe.

50 Prozent Kostenüberschreitung bei der Schiessanlage

Im Sommer 1962 wurden die Arbeiten für den Bau der Schiessanlage im Schwarzen Graben aufgenommen; sie sollten zwei Jahre dauern. Die Terraingestaltung lag in der Schusslinie, die Absenkung des Bodens um 2,5 Meter und das Planieren forderten eine gewaltige Arbeit, weshalb die Bauzeit so lange dauerte. Diese Arbeit übernahm die Sektion Sportschützen über den finanziellen Beitrag hinaus.

Der Kostenvoranschlag lautete auf 420 000 Franken, die Schlussabrechnung auf 645 000 Franken. Vor allem bei den Blenden hatte man sich gewaltig verrechnet.

Im September 1964 konnten die Schützen die Anlage in Betrieb nehmen. 1965 fand dort das erste Kantonalschützenfest im Oberwallis statt.

Erster Farbprospekt des Verkehrsvereins Visp, nicht datiert, wobei die Grafik auf die Sechzigerjahre schliessen lässt.

Visp von Maurice Zermatten gesehen

In seinem Buch «Wallis», das 1965 zum 150-jährigen Beitritt des Wallis zum Bund der Eidgenossen erschien, schrieb der Schriftsteller Maurice Zermatten über Visp: «Lange schien Visp – wie die meisten der damaligen Oberwalliser Siedlungen inmitten der Berge, zu schlafen. Einzig der Verkehr Ost/West über die Landbrücke riss es dann und wann aus dem Schlummer. In Wirklichkeit kämpfte es mühsam um sein tägliches Brot. Die Talsohle war ein einziger Morast, der von Fröschen, Mücken und Vögeln geradezu wimmelte und wo auch immer Sumpffieber brütete.

Die Menschen arbeiteten im Schweisse ihres Angesichtes. Rau, zäh, knorrig haben sie dem Hunger getrotzt. Die Not drückte sie schier zu Boden, doch konnten sie sich auch mit einem jähen Ruck aufrichten, wenn sie der Stolz oder auch der Zorn übermannte.

Gebärden, Sagen, Trachten, Sitten und Gebräuche blieben lange dieselben. Noch lange drangen keine Strassen in die Vispertäler. Noch bis nach dem Ersten Weltkrieg erhellte die Häuser und Strassen der matte Schein von Kerzen, Laternen und Petroleumlampen.» Und weiter: «Die Arbeit aber war hart, das Essen schlecht, das Lager unbequem. Misstrauische Blicke musterten die ersten Maschinen, die auf dem Kaufplatz knatterten und pufften. Die entsumpfte Ebene hatte schon einen Teil der drückenden Hypotheken abgeschüttelt. Beim Abendsitz war die ganze Familie um den warmen Ofen herum versammelt und rieb sich die Frostbeulen. In den langen Winternächten schwelte die Glut unter der Asche weiter und machte die raue Kälte erträglich. Den entscheidenden Anstoss zur Industrialisierung des Landes gab jedoch die Entdeckung der weissen Kohle. Da sich die elektrische Energie zunächst nur über kurze Strecken befördern liess und das Wallis zahlreiche billige Arbeitskräfte anzubieten hatte, siedelte sich unter anderem die Lonza in Gampel und später in Visp an.»

Ackerbau im Bezirk

1965 verfügte der Bezirk Visp über 242 Hektaren für den Ackerbau und über 1 381 entsprechende Betriebe.

Lalden verliess die Pfarrei

Am 8. September 1965 trennte sich Lalden als jüngste Tochterpfarrei von der Mutterpfarrei Visp. Bischof Nestor Adam trennte das Gebiet der Gemeinde Lalden von der Pfarrei des hl. Martin ab und erhob es zur selbstständigen Pfarrei. Mit diesem Akt erfüllte er einen langgehegten Wunsch der Behörden und der Bevölkerung von Lalden. Das Errichtungsdekret hielt fest: «Die Pfarrei Lalden darf keine Ansprüche an das Vermögen der Mutterpfarrei Visp erheben, hat aber ihr gegenüber auch keine Verpflichtungen mehr.»

Ferdinand Summermatter

Der aus Randa gekommene, in Visp wohnhafte Jurist Ferdinand Summermatter, der auch dem Grossen Rat angehörte, schlug die richterliche Laufbahn ein. Er wurde Gerichtspräsident, Staatsanwalt und starb am 22. September 1965 völlig unerwartet als Generalstaatsanwalt des Wallis im Alter von 61 Jahren.

Endlich Fernsehen!

Zufällig war im Restaurant Eyholz und im Restaurant Bergheim in Raron bereits 1964 Fernsehempfang möglich: Kopf an Kopf stehende Oberwalliser Sportfreunde verfolgten auf einem kleinen Monitor mit oft verschwommenen Schwarz-weiss-Bildern Weltmeisterschaftsspiele in Eishockey und Fussball. Ansonsten hielt das Fernsehen im Oberwallis 1966 Einzug. Das Heimkino war zwar früher erwartet worden, aber fünf Jahre zuvor hatte die PTT verlauten lassen, zuerst würden die leicht erreichbaren Gebiete, also das Flachland, erschlossen und erst später die gebirgigen, zu denen das Wallis gehört.

Scheunen an der Kreuzung von Balfrinstrasse und Napoleonstrasse; inzwischen sind sie längst verschwunden.

© Josef Salzmann

Burger frei von Armen- und Schullasten

Am 5. Juli 1966 kauften sich die Burger von Verpflichtungen in den Bereichen Armenpflege und Schulbauten frei, indem sie der Munizipalgemeinde zwei Grundstücke mit einer Fläche von 38 876 Kubikmetern abtraten. Es handelte sich um ein Acker-Wiesen-Grundstück und ein kleineres Grundstück, beide in den Weidlösern. Damit war die Burgerschaft auf alle Zeiten von diesen Verpflichtungen befreit.

Gemäss Artikel 57 des Gesetzes vom 2. Juni 1955 über die öffentliche Armenpflege hatten die Burgerschaften die Armenpflege der Burger der Munizipalgemeinde mit einem Beitrag teilweise vergüten müssen. Auch das Schulgesetz von 1962 hatte sie noch verpflichtet, unter Berücksichtigung ihrer finanziellen Lage an die Kosten für den Bau und bedeutende Ausbesserungen der Schulhausanlagen beizutragen.

Private Galerie eröffnet

Am 1. Oktober 1966 eröffnete Philipp Mengis in Visp an der Bahnhofstrasse die Galerie 66.

Josef Bittel, Ehrenburger in Eggerberg

Am 25. Juni 1967 begrüsste die Bevölkerung von Eggerberg den Visper Grossrat und Feuerwehrpionier Josef Bittel als ihren ersten Ehrenburger.

Paul Eugen Burgener.

© Armin Karlen

Paul Eugen Burgener, Kantonsrichter

Während einem Vierteljahrhundert war Paul Eugen Burgener am Kantonsgericht tätig, von 1952 bis 1960 als Gerichtsschreiber und von 1960 bis 1977 als Kantonsrichter. Er präsidierte das Kantonsgericht zweimal.

1952 bis 1960 war er zudem Gemeinderat von Visp und von 1949 bis 1960 Grossrat des Bezirks Visp.

Paul Eugen Burgener, Sohn des bekannten Arztes Dr. Paul Burgener, wurde 1917 in Visp geboren. Er besuchte die Universität Löwen und das Canisium in Sitten und absolvierte das Rechtsstudium in Freiburg. Er wurde Advokat und Notar und heiratete Ingeborg Beckel. 2001 starb er in Visp im Alter von 84 Jahren.

Gemeinde erwarb Bodenreserven

1968 erwarb die Gemeinde zum Anlegen einer bedeutenden Bodenreserve folgende Parzellen: 38 000 Quadratmeter in den Weidlösern, 19 000 Quadratmeter in der Grosseya beziehungsweise im Schwarzen Graben für die künftige Kläranlage, 120 000 Quadratmeter Kulturland für eine weitere Pumpstation, 74 000 Quadratmeter in der Wildi und teilweise losen Wald.

Zum Ausbau der Bahnhofstrasse und des mittleren Teils der Balfrinstrasse kaufte die Gemeinde 1968 das alte Hotel Mont Cervin und die Küferei Zenhäusern.

Zudem erwarb sie zur Erweiterung des Schulhausplatzes das alte, baufällig gewordene Kaplaneihaus zwischen der unteren Kirche und dem Schulhaus.

1963 am Bahnhof Visp: links eine Ecke des Bahnhofgebäudes aus dem Jahr 1915, gefolgt vom Bau, in dem sich das Bahnhofbuffet befand. Rechts das Hotel Touring im Umbau, dahinter der Rundbau an der Lonzastrasse. 40 Jahre später verschwand dies alles, um dem neuen, modernen Bahnhof Platz zu machen.

Fotograf unbekannt, aus dem Fundus der ehemaligen Druckerei Mengis

Milchhandel neu organisiert

Ende der 60er-Jahre wurde der Milchhandel im Wallis neu organisiert. 1969 erbaute man an der Westeinfahrt von Visp die Oberwalliser Milchzentrale, die als Regulierstelle von Konsummilch für das Oberwallis dienen sollte. Das heisst, sie sollte die Milch des Oberwallis erfassen und die grösseren Fremdenorte des oberen Rhonetals versorgen. Im Jahr 1968 zählte die Milchproduzentengenossenschaft Visp 17 Produzenten. Diese lieferten 659 000 Liter Milch ab.

In den 90er-Jahren überstürzten sich die Ereignisse bei «Valcrème», der Dachorganisation in Sitten. Die Zentrale wurde nach Siders verlegt und das Gebäude in Visp an Dritte verkauft. Auch ein mit anderen Partnern in der Pomona geplantes Einkaufszentrum blieb schliesslich auf der Strecke.

Mit seinem Pferdefuhrwerk bot Otto Mooser in den Sechzigerjahren einen privaten Gepäcklieferdienst an.

Fotograf unbekannt, aus dem Fundus der ehemaligen Druckerei Mengis

Gsponer löste Studer als Burgermeister ab

Der Burgerrat wurde für die Jahre 1961 bis 1964 wie folgt bestellt: Paul Studer, Burgermeister, Otto Providoli, Vize, Peter Anthamatten, Longinus Andenmatten, Walter Gsponer.

Für die Amtsperiode 1965 bis 1968 wählten die Burger Paul Studer erneut zum Burgermeister. Peter Anthamatten wurde Vize. Die übrigen Burgerräte waren Longinus Andenmatten, Walter Gsponer und Franz Bodenmüller. In dieser Zusammensetzung wurde der Burgerrat auch für die nächste Periode wiedergewählt.

Im Dezember 1970 kam es zu Ersatzwahlen, da Burgermeister Paul Studer und Burgerrat Longinus Andenmatten zurücktraten. Für die folgenden zwei Jahre setzte sich der Burgerrat wie folgt zusammen: Walter Gsponer, Burgermeister, Peter Anthamatten, Vize, Albert Schaller, Louis Studer, Franz Bodenmüller.

43,6 Prozent grössere Bevölkerung in 10 Jahren

Die Volkszählung von 1970 ermittelte für Visp 5 252 Einwohner. Gegenüber 1960 ergab sich eine prozentuale Zunahme von nicht weniger als 43,6 Prozent. Es gab 486 Wohngebäude, 1 402 Privathaushaltungen und 15 Kollektivhaushaltungen.

Einwohnerinnen und Einwohner hielten sich die Waage. 2 755 Personen waren ledig, 2 331 verheiratet, 152 verwitwet und 14 geschieden. 4 777 waren römisch-katholisch, 444 protestantisch und 31 hatten ein anderes Bekenntnis.

4 782 Schweizerinnen und Schweizern standen 470 Ausländerinnen und Ausländer gegenüber. 4 789 sprachen Deutsch, 123 Französisch, 264 Italienisch, 2 Romanisch und 74 andere Sprachen. Noch 2 Prozent waren in der Landwirtschaft berufstätig, 55 Prozent in Industrie, Handwerk und Baugewerbe, 43 Prozent in Dienstleistungen.

Adorno starb in Visp

Am 6. August 1969 starb im Spital Visp der deutsche Philosoph und Soziologe, Musiktheoretiker und Komponist Theodor W. Adorno an einem Herzinfarkt. Er hatte vorher in Zermatt Ferien verbracht.

Walliser Bote wurde Tageszeitung

Ab 6. Februar 1969 erschien der Walliser Bote als Tageszeitung. Er wurden nun sechsmal pro Woche am Morgen zugestellt.

53,5 Prozent Wohneigentümer

1971 waren 53,5 Prozent der in Visp gezählten Wohnungen Eigentumswohnungen – insgesamt 2479.