Kapitel Nr.
Kapitel 19.13

1943 sollte Visp zur Selbstversorgung zurückkehren

Während des Zweiten Weltkriegs war Visp noch stark von einer kargen Landwirtschaft geprägt, die von Kleinbauern betrieben wurde. In bedeutenden Teilen der Ortschaft dominierte nach wie vor eine bäuerliche Haltung, während in den Lonzawerken Kunstdünger produziert und in der ganzen Schweiz vertrieben wurde. 

Die Geschehnisse des Zweiten Weltkriegs vermochten die Bauern in ihrer Existenz am wenigsten zu erschüttern. Aufgrund des hohen Ansehens, das sie während des Kriegs genossen, wurden sie in ihren Ansichten sogar neu bestärkt. Der vom Bund angeordnete agrarische Mehranbau zur Sicherung der Nahrungsmittelversorgung in den Kriegszeiten verstärkte die Position der Landwirtschaft zusätzlich.

Auch in Visp wollte man der Aufforderung Bundesrat Wahlens fast buchstabengetreu nachkommen. Das führte dazu, dass jene Kreise, die der Landwirtschaft besonders zugetan waren, bei der Umsetzung der Mehranbau-Massnahmen oft über das Ziel hinausschossen. Diesem neuen Ziel wurden nämlich sogar Böden zugeführt, die bis dahin ganz anderen, ebenfalls wichtigen Zwecken gedient hatten.

Die beiden Visper, der Lonza-Chemiker und Landwirtschaftslehrer Meinrad Vomsattel (links) und der Forscher, Physiker und Mathematiker Dr. Joseph Gattlen, Professor am Kollegium Brig, unterstützten die Erforschung des Frostschutzes: Vomsattel liess auf Wunsch von Gattlen die Bewässerung seines Rebbergs von 11 000 Quadratmetern in Siders so einrichten, dass sich die Anlage zum Studium der Frostbekämpfung auf einem grösseren Rebgebiet eignete. Gattlen erhielt 1953 in Visp den ersten Oberwalliser Kulturpreis.

Fotograf unbekannt, zVg/Klaus Summermatter

Selbstversorgung eine Pflicht

Gemäss der Gemeinde-Anbaustelle wurden im Kriegsjahr 1940 von der Bevölkerung 40 000 Quadratmeter Umbruchboden und 8 500 Quadratmeter Gartenland für den Mehranbau anbegehrt. 

1941 wurde auch das Oberwallis erstmals dazu aufgefordert, dem Plan Wahlen nachzuleben, der den Mehranbau in der Landwirtschaft zur Versorgung des Landes forderte.

Visper Gemeinderat erklärte Mehranbau

Der Visper Gemeinderat und Landwirtschaftslehrer Albert Gsponer erklärte es 1941 anlässlich eines Vortrags in Naters wie folgt: «Die Schweiz benötigt zum Beispiel jährlich rund 60 000 Wagen Brotgetreide; davon erzeugten wir bis dahin kaum den Drittel. Der Bedarf an Futterwaren beträgt 70 000 Wagen; eigenes Erzeugnis davon ist ein Fünftel (!). Damit sich die Schweiz aber selbstständig ernähren kann, bedarf sie einer Ackerfläche von rund 504 812 Hektaren. Das sind 46,3 Prozent sämtlicher Kulturfläche. Gegenwärtig besitzen wir eine Ackerfläche von rund 225 000 Hektaren. Hiervon werden im Jahre 1941 ungefähr 175 000 Hektaren mit Getreide bebaut sein. Wir benötigen aber 356 667 Hektaren Getreide zur Selbstversorgung. Diese Zahlen erklären zur Genüge den Ruf nach Mehranbau.» Dies führt deutlich vor Augen, dass die Lebensmittelversorgung für die Schweiz ein grosses Problem war. Der «Plan Wahlen», die «Anbauschlacht», das heisst der Mehranbau von Ackerfläche, waren Bemühungen zu einer Lösung. Mit dem Umbau von Wiesen- in Ackerland ging der Rindviehbestand des Landes um ungefähr eine halbe Million zurück. Es wurde Pflicht und wurde vom Kriegsernährungsamt gefordert, dass auch die nicht landwirtschaftliche Bevölkerung sich die Selbstversorgung zur Aufgabe mache.

Rekordernte zu Kriegsbeginn

Ausgerechnet im Herbst nach der Mobilisierung 1939 gab es in der Landwirtschaft in fast allen Bereichen eine Rekordernte. An den zu Hause Gebliebenen war es, diese Ernte in nützlicher Frist einzubringen.

Die «Anbauschlacht» zur Selbstversorgung

Da in der Zeit des Zweiten Weltkriegs die Grenzen weitgehend geschlossen waren und sich die Möglichkeiten des Lebensmittelimports immer mehr verringerten, wurden die Mengen, die für die Versorgung der Bevölkerung zur Verfügung standen, immer knapper, auch wenn es den Schweizerinnen und Schweizern noch viel besser erging als der Bevölkerung in den übrigen europäischen Ländern, die dem mörderischen Krieg immer wieder ausgesetzt waren.

Angesichts dieser kritischen Lage, die fast sechs Jahre dauern sollte, beauftragte der Bundesrat den Agronomen Friedrich Traugott Wahlen, der später selbst der höchsten Behörde angehören sollte, mit der Durchführung der sogenannten «Anbauschlacht». Gemäss diesem Plan sollte jeder verfügbare Quadratmeter bebaut werden. Man lernte, wie brachliegende Böden zu Kulturböden wurden, wie man alte Kulturböden verbesserte und ihre Leistung steigerte. Damit kam der Landwirtschaft in dieser Zeit eine lebenswichtige Bedeutung zu.

Schutz der Obstbäume

Die Obstbaumzählung von 1929 ergab für Visp 1 517 Apfel- und Birnenbäume sowie 605 Aprikosenbäume. 

1936 beschloss der Gemeinderat, die obligatorische Winterbespritzung der Obstbäume in der Gemeinde durchzuführen.

Visper aktiv an Früchte-Ausstellung

Der Gemeinderat beschloss 1936, die Kosten der Visper Delegation an der kantonalen Früchte-Ausstellung in Sitten im Betrag von 35.20 Franken zu übernehmen.

Ordnung bei den Hühnern

1936 beschloss der Gemeinderat mit den Interessenten zu besprechen, in welcher Art und Weise beim Aufstellen von Hühner- und Hasenställen an der Bahnlinie bei der Lonza-Unterführung eine gewisse Ordnung geschaffen werden könnte.

Pflanzgarten Nähe Visperi

Waldpräsident Adolf Fux und Revierförster Heinrich Eder beantragten 1941 mit Erfolg, im Thelwald in der Nähe der Visperi einen Pflanzgarten anzulegen.

Fussballterrain dem Mehranbau opfern?

Die Nachfrage nach Gartenboden war plötzlich gross. So stellten in Visp private Eigentümer im Grossgrund Böden zur Verfügung, die «in Kultur versetzt» werden konnten. Soweit sie den Boden gratis erhielt, führte die Gemeinde die Umbrucharbeiten, das heisst die Kultivierung, auf ihre Kosten durch. In einer ersten Phase wurde Pflanzboden an 46 Familien zur Bepflanzung abgegeben. Weitere Parzellen in den Seewjinen, im Mischi, im heutigen Lonzaareal, in der Neuen Bine und in der Wehreye wurden ins Auge gefasst. Als ein Gemeinderat in diesem Zusammenhang das Wort Fussballterrain in den Mund nahm, kam dies bei der sportlichen Jugend schlecht an. Der Mann, dem es um das Wohl der Bevölkerung gegangen war, hatte bei den nächsten Wahlen das Nachsehen. 

Es herrschte in der Ortschaft auch ein Mangel an Pferden, da das Militär diese Tiere beanspruchte. So mussten immer wieder Gesuche an die Armee gestellt werden, um wenigstens von den hier stationierten Zugtieren ausnahmsweise einige für die einheimische Landwirtschaft einzusetzen und auch, um den winterlichen Holztransport über die Bürchnerstrasse zu beschleunigen.

196 Bienenvölker

1941 zählte man in Visp 196 Bienenvölker, so viele wie sonst nirgends im Oberwallis. Am nähesten kam Visperterminen mit 182 Völkern.

62 Rindviehbesitzer

Die Viehzählung von 1941 ergab in Visp 62 Rindviehbesitzer, 25 von ihnen besassen ein bis zwei Stück, 22 drei bis vier Stück, 10 fünf bis zehn Stück, zwei elf bis 20 Stück und drei davon 21 bis 40 Stück, darunter wahrscheinlich die Landwirtschaftliche Schule.

Selbstversorgung mit Kartoffeln

In der Hauszeitung der Belegschaftsorganisation der Lonza wurde die Ernährungslage im Jahr 1943 wie folgt geschildert: 60 Prozent des Getreides stammte aus überseeischen Ländern, ebenso der gesamte Verbrauch an Kaffee, Kakao, Ölen und Fetten, Futtermitteln, Reis und Zucker.

Die Zufuhr aus Übersee werde aber immer schwieriger. Der Mehranbau nach Plan Wahlen habe bis dahin Erfreuliches geleistet. Gleichwohl erreiche die Selbstversorgung noch nicht einmal 40 Prozent des Bedarfs. Es sei daher Pflicht und werde vom Kriegsernährungsamt gefordert, dass auch die nicht landwirtschaftliche Bevölkerung sich die Selbstversorgung zur Aufgabe mache. Die Versorgungspflicht werde auf jeden körperlich und geistig zu seiner Durchführung befähigten Schweizer Bürger ausgedehnt. 

In Visp und Umgebung hätten die Arbeiter- und Beamtenfamilien zur Verbesserung ihrer Existenzbedingungen die Selbstversorgung mit Kartoffeln und Gemüse durchgeführt. Wer dies im vergangenen Jahr noch nicht gemacht habe oder in ungenügendem Umfang, solle dies jetzt unbedingt tun. 

Es komme namentlich die Versorgung mit Kartoffeln infrage, ebenso kleinere Parzellen Gemüse. Pro Person rechnete man mit einer Anbaufläche von 120 Quadratmetern für Kartoffeln und 30 Quadratmetern für Gemüse.

Bauernverband «plante» für Visp

1943 traf bei der Gemeinde Visp ein Satz Baupläne ein; Absender war die Abteilung Bauten des Schweizerischen Bauernverbands in Brugg. Man habe diese Dokumente beim Aufräumen entdeckt, hiess es, und nach Visp geschickt. Die Pläne zeigten zwei ausgedehnte Scheunensiedlungen, die konkret in den Ortsplan der Gemeinde Visp eingezeichnet waren. 

Visp hatte beim Schweizerischen Bauernverband offensichtlich besonderes Interesse geweckt. Wer hatte wohl den Auftrag dazu erteilt? War es die Gemeinde, die eine solche Planung angefordert hatte, oder war die Bauabteilung des Bauernverbands von den Instanzen des Mehranbaus dazu aufgefordert worden? Es lässt sich nicht mehr feststellen. 

Was man in Brugg wohl als das Ei des Kolumbus ausgeheckt hatte, angeregt von wem auch immer, und den Vispern unterjubeln wollte, landete glücklicherweise in der Schublade; es blieb bei den Plänen auf dem Papier, und das war sicher gut so.

Man muss den Initianten zugutehalten, dass sie die beiden Projekte ausserhalb der damaligen Wohnsiedlung vorsahen, das eine am Westufer der Vispa zwischen Landbrücke und Eisenbahnbrücke, das andere im Mischi am damaligen Ortsausgang der Ortschaft, beim Dreispitz. 

Zwar entstand am einen Standort, der für eine Scheunensiedlung vorgesehen war, ein gut eingerichteter Parkplatz; am zweiten Standort im Osten, am Eintrittstor von Brig her, hätten die Scheunen wohl eine wenig einladende «Avenue» abgegeben.

Rückfall ins Bauerndorf verhindert

Der Bau der vom Bauernverband geplanten Scheunensiedlungen hätte die Entwicklung der Ortschaft nach dem Krieg behindert, hätte für sie einen Rückfall in die Selbstversorgung bedeutet, statt dass Wohnraum, Handwerk, mittleres und kleineres Gewerbe genügend Platz gefunden hätten. Die Scheunen wären schon bald am falschen Ort gestanden. 

Wären sie realisiert worden, hätte sich Visp damit wohl eine moderne Entwicklung verbaut – dies nachdem schon klare Aussicht auf ein ausbaufähiges überregionales Industriezentrum bestand. Das wäre ein empfindlicher Rückschlag gewesen! Wie die Erfahrung zeigen sollte, entwickelte sich Visp bald nach dem Krieg zum bedeutendsten Industriezentrum des Oberwallis.

Wenige Jahre nach der Einführung der örtlichen Sekundarschule, die im Oberwallis noch länger die einzige bleiben sollte, erbrachte Visp den Beweis, dass hier noch bedeutend Vielversprechenderes in Sicht war als die reine Selbstversorgung mit landwirtschaftlichen Produkten.

Das Vorhaben hätte über das Ziel hinausgeschossen und Visp zurück zum Zustand des 19. Jahrhunderts gebracht, wenn der Gemeinderat dies nicht als eine Zumutung empfunden und den Plan kommentarlos in der Schublade verstaut hätte.

2 132 Aren mit Kartoffeln bepflanzt

1944 pflanzten die Visper Familien 4 282 Aren mit Getreide, 2 132 mit Kartoffeln, 611 mit Runkelrüben, 929 mit Gemüse und eine Are mit ... Hanf und zwei mit Raps an. 

Man wusste, dass ausser Zuckerrüben keine Ackerfrucht so viele Nährstoffe hatte wie die Kartoffel. Dieser kam in den Kriegszeiten eine überaus wichtige Rolle als Nährmittel zu. Aber auch als Futtermittel war die Kartoffel begehrt.

Im gleichen Jahr pflanzten die Eyholzer 496 Aren mit Getreide an, 644 Aren mit Kartoffeln, 74 Aren mit Runkelrüben und 186 Aren mit Gemüse.

Drescherei-Genossenschaft, während des Kriegs gegründet

Während Jahrzehnten brachten die Landwirte ihre Ernte von den Kornfeldern in die Drescherei, um die Körner vom Stroh zu trennen. Die Drescherei war bei der Sägerei Zurbriggen in der «Sägematte» aufgestellt. Lagern konnte man die Ware dort zwar nicht, aber bereits auf dem Feld puppte man die Garben zu sogenannten «Schochen» auf. Und so wurden diese direkt vom geernteten Feld weg nach und nach gedroschen. 

Nun war diese Privatdrescherei derart baufällig geworden, dass sich ihre Besitzer kategorisch weigerten, diese Arbeit im folgenden Spätsommer 1944 nochmals auszuführen. Von heute auf morgen war Visp ohne Drescherei. Wo sollten die fast ausschliesslich armen Kleinproduzenten – wie sie von den Initianten in Gesuchen beschrieben wurden – ihre Körner, die sie im Winter für das Durchbringen ihrer Familien benötigten, säubern? 

Es musste also eine Drescherei gebaut werden. Wo? Am linken Vispaufer, direkt unterhalb der Landbrücke, stellte die Gemeinde Boden dafür zur Verfügung. Für den Neubau rechnete man mit Kosten zwischen 40 000 und 50 000 Franken. 

Am 25. April 1944 wurde die Drescherei-Genossenschaft gegründet. 29 Anteilscheine à 50 Franken. wurden ausgegeben. Und sofort machte man sich an den Bau des neuen Gebäudes. Um den Betrieb etwas ertragreicher zu gestalten, wurden auch Duschanlagen und ein WC vorgesehen, die man den Sportvereinen, Eishockey-Club und Fussball-Club, die in unmittelbarer Nähe wirkten, vermieten wollte. Bei einem Bau musste damals, noch mitten im Krieg, vorgängig ein Gesuch um Portland-Cement und Eisen gestellt werden. Und Kupfer war derart Mangelware, dass für den Freileitungsbau und die Zuführung des Telefons der Firma Sprenger in Wil (SG) mindestens 10 bis 20 Kilogramm Altkupfer abgegeben werden mussten. Da dieses zumeist nicht vorhanden war, musste es bei der Bevölkerung gesammelt werden, obwohl dies für verschiedene Bauvorhaben schon mehrfach geschehen war. Aber ohne dieses Altkupfer hätten die benötigten Kabel überhaupt nicht geliefert werden können. 

Zum Boden hinzu spendete die Gemeinde 8 000 Franken, während Bund und Kanton ganze 5 Prozent der Kosten beisteuerten. Auch die gewalzte Zufahrtsstrasse mit Steinbett – 3,5 Meter breit – ging auf Kosten der Gemeinde. Die Burgerschaft sprach 2 000 Franken. Als Gegenleistung forderte sie kostenfreie Benützung für Burger, sofern diese nur Burgerboden bearbeiteten. Bei der Volksbank nahm man einen Kredit von 20 000 Franken zu 3 3⁄4 Prozent Zins auf. Die Milchproduzenten-Genossenschaft zeichnete für 5 000 Franken Anteilscheine. 

Am 4. August 1944 konnte das Dreschen aufgenommen werden, das gut 10 Tage in Anspruch nahm. Gedroschen wurde zuerst der Roggen, dann der Weizen, der Hafer und schliesslich die Gerste. Dann ging die Maschine, Modell RIGI mit Strohpresse, für sechs Tage nach Lalden. Die Bilanz des ersten Betriebsjahrs – 55 Maschinenmeisterstunden à 3 Franken, geleistet von Fritz Lengacher, Mitarbeiter bei der Mühle Nussbaum – ergab doch einige organisatorische Mängel, die man aber als Bagatellen bezeichnete. Vor allem gaben die Wartezeiten zu reden, welche die Kunden selbst verursacht hatten. Da es an Lagerräumlichkeiten mangelte, litt die Ware wegen zu langer Lagerung im Freien. Das Korn hatte als Folge des Wetters oft einen zu hohen Wassergehalt. Auch das von den Kunden gelieferte Sackmaterial liess zu wünschen übrig. 

Ende der 50er-Jahre war die Drescherei am Ende. Das Areal wurde der Garage Albert Blatter verkauft die dort ein Wirtschaftsgebäude ganz anderen Kalibers aufstellte.

Ausfuhr von Mist verboten

Angesichts der Schwierigkeiten, welche Anfang der 40er-Jahrebei der Beschaffung von Heu oder Stroh für die Kleinlandwirte bestanden, sowie der Nachfrage nach Mist verbot der Gemeinderat deren Ausfuhr über die Ortsgrenzen von Visp hinaus. 

Zur Vermeidung von Wasserverlusten wurde beschlossen, das Wasser für die Schlüsselacher jeden Abend durch den Flurhüter abstellen zu lassen. 

Das Ziegenhüten wurde auf Zusehen hin längs dem Rottenbord und dem Vispabord gestattet. Längs den Wagenleisen mussten die Tiere aber an der Leine geführt werden.

Abwasser zum Düngen?

An der Urversammlung von 1943 wurde dem Plenum der Antrag gestellt, die Verwaltung solle prüfen, ob die Abwasserkanalisation nicht an eine Kläranlage angeschlossen werden könnte, um die Düngstoffe, die sonst verloren gingen, der Landwirtschaft zuzuführen. So weit wollte man aber auch angesichts der Knappheit nicht gehen.

Zwei störende Misthöfe

Am 11. Oktober 1927 wandte sich Staatsrat Joseph Kuntschen, Vorsteher des kantonalen Baudepartements, mit einem Schreiben an die ledigen Schwestern Elisa, Clara und Maria Burgener in Visp. Die Gemeinde Visp hatte bei ihm nämlich ein Gesuch gestellt zwecks Erlangung des Expropriationsrechts für den Mistplatz an der Kirchgasse, welcher Eigentum der Schwestern Burgener war. 

Die Gemeinde hatte die Korrektion dieser Strasse vorgesehen und deren Kosten mit 50 000 Franken veranschlagt. Sie war der Ansicht, die beiden an diese Strasse grenzenden Misthöfe sollten verschwinden. Diese seien überdies für die umliegenden Häuser unangenehm und unhygienisch. Bei Regenwetter würden sie stets die Strasse verunreinigen, denn bei einer Geländesteigung von 10 bis 11 Prozent fliesse die Jauche unvermeidlich hinab. 

Offenbar konnte ein Streit verhindert werden. Jedenfalls ist die Strasse gebührend saniert worden.

Keine Jauche auf der Strasse!

Noch 1941 war es gemäss dem Gemeinderat strengstens verboten, von Abortgruben und Düngerplätzen Jauche über die Strassen fliessen zu lassen. Die Polizei wurde beauftragt, gegen die Fehlbaren «Strafverbal» aufzunehmen.

Offizielle Propaganda für Milchprodukte

Der Gemeinderat beschloss 1942, einen Propaganda-Abend für die Milchprodukte von Visp durchzuführen.

Neue Käserei der Milchproduzenten

Unter der Leitung des nachmaligen Staatsrats Karl Anthamatten beschloss die Milchproduzenten-Genossenschaft Visp 1932, an der Kreuzstrasse (heute westlich der Raiffeisenbank) eine neue Käserei zu bauen, da die bestehenden Verkaufs- und Empfangsräume nicht mehr den aktuellen Bedürfnissen entsprachen.