Johannes III. Werra, langjähriger «syndicus» und «procurator» der Gemeinde Visp, wurde in eine Zeit hineingeboren, in der das Wallis ein Schauplatz unablässiger und grausamer Auseinandersetzungen um Geld, Gut und Macht war. Er war ein Mann, der in seiner engeren Heimat Visp nicht nur Geschichte erlebte, sondern auch gestaltete.
Von Gewalt geprägte Zeit
Schreckensereignisse in der Zeit von Johannes III. Werra waren die Ermordung der Gräfin Isabella de Biandrate und ihres Sohnes Anton 1365 auf der Rottenbrücke von Naters, der Fenstersturz von Bischof Witschard Tavel 1375 auf Schloss Seta und die gewaltsame Vertreibung der Herren von Turn, die für die Mordtat verantwortlich waren. Blutige Ereignisse waren auch der Aufruhr der Gemeinden des oberen Wallis gegen die bischöflichen Beamten und die Grafen de Compey-de Biandrate (1378), der offene gemeinsame Aufstand von Landvolk und einheimischem Adel gegen Bischof Eduard von Savoyen (1384), die auf dem Fuss folgende kriegerische Strafexpedition Amadeus VII. von Savoyen gegen Sitten und die Niederlage der Zenden bis hin zum Sieg der Visper und der deutsch sprechenden Gemeinden vom Mannenmittwoch (1388) in Visp. Zudem waren diese Jahre vom kirchlichen Schisma überschattet; in Avignon residierte ein zweiter Papst. Die Zeiten waren unruhig und von Gewalt geprägt, das Leben war unsicher.
Bildung und Wohlstand im Elternhaus
Der Lebensweg von Johannes III. Werra lässt sich von 1362 bis 1415 verfolgen. Die Wiege des zweiten Sohnes von Notar Peter II. Werra stand in einem Elternhaus, das wohlbestellt und mit Dienerschaft versehen war und in dem er mit der Politik vertraut wurde. Als «clericus» für seine Zeit gut gebildet, trat der junge Mann in die Fussstapfen seines Vaters, den er an Macht und Ansehen noch überragen sollte. Als der Vater 1362 starb, übernahm Johannes die Führung der Familie.
Wirtschaftlich Mächtigster in der Burgschaft
Zweifellos gehörte Johannes Werra zur «nobilitas Vespiensis». Dies bestätigt auch seine Vermählung mit einer gewissen Marchysa (de Vespia), die vermutlich aus einem der bedeutendsten Geschlechter der Region Visp stammte. Obwohl er selbst ein beachtliches Erbe von seinem Vater angetreten haben dürfte, muss seine Ehefrau eine bedeutende Mitgift in die Ehe gebracht haben. In einer Erhebung des Jahres 1372 sind Johannes und seine Gattin gemeinsam mit einem Vermögen von 354 Mörsiger Pfund veranlagt und damit als die mit Abstand reichsten Visper ausgewiesen. Sein gesamter Vermögensbestand von 570 Mörsiger Pfund, bei dem auch der ausserhalb von Visp gelegene Besitz berücksichtigt wurde, machte ihn zum wirtschaftlich mächtigsten Herrn der Burgschaft.
Die wirtschaftliche Macht von Johannes III. war nun derart, dass seine Präsenz in der Gemeinde, in Burgerschaft und Pfarrei Visp das dortige politische Geschehen fortan entscheidend mitgeprägt haben muss. Die «communitas de Vespia» des 14. Jahrhunderts wies die Anzeichen einer Oligarchie auf, die vom verhältnismässig zahlreichen hier ansässigen, einheimischen oder zugezogenen Adel getragen wurde.
Spannungen mit Savoyen unvermeidlich
Den Visper Edelleuten war es trotz allen lehensrechtlichen Bindungen an den bischöflichen Landesherrn gelungen, sich eine verhältnismässig grosse Unabhängigkeit zu verschaffen und die Gemeinde recht selbstständig zu führen.
Damit mussten sie früher oder später auf die entgegengesetzten Bestrebungen der Grafen von Savoyen treffen, welche die Vorherrschaft beanspruchten. Diese hatten sich seit dem Sturz der Freiherren von Turn und der Wahl Eduards von Savoyen zum Bischof von Sitten im Jahr 1375 in beängstigendem Mass bemerkbar gemacht. Auch die Werra waren während mehr als einem halben Jahrhundert in diesen unüberbrückbaren Widerstreit einbezogen.
Zweite Ehefrau aus der Lombardei
Nachdem seine erste Ehefrau offenbar kinderlos gestorben war, heiratete Johannes am 30. Januar 1378 Agnes Thomassini, die Tochter des reichen lombardischen Handelsherrn Aymonodus Thomassini. Diese Verbindung bedeutete für die Werra von Visp einen erneuten wirtschaftlichen Zuwachs und sie verstärkte ihre Integration in die politischen Kreise.
Nach der Heirat mit einer Tochter aus lombardischem Haus dürften Werras Sympathien erst recht nicht den Grafen von Savoyen gegolten haben: Das Wallis bildete mit seinen begehbaren Alpenpässen eine handelspolitische Drehscheibe und stand im Spannungsfeld zwischen Mailand und Savoyen; hätten die Savoyer die Pässe blockiert, wäre dies für den lombardischen Handel höchst nachteilig gewesen. Johannes Werra bewegte sich in einem zwiespältigen politischen Umfeld, in dem er zwischen den auf dem Spiel stehenden Interessen klug abwägen musste; in den folgenden Jahren sollte er dazu genügend Gelegenheit haben.
Aufstände in Visp und im Goms
Kaum war das Hochzeitsfest Werra-Thomassini vorbei, kam es in Visp und im Goms zu Aufständen. Der bereits an anderer Stelle erwähnte Aufruhr der oberen Gemeinden von 1378 galt vor allem den de Compey-de Biandrate, die das Majorat von Visp und das Vizedominat des Goms innehatten. Diese bischöflichen Lehensträger hatten sich nämlich nach der Ermordung Bischof Tavels drei Jahre zuvor auf die Seite der von Turn gestellt, die für diese Untat verantwortlich gemacht wurden. Seither unterstützten der Visper Meier und sein Anhang allzu sehr die Sache der Grafen von Savoyen und zogen sich damit den Hass der oberen Gemeinden zu.
Meierturm wurde gestürmt
Der Meierturm in Visp wurde gestürmt und das Regiment der de Compey-de Biandrate von der politischen Bühne des Wallis gefegt. Auch der bischöfliche Landesherr vermochte daran nichts zu ändern. Als er den de Compey 1379 das Meierlehen von Visp aberkannte, war dies nicht mehr als eine Formalität, welche die tatsächlichen Gegebenheiten erzwangen. Auch die Ernennung des Jacobus Fabrorum durch Johannes de Compey zu seinem Stellvertreter im Majorat von Visp im gleichen Jahr war ein wirkungsloses Manöver.
Adel sollte in Gemeinde für Ruhe sorgen
Der einheimische Adel und mit ihm Johannes III. Werra lehnte sich nicht gegen den Bischof auf, zu dem er in jenen Jahren einigermassen gute Beziehungen unterhielt. Johannes galt beim bischöflichen Landesherrn als «persona grata». So wandte sich der aus Savoyen stammende Landesbischof Eduard anlässlich der Unruhen von 1378 an den in Visp wohnsässigen Wyfried von Silenen und seine «adjutores et amici» mit der Aufforderung, die Aufständischen oberhalb der Massa zu bekriegen. Dabei versprach er dem Adel, ihm die eroberten Güter derselben zu überlassen.
Die Aufforderung an den Adel, für Ruhe zu sorgen, hatte in Gemeinde und Pfarrei Visp zur Folge, dass die lokalen Aufständischen den Meierturm am Hofji wieder dem Bischof beziehungsweise dessen Kastlan abtreten mussten.
Nachdem der Meierturm dem Bischof zurückerstattet und die de Compey-de Biandrate vertrieben waren, kehrte in der Vespia Nobilis fürs Erste wieder Ruhe ein.
Johannes III. Werra wegen Tötung angeklagt
Dass der Visper Adel bei den Konflikten im Interesse des bischöflichen Grafen mit Gewalt durchgegriffen haben könnte, legt folgende Begebenheit nahe: Am 10. Oktober 1378, also wenige Monate nach den Unruhen, wurde ein Johannes im Steinhaus von Lalden des Mordes angeklagt. Vermutlich stand die Tötung mit den Aufständen im Zusammenhang, welche die Landleute der deutschsprachigen Gemeinden ausgelöst hatten. Der Täter gehörte dem Lager der aufständischen Gemeinden an, das Opfer dagegen demjenigen des Adels. Die Gemeinden sprachen beim Bischof vor, damit dieser gegenüber dem Angeklagten Gnade walten lasse.
Da der Bischof dem Begehren der Gemeinden im Interesse des Friedens entsprach, schritt in der Folge die Sippe des Getöteten offenbar zur Selbsthilfe und nahm Rache: So ging am 10. Mai 1380, also anderthalb Jahre später, beim Bischof eine Klage wegen der Tötung des Johannes im Steinhaus ein. Angeklagt waren neben Johannes Werra auch dessen Sohn Johannes, Karolus de Scala und Henricus von Lalden.
Freispruch brachte Ruhe
Die Sache ging mit einem Freispruch aus. Dennoch lässt die Anklage vermuten, dass die Visper Adeligen nach der Vertreibung der de Compey, die ihnen wahrscheinlich gelegen kam, für eine Wiederherstellung der landesherrlichen Rechte eingestanden und dadurch mit den aufständischen Gemeinden in Konflikt geraten waren.
Angesicht des sich abzeichnenden Zerfalls der weltlichen Gewalt des Bischofs und damit der rechtlichen Sicherheit war der Adel zum eigenen Nutzen daran interessiert, als Garant für Ruhe und Ordnung in Erscheinung treten zu können.
Johannes Werras Ziel dürfte die Erhaltung seiner Hausmacht gewesen sein, möglicherweise haben aber auch handelspolitische Erwägungen seiner lombardischen Verwandtschaft eine Rolle gespielt. Wäre die Autorität des Bischofs allzu sehr geschwächt worden, hätte dies unweigerlich den savoyischen Nachbarn auf den Plan gerufen. Dies zu vermeiden war auch im Interesse der Gemeinden.
Eigene Kirche der Edelleute
Die Visper Edelleute verfügten über eine eigene Kirche, die Liebfrauenkirche auf dem Gräfinbiel. Ob sie sich vom gemeinen Volk unterscheiden wollten, in der Meinung, es würde ihnen durch den Gebrauch derselben Sakralräume ein Stein aus der Krone fallen, oder ob ein religiöses Bedürfnis der Grund war – die Kirche bleibt ein äusseres Zeichen der starken Stellung der verhältnismässig unabhängigen «domicelli Vespienses».
Visp verweigerte Friedensvertrag
Der Konflikt zwischen Savoyen und den Gemeinden des bischöflichen Wallis schwelte weiter, bis im April 1384 eine offene Rebellion ausbrach, die den Bischof zur Aufgabe des Bistums zwangen. Am denkwürdigen Landrat vom 13. August 1384 in Leuk vertrat Johannes Werra zusammen mit Peter Platea und Johannes Ulrici die Gemeinden von Visp.
Beim folgenden kriegerischen Geschehen rächte sich Graf Amadeus VII. von Savoyen, indem er den Zenden der bischöflichen Grafschaft am 21. August eine empfindliche Niederlage bereitete und die Zenden Sitten, Siders und Leuk zu teuren Friedensverträgen zwang.
Die Gemeinden oberhalb von Leuk weigerten sich jedoch, das Diktat Savoyens anzunehmen. In der Folge scheinen die deutschsprachigen Gemeinden denn auch praktisch Herr im eigenen Haus gewesen zu sein. Das galt ebenso für den einheimischen Adel, der mit dem Landvolk in der gleichen Front gekämpft hatte.
Dass insbesondere die Junkerfamilien von Visp nicht gewillt waren, ihre Vorrechte an einen fremden Herrn abzutreten, lag auf der Hand, wie Raphael von Werra in seinem Beitrag «Zur Geschichte der Familie von Werra» schreibt. In der Tat dürfte der trotzige Stolz der Vespia Nobilis den Unmut des Savoyers geradezu herausgefordert haben.
Savoyischer Waffengang zeichnete sich ab
Vier Jahre nach der Eroberung der drei unteren Zenden entschloss sich der Savoyer Amadeus VII. im Dezember 1388, zum entscheidenden Waffengang gegen die widerspenstigen Gemeinden des oberen Wallis anzutreten. Bezeichnenderweise liess er seinen Statthalter Rudolf von Greyerz gegen Visp vorstossen, um hier die Entscheidung zu seinen Gunsten zu erzwingen.
Der Savoyer scheint erkannt zu haben, dass hier ein Bollwerk des Widerstands war, das genommen werden musste. Visp war aber auf der Hut. In diesen denkwürdigen Tagen, die in der staatsrechtlichen Entwicklung der alten Landschaft Wallis eine historische Wende bringen sollten, war es sehr wahrscheinlich Johannes III. Werra, der in Visp den Fehdehandschuh des Savoyers aufnahm und zusammen mit den Mannen der Burgerschaft zur Tat schritt, mit Simon von Wyler, dem ersten Landeshauptmann, der die Oberwalliser Verteidiger dirigierte.
Pfarrer von Visp zur Zeit der Schlacht wurde Bischof
Als Pfarrer von Visp amtete zum Zeitpunkt der Schlacht bei Visp Wilhelm von Raron, Sohn des Peter. Er übte sein Amt ab 1381 aus, war Domherr und 1391–1402 als erster Oberwalliser Bischof von Sitten, als Wilhelm I. Auch der nächste Visper Pfarrer hiess Wilhelm von Raron und war ein Neffe des vorgenannten. Obschon erst 21 Jahre alt, wurde er auch als Bischof Nachfolger seines Onkels.
Gelder der de Compey für den Sieg bei Visp
Gut zwei Wochen vor dem «Mannenmittwoch», am 6. Dezember 1388, wollte Werra in den eigenen Mauern mit den letzten Spuren der Sippe der de Compey-de Biandrate, die dem gegnerischen Lager verbundenen war, endgültig aufräumen: Zusammen mit seiner Gefolgschaft verfügte er kurzerhand über die bisher noch den Erben der Gräfin de Biandrate gehörenden «Gilten» zugunsten von Visp.
Schon wenige Tage später kamen diese Mittel zum Einsatz: Werra betrieb damit tatkräftig den wehrhaften Widerstand. So ist nicht daran zu zweifeln, dass er an der Vorbereitung des Waffengangs vom 20. bis 23. Dezember wesentlichen Anteil hatte.
Der siegreiche Ausgang der Schlacht muss ihn deshalb mit Genugtuung und Erleichterung erfüllt haben. Er konnte damals nicht ahnen, dass die äussere Gefahr für die Unabhängigkeit seiner Gemeinde Visp vonseiten Savoyens für längere Zeit gebannt sein würde. Vier Jahre später, am 24. November 1392, durfte er als Vertreter der «parrochie Vespie» das Friedensabkommen mit der «Bonne de Bourbon», der Mutter des inzwischen verstorbenen savoyischen Grafen Amadeus VII, abschliessen.
Emanzipation der Gemeinden erkannt
In den frühen 90er-Jahren des 14. Jahrhunderts genoss Johannes III. Werra hohes Ansehen; sein Stern stand im Zenit. Dann scheint er sich allmählich aus dem turbulenten Betrieb der Politik zurückgezogen zu haben; vermutlich hatte er erkannt, dass die Emanzipation der Gemeinden nicht aufzuhalten war.
Gelegentlich trat er als «notarius publicus» in Erscheinung, meistens in Angelegenheiten der Gemeinde Törbel, und er trug den Titel eines Junkers. 1398 war er in einen Handel verwickelt, der ihn in «Acht und Bann» brachte. Dennoch wurde er von den Vispern immer wieder als Notar, Zeuge oder Vermittler beigezogen.
Seine Gattin Agnes Thomassini starb vermutlich im Jahr 1400. In der Folge vermachte Werra der Liebfrauenkirche Vergabungen für ein Fenster und eine Glocke.
Mit Katharina Aymonis schloss er seine dritte Ehe und schuf damit eine erste engere Beziehung zu Leuk, wo die Familie Werra später sesshaft wurde. Er tätigte noch Geschäfte für seine Kinder und kaufte für sie von Anton Mafioli bedeutende Güter im Nanztal. Am 2. Juni 1415 starb Johannes III. Werra.
Trennung in mehrere Familienzweige
War die Familie Werra bis zum Tod von Johannes III. im Jahr 1415 aufs engste mit der Region Visp verbunden, so teilte sich das Haus Werra danach in mehrere Zweige an verschiedenen Orten – dies teils als Folge des erheblich verstreuten Besitzes, dessen Verwaltung die Nähe des Herrn erforderte, teils aufgrund ehelicher Verbindungen mit Frauen, die ausserhalb von Visp ansässig waren. Ungeachtet der Tatsache, dass sich die Familie damit für immer zerstreute, fühlten sich ihre Vertreter noch Jahrhunderte später der Vespia Nobilis verbunden. Während Generationen lebten die Werra in Leuk.
Herrschaft der Werra über Zermatt
Dass Johannes Werra anlässlich der Wirren von 1378 für den Bischof eintrat, hatte seinen Grund auch in der Errichtung der Herrschaft der Familie Werra in Zermatt: Sie teilte sich dort mit denen von Silenen, de Platea und Asperlin den Besitz der Grund- und Herrschaftsrechte der vertriebenen de Compey, Erben der Biandrate, und schuf so eine Art Familienunternehmen. Als Mitherren des Ortes nannten sich die Werra fortan Junker (domicelli). Vermutlich hatte ihnen der Bischof die Herrschaftsrechte bereits 1377/1378 gütlich abgetreten. Auch die bischöfliche Tafel dürfte in Zermatt begütert gewesen sein, nachdem sie eine kalte Enteignung vorgenommen hatte, die der Graf von Savoyen mit einem Schiedsspruch bestätigte. Ebenso hatten die Herren von Turn vorher dort Besitz gehabt.
Der Visper Adel liess sich die Gelegenheit nicht entgehen, das Mattertal zu eignen, als die bischöflichen Kassen leer waren und sich der Landesherr gegenüber seinem ihn bedrängenden Gläubiger aus Savoyen machtlos zeigte. Dass die neuen Herren von Zermatt 1378 den Bischof loyal unterstützten, erscheint in diesem Zusammenhang verständlich.
Ein Mörder aus der Herrenfamilie de Scala?
Karolus de Scala, der wie erwähnt 1380 zusammen mit Johannes Werra und dessen Sohn wegen Mordes angeklagt wurde, war Mitglied einer Familie, die in die Reihe der Herrengeschlechter von Visp im ausgehenden Mittelalter gehörte. In Visp waren die de Scala, auch «an der Stegun», seit Beginn des 14. Jahrhunderts präsent. Karolus oder Karl war der Bruder des Johann; er wurde 1357 und 1358 urkundlich erwähnt und sein Vermögen in Visp wurde 1372 auf 100 Pfund geschätzt, sodass er zu den reicheren Burgern von Visp gerechnet werden kann. 1386 war er mit anderen Junkern Schiedsrichter im Handel der edlen Margareta, Tochter des Franz de Platea, welche – wohl gegen den Willen ihrer Familie – den fremden Arzt Magister Gerhard geehelicht hatte.
Der älteste de Scala in Visp war Peter, der vor 1303 starb und seinerseits Sohn eines Peter war. Wilhelm, erwähnt von 1301 bis 1339, war Lehensträger des Domdekans von Valeria für einen Zehnten und besass auch Güter in Zeneggen. Der 1304 und 1305 erwähnte Priester Johann de Scala nannte sich wohl so, weil seine Mutter Agnes die Tochter des Heinrich de Scala war.
Gregor de Scala, erwähnt von 1303 bis 1350, war 1347 Abgeordneter von Visp. Er hinterliess einen Sohn, Johann. Selbst sein Tochtermann Johann nannte sich de Scala. 1319 erschien er als Mitglied jener Bruderschaft, welche in der Liebfrauenkirche einen Leuchter unterhielt. 1339 trug er vom Domdekan von Valeria den Weinzehnten von Visp zu Lehen. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts verschwanden die de Scala aus Visp. Der letzte dürfte jener Jakob de Scala gewesen sein, der um 1400 unter den Wohltätern der Liebfrauenkirche genannt wurde.
[Siehe auch Kapitel 05.06 «Peter II. Werra verschrieb die Gründung der Pflanzetta» und Kapitel 06.01 Wie eine Gruppe Bauern ein starkes savoyisches Heer bezwang».]