Kapitel Nr.
Kapitel 08.15

Landesschiessen, Prominenz, Herrenhäuser und mehr aus den Jahren 1501–1604

Visper am letzten Volksfest der alten Eidgenossen

Vom 12. bis 16. September 1504 wurde in Zürich ein grosses grenzüberschreitendes Freischiessen abgehalten: «Anno domine tussind fünfhundert und im fierden jahr uff sunntag uff sant lorentzen mag habend min heren von zürich ein frigschiessen verschrieben inn alle land armbrustschützen und büchsenschützen».

Unter den über 300 Fürsten, Adeligen, Vertretungen von Städten, Orten und Talschaften in ganz Europa, welche an dieses Fest eingeladen waren, figurierte auch das Wallis. Tatsächlich besuchten einige Leute aus dem Oberwallis den Anlass, darunter auch Visperinnen und Visper: jumcker Philip von Hengarten, frow Elsbeth vom Hemgartt, Phylip vom Hengartt, Antella, Phylipen vom Heingart jungfrow, Hans, Phylip vom Heingart knecht von Wallis, jumgfrow Isabelle zur Riettmatt, Phylip vom Heingart der jung, Henselina vom Heingart, Kathrina vom Heingart.

Mit Stolz wurde auf die grosse Freigebigkeit der Zürcher Regierung hingewiesen, welche diese den Schützen gegenüber an den Tag legte, auf den schönen Verlauf des Festes, das in aller Ordnung und Einigkeit zu Ende ging. Es war das letzte grosse Volksfest der alten Eidgenossenschaft, denn nach der Glaubenstrennung gab es auch im Schützenwesen eine Spaltung: In der Folge führten die Reformierten und die Katholiken ihr je eigenes Sonderschiessen durch.

Visp als Austragungsort des Landesschiessens

1548 wurde in Visp das erste Landesschiessen durchgeführt, und zwar auf dem Schützenplatz, der später dem Bau der Schützenlaube diente, am Gräfinbiel.

Ein Gemeindeschiessen fand 1550 in Visp statt. An der Tagung der fünf Zenden vom 27./28. März 1550 im Haus von alt Landeshauptmann Jost Kalbermatter, der damals Kastlan war, richtete sich letzterer an den Kastlan, die Räte und Gemeinden des Zenden Brig: «Will üch hiermit berichten, dass wir hie zuo Visp hand ein gmein schiessen angesechen uf sontag nechst nach pfingsttag, 3 kronen mit rat gmeiner schützen uszuoteilen uch bittenden, ir wellend zuo uns komen, so irs tund urbitig zuo bschuldig. Uns uch unsern vetren befelchende.»

Nachdem 1550 der Zenden Siders das beschlossene Landesschiessen nicht durchführte, übertrug man dieses Ende April 1551 den Visper Schützen. Das dreitägige Schiessen begann am Pfingstmontag.

Bauverbot galt nicht für Schützenlaube

Nach dem Dorfbrand von 1518 schenkten die Burger Landeshauptmann Simon In Albon den Platz «Gräfinbiel» für den Bau eines stattlichen Wohnhauses. Den Boden nördlich des Gebäudes, den er nicht benötigte, gab er den Burgern zurück, dies allerdings unter der Bedingung, dass darauf nie gebaut werde und der von ihm angelegte Fussweg von der Liebfrauenkirche (untere Kirche) bis zur Vispa und zu den Mühlen am Felsen des «Gräfinbiel» den Seinen erhalten werde.

Weil der «Gräfinbiel» künftig ein Schützenplatz für Zenden- und Landesschiessen sein sollte, wurde 1534 ein Bauplatzbegehren daselbst abgewiesen und sogar verfügt, dass wer künftig dort einen Bauplatz begehre oder darin einwilligen würde, so er ein Burger wäre, solle ohne Gnad vom Burgerrecht ausgeschlossen werden.

1664 sollten die Burger dieses Gebot selbst brechen, indem sie hier die Schützenlaube erstellten, wie sie heute noch dasteht.

Erstmals Subventionen für das Schiesswesen

Kurz nach der Jahrhundertwende beschlossen der Bischof und spätere Kardinal Matthäus Schiner und der Landrat, ausser 2000 Spiessen auch 200 Musketen und 30 Zentner Schiesspulver anzuschaffen. Um dem neuen Schiesswesen überall die nötige Bedeutung zu verschaffen, verfügte der Landrat, es sei dafür den Zenden ein Beitrag «aus gemeinem Geld» zu leisten.

Gemäss Protokoll vom Winter 1559 gab der Landrat Vogt Niklaus Sterren den Auftrag, zuhanden der Landschaft für jeden Zenden (mit Ausnahme des Zenden Visp, der versorgt war) anderthalb hundert Spiesse, ebenso viele Spiesseisen und 60 Hellebarden, gutes und brauchbares Zeug, zu kaufen und herzuführen. Schliesslich kam man überein, insgesamt 2000 Spiesse zu bestellen, wie dies jeder Bote zu sagen wisse.

Kriegerische Zeitläufe im Jahr 1586 waren der Grund zur Anschaffung von Musketen. Abgesandte sollten solche in Städten und Gemeinden erwerben und dann nach Hause bringen. Je mehr Geschütz in der Landschaft sei, desto besser.

1586 wurde der Landschaft Büchsenpulver angeboten. Die vier oberen Zenden sollten von einem Visper Pulvermacher je einen Zentner beziehen.

Arbeiten an der «Visperi»-Wasserleite 1521

Am 13. März 1521 erschien Kaspar Walker im Haus des Junkers Jans de Platea in Visp und erklärte, er habe 268 Pfund als Preis für Arbeiten in der Gamsa-Wasserleite empfangen.

Der Ursprung dieser Wasserleite oberhalb von Visp, der «Visperi», ist nicht bekannt. Sicher handelt es sich um eine uralte Wasserfuhr. Das imposante Bauwerk, das der Bewässerung diente, ist kühn angelegt, windet sich streckenweise durch senkrecht abfallendes Felsgebiet und ist teilweise aus dem Felsen gehauen. Die Visperi schöpft ihr Wasser aus der Gamsa, die dem gleichnamigen Gletscher entspringt, und führt es über das obere Nanztal und durch die Eyholzer Wälder auf die Visper Fluren oberhalb der Burgschaft und in die Baumgärten. Immer wieder rissen herunterfallende Stämme oder Steine die Wasserleite in die Tiefe. Es lässt sich erahnen, unter welchen Mühen und Opfern sie gebaut werden musste. Besonders anspruchsvoll dürfte das waghalsige Felsgelände des Feetschuggens über den Seewjinen gewesen sein.

Neben den Vispern bedienten sich auch die Eigentümer im Rohrberg und in Eyholz sowie weiter oben in Glis und Gamsen an diesem Wasser. Die intensive Nutzung führte immer wieder zu Disputen und gar zu Prozessen. Regelmässige Kontrollgänge durch die Visperi-Vögte vermochten grössere Sanierungen nicht zu verhindern.

Das Visperi-Wasser wird noch immer, aber je länger desto weniger benutzt. Der Verlust seiner Bedeutung hatte vor wenigen Jahrzehnten die Stilllegung des famosen «Schlegels» zur Folge, dessen Holzteile mit ihrem Schlag das Fliessen des Wassers verkündeten. [Siehe auch Kapitel 18.24 «Neubau der Wasserleite Visperi in schwindelerregendem Gelände».]

Ulrich Ruffiner baute Visper Zendenhaus

In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts wirkte im oberen Wallis der Prismeller Baumeister Ulrich Ruffiner, der sowohl für Kardinal Matthäus Schiner als auch für dessen Widersacher Georg Supersaxo im Walliser Bauwesen intensiv tätig war. Sein aussergewöhnlich fruchtbares und vielseitiges Lebenswerk gab dem Wallis ein völlig neues Ansehen. 

1544 erhielt Ruffiner vom Zenden Visp den Auftrag, in Visp am südlichen Rand des Martiniplatzes das Zenden-Rathaus mit einem Staffelgiebel, Türfassungen und Fenstersimsen aus Tuffstein zu bauen. In diesem Gebäude hielten die Zendenräte fortan meistens ihre Sitzungen ab. Später wurde das Dach – nicht zu seinem Vorteil – abgeändert und 1708 auf der Nordseite das Visper Burgerhaus vorgebaut.

1857 verkaufte der Zenden das oberste Stockwerk an Private, an die Familie Viotti, die hier ihre Wohnung einrichtete. 1920 ging das gesamte Zenden-Rathaus zusammen mit dem Privatbesitz im obersten Stockwerk an die Munizipalgemeinde Visp über. 1934 sah sich die Burgerschaft aus finanziellen Gründen gezwungen, ihr Rathaus an die Munizipalgemeinde abzutreten. 

Das frühere Zenden-Rathaus und das zum Gemeinde-Rathaus gewordene Visper Burgerhaus mussten 1953 der Vergrösserung der St. Martinskirche weichen.

Der Tuffsteinbrunnen mit dem Steinmetzzeichen des Baumeisters erhielt als Zeuge für das Gebäude, das mehr als 500 Jahre zuvor Ulrich Ruffiner erstellt hatte, einen Platz im Carnotzet des heutigen Visper Rathauses.

1544 baute Ulrich Ruffiner am Martiniplatz das Zenden-Rathaus mit einem Staffelgiebel, Türfassungen und Fenstergesimsen aus Tuffstein (das Foto um 1948 zeigt es als weisses Haus neben der Pfarrkirche). 1708 errichtete man auf der Nordseite das Burgerhaus. 1857 verkaufte der Zenden das oberste Stockwerk an Private. 1920 ging das Zenden-Rathaus an die Gemeinde Visp über. Beides musste 1948 abgerissen werden, um der Vergrösserung der Pfarrkirche Platz zu machen.

Ohne Datum, Fotograf unbekannt, abgebildet in Fux 2005

Im gleichen Jahr wie das Zenden-Rathaus in Visp erbaute der Prismeller Baumeister Ulrich Ruffiner die Chi-Brücke oder Kinn-Brücke von Stalden. Diese Brücke erleichterte den Passverkehr zwischen Visp und den Alpenpässen Antrona und Monte Moro wesentlich; sie ist auch bald ein halbes Jahrtausend später immer noch begehbar.

© Peter Salzmann

Visp zahlte an Staldner Kinnbrücke

Noch im 16. Jahrhundert kam der Zenden Visp weitgehend für den Bau und den Unterhalt der Visper Landbrücke, der Rittibrücke in Eyholz und auch der Kinnbrücke oder Chi-Brücke bei Stalden auf.

1527 sollte die morsch gewordene Holzbrücke im Chi durch eine steinerne ersetzt werden. Weil man aber den Einheimischen solche Kunst nicht zutraute, beauftragte man den Lombarden Albertinus da Molendrino mit dem Bau. Doch die neue Brücke zeigte bald erste Risse, die zusehends auseinanderklafften, sodass das Pfuschwerk anderthalb Jahrzehnte nach seiner Errichtung infolge Einsturzgefahr abgebrochen werden musste.

Und so berief man den in Raron wohnhaften Baumeister Ulrich Ruffiner nach Stalden. Er hatte zuvor schon in Saint-Maurice gearbeitet und 1539 in Rumeling die Brücke über die Dalaschlucht erstellt.

Am 12. Mai 1544 unterzeichnete der Bannerherr des Zenden Visp, der spätere Landeshauptmann Georg Summer­matter, der damals zweifellos mächtigste und einflussreichste Mann im Zenden, zusammen mit Kastlan Anthoni Summermatter und mit Meister Ulrich Ruffiner den Vertrag zum Bau der neuen Kinnbrücke, deren kühner Bogen noch Jahrhunderte später Bewunderung erweckt.

Für die Transporte zwischen Visp als Ausgangspunkt und den Pässen im Vispertal bedeutete diese neue Verbindung in bisher unwegbarem Gelände einen bedeutenden Zeitgewinn; zudem bot sie mehr Sicherheit.

Lötschenpass-Strasse sollte auch Zenden Visp begünstigen

Die Zenden Visp, Raron, Brig, denen das Lötschental nach ihrem Sieg über Peter von Turn untertan war, und die Stadt Bern beauftragten 1519 den vielseitigen, im Wallis wohnenden Prismeller Baumeister Ulrich Ruffiner, den Lötschenpass-Weg von Ferden über den Pass nach Selden im Gasterntal oberhalb von Kandersteg zu einer Strasse auszubauen. Es sollte eine gangbare Strasse mit einer Breite von 1 Klafter oder 5 Schuhen (1,60 Meter) werden, in den Felsen gehauen und mit Stützmauern versehen. Reisende mit Kaufmannsgut sollten sie auch bei schlechter Witterung zu Fuss nutzen können. Der Meister, der sich kurz zuvor in Raron niedergelassen hatte, nahm das gewagte Projekt in Angriff. Sogar der Platz für die Gebäude auf der Passhöhe war bereits abgesteckt. Ruffiner verlangte für den Bau der Strasse und der vorgesehenen Gebäude 1500 Gulden oder Walliser Pfund.

Es kann davon ausgegangen werden, dass die Initiative dafür nicht etwa vom mächtigen Bern ausgegangen war, sondern von den Walliser Zenden. Umso mehr staunten die Berner, als die Walliser das Projekt für gescheitert erklärten. Was war geschehen?

Das Projekt scheiterte wohl an den damaligen sich rasch ändernden politischen Konstellationen: Ruffiner, der zuerst für Schiner gearbeitet hatte, wechselte – wohl aus finanziellen Gründen – zum Rebellen Supersaxo. Dieser hatte die Oberwalliser vom Nutzen einer Strasse über den Lötschenpass für die Söldnerzufuhr wie auch für den Warenverkehr vom Berner Oberland in Richtung Vispertal überzeugt. Inzwischen gewann jedoch wieder Schiner die Oberhand im Land. So blieb der Lötschenpass, wie Johannes Stumpf 1548 schrieb: «nass, rauh, unwegsam und sorglich zu wandern». Noch heute sind auf dem Lötschenpass Spuren der damals begonnenen Strasse sichtbar.

Peter In Albons Haus

Laut einem Dokument vom 6. Oktober 1552 stand das Haus genannt «Withof» in Visp «auf dem öffentlichen Platz, grenzt gegen Osten an das Land der Erben des Anton Werra, gegen Süden an das Haus der Erben des Jans de Platea und eine Werkstatt, gegen Westen an den Platz und gegen Norden an das Haus des Thomas Schuler und den Hof der Erben des Jennin Bilgischer». Erbaut hatte es Grosskastlan Peter In Albon, geboren um 1430, für seine Familie. Er starb vor Mai 1505.

Mit seinen fünf Söhnen Peter, Heinrich, Simon, Hans und Stephan teilte sich die Familie in mehrere Stämme. Die drei ersten gelangten zu besonderer Bedeutung. Simons gleichnamiger Sohn war Landeshauptmann.

Schiner setzte Forderungen durch

Am 15. März 1509 stellte Nikolaus Schiner als Dekan von Valeria der Visper Familie de Platea verschiedene Forderungen, unter anderem die Erkennung des Winterkorn-Zehnten von der Visper Brücke bis auf die Höhen von Sisetsch (Zeneggen) und den Zehnten des Winterkorns im Dorf Visp.

Die Gegenpartei, die de Platea, erachtete einzelne Forderungen als zu hoch und berief sich auf einen Beschluss von 1301.

Bischof Matthäus Schiner entschied dann zugunsten seines Verwandten, der vor ihm Bischof war: Die Familie de Platea musste die Forderungen des Dekanats erfüllen.

Glockengeläute war verbindlich

1531 rief die «Gunsel» die Burger und Einwohner durch Glockengeläute oder persönlich zu Gericht. Diesem Aufruf war strikte zu gehorchen. Heute ist Gunsel eine Bezeichnung für den Gemeindepräsidenten.

Visper Domherr

Pfarrer Anton Fuchs von Visp, zuvor Vikar in Täsch, wurde 1573 zum Domherrn in Sitten ernannt, was er bis zu seinem Tod 1596 blieb.

Visper Kastlan im Mittelwallis

1588 war der Visper Marius In Albon Kastlan von Bremis (Brämis) und Gradetzt (Granges) – der erste Visper in diesem Amt.

Das «Chatzuhüs» westlich der Vispa wurde 1528 von einem Johannes Suter oder Schuster gebaut. Heute steht an seiner Stelle eine Anlage des Erholungsraums der Gemeinde.

Nicht datiert, Fotograf unbekannt, zVg

«Chatzuhüs» 1528 erbaut

«Das am linken Ufer der Vispe alleinstehende Haus ist vom Zerfall bedroht», schrieb der Kunsthistoriker Dr. Walter Ruppen über das sogenannte Chatzuhüs, dessen Errichtung er auf das Jahr 1528 datierte. Auf einem der Dielbäume stehe nämlich in lateinischen Minuskeln hinter einer Rosette das Baujahr ‚m ccccc vlll‘ und zwischen den Hundert- und Einerziffern als Korrektur eingeritzt ‚xx‘. Der Erbauer war laut einer Inschrift auf dem gleichen Dielbaum ein «jAVNS SVTORIS», möglicherweise ein Johannes Suter oder Schuster. Der zweiräumige Grundriss stellt gemäss Ruppen «die primitivste Einteilung unseres Walliser Hauses dar. Auf die Zeit des Spätmittelalters und der beginnenden Neuzeit weisen verschiedene Details, die denn auch zum Wertvollen am Bauwerk gehören: gekehlte Firstkonsole mit Rundstab in der Kehle; ursprüngliche Giebelfensterchen über symmetrisch eingezimmerten Dielbaum-Balkenköpfen – wie überhaupt die ganze Giebelpartie intakt erscheint; leicht abgeschrägte Seitenfelder der Stubendecke; Dielbäume und Ofen.»

Ruppen ging von einer Renovation aus: «Der möglicherweise zweistöckig umgearbeitete Ofen – in dieser Frühzeit waren eingeschossige Öfen beinahe die Regel – trug die Initialen ‚I(ohannes?) S(uter?)‘ und die Jahreszahl ‚M CCCCC XXXXV‘. Als reizvolles Detail, das bei einer Restaurierung ausgewertet werden könnte, ist der in die Küche einbezogene Felsblock zu erwähnen. Die südlich an diesen Stein angeschobene Mauersockelruine von einer Behausung scheint nach den fragmentarischen Ziffern auf dem Kellertürsturz ebenfalls 1528 erbaut worden zu sein.»

Anfang der 70er-Jahre kaufte die Gemeinde die historische Liegenschaft «Chatzuhüs», um sie in den Erholungsraum Ennet der Vispa zu integrieren. Zu diesem Zeitpunkt stand das Haus schlicht gesagt vor dem Zusammenbruch und bildete für herumspielende Kinder eine ernsthafte Gefahr. Da eine Renovation aus berechtigten Gründen nicht infrage kam, wurde die Ruine abgebrochen. Aus dem Mauerwerk wurden eine Ofenstelle und WC-Anlagen für die Besucher.

Visper Prominenz von A bis Z: Anthamatten – die Familie der Grosskastlane

Anthamatten, vom Weiler Thamatten, war eine bekannte Familie des Saastals, die um 1570 Aufnahme in die Visper Burgerschaft fand. Simon an Thamatten war 1531 Grosskastlan des Zenden Visp. Dasselbe Amt bekleideten Theodul um 1537 und Thomas 1543. Bartholomäus war 1544 Kastlan von Lötschen-Gesteln und 1549 Grosskastlan des Zenden Visp.

Peter arbeitete um 1524 als Goldschmied in Sitten, fand im alten Tag noch zur Politik und schaffte es 1561 und 1567 zum Grosskastlan des Zenden Visp. Johann schliesslich bekleidete dieses höchste Amt im Zenden zwischen 1675 und 1696 gleich sechsmal.

Später, im 18. Jahrhundert, kam auch ein Anthamatten von «zum Lerch», einem Weiler von Randa, in den Zendenhauptort. Dieser Zweig wurde 1904 in Visp eingeburgert. Johann Anton war 1710 Domherr in Sitten, Johann Bartholomäus war apostolischer Notar, Kanzler des päpstlichen Nuntius in Luzern sowie von 1750 bis 1782 Pfarrer von Saas.

In der Mitte des nördlichen Aufstiegs zur unteren Kirche liess Theodul Critzer, Kastlan von Visp, 1575 dieses Haus bauen. Es war eines jener prächtigen Wohnhäuser, die nach dem grossen Dorfbrand von 1518 unter Einbezug der Brandruinen neu errichtet wurden.

© Peter Salzmann

Theodul Critzer, zweithöchster Walliser, baute das Critzer-Haus

«Dieses Werk liess machen der vorsichtige Mann Theodul Critzer, Kastlan von Visp, da ihm Christina, Tochter des Jans Zmilachern, 16 Kinder geboren hatte. Im Jahr des Herrn, 1575, seines Alters 66 Jahren.» So lautete eine Inschrift im stattlichen Gebäude, das in der Mitte des nördlichen Aufstiegs zur unteren Kirche steht.

Das Haus von Theodul Critzer (Krytzer) im Norden des Gräfinbiel war eines jener prächtigen Wohnhäuser, die nach dem grossen Dorfbrand von 1518 unter Einbezug der Brandruinen neu errichtet wurden.

Theodul Critzer, 1509 geboren, war ein angesehener Burger, der auch politische Ämter bekleidete. Er war der älteste Sohn von Jans Critzer und Anna aus dem vornehmen Visper Adelsgeschlecht der de Platea (am Hengart).

Um 1540 heiratete er die in Lalden wohnende Visper Burgerin Christina Zmilacher, Tochter des Johann.

Von den 16 Kindern der beiden weiss man wenig. Sohn Johann hinterliess die Tochter Christina, die im Taufbuch von Visp mehrmals als Gattin des Visper Bannerherrn Niklaus Im Eich erwähnt ist. Er war mehrmals Ammann der Talschaft Geren, Visper Burgermeister, Grosskastlan des Zenden und Abgeordneter im Landrat sowie Kastlan der Herrschaft Niedergesteln-Lötschen. 1570/71 erklomm er die zweithöchste weltliche Würde des Wallis; er wurde Statthalter des Landeshauptmanns Anton Kalbermatter. Am 22. September 1576 handelte er auf «Grawbül» (Gräfinbiel) als einer der beiden Kirchenvögte der unteren Kirche. 1587 traf er in Visp, im Haus des Landeshauptmanns Johann In Albon (heutiges «Altes Spittel») als Zeuge auf.

1665 wurde das Haus an Johann-Bartholomäus Sterren von Visp verkauft. In Visp erlosch das Burgergeschlecht Critzer 1687 mit dem Tod von Nikolaus Critzer, der 1681 als amtierender Kastlan von Baltschieder-Gründen den Johann Fellmatter wegen Hexerei zum Feuertod verurteilt hatte.

Die Familie Franz Bonifaz Bilgischer und Anna-Maria Jossen bewohnte im 19. Jahrhundert einen Teil des Hauses.

Mit viel persönlichem Einsatz erneuerten die damaligen Besitzer das Haus in den Jahren 1982 bis 1984. Seither erstrahlt es wieder in seinem ursprünglichen Glanz.

Die Critzer, auch Crützer oder Kreuzer, gehören zu den ältesten und bekanntesten Familien der Burgschaft Visp. Als ersten fand man in den Urkunden einen Johann Kreuzer, Schwiegersohn des Wilhelm de Scala (1372).

Im 15. Jahrhundert, 1434, gab es Johann, Sohn des Anton, und 1439 eine Aldisia Krutzer, die mit anderen Wohltätern in der Unteren Kirche von Visp ein Jahrzeit stiftete. Im Verzeichnis der Burger von Visp von 1702 ist kein Krützer mehr zu finden.

Das Critzer-Haus von 1575.

© Christian Pfammatter

Imwinkelried besassen «Wichenrieders Boden»

Im 16. Jahrhundert liess sich ein Zweig der Familie Imwinkelried von Zeneggen in Visp nieder. Die Imwinkelried erwarben das Visper Burgerrecht und betätigten sich auch politisch. Zudem gaben sie für eine gewisse Zeit dem Grundstück, das sie erworben hatten, den Namen «Wichenrieders Boden». Dieser befand sich im Raum des heutigen Mengis-Hauses und der westlichen Rathausstrasse. Schon im folgenden Jahrhundert starb die Familie in Visp aus.

Jost Kalbermatter junior

Ebenfalls Jost hiess der Sohn des Landeshauptmanns Jodok Kalbermatter. 1573 und 1574 war er Landvogt von Saint-Maurice, dann Bannerherr von Visp und bis zu seinem Tod 1580 Kastlan von Visp.

Anton Lochmatter Parteigänger Schiners

Anton Lochmatter erwarb 1505 das Burgerrecht von Visp und war hier 1513 und 1526 Grosskastlan. Als solcher dürfte er den Meierturm im Hofji bewohnt haben, denn damals hatte dieser immer noch die Funktion des Zenden-Rathauses. Das hatte zur Folge, dass der Turm vorübergehend fälschlicherweise als Lochmatter-Turm bezeichnet wurde. 1513 war Lochmatter Bote zum Landrat und öffentlicher Parteigänger von Kardinal Schiner.

Owlig dankte als Vogt ab

Am 7. Dezember 1589 dankte Adrian Owlig, Burger von Visp, als Landvogt von «St. Moritz» ab und bat den Landrat, man solle das Amt mit einem anderen «ripfen und wohlverstendigen Landmann» versehen.

Johann Perren, Syndikus und Grosskastlan

Johann Perren war mehrmals als Hauptmann im Piemont, 1592 und 1607 Grosskastlan von Visp und öfters Syndikus von Visp. Er starb 1611. Der Name Perren, aus Zermatt stammend, ist in Visp schon seit 1328 unter den Burgern aufgeführt.

Roten für In Albon

Johannes Roten von Embd, der von 1514 bis 1518 als Vikar, Kaplan und Altarist in Visp tätig war, verfasste eine heute nur mehr in zwei Fragmenten erhaltene Beschreibung der Diözese Sitten, die er 1523 dem Humanisten Simon In Albon widmete.

Johann Stecken, der Habgierige

Noch vor Nikolaus Im Eich legte sich ein Visper mit der Gommer Bevölkerung an: Gemäss einem Akt von 1550 besass Johann Stecken von Visp im Blaswald bei Ulrichen Güter. Er wollte sich jedoch deren mehr aneignen als die Übrigen. Die damaligen Gewalthaber Peter Nater und Thomas Werlen zogen ihn aber sogleich vor das Gericht zu Münster, wo es vor dem Meier Peter von Riedmatten zur Aussöhnung kam. Dies gelang allerdings erst, nachdem der Angeklagte das feierliche Versprechen abgegeben hatte, dass er sich in Zukunft nicht mehr Gemeinderechte anmassen wollte als andere, ansonsten würde er zur Strafe seiner Widersetzlichkeit sofort aus der Zunft ausgestossen.

Schrieb Zermatter Freiheitsstatuten und starb

Am 25. Januar 1540 versammelten sich die Zermatter Bürger in ihrer Kirche. Johann Wyestiner, ein aus Zermatt stammender, in Visp wohnhafter Notar, war mit der Erarbeitung der Statuten des freien Meiertums beauftragt worden. Er wurde jedoch plötzlich vom Tod überrascht.

Wer Mitte 16. Jahrhundert den Ton angab

Der Oberwalliser Historiker Dionys Imesch listete jene Personen auf, die in der Zeit von Nikolaus Im Eich in Visp das Sagen hatten: In einigen Häusern lebten noch halb vergessene Abkömmlinge der alten Familien, die Gewalt übten. Das Regiment aber lag bei den «fürsichtigen und schaubaren» Herren, bei Nikolaus Im Eich, beim Bannerherrn Johannes Zum Felach, der von Törbel stammte, und bei Jodok Kalbermatten.

Zur zweiten Garnitur gehörten Ammann Theodul Krytzer, die Notare Egid Wyestiner, Caspar Albertin und Heinrich In Albon, der Landvogt Riedin und der Kaufherr Maffei. Diese Leute waren wohl angefeindet und vielfach beneidet, aber sie gaben den Ton an.

Erster Stammbaum der In Albon

1553 stellte der damals 26-jährige Heinrich In Albon einen Stammbaum seiner Familie in Visp auf, den ersten bekannten Stammbaum einer Walliser Familie.

Vogt von Hochtal

1546 wurde Theodul von Riedmatten Landvogt von Hochtal. Offenbar waren im Unterwallis und noch weiter unten die Visper an der Reihe.

Rarner Notar in Visp

1539 war Notar Stefan Zentriegen von Raron in Visp wohnhaft.

Netzwerk dank Kindstaufe

Der Sohn des langjährigen Landschreibers Martin Guntern, Hildebrand, ist ein Musterbeispiel für die Schaffung eines Netzwerks bei der Taufe: Nicht weniger als sieben Personen hoben Hildebrand aus der Taufe, vier Männer und drei Frauen, nämlich Hildebrand von Riedmatten, der nachmalige Bischof, der damals noch Domherr und Sakristan war, der edle Petermann de Platea, Kastlan von Sitten, Adrian Rubini, alt Kastlan Johann Kalbermatter, Landschreiber, Margareta Triebmann, Frau des ausgedienten Hauptmanns Anton, Christina geborene Waldin, die Frau des Bannerherrn Johann von Roten, und Anna, die Tochter von Christine, der Schwester von Gunterns erster Frau.

Die reinsten Tugendbolde in den Protokollen

Protokollführer bei Gerichtsverhandlungen schrieben Vorsitzenden, Klägern, Beschuldigten und Zeugen im 16. Jahrhundert allerhand noble Eigenschaften zu: das verehrungswürdige Domkapitel, die klugen und verschwiegenen Männer, die rechtschaffenen Zeugen, der erlauchte Mann, der edle Mann, der ehrende Jodren Schalbetter, der fromme, ehrsame und weise Anthon Schmid, die löbliche Gmeindt, der offene Schreiber, der grossmächtige, fromme, ehrsame und weise Niklaus Im Eych, die erlauchten und schaubaren Männer, die auserlesenen und umsichtigen Männer, die ehrsamen und bescheidenen Männer, die vorsichtigen und geehrten Herren – im Jahre 1599 nach der heilbringenden Menschwerdung des Herrn.

Der Einzieher war auch Schuldner

Ein Mitglied der Familie Lambien führte in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts folgende Personen in Visp als Bekannte und Geschäftsfreunde auf:

  • Thomas Schuler der Ältere, Schuldner, 1564–1567
  • Anton Lochmatter, Fuhrmann des Bischofs, 1567
  • Hans Lochmatter, Schuldner, 1564
  • Der Sohn des Landeshauptmanns Kalbermatten, 1565
  • Pfarrer Peter Kaufmann, 1563–1570
  • Sein Nepot Anton, Winzer, 1564
  • Sein Nepot, Rektor G. Eusebii, 1564
  • Sein Diener Peter, 1570
  • Landeshauptmann R. Im Eich, Weinkäufer, 1563–1569
  • Sein Diener Anton, 1564
  • Egid Schuhmacher, Einzieher und Schuldner, 1563
  • Theodul Kritzer, Kastlan, 1567
  • Johann Sinfresius, Vikar, 1565
  • Nikolaus Wichenrieder, Schuhmacher, 1569
  • David Lochmatter, Rektor in Sitten, 1563–1565
  • Der edle Knabe Hans de Platea, Schuldner, 1567
  • Johann Lambien, Patenkind Lambiens, 1570
  • Notar Johann Zum Felach, 1564.

Vertretung des Zenden im Landrat 1564

Am Weihnachtslandrat 1564 in Sitten unter Landeshauptmann Peter Allet war der Zenden Visp durch den ehemaligen Landeshauptmann Im Eich, den Kastlan Bartholome Indergassen und Peter In Albon, alt Kastlan, vertreten. Unter anderem wurde wieder einmal darauf hingewiesen, wie viele Strassen in der Landschaft vielerorts gefährlich und unbedingt verbesserungsbedürftig seien.

Informationslieferanten für Chronisten und Kartografen

Wertvolle Angaben über Geschichte, Geografie, Politik und Wirtschaft des Wallis erhielt Sebastian Münster für seine Kosmografie von Johannes Kalbermatter (1495–1551). Kalbermatter, in der Zeit des Trinkelstierkriegs Walliser Landeshauptmann, war ein Neffe von Bischof Adrian I. und Schwager des Jodok Kalbermatter.

Johann Schalbetter, aus dem Vispertal stammend und in Sitten als Geistlicher wirkend, arbeitete eng mit Sebastian Münster zusammen. Dessen Karte, die älteste kartografische Darstellung des ganzen Wallis, war für ihre Zeit, vor 1536, eine hervorragende Leistung. 1578 wurde sie von Gerhard van Jode verkleinert und unter dem Namen Schalbetters herausgegeben, mit einer zweiten Auflage 1593.

Als «Walliser Landt» bezeichnete Aegidius Tschudi den heutigen Kanton auf seiner Landkarte von 1559, deren Original in der Kantonsbibliothek in Sitten einzusehen ist.

Galgen bei Visp kartografiert

Auf einer Pergamentkarte des Wallis von Johannes Stumpf sind zwei Galgen eingezeichnet, einer bei Glis und einer bei Visp, ebenso die Landwehr bei Gamsen.

Schiner setzte Forderungen durch

Am 15. März 1509 stellte Nikolaus Schiner als Dekan von Valeria der Visper Familie de Platea verschiedene Forderungen, unter anderem die Erkennung des Winterkorn-Zehnten von der Visper Brücke bis auf die Höhen von Sisetsch (Zeneggen) und den Zehnten des Winterkorns im Dorf Visp.

Die Gegenpartei, die de Platea, erachtete einzelne Forderungen als zu hoch und berief sich auf einen Beschluss von 1301.

Bischof Matthäus Schiner entschied dann zugunsten seines Verwandten, der vor ihm Bischof war: Die Familie de Platea musste die Forderungen des Dekanats erfüllen.

Zenden tagte nicht immer in Visp

1554, 1559 und 1569 fanden die Ratstage des Zenden Visp im In Albon-Haus im Unnerdorf von Stalden statt.

Visp in den Augen des Johannes Stumpf

Anno 1586 schilderte Johannes Stumpf Visp und dessen nächste Umgebung in seiner Chronik folgendermassen: «Der dritt Zenden und Gemeind des Lands zu Oberwallis ist der herrlich Hauptfleck Visp (Vespia), mit seinen zugehörigen Tälern und dörffern. Diser fläck liegt ein Meyl wegs auf zwo stund fusswegs under Brig auf der linken seiten. Dises Wasser hat im Gebirg gegen Mittag zwen ursprüng und auch etwa weit zwey talgegend. Der erst ursprung erhebt sich gege dem Fürstenthumb Meyland / in dem hohen Gebirg, genent Mons Martis, und lauft durch das Sassertal herab. Der ander ursprung und der grösser erhebt sich auch gegen Mittag / doch ein wenig gegen Nidergang. In disem Tal ligt ein Pfarr aller nähest under den ursprung genent Matt darvo wirt dz tal Mattal geheissen / ligt vier Meil wegs ob Visp. Beim Dorf Stalden kommen beyde flüss zusammen / und wird genennt die Vispa. Eine kleine meyl wägs under Stalden und dem zusammenfluss der wasseren ligt visp der hauptfläck / darunder falt der fluss in den Roddan.»

Jahresabrechnung eines Landvogts

Gemäss Protokoll eingereichte Jahresrechnung zuhanden des Landrats von 1559: «Abrechnung von Anton Sterren, Landvogt von Monthey, für das erste Jahr seiner Vogtei. Einzüge: 350 Florin; aus der Gerichtsbarkeit von Vionnaz: 100 Florin; aus dem Zehnten von Roses: 20 Florin. Wegen der ‚glibte‘ hat er sich an die Kommissäre gewandt; die sollen darüber den Landleuten Rechenschaft geben. Von der Toten Hand ist erst kürzlich, vor etwa acht Tagen, etwas fällig geworden. Der Landvogt soll es in seiner nächsten Abrechnung verrechnen. Summe der Einzüge: 470 Florin. Ausgaben, die Besoldung des Landvogts inbegriffen: 184 Florin. Er bleibt 286 Florin schuldig. Davon erhält jeder Zenden 40 Florin, das macht 8 italienische Kronen, die Krone zu 5 Florin gerechnet. Das Banner von St. Moritz erhält 6 Florin.»

Visper Zendensiegel verloren

1577 musste sich der Landrat in Sitten mit einer Klage des Zenden Visp befassen. Die Visper hatten fünf Jahre zuvor in Zürich ihr Zendensiegel durch einen «kunstrichen» Goldschmied in Zürich stechen lassen. Der Bote, der das Siegel abholte, sei im Dorf Schwyz in ein öffentliches Wirtshaus eingekehrt, wo er auch übernachtet habe. Dort sei ihm widerrechtlich das Bündel geöffnet und das Siegel, «ihr höchst und fürtrefflichst kleinot», entnommen und zurückbehalten worden.

Da es möglich sei, dass dort inzwischen mit dem Zendensiegel einige Briefe versiegelt wurden, solle man den Bundesschwur verweigern. Der Landrat beschloss diesbezüglich in Schwyz zu intervenieren.

Eggerberg wegen Kirchenbesuchs in Visp angeklagt

1581 wurde die «bergstatt» Eggerberg von Natischer Seite beschuldigt, «das sy mehrteils die Kirchen zu Visp besucht, ihr neugeborne Kinder dahin getauft, auch die abgestorbenen Leichnam zu erden bestattet, … zudem auch durch freiwillig angenommene Tagungen äussere Zendengericht mechten besucht haben». Um aber «selbigem, ingerissenen Missbrauch» zu beenden und die «Gerechtigkeit des Zendens» zu erhalten, wurde es als notwendig erachtet, dass Kaspar Brindlen eine Untersuchung aufnehme, ob sich diese Anschuldigungen als begründet erwiesen.

Der Kastlan berief daher am 8. Februar 1581 die Vertreter von Eggerberg vor sein Gericht in Brig und hielt ihnen vor, dass Eggerberg längst der Pfarrei Brig und umgekehrt Visperterminen Visp zugeschlagen worden sei. Der Entscheid war 360 Jahre zuvor erfolgt; allerdings waren die Eggerberger nie um ihre Meinung dazu gefragt worden.

Gleichzeitig versprachen sie, sich in Zukunft als Kirchengenossen von Glis – inzwischen hatte man Eggerberg von der Pfarrei Naters zur Pfarrei Glis verfügt – und als Mitglieder des Zenden Brig treulich zu halten. Das Gericht erwies den Eggerbergern Gnade. Als Strafe hatten sie für diesmal die Strasse oberhalb der Landmauer in Gamsen aufzufüllen oder dafür 7 Kronen zu zahlen und an die Kosten dieses Gerichtstags 26 Kronen zu entrichten.

Im Toggenburgerkrieg sollen die Soldaten des Zenden Brig sogar unter der Fahne der Gemeinde Eggerberg ins Feld gezogen sein.

Das Nanztal, das damals noch ganzjährig bewohnt war, und Visperterminen hatten bis 1221 zur Pfarrei Naters gehört. Dann soll dieses Gebiet von der Pfarrei Naters abgetrennt und der Grosspfarrei Visp zugesprochen worden sein, dies im Austausch gegen Eggerberg. Grund dafür soll ein Begehren der Terbiner gewesen sein, die sich über den langen Kirchweg beklagten, der offenbar beim Hüoterhüsi vorbeiführte und vor allem im Winter kaum begehbar war; es waren dort sogar tödliche Unfälle zu beklagen.

Die «Rochade» war begreiflicherweise nicht im Sinn und Geist der Eggerberger. So zeigten sie bisweilen das Bestreben, sich sowohl von der Pfarrei Naters als auch vom Zenden Brig wieder abzusondern und sich kirchlich und politisch Visp anzunähern, wie es die geografische Lage und der gesunde Menschenverstand denn auch geboten hätten. Aus einem Schiedsspruch vom 9. Juli 1312 geht hervor, dass die Gemeinde Eggerberg damals der Gerichtsbarkeit der edlen Herren Amadeus von Raron und Guido von Urnavas (Naters) unterstand.

Gerüchte streuen wurde bestraft

Um 1572 fasste der Zendenrat von Visp folgenden Beschluss: Etliche Personen haben das Gerücht verbreitet, in St. Leonhard und Entremont herrsche die Pest. Der Richter solle diese Personen ausfindig machen und nach Verdienst bestrafen. Damit wurde bereits das Streuen von Gerüchten bestraft, die Unsicherheit und Angst verbreiteten.