Kapitel Nr.
Kapitel 08.03

Simon In Albon: der Visper Landeshauptmann, der dem Kardinal die Stirn bot

Simon In Albon, ein Visper, der Anfang des 16. Jahrhunderts auf Umwegen über Deutschland und Basel mit Humanisten in Kontakt gekommen war und nach seiner Rückkehr 1518 Landeshauptmann wurde, ging als Gegner von Schiner in die Geschichte ein. Matthäus Schiner, der damalige Bischof und Landesherr, später Kardinal und Feldherr, hat im Wallis dem Anfang der zweiten Hälfte des zweiten Jahrtausends unserer Zeitrechnung zweifellos seinen Stempel aufgedrückt. Im Grossen und Ganzen waren die Visper nicht auf seiner Seite. Die Geschichte scheint Simon In Albons Bedeutung nicht ganz gerecht zu werden, da das Dauer-Duell Schiner-Supersaxo ihn in den Hintergrund rückte.

Das Haus von Landeshauptmann Johann In Albon, das nach dem Dorfbrand von 1518 entstand. Eine Wohnbrücke überspannt die Gräfinbielgasse und verbindet das In-Albon-Haus mit einem vier Stockwerke hohen Wohnhaus. Ausschnitt aus dem Merianstich von 1642.

Foto von Originaldruck, Peter Salzmann

Von Brunnen bei Törbel nach Visp

Simons Mutter Margaretha ze Brunnen, Tochter des Johann, bewirtschaftete ein Gut in Brunnen, einem kleinen Weiler unterhalb Törbel, auf dem Gebiet der Pfarrei Stalden. Simons Vater, der ebenfalls Simon hiess und von der Albe herkam, folgte seiner Frau nach Törbel, wo er 1497 als Vertreter der Gemeinde genannt wurde. In Brunnen kam 1492 Sohn Simon zur Welt. Er hatte vier Geschwister, darunter drei Schwestern.

1502, allenfalls schon etwas früher, zog Vater Simon In Albon nach Visp, wo er 1503 Landvogt oder Grosskastlan von Lötschen-Niedergesteln wurde. Am 7. Mai 1505 kaufte er in Visp die Hälfte des neuen Hauses, das sein Vater gebaut hatte. 1507 stand er dem Zenden Visp als Grosskastlan vor.

Mit 15 an der Hochschule in Köln

Der junge, höchst talentierte Simon dürfte die Landesschule in Sitten besucht haben. Dann zog es ihn, dem Beispiel anderer Landsleute folgend, in die Fremde. Am 27. Juni 1507 – also erst 15-jährig – wurde er an der Kölner Hochschule als Student aufgenommen, um vier Jahre später daselbst mit dem Magister Artium, dem Meister der freien Künste, abzuschliessen. Auf die Studienjahre ging auch seine Freundschaft mit dem Zürcher Balthasar Spross zurück, der wie In Albon Gelehrsamkeit und Politik leidenschaftlich vermengte und schon 1521 starb. In Köln hatte er sich auch mit dem Humanisten Glarean befreundet.

Vorübergehend – wahrscheinlich 1511, nachdem er in Köln Vorlesungen gehalten hatte – war er auch an der Domschule von Sitten tätig. 1512 trug er an der Hochschule Basel Ciceros Bücher «De officiis» vor. Simon In Albon schien ein Gelehrtenleben bevorzustehen. Es sollte jedoch ganz anders kommen.

Zuerst heiratete er: In Albon mochte knapp 20 Jahre gezählt haben, als er sich mit Anna Sterren aus einer angesehenen Familie des Nikolaitals vermählte.

Gut vernetzte Familien

Seine drei Schwestern sollten den jungen Simon In Albon durch ihre Heiraten in Verbindung mit noblen Familien bringen: Christina wurde die Gattin des Christian Plast, Meier von Lötschen, der wie In Albon ein einflussreicher Mann und Feind von Kardinal Schiner war. Elsa hatte Hans Schluechter uff Tholen im Visperthal zum Gatten. Anna schliesslich ehelichte 1543 Johannes Zentriegen von Raron.

Politik statt Wissenschaft

Was den jungen In Albon veranlasst haben mochte, auf die eingeschlagene Laufbahn in der Wissenschaft zu verzichten und sich der Politik zuzuwenden, war die damals äusserst bedrängte Lage seines Vaters: Dieser unbescholtene Mann und bejahrte Magistrat war als Gegner von Kardinal Schiner mit Georg Supersaxo und anderen Gesinnungsgenossen nach Rom zitiert worden, wo die Oberwalliser ab 1513 in Haft gehalten wurden.

Seinen ersten Auftritt im öffentlichen Leben hatte er an der Burgerversammlung von Visp am 9. Juni 1514. Im Herbst 1515 weilte er im Wallis, wo er das Vertrauen der Partei Supersaxo genoss. Georg selbst hatte ihn von Rom aus beauftragt, er möge in erster Priorität seine – Simons – Mutter trösten, die in arge Schwierigkeiten geraten war, nachdem ihr Mann in Rom festgehalten wurde. Zugleich berichtete ihm Supersaxo von seinem Vater Simon, der sich im Kerker zu Rom durch seinen «Starkmut» Ruhm erwerbe.

Machtkampf Schiner-Supersaxo im Landrat

Die Protokolle des Landrats, des Walliser Parlaments, befassen sich in den ersten 20 Jahren des 16. Jahrhunderts überwiegend mit dem Disput zwischen Matthäus Schiner und seinem ebenfalls mächtigen Gegenspieler Jörg von der Flüe (Supersaxo), der zeitweise regelrecht zum Krieg ausartete. Auch die entsprechende Korrespondenz zwischen den beiden Streithähnen und Rom sowie den übrigen Schweizern ist festgehalten. Im Hintergrund steht die Spaltung der damaligen Eidgenossenschaft in ein franzosenfreundliches und ein kaiserlich-päpstliches Lager.

Der geistliche Würdenträger, der ja im Wallis auch die weltliche Macht innehatte, besass in diesen Auseinandersetzungen insofern einen bedeutenden Vorteil, als er seine jeweiligen politischen Gegner mit dem damals gefürchteten Kirchenbann belegte, wenn sie ihm zu nahe traten – eine Kompetenz, von der er immer öfter Gebrauch machte. Wer im Kirchenbann starb, wurde unter anderem in ungeweihter Erde begraben.

Walliser in Rom gefangen

Von Schiner mit dem kleinen Kirchenbann bestraft, reiste Supersaxo nach Rom, wo man ihn verhaftete und erst Ende 1515 freiliess. «Wir mussten also durch das Genoeser Gebirge dem Meer entlang nach Rom ziehen, damit wir nicht in die Gewalt des Kardinals fielen. In Rom selbst wurden unserer zehn bei Nacht in unserer Herberge von gut hundert Mann überfallen, gefangen genommen und in den Turm gelegt, ohne dass wir je verhört wurden.

Vier edle römische Herren erbarmten sich unserer und leisteten für uns Bürgschaft, worauf wir aus dem Gefängnis entlassen wurden. Ich und meine Gesellen im Rechten, verhört zu werden, konnten jedoch nichts erreichen. Nach zwei Monaten zogen die anderen heim und liessen Simon In Albon, Hans Dietzig von Mörel und mich als ihre Gewaltsboten in Rom.»

«So mussten wir ganze fünf Jahre schwere Gewalt leiden und den mehrten Teil dieser Zeit von haus, hof und kindern und uns im Elend aufhalten. Zuletzt hatte der Bischof uns als Ketzer verklagt und wieder in eigener Person nach Rom gesetzt. Es waren darunter 80-, 70- und 60-jährige Männer die im Lande als Ehrenleute galten und noch gelten.»

Erste Erfolge im Zenden

Während seiner Studienzeit muss sich Simon In Albon auch Kenntnisse in der Jurisprudenz angeeignet haben, denn am 7. Juni 1516 trat er vor dem Gericht des bischöflichen Statthalters, Domdekan Walter Sterren, als Anwalt des Angeklagten Jakob im Stupf auf. Seine Mitbürger im Zenden Visp schätzten den jungen In Albon immer mehr und wählten ihn Ende 1516 zum Grosskastlan von Visp; gleichzeitig machten sie seinen alten, endlich aus Rom heimgekehrten Vater zu seinem Statthalter.

1517 gelang ihm der grosse Durchbruch. So hatte er einen bedeutenden Anteil an der Abfassung des Landfriedens. Im November wurde er als Abgesandter des Wallis nach Zürich und mit Domherr Johannes Trossard nach Mailand beordert. Diese Aufträge muss er glänzend erledigt haben.

Links das hohe Wohnhaus, das seit Jahrhunderten eine Wohnbrücke mit dem Haus Simon In Albons (rechts) verbindet.

Nicht datiert, Fotograf unbekannt, abgebildet in Bittel 1930

Mit 25 Jahren Landeshauptmann

1517, im Alter von 25 Jahren, wählten die Abgeordneten des Landes den Visper zum Landeshauptmann für 1518. Das Protokoll des Walliser Landrats vom 21. Dezember 1517 hält die Wahl fest: «Des ersten hat man ein houptman erwelt und verordnet den fürnemen meister Simon In Albon, welchem houptman ein erwirdiges capitel von Sitten soll den eyd geben wie nach: das er schweren soll der kilchen und tisch von Sitten, auch einer lobl. landtschafft Wallis nuz und ehr zu fürderen, und ihr freyheyt zu behalten, schaden und laster abzuwenden, rych und armen ze richten nach dem rechten, wittwen und waysen darby beschirmen, theyll und part abzustellen, und das sy nit lass um gunst, gab, fryndtschafft, fyendtschafft, noch eigennuz willen, noch umb kein sach, dardurch das recht der kilchen und einer landtschafft freyheyt möcht gehinderet und geschwechert werden, auch umb die hoche herrschafft und ampt rechnung zu geben einer landtschafft oder wem es mit rächt zugehört und alles ze thun, das ein treüwer houptman thun und lassen soll.» Dieser solle «Gewalt» haben, Kastlan, Meier und Amtmann in weltlichen Gerichten der Zenden zu bestätigen.

In der Folge war Simon In Albon vermehrt auch in Sitten anzutreffen, wo man ihm das Burgerrecht schenkte.

Kampf gegen Kardinal Schiner

Auch in diesem höchsten Amt des Landes setzte Simon den Kampf gegen die Partei des Kardinals Matthäus Schiner offiziell fort; seine Fehde mit Schiner beanspruchte ihn in dieser Zeit stark.

Als der Zug der Leute von Obergoms und Mörel gegen Brig mit dem blutigen Gefecht auf dem Natischer Feld endete, hielt In Albon als Landeshauptmann in Brig, im Haus des Hauptmanns Gerwer, ein strenges Strafgericht über die «Aufrührer».

Im Herbst kam der von Papst Leo X. gesandte Nuntius Sigismund Dandolo ins Wallis, um hier den andauernden Streit zwischen Schiner und Supersaxo zu untersuchen und die von Schiner verhängten Kirchenstrafen aufzuheben. Als sich Ende Oktober 1518 der Landrat unter dem Vorsitz In Albons versammelte, übergab er dem Nuntius zuhanden des Papstes eine merkwürdige Denkschrift gegen die masslosen Ansprüche Kardinal Schiners. Darin hiess es: «Vor dem Papst, vor dem Kaiser und anderen Fürsten nennt Kardinal Schiner uns seine Untertanen, obwohl wir niemals Vasallen waren, noch sein werden, denn auf unserem freien Eigentum leben wir, wenn es vereinzelte Vasallen hat, so mag er sie – gegen sein Recht – gebrauchen.»

In Albons Verdienste um das Land wurden von seinen Mitbürgern anerkannt. Seine Gegner behaupteten, er habe sich während seiner Regierungszeit ganz auf den Rat der Schiner-Feinde im Domkapitel verlassen, die de Platea, Jakob Isiodi und Hans Bertholdi. Der Hass gegen die Schiner-Partei wurde offiziell fortgesetzt. Dazu gehörte, dass das Schloss Martigny und dessen tapferer Castellan Peter Schiner anfangs 1518 kapitulieren mussten. In Albon beschlagnahmte auch Weinberge des Bischofs.

Visper verschob Hauptort von Naters nach Brig

Hauptort des späteren Zenden Brig war ursprünglich Naters, weil der Meier und später der Kastlan seinen Gerichtssitz in Naters hatte. Als Brig wegen des zunehmenden Simplonverkehrs immer mehr an Bedeutung gewann und schliesslich Naters als Ortschaft überflügelte, wurde der Zenden während des ganzen 15. Jahrhunderts bald «Naters» und bald «Brig» genannt. Rechtlich blieb Naters bis zum Jahr 1518 Hauptort des Zenden.

Am 24. März 1518 transferierten der damalige Landeshauptmann, der Visper Simon In Albon, und der Landrat den Sitz des Zendengerichts von Naters nach Brig: «denen von Naters die gerichtsbanckh alher gan Bryg transferiert und die urtheilen in Bryg gefelt». Dies dürfte ein bedeutender Schritt hin zum Wechsel des Zendenhauptorts gewesen sein. Der Urteilsspruch erfolgte wohl gegen Naters, weil dieses in den Kämpfen zwischen Schiner und Supersaxo auf der Seite des Kardinals gestanden hatte; Simon In Albon war Schiner spinnefeind gewesen.

Nach dem Dorfbrand von 1518 liess sich Landeshauptmann Simon In Albon dieses prächtige Haus auf dem Gräfinbiel bei der Dreikönigskirche bauen. Vor dem Dorfbrand dürfte das Schloss der de Biandrate hier gestanden haben.

© Christian Pfammatter

Gratis-Bauland auf Gräfinbiel

Im Anschluss an einen verheerenden Brand, der 1518 auch Gebäulichkeiten auf dem Gräfinbiel zerstört hatte, schenkte die Burgerschaft Simon In Albon in Anerkennung seiner vielen Verdienste den Burghügel am Gräfinbiel, damit er darauf ein Haus bauen könne. Die Visper hofften vergeblich, In Albon mit dem Geschenk dauernd in Visp behalten zu können. Schon damals scheint er nämlich, gezwungen durch seine politischen Ämter, vielfach auch in Sitten gewohnt zu haben.

In-Albon baute sein stattliches Haus, das noch heute das alte Visp bereichert, auf dem Burghügel. Den nicht benötigten Boden im Norden gab er der Burgerschaft am 2. Januar 1533 zurück. Dabei wurde festgestellt, dass er den Weg von seinem Haus über die Felsen hinunter bis zum Damm der Vispa auf eigene Kosten angelegt hatte. [Siehe auch Kapitel 08.02 «Der Dorfbrand von 1518 – Brandstiftung von auswärts?».]

Das Tor auf der rechten Seite der Gasse des Gräfinbiel ist über 500-jährig. Es gehört zum prächtigen Haus, das Landeshauptmann Simon In Albon nach dem Dorfbrand von 1518 auf Boden erstellte, den ihm die Burgerschaft geschenkt hatte. Oberhalb des Tors das Wappen der Familie In Albon.

Nicht datiert, abgebildet in Fux 1996, zVg/Miriam Jenelten

Prägnante Merkmale des Gräfinbiel

Das Äussere von In Albons Haus am Gräfinbiel mit seinen Treppengiebeln blieb erhalten, auch nach einer fachmännischen Restauration. Lange wurde der prächtige Bau irrtümlich als Biandrate-Haus bezeichnet. Bemerkenswert sind das kräftige rundbogige Portal, aus Tuffstein gehauen und mit dem Wappen In Albons verziert, welches von einem der beiden Visper Löwen dominiert wird, und die schöne Wendeltreppe.

Als politischer Gesandter gefragt

Im Dezember 1518 gab In Albon das Amt des Landeshauptmanns ab. Aber auch danach war er sehr eifrig im Dienst seiner Heimat tätig. Im Februar 1519 begab er sich nach Mailand, um der Familie Trivalzio zum Tod von zwei Familienmitgliedern zu kondolieren und gleichzeitig eine politische Sendung zu begleiten. Kaum zurückgekehrt, wurde er zu den Eidgenossen nach Luzern gesandt. Diese Tätigkeit war natürlich nicht gerade zum Vorteil von Kardinal Schiner. Schiner erwirkte denn auch von Rom die Exkommunikation der beiden Simon In Albon, Vater und Sohn, was am 5. Juli 1519 geschah; der Visper sollte damit mürbe gemacht werden; der Kardinal versuchte ständig, ihn für sich zu gewinnen.

Warten auf den Papst in Rom

Simon In Albon wurde im Herbst 1519 vom Wallis als Gesandter zu Papst Leo X. geschickt. Ein Hauptinteresse an dieser Gesandtschaft hatte Georg Supersaxo, der die Reisekosten zu bestreiten versprach und In Albon schliesslich persönlich nach Rom begleitete.

Bei Schiner und dessen Anhängern erregte In Albons Romreise Unwillen und Misstrauen. In Venedig, wo die beiden Walliser vom Dogen empfangen wurden, erkrankte In Albon und musste sich pflegen lassen. So gelangten die beiden erst Ende Januar nach Rom, wo sie im Hause Mark Anton Collonas ehrenvoll aufgenommen wurden. Zum Papst konnten sie jedoch erst nach Beendigung der Fasnacht gelangen. Der Karneval wurde nämlich 1520 in Rom besonders glänzend gefeiert. Ein Zeitgenosse schrieb: «Jeden Tag haben wir eine neue Belustigung. Und abends werden vor dem Papst theatralische und musikalische Vorstellungen geboten.» Trotz dem Ernst der Zeit liess Leo X. nicht von der Gewohnheit ab, sich von der Engelsburg herab an dem tollen Treiben zu ergötzen.

Papst, der Schiner nicht passte

Endlich vom Pontifex Maximus zur Audienz zugelassen, rechtfertigten die beiden Gesandten die Haltung der Walliser und ergingen sich in Verdächtigungen gegen Schiner. Unter anderem brachten sie vor, Schiner habe in Vigevano zu den Eidgenossen gesagt: «Solange dieser Leo Papst ist, können wir nichts tun.» Die Bilanz der Sendung In Albons war, dass Leo X. 1520 einen neuen Nuntius ins Wallis sandte, Bartholomäus Arnolphini. Das war es wohl, was Schiner dazu bewog, seine Taktik zu ändern.

Zwischenhalt vor dem Tor zum In-Albon-Haus an der Gräfinbielgasse, über dem das Wappen der Familie zu sehen ist.

Nicht datiert, vermutlich um die Wende zum 20. Jahrhundert, Fotograf unbekannt, zVg

Schiner suchte Frieden mit In Albon

Am 16. März 1520 schrieb der Kardinal an seinen Getreuen Walter Sterren: «Dein Schwager In Albon täte besser, mit uns Frieden zu schliessen, als den Kampf gegen uns zu suchen. Wir hegen keinen Hass gegen ihn, ja, wir boten ihm durch Anton Sterren unser Wohlwollen an. Wie erstaunt waren wir zu vernehmen, wie weit es mit ihm schon gekommen war. Erröten sollte er, der Genosse eines solchen Schuftes zu sein, der ihm noch seine Lügentaktik beibringen wird.»

Zurück von Rom, nahm In Albon am 24. September mit seinem greisen Vater und seinem Schwager Christian Plast in Brämis an der Hochzeit seines Verwandten Stefan In Albon mit Margaretha Clerman teil.

In jenen Tagen weilte auch der neue Nuntius Arnolphini im Wallis, der sich der Partei Georg Supersaxos gewogen zeigte. So war es eigentlich keine Überraschung, als er am 30. September 1520 Simon In Albon zum lateranischen Pfalzgrafen ernannte mit dem Recht, Notare zu ernennen und «Bastarde» zu legitimieren.

Landvogt für das Unterwallis

1522 starb Schiner in Rom an der Pest. Nach seinem Ableben wählte der Landrat im Oktober 1522 in Anwesenheit von Simon In Albon dessen Schwager Philipp de Platea zum neuen Bischof von Sitten.

Sitten, wo In Albon nun zumeist wohnte, wählte ihn für 1524 und 1525 zum Landvogt für das Unterwallis.

Es war Simon In Albon, der am 27. Januar 1525 an einem Tag der Eidgenossen in Luzern als offizieller Vertreter des Wallis die feierliche Erklärung abgab, das Wallis werde beim alten, dem «wahren» Christenglauben bleiben, wenn auch seine Einstellung zur Reformation als unklar betrachtet wird.

Kein Glück mit einem Bergwerk

Nachdem er seinen Verwaltungsposten aufgegeben hatte, liess sich Simon In Albon mit dem Abenteurer Thomas von Schalen ein und eröffnete mit diesem in Barmili hinter Visp ein Bergwerk. Mit diesem Bergwerk stand vermutlich ein Gebäude in Visp in Verbindung, das er 1526 hatte erstellen lassen. Das Unternehmen scheint sich aber nicht gut entwickelt zu haben.

1528 schrieb sein Schwager Bischof Philipp de Platea an den französischen Feldherrn A. de Montmorceny, man möge Simon In Albon doch die 200 Gulden Pension weiterzahlen, von denen ihm infolge des Todes seines Vaters 9 000 Taler entzogen worden seien.

Als der Landrat In Albon und Johann Zentriegen zum König von Frankreich sandte, um von alt Herzog Maximilian Sforza die 17 800 Rheinischen Gulden einzuziehen, die dieser einst dem Kardinal Schiner versprochen hatte, war dieser Aktion wenig Erfolg beschieden.

Bei Geistlichen und Weltlichen angesehen

Als Georg Supersaxo im Februar 1529 gestürzt wurde und ins Ausland flüchtete, scheint auch In Albon mitgezogen zu sein. Er hätte sich nämlich vor einer grossen Volksversammlung rechtfertigen sollen. Ihm wurde vorgeworfen, er habe in seiner Regierungszeit Bestechungsgelder angenommen. Der peinliche Zwischenfall vermochte aber das Vertrauen des Landes in In Albon nicht zu erschüttern. Anfang der 1530er-Jahre erfreute er sich bei Geistlichen und Weltlichen eines hohen Ansehens; seine Zeitgenossen im Wallis beeindruckte er durch sein Wissen und seine Beredsamkeit. Auch mit Bischof Adrian von Riedmatten stand In Albon auf gutem Fuss; er wurde oft in dessen Gefolge vermerkt.

In Sitten baute er sich 1535 auf dem Weg nach Valeria ein Haus, direkt gegenüber dem Eingang der damaligen Pénitencière, des Staatsgefängnisses, wo heute eine Abteilung des Kunstmuseums untergebracht ist. In diesem Haus befand sich jahrelang das Landesarchiv, das er schliesslich in die Obhut der Kirche von Valeria gab.

Zwinglis Brief an In Albon – nicht abgeschickt

Wie Mario Possas Dissertation von 1940 zu entnehmen ist, hatte der Zürcher Reformator Ulrich Zwingli die Absicht, mit Simon In Albon in näheren Kontakt zu treten und ihn für die Ausbreitung der neuen Lehre zu gewinnen. Allerdings habe Zwingli am Rand seines Briefes vermerkt, diesen nicht abgeschickt zu haben. Es kann sein, dass er auf In Albons Interesse an der Reformation aufmerksam gemacht wurde und um dessen humanistische Bildung wusste. Persönlich kannten sie einander nicht. Der Tod Zwinglis verhinderte, dass sie miteinander in Kontakt kamen. «Eine Freundschaft zwischen Zwingli und In Albon hätte für die Verbreitung der Reformation im Wallis von entscheidender Bedeutung werden können», nimmt Possa an; die Freundschaft zu Platter und seine Bemühungen um ihn bewiesen, «dass er ein eifriger Freund der neuen Ideen war».

Kriegsdienst in Frankreich

Obwohl es mit seiner Gesundheit nicht zum Besten bestellt war, zog In Albon Mitte der Dreissigerjahre mit Petermann de Platea von Siders, dem jüngeren Georg Supersaxo, Anton Perren und anderen nach Frankreich in den Kriegsdienst. Gegen Supersaxo führte er 1539 einen Prozess wegen Geldforderungen.

Tod mit 48 Jahren

Simon In Albon litt an Fussgicht (Podagra). Um diese Krankheit zu behandeln, unternahm er Anfang der 30er-Jahre auch eine Badfahrt ins damals florierende Brigerbad. Thomas Platter, der ihn dazu eingeladen hatte, berichtete von Geschenken, die In Albon von seinen Freunden nach Brigerbad verehrt wurden.

In Albon starb erst 48 Jahre alt im Spätherbst des Jahres 1540. Vermutlich fand er seine Ruhestätte in der Domkirche von Sitten, wo die In Albon das Patronat eines Altars innehatten. Kinder hatte er nicht. Das Vermögen, das er hinterliess, war nicht unbedeutend. Unter anderem war er auch am «Stammsitz» der Familie in der «Albe» noch 1520 begütert gewesen; 1524 hatte er seine Weinberge in den Rieben oberhalb Visp veräussert.

Private Quelle in den Gebreiten

Am 6. November 1519 gestattete Lorenz Agni den Burgern, den Brunnen vor dem Eingang seines Hauses in den Gebreiten zu fassen und das Wasser in «Düncheln» (Kenneln, Holzröhren) wegzuführen. Die Burger entschädigten ihn dafür mit drei Pfund und überliessen ihm eine Eye beim Baltschiedersteg – mit Vorbehalt.